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2.3.1

 


Corinna Pette: Materialien zur Untersuchung 'Romanlesen als Dialog. Subjektive Strategien zur Aneignung eines literarischen Textes'

Inhalt | Einleitung | 2 | 2.3 | 2.5

 


2.3 Datenmaterial: Frau C.

2.3.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

 

5

 

 

 

I

also was- worum's mir jetzt geht das wär dass Sie 'n bisschen erzählen, (-) welche Bedeutung für Sie Bücher und Lesen so über ihr Leben gehabt haben. und dazu gehört für mich so ob Sie sich so erinnern in Ihrer Kindheit wie 's ob 's da Bücher schon wichtig waren ob Ihre Eltern gelesen haben ob man Ihnen vorgelesen hat ob Sie sich so an bestimmte Situationen erinnern können wo Bücher in Ihrem- auch mit bestimmten Büchern vielleicht wo die 'ne Rolle gespielt haben und wie Sie heute so mit Büchern umgehen was das für Sie bedeutet. und ich würd einfach ähm Fragen stellen wenn ich noch Fragen hab aber Sie erzählen einfach erstmal so

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L

mhm, also Bücher waren für mich immer sehr sehr wichtig ich würd sagen wenn mer- also von Gegenständen ausgeht waren Bücher für mich un sind's heut noch im Grunde genommen das Wichtigste in meinem Leben. äh es hat- in meinem Elternhaus äh- waren Bücher sehr wichtig, ich komm aus 'ner Familie die mer so dem Bildungsbürgertum zurechnen würde, mein Vater war Professor an 'ner Fachhochschule und zu Haus gab's erschtmal sehr viele Bücher, es isch uns vorgelesen worden also ich kann mich von drei Jahren ab erinnern was man mir vorgelesen hat, ich konnte sehr früh selber lesen so mit sechs Jahren hab dann äh eigentlich von da ab Bücher g'lesen äh also an Büchern fällt mir ein z.B.von der Josephine Siebe die Kasperle-Bücher oder von der Else Ury die Nesthäkchen-Bücher

 

I

ham Sie die selber gelesen oder sind die Ihnen *vorgelesen worden*

 

 

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L

*die hab ich* selber g'lesen also ich hab dann eigentlich- vorgelesen worden is mir eigentlich so bis ich fünf Jahre alt war und von dort ab hab ich eigentlich selber g'lesen ich hab dann auch sehr schnell diese alte Schrift lesen können äh und hab dann eben diese Nesthäkchen-Bücher zum Beispiel von meiner Mutter dann glesen, dann die Oberreuter / ((von)) und dann hab ich natürlich auch so als gesondert in der Schule dann in der Einschulzeit Enid Blyton zum Beispiel Hanni und Nanni *und diese ganzen Geschichte*

 

I

*wie alt waren Sie da?*

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1

(S.2)

 

5

L

da war ich vielleicht so acht neun Jahre alt. die Nesthäkchen-Bücher hab ich au in dem Alter angfangen zu lesen Kasperle-Bücher auch da sind mir die Ersten noch vorglesen worden aber dann hab ich sie eigentlich selber gelesen. ich hab dann so mit dreizehn vierzehn angefangen praktisch mein ganzes Taschengeld für Bücher auszugeben. und hab ((lacht)) des sind- mach eigentlich auch heut noch geb ich sicher viel mehr Geld für Bücher aus als für Lebensmittel und so weiter aus. ich hab dann eigentlich von dem Alter an äh- hab ich dann auch so 'ne Stammbuchhandlung des isch auch was was ich heut noch hab und was ich in jeder Stadt selbst wenn ich kürzlich auch // ((ich war)) kurze Zeit in W.- ich war ein Jahr in L. ähm selbst wenn ich nur kurze Zeit in 'ner Stadt bin hab ich immer 'ne Stammbuchhandlung auch in Städten in denen ich öfter bin weiß ich da war ich in der und der Buchhandlung schon mal und dann geh ich dann immer wieder hin. also des isch für mich was Wichtiges, ich weiß auch zum Beispiel welche Bahnhöfe gute Buchhandlungen haben also zum Beispiel Köln oder Karlsruhe da weiß ich wenn ich da Aufenthalt hab da geh ich jetzt rein und guck mal was es Neues gibt ja

 

I

ja, wo waren Sie denn in L.? was war da Ihre Stammbuchhandlung?

 

L

das B.

 

I

da hab ich mal gearbeitet

 

 

((L und I lachen gemeinsam))

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L

un des- des äh also das sind so Sachen die ähm (-) also des isch im Grunde genommen auch ritualisiert mit 'n- mit 'n- mit 'n Büchern, ich bin ja natürlich als Kind dann auch in die Stadtbücherei gegangen hab mir dann dort Bücher ausg'liehen. es war bei uns zu Hause auch so dass wir ähm zum Beispiel für ein Zeugnis eigentlich immer Bücher kriegt ham. also insofern ähm hab ich au so- hab'n Bücher für mich auch so 'n gewissen Belohnungseffekt.

 

I

Sie sagen wir haben Sie Geschwister?

 

 

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25

L

ich hab zwei jüngere Schwestern. ähm des- die eine ist drei Jahre jünger die andere ist neun Jahr jünger. und des war eigentlich auch von Kindheit auf so und des is was- des geht mir auch heute noch so also wenn ich zum Beispiel ähm des Gefühl hab ich muss mir was Gutes tun oder so dann- dann geh ich net in in 'ne- 'ne Boutique oder so sondern eher in 'ne Buchhandlung. ja ich hab denn äh wie gesagt in der Schulzeit eben auch viel glesen hab mir dann au überlegt ob ich- ob ich Germanistik studieren sollte, und dann fing des aber- wir hatten dann auch in der Schule schon so 'n- so 'n Literaturkreis über die- über die Klassengrenzen hinaus ham mer uns äh bei 'nem Deutsch-Lehrer über drei oder vier Jahre hinweg einmal im Monat abends getroffen un über 'n bestimmtes Buch g'sprochen.

 

I

das is ungewöhnlich ne?

 

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L

((räuspert sich)) ja des is ungewöhnlich aber das gab's damals und das war eine gute Idee von dem der hat also Leute die er- wo er wusste dass die sich dafür interessieren dazu eingladen.

 

I

wie alt waren Sie da dann ungefähr?

 

 

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1

L

da war ich sechzehn also das war 's ging so mit sechzehn etwa los und dann halt bis zum Abitur. und dann wie gesagt hab ich mir überlegt ob ich Germanistik studiere, dann fing des aber damals- ich hab vierundsiebzig Abitur gemacht ich bin Jahrgang fünfundfünfzig hab also vierundsiebzig Abitur gemacht, und da wurde des schon leicht schwierig mit dem Lehramtsstudium. also da wusste mer es geht im Moment noch aber wenn die die jetzt anfangen fertig sind wird's eng. (-) und dann ich hab mich für Medizin interessiert immer schon hatte auch so 'ne Krankenpflegehelferinnenausbildung während der Schule gmacht und hab dann ebe beschlosse ich studier Medizin weil des war damals eben noch klar da- damit kann man den Lebensunterhalt verdienen isch ja jetzt heut au nimmer so. und ähm ich hab dann aber- ich hab hier in G. auch studiert, und hab dann von Anfang an eigentlich äh bei Germanistikseminaren mitgemacht. ich hab zwar nie 'ne Prüfung gemacht aber ich hab eben zu- zu Autoren die mich interessiert haben dann ähm Germanistikseminare g'macht.

(S.3)

I

fallen Ihnen da noch 'n paar Autoren ein?

 

L

ja also vor allem Thomas Mann, das isch einer meiner Lieblingsautoren und ich weiß nicht ob Sie den Herrn S. kennen

5

I

ja

 

 

 

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L

von der Uni? der hat der war damals 'n- 'n relativ junger Assistent noch net habilitiert und sein Spezialgebiet war eben Thomas Mann da hat er auch sei Habilarbeit- hat er nachher drüber geschrieben und da hab ich äh mindestens drei also an vier erinnere ich mich ja eigentlich, des fing an mit den Buddenbrooks en Seminar und dann Joseph und seine Brüder dann Doktor Faustus und Lotte in Weimar also da hab ich regelmäßig des dann mitgemacht ich hab dann auch mal beim Herrn C. den werden Sie wahrscheinlich au kennen wenn Sie sich mit- mit- mit Medien?

 

I

*der Namen kommt mir sehr bekannt aber persönlich kenn ich ihn nich*

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L

*der Herr C. der war*- der isch ja jetzt sehr bekannt aber er war damals auch noch recht jung und hat hier ne Lehrstuhlvertretung gemacht und der machte damals 'n Seminar über Goethes Wahlverwandschaften des öh (-) dann war ich auch beim B. in der in 'n Vorlesungen und so also ich hab eigentlich praktisch das ganze Studium lang dann- dann nebenbei noch immer Germanistik gemacht au in dem Jahr als ich in L. war (-) da war- wenn Sie in L. gearbeitet haben werden sie ihn vielleicht dem Namen nach kennen nämlich den R.

 

I

ja den kenn ich sehr gut

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L

((lacht)) bei dem hab ich damals als ich dort war ein Seminar gemacht über Nestroy (-) des war- war super, ich hab zwischendurch in W. studiert und hab deshalb ähm dann auch so Vorlieben gehabt für- für österreichische Literatur des hat sich eigentlich bis- bis heut erhalten (-) ähm und hab dann damals in W. eigentlich schon Zugang gekriegt zu dem was ja in der österreichischen Kultur aber auch bei uns noch 'ne Riesen- Rolle spielt jüdischen Autoren. und auf diese Art bin ich äh- au dann zum Judentum- also dazu gekommen mich für 's Judentum zu interessieren obwohl ich selber Protestantin bin und da auch sehr engagiert (-) und hab dann eigentlich immer mehr äh vor allem auch jüdische Autoren gelesen was ich sowohl in der Literatur als au äh als Sachbuchautoren.

 

I

und welche zum Beispiel? fallen *Ihnen da noch ein?*

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L

*ja also* sowohl aus dem Europäischen also zum Beispiel jiddische Autoren noch, dann zum beispielsweise Singer- die Brüder Singer, dann hab ich in den letzten Jahren als dann mehr übersetzt wurde vel- viel israelische Au- Autoren gelesen Yehoshua Shabtai Amos Oz äh (-) na da gibt's ne ganze Reihe. Meir Shalev ich weiß nicht ob Ihnen die Namen

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I

doch die sagen mir auch schon viel ((lacht))

 

 

 

L

und äh (-) hab dann aber au alte Sachen also Agnon zum Beispiel gelesen.(-) in meiner W.er Zeit da hab ich vor allem dann Schnitzler und den von Hoffmannsthal, hab des dann au viel glesen und einer der- von den österreichischen Autoren der mir eigentlich immer sehr viel bedeutet hat isch der Doderer.

1

I

hab ich noch nie was von dem gelesen

(S.4)

 

5

L

ja die sind ziemlich gewichtig dem seine Sachen aber, also zum Beispiel die Strudlhofstiege isch en- isch ein wunderbares Buch. ich hab dann ähm außer diesen- diesen Germanistikseminaren äh angfangen teilzunehmen schon vierundsiebzig als ich hierher kam gab's des schon, es gibt ja im Studium generale, dieses Seminar über deutsche literarische Neuerscheinungen.

 

I

ja

 

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L

und da bin ich eigentlich seit seit vierundsiebzig mit gewissen Unterbrechungen wo ich eben dann weg war, regelmäßig dabei. und des hab ich auch so über die Jahre (-) dann mitgemacht

 

I

lesen Sie die Sachen vorher?

 

L

ja ja

 

I

oder, voll. also Sie gucken dass Sie 's vorher gelesen haben?

 

L

ja ja also des hat auch nur ein Sinn, ich weiß nicht ob sie schon mal dort waren.

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I

ich hab's noch nie geschafft

 

L

äh also *des isch- des isch- des isch en *

 

I

*weil ich's noch nie geschafft hab die Sachen vorher zu lesen*

 

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L

en Literaturtreffen wo's eigentlich um die Diskussion der Teilnehmer geht, des isch kein- kein Frontalseminar dass- dass man da irgendwas beigebracht kriegt über- über 'n Buch, sondern, da hat mer eigentlich nur was davon wenn man das Buch vorher gelesen hat. und des da- ich weiß nicht das erste Buch das wir damals in den siebziger Jahren gelesen haben war von Thomas Bernhard Frost (-) und des Kalkwerk ich weiß nich mehr genau mir haben beides da glaub gelesen und des geht eigentlich bis jetzt das letzte Buch war jetzt erst v- vor vierzehn Tagen oder drei Wochen haben wir von der Erica Pe- Pedretti äh engste Heimat gelesen, un dann zwischendurch das vorletzte war vom Schindel gebürtig der ja auch en- en jüdischer Autor ist 'n- 'n junger jüdischer Autor ja en relativ bekanntes Buch ein recht interessantes Buch, ja und dann äh dann hab ich auch sowohl in der Volkshochschule als auch beim- beim Katholischen Bildun gswerk gab's zeitenweise recht interessante Literaturkurse also ich hab dann zum Beispiel mal einen gemacht über- grad über die Strudlhofstiege von Doderer des ging dann zehn Abende über dieses Buch (-) und mal einen über- über Wilhelm Meister, über Joseph Roth, Thomas Bernhard, (-) in der Volkshochschule mal über Hesses Glasperlenspiel wobei ich sagen muss dass Hesse nicht so mein Ding ist (-) und äh über Rilke (-) ja. Lieblingsautor war eben wie gesagt sehr lange Thomas Mann, (-) äh, dann- äh also mein absolutes Lieblingsbuch isch eigentlich der Zauberberg, das hab ich schon mindestens vier- oder fünfmal gelesen, war auch schon in Davos, in dem- in dem äh ehemaligen Zauberberg was- was jetzt 'n Hotel is ///

 

I

da muss ma ja hin wenn ma den mag

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1

(S.5)

 

5

L

ja, und des hat mir irgendwie- des hat mir dann eigentlich sehr gefallen und ich bin auch ganz gern nach Davos gefahren, weniger wegen Thomas Mann sondern weil 's da- weil 's da schön ist. und dann eben da- die Strudlhofstiege von Doderer des is einer meiner Lieblingsautoren (-) ja, ich les natürlich net nur Romane ich les auch relativ viel Biografien weil's mich // Roland Stern /// (--) also ich würd sagen ich les etwa (-) etwa halbe halbe (-) Romane und /. was ich nicht gerne les eigentlich oder selten les sind Erzählungen, des isch einfach- ähm ich hab's gern wenn ma in 'ne- in 'ne- (-) in so 'n- in so 'ne literarische Welt wirklich reingezogen wird und- und da auch 'ne Weile drinbleiben kann. also am am wenigsten gern mag ich äh die- diese amerikanischen short stories ja,

 

I

ich denk es gibt- also mir geht's ähnlich aber ich hab-

 

L

ah des isch verschieden, also es gibt Leute die- die- die- die natürlich sagen es is die- die- die Form der Kurzgeschichte is es ja? aber

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I

also es gibt wenig Gute. also find ich. äh aber äh ich m- mach auch so die Erfahrung also wer wirklich eingeflei- also wirklich mit Begeisterung Romane liest, der kommt mit Erzählungen oft nicht so klar das is so 'ne Erfahrung die ich (-) *schon öfters gemacht hab*

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L

ja, des mag sein, also mir *geht's extrem so* mir geht's extrem so und was ich ganz wenig les is Lyrik (-) aber dafür fehlt- hab ich glaub ich en- en- en zu schnelles Lesetempo. also bei mir is des schon so 'ne- so 'ne Art literarische Bulimie ohne dass ich es jetzt nachher rauskotz aber ähm es- ich hab schon dann ein gewisses Lustgefühl dabei mir des einfach au so reinzuziehen. und Lyrik kann mer natürlich net so lesen. ja dann da kommt's auf jedes Wort an und da- und dann muss mer so den- die Sprache ganz langsam auf sich wirken lassen und so und des

 

I

vielleicht muss man's auch hören (-) also ich find* Lyrik is*

 

L

*vielleicht ja*

 

I

also ich find Lyrik ist oft *was anderes* wenn man's hört als wenn man's liest

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L

*vielleicht ja* also wobei es dann auch sein kann äh das hab ich auch schon erlebt dass ich dann enttäuscht war von sogar von Autoren von der Art wie die ihre eigenen Gedichte vorgelesen haben also gestern Abend des war- da war ich bei Robert Gernhardt des- der des hat mir ganz gut gefallen

 

I

das war von V. aus ne?

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L

ja ja das war im Theater (-) aber des isch natürlich auch 'ne (-) weniger artifizielle Art von- von Lyrik. also mit Lyrik ähm da hab ich- bin ich- hab ich's net so. ja was kann ma noch sagen? (--) ja also es war für mich au immer wichtig, des hab ich wahrscheinlich au von zu Haus mitgekriegt ähm, also für mich isch Lesen auch 'ne Art mich der Wirklichkeit zu nähern. also wenn ich zum Beispiel mir überleg dass ich in- in ein bestimmtes Land fahr. (-) dann- dann kauf ich mir da Bücher drüber. und durchaus au literarische Bücher

 

I

also aus- von Autoren aus dem Land?

 

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L

von Autoren also zum Beispiel als ich- ich war vor 'n paar Jahren au mal mit Hilfe der DFG in- in Japan zu 'nem- zu nem Kongress und hab dann Oe und so einige Leute gelesen einfach um- um- um in die- in die Welt reinzukommen. oder mit Portugal isch mer 's ähnlich gegangen da- als ich da nach- nach Lissabon fuhr hab ich eben Pessoa vorher gelesen ja (-) un- ähm also das isch dann schon au so 'ne- so 'ne Art der- der Annäherung an-an- an Welt ja für mich.

 

I

also nich Weltflucht sondern Annäherung

1

(S.6)

L

beides, also es- es- äh auf der einen Seite isch's- les ich manchmal gern um- um in 'ne andre Welt einzutauchen, aber ich les auch um- um mir ne Welt zu erschließen.

5

I

mhm? (---) wenn Sie- ham Sie so bestimmte- lesen Sie hauptsächlich abends?, oder- ich mein Sie sind ja?

 

 

 

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L

also äh ich- abend les ich net so weil ich arbeite den ganzen Tag und bin dann auch müde. und dann ist es natürlich von den Augen her einfach schwierig abends zu lesen. ich les entweder morgens ähm des geht aber auch eigentlich nur am Wochenende weil ich normalerweise um sieben morgens anfange zu arbeiten (-) und- und wo ich- also wann ich gern lese ist äh am Wochenende einfach da les ich dann auch manchmal den ganzen Tag. also des kann sein dass ich so ein Buch wie- wie des- äh Samstagmittag anfang und- und- und Sonntagmittag aufhör. (-) und des isch eigentlich äh so des- des isch dann für mich des Genusslesen dass- dass- dass ich dann wirklich so lang lesen kann wie ich will und wirklich in- in- in so 'ne Welt eintauch. Die Woche über les ich- ich les auch sehr viele Zeitungen und ähm die Woche über les ich abends eher Zeitung.

 

I

mhm ja ich frag mich gerad wie Sie soviel lesen wenn sie ((lacht)) den ganzen Tag arbeiten

 

L

((lacht)) ja also wie gesagt, an den Wochenenden les ich.

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I

und im Urlaub?

 

L

und im Urlaub.

 

I

mhm ja tauschen sie sich mit Freunden aus?

 

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L

ja. also ich hab einige Freunde äh oder Freundinnen sind- sind das eigentlich hauptsächlich eben in sol- bei solchen Literaturkreisen kennengelernt. und da isch natürlich dann von vorneherein in diesen Freundschaften wesentliches Element gwesen des- des Lesen. und ähm (-) es isch eigentlich umgekehrt so dass ähm ich mit Leuten die nicht lesen (-) dann irgendwann meine Schwierigkeiten hab weil ich- weil ich das Gefühl hab dass ich mit denen dann Dinge die mir wichtig sind einfach net- net teilen kann. also für mich ist schon wichtig zum Beispiel 'ner Freundin en Buch zu schenken un- des ich gelesen hab un- und dann mit ihr zu reden wie's ihr gefällt oder so.

 

I

also der Austausch spielt schon 'ne Rolle.

 

L

der Austausch spielt schon 'ne Rolle ja.

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40

 

 

 

I

mhm (--) fallen Ihnen denn so 'n paar Sit- so besondere Lesesituationen in ihrem Leben ein. also ich weiß zum Beispiel noch ganz genau als ich- ich hab- ich kann mich auch mit Büchern belohnen. und ähm ich hab das immer so gemacht wenn ich Prüfungsabschnitte fertig hab dann bin ich immer in 'ne Buchhandlung und ich wußte schon welches Buch und hab mir das denn gekauft und dann bin nach Hause in die Badewanne und hab des dann gelesen und das war für mich einfach ja mir was Gutes tun und da gibt's wirklich so als ich damals mein erstes Vordiplomteil- ne Diplomteil gemacht hab hab ich mir den Hoeg Fräulein Smilla gekauft (-) ich weiß- ich hab das Gefühl- also die Situation die seh ich noch wie ich nach Hause kam die Badewanne eingelassen hab und dann so mein Buch und ich. kennen sie so ähnliche also so einfach so 'n *paar Situationen.*

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(S.7)

 

5

 

 

 

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L

*also 'ne ganz *frühe Situation die mir einfällt äh da war ich mit meinen Eltern in Urlaub und dann also in- in der Stadt wo meine Eltern früher gelebt hatten die sind irgendwann dann da weggezogen und dann kannten sie eben dort noch 'n Buchhändler mit dem waren sie in die Schule gegangen und da haben sie uns mitgenommen ich war damals sieben Jahre alt und dann durfte sich jeder ein Buch aussuchen und ich hab mir damals die-die kleine Hexe ausgesucht von Otfried Preußler. Und da seh ich noch- ich hab- das Buch besitz ich noch jetzt net hier sondern bei meinen Eltern zu Haus und da weiß ich noch wie ich das angefangen hab. 'ne andere Lesesituation des war mein erster Kontakt mit G., da war ich sieben Jahre alt da war mer auf'm H. im Urlaub und dann sind mir daher gefahren durften sich auch ein Buch aussuchen und da hab ich ähm Jim Knopf un- und Lukas der Lokomotivführer ausgesucht ja des weiß ich au ch noch wie ich des- des isch mir dann damals teilweise vorgelesen worden teilweise hab ich's selber gelesen. Dann weiß ich au noch das erste Buch das ich mir von meinem Taschengeld gekauft und dann gelesen hab das war von Heinrich Böll wo warst du Adam. dann 'ne andere Lesesituation die mir einfällt die- die ähm sehr auch mit- dann wieder mehr mit- mit Gemeinschaft zu tun hatten äh wir hatten- wir hatten in der Schule als wir siebzehn waren äh von Grimmelshausen den Sim- Simplicissimus gelesen und sollten dazu parallel- wir hatten damals 'n jungen Deutschlehrer, (-) der hatte an sich vor von Günter Grass die Blechtrommel als modernen Schelmenroman parallel zu lesen,(-) un damals äh hatten wir in der Sch- in der Klasse en- en Schüler der- 'n Mitschüler dessen Vater war Psychiater und wahnsinnig konservativ und der hat dann das Buch gelesen und hat also festgestellt das ist nichts für uns und hat's mhm beim Direktor errei cht dass des also verboten wurde des offiziell zu lesen und des ham mer dann in 'ner AG- Arbeitsgemeinschaft mitnander gelesen.

 

I

darf ich mal fragen wo Sie in die Schule gegangen sind?

 

L

in S.

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I

in S. weil ich kenn das gleiche bei uns in der Schule da war das Theater mit dem Buch auch ((lacht))

 

 

 

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L

un- un- un da kann ich mich auch noch erinnern wie ich das gelesen hab wie ich's teilweise im Freibad gelesen hab un im Garten glesen hab und (-) also 's ähm muss mal überlegen ob mir noch weitere Situationen einfallen (--) ja also ich- ich kann von von einigen Büchern äh sagen die hab ich in dem und dem Urlaub glesen.

 

I

erzählen Sie doch mal ein paar

 

L

also zum Beispiel die Strudlhofstiege hab ich wirklich das erste Mal in- in W. gelesen

 

I

zu Hause? also wo sie da gewohnt haben oder ?

40

 

 

 

1

(S.8)

L

äh zum Teil an der Strudlhofstiege ja ((lacht)) aber auch zu Hause also 's isch ein Buch wo- wo man auch in Ruhe lesen muss, des is ich hab's dann zwar versucht auch im Kaffeehaus zu lesen aber des des war schwierig, auch die Dämonen hab ich emal in W. glesen (--) ähm ich schau jetzt grad mal so bei diesen Büchern rum (-----) ja den Zau- den Zauberberg da kann ich mich erinnern den hab ich einmal in ähm- an 'nem Wochenende glesen als ich zum Skilanglaufen im Schwarzwald war. da hab ich den Zauberberg mitgnommen das hab ich dann- dann sehr genossen den- den- den da abends mal zu lesen

 

I

da brauch man glaub ich auch irgendwie was Bergiges drum rum

5

L

vielleicht ja also un es isch natürlich äh- äh en- en Winterbuch.

 

I

*ich hab's- ich weiß noch- ich hab's*

 

L

*net nur wegem Schneekapitel*

 

I

den mal im Sommer in Griechenland gelesen und das war sehr anstrengend ((lacht))

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25

L

ja des glaub ich des isch- des isch kein Buch für- für- für'n Strand oder so. ja dann kann ich mich natürlich erinnern ich war ich war jetzt im- im- im Herbst im Krankenhaus, (-) äh und da bin ich auch mit- mit- äh ich hatte ne- ne Gebärmutterentfernung wegen 'nem Myom, und da bin auch mit- mit- ich glaub fünfzehn Büchern angerückt da- da für 'nen Krankenhausaufenthalt von- von zehn Tagen, das isch auch was, ähm was Charakteristisches, dass ich wenn ich verreis ähm mir sogar mehr überleg was nehm ich für Bücher mit als was nehm ich für Klamotten mit. und ich hab auch immer das Gefühl ich muss genug äh Bücher dabeihaben also ich gehör nicht zu den Leuten die seit Jahren das gleiche Buch mit in den Urlaub nehmen, also das gibt's ja also ich hatte en Kollegen in der Chirurgie der hat also jedes Jahr das gleiche Buch mitgenommen un isch dann immer zehn- zehn Seiten weiter gekommen und so äh und ich nehm dann au- äh ich nehm dann- weiß ich wenn ich- wenn ich zwei Wochen wegfahr dann nehm ich zehn Bücher mit oder so und ich leg mich dann da ab, un- und ich les se natürlich nicht alle ja aber schon das Gefühl ich hab genug Bücher und ich- wenn selbst wenn mir das eine net gefällt dann kann ich ein anderes anfangen. ja

 

I

also Sie legen Bücher auch weg wenn Sie ihnen nicht gefallen?

 

 

30

 

 

 

35

L

ja ja. also ich hab- es geht mir- ich würd net sagen oft aber schon hin und wieder so dass- dass ich en Buch anfang zu lesen und dann einfach des- des gefällt mir net und dann manche Bücher ähm da isch dann irgendwann später der- der richtige Zeitpunkt. also das is mir zum Beispiel bei- bei- von- von Max Frisch bei Stiller so gegangen. und da geht's glaub ich vielen Leuten so. des ähm anderen Büchern weiß ich jetzt net, aber äh also es is- es geht mir schon manchmal so dass ich Bücher dann au wegleg und manche leg ich dann au für immer weg also die wo ich einfach- ich weiß net für immer vielleicht fang fang ich se irgendwann emal wieder an aber wo ich das Gefühl hab ähm (-) ja es es isch- es gefällt mir net so.

 

I

ähm fällt Ihnen eins ein was Sie so ganz aufgehört haben?

 

 

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L

ganz aufgehört hab ja es gibt so en- so en Polnisches heißt des Asch- Asche und Diamant glaube ich, des- des hab ich mal geschenkt gekriegt von 'ner Kollegin die selber Polin ist, und der war des glaub ich auch sehr wichtig dass ich des les, und des hab ich angefangen zu lesen und des-, des hat mich nicht interessiert. vom- vom Thema her un von der Art wie's- wie's gschrieben war

 

 

I

also das können Sie auf jeden Fall? also es gibt ja Leute also ich hab immer Schwierigkeiten ein Buch nicht- jetzt kann ich's besser früher musst- hatt ich so den Anspruch jetzt muss des auch fertig-

1

(S.9)

 

5

 

 

L

nee des- des war ist mir eine 'ne ganz vertraute Situation weil schon als Kind wenn ich in der Stadtbücherei Bücher ausgliehen hab äh dann äh hab ich denen halt da gibt's ja dann 'ne Inhaltsangabe oder so 'n- so 'n- so 'n Waschzettel und da isch's mir schon natürlich öfter so gegangen dass- dass ich mir unter 'nem Buch was anderes vorgestellt hab als es nachher war, und dann hab ich angefangen zu lesen und wenn ((//)) hab ich's wieder zurückgebracht, also da ich hab ich dann keine Proble- also ich hab da auch net so 'n Anspruch an mich dass ich jetzt des unbedingt fertig lesen muss ja.

 

I

geh'n sie heut auch noch in die Bücherei oder?

10

 

 

 

15

L

nee eigentlich jetzt nicht mehr so weil ähm des- des Lesetempo weniger von mir bestimmt wird als von- von meiner Beruf- von meinem Beruf ja, es kann halt einfach sein dass ich so viel zu tun hab dass ich dann 'ne Woche oder zwei Wochen net richtig zum Lesen komm und dann isch mir das zu mühsam dauernd diese Bücher zu verlängern, also jetzt einfach auch seit ich mehr Geld hab äh kauf ich mir die Bücher die mich interessieren.

 

I

mhm, also es stellt für Sie dann auch so nen Wert dar. Bücher *zu haben*

 

 

L

*ja also* es stellt für mich en- en- en- en Wert insofern dar als ich dann auch weiß ich kann des Buch jetzt auch weglegen wenn mir's net gefällt und dann stell ich's wieder in den Schrank und dann les ich's vielleicht in nem halben Jahr.

20

 

I

mhm (-) informieren Sie sich denn über die Bücher also wie kommt's dass sie jetzt sagen das Buch will ich jetzt haben wie sind Sie eigentlich zum Beispiel auf den Marias gekommen?

 

L

ja des äh hab- hab ich Ihnen ja gsagt durch's Literarische Quartett. also wie- wie sehr viele wohl

25

I

mhm also durch den ers- auf den ersten und jetzt *haben sie gehört der hat wieder en neuen Roman*

 

 

30

L

*auf den Ersten* und auf den Zweiten äh ja- den äh- den da war ich jetzt einfach durch den Ersten sensibilisiert sozusagen und dann dann sah ich den liegen in- in- in der Buchhandlung, ich geh hier immer zum V. (Buchhandlung), ich kenn da auch die Leute ganz gut und ich unterhalt mich auch mit denen über die Bücher

 

I

die können auch gut beraten.

 

 

35

 

L

ja und ich kenn so auch einige Buchhändler sonst und- und hab dann auch mit einigen Leuten über den Marias gesprochen und die einen haben- haben gesagt sie sind da überhaupt net weitergekommen also dem Neuen und andere haben gesagt sie fanden's jetzt doch ganz interessant, und ich hatte dann au- das war vor drei Wochen etwa am Freitag Abend in 'aspekte' da war 'ne Sendung über den Marias. ich weiß nicht ob sie's gesehen haben?

 

I

nee ich hab's nicht gesehen

40

 

 

 

1

(S.10)

 

5

 

L

und äh daraufhin hab ich mir dann am nächsten Tag das Buch gekauft weil ich dachte das Erste hat mir zwar net so gut gefallen wie ich des nach diesem euphorischen Literarischen Quartett erwartet hab ja? aber äh ich dachte kann man ja- kann man noch mal probieren. und es- es hat mich auch diese Eingangsszenerie, des war dann in den- in der Fernsehsendung hatten se des eben erzählt dass- äh diese Geschichte dass der mit 'ner Frau den ersten Abend s- sich trifft und schläft und dann stirbt die ja, und er weiß eigentlich von ihr gar nix und dann es ist plötzlich 'ne Tote da deren Geschichte er nicht kennt und diese Ausgangssituation hat mich natürlich schon interessiert weil's in meinem Beruf ähm manchmal so ist dass mer- dass mer Leuten äh erst als- als Tote begegnet und und dann sich sozusagen 'ne Geschichte überlegt oder sich fragt was haben die wohl für 'ne Geschichte ohne dass man uns natürlich, wir können das net dem- dem dann so im Einzelnen nachzugehen aber so von der Idee her fand ich das interessant

 

I

und gehen Sie dann und kaufen das Buch gleich oder lesen Sie mal an ob ihnen der- der Stil passt oder ähm,

10

 

 

 

15

 

 

 

20

L

also manche Sachen kauf ich- kauf ich unbesehen. also zum Beispiel wenn- wenn vom Amos Oz 'n neuer Roman übersetzt is äh da weiß ich einfach dass- dass die Bücher von dem mir in der Regel eigentlich gefallen und da les ich dann höchstens noch die Inhaltsangabe und ma muss ja auch bissle aufpassen weil gerade eb- was Taschen- beim auf'm Taschenbuchmarkt passiert's ja immer häufiger dass Sachen dann nach Jahren unter Umständen unter anderem Titel oder so neu rauskommen. und es isch mir bei diesen Büchermengen natürlich auch schon hin und wieder passiert dass ich fast 'n Buch 'n zweites Mal gekauft hätte. also insofern les ich natürlich scho den Klappentext um festzustellen isch des 'n Buch des ich net vielleicht schon kenn ja und sonst ja also manchmal les ich's an und- und manchmal kauf ich's so (-) wobei ich meistens sehr schnell sagen kann das interessiert mich oder das interessiert mich nicht.

 

 

25

I

mhm. ich würd gerne noch mal 'ne Frage so zu früher stellen, und zwar Sie haben ja gesagt dass ihre Eltern das sehr gefördert haben und Ihnen auch Bücher ähm dann zur Belohnung zum Zeugnis und so geschenkt haben haben Sie- ähm, und Ihnen vorgelesen haben gab's da zum Beispiel das Vorlesen- war des was- was immer nur abends vorm Schlafengehen oder war das auch mal so tagsüber

 

L

nee des war tagsüber *des war*

 

I

*beide* Eltern oder hauptsächlich ihre Mutter?

30

 

L

öh beide Eltern. also natürlich wahrscheinlich schon mehr meine Mutter ähm aber ich kann mich durchaus erinnern auch dass mein Vater uns vorgelesen hat, und komischerweise kann ich mich gar nit erinnern an Vorlesen vor'm Schlafen. sondern ich kann mich ausschließlich an Vorlesen tagsüber erinnern.

 

I

und dann waren so Sie und Ihre beiden Schwestern versammelt und dann wurde gelesen

35

 

L

ähm die die jüngste Schwester ist so viel jünger äh, die isch neun Jahre jünger, da wurde mir als die dann so war dass sie hätte zuhören können * da da war ich grad in der Pubertät ja*,

 

I

*da haben Sie selber gelesen*

40

L

und die zweitjüngste Schwester ja die war teilweise dabei. aber es isch mir auch allein vorgelesen worden.

 

I

und gar nicht also so- so vor'm im Bett gehen gar nicht?

 

 

1

(S.11)

 

5

L

gar nicht also es ist zumindest so dass ich mich nicht erinnern kann also, es wurde gebetet vor'm- vor'm Einschlafen es- ma hat vielleicht 'ne Geschichte also 'ne freie Geschichte erzählt,- gekriegt aber an Vorlesen kann ich mich da eigentlich net erinnern, aber beim Essen ha- also des kann ich noch teilweise erinnern, beziehungsweise des ist so ein bissel unscharf weil mir das natürlich auch von meinen Eltern dann erzählt wurde dass ich- dass man mir beim Essen vorgelesen hat weil ich- weil ich eben so- net so gut gegessen hab als kleines Kind un da hat ma mir da Bücher vorglesen ///

 

I

wissen Sie noch so was für Bücher? also haben ihre Eltern das erzählt was Sie ihnen so vorgelesen haben? *Bilderbücher*

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

L

*ja die-* die Bilderbücher gab's ja da noch also zum Beispiel diese- diese äh von damals gab's diesen Zeichner ähm Baumgarten hieß der, das waren so- so Geschichten wo im Wald so- so- so Zwerge und un- un- un Tiere äh als praktisch wie- wie Menschen dann agiert haben also so praktisch der Vorläufer vom- vom kleinen Tiger ja? aber in 'ner etwas sentimentaleren Art des war dann so in Versform des wurde uns vorgelesen, und dann kann ich mich an die- an die Barbara-Bilderbücher erinnern mit dem Elefanten, (-) ähm (-) es gab auch Bücher von- von die noch von mein- der Kindheit meiner Eltern waren also zum Beispiel // des war noch- des isch auch so 'n Bilderbuchklassiker eigentlich, den- des war noch aus der Kindheit meines Vaters, also aus der Mitte der zwanziger Jahre des ist auch so 'ne- so 'ne Geschichte wo eben Natur so- so menschenartig belebt wird also Blumen die- die da miteinander reden und sich gegenseitig h elfen oder auch nix Gutes tun und so weiter. ich kann mich aber auch erinnern also ich war- ich mein es ähm es geht- es geht ja nicht nur um- um im engeren Sinn also mir haben net nur im engeren Sinn mit literarische Büchern zu tun gehabt sondern ich war in 'nem kirchlichen Kindergarten und da wurde uns sehr viel aus der Bibel vorgelesen also des- des sind au Erinnerungen die- also da kann ich mich auch erinnern dass, das war so 'ne Bilderbibel äh und da war dann zum Beispiel die Geschichte drin wie Jesus in der Wüste vom Teufel versucht wird und da wurde eben dann der Teufel abgebildet und da kann ich mich erinnern dass ich nachts nicht schlafen konnte weil ich immer diesen Teufel vor mir gsehn hab, also damit hab ich mich auch sehr- sehr stark identifiziert ja. und es wurden au- es wurde auch zu Haus ähm au aus der Kinderbibel vorgelesen, also auch die Geschichten vom alten Testament die Josefs-Geschichten zum Beispiel also da k ann ich mich auch erinnern dass die- dass die uns vorgelesen worden sind

 

I

und Märchen? auch?

35

 

 

 

L

Märchen nicht so sehr weil meine Eltern ähm und vor allem au meine Großmutter der Meinung war dass die- dass die Märchen grausam seien. also die Grimms-Märchen sind uns net vorgelesen worden, die haben mer natürlich schon so irgendwie mitgekriegt, was uns vorgelesen worden isch an das kann ich mich erinnern sind Andersens Märchen, also die- die kleine Seejungfrau äh un der treue Johannes und so

40

I

haben Sie da ein Lieblingsmärchen gehabt?

 

 

L

die kleine Seejungfrau, hat mir hat mer manchmal ganz gut gefallen. Hauffs Märchen sind uns- haben mir au alle- Aladin un die Wunderlampe des isch glaub ich //

 

I

des kann gut sein /// ((lacht))

1

L

Hauff Märchen /// Zwerg Nase un so

(S.12)

I

haben Sie selber denn später Märchen gelesen? als Sie dann alleine gelesen haben?

5

 

 

 

10

 

L

 

net so gern, ich- ich les äh auch heute eigentlich ähm Märchen nur dann wenn- wenn also weniger jetzt aus Gefühlsgründen als ähm um- um mich so 'n bissle in 'nen Kulturkreis einzulesen. also zum Beispiel 1001 Nacht oder ähm oder auch jüdische Märchen zum Beispiel. aber das- das kann vielleicht damit zusammenhängen dass ich von- von meiner Kindheit her keinen richtigen Zugang zu Märchen hatte, also zum Beispiel gehör ich net zu den Leuten ich hab nur einmal- des isch so 'n Buch was ich au angefangen und dann wieder weggelegt hab äh von diesem Rafik Schami. ja? des der isch ja in in aller Munde und und eigentlich auch ein Bestseller-Autor aber des isch mir zu märchenhaft.

 

I

also ich hab noch nichts von ihm gelesen, ich hab grad- ich hab zu Weihnachten eins geschenkt gekriegt ((lacht)) des liegt noch da

15

 

 

 

20

L

also mir hat auch mal ein Buch- 'n- 'n Buchhändler da vom G. der ja da grad um's Eck is äh der hat mir mal eins von dem empfohlen das hab ich mir dann auch gekauft und hab's angelesen aber (--) also weil sie gefragt haben wie ich auf Bücher komm, einmal Zeitung dann äh Gespräche mit Leuten vor allem auch, (-) und ja (-) dann auch- ich geh ganz gern äh zu so Veranstaltungen wie Literatur am Sonntag morgen oder au diese Almende Veranstaltung da im Rathaus wo dann auch Autoren kommen, die ich-

 

I

Literaturgespräch

 

25

L

Literaturgespräch ja, die ich die ich net so kenne und wo ich dann denk au von dem des würd mich jetz interessieren von dem würd ich jetzt au gern mal was lesen

 

I

kann man ja immer auch schön schmökern dann da ((lacht))

 

L

ja ja genau und und einfach so so ///////

 

30

 

 

I

haben Sie noch? also nee ich geh noch mal 'n bisschen zurück ähm Sie haben ja sehr früh selber angefangen zu lesen ne? und das hat sich eigentlich durchgezogen. und jetzt sind für mich zwei Fragen, das eine ist so- ähm also als Kind was- was- was war da Lesen für Sie Abtauchen oder Ruhe-haben weil oder wenn andere spielen gegangen sind haben Sie dann gelesen oder wann ham Sie da gelesen? (-) wissen sie das noch?

35

 

 

 

40

L

ja also ich hab äh (-) eigentlich gelesen nachmittags wenn ich meine Hausaufgaben gmacht hatte, sicher schon auch wenn andere spielen gegangen sind. ähm ich bin ein ziemlicher Einzelgänger, ich bin au net so sportlich deshalb ähm (-) ham mich viele Sachen net so interessiert was andere machten ne, und ich denk ich hab äh in der Zeit wo andere vielleicht na ja gut Tennis gespielt und so hat- hat man au net so viel, also vielleicht wo- wo andere in den Turnverein gegangen sind hab ich dann gelesen.

 

I

mhm, wissen Sie noch wie das so- also auch zum Beispiel in der Pubertät haben Sie da auch gab's da bestimmte Bücher die für sie interessant waren?

 

1

(S.13)

 

5

 

L

ja in der ähm- in der Pubertät äh da war's so da ham wir in der Klasse so 'n paar Leute die- die dann immer zusammen ghängt sind und zu denen ich auch gehört hab und da haben wir so in der Pubertät und unmittelbar danach ham wir auch viel Philosophen gelesen. also da ham wer Sartre gelesen. da ham wer Camus gelesen. da ham mer Hölderlin gelesen und so ja und ham dann da au drüber- drüber diskutiert, ham wir Kierkegaard gelesen. Nietzsche gelesen und so. also das war- das war so die auch (-) ich glaub das Gefühl sich um die Sachen kümmern zu müssen die- die wirklich wichtig sind und- und net so des was- was unsere Eltern so machten ja so des- des Alltagsleben leben.

 

I

mhm. ja gehört ja auch dazu ne ((lacht)) in die Zeit

10

 

L

ja ja eben also des war aber sehr- sehr sehr ausgeprägt un- un- un da ham mer eben ja solche Sachen. au Hesse bis zum gewissen Grad. also einige Leute sind-sind da ziemlich auf Hesse abgefahren des war ja auch so die Hippiezeit eigentlich, also wo- wo dann natürlich auch äh

 

I

ja 68 waren Sie dreiz- waren sie elf ne?

 

L

nee dreizehn

15

I

dreizehn ja

 

L

bin 55 geboren, da war ich dreizehn und dann ja also das war wirklich wirklich ne / ((dufte)) Zeit. so die Anfang der 70er Jahre war des dann

 

I

also Sie haben lieber gelesen als auf irgendwelche Demos oder so zu gehen ((lacht)) gut in dem Alter macht man das noch nicht

20

 

 

 

25

 

L

na ja nee, ich war dann nachher schon, also ich ich wir hatten dann zum Beispiel 'ne Schülerzeitung, dann dann war ich in der Zeit bei amnesty international seh- sehr aktiv, dann war des als als wir so siebzehn waren war das die Zeit äh des Radikalenerlasses also da kann ich mich erinnern dass wir da in T. auf 'ner De- auf Demos waren, also einmal kann ich mich sicher erinnern vielleicht auch noch- noch- noch öfter, also es war beides es war- es war net so dass dass ich jetzt sagen würde ich- ich hab mich zu den Büchern zurückgezogen und und die Welt hat sich draußen abgespielt

 

I

nee das wollt ich auch nicht sagen

30

 

 

 

35

L

sondern das eine hat sich dann au aus dem andern ergeben, also ich kann mich schon erinnern dass wir damals au die- di- die Meinung hatten dass- dass- dass des was man dann eben in seinen Büchern findet und was man dann ausdiskutiert und und für richtig befindet dass mer des auch umsetzen muss. und des hat dann auch- des hat dann au dieses Engagement- des waren dann auch einige Leute aus dem Literaturkreis von dem ich vorher gesprochen hab die zum Beispiel bei dieser amnesty Gruppe da mit waren (-) also des war- des hat sich dann aus aus dem Lesen eigentlich ähm sogar so 'n- so 'n Engagement ergeben.

 

I

gab's denn eigentlich Phasen in denen Sie mal nicht gelesen haben?

 

40

L

also gar nicht glesen jetzt mal mit Ausnahme von- von also kurzen Zeiten wo ich vielleicht sehr krank war oder so 'ne ganz schwere Grippe hatte oder so, da hab ich auch mal ein paar Tage nicht gelesen, aber also Phasen wo wo ich gar net gelesen habe kann ich mich net erinnern.

 

I

mhm also ich hab immer so Phasen da kann ich Bücher fressen und dann merk ich manchmal es geht dann nicht mehr

 

L

ja gut also dass ich weniger les des- des denk ich gibt's schon Phasen aber *dass*

1

I

*also* sie haben immer ein Buch da?

(S.14)

 

5

L

ja ja. also ich les auch immer g'rade aktuell ein Buch. bei mir ist es allerdings so im Unterschied zu manche- manche Leute können ja sechs Bücher nebeneinander gleichzeitig lesen. des kann ich nich so. also ich kann maximal zwei Bücher (-) ähm sozusagen zur Zeit lesen

 

I

mhm aber gewöhnlich lesen Sie eins *und dann*

 

 

L

*und* gewöhnlich les ich eins und des les ich fertig und dann les ich en anderes oder ich les es eben au net fertig aber des merk ich dann ziemlich schnell. also entweder hör ich im- im ersten Drittel auf oder ich ich les es eigentlich.

10

 

I

(-) fallen Ihnen so, wenn Sie mal so die letzte Zeit nehmen, ähm was würden Sie sagen waren für Sie da die schönsten Bücher. die Sie gelesen haben oder so gab's dabei Bücher die Sie so richtig ins Herz geschlossen haben.

 

15

L

(-) also diesen Schindel von dem ich vorhin sprach, des hat- des war- war'n Buch des äh hat mir sehr sehr gut gefallen, des war au- da hab ich auch zweimal gelesen was nicht so sehr häufig vorkommt

 

I

des war dieses ((//))

 

 

20

 

 

 

L

des war- des is en- en Schriftsteller der ist so Jahrgang 47 48 vielleicht 'n- 'n Jude der in- in Wien lebt und eben en- en- en Roman schreibt über- über diese- diese jüngeren jüdischen Leute in Wien. un au mit sehr- sich sehr stark dam- damit beschäftigt, was die Vergangenheit für 'ne Rolle spielt. also des Buch hat mir sehr gut gefallen, dann hab ich en- en was mir sehr gut gfallen hat war die von der Herta Müller diese- dieser neue Roman heute wäre ich mir lieber nicht begegnet wo sie da über die Zeit der- ja diese- diese- dieser Überwachungen im Ceaucescu Regime in- in Rumänien,

25

I

die war ja jetzt auch auf *m Literaturgespräch*

 

 

 

30

 

 

L

*ja die war au* auf 'm- auf'm Literaturgespräch und hat au aus diesem Buch vorgelesen (-) dann hat mir sehr gut gefallen von 'nem israelischen Schriftsteller ähm der schon tot ist, Yaakov Shaptei heißt der, vollendete Vergangenheit, des is die Geschichte 'nes- 'nes Mannes in- in- in Israel der ähm meint er muss jetzt mal was ganz andres erleben und dann eben nach Europa fährt in Amsterdam ist und au in anderen Städten und dann eben so- so mit seiner Vergangenheit äh sich auseinandersetzt, (-) dann äh hat mir sehr gut gfallen von- von Leon de Winter, äh diesen- diesen- den kennen Sie ne?

 

I

ja hab ich alle gelesen von ihm ((lacht))

35

 

L

ja also da hat mir sehr gut gefallen des hab ich jetzt- des kam glaub ich jetzt grad vor nem Jahr raus dieses Zionocco (-) ähm da- des hab ich- hab ich denn au so in einem Tag gl- also des hat- hat mir wahnsinnig gut gfallen

 

I

also mir auch bis auf's Ende (-) * da hab ich meine Probleme gekriegt*

40

 

L

*des Ende hat mir au net* so gut g'fallen weil des fand ich en bissle aufg'setzt ja? also da hat er äh 'n bissle zu sehr in. in- in- in allen Multi-Multi-Kulti-äh Mythen da rumgwühlt ja? aber diese Geschichte von dem- von dem Rabbi in- in- in New York der da- also das is spitze.

 

I

ich fand auch SuperTex sehr gut

1

L

ja des SuperTex hat mer au gut g'fallen was mir am wenigsten gefallen hat war Hoffmans Hunger

 

I

fand ich auch nich so doll

(S.15)

5

L

die Serenade fand ich au recht gut die- die da- diese- diese Geschichte da-, was mir au sehr gut gfallen hat weil sie- weil sie jetzt weil mer's jetzt von den Holländern haben, war vom Harry Mulisch

 

I

die Entdeckung des Himmels

 

L

ja genau. des fand ich au sehr gut.

 

I

ham Sie andere von ihm noch gelesen?

 

L

nee

10

I

also es is ich hab mir nach dem- bei mir ist oft so wenn ich ein Buch lese was mich begeistert dann hol ich *die anderen nach*

 

L

*ich hab mer's* angeguckt, des Attentat hab i mer- aber das hat mich dann nimmer so interessiert, haben Sie- haben Sie noch welche *gelesen?*

15

I

*also ich* hab alle von ihm gelesen, und ich- also bis das Attentat ist für mich 'ne Ausnahme, ähm und das was er danach geschrieben hat aber die die er davor geschrieben hat da ist die Entdeckung des Himmels 'ne Synthese der Themen

 

L

ah ja

 

20

I

aus allen die er davor geschrieben hat und das Attentat ist ja wieder 'ne ganz andere Geschichte, ist ja auch Vergangenheitsbewältigung im Dritten Reich, des fand ich- des fand ich 'n sehr gutes Buch

 

L

mhm

 

I

aber die- des- die Entdeckung des Himmels das find ich auch ((/))

 

L

des ja des isch en großartiges Buch einfach von von der Idee her ja

 

I

ja ja

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

L

und des hab ich- da war ich äh in Amsterdam als ich des a- des hab ich mitgenommen nach Amsterdam. (-) und des hat- des hat mer dann gut- also ich dann mit'm Zug- ich war nur zwei oder drei Tage dort und dann hab ich auf der Rückfahrt bin ich dann noch zu 'nem Kongress nach Aachen gefahren und da hab ich dann des- des Buch dann im Zug angfangen des hat mir sehr gut gefallen. dann was mir auch sehr gut gfallen hat äh des hab ich vor- auch vor 'nem guten Jahr glesen vom- vom- vom Feuchtwanger hab ich die Jüdin von Toledo gelesen (-) des fand ich auch recht gut (--) dann hab ich jetzt von 'nem- von 'nem- ähm (-) de Boogaard heißt der, der war jetzt auch bei bei so ner Lit- äh Lesung, Julias Herrlichkeit heißt des Buch, des is 'n- 'n Holländer der jetzt in Belgien lebt (-) also des isch die Geschichte von 'ner- von 'ner Frau die als die Geschichte anfängt so Mitte dreißig ist und dann wird des so weitererzählt, des fand ich au recht gut und zwar die Idee in dem Buch der- der der Mann is- is äh ich weiß net ob Sie mal was drüber glesen haben

 

I

nee

40

 

 

 

1

(S.16)

 

5

 

L

über dieses Buch der Mann is- is- ähm also der Autor is- is Galerist au, und die hatten da gibt's 'n Künstler dessen Namen mir jetzt entfallen isch dessen Kunst besteht darin der lebt auf irgend so 'nem Bauernhof im- im Voralpenland und sammelt Blütenstaub. (-) in Gläsern. und diesen Blütenstaub verkauft er und des wird dann in den Galerien so als- als Häufchen oder als irgend'en Muster auf 'm Boden sozusagen ausgestellt und des spielt auch in dem Buch 'ne Rolle. diese Frau äh die kauft sich nämlich so 'n- so 'n- so 'n Glas Blütenstaub und das ist des ist das Größte für sie und da kulminiert des so diese Geschichte und das muss ich sagen hat mir au recht gut gefallen. was mir zum Beispiel (-) net gfallen hat oder von der hab ich eins glesen ist die Margriet de Moor. (-) die äh- die ham mer eben au in diesem Neuerscheinungsseminar da ham mer dieses erst- dieses erst wei&szli g; dann so rot dann blau oder umgekehrt

 

I

dann grau dann blau

10

L

naja (-) des Buch hat mer net gefallen. des fand ich ähm (-) so 'ne verzweifelte Provinzgeschichte irgendwie.

 

 

I

mhm, also des is ja relativ gut weggekommen, mir hat des- des fand ich auch nicht schlecht, dieses zweite von ihr der Virtuose damit konnt ich überhaupt nichts anfangen

15

L

also ich hab dann keins mehr von ihr gelesen weil mir des eben speziell net gefallen hat.

 

I

sagt Ihnen die Connie Palmen was?

 

L

die sagt mir was, da hab ich äh d- allerdings des isch jetzt so 'ne Ausnahme von Erzählungen ähm

 

I

die Gesetze.

20

L

die Gesetze genau. des da über diese verschiedenen Männern, des hat mer au ganz gut gefallen.

 

I

haben Sie die Freundschaft auch gelesen von ihr?

 

L

nee- nee des hab ich dann- ich hab nur des eine gelesen.

 

I

ich bin nur draufgekommen weil sie grad bei den Holländern waren ((lacht))

25

L

ja ja nee und bei der Margriet de Moor ja (-) ja, muss ich mal überlegen

 

I

noch welche wo Sie sagen würden (Band-Ende)

 

 

L

(Band fängt mitten in Satz an) mit dem ich absolut nix anfangen konnte obwohl 'n sehr guter Freund von mir den sehr verehrt und äh ich (-) ihn dann daraufhin au mal gelesen hab isch Georges Bataille.

30

I

mhm (-) von dem hab ich noch nie was gelesen

 

 

 

35

L

also des- da gibt's Erzählungen von ihm die- der is ja sehr ähm (-) was Sexualität angeht sehr männlich obsessiv würd ich jetzt mal sagen und da konnt ich einfach mit dieser- mit dieser männlichen Obsession nix anfangen. also net weil mich die Sexualität als solches abgstoßen hätte sondern weil die Art der- der Phantasie mich (-) äh eben net- mir net gefallen hat

 

I

halt männlich war ((lacht)) *und sie sind 'ne Frau*

 

 

40

 

 

 

1

(S.17)

 

5

L

 

*ja männlich war*, wahrscheinlich deshalb, ja, ja, ja möglich (-) da da würd ich sagen grauslig ja, weil von alt- älteren Autoren einer mit dem ich au net so schrecklich viel anfangen kann is Wilhelm Raabe zum Beispiel. (-) also des is so 'ne Art von ich weiß eigentlich au gar net warum aber (-) des is- is was wo ich wo ich net so (-) viel- und wo ich (-) wenig kenn und au manchmal meine Schwierigkeiten hab is französische Literatur. also zum Beispiel Stendhal oder so oder (-) ich hab da 'n paar Sachen glesen aber- ähm un 'n Buch was ich mal angfangen hab un aber au dann nimmer weiterglesen hab is Marcel Proust. also da konnt ich- da war mir einfach- ich weiß net das Tempo zu langsam, oder die- dieser französische Kulturkreis vielleicht war ich auch des- vielleicht war ich auch zu jung. (-) also des hab ich mit- mit Anfang zwanzig oder so mal angfangen und seither nimmer

 

I

vielleicht kommt's noch mal *also ich kenn das auch von einigen Büchern*

 

L

*vielleicht kommt's noch mal* des isch au so 'n Buch wo ich denk des kann sein dass- dass- dass des noch kommt.

10

I

mhm (-) wenn Sie 'n Buch auf 'ne einsame Insel mitnehmen müssten- dürften eins wie müsste das sein. oder fällt *Ihnen sogar 'n *Titel ein.

 

 

 

15

 

 

L

*oder welch-* also ich würd die Bibel mitnehmen, weil des äh Buch ist äh des am- am die- die allerverschiedenste Literatur enthält denk ich mal also des is'n Buch wo ich denk wenn ma nur ein Buch hätte dann- dann- also jetzt net wegen des religiösen Gehaltes des äh steht auf 'm andern Blatt, aber des enthält einfach außer Lyrik und selbst des enthält's noch in- in- in Psalmen in gewisser Weise enthält's alles ja. Also- also Mythen und und Märchen, Geschichtsschreibung, ähm mehr Gebrauchstexte, Briefliteratur also des is glaub ich d- damit könnt mer äh

 

I

lange aushalten ((lacht))

20

L

lange aushalten ja.

 

I

was würden Sie oder können Sie sagen (-) dass es bestimmte Sachen gibt die für sie ein Buch gut machen. (-) oder ist das schwierig

 

L

also Sie meinen im Sinn also *gut in dem Sinn dass es mir gut gefällt?*

 

I

*was macht es für Sie gut* ja was bedeutet für Sie des Buch- also das is *'n gutes Buch?*

25

 

 

 

30

L

*dass es ähm* (--) dass es 'ne Welt ist die ähm sozusagen in sich schlüssig ist. also en- en- en- (-) also schon dass es so 'ne- so 'ne Abtauchmöglichkeit gibt also nicht mag ich Bücher wo sich sozusagen der Autor dauernd dafür entschuldigt ((Telephon klingelt)) dass er jetzt erzählt Entschuldigung gschwind ((geht ans Telephon - Unterbrechung der Aufnahme)) also Sie haben gsagt was mir- was mir an 'nem Buch gfällt ja. also wie gesagt ich äh was mir- ich- 's isch leichter jetzt zu sagen was mir nicht gefällt äh is wesentlich

 

I

Sie können auch sagen was Ihnen nicht gefällt ((lacht))

 

35

 

 

 

40

 

 

1

(S.18)

 

5

 

 

 

L

 

 

 

ja also (-) was mir nicht gefällt is wenn en- oder umgekehrt dann also ge- es gefällt mir wenn der Autor quasi zu dem steht was er erzählt ja? Un- un nicht dauernd äh sich zum Beispiel dafür entschuldigt. dass er erzählt. solche Bücher gibt's- gibt's au also zum Beispiel ähm grad in der- in der 70er-Jahre Literatur die äh- wo sich quasi Leute wo 's also in dieser ganzen Phase der Betroffenheitsliteratur wo sich Leute quasi dafür entschuldigt haben wenn sie erzählen des- des is was- was mir nicht gefällt (-) dann ähm es gibt Bücher die (-) 'ne ausgesprochen schlechte Sprache ham. ja also wo- wo- wo dauernd die gleichen Wörter vorkommen oder wo- wo einfach so haarscharf an der Sache vorbei- äh erzählt wird, es kann sein dass wenn mich de- der Inhalt von 'nem Buch sehr stark interessiert dass ich- dass mir des dann- dass ich des dann in Kauf nehm aber es g ibt auch Bücher die sind- (-) die sind dann so mühsam dass man- dass mer's eigentlich äh fast nich mehr aushalten kann (-) also dazu gehören einige Bücher der Frauenliteratur. (-) also zum Beispiel in dieser- in dieser Rowohlt-Serie neue Frau da warn halt einige drunter die- (-) oder 'ne Autorin zum Beispiel die mir bis auf ein Buch ähm nicht gefällt ist die Doris Lessing (-) also da hat mir das goldene Notizbuch sehr gut gefallen, aber die anderen Bücher ähm nicht und zwar deshalb nicht weil (-) ähm (--) des fand ich so (-) humorlos(-) also es kommt so- so- so- so schwer daher un- un puscht alles zu 'ner mythischen Bedeutung auf un- un- un hat kein- wie gesagt kein- kein Humor mehr.

10

I

ich weiß nich, haben Sie mal von der Marlene Streeruwitz Verführungen gelesen?

 

L

des isch en Buch des äh- des ich durchgeblättert hab als es erschienen is in- in der Buchhandlung un dann hat- da hat mir die Sprache net gefallen

 

I

also des is für mich immer-, das ist das schlimmste Buch was ich in den letzten ((lacht)) *zehn Jahren gelesen habe*

15

 

L

 

* also des hätt mir sogar* von- vor allem weil's in Wien spielt hätt's mich ja eigentlich interessiert und dann hab ich mir des- dann hab ich's durchgeblättert und da hat mir die Art wie sie schreibt net gefallen

 

I

also des ist dann schon auch manchmal so dass Sie dann durchblättern * und merken nee also*

20

L

* ja ja ja also* äh- gibt's schon

 

 

I

was glauben Sie denn Frau C.. wie Sie sich so- äh also wie- was für- für die Zukunft was da mit Ihrem Lesen passiert. (-) glauben Sie dass sich was verändert? oder (-)

25

 

 

 

L

also es hat sich eigentlich im- im Laufe der Zeit immer wieder was verändert weil mich ähm dann immer wieder schwerpunktmäßig andere Sachen interessieren, und äh insofern dass- dass denk ich wird auch in der Zukunft so sein und und dann äh hängt's natürlich auch davon ab was- was es für Bücher gibt also ich glaub äh es is weniger mmh- also das eigene Lesen hängt schon ((lacht)) sehr stark au vom Angebot ab

30

I

ja gut das Angebot wird immer größer ne?

 

 

L

das Angebot wird immer größer aber die Frage is natürlich in welcher Hinsicht wird's- wird's größer. (-) un ich wei- also zum Beispiel weiß ich net ob- ob ich mit Leuten haben Sie von dem Politycki mal was gelesen?

 

I

ich hab jetzt den Weiberroman gelesen *weil der* heut auch besprochen wird

35

L

*und?*

 

I

ich bin sehr neugierig. also ich hab am Anfang gedacht um Gottes Willen, weil das is so jemand der schon allein das Und-Zeichen mit diesem

 

L

ja ja eben also mich da *hab ich*

40

 

 

 

1

(S.19)

 

5

I

 

 

 

*oder der* ähm auf jeder Seite drei Anmerkungen macht und man muss dann dreihundert Seiten zurück, das hab ich dann nicht mehr mitgemacht ich bin neugierig also mein Tip ist dass der Ranicki das verreißen wird, ich muss sagen ich hab mir dann es sind ja drei Episoden und ich find es ist keine schlechte Zeitgeistgeschichte aber es wird den ähm- aber es is halt dann wirklich nur für bestimmte Leser, wenn ich das meiner Mutter geben würde, da kommt viel Musik- Musiktitel drin vor, siebziger Jahre achtziger Jahre die könnt da überhaupt nichts mit anfangen und ähm und ich muss sagen also den Zeitgeist bringt der gut rüber, der- also der hat was für mich- hat der gewonnen im Weiterlesen am Anfang hab ich gedacht um Gottes Willen muss ich mir das antun aber ich musste halt weil ich mich ja für ein Buch entscheiden musste und da hab ich gedacht das ist eigentlich ein Buch was nur f&uu ml;r 'nen sehr kleinen Leserkreis ist

 

 

10

 

L

also des ist zum Beispiel en Buch mit dem ich Schwierigkeiten hätte. und des ich au gar net erst anfangen würd. und sagen mer mal wenn- wenn ähm jetzt in größerer Zahl diese Art von Literatur sich zunehmend durchsetzen würde dann äh- dann müsst ich halt die Bücher die ich hab noch mal lesen oder so also dann- dann wäre für mich das Angebot eben dann (-) 'nen Teil des Angebotes halt net wahrnehmbar weil des- weil des net meine- mein Ding ist

 

I

aber so dieser Gedanke dass Sie irgendwann mal das Lesen überkriegen des- die Angst *haben Sie nicht?*

15

 

 

 

L

*des glaub ich net* es sei de- also ich mein was natürlich sein kann is dass ich irgendwann nimmer gut seh oder oder aus irgendwelchen andern äh physischen Gründen nimmer in der Lage bin zum Lesen des wär für mich sehr schlimm, also des wär für mich- also für mich wär's weniger schlimm wenn ich nich mehr gut laufen könnte als wenn ich wenn ich nimmer gut lesen könnte

20

I

mhm, also es is ja eigentlich sammer mal Ihr wichtigstes Hobby ne

 

L

ja eigentlich schon ja (-) und des isch für mich einfach au wirklich die Art mir Welt anzueignen also viel mehr als Fernsehen

 

I

mhm ((sehr leise)) kommt ja auch nichts ne

25

 

 

L

nee aber au au wenn käme oder- oder i- ich geh sehr viel ins Theater, aber z.B. ins Kino auch nicht so sehr, bestimmte selektive Filme so im Kommunalen Kino die mich dann interessieren aber ähm dass ich jetzt so manche Leute ähm die gucken sich ja so quasi alle interessanten Fil- oder Filme die sie interessieren gucken sie sich alle an ja.

30

 

 

 

35

 

 

 

I

ich denke im Kino da geh- also ich bin früher ganz- ganz viel ins Kino gegangen und geh auch gern ins Kino aber da geht's mir so wie mit den Büchern, so 'ne Zeit lang kann man noch mithalten und mittlerweile ist eigentlich die Auswahl oder das Angebot so groß dass die Chance dass man en guten Film trifft relativ klein wird und das ist bei Büchern auch so das- so geht mir- das Angebot also vor sieben acht Jahren hab ich immer das Gefühl gehabt ich konnt noch mithalten mit dem was grad so aktuell ist, das schafft man ja nicht mehr und es sind eigentlich immer weniger Bücher dabei wo ich sagen würde ja. also ich hab jetzt grad vor kurzem ich wa- das wünsch ich mir schon seit 'm Jahr und ich hab des jetzt geschenkt gekriegt Weihnachten und das is so 'n Buch das ich ganz lieb gewonnen hab, das is en ganz leises Buch von dem Peter Härtling Schumanns Schatten

40

L

mhm

 

 

 

I

das is 'ne ganz ((gedehnt)) subtile Schumann Biografie und- aber mit 'ner tollen Sprache und so, aber ein sehr leises Buch also ähm wo ich sagen würd- so des is so eins seit langem mal wieder was mir richtig ans Herz gegangen ist oder auch von dem einen McCourth die Asche meiner Mutter des fand *ich auch*

1

L

*ja.*des fand ich au. aber des is so en- en exzeptionelles Buch eigentlich ja,

(S.20)

I

und findet man selten ne?

 

5

 

 

 

L

 

ja aber des is au- oder zum Beispiel au so 'n- so 'n ähnlicher Typ is ja auch der Louis Begley. der au ja sehr spät dann seine Kindheitsgeschichte als Roman gschrieben hat (-) wobei denk ich- oder der Alan Isler ich weiß nich ob sie den kennen. der- der Prinz der West End Avenue des war auch so 'n Buch des mich ähm sehr beeindruckt hat, s'isch aber glaub au schon seit vor zwei Jahren erschienen oder so, also is scho 'n bissle was her aber des hat mich au sehr beeindruckt. aber des sind so- so Glanzpunkte eigentlich

10

I

ja aber die muss man lange suchen, oder immer- je meh- je größer die Masse is desto-

 

 

15

 

 

 

20

 

 

L

also bei mir is natürlich durch diese Konzentration auf diese jüdischen Sachen schon so dass ich äh mich da sehr gut auskenn und da au- ich hab au einige jüdischen Zeitungen und so un- un da- da weiß ich eigentlich was da erschienen is un- un da les auch sehr viel von diesen Sachen und ich denk in dem Feld hab ich dann en Überblick. und- und ob ich au- dann über den Rest des- des mag des hab ich natürlich net den Überblick mit Ausnahme von Sachen die dann im Literarischen Quartett kommen oder so. und des reicht mir eigentlich au. ob des- ob des Feld immer des sein wird was mich am meisten interessiert weiß ich net des kann sein dass des- dass des dann irgendwann durch en anderes Feld abglöst wird, aber des isch für mich schon ganz wichtig beim Lesen so 'n- so Schwerpunkte zu haben. wo- wo ich dann wirklich au vieles les von dem was da erscheint und au Querverbin dungen herstellen kann.

 

I

also dass Sie sich so 'n Feld abstecken * was Sie dann auch überblicken können*

25

 

 

L

*ja ja ja ja*ich weiß net wie des and- ob des andern au so geht- aber ich könnt- aber es gibt ja Leute die- glaub ich die die vorwiegend Kriminalromane lesen oder so und dann is es vielleicht so ähnlich also en Schwager von mir liest fast ausschließlich Krimis ja,

 

I

lesen Sie Krimis?

30

 

 

 

L

ich les au Krimis aber eigentlich nur dann wenn also i- au- Krimis die eben dann so en- in so en äh Interessenfeld fallen also zum Beispiel es gibt 'ne ganze Reihe jüdischer Krimiautoren also die Batya Gur is die Bekannteste davon aber die Faye Kellerman und die Shulamit Lapid un und äh Sch- Sem Sem-Ur heißt eine also, da gibt's 'ne- sch- gibt's schon 'ne ganze Reihe un von denen les ich au Krimis.

35

I

mhm (-) zu besondern- also hat es is das ein besonderer Anlass wenn sie Krimi-

 

 

 

40

L

so phasenweise wenn ich- also zum Beispiel wenn ich- wenn ich äh 'ne richtige Erkältung hab un- un- un so etwas bematscht bin dann- dann les ich Krimis oder- oder wenn ich- wenn ich wirklich Lust hab 'n- en- en Buch mal so 'n -Buch so am Stück zu lesen. oder auch wenn ich ähm so schwerwiegende literarische Sachen glesen hab so zwei hinterenander dann

 

I

braucht man *mal so was*

 

L

*muss ich muss* ich wieder mal was- was anderes dazu haben. und des sind dann Krimis. lesen Sie Krimis?

1

(S.21)

 

5

I

ich hab mich Jahre dagegen gewehrt, das war vielleicht auch immer so ein Anspruch oder einfach ich hab immer viel so neue Literatur gelesen und ich bin jetzt vor kurzem draufgekommen weil meine ganzen Freundinnen nur noch Krimis lesen und jetzt bin ich so- ich muss immer also- ich könnt- ich könnt das is 'ne starke Versuchung und ich hab so ein paar Autorinnen- ich les komischerweise nur Krimis von Frauen,

 

L

ja ich auch / ((grad))

 

I

also ich find eben die Batya Gur Krimis gut, ich hab die Donna Leon jetzt entdeckt die mag ich eigentlich auch gern,

 

L

ich mag die auch gern

10

I

und dann also für mich, ich find auch dass die starke Krimis schreibt ist die Minette Walters,

 

L

ja d- die hab ich mal eins angfangen de- des hat mir zum Beispiel net so gfallen aber ja?

 

I

oder die Elizabeth George auch.

15

L

ja die- die hab ich au.

 

 

 

20

 

 

 

I

also wo dann immer so die Geschichten auch der- der Kommissare oder so weiterverfolgt werden und da merk ich so- also jetzt musst ich ja viel Literatur lesen ich hab jetzt grad- les ich meinen Marias noch zum dritten Mal und dann darf ich mal wieder mal 'ne Elizabeth George oder 'ne Minette Walters lesen aber ähm ich bin jetzt drauf gekommen und ich denk auch i- es gibt gewisse Zeiten da kann ich nicht Literatur lesen weil ich natürlich auch auch an der Uni viel lesen muss oder wenn man nich so am Stück lesen kann- also ich beim Krimi äh krieg ich am Abend dann mehr weg als- und da ähm bin ich- hab ich absolut Zugang dazu gekriegt ((lacht)) in der le-in der letzten Zeit ja

25

L

ja weil ich denk ähm was Krimis ganz gut rüberbringen wenn's gute Krimis sind und vor allem die von Frauen is eben 'ne gewisse- gewisses Ambiente.

 

I

die können auch- ich find Frauen kriegen Stimmung rein

 

L

ja

 

I

und Charaktere

30

 

 

L

ja ja und die achten- i glaub die Frauen achten in ihren Krimis mehr drauf dass wirklich das Drum un Dran au stimmt. also es geht ihnen weniger um den Plot un um- um- um wer war's und so sondern das Umfeld stimmt also die Kommissare werden also au in ihrem- in ihrem familiären Umfeld gschildert un so

 

I

ja es sind mehr Menschen gell?

35

L

jaja jaja

 

I

nicht nur so Aufdeckmaschinen

 

L

und von der Donna Leon da erfährt man halt sehr viel über Venedig

 

I

ja (-) also find ich auch. also 's gut- is 'ne gute Stimmung drin

40

L

un au die Batya Gur äh also i weiß net ob Sie (-) zum Beispiel dieser Kibbuz-Krimi du sollst nicht begehren heißt der

 

I

ich hab zwei gelesen also einer war

 

L

de Shabat, am Sabbat sollst du ruhen

 

I

ja und das* andere*

 

L

*am* Anfang war das Wort wahrscheinlich

1

I

des hat mir sehr sehr gut gefallen

(S.21)

L

ja des isch natürlich klar wenn ma des isch so

 

I

((lacht))

 

L

des isch Uni- des isch Campus-Literatur ja,

5

I

((lacht)) klar und das andere isch Psycho- äh int-

 

L

ja *un die und die*

 

I

*passiert ja in der Psychoszene ne,*

 

L

ich mein da kennt sie sich halt aus weil i glaub ihr Mann is- is- is Psychoanalytiker oder- oder sie selber *sogar*

10

I

*sie selber* glaub ich ja

 

 

 

15

 

 

L

 

 

und- un da- und da- dann isch klar, da kennt sie sich aus un denn denn aber au des ja dann des dritte Buch is über 'n- über 'n Kibbuz, un des Neue, des hab ich jetzt noch net gelesen des is wohl in- spielt in der Musik-Szene. (-) also sie grast da so wohl die verschiedenen Felder dann so ab, und da hat sie ja dann en ganz sympathischen Kommissar und so- also des- des also sind Krimis die ich gern les und da kommt's au gar net auf- zum Beispiel des mit dem am Sabbat sollst du ruhn hab ich zweimal g'lesen weil im Grunde genommen kommt's ja da gar net drauf an wer war's

 

I

hmmh also auch bei der Donna Leon find ich die kann man auch zweimal lesen

20

 

 

L

ja ja. weil au weil au da kommt's net drauf an (-) wobei ich da denk bei der Donna Leon von denen die ich bisher gelesen hab ich glaub drei von denen fünf gelesen (-) äh oder sechs da isch- hat mir am besten gefallen das erste da mit- mit dem- mit dem-wo der da mit dem Dirigent

 

I

mit dem Theater ne?

25

L

ja

 

I

ja (-) stimmt ja mit der Oper war des genau

 

 

30

 

 

 

L

weil da eben einfach die- ja des isch ja dann au des neue un des- die ganze Szenerie wird eingführt (-) des is natürlich denk ich schon meistens attraktiver als wenn's dann so auf die früheren Informationen also so rekurriert und ähm des isch ja auch bei der Batya Gur dieser- dieser Ochajon man weiß dann schon gar net mehr so ganz genau wie's mit seinen familiären Verhältnissen isch und dann wird das irgendwie mit der Freundin- un dann muss ma wieder im letzten Krimi gucken wie des jetzt war und so (-) ich mein dann äh (-) 's isch schon so dadurch dass ich recht viel les vergess ich auch vieles wieder.

35

 

I

geht mir auch so also ich- aber mir geht's manch-- ich denk auch wenn ich in 'ne Bilderausstellung geh seh ich auch tausende von Bildern, ich bin dann immer ganz froh wenn ich noch paar mit nach Haus nehm

 

L

ja ja

 

I

und so geht's mir mit Büchern *oft auch*

40

 

L

*jaja so geht's* mir au also es gibt Bücher an die erinnere ich mich praktisch fast nicht (-) net weil se mir net gfallen haben aber weil so irgendwie nix zurückgeblieben is

 

I

mhm ja dafür gibt's ja auch die anderen wo was zurückbleibt

1

(S.23)

 

5

 

L

 

jaja genau. (-) also ein en Buch das mir zum Beispiel des hab ich schon länger gelesen das mir sehr gut gefallen hat des hab ich sogar auf Englisch glesen war dieses Fegefeuer der Eitelkeiten (-) von Woolfe und des war als ich kurz bevor ich nach New York fuhr hab ich des gelesen, des spielt eben dort also des isch so 'n- so 'n ähm Gesellschafts- eigentlich en Gesellschaftsroman der sich mit dem New York der achtziger Jahre beschäftigt (-) des isch au- des isch mir au ziemlich gut in Erinnerung geblieben wobei es natürlich sowieso so is dass Bücher die ich in- auf Englisch les die bleiben mir natürlich besser haften weil ich da langsamer les

 

10

 

 

 

15

I

 

mhm, also mir fehlt ähm mir fehlt immer so 'n bisschen der sprachliche Aspekt weil ich einfach merk es is nicht meine Muttersprache und ähm ich komm- ich hab jetzt eins - ich hatte eins geschenkt gekriegt auf Englisch das is the passion von dieser J- wie hieß die (-) Jeanette (-) Winterson und das gab's dann hier auch als Taschenbuch Verlangen heißt des 'ne ganz starke Geschichte auch, ähm ja wirklich 'ne starke Geschichte, un ich hab's auf Englisch angefangen und konnt's nicht weiterlesen weil mir einfach dieser sprachliche Aspekt und als es dann übersetzt wurde ich hab das Buch wirklich an einem Abend gelesen weil mich das so fasziniert hat

 

 

20

 

 

 

L

ja un bei manchen- bei mir is es dann so manches is einfach au zu schwierig also, ähm einer meiner o- oder einer der Autoren die ich sehr gern mag is Philip Roth. und da is ja vor zwei Jahren etwa rausgekommen Sabbaths Theater zunächst auf Englisch und des hab ich mir ich war damals in London äh kurz und hab mir des dann gekauft und hab's au angfangen aber des war einfach zu schwierig weil da is en Vokabular des d- im Amerikanischen des ich dann net weiß und dann muss ich da jedes fünfte Wort nachschlagen auf manchen Seiten un dann- un dann verlier ich die Lust weil dann geht's zu langsam.

25

I

wird's mühsam auch mh

 

 

 

L

ja ja. un und des hab ich dann auf Englisch nimmer weiterglesen und des kam dann kurz drauf war's dann deutsch übersetzt und da hab ich's dann gelesen und da hat's mir au sehr sehr gut gfallen. aber des war- des war auf Englisch s- des war zu mühsam

30

I

(---) gibt's noch was was Ihnen so einfällt (-) zum Lesen, Lesen, Bedeutungen, von Ihrer Seite

 

L

(--) ja also wie gesagt es hat 'ne hat 'ne große Bedeutung un

 

I

ja des hat man glaub ich *auch gemerkt*

35

 

 

 

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1

(S.24)

 

5

 

 

 

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L

 

 

 

 

des des haben Sie ja *jetzt auch mitgekriegt* wahrscheinlich (--) eigentlich nich, was ich mir schwer vor- also was- was auch noch ne Rolle sp- oder was ne große Rolle spielt für mich is des ähm die sinnliche Erfahrung mit Büchern insofern dass- äh dass ich Bücher sehr gern in die Hand nehme. also weil sie vorhin g'fragt haben also Lesen in der Zukunft, was ich mir net gut vorstellen kann is dass- dass mer möglicherweise mal ausschließlich am- am Computer liest. ja, also- also ich nehm Bücher sehr- sehr gern in die Hand un und ich kann mir net vorstellen dass es mir die glei- den gleichen Spaß macht äh zum Beispiel diesen Marias jetzt äh zu lesen indem ich 'ne Diskette einleg und und des dann am Bildschirm les. (-) also des kann ich mir vorstellen für- für Sachbücher vielleicht noch es ist natürlich heu- in in den Naturwissenschaften jetzt schon so, es is auch p raktischer wenn mer- wenn mer des als Diskette kriegt als als- als Zeitschrift oder so, für Lexika isch's natürlich super weil ma da net fünfzig Bände da hinstellen muss aber für Romane kann i mir's net vorstellen. weil des Taktile äh einfach au zu 'nem Buch ghört also des des- des Rascheln der Seiten des Anfassen äh 'nes Buches ich hab au zum Beispiel, also Bücher die mir sehr viel bedeuten leih ich nicht gern an- an- an- an Leute so breitflächig aus weil mir's wehtut wenn ich- wenn ich 'n Buch in 'nem- in 'nem zerlegten Zustand dann wiederkrieg. also da hab ich da hab ich Schwierigkeiten damit und das zeigt einfach au dass ähm in denne Bücher eigentlich au als als Gegenstand äh mehr bedeuten als jetzt nur des was drinsteht.

 

I

mhm. ja kann ich gut verstehn, ich kann auch keine wegschmeißen ((lacht)) oder verschenken also *von meinen*

 

L

* also ich kann* schon mal dann auf 'm Flohmarkt 'ne Ladung Krimis hintun ja, aber aber eigentlich ähm wegschmeißen au net.

15

I

mhm, ich muss sie auch kaufen also ich kann sie nich leihen des is- bei Krimis kann ich des *aber (-)*

 

L

ja ich kann se schon leihen ja

 

I

ähm so en schöner Roman irgendwie den hab ich dann gern selber

20

L

ja aber au deshalb weil ich dann au äh des Lesetempo selber bestimmen kann. also denn muss ich net äh denken jetzt au der will des Buch jetzt zurück jetzt muss ich des aber an dem Wochenende noch lesen und so ja

 

I

mhm (-) ham Sie denn schon sich überlegt mal selber 'n Buch zu schreiben?

 

25

 

L

nee eigentlich äh würd ich des eher net tun ich hab äh natürlich in meinem Beruf zumindest Artikel geschrieben und so 'n Kapitel äh, allerdings natürlich s- wenn ma so will Sachbuchbü- äh sachen und mir fällt das Schreiben sehr schwer. un- un äh also ich hab da wirklich den Horror vor em leeren Blatt. und des wollt ich nicht hauptberuflich machen.

 

I

mhm, nee war nur so ne

 

L

nee,

30

I

rein phantasiemäßige Frage.((lacht))

 

L

nee- nee- nee also selber schreiben äh hab ich eigentlich gar nicht den Wunsch

 

I

mhm ja is häufig so dass viele Leute die viel lesen auch so manchmal ähm *auch so*

35

 

L

*ja un umgekehrt* gibt's Leute die schreiben, äh also einige- ich kenn einige die selber gar net sehr viel lesen. die sagen des isch- ich will mich da quasi gar net irgendwie damit- mit zuschütten was andere Leut schreiben sondern mir isch's wichtig was ich schreib und was ich denk

 

I

(-) war auch nur *so 'ne ((lacht)) Neugierfrage*

 

L

*ja ja ne ne doch aber nein also des*((////)) ((wollt ich gar net))

40

I

(--) gut. Ich glaub wir ham jetzt wirklich 's war sehr interessant

2.3.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wieviele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

x über 500

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus? (Mehrfachnennungen möglich)

x Kinder- u. Jugendbuch x viele

x Sachbuch x viele

x Nachschlagewerk/Lexikon x viele

x Ratgeberliteratur x wenige

x Kunst- und Bildband x viele

x Kriminalroman x wenige

x Trivialliteratur x wenige

x Science-fiction x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

x Lyrik x viele

x Drama/ Theaterstück x viele

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: x ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Belletristik

Vater: x ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Sachbücher, Belletristik

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die sie gelesen haben, geredet?

Vater: x regelmäßig

Mutter: x regelmäßig

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in ihrem Elternhaus einschätzen?

x Lesen gehörte in meiner Familie zum Alltag und hatte einen zentralen Stellenwert

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: x nie Vater: x manchmal 0

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: x regelmäßig Vater: x regelmäßig

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

vor allem abends und beim Essen, als ich klein war

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

x regelmäßig

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

etwa mit 7 Jahren

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

x Ich war zu der Zeit eine richtige Leseratte

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

ich habe immer sehr viel gelesen

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals Ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

TiteL Autor:

Heidi; Rosenresli; Grittlis Kinder Johanna Spyri

Kasperle-Bücher (ca. 8 Bände) Josefine Siebe

Nesthäckchen-Bücher (ca. 10 Bände) Else Ury

Die Kinder von Oberheudorf (ca. 4 Bände) Josefine Siebe

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

x Meine Eltern haben sie gekauft.

x Ich habe sie mir von meinem Taschengeld gekauft.

x Ich habe sie mir alleine aus der Bibliothek geliehen.

x Ich habe sie mir von FreundInnen geliehen.

x Ich habe sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

x Sonstiges zum Zeugnis Geld für Bücher bekommen

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

x häufig

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

x häufig

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

x Deutsch war mein Lieblingsfach

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wieviele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

x über 1000

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

x Kinder- und Jugendbuch x wenige v.a. Kinderbücher aus Israel

x Sachbuch x viele

x Nachschlagewerk/Lexikon x wenige

x Ratgeberliteratur x wenige

x Kunst- und Bildband x viele

x Kriminalroman x viele

x Trivialliteratur x wenige

x Science-fiction x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

x Lyrik x wenige

x Drama/ Theaterstück x wenige

Reisebücher viele

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Romane v.a. übers. aus dem Hebräischen (Romane aus Israel)

Sachbücher v.a. über jüdische Geschichte und Religion und über Israel

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x kaufe sie im Buchladen x häufig fast immer

0 kaufe sie im Kaufhaus à nie!

x bestelle sie über Prospekte x selten

x leihe sie in der Bibliothek x selten

x leihe bei FreundInnen x selten

x lasse sie mir schenken x selten

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

x ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

x weil sie mich unterhalten

x weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

x weil ich daraus etwas lernen möchte

x weil ich Spaß an Sprache habe

x weil sie mich in eine andere Welt entführen (Neugier)

Þ Wieviele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca. 10 Stunden/Woche

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

x gemischt

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

Judentum, Israel, Familienromane, Romane aus Österreich (v.a. Jahrhundertwende, Wien)

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

Philip Roth, Amos Oz, Chaim Potok, Saul Bellow, Isaac und Israel Singer, Heimito v. Doderer, Arthur Schnitzler, Leon de Winter, Meir Shalev, Robert Schindel, Abraham Yehoshua, Samuel Agnon, Yoram Kaniuk, Thomas Mann, Peter Handke

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Presse

x Fernsehsendungen

x Buchhändler

x Freunde

x Klappentext beim 'Schmökern'

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

x ja

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

x regelmäßig

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

x nein bis ca. 1982 war ich bei der Dt. Buchgemeinschaft

später gefiel mir das Sortiment dort nicht mehr

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

x regelmäßig

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise.... einfach immer, wenn ich Zeit habe!

x abends

x vor dem Einschlafen

x am Wochenende

x im Urlaub

x tagsüber wenn ich gerade Zeit habe

x zu jederZeit, wenn ich Lust habe

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

x nein (früher)

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

x nein

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

x nein meistens ist niemand da, wenn ich lese

Þ Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

x nein habe keinen Partner

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

x nein habe keinen Partner

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x ja

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

1. Gottfried Keller

2. Johann W. Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gordon

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márquez

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhoff

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

 

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Grüner Heinrich

Wilhelm Meister; Wahlverwandtschaft; Faust; Gedichte etc.

alle Romane, v.a. Zauberberg

J v. Gunten; Geschw. Tanner; Gehülfe

Glasperlenspiel; Narziß & Goldmund;

Demian; Siddharta

Wo warst du Adam; etc.

Gantenbein; Stiller; Homo faber

Mann ohne Eigensch. (nicht ganz gelesen)

Ulysses; Dubliners

Autobiograph. Romane; Heldenplatz

Vert. d. Kindheit; Schwanenhaus; etc.

Blechtrommel

Eine Messe für die Stadt Arras; Schöne Frau Seidenman

Amanda herzlos; Jakob der Lügner; Bronsteins Kinder

Medicus; Erben des Medicus

Sophies Welt

Hundert Jahre Einsamkeit

 

Der Sandmann

Die Entdeckung des Himmels

Mein Herz so weiß; Morgen in der Schlacht

Die Asche meiner Mutter

 

 

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

Heinrich Mann

Gottfried Keller

Thomas Mann

Hermann Hesse

A. Camus

Siegfried Lenz

Max Frisch

Isabel Allende

Martin Walser

F. Dürrenmatt

Garcia Marquez

P. Süskind

Nadolny

Nooteboom

Moor

Chr. Wolff

Noah Gordon

Peter Hoeg

John Banville

(noch nicht gelesen, besitze es aber)

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B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Lesen von Rezension/Buchbesprechung

x Information/ Empfehlung durch Buchhändler

x Hinweis in literarischer Sendung im Fernsehen

x Kenne den Autor bereits und habe gute Erfahrungen mit ihm gemacht

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

x ja

Wenn ja, welche(s)? Mein Herz so weiß

Wenn ja, wie hat es Ihnen gefallen? x mittelmäßig

Kommentar: Ich fand des Roman streckenweise zu prätentiös und künstlich

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

Übersicht über die Handlung: Eine Frau stirbt neben einem Mann im Bett, der sie nur flüchtig kennt. Er verfolgt die Spuren ihres Lebens und entdeckt die Geschichte der Personen die mit ihr lebten.

Þ Woher haben Sie diese Informationen?

Zeitung (FAZ)

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

mal sehen,. Ich erwarte, dass es mir besser gefällt als "Mein Herz so weiß"

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: x weiblich

Alter: 43 Jahre

Familienstand: x ledig

Schulabschluss: x Abitur

Ausbildungsstand: x Hochschulstudium mit Abschluss

Berufliche Stellung: x Selbständige(r) im kleineren Betrieb

Haushalts-Nettoeinkommen: x über DM 5000.-

2.3.3 Interview zum Leseprozess

2.3.3.1 Freies Erzählen

1

(S.1)

 

5

 

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so, also als Erstes geht's mir jetzt einfach mal drum dass Sie, wenn Sie noch mal an das Buch zurückdenken so im Gesamt Sie können sich da gern noch 'n bisschen Zeit lassen einfach noch mal was da an Erinnerungen kommt ob Sie sich noch dran erinnern ja ob bestimmte Textstellen präsent werden bestimmte Erzählungen bestimmte Beschreibungen wo Ihnen vielleicht auch selber so Bilder gekommen sind wo Sie Assoziationen hatten (-) einfach so was is von dem Buch so für Sie geblieben.

 

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mhm, (-) also geblieben ist mir der Anfang, also zum Beispiel- also vor allem die erste Seite wo's- wo's drum geht um den- um ähm- um den- den Tod der- der zufällig und albern sein kann, dann äh im- am Anfang diese Beschreibung als die- die Marta neben ihm im Bett liegt und- und da ja im Sterben liegt und er dann äh die Gegenstände und die Kleider im- im Zimmer äh sieht die- die äh der Ehemann daglassen hat der- der ja da in England ist ähm au diese- und diese- diese Gedanke ähm dass wenn sie- wenn sie jetzt stirbt dass dann diese Gegenstände eigentlich ihren Sinn verloren haben die ihr gehören. also au was mir da in Erinnerung geblieben ist war der Gedanke dass wenn sie jetzt stirbt dass dann ihre Bücher eigentlich d- die sie besitzt den- den Sinn verloren haben. des is so was was- was ich natürlich als als Bücher-Liebhaberin au schon äh- 'n Gedanke der mir nahe liegt. ja dann isch mir geblieben natürlich weil's au dann später ja immer wieder wiederholt wird dieser- diese Szene wo er des Kind der Marta im- im Kinderzimmer schlafend beobachtet und da diese- an diese Flugzeuge stößt die wie- die wie Mobiles vom- vom Himmel hängen also vom- von der Decke hängen, ähm (-) dann diese Szene wo er au des Haus dann verlässt, die Tote zurücklässt und des Kind zurücklässt und äh dieser Frau begegnet der Mitbewohnerin die da mit ihrem wohl Liebhaber kommt die Frau mit den- mit den hellen Handschuhen die kommt ja au an paar Stellen wird sie wiedererinnert beziehungsweise wieder getroffen glaub ich sogar au mal (-) also des isch mir am Anfang geblieben und dann was ich 'ne sehr schöne Beschreibung fand äh diese- wo er dann im im nächsten Teil an dem Begräbnis teilnimmt. also erst mal wo er- wo er die- nach der Todesa-anzeige sucht er immer die Zeitungen kauft und diese- diese Spalten durchguckt mit den Todesanzeigen und dann wo er auf dem- auf den Friedhof geht und sich zunächst mal an 'n Grab von jemand andern st-stellt der glaub ich 1914 oder so gstorben ist und dann von dort aus diese- diese Beerdigungsgesellschaft beobachtet und sich au anfängt quasi ähm ausgehend ja von der Todesanzeige zu überlegen wer wer is. un- und sich quasi au Geschichten dazu ausdenkt wie die Personen zusammenhängen könnten und dann au die- die Szene beschreibt wie der Téllez weiß nicht wie der sich ausspricht dann äh der Vater von der Marta dann den- der Schuh aufgeht und von der- von der äh Luisa is des glaub ich zugebunden wird und so ((einatmen)) des isch mir also sehr sehr gut in Erinnerung geblieben die *Geste*

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I

*kennen Sie* so was auch? dass Sie so von Beerdigungen her?

 

 

 

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L

ja, weil ich geh sehr gern auf Friedhöfe und un wenn ich als- als Fremde in 'ner- in 'ner Stadt auf 'n Friedhof geh hab ich des schon manchmal ähm gsehn so Beerdigungsgsellschaften die da warten oder- oder- oder zum Begräbnis gehn. und deshalb ist- ist mir des- fand ich die Szene gut beschrieben wie- wie mer sich dann quasi überlegt wie jetzt die Leute wohl zu dem- zu der Toten in dem Fall gstanden haben könnten. ja? also insofern des fand ich 'ne ausgesprochen gut beschriebene Szene. und dann ähm (-) in Erinnerung geblieben is mir dann au diese Szene beim König, wo se- wo's- wo er ja als- als Redenschreiber quasi äh indirekt engagiert wird er geht ja für jemand andern, äh von der Szene war ich enttäuscht weil ähm die kam ja in allen möglichen Besprechungen die mer über des Buch glesen hat als- als genial komisch und so und ich fand sie eigentlich farblos. also ich fand der- der der K&oum l;nig der da als der Solitär und so bezeichnet wird bleibt eigentlich relativ farblos. also ich im Vergleich zu dieser an- al- zu dieser Parallelszene in dem Herz so weiß wo's ja um diese Übersetzung geht ja, wo die find ich wesentlich witziger. ja, also d- das fand ich eigentlich irgendwie 'n- ja also viel farbloser eben als dann das andere. dann isch mir gut in Erinnerung geblieben die Szene des Mittagessens des is ja dann danach, wo er dann quasi schon mit dem Téllez zusammen äh da die- ne Rede für den König aufsetzt, und in der Zeit mal mit ihm und- und mit der Luisa und dem äh Mensch wie nennt mer Martas Mann da zum Essen geht des fand ich au ganz gut beschrieben ähnlich wieder wie diese Beerdigungsszene weil da die Pers- die Beziehungen der Personen unterenander wie so 'n Film eigentlich ähm-. also mer sieht die Personen vor sich und mer sieht au die Beziehungen vor sich. wie also wirklich filmisch. des hat mer sehr gut gefallen, dann ähm in Erinnerung geblieben aber au nicht sehr gefallen hat mir die die Geschicht mit- mit Celia oder oder Victoria dieser äh Prostituierten von der ja offenbleibt ob's- ob's seine ehemalige Frau ist, ähm die fand ich a- als Kurzgeschichte oder so hätt ich des gut gfunden aber in- mit dem übrigen Buch zusammen fand ich's irgendwie unnötig. ja, *wobei*

 

I

*man findet*nicht so ganz den *Zusammenhang ne,*

1

(S.3)

 

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L

*ja ja * wobei der- der Grundgedanke mit dem diese Geschichte ja anfängt dass mer sich quasi ähm an den Namen erinnert und wenn mer sich an den Namen erinnert- nicht erinnert das Gesicht verschwindet und der Name bleibt also dieser Gedanke, ähm den fand ich- den fand ich interessant wieder wie so am Anfang mit diesen Gegenständen ja also des kommt ja immer wieder in dem Buch diese Überlegung was bleibt von jemand der stirbt was bleibt von jemand der für mich keine Bedeutung mehr hat der in Geschichte is in meinem Leben wie- wie lebt der in meiner Erinnerung weiter, lebt der überhaupt weiter und so. und da wird des eben mit diesem Namen exemplifiziert un da- der Gedanke fa- den Gedanken fand ich interessant aber ich fand's dann übertrieben ausagiert. ja, also dass er die dann äh in als in- in als Frau hieß die glaub ich Celia und als Prostituierte heißt sie Victoria und er heißt Victor un- nennt sich ab er als Kunde Javier ja also der- den- den Schriftstellernamen also des fand ich ähm zu sehr- zu sehr aus- ausagiert ja also

 

I

des war auch was sehr Konstruiertes

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L

ja. sehr konstruiert un- un- un der- der Qualität sonsch von- von wie er- wie er- wie er Gedanken au andeutet eigentlich nit- nit ganz angemessen. also da wird mer dann wirklich äh mit 'em Holzhammer dann- dann da drau- darauf- draufgebracht. ja und dann äh wieder 'ne ganz gu- also was mer wieder sehr gefallen hat war diese Szene wie er der Luisa durch die Stadt nachgeht. und sie- sie beobachtet äh wie sie- wie sie einkauft wie sie- wie sie Röcke anprobiert er sieht des ja immer von außen un- un tritt dann da in die Pfützen und so und er stellt sich auch vor was kauft sie jetzt was macht- des fand ich deshalb au schön weil ich mir da obwohl ich nie dort war au Madrid vorstellen konnte. also des hat mir- diese Szene hat mich zum Beispiel an Noteboom erinnert. der- der ich glaub Sie haben nach dem Buch Rituale au in dem Fragebogen gfragt. und des is ja so 'n Buch wo- wo des gleiche für Amsterdam besc hrieben wird ja wo au Leute beobachtet werden wie- wie kaufen die was ein wie gehen sie in 'nen Geschäft oder so. und dann ähm isch's mir natürlich au in Erinnerung geblieben dann des Ende, dieses Gespräch mit dem- mit dem Eduardo der dann die Geschichte von London erzählt da fand ich wieder einige Gedanken sehr- sehr schön zum Beispiel ähm in bei dieser- bei dieser Affäre oder wie er- wie er des verallgemeinert überhaupt bei 'ner Affäre die heimlich sein muss wie schleicht sich da die Gewohnheit ein. und dann so kleine Sachen wie er da sagt ähm ja also ich geh dann immer mit der aus, und dann bestell ich mir immer das Gleiche und schon dadurch schleicht sich Gewohnheit ein. find ich gut beobachtet ja. ähm wieder konstruiert fand also des- äh diese- diese Geschichte dass die Frau 'ne Schwangerschaft vortäuscht und au 'ne Abtreibung vortäuscht des fand ich noch von der Idee her gut und kann ich mir au vorstell en. äh konstruiert fand ich dann die- die Szene in dem Bus. (-) ja also wie er versucht sie da umzubringen un- und sie flieht dann und gerät dann unter's Taxi und so des fand ich wie bissle zuviel un äh die Aussage soll ja sein denk ich dass ähm sozusagen des Leben von Leuten die eigentlich gar nix mitnander zu tun ham wie des von Victor un- un Eduardo mitnander verbunden ist un au tragisch verbunden is also nach dem Motto hätte er ihn früher angerufen wär des alles nicht passiert. aber ich find des wird auf 'ne äußerscht konstruierte Weise gezeigt. also des hat mer net gfallen.

(S.4)

 

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I

mhm. mhm. (-) haben Sie so 'n ähm- also des Buch is ja im- im Ablauf Ihnen noch sehr präsent ne, sind ja auch sehr stark getrennte Szenen eigentlich ne? jetzt haben Sie so einige genannt ähm ich geh's noch mal vom- vom Anfang her durch also so wo Sie sagten so grad am Anfang dieses- ähm dieser zufällige und alberne Tod. ne? oder ähm was bleibt so an Gegenständen an Kleidern und die verlieren im Grunde genommen- Sie haben noch die Bücher dazugenommen ne so a- äh was bleibt da äh dann von einem übrig ähm oder verlieren die den Sinn auch mit- mit dem Toten ne ähm was würden Sie sagen was äh- warum is Ihnen des gerade hängen geblieben haben Sie selber ne Erklärung dafür?

 

L

des mit dem albernen Tod.

 

I

ja?

 

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L

also ich glaub des hängt au mit meinem Beruf zusammen dass ich Leute obduziert hab und dann mich natürlich au gfragt hab zum Beispiel au Leute obduziert hab die an Unfällen gstorben sin oder die plötzlich gstorben sind eben die gstorben sin wie diese Marta die zum Teil au im- im Bett bei dem Liebesakt gstorben waren und dass ich mir natürlich schon überlegt hab wie war des für diese Leute die- der- der Tod. wie war des wohl wer war da wohl dabei des hat mer dann manchmal im Polizeibericht glesen oder so ja. also ich glaub dass mir des deshalb hängen geblieben is weil- weil des sozusagen Überlegungen in- äh illustriert die ich mir schon gmacht hab.

 

I

ja Sie werden ja auch mit- in ihrem Beruf ich weiß jetzt nicht wie's in der Praxis is aber

 

L

jetzt nich *mehr*

25

I

*nicht* mehr aber äh Sie Sie also *der Tod hat da ja*

 

L

*ich bin natürlich* da- damit konfrontiert gwesen.

 

I

mhm. mhm. und äh Sie bringen die Bücher rein ne war da so was wo sie sich auch mal so gefragt haben was ist denn eigentlich mal mit *meinen Büchern?*

 

L

*ja ja klar*

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I

mhm,

 

 

 

35

 

L

also des isch en Gedanke der- der mir sehr nahe liegt was passiert mit meinen Büchern die- ähm die ja zum Beispiel au in ihrer Auswahl irgendwo meine Person wiederspiegeln. und wenn die- wenn die Pers- wenn ich mal nicht mehr da bin wenn die Person weg ist ist diese Auswahl der Bücher zum Beispiel ja au nicht mehr ähm unbedingt zu rekonstruieren also mer kann äh die Person ähm aus so 'ner Büchersammlung äh kann man im- im Grunde genommen find ich nicht mehr gut sagen wie war die.

 

I

ja und das einzelne Buch verliert so quasi seinen Kontext ne? weil- weil Sie die ja in 'nem bestimmten Kontext-

40

 

 

 

L

also 's einzelne Buch ja net, aber die Bücher unterenander verlieren ihren Kontext. also- also weiß ich jetzt äh der Wilhelm Meister ist natürlich au wenn- wenn wenn ich tot bin und der Wilhelm Meister als einzelnes Buch irgendwo verkauft wird ist der immer noch der Wilhelm Meister aber er versch- verliert zum Beispiel den Kontext dass er jetzt weiß ich neben- neben Proust steht ja?

1

(S.5)

I

mhm (-) weil ich meinte des so er verliert den Kontext so Sie verbinden mit dem Wilhelm Meister *so Ihre was*

 

L

*ja. des- was* ich mit ihm verbind verliert er.

 

I

mhm mhm

5

L

wenn er au net seinen- seinen absoluten Wert verliert.

 

 

 

I

mhm (--) dann kam des dass sie das erwähnt haben mit dem Kind. ähm so wie er den Kleinen da zurück- äh -lässt. äh wissen Sie da noch was- was waren das für Gedanken das haben Sie ja nicht nur festgestellt, ne? oder war des eher was Feststellendes oder war das wie so 'n Bild wie Sie das so sehen irgendwie

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L

also wenn des Kind hab ich eigentlich von allen Personen ähm mir am wenigsten vorgestellt. also des war mehr die- des Umfeld des Kindes also diese- da wieder sind's eher die Gegenstände also die Flugzeuge die ja immer wieder kommen er sieht ja dann später en Film über- über Flugzeuge im Fernsehen. ja und er- er sagt ja glaub ich au als er die zum ersten Mal sieht äh da in dem Kinderzimmer kommt so was wie Neid in ihm auf. und des sind die Flugzeuge des Vaters dieses Kindes also au da ist der- der Ehemann dieser- dieser Marta präsent in dem Kind.

 

I

mhm. konnten Sie des nachvollziehen?

 

L

ja, was jetzt den Neid ? oder- oder den

 

I

ja?

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L

ja, des des konnt ich nachvollziehen.

 

I

mhm.

 

 

25

L

wenn des au en Handlungsstrang ist oder en Gedankenstrang in dem Buch der eigentlich ähm für mich dann nimmer befriedigend eigentlich aufgnommen wird. er sieht dann zwar diesen- des kommt dann später mit diesem Film noch mal, aber es wird eigentlich ähm dieser Strang äh bleibt irgendwie so- so lose hängen.

 

I

so mit den Flugzeugen

 

 

30

L

des isch ja ja. au- au der Strang mit dem Kind eigentlich ähm es gibt dann glaub ich noch- später noch mal den Gedanken dass er sich überlegt (-) wie war des mit dem- er hätte- er hätte der Vater von dem Kind au sein können, beziehungsweise der Ehemann äh überlegt sich dass er mit der Geliebten zusammen des Kind aufgezogen hätte aber also für mich isch des Kind äh eigentlich recht blass geblieben.

 

I

mhm (--)

 

35

L

immer nur so als äh 's war für mich mehr so 'n ähm- (-) mehr so 'ne Art Platzhalter für- für- für die Beziehung der Erwachsenen untereinander. also am Anfang beschreibt er ja au dass des Kind nicht schlafen gehen will weil's eben spürt dass er jetzt mit der Mutter schlafen will und so.

 

I

mhm. Sie sagen so das Kind so 'n Platzhalter für die Beziehungen der Erwachsenen untereinander. wie haben sie die denn empfunden.

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1

(S.6)

 

5

L

(-) also die- die- die Beziehungen des Victor, äh so wie er sie selber schildert hab ich teilweise als sehr machohaft empfunden. also dass er äh des au sehr betont die Zufälligkeit und die- äh dass er eigentlich mit der Marta gar nicht so viel- viel äh am Hut hatte aber er hat sie halt getroffen und so 's hätte aber au ganz anders sein können ähm ähnlich zufällig äh wird ja au beschrieben die- die Beziehungen des- des- des äh Eduardo heißt der Ehemann glaub ich zu- zu- zu dieser Eva zu dieser Geliebten die hat er halt mal da im Cafe sitzen sehn da weil des Krankenhaus grad in der Nachbarschaft ist und so also ich hab ähm eigentlich ähm diese Beziehungen als sehr- sehr zufällig und (--) wenig schicksalhaft empfunden, er sagt ja glaub an einer Stelle au mein ich mich zu erinnern dass- dass es eher das Bedürfnis von hinterher ist dass mer- dass mer äh Dingen 'ne- 'ne Sch icksalhaftigkeit und 'ne Vorsehung zuweist.

 

I

mhm (--)

 

10

L

und ich- ich fand aber dass er das so quasi unterläuft, weil er ja in seinem ganzen Buch eigentlich äh dauernd versucht zu- zu schildern wie verknüpft des alles ist. wenn's au- wenn er's au als zufällige Verknüpftheit schildert aber doch halt als Verknüpftheit.

 

I

mhm. (--) mhm,

 

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L

L

also da bin ich mir eigentlich äh (-) gar net schlau gworden also ich find die Beziehungen sind sehr ambivalent ist der falsche Ausdruck sie sind ähm- (-)sie sind so dass mer eigentlich- so des schwer fällt 'n- en- 'ne Meinung dazu oder au en Gefühl dazu zu kriegen. mir isch's bei - bei einigen Beziehungen so gegangen dass ich ähm en Ge- en Gefühl hatte des sich dann aber eigentlich gar net bewahrheitet hat. also zum Beispiel bei der- bei der Beziehung dieses- äh dieses Eduardo zu dieser- zu dieser Eva- zu dieser Geliebten. da des wird am Anfang als 'ne total zufällige Beziehung und die ihm eigentlich fast lästig ist un- un eigentlich will er sie auch gar nicht mehr und so und dann nachher äh gewinnt des aber dann so 'ne- plötzlich so 'ne- oder plötzlich ne äh überhaupt in der Schilderung die er dann macht so 'n- so 'ne- so 'ne- so 'ne schwerwiegende äh Potenz, ja dass mer sich eigen tlich fragt was ist jetzt eigentlich ja? wenn- wenn er sich dann überlegt hätt er den Anruf früher gekriegt ja dann hätt er die- hätt er mit der gelebt und des wär die- die Mutter für seinen Sohn gwesen und des fand ich passt net- ((klopft auf den Tisch)) passte net zu dem wie er diese Beziehung anfangs schi- oder überhaupt schilderte am Anfang ja? also insofern fällt's mir ((lacht)) schwer äh abschließend zu sagen wie ich die Beziehungen in dem Buch empfunden habe.

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I

mhm (--) also ich hatte äh- für mich war des sehr ähm beziehungslos eigentlich was zwischen den Personen abging

 

 

L

ja ((gedehnt)) aber i- äh ha- hatt ich au den Eindruck manchmal, aber- aber dann au wiederum nicht wirklich ja denn wenn's so beziehungslos ist ähm warum dann äh diese diese wahnsinnigen Reflexionen über diese Beziehung.(--)

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I

ja *aber ich denk*

 

 

 

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L

*des sind-* des sind -des hab ich mich au gfragt sind's Selbstreflexionen. ab-- aber warum- warum wird dann der Über- der- der Umweg um- über die Beziehungen gmacht. also des fand ich bsonders deutlich bei dieser Geschichte mit der- mit der Prostituierten. den die- au da wird ja die Ehe mit der Celia wird ja als eigentlich was nichts bes- also als- als nix Besonderes geschildert des war halt und die war viel jünger und wollte ihn heiraten und dann hat er sie halt geheiratet und nach drei Jahren war's dann nix mehr okay, aber dann plötzlich diese- diese- diese Seiten lang sich dann zu überlegen was wäre wenn sie jetzt Prosti- Prostituierte ist un so.

1

(S.7)

 

I

also da- das war für mich sehr äh wirklich sehr- sehr konstruiert weil ich denke oder des war für mich so 'n Zeichen wie da Beziehung gelebt wird also ich kann mir nicht vorstellen dass man mit jemandem verheiratet ist und nachher ähm also die ham ja in dem Auto dann auch noch miteinander *geschlafen*

5

L

*und des nicht merkt ob sie's ist*

 

 

I

den Körper nicht erkennt ja das is so aber das zeigt mir auch irgendwie so 'ne also ich hab da 'ne Beziehungslosigkeit gespürt eben. da geht's nicht mehr um- um den Einzelnen sondern da geht's halt um etwas oder letztendlich vielleicht um sich

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L

 

ja wobei ähm ich die Beziehungslosigkeit dann noch am stärksten zu den Leu-- der Leute zu sich selber empfunden hab. also es wird ja eigentlich wenig deshalb hab ich- hab ich jetzt au überlegt ob diese Be- die Schilderung der Beziehungen vielleicht äh dazu dient die- die Selbstbeziehungen zu- zu darzustellen, denn es wird ja wenig über sich selber reflektiert, es wird ja immer nur über- also zumindest dieser- dieser Victor reflektiert ja immer nur über die andern über- über- die Rolle die- die andern möglicherweise für ihn spielen könnten, äh die- die möglicherweise untereinander spielen könnten aber über- über sich selber also über ihn erfährt mer ja recht wenig. bis au- bis auf diese jetzt- und des was mer erfährt ist alles net so richtig wirklich also er is- er is'n Redenschreiber aber des macht er für jemand andern, er schreibt D rehbücher die werden aber eigentlich gar net- gar net gedreht, da kriegt er dann zwar trotzdem Geld er is äh- es wird wenig- er isch ja halt- sozusagen is er auch geschichtslos er hat es wird wenig über- über- über seine Herkunft oder so gschrieben es isch au die Stadt wenn mer nicht wüsste dass es Madrid is könnt's alles andere auch sein,

 

I

mhm (-) mhm (-) ja er ist wirklich wie so 'n ghost ne, also ((lacht))

25

 

 

 

30

 

 

 

L

ja, ja, un- un des äh also- ich kann mir dieses Buch äh noch am ehesten als Film vorstellen der äh sozusagen wie die schwarze Serie die so- die so Filme in- in- in so 'n in schw- in schwarz-weiß gedreht is und in- in meistens in der Nacht spielt. ja, in 'ner Stadt die mer eigentlich gar nit richtig erkennt und wo die Leut so im- im Halbdunkel und im Halbschatten da in ihren Trenchcoats rumwandeln ja, es is ja auch nicht zuletzt der Trenchcoat des- des einzige Kleidungsstück des an den Leuten eigentlich so richtig beschrieben wird. also und- un wenn gl- so was beschrieben wird dann immer wie sie sich ausziehen also es ist immer dieses ja dieses Aufbruchsartige ja, sie sind immer so irgendwie grad in- in- auf'm Sprung ja, sin ja au heimatlos ja letztlich.

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I

ja

 

L

aber aber nich heimatlos im Sinn von- von Exil, sondern per se (-)

 

I

vielleicht ist beziehungslos auch nicht so das richtige Wort sondern eher auch so gefühllos.

 

L

ja

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1

(S.8)

I

so Sie haben ja auch gesagt Sie hatten eigentlich am Schluss gar nicht so 'n Gefühl was ist das für einer ne? und das lässt des auch. über des ge- Begräbnis- die Begräbnisszene hatten wir ja ähm gesprochen wo Sie so sagten ja Sie kennen des von früheren Städten ne wenn man mal auf so 'n Friedhof geht ähm das war so lustig bei der Szene kam mir so 'n Bild ich musste da an so 'n- an Fernsehkrimis ja irgend- in jedem Derrick kommt der Mörder irgendwie zur Beerdigung ((lacht)) und guckt so hinterm Baum und da hinter dem Grabstein also des war so 'n Bild des kam mir ganz präsent da.

 

L

mhm also au 'n Filmbild.

5

I

ja

 

L

mhm?

 

 

I

mhm ich fand das auch sehr- eigentlich so sehr schön wie er auf einmal Berührung gekriegt hat zu einer Person die er gar nicht kannte die dann für ihn auf einmal zur Person geworden is auf- durch diesen Grabstein *ne wo er* stand

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L

*mhm mhm* und bis hin zu dem Slapstickhaften dass der- der Ehemann ja glaub ich fast ins Grab fällt oder irgend so was ja,

 

I

hm, ja ja ((lacht)) (--) dann hatten Sie die Szene beim König erwähnt, ähm (---) wieso hat das ne Bedeutung? oder schreiben Sie dem 'ne Bedeutung zu? für sich

 

L

ja ich hab mir dieses äh von dieser Szene viel erwartet.

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I

mhm, also so wie diese Dolmetscherszene

 

 

 

20

 

 

 

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L

so wie diese Dolmetscherszene, und dann hab ich mich immer- Sie sehn auch ne ganze Reihe von Büchern über Könige ich hab mich immer sehr für Könige interessiert, schon seit schon meiner Kindheit und deshalb ist mir dieser spanische König da sehr- sehr präsent au aus Filmen und aus- aus- aus Zeitungsartikeln und so ja, und deshalb hat mich des schon interessiert wie- wie beschreibt er des jetzt ja, und ich war dann enttäuscht wie- wie blass des eigentlich bleibt und ich war au en- weil ich find- ich war au enttäuscht weil in der Szene au wieder des vorkommt dass- dass Dinge einfach ähm mit Bedeutung aufgladen werden aber dann so hängen bleiben. also zum Beispiel diese- diese Sache mit dem- dass er da im Nachbarzimmer ((klatscht mit der Hand)) so mit so 'nem Fußballding und flippert und so und dann au diese Sache mit den Pflastern ja, er beschreibt immer wieder dieser König hat da Pflast er an den Fingern un- un- am Schluss fragt er ihn glaub ich wie- wie- wie kommt des und der sagt ja nur ja wenn ihr das wüsstet oder so ja, also des is *so*

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I

*alles* offen

 

 

 

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L

des is so alles offen un un un es hat au- obwohl zum Beispiel diese Zitate ja dauernd wieder kommen und- un wahnsinnig auf- auf Leitmotiven eigentlich rumgritten wird ja, bleiben diese Dinge dann einfach so- so offen hängen ja, und des find ich- fand- find ich au in der Konstruktion schwach. auf der einen Seite ist die- sind andere Motive wirklich bis zum- bis zum Erbrechen perseveriert und- und manches bleibt dann einfach da- da wird dann Interesse gweckt un und es bleibt so hängen.

 

I

mhm (-) zwei Fragen fangn wir mal mit der zweiten an weil die jetzt näher ist was- welche Dinge würden Sie sagen werden so bis zum Erbrechen perseveriert?

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1

(S.9)

 

5

 

 

 

L

ja also zum Beispiel dieses Titelmotiv, ja also des kommt ja ganz schlimm oft vor also am am Ende is es fast unerträglich ja auf den letzten zwanzig Seiten besteht jeder zweite Satz wieder aus- aus Teilen dieses Motivs, zum Teil äh passt es dann überhaupt nicht mehr hin en anderes Motiv des au dauernd äh kommt- vorkommt ist dieser Falstaff ja also der au- au bei- in der Königszene kommt des ja mit dem Film dann diese äh- diese Formulierungen die er offenbar sehr liebt und es gibt jetzt 'n neues Buch in Spanien zumindest von ihm des hat dann au den Titel auf dem schwarzen Rücken der Zeit ja (-) des is ja au 'n Zitat des dauernd kommt (-) ja äh (-) eben diese Zitate. des- des des fand ich des was- was er dauernd und dann aber au manche Dinge wie zum Beispiel dieses- dieses Kleiderober- des gerippte Oberteil äh der- der- des- erst die Marta trägt des er dann an der- an der Schwester die er aber da zu dem Zeitpunkt nicht als Schwester kennt an dem Fenster sieht und dann kauft sie sich's im Laden und dann kommt's glaub ich noch mal irgendwo vor ja also ((ausatmen)) (-) des fand ich etwas mühsam.

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I

mhm. die zweite Frage war woher kommt Ihre Vorliebe für Könige? oder woher dies Interesse?

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

L

 

des kommt von von meiner Großmutter eigentlich die die natürlich noch- die isch 1891 geboren, ist noch in der Monarchie aufgwachsen, hat sich immer sehr dafür interessiert, hat mir immer Geschichten von Königen und quasi von- von den hiesigen vom württembergischen König und vom Kaiser und so erzählt, dann hat sie mir ich- ich les seit ich zehn Jahre alt bin wöchentlich die Frau im Spiegel weil die- die hab ich mit meiner Großmutter erscht glesen und ich les es eigentlich bis heut weil's mich interessiert und ähm warum des so is (--) wahrscheinlich weil's so 'n- so 'n äh- so 'n Zwischending also einerseits Personen sind die 'ne Geschichte haben, die durch 'ne Geschichte au rausgehoben sind und auf der andern Seite weil sie Identifikationsmöglichkeiten bieten. ja also ich wollt als Kind immer die Königin von England sein und hab das dann au gspielt mit 'nem Hut auf und 'ner Handtasche und mei Schwester musste vor mir en Hofknicks machen und solche Dinge ja also und deshalb au die- dies Interesse an der Szene.

25

 

I

((lacht)) ja. als nächstes kam ja diese Mittagsessensszene die haben Sie erwähnt so diese filmischen Beziehungen und des is so ähm und die sind mir nicht so ganz klar

 

30

 

 

 

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L

also des da ging's mir ähnlich wie ihnen wohl bei der Friedhofsszene äh da sieht mer- da beschreibt er ja wie sie in dem Restau- äh in dem Cafe oder Restaurant sitzten des hab ich mir so französisch vorgstellt mit so 'ner Markise vorher- vo- vornedran wie diese Restaurants in Paris und dann kommt ja wie er rausguckt und wie's dann regnet und wie die Pas- äh Passanten dann die Zeitungen drüberhalten und die Schirme aufspannen also ich find so wie's beschrieben is isses wie im Film, und au wie er die -die anderen er nimmt ja au so 'ne Beobachterposition ein. bei diesem Essen e- er beobachtet ja was die andern sagen wie die mitnander sprechen äh wie der- wie dieser Vater dann die- da die Vorwürfe macht an den Schwiegersohn dass er nicht da war und so und wie- wie ihm dann immer mehr klar wird die- die- die haben dem verheimlicht dass da 'ne andere Frau bei seiner Tochter war und au ich find aus dieser Beoba chterposition und des isch wahrscheinlich ähnlich wie bei der Friedhofsszene entsteht der Eindruck des Films. mer guckt quasi durch die- durch die Augen des Erzählers auf die andern und dann wird's zum Film. (--)

 

I

mhm. also dadurch dass er nicht quasi drinnen *ist selber*

1

(S.10)

L

*er ist nicht* beteiligt wie jetzt zum Beispiel in der Königsszene wo er- wo er oder bei der -oder mit der Prostituierten wo er selber äh agiert sondern dort und äh auf'm Friedhof äh is er quasi- is er außen vor.

 

I

mhm (-) kennen Sie das von sich auch so 'ne Position?

 

L

ja.

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I

*können Sie da ne Situation schild-*

 

 

 

10

L

*also zum Beispiel in* äh des hat- ah hab ich des jetzt so sehr mit- mit- mit äh mit der Szene wahrscheinlich assoziiert wenn ich in 'ner fremden Stadt bin und allein dorthin reise ohne jemand der mich begleitet dann äh empfind ich des so also wenn ich in Paris in 'nem- in 'nem Bistro sitze dann beobacht ich die Leut ich versteh au manches von dem was sie sagen aber nich alles und denk mir quasi Geschichten aus un- und dann is des für mich äh so 'ne Filmposition.

 

I

mhm. (--) mhm haben Sie noch andere Szenen wo Sie so was kennen?

 

15

 

 

L

 

wo ich's persönlich kenn. (---) eigentlich vor allem äh (-) wenn ich in 'ner- in 'ner Menge von Leuten bin mit denen ich eigentlich nix zu tun hab also Restaurant oder Cafe in 'ner fremden Stadt Theaterpause in 'ner fremd- also ich bin sehr häufig in Wien geh da au oft in's Theater und kenn da meistens niemand und äh dann in der Theaterpause so die Leute zu beobachten dann des- des isch au so 'ne Szene.

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I

mhm. mhm (--) jetzt kam als nächstes noch mal diese Celia Victoria Szene da hatten Sie ja schon drüber geredet ne dass des so- dass es für Sie auch sehr Konstruiertes hatte (-) ähm (--) fällt Ihnen da noch so hm was ein warum äh Bilder Bedeutungen

 

25

 

 

 

30

 

L

also am am ehesten fällt mir eigentlich des Ambiente ein dass sie da- (-) da beschreibt er ja im Vergleich zu andern Teilen des Buches ähm sehr intensiv die Straßen. ja also er nennt die Straßen mit Namen un- und sagt au des isch die Straße wo die Botschaften sind und da sind die großen Bäume und de- und denn spielt des bei Nacht also da- des konnt ich mir ganz gut die- die- die- die Umst- des- die also die- diese ja des Stadtbild vorstellen wie des da is. ja also so 'ne vor- vornehme Gegend mit Botschaften und da wohnen wenig Leute groß- hohe Bäume große Gärten 'n Wachhäuschen des wird ja au beschrieben wo der- wo der Portier dann dann sitzt und ähm des ist mir noch mehr eher in Erinnerung äh von dem was die da mitnander reden ist mir komischerweise wenig kaum mehr was in Erinnerung

 

I

mhm, (-) mhm.

35

 

 

L

also höchstens noch des ähm (--) weiß ich jetzt gar nicht mehr ähm irgend so 'n- so 'n kurzen Rock an wo er dann sagt ja der ist dann zerknautscht und so und dann am Schluss gehn sie dann auf den Rücksitz ja aber also die Szene is bis auf dieses- äh dieses Umfeld ist die Szene für mich eigentlich nicht arg in Erinnerung geblieben.

40

I

mhm, (-) und dann kam ja diese Verfolgung der Luisa, die fanden Sie ja sehr gekonnt ne also diese ähm kennen Sie des auch dass Sie so ähm meinetwegen in 'ner fremden Stadt oder in G. durch 'n Geschäft gehen man sieht jemanden von außen?

 

 

1

(S.11)

 

5

 

 

 

10

L

ja. also äh (-) ha zum Beispiel dieses dass da- wie die- des hab ich schon öfter beobachtet so oft au halbbewusst ja dass- dass- dass jemand da so kleine Tüten da stehen lässt und dann geht er in die Kabine und dann hat des ja au so 'ne Stummfilm- äh ha so 'n Stummfilmaspekt ja weil mer ja net hört was- was die reden und trotzdem sieht mer des alles. also des fand ich wirklich sehr- sehr gekonnt beschrieben. ich hab- kenn au des dass dass mer- äh dass ich Leute die ich kenne plötzlich in 'nem Geschäft seh. ja, un- un- und ich- ich wart dann zum Beispiel auf die und denk au ja ((klatscht in die Hände)) des is- des is die Freundin un- un die wenn die jetzt glei rauskommt könn' mer vielleicht- könn' mer en Kaffee trinken oder so oder oder dass ich ähm dann erst erst versuch aus der Situation zu erschließen ob die jetzt wohl überhaupt Lust hat äh was zu machen oder ob sie be ispielsweise mit jemand drin ist mit- mit dem sie vielleicht sogar nicht gsehn werden will oder so ja, ja also sich dann quasi so 'ne 'ne Situation zu e- zu erschließen ja aus- aus Beobachtung. und des macht er ja in die in dieser- in dieser Szene

 

 

15

I

mhm (---) dann haben Sie noch zum Schluss das Ende erwähnt, ähm was ja so auf der einen Seite dass sie- also so diese ihre Geschichte quasi dass sie diese Schwangerschaft vortäuscht und auch die Abtreibung vortäuscht und dann nachher bis hin zu dem Tod von ihr dann äh quasi dieses reflexhafte Aufspringen da aus dem Bus ne, äh kamen da noch Bilder so zu dem Ende

 

 

20

 

 

L

(-) ja gut es kamen kamen Erinnerungen an ((husten)) also ich war schon 'n paar- 'n- öfter in London und fahr jetzt erscht in vierzehn Tagen wieder hin ähm dieses äh- des hat mich denn schon er- hab mich schon erinnert wie des is wenn mer da in so 'n- so 'm Doppeldeckerbus oben sitzt ja, ja also des äh und dass mer da ja quasi wie über ü- also so quasi über- über allem is und au zum Beispiel der Busfahrer kriegt des ja alles gar nicht mit was da is also des kann ich mir gut vorstellen dass mer da jemand versucht- versuchen kann zu erwürgen ja,

 

I

na ja 'n gutes Krimi-Setting ne ((lacht))

25

 

 

 

30

 

L

ja 'n gutes Krimi-Setting so ja. (-) während des mit der Klinik also die Idee is nicht schlecht aber sie is au konstruiert. (-) also des könnt ich mir zum Beispiel wenn ich mich in die Situation dieser Eva versuch zu versetzen könnt ich mir nicht vorstellen dass ich 'ne Abtreibung auf die Weise vortäuschen würde dass der Mann dann auch noch mitfährt. (-) denn die- die Wahrscheinlichkeit dass dass des äh entlarvt wird ist ja ((gedehnt)) riesengroß. (--) also des is ja fast von von 'ner Summe von Zufällen abhängig dass des net- also dass also die Idee (-) ich fand ehrlich gsagt des is- is 'ne Männeridee.

 

I

mhm, kann gut sein ne ((Leserin lacht)) dass es 'ne Frau letztendlich raffinierter machen würde *((lacht))*

35

L

*also ich glaub 'ne* Frau die des beschrieben hätte- hätt des au anders beschrieben. also grade diese Geschichte der Eva.

 

I

mhm, wie hätten- wie hätten Sie des beschrieben?

 

40

 

 

 

L

(---) ähm (--) sie hätte wahrscheinlich des net so dicht aufenander folgen lassen diese- diese- diese Vortäuschung der Schwangerschaft und sozusagen am nächsten Tag setzen mer sich au- in's Flugzeug und und täuscht die Abtreibung vor. ja, sie hätte (--) na ja sie hätte des wahrscheinlich au net unbedingt en Mann erzählen lassen und wenn dann hätte sie ihn mehr erzählen lassen wie die zum Beispiel ihm- ihm gsagt hat sie sei schwanger. ja, also äh net so dieses Hoppla-Hopp-Verfahren.((hustet)) (--)

1

I

also Sie hätte der Person mehr Raum *eigentlich gegeben.*

(S.12)

 

L

*ja ja. ja ja.*und au der Geschichte äh der Person und au der- dem Prozess ja also zum Beispiel is es ja überhaupt net klar dass- dass wenn mer 'ne Schwangerschaft vortäuscht dass mer dann glei au 'ne Abtreibung vortäuschen muss. ja,

5

 

I

ja, aber es ging ihr ja glaub ich drum durch diese- quasi des was sie eigentlich ihren Bedürfnis- äh sie wollte ja nicht unbedingt abtreiben ne, aber sie wollte diesen Mann nicht verlieren ne,

 

L

weil sie *sie täuscht des*

 

I

*so hab ich's verstanden.*

10

 

 

 

15

L

 

 

also ich hab's so verstanden dass sie dass sie die Sch- wohl die Schwang- Schwang- also des des hab ich aus der Geschichte gschlossen dass sie wahrscheinlich die Schwangerschaft vorgetäuscht hat um- um zu- zu- zu testen was ist mit ihm überhaupt. wie reagiert er drauf.(-) und dann hat so wie er die Geschichte schildert hat er wahrscheinlich so reagiert dass er dann sagt de- äh hier sind hm tausend was is- was ist das spanische Geld ich weiß net

 

I

Peseten

 

 

20

L

Peseten ((lacht)) äh oder wie viel mer dann braucht geh abtreiben ja, und dann war sie quasi in 'ne- in 'ner- in 'ner Zwickmühle und dann musste sie ja die Abtreibung au noch vortäuschen.(-) also ich hab des so verstanden dass es ihr net drum ging äh die Abtreibung vorzutäuschen sondern ihn zu testen in in dem sie die Schwangerschaft vortäuscht.

 

I

mhm, ich hab's anders verstanden ich hab- ich hab's so verstanden dass sie so quasi durch diese Gnade dass sie abtreibt ihn bindet.

 

L

ja aber des hab *ich als zweite*

25

I

*und dazu hat sie die Schwangerschaft gebraucht.*

 

L

des hab ich als zweites ähm also als als zweiten Schritt empfunden ja,

 

I

mhm, ja is interessant wenn man's *unterschiedlich sehen kann* ((lacht))

 

L

*((lacht))*

30

I

ja dann wär jetzt eigentlich noch mal so im im Gesamt wir haben jetzt 'ne Menge drüber geredet gibt's noch irgendwas was Ihnen so kommt?

 

 

 

35

 

L

(----) also wie gesagt spontan äh die- die Sachen die ich gschildert hab und dann diese immer wieder auftretenden Zitate und ich hab au 'n paar Stellen angstrichen wo ich mich gfragt hab is des jetzt 'n Zitat oder oder ist des sein- oder ist des O-Ton. ja, also ich- ich find des vermischt sich dann äh so sehr und dann würd's mich noch interessieren des wissen Sie wahrscheinlich äh dieses- diese Widmung äh für Mercedes Lopez-Ballesteros, die den Satz über Bakio von mir gehört und mir diese Zeilen aufgehoben hat. was ist der Satz über Bakio.

 

I

weiß ich nicht

 

L

schade ((klopft auf den Tisch)) ((lacht))

40

I

weiß ich nicht ((lacht))

 

L

de- des kommt wahrscheinlich au irgendwo in diesem Buch als als verkapptes Zitat vor.

 

I

kann gut sein ja, das kann gut sein.

1

L

((///)) ((ah so gut)) jetzt bin ich aber enttäuscht jetzt hab ich gedacht Sie wüßten des.

(S.13)

I

((lacht)) ich weiß es nicht nee

 

2.3.3.2 Befragte Textstellen

1

(S.1)

I

ähm gut, dann würd ich's jetzt so machen dass ich mal kurz 'n Blick reinwerfe, und ich glaub ich spul nach vorne dann hab'n wer die Rückseite noch frei (Bandwechsel) würd ich Ihnen 'n paar *Textstellen* noch mal die Sie unterstrichen haben

 

L

*mhm* ja

5

 

I

 

noch mal vorlesen, und Sie hören sie sich einfach noch mal an, das kann sein dass ich hin und wieder mal kurz den Kontext sag in der die vorkommt und ich werd auch immer die Seitenzahl dazunennen weil wir dann *es einfacher haben*

 

L

*ja ja mhm mhm*

10

 

 

 

15

 

 

 

I

vom Band her zu rekonstruieren welche Textstelle des war, und Sie hören sich einfach nur mal an, und ähm (--) ja. (-----) und zwar die Erste, ist ziemlich am Anfang, auf der Seite acht ist des, ähm (--) also da macht er sich ähm Gedanken über die erste Nacht mit jemandem. ne, und da haben Sie unterstrichen, Sie hören sich's einfach mal an, also in der ersten Nacht, der ein Anschein des Unvorhergesehenen anhaftet oder die scheinbar unbeabsichtigt ist, damit man die Scham ausklammern, später das Gefühl der Unvermeidbarkeit haben und so eine mögliche Schuld von sich weisen kann; die Menschen glauben an Vorherbestimmung und an ein Eingreifen des Schicksals, wann es ihnen passt. wenn Sie des jetzt noch mal hören kommt Ihnen da noch? was kommt Ihnen da. was geht Ihnen durch den Kopf.

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

L

ähm da kommt mir n- natürlich schon von au- im Kontext mit dem was vorher war. mit diesem- mit diesen Todesmöglichkeiten und mit dem albernen und dem zufälligen Tod hab ich mich schon an der Stelle schon gfragt was glaubt der eigentlich an Vorsehung oder glaubt er dass dass ir- irgendwie alles en Sinn hat und da- dann hat mich des eben interessiert wie er des zusammenbringt dass mer ähm dass des 'ner Schuldabwehr dient äh dass mer an- an manchen Punkten glaubt es es- es- es ist vorherbestimmt und an andern nicht. also dass mer zum Beispiel ähm bei- bei was- was mer sehr wohl äh vorhersieht nämlich die erste Nacht mit jemand des mer will dass mer dem was Unvorhergesehenes verleiht damit mer sozusagen nicht verantwortlich dafür gemacht werden kann un und dann nachher äh quasi äh dem Ganzen en- en ähm 'ne 'ne Vorherbestimmung unterschiebt damit mer net schuldig gesprochen wer den kann. ja und des- des äh hab ich deshalb unterstrichen weil ich da an der Stelle dachte aha, des is jetzt seine Position zu dem. zu zu dem zu dem Problem Vorsehung.

 

I

mhm. is es en Gedanke der Ihnen fremd is? oder den Sie auch kennen.

35

L

dieses äh wahlweise von

 

I

ja so dieses Zuschreiben also Sie haben ja gesagt er versucht sich irgendwie so von der Verantwortung zu befreien indem er *des Ganze*

1

(S.2)

 

5

L

*nee des is mir* völlig fremd. also äh ich bin- ich bin eigentlich sehr christlich gläubig und glaub eigentlich an Vorsehung. und zwar immer. ja und unabhängig davon ob- ob- ob äh- äh des jetzt mir in den Kram passt oder nicht ja, und deshalb ist dieses ähm dieses Spielen damit quasi um- um- um sich selber schadlos zu halten ist 'ne Position die mir fremd ist.

 

I

mhm mhm

 

 

L

aber ich fand sie- ich- ich fand sie fü- von von ihm aus gsehen interessant ja, weil sie- weil sie für mich dann au im Nachhinein einiges seiner Erzähl- oder seiner- seiner des- da- der Position dieses Victors in der Handlung erklärt.

10

 

 

I

mhm. als Sie des jetzt noch mal gehört haben kamen Ihnen da so die Gedanken Sie hätten- die Sie jetzt erzählt haben die- Sie erzählen Sie ja jetzt wenn Sie's jetzt noch mal hören ne war denn das so in etwa des was Ihnen *auch kam als sie's gelesen haben?*

 

L

*ja (-) ja* (-) ja

15

I

mhm es war im Grunde genommen für Sie so 'ne ähm ne Positionierung dieser Figur

 

L

ja

 

20

 

 

 

I

mhm gut.(-) ähm (---) 'n bisschen weiter auf der Seite 40 ähm (--) da geht's drum also Marta ist noch nicht gestorben er is noch in der Wohnung, und des Fernseh des läuft und er macht sich eben so Gedanken drüber auch ähm im Fer- also während man stirbt dass da das Fernsehen läuft 'n alter Film mit dem MacMurray und jetzt unterstreichen Sie Ich kann nicht aufhören, zu existieren, solange all die anderen Dinge und die Menschen hier bleiben und am Leben bleiben und auf dem Bildschirm eine andere Geschichte ihren Lauf nimmt.

25

 

 

 

30

 

L

ja da ging's mir weniger um die Geschichte auf'm Bildschirm äh als- als des fand ich- ich weiß net ob des vorher schon kommt mit den Gegenständen die- die net wo- die ihren Sinn verlieren wenn sie nicht mehr da ist oder ob des danach kommt und sich da in dem Satz ankündigt des war- war für mich eigentlich der- der- der Ausgangspunkt dass quasi ähm wenn- wenn die- die- die Menschen hier noch sind und die Gegenstände sind und ich sterbe dann- dann verlieren die ihren Konnex zu mir. also des war des- des- de-des Interessante an dem Satz nicht des mit dem- mit dem Bildschirm.

 

I

mhm (---) mhm 'n Gedanke der neu war für Sie?

35

L

ne. also ich hab net- des kann ich an mein- aus meiner Kindheit erinnern dass ich mich immer wieder überlegt hab wie wird des sein wenn ich jetzt nicht mehr da bin. ist des dann alles noch genauso.

 

 

40

 

 

 

1

(S.3)

 

5

I

mhm (-) und hier eben so diese Ver- eigentlich so das Fassungslose ne, also diese Fassungslosigkeit (--) dann weiter (----) auf Seite 51 ähm (--) da betrachtet er die Marta. ich les da mal den ganzen Satz sag Ihnen aber ab wann sie unterstrichen haben ja? Ich betrachtete Marta jetzt von meiner Warte herab, von der Warte eines Menschen, der steht und einen Liegenden betrachtet, ich sah ihre gerundeten, festen Gesäßbacken, die aus ihrem Höschen hervorschauten, denn der hochgerutschte Rock und die gekrümmte Haltung gaben den Blick auf all dies frei, außer auf ihre Brust, die ihre Arme nach wie vor bedeckten, jetzt unterstreichen Sie ein Überbleibsel, ja eine leere Hülle jetzt, etwas, das man nicht länger aufhebt, sondern wegwirft- einäschert, beerdigt-, wie so viele mit einemmal unbrauchbar gewordene Gegenstände, die ihr gehört haben, wie das, was in den Müll wandert, weil es sich weiter ver ändert und nicht aufzuhalten ist und zu verwesen beginnt

 

 

 

10

L

ja des war eben der Gedanke der- der aus meinem Beruf kommt äh erstens Mal des man betrachtet den liegenden Toten und der- der ja manchmal dann schon in Verwesung übergegangen ist und- und hier wird er in Beziehung gsetzt und des fand ich interessant, mit den Gegenständen die er zurück glassen hat die eben genauso verwesen wie er selber. deshalb hab ich des unterstrichen.

 

I

mhm mhm

 

 

L

weil mir der Gedanke noch nie so gekommen war dass des was- was sozusagen von den Menschen übrigbleibt genauso 'ne Hülle ist wie wie seine Gegenstände. also des ganau parallel zu setzten des fand ich- fand -des hat mer gut gfallen.

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

I

mhm (Pause 21 sec.) ähm (----) 'n bisschen weiter, da haben Sie im Verlauf einer Passage mehrere Stellen unterstrichen, ähm des is auf Seite 76, ähm er is immer noch in der Wohnung und es geht auch so wieder um diese ähm- diese Gedanken diese Reflexionen so was eigentlich von 'nem Menschen übrigbleibt ne und am Anfang haben Sie unterstrichen wie wenig bleibt am Ende von jedem einzelnen Menschen, von wie wenig hat man Ahnung, und von diesem Wenigen, das bleibt, wird so vieles verschwiegen, und von dem, was nicht verschwiegen wird, bleibt später nur ein winziger Teil in Erinnerung und nur für kurze Zeit, jetzt is 'n Absatz nicht unterstrichen das Gedächtnis des einzelnen läßt sich nicht übertragen und würde auch den nicht interessieren, der es erhalten soll, weil er sein eigenes hat und es gestaltet. Die ganze Zeit ist unnütz, nicht nur die des Kleinen, oder die ganze ist wie seine, jetz t kommt unterstrichen was auch immer in der Zeit geschieht, was begeistert oder schmerzt macht sich nur einen kurzen Augenblick bemerkbar, danach verliert es sich und wird ganz glatt und rutschig wie festgetretener Schnee

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.4)

 

5

 

L

ja des is ja au so 'n- so 'n- so 'n Motiv des- des immer wieder kommt und des hat mich deshalb interessiert weil von der Marta erfährt mer ja gar nichts. ja also von ihr selber. sie is ja als sie in die in die Geschichte quasi eintritt ist sie schon fast tot. sie sagt ja au wirklich an- selber sagt sie ja nur noch es is ihr nicht gut und dann kurz bevor sie stirbt äh ja sie sagt glaub ich mer- mer soll den Mann nich anrufen und dann oh Gott der Kleine des is des einzige was sie ja von sich gibt in dieser Sze- in dieser Geschichte. und äh was mich dann interessiert hat an dem ersten Kapitel ist ähm wie viel hat des wie er sie wahrnimmt oder wie er sich an sie erinnert oder wie er über ihre Gegenstände reflektiert eigentlich überhaupt mit ihr zu tun ist er nicht auch so einer dieser Gegenstände die die jetzt quasi sinnlos zurückbleiben weil sie ja- weil sie stirbt. und ich find des wird in der Passage themat isiert dass dass erstens Mal deshalb hab ich's au unterstrichen dass- dass äh vieles- also ganz wenig überhaupt nur erinnert wird, und- und dann au äh dass des nur für 'n Moment erinnert wird und dann wie- wie fest- festgetretener Schnee seine Konturen verliert. des fand ich an- an dem an -dem an dem- äh an der Passage interessant und die Parallelpassage dazu ist denk ich dieses mit dem schwarzen Rücken der Zeit oder so wo er- das wird ja dann mit dem- mit de- mit dem Kleinen zusammen beschrieben oder mit dem au- au mit- au mit dem Kleinen dann beschrieben dass er quasi obwohl der ihn überhaupt nicht kennt einer der wichtigsten Menschen für sein künftiges Leben is einfach nur deshalb weil er zufällig in dieser Nacht als sein bisheriges Leben- des bisherige Leben des Kindes eben endete dabei war. ja da war *sozusagen auf dem*

 

I

*des kommt auch unmittelbar da*

10

 

L

des kommt unmittelbar danach des ghört find ich au die Bilder ghören irgendwie zusammen des mit dem festgetretenen Schnee und dem schwarzen Rücken der Zeit also eigentlich Bilder die wie so 'n Haiku sind ja oder wie so 'ne japanische äh Tuschezeichnung.

 

I

mhm mhm würden Sie sagen dass des was mit Ihnen zu tun hat dass Sie des angestrichen haben?

15

L

(--) ha es muss wohl weil- weil sonst hätt's mich- hätt's mich nicht angsprochen.

 

I

haben Sie Ideen?

 

 

20

 

 

L

(----) ja die ähm ich hab die Idee dass ähm des nicht nur für also des was da beschrieben wird nicht nur für die Leute gelten könnte die mein Leben von außen betrachten sondern auch für mich selber wie ich mein Leben betrachte. also au die äh die Erinnerung wie ich mich an was erinnere is was anderes wie ich's in dem Moment erlebe. und und des was des Verbindende ja des ähm des isch glaub ich diese- diese ähm lesen Sie's noch mal des eine mit dem mit dem kurzen Moment oder so? (-) des isch irgendwas mit so'm äh äh

 

I

was auch immer in der Zeit geschieht, meinen Sie das?

25

L

ja ich glaub

 

I

ähm was begeistert oder schmerzt macht sich nur einen kurzen Augenblick bemerkbar, *danach*

 

L

*ja genau des mein ich ja*

 

I

verliert es sich und wird ganz glatt und rutschig wie festgetretener Schnee.

30

 

L

ja und ich glau des- des dass des au für mich- also jedenfalls in- würd ich des für mich als gültig empfinden was die Erinnerung an- an an mein eigenes Leben angeht.

 

35

 

 

I

mhm. (---) gucken wir mal nehmen wir noch vielleicht von hinten was, ganz kurz so was glaub ich (----) ne nehmen wir mal was anderes ähm (--) das ist weiter hinten ich muss nur grad gucken in welchem Zusammenhang (----) das ist die Essensszene (---) wo er mit der Familie beim Essen sitzt (----) und wo's so zu dieser Auseinandersetzung zwischen dem Eduardo und dem Dean ko- äh und also dem *Dean*

 

L

*und dem Schwiegervater*

40

 

 

I

und dem Schwiegervater kommt ne? und jetzt unterstreichen Sie, ähm (---) es ist unmöglich, Erinnerungen nicht auf die Zukunft zu projizieren und auf sie zu bauen, sie also nicht nur unter >Haben< als Verlust zu verbuchen, sondern auch unter >Soll< wie Außenstände

1

(S.5)

L

(----) ja des hat mich ((lacht)) einfach interessiert ähm diese- dieses Bild des- des äh des- des Kontos (--) und zwar au deshalb weil äh da quasi Haben mit Vergangenheit und- und- und- und- und Soll mit- mit Zukunft äh verbunden wird. des muss- is ja ne- eigentlich net notwendigerweise so

 

I

nöh.

5

 

 

 

10

 

L

 

 

 

 

 

also es könnte ja au äh z- ah zum Beispiel des Soll könnte ja au mit Vergangenheit verbunden sein also als ungelöste- als ungelöste Erwartungen an die Vergangenheit oder- oder als- als- als- als ähm als Offengebliebenes oder so was ja, und ich fand des interessant des Soll mit Zukunft gleich zusetzten nämlich ähm also mit- mit –mit- mit Chance oder oder mit- mit Erwartungen ja und mir war nicht ganz klar ist das jetzt 'n schiefes Bild, ((hustet)) oder oder ist des 'n- 'n- 'n eigentlich sehr- sehr gut durchdachtes Bild weil's- weil's net auf den ersten Moment passt und deshalb hab ich's unterstrichen

 

I

es war für Sie ja irgendwie hat's was Verstörendes. ne?

 

L

verstörend ähm ich würd sagen es is als als Vergleichsbild haarscharf daneben.

15

I

wie würden Sie's da bezeichnen?

 

L

also ich würd äh Soll und Haben nicht mit den Kategorien Vergangenheit und *Zukunft* zusammenbringen

 

I

*und Zukunft* mhm ah ja.

20

 

 

 

L

und des is des was ich mit haarscharf daneben meine. ja also des kann sein dass des- dass des 'n missglücktes Bild ist ich bin mir da nicht sicher an der Stelle es könnte 'n missglücktes Bild sein es könnte aber auch äh sagen wir wenn mer mehr drüber nachdenkt äh 'n- 'n- 'n ganz ganz posit- also 'n ganz- ganz geglücktes Bild dass mer irgendwie zu sagen des Soll eben net als- als Schulden aus der Vergangenheit empfunden wird sondern als Option auf die Zukunft.

25

 

 

 

I

mhm (--) auf der gleichen Seite da auf 250 da kommen sie grad der Satz geht noch 'n bisschen weiter und da unterstreichen Sie dann wenn man die Gewissheit hätte, dass man zum letztenmal mit jemandem geschlafen hat, würde man seinem Bewusstsein und seinem Erinnerungsvermögen ein Ende bereiten und sich umbringen

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.6)

L

(-) ja ich glaub des geht da nachher au noch weiter dass mer- dass m- oder kommt des an 'ner andern Stelle noch dass ähm- dass wenn des so wäre wenn mer des wüsste dann würde mer immer versuchen dass mer noch mal mit einem schläft. einfach damit's net des letzte Mal is. des is glaub ich dann die Fortsetzung des hab i dann nimmer unterstrichen weil's mer- weil's mer dann au zu lang war ähm des is 'n Gedanke den ich mir äh- für mich gut- gut- gut den ich für mich gut nachvollziehen kann ich glaub dass es unerträglich wäre wenn mer wüsste dass mer also jetzt net speziell des mit dem nur des mit jemand schlafen sondern überhaupt wenn mer- wenn mer wüsste dass mer jetzt was zum letzten Mal gemacht hat. also diesen Gedanken halt ich für (-) für ganz schwierig. also ich glaub dass des 'n unerträgliches Gefühl is. (-) also zum letzten Mal sozusagen unter- unter dem Aspekt dass mer da nn tot sein wird. also nicht zum letzten Mal weil mer- weil mer jetzt irgendwie wegfährt oder ich- ich hab jetzt im Urlaub zum letzten Mal in dem Restaurant gegessen und wahrscheinlich komm ich nicht mehr wieder her sondern wirklich also Henkersmahlzeit. ja, zu wissen jetzt isst mer zum allerletzten Mal was und dann ist unwider-widerruflich aus. also stell ich mich- stell ich mir für mich sehr schwierig vor.

 

5

I

mhm (-) gut jetzt nehmen wir noch eine Stelle und dann hören wir damit auf, (--) das heißt ne den einen Satz *den machen wir* noch extra und zwar auf Seite 280. da unterstreichen Sie es war ebenfalls ein Golf, ein roter, anscheinend sind wir Golffahrer die einsamsten aller Nachtschwärmer.

 

L

*ja ja* ja weil ich 'n roten Golf hab, ist ja klar ((lacht))

 

I

ach so sie des wusst ich nich ne des wusst ich nicht ((lacht)) würden sie sagen der Satz trifft?

10

 

 

 

15

L

nee weil ich überhaupt kein- kein Nachtschwärmer bin ((lacht)) schon gar nicht mit dem roten Golf wenn dann zu Fuß und äh au Nachtschwärmer äh des fällt mit jetzt ersch auf wenn mer den Satz laut liest en Nachtschwärmer ist für mich jemand der zu- der zu Fuss unterwegs is. un- und nicht m- also net- net des würd ich anders nennen aber- aber net Nachtschwärmer weil des äh Aus- der- der Ausdruck Schwärmen also Rumflanieren für mich beinhaltet und net Autofahren

 

I

mhm (-) gut des war nur der Satz des hat mich jetzt einfach ((lacht)) interessiert

 

L

na ja klar

 

I

ähm (----) dann werd ich mal gucken welches ich nehme (---)

 

L

khm mer können au boide nehmen

20

I

gut wenn's für Sie *okay is*

 

L

*mir macht's nichts aus*

 

I

dann nehm' mer auf drei- Seite 374 da geht es ähm über Erinnerungen an Tote. (--) und zwar (--) ist des des letzte Kapitel.

 

L

mhm

25

 

 

 

30

I

und da unterstreichen Sie also er reflektiert noch mal so über Tote so er fasst die Erinnerung und dass- dass man ihn so in Ehren gehalten hat und in dem Zusammenhang unterstreichen Sie der Tote nahm tatsächlich etwas vom Leben seiner Liebsten mit, und deshalb waren beide Zustände, Tod und Leben, nicht so voneinander getrennt, sie waren miteinander verflochten, und deshalb hatte man weniger Angst.

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

L

ja wobei's mir in dem äh in dem Satz und vor allem auch dieses- ähm dass der Tote was von dem Leben des andern mitnimmt. des isch was- was mir sehr vertraut ist und was ich mir au gut vorstellen kann weil ähm des wird ja äh- des is ja ähnlich wie mit diesen Gegenständen die zurückbleiben äh 'n Stück weit denk ich verliert mer wenn 'n anderer mit dem man sehr verbunden war stirbt verliert mer was den- wie- in Bezug auf ihn 'ne gewisse äh Konnotation. also me- mer verliert dann ja au 'n Teil des eigenen Zusammenhangs. was diesen andern Menschen angeht, und des nimmt der mit und- und durch diesen verlorenen Zusammenhang bleibt man mit ihm verbunden. aber was ich net so ganz äh w- äh dann hm was ich net so ganz mir vorstellen kann ist äh wie- warum des die Angst pack- oder warum mer da weniger Angst hat, des weiß ich eigentlich net / ((richtig)). ich hab au in dem Satz net des Gfühl ghabt des mit der Angst passt jetzt eigentlich gar net so ganz gut da hin

1

I

vielleicht weil des eben so man war eben nicht so voneinander getrennt *heute irgendwie*

(S.7)

 

5

L

*ja aber al-* also dieses mit der Angst war mir dann zu wenig konkret um welche Angst es da jetzt geht. um die Angst den zu verlieren oder um die Angst selber zu sterben oder beides oder aber ich denk es is für mich ist des mit der Angst in dem Satz net so wichtig wie des dass- dass der andere des mitnimmt.

 

I

mhm also auch so was was Sie selber von ihrem Erleben wenn *mit* Verstorbenen kennen

 

L

*ja* ja ja mhm

10

 

 

 

15

 

I

gut. dann nehmen wir noch 'ne Letzte, und zwar auf Seite 392, hm (-) der ähm Dean fängt an zu erzählen ja, und von seiner- seine Geschichte ähm also was er so erst mal für diese Eva war und wie sich dann so diese Gewohnheiten rausbilden ne, (--) und da unterstreichen Sie und sich unmerklich Gewohnheiten herausbilden, winzige Gewohnheiten, die aus nichts bestehen, etwa darin, immer um dieselbe Uhrzeit anzurufen, wenn man anruft, in ihrer Begleitung immer dasselbe zu trinken 'n Stückchen is da nicht angestrichen und dann unterstreichen sie wieder es sind die Wiederholung und die Heimlichkeit, die die Dinge mit Bedeutung aufladen

 

20

 

L

joah, also des- des kann ich mir gut vorstellen also aus- aus eigener Erfahrung wenn mer- wenn mer jemand in den mer verliebt ist neu kennen lernt dann sind's eben wirklich diese Sachen wird mer des gleiche äh zu bestellen und dann is es wirklich die Wiederholung die- die Dinge mit Bedeutung auflädt und ich kann mir vorstellen dass des auch für die Heimlichkeit gilt.

 

I

mhm mhm.

25

L

und dass des da so zusammengebracht ist find ich- find ich gut und vor allem den ersten Teil find ich gut beobachtet.

 

I

mhm (-) haben Sie da also auch an sich denken müssen an so Kleinigkeiten? die Sie selber kennen? oder mag es einfach so

 

30

 

 

 

35

 

L

also die ich selber kenn im- im- im- im Zusammenhang mit mit andern also wenn ich- wenn ich jemand neu kennen lern egal jetzt ob ich mit dem 'ne Liebesbeziehung hab oder net, und ich- ich treff diesen Menschen immer um dieselbe Zeit zum Beispiel oder er- er ruft immer um dieselbe Zeit an weil- weil er- weil er da weiß oder sie weiß ich bin da zu Haus dann wart ich umgekehrt irgendwann auf diesen Anruf um diese Zeit. ja un und des ist dann- macht dann die Gewohnheit aus. und des find ich eben- des find ich sehr schön das hab ich ja vorher deshalb gsagt des find ich sehr schön beobachtet. also des is für mich eine der sch- der schönen Stellen in dem. wirklich der schönsten Stellen in dem Buch weil se- weil's- weil's sie wirklich wahnsinnig gut beobachtet ist.

 

I

mhm mhm(-) gut.

 2.3.3.3 Aktuelle Lebensthematik

1

(S.1)

 

5

 

I

jetzt hab ich noch eine allerletzte Frage. also ich hatte Ihnen ja schon am Anfang gesagt so um- der Focus meiner Untersuchung is oder dass ich so mich frage wie des Lesen so mit dem Leben des Einzelnen was zu tun hat. und wir haben ja jetzt beim ersten Mal und jetzt noch mal viel über Bücher insgesamt und über des Buch und über Lesen gesprochen und jetzt wollt ich Sie bitten ob Sie mir vielleicht so ganz kurz sagen könnten was so für Sie im Augenblick in ihrem Leben so Themen sind mit denen Sie sich grad beschäftigen.

 

L

ah (Pause 10 Sek.)

10

I

oder wie Sie so Ihre aktuelle Situation grade so beschreiben würden was da für Sie relevante Themen sind.

 

 

 

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35

 

L

(-) also relevantes Thema ist für mich ähm Religion, was ist- was ist Glaube, was ist äh- was ist Glauben über über religiöse Grenzen hinaus was sind äh- was ist- was ist Kultur was bringt mer überhaupt mit was- was ist der- des ist äh denk ich au von meiner Lebensphase her hm wo ich- wo ich mich jetzt frag was- was in dem was ich heute bin ist ist hat mit dem zu tun wo ich herkomm und was äh hat damit zu tun was ich äh so sonst so erlebt hab ja, wo ich mich au mit anderen auseinandergsetzt hab. also diese- diese Fragen von was ist eigentlich Tradition und- und was erwirbt mer dazu äh gibt's über- was über- was ist überhaupt 'n Austausch möglich. und dann ist für mich 'n- en- en Thema des nicht immer gleich präsent ist aber des- des mich immer wieder interessiert und au immer wieder auftaucht was ist zum Beispiel also Geschlechterverschiedenheit. was ist was ist 'ne äh f rauenspezifische Art äh die Welt zu sehen was ist männliches Denken. des fand ich au bei dem- also des war was was dieses Buch angsprochen hat. und was mir jetzt deshalb au in dem Gespräch über des Buch ge- jetzt so kommt wahrscheinlich. ähm dass ich mich eben des kam ja vorhin kurz mal äh gfragt hab wie würd denn 'ne Frau dieses Buch schreiben. oder des was ich als machohaft beschrieben hab ja äh ich denk es is 'n sehr 'n sehr männliches Buch. und es sind au manche Fragen die in dem Buch angsprochen werden ähm Männerfragen weil- weil sie eben äh aus diesem- aus dieser Betrachtungsweise kommen dass mer die Dinge so voneinander abtrennt. ja also au diese obwohl ich denke dann au kenn aber au diese diese Überlegung was bleibt übrig und- und –und- und dass des- dass des so als- als was Besonderes empfunden wird dass jemand der stirbt was von dem andern mitnimmt ja äh ich glaub des kommt aus dieser- aus dieser m& auml;nnlichen Betrachtungsweise die Dinge voneinander abgetrennt zu sehen. und dann über jegliche- über jede Verbindung sozusagen zu staunen des is 'ne ganz andere Wahrnehmungsweise. und des fand ich bei der Lektüre des- dieses Buches angsprochen dieses dieses Problem oder oder

 

I

Thema

 

L

's Thema ja. während des religiöse Thema fand ich nicht angsprochen.

40

I

mhm. noch andere Themen die so für Sie im Augenblick grade Sie sagen würden so des beschäftigt mich das sind so Leitthemen so zu dieser Phase meines Lebens

1

(S.2)

L

ja also ich mein äh beschäftigen äh tut mich natürlich au die politische Situation in der wir leben ja äh die- die- die Situation des sozialen Umbruchs. auch des kommt ja in dem Buch überhaupt net. also des ist 'n Buch des im Grunde genommen unter Reichen spielt.

 

I

ja und sehr zeitlos ist ne?

5

 

L

sehr zeitlos und sehr geldlos so also es is äh soziale Probleme oder politische Probleme werden äuß- also Politik vielleicht äußerst am Rand soziale Probleme werden überhaupt net gnannt.

 

I

mhm und so (Band-Ende)

10

 

 

 

15

L

gut für mich äh ich werd jetzt keine Kinder mehr haben können wie- wie ist des so äh au wieder im Zusammenhang mit diesem Buch wie ist es dann mit was bleibt übrig. ja, wie is es äh im Grunde genommen nichts weitergeben zu können oder geb ich was weiter oder wie ist das ja, also des is ne- net so ganz stark 'n Thema aber so im Untergrund mitschwingendes Thema (---) und dann natürlich au 'n- 'n Thema ist natürlich meine meine au meine berufliche Existenz wie isses mit meiner Praxis wie- wie- wie entwickelt sich des Gesundheitswesen weiter des sind natürlich denn wieder spielt die Sozialpolitik 'ne ganz wesentliche Rolle.

 

I

also daher auch das Interesse so im Augenblick politischer *Situation-*

 

20

L

*ja aber* ich denk des- des ist sogar eher unabhängig davon sondern des isch einfach was- was sich aufdrängt im Moment. egal wo mer hinguckt. ich denk mir sin 'ne- 'ne- 'ne Gesellschaft die viel stärker im Umbruch ist als wir des wahrhaben wollen.

 

I

des glaub ich auch

 

25

 

 

 

30

 

 

 

L

mir sind ähm mir mir hängen da an der Idee 'ner Kontinuität an die die schon längscht nimmer gegeben ist. und ich weiß au net ob- ob der Erfolg dieses Schriftstellers net au damit zu tun hat dass da scheinbar eben diese- diese äh Kontinuitätsbed- Bedürfnisse befriedigt werden. und ich hab bei dem- bei dem Marias au bissle den Eindruck dass er scheinbare Antworten gibt. also wenn mer des so- äh so relativ schnell liest hat man so des Gefühl von 'ner Sinnhaftigkeit die mer aber sehr schlecht hinterfragen kann. weil wenn mer des einzeln hinterfragt un- und die Gedanken mal auflöst, dann hat ich den Eindruck zerplatzt au ziemlich viel. also wie- wie- wir's vorher beredet haben mit den Beziehungen ja wo's eigentlich gar net ganz klar ist wie is es jetzt eigentlich. ja, und es is au net so, dass aus dieser Unklarheit oder Unsicherheit äh was gmacht wird. des isses ja gar net. des ist ja net so da ss er- dass er dann zu dem Schluss kommt ja es gibt keine Beziehung.

35

I

nee nee er kommt ja zu gar keinem Schluss *///*

 

 

L

*ja ja er ko- es er kommt zu* gar keinem Schluss er im Gegenteil er stellt eigentlich was dar als gäbe es. also ich ziemlich ähm entlarvend find ich am Anfang diese Stelle die ich ja au unterstrichen hab mit äh mit der Vorhersehung.(--) und

40

I

aber da war's jetzt das war ja zum Beispiel so 'n Bereich wo sie ihre irgendwo 'n Stück weit auch die religiöse Thematik angesprochen wurde ne?

 

L

joah aber eigentlich gerade nicht weil- weil

 

I

ja aber äh *natürlich als Kontrast*

 

L

*also die Thema-* als Kontrast ja.

1

I

mhm mhm noch Themen? so Lebensthemen?

(S. 3)

L

joah aber ich denk des waren des waren ziemlich viele ((lacht))

 

2.3.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L:((lacht)) wie im Literarischen Quartett ((lacht)) also ich würd sagen es hat mir- es hat mir mittelgut gefallen. also es ich hab's- ich hab's gern gelesen, ich hab's au mit 'ner gewissen Spannung- also ich fand's au in gewisser Weise spannend, aber es is jetzt nicht en Buch wo ich jetzt zu zu jedem und jeder die ich gut kenn sagen würde des musch unbedingt lesen.

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: der- der Erzähler, also der-der Victor, (-) und der Schwiegervater, (inwiefern der ?) weil mir der einfach leid getan hat äh weil er- äh ehm 'ner- des verbind ich dann au wieder mit meim eigenen Vater weil er 'ner Welt verhaftet ist die eigentlich vorbei ist ja, un- un au 'nem Bild verhaftet ist zum Beispiel von seiner Tochter des- des gar nicht mehr stimmt ja. und weil die andern ihm ähm qu- quasi des- des net zumuten wollen ihn mit der Wirklichkeit zu- zu- zu konfrontieren und ihm dann im Grunde genommen was vorenthalten. (I: neben Victor und dem Schwiegervater gab's da noch andere Personen die für Sie 'ne besondere Rolle gespielt haben?) vielleicht die Eva weil sie- weil sie 'ne- 'ne- 'ne Nebenfigur is über die ich eigentlich mehr erfahren hätte. sie tritt so ganz am Schluss auf und hat so quasi 'ne- 'ne- 'ne- 'ne- 'ne die Rolle des des ganze da irgendwie noch mit Bedeutung aufzuladen aber von ihr selber e rfährt mer gar nix.

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: (--) die Luisa.

I: Konnten Sie mit dieser Personen auch gut mitfühlen?

ja,

I: Gab es Personen /eine Person, die Ihnen in ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: (Pause 14 Sek.) ja diese- diese Celia aber ich glaub des liegt einfach dran dass die so konstruiert ist. also die- die wird einem ja- die war- die war mir uneinsichtig.

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben? Können Sie diese kurz beschreiben und sagen, welche Bedeutung diese Stellen für Sie hatten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben, an was Sie dabei denken mussten?

L: also eine Schlüsselstelle äh is für mich gwesen als er nach dem Tod von der Marta dann am nächsten Abend glaub ich noch mal zu diesem Haus hinfährt und da 'ne Frau am Fenster sieht. und- und- und sich vorstellt äh dass jetzt des Kind da drin ist und wer des sein könnte. ja und die Frau am Fenster hat 'n ähnliches Oberteil an glaub ich wie die Marta des is ja dann nachher die Luisa des klärt sich auf und er sieht dann au noch mal diese Mitbewohnerin mit den Handschuhen also dieses noch mal hingehen ist für mich 'ne Schlüsselstelle. genauso wie diese Begräbnisszene 'ne Schlüsselstelle is. (I: inwiefern würden Sie die als Schlüsselszenen bezeichnen?) ähm die erste Stelle deshalb als Schlüsselszene weil sie 'ne Verbindung herstellt zwischen dem- zwischen dem ersten Kapitel des ja an sich sonst für sich allein stehen könnte es könnt ja die Geschichte zu End e sein und dem was nachher kommt also speziell dieser- dieser Luisa, und die zweite Stelle so ähnlich mit der Begräbnisstelle des ist quasi- da wird die Familie eingführt. ja des is so- so 'ne- ich denk so ne Nahtstelle weil er- es is ja eigentlich net ganz klar zunächst warum er sich so sehr für diese Familie interessiert. und ich glaub er interessiert sich nicht dafür weil er was was über die Marta erfahren will. sondern er will eigentlich- des sagt er glaub ich au mal in dem Buch es geht wieder ähnlich wie nachher bei dem- bei dem Eduardo drum was spielt er eigentlich für 'ne Rolle bei dem Tod von der Marta. und zwar für die- für Leute die er gar nicht kennt um des geht's. und des fin- des findet er ja raus indem er indem er die Mitglieder der Familie kennenlernt. und da ist sozusagen die Exposition diese- diese Friedhofsszene.

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: nein. ((lacht)) des fand ich eigentlich auch schade

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten?

Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: Verständnisschwierigkeiten nicht aber- aber wie schon gesagt es bleiben so 'n paar Dinge offen zum Beispiel diese- des Motiv der Flugzeuge, die Pflaster auf den Fingern vom König, und die und des- diese Widmung. des- des Motto aus der Widmung.

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

L: nee Verständnisschwierigkeiten gab's eigentlich keine deshalb au net

I: Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

L: ja also wie gesagt hat mich- hat mich gstört äh diese- diese wirklich penetrante Wiederholung des Motivs, dieses- dieses Zitats dann diese penetrante Wiederholung des Falstaff- äh Leitmotivs und wo ich mich bei beidem eigentlich äh g'fragt hab äh also ich find beides hat nur- nur sehr vage was mit- mit der Geschichte zu tun beziehungsweise die Geschichte wird halt an 'n paar Stellen so aufgladen dass- dass dann des mit dem Moti- diesen Motiven so halbwegs hinkommt aber ich denk es ist sehr beliebig mer hätte au- mer hätte au wirklich andere Motive aus Shakespeare oder sonst was nehmen können. und des hat mich gstört. des hat mich aber schon an dem ersten Buch gstört. mit dem Othello-Motiv.

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: ja

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

ja also mir ist aufgefallen dass- dass des- des Buch wie au des erste Buch im Grunde gnommen erstens Mal von 'nem- von 'nem leitmotivischen Motto her- her gschrieben ist also also ich hatte bei beiden Büchern so 'nen Eindruck es- es ist da 'n Motto da und des wird da wird jetzt au 'ne Geschichte rum gschrieben und dann ist mit aufg'fallen dass ähm sowohl hier wie ja au in dem Vorgängerbuch ähm eigentlich die besten Szenen sind die wo- wo Kleinigkeiten beobachtet werden bei dem ersten Buch war's glaub ich die Szene in 'ner Schreibwarenhandlung da ist es diese Sache mit den- mit den Gewohnheiten un und auch noch 'n paar kleinere Szenen und dann äh ein-ein schreibtechnisches Prozedere ist glaub au dieses- dieses- dieses mit den mit den ungeklärten Todesfällen. oder eigentlich net ungeklärten Todesfällen aber diese- diese Todesfälle die so- so hart knapp oder- oder auch gar nicht am- am Mord vorbei- vorbei- äh gehen ja (I: mhm ist am- am Stil oder so was aufgefallen) da weiß ich net so recht ähm halt ich für 'ne schwierige Frage weil-weil's ja 'n übersetztes Buch is. und also aufgefallen is mir halt äh am Stil dieses etwas manchmal etwas prätentiöse so dass mer nicht wußte ist des jetzt von ihm oder ist des auch 'n Zitat. also zum Beispiel des mit dem schwarzen Rücken der Zeit da war ich mir an mehreren Stellen net sicher ist des jetzt hat er sich des jetzt ausgedacht oder ist des auch Shakespeare ja.

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: (---) ich würd's eingeschränkt weiterempfehlen. ich würd's- ich würd's weiterempfehlen an Leute die ähm die relativ spannend und schnell gut lesbar was lesen wollen was ähm 'ne gewisse Tiefe vielleicht au nur scheinbar hat. aber ich würd's nicht empfehlen an Leute die die des klingt jetzt vielleicht hart aber ich würd's net Leuten empfehlen denen's wirklich um Literatur geht.

I: Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: ja ich würd Leute denen denen denen's wirklich drum geht um- um- um was au- was Originelles dass- dass jemand mit Sprache wirklich was Neues macht. dem würd ich von dem Buch abraten. (---) (also Sie finden des nich originell.) nee. leider nich ((lacht))

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

L: ja, äh ich könnt mir's vorstellen aber äh aus vor allem aus- aus dem Grunde dass- dass ich denk ich- ich- mich würd dann nur manches an der Konstruktion interessieren

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: ich würd sagen es isch en- en- en- en gut konstruiertes auch sprachartistisches Ornament, des des äh wie zum Beispiel der Jugendstil in der Kunst so- so Dinge wieder aufnimmt und- und zum Teil ganz interessant verbindet aber nix wirklich Neues bringt.

B Skizzierung des Rezeptionsverlaufs

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: etwa vier Wochen ich hab allerdings zwischendurch ja noch anderes glesen.

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: also ich hab die- die ersten 100 Seiten am Stück glesen da hatt ich au Urlaub und des- des war gut und des hat auch Spaß gmacht. und dann hab ich die nächsten 100 Seiten in relativ kurzen Abschni- Abschnitten glesen des war etwas mühsam weil's dann immer schwer war wieder reinzukommen. weil au die- die Szenen und die- die Sachen teilweise so ähnlich waren ja und die letzten zweihundert oder sogar zweihundertfünfzig Seiten hab ich dann wieder am Stück glesen. (I: und des war dann auch wieder gut.) des war des war gut aber es war nicht so gut wie die ersten 100 Seiten weil eben am Ende hab ich dann au gar nimmer so richtig Wort für Wort glesen weil dann immer wieder diese Zitate kamen. (I: gab's so Durststrecken?) eigentlich nicht

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

L: nee des nicht aber ich hab über äh des den mitt- des me- mittlere Teil des Buches eben in relativ kurzen ähm also in vielen kurzen Abschnitten gelesen. (I: aus welchem Grund?) weil des einfach 'ne Zeit war wo ich viel weg war wo ich nur abends unmittelbar vor dem Einschlafen dann sehr müde lesen konnte und weil ich dann auch noch einige Sachen trotzdem nebenbei glesen hab. ich hab noch 'n Handke-Seminar gmacht und hab dann eben parallel Handke glesen und wahrscheinlich isch mer deshalb au der Qualitätsunterschied so aufgfallen.

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: nee

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

L: ja.

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: also die ersten 100 Seiten ham mer sehr Spaß gmacht. und dann vom vom zweiten Teil einige Sachen.

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: nee.

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie "Vorfreude auf das Buch" wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: ja äh und zwar nachdem ich die ersten 100 Seiten eben glesen hatte da wollt ich eben au wissen wie's weitergeht. (---) des hat sich aber dann eigentlich glegt nach dieser Geschichte mit der mit der Celia Victoria auch net so real also des fand des war der sch- fand ich den schwächsten Teil des Buches und ab da hat's mir dann au nimmer soviel Spaß gmacht.

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: ja also eben wie wie gesagt den ähm des Jahr in der Niemandsbucht allerdings net so des hab ich mehr so in in Auszügen glesen von Handke, dann habe ich äh aber nur Sachbücher glesen also von Prodo und von Ismael und so weiter

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: ja des hab ich glesen bevor ich's- als ich's gekauft hab. (I: aber nicht noch mal vor der Lektüre.) nöh.

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken? Wenn ja, wo?

L: ja aber nur beim- beim also bis- bis eben- bis zu dieser Celia-Geschichte dann.

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewußt gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: Sie meinen also dass dass ich sozusagen net ähm mir bewusst machen musste dass es keine Wirklichkeit ist. nee.

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: am Anfang. aber die hatten 's- hatten 's nicht glesen insofern (I: und wissen Sie noch über was Sie da gesprochen haben? einfach so generell oder ) generell dass ich gsagt hab ich les da jetzt das neue Buch von dem Marias und und es liest- des fängt- fängt ganz interessant an.

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: nee

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: (---) ich glaube ja äh (--) ja ich- ich glaub irgendwie 'ne Freundin die hatte des mein Herz so weiß glesen und hat dann- und dann hab ich gsagt ja ich les des Neue von ihm und ich find's aber net soviel anders. so irgendwie war des

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: nee ich hab vorher halt die- die des war vorher die Kritik glesen ghabt und dann //

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: also besorgt sowieso net und- und es gab eben als der Roman so promoted wurde ((lacht)) da am Anfang des Jahres ja des war bevor ich's eigentlich glesen hab.

2.3.5 Vorauserzählung

Victor folgt Luisa in Martas/Eduardos Wohnung, wo er Martas Sohn Eugenio vorfindet, der ihn fragend ansieht, als erkenne er ihn wieder. Victor und Luisa trinken zusammen Wein und essen, der Kleine sieht fern, es wiederholt sich der Abend bei Marta; statt des Ehemanns Eduardo ruft der Schwager Eduardo an und bittet Luisa, sich um den Kleinen zu kümmern, da er auf einige Tage nach London verreise. Schließlich wird der Kleine ins Bett gebracht, Victor besieht sich die Mobiles und Flugzeuge. Victor und Luisa schlafen miteinander - auf dem Sofa im Wohnzimmer, nicht in Martas Bett. Die Erinnerung und das Gefühl des Deja-vu überwältigen Victor derart, dass er Luisa den Zettel aus seiner Brieftasche mit Eduardos Adresse in London gibt - er geht ohne jede weitere Erklärung fort, bestellt sich am nächsten Morgen ein Flugticket nach London und ein Zimmer im Wilbraham-Hotel.

 

 

2.4 Datenmaterial: Frau D.

2.4.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

 

5

 

I

so also als- ((räuspern)) 's geht jetzt einfach mal drum, dass Sie erzählen, was Lesen in ihrem Leben bedeutet hat und auch heut noch bedeutet, also ob Sie als Kind gelesen haben ob Ihre Eltern ihnen vorgelesen haben ob's viele Bücher zu Hause gab ob's so einzelne Situationen gibt an die Sie sich erinnern können wo einfach Bücher oder Lesen 'ne ganz besondere Bedeutung gespielt haben und ähm was so Vorlieben sind und ich denk Sie fangen einfach mal an zu erzähln und wenn ich dann noch Fragen hab dann stell ich *die* ja?

 

10

 

 

 

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L

*ja* gut also Lesen war ganz wichtig ((lacht)) deswegen hab ich- bin ich jetzt auch mit Büchern so beruflich irgendwie zusammengekommen, also meine Mutter hat mir abends immer vorgelesen Gute-Nacht-Geschichten und dann hab ich relativ bald eigentlich selber angefangen zu lesen also sie hat mir auch erzählt dass ich schon bevor ich überhaupt lesen konnte scheinbar immer Bilderbücher und mit dem Finger am Text und dann immer so gelesen hab was da auf dem Bild steht passiert und ähm ja also von daher bin ich irgendwie schon total früh ans Lesen geraten und ähm hab auch Bücher mir immer gewünscht geschenkt gekriegt aber so ich hab- wir hatten nich so viele Bücher also meine Mutter liest zwar auch viel aber so die Erinnerung die ich hab war eigentlich der Bücherschrank immer recht übersichtlich und ich hab viel in der Stadtbibliothek ausgeliehen, 's war mehr so über's Leihen dann als über's selber Bücher haben

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I

hat Ihre Mutter sie dazu gebracht

 

 

 

25

 

L

mhm, also meine Mutter ist auch Kindergärtnerin und hat natürlich deswegen auch so mit Kindern und Vorlesen schon beruflich auch viel zu tun gehabt jo und da hab ich mir einfach viel ausgeliehn und ja hab- ich hab wirklich immer wahnsinnig ((lacht)) viel gelesen und dann kam des eben auf dass ich auch gedacht hab naja wenn ich schon so mit Büchern so so Kontakt hab und mir des so wichtig is dass ich des dann eben auch beruflich machen will und so kam des dann mit der Buchhändlerlehre eigentlich

 

I

aber Sie ham auch 'n Studium gemacht

30

L

ich hab danach dann äh ich hab die Lehre gemacht dann gearbeitet un hab danach jetzt neuere deutsche Literatur studiert

 

I

auch abgeschlossen

 

L

jetzt fertig geworden letztes Jahr ja ja

 

I

wie war des denn so noch mal zurück ähm also Ihre Mutter hat Ihnen hauptsächlich abends vorm Zu-Bett-Gehen vorgelesen

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L

mhm und wenn ich krank war, des war immer klasse ((lacht)) des weiß ich auch noch

 

I

wissen Sie noch was das für Bücher warn oder könn Se sich da noch an welche erinnern ?

1

(S.2)

 

5

L

des eine war- warn so ähm Geschichten vom des gibt's auch immer noch Gute-Nacht-Geschichten äh vom kleinen Stationsvorsteher und vom kleinen Zauberer und so dann Märchen aber eher also Grimmsche Märchen eher weniger und des andere warn dann die ganzen Lindgren-Sachen halt und Preußler Räuber Hotzenplotz und so also so die gängigen Kinderbücher eigentlich

 

I

mhm ja so ruhig 'n paar sagen an die Sie sich noch erinnern können oder die ihnen am liebsten waren

 

10

L

dann gab's eins des hieß das kleine Kopfkissenbuch des weil des so ganz klein war und da warn auch Reime und so Sachen drin und halt auch kurze Geschichten des weiß ich noch (-) mhm ja und sonst wirklich so die Klassiker halt Michael Ende Jim Knopf

 

I

des is alles noch vorgelesen worden

 

L

mhm

15

I

und als Sie dann und ähm und des war hauptsächlich abends also tagsüber wurd nich gelesen oder so

 

L

ne. also vorgelesen nich da hab ich dann wenn halt selber gelesen

 

I

und als Sie dann so angefangen haben selber zu lesen was ham Sie da gelesen könn Sie sich da noch an Bücher erinnern oder wann des in etwa war?

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L

ja also 's war relativ dann von der von der ersten Klasse hatte ich erst diese Schreibschriftbücher von Lise Gast ziemlich viele solche Pferdebücher und dann später gab's mal 'ne Phase da hab ich so Krimis gelesen Wolfgang-Ecke-Krimis ziemlich alle wo man so selber Fälle lösen musste

 

I

mhm kenn ich gar nich

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L

((lacht)) die gibt's glaub ich auch nich mehr. und was ich nie gelesen habe waren diese Hanni- und Nanni-Internatsgeschichten

 

I

mhm also Enid Blyton auch nich

 

L

des auch nich ne mm

 

I

*keine Lust* gehabt oder

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L

*ne so* ich hab mal eins gelesen des hat mir irgendwie nich gefalln (-) und dann war ich irgendwie die Wolfgang Ecke und Hitchcock die drei Fragezeichen also da hat ich mal so 'ne totale Krimi-Phase. ja und sonst so ich bin halt einfach in die Stadtbibliothek hab mir 'n paar Sachen angeguckt dann ausgeliehen. Da warn auch Sachen wo ich mich überhaupt nicht mehr dran erinner jetzt ((lacht)) so Eintagsfliegen halt aber

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I

und dann auch so mit Freundinnen Bücher ausgetauscht?

 

 

 

L

mhm ham wir auch gemacht und wir hatten in der Schule auch mal 'ne Zeit lang so 'ne Bibliothek wo man Bücher leihen konnte oder dann mssten wir dann auch selber unsere Lieblingsbücher vorstelln und konnten die dann verleihn an Klassenkameraden des weiß ich auch des war so in der in der Fünften glaub ich

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I

mhm wissen Sie noch was da Ihr Lieblingsbuch war?

 

L

was ich vorgestellt hab? nn 's war auch 'n Krimi aber ich hab den nie mehr gfunden hab mich auch nich- kann mich auch nich mehr dran erinnern

 

I

mhm

1

(S.3)

 

L

ich weiß noch eins des hieß die Nachtvögel des hatte 'ne Freundin von mir vorgestellt und des hab ich dann hinterher auch gelesen da gings so um um Angst beim Einschlafen und beim Dunkelwerden und so aber des is des Einzige an was ich mich da noch erinner

5

I

und des war auch so fünfte Klasse

 

L

des war auch so fünfte Klasse ja

 

I

und ähm ham sie Geschwister ?

 

L

mhm eine Schwester die is aber zehn Jahre jünger

 

I

mhm da gab's dann wenig Austausch *ne* ((lacht))

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L

*da gab's ((lacht)) mm* der hab ich dann wiederum als vorgelesen *so war des* dann

 

I

*aha später aber dann* und Sie ham Sie dann auch so ta- m ja wahrscheinlich tagsüber nachmittags gelesen nach der Schule oder wann ?

 

L

jo mittags genau und im Urlaub viel

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I

viel im Urlaub

 

 

 

20

L

also im Urlaub gibt's noch ein Erlebnis wo ich mich erinnere da hatt ich da bin ich halt auch immer in die Bücherei und hab mir irgendwie Lesestoff geholt und da hatt ich einmal einen praktisch der Koffer war dann voller Bücher und da hat meine Mutter nee also des nehm wer jetz nich alles mit und dann musst ich wieder welche da lassen und da als da hab ich irgendwie pro Tag ein Buch gelesen also da war ich ganz wild weil da halt auch viel Zeit hatte

 

I

mhm und des ham Sie dann auch nich mehr reingeschmuggelt ((lacht))

 

L

nee des war dann einfach- des war zu schwer ((lacht))

 

I

und dann so auf die Pubertät hin wissen Sie was Sie da gelesen ham

25

 

L

da hab ich dann weniger gelesen. und was war des ja is schwierig da hab ich dann angefangen so Herrmann Hesse zu lesen da gab's mal eine Phase da fand ich den ganz toll

 

I

*was von ihm hauptsächlich*

30

 

 

L

*auch mit 'ner Freundin* zusammen ffh Siddharta hab ich angefangn dann ham Unterm Rad in der Schule gelesen dann hab Narziss und Goldmund gelesen und Erzählungen von ihm Märchen und so also ziemlich alles dann hab ich Max Frisch gelesen auch so ziemlich viel Stiller und Homo Faber und Theaterstücke und Dürrenmatt

 

I

des war so alles *zwischen vierzehn, fünfzehn, sechzehn so was*

35

L

*des war so* genau ja also da auch angeregt halt durch die Schule oft

 

I

mhm

 

 

L

mhm und weniger Jugendbücher dann auch noch paar also Kordon hab ich immer gern gelesen, hab ich jetzt auch noch mal alles nachgelesen, ja und und von der Nöstlinger paar Sachen.

40

 

I

mhm mhm und Sie ham gesagt Hesse dann auch mit 'ner Freundin zusammen das ma dann des gleiche Buch gelesen hat und sich dann ausgetauscht hat oder wie *lief des*

1

(S.4)

L

*ja ja* oder wir ich hatt es gelesen und hab gesagt oh ganz toll un dann hat sie's gelesen und dann hat man sich hinterher drüber ausgetauscht war so'n Fan-Club Hesse-Fan-Club ((lacht))

 

I

des muss mal sein gell irgendwann kommt der bei jedem

5

L

und dann hab ich's jetzt als Erwachsene gelesen 's gefällt mir gar nich mehr also 's is irgendwie 's muss man schon in so ner Phase lesen.

 

I

ja also ich hab auch eins noch mal ich glaub Narziss und Goldmund noch mal gelesen und war mir auch ziemlich *schmalzig*

 

L

*ja genau* mhm

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I

und ähm Ihre Eltern die ham also- sie ham mit Mutter und Vater zusammen gelebt. hat Ihr Vater ihr Lesen auch beeinflusst?

 

 

15

L

nee weil der selber fast nix liest, also der fand des zwar immer gut aber ähm er hat auch nie vorgelesen oder so. er is so'n richtiger Lesemuffel und ich konnt ihn jetz nach- im Nachhinein au fast auch nicht beeinflussen dass er liest also des is irgendwie ((lacht)) liegt ihm nich oder

 

I

und mit Ihrer Mutter ham Sie da auch so über Bücher geredet oder hat die mal gefragt was liest'n grade oder sind Sie angekommen und ham was erzählt

 

20

L

mhm sie als auch mit in die Bibliothek und hat dann willste des mal oder hat halt geguckt was ich so nehm aber es gab also jetz nix was ich nich hätt lesen dürfen oder so //// ((wo sie gesagt hätte)) also des nich und sonst ja hat sie schon *gefragt*

 

I

*aber dass sie auch so* erzählt ham was Sie gelesen ham

 

L

mhm ja

 

I

also war Interesse da

25

L

mhm ja

 

I

aha und dann als Sie so Abi-Zeiten

 

L

mhm (-) des is schwierig da erinner ich mich nämlich fast an nix mehr was ich da hätt was ich da gelesen hab

 

I

hatten Sie Deutsch-Leistungskurs ?

30

 

 

L

mhm da ham wer halt diese Klassiker gemacht (-) und Thomas Mann hab ich dann mal versucht aber 's fand ich dann auch ziemlich schwierig so ich hatt 'n ziemlich guten Deutschlehrer und dann- ich glaub da hab ich halt einfach mal so verschiedene Klassiker ff mir angeschaut

 

I

Keller // ((und Goethe))

35

L

genau und Storm un so

 

I

würden Sie von sich aus sagen dass der Deutschunterricht 'n Einfluß hatte auf Ihr Lesen

40

 

 

 

L

mhm weil wir immer ziemlich gute Lektüren hatten also was ich mich so erinner war- gut zäh war Lessing oder so aber wir ham auch relativ viel neuere Sachen gemacht und dann deswegen hab ich dann auch Deutsch-LK genommen weil ich den Lehrer eben mocht der war zwar schon älter aber der war sehr fit und hat irgendwie hat uns auch immer gefragt was wir gerne lesen möchten und so war er relativ offen

1

(S.5)

I

mhm also ich weiß noch wie- mich hat Deutschunterricht immer tierisch vom Lesen abgehalten ich hab viel gelesen aber also alles was in Deutsch kam des hat's mir irgendwie abgestempelt ((lacht))

 

L

nee da war irgendwie

5

I

ich fand diese Reclamhefte immer so furchtbar

 

L

ja die sin so hässlich aber, (-) nee da hab ich echt ganz gute Erinnerungen dran eigentlich

 

10

 

 

I

Sie ham ja vorhin erzählt so diese Geschichte dass in 'n Urlaub irgendwie dann auf einmal 'n Buch dann nicht mehr mitdurfte weil's zu schwer war fall- fallen Ihn' noch so andere Sachen so Situationen ein mit Lesen so aus sammer mal Kindheit bis Ende Schulzeit? Kämpfe um Bücher oder dass ma unbedingt eins haben wollte, oder so noch 'ne genaue Situation vor Augen hat mit 'nem bestimmten Buch oder so

15

 

L

mhm ich hatte ein ein Bilderbuch allerdings und des war irgendwie des war mein Lieblingsbuch und des war völlig zerissen schon und ähm meine Mutter wollt's mal wegtun aber des wollt ich unbedingt behalten und des weiß ich noch des hieß Misses Beastons Tierklinik

 

I

wie hieß des

20

L

Misses Beastons Tierklinik ((lacht)) des is von so nem Engländer irgendwie so Tierklinik wo des der Kuckuck der stottert und so Tiere behandelt werden

 

I

mhm

 

 

25

L

des war so mein liebstes Bilderbuch des weiß ich noch und des hab ich auch heut noch immer noch ungeklebt und so ((lacht)) richtig in Einzelblättern und dann gab's ein Bilderbuch noch da musst ich immer heuln aber ich wollt ich trotzdem immer vorgelesen ham weil des so traurig war

 

I

wissen sie noch wie des heißt

 

 

30

L

des hieß Borka des war so 'ne Wildgans die keine Federn hatte und die konnte dann nicht mit den andern mitfliegen und des war dann immer ganz traurig und meine Mutter hat nie verstanden warum ich des immer vorgelesen haben wollte obwohl ich- des mich immer so mitgenommen hat. aber dann später

 

I

und warum wollten Sie's vorgelesen haben

 

 

L

ja weil's immer dann- 's geht dann auch trotzdem ganz gut aus natürlich weil ich's einfach so ne sch- so schön fand und ich wusst ja dann ich wusst ja dann die sie kommt ja doch noch mit den andern dann wieder zusammen und so ((lacht))

35

I

mhm

 

L

mhm (-) aber dann sch- nachher ja dann wüsst ich jetzt nix mehr

 

I

und Märchen gab's da 'n Lieblingsmärchen

 

40

L

mhm ((schluckt)) nee Märchen hab ich auch wirklich- da weiß ich nur meine Oma hat mir die als vorgelesen wenn ich krank war. und wir hatten halt Grimms Märchen aber da hab ich mich dann später irgendwo nimmer so für interessiert

 

I

und Ihre ähm Großmutter hat mit im *im* im Haushalt gewohnt

 

L

*nee mm* die kam dann als

 

I

wenn sie zu Besuch war und so dann wurde vorgelesen

 

L

ja ja

1

I.

und dann so die- ähm was macht denn ihr Vater beruflich

(S.6)

L

Rechtsanwalt

 

I

mhm und der liest nur Fachliteratur und Zeitschriften wahrscheinlich ((lacht))

 

L

((lacht)) manchmal liest er im Urlaub ein Buch aber

5

I

ein Buch

 

L

mhm eher nix

 

I

und im Urlaub war dann noch mal so Hochlesezeit für Sie ja wo Sie viel gelesen haben

 

L

*ja * am Strand ja

10

I

mhm

 

L

dann gab's fällt mir noch ein noch 'ne Zeit da hab ich immer Micky Maus Hefte gelesen. da hatt ich so 'ne Comic Zeit mal

 

I

*wann war des? *

15

L

*und gesammelt* des war so ja so zehn rum und auch alle in Ordnern aufgehoben und so und immer wieder angeguckt *da hat*

 

I

und *des hat* Ihre Mutter auch toleriert

 

L

ja da hab ich dann wenig so andere Bücher gelesen da war ich irgendwie so in dieser Comic Phase mhm

 

I

mhm

20

L

die hat mein Vater auch gelesen

 

 

I

aha ((lacht)) bei uns hat's immer mein Bruder gelesen und der wurde dann so schlecht in Deutsch der schrieb dann immer waf und pom und so und dann hat meine Mutter sie weggetan ((lacht))

 

L

((lacht)) ja meine Mutter fand's nich so gut aber ich durft's trotzdem

25

 

 

 

I

aha und noch so andere irgendwie Situationen die Ihnen einfallen also ich mir kommen grad selber so welche weil ich denk ich war mal im Urlaub und hatt ich glaub ich auch dreizehn Bücher und ich hab jeden Tag 'n Buch gelesen und dann war ich mal mit 'ner Freundin in Urlaub und da hat die des so praktiziert und ich hatte den Zauberberg von Thomas Mann dabei *und ich bin*

30

L

*oh Gott ((lacht))*

 

 

I

nicht vorwärts gekommen und ich bin richtig aggressiv geworden des ka- des noch ganz präsent irgendwie. ham sie noch so einfach so *Anekdoten um Bücher* also muss auch nich sein aber manchmal kommt einem doch noch was

35

L

*mhm noch was* mhm nee im Moment fällt mir nix ein aber vielleicht kommt's nachher noch

 

I

mhm (-) und als Sie die Schule dann fertig hatten wars Ihnen- wann is Ihnen klar geworden dass Sie 'ne Buchhändlerlehre machen wollen ?

 

40

L

des war so in der Dreizehnten dann also da wußt ich eben nich so ich wollt eigentlich ganz gern studieren aber irgendwie gleich studiern wollt ich nich und dann kam mir des so *und die*

 

I

*und* wo ham Sie die gemacht?

 

L

bei V.

 

I

ah ja

1

L

mhm

(S.7)

I

auch gleich- kommen sie aus G.

 

L

mhm

 

I

und gleich 'n 'n Platz gekriegt dann

5

 

 

L

ja war mehr so Zufall ich hab überall Absagen gekriegt und dann hatt ich mich schon eingeschrieben an der Uni und dann riefen die an und meinten ja 's ein Lehrling wär bei ihnen abgesprungen und ob ich irgendwie spontan und dann hat sich des innerhalb von zwei Tagen war ich dann da *engagiert* sozusagen

 

I

*mhm* und glücklich

10

L

ja

 

I

und in der Lehre ham Sie da ich weiß nich wie läuft des ab mussten sie lesen oder ähm

 

L

also Zwang gibt's nich aber man sollt halt schon *irgendwie*

 

I

*mit freier Wahl*

15

L

ja

 

I

oder mit bestimmten Präferenzen

 

L

nee was man will

 

20

I

und könn Sie sich an in der Zeit noch an bestimmte Bücher erinnern oder ob sie da irgendwie dann abends keine Bücher mehr sehen konnten nachdem se den ganzen Tag welche um sich rum hatten oder

 

 

 

25

 

 

 

30

L

's kam auch drauf an in welcher Abteilung man war also wenn man im Büro war hatte man irgendwie au nich so irgendwie hat man nich so viele gesehen und dann hat ma au nich so Lust gehabt am meisten hatt ich hatt ich Lust als ich da bei Belletristik un Kinderbuch war da war ich auch um Weihnachten rum und da muss- sollten wir dann auch halt wir kriegen immer Leseexemplare uns halt was aussuchen und dann da lesen und dann noch den andern 'n bissel drüber erzählen und dann hatten wir auch Lesungen im Theatercafé und da hab ich dann meistens mussten wir immer Auszubildende mussten wir immer irgendwie mit und da hab ich meistens dann vorher oder hinterher auch 'n Buch gelesen von dem der da gelesen hat

 

I

mhm falln Ihnen da noch welche ein

 

L

Här- Peter Härtling *war mal da*

 

I

*was ham Sie von dem gelesen?*

35

 

L

da hatt ich- hab ich Kinderbücher /((fünf)) gelesen dann den Zittelmann hatten wir auch mal da auch 'n Jugendbücher und dann von den- von den Belletristischen Barbara Honigmann und ähm ((schnaubt)) 's warn viele aber ich weiß 's den Stan Nadolny

 

I

mit welchem Buch ?

40

L

Selim oder die Gabe der Rede ((gießt Tee ein)) da war er knallevoll ausverkauft dann Monika Maron war mal da ja so

 

I

und von denen ham *Sie alle noch was gelesen*

1

(S.8)

 

5

L

*da hab ich dann* eins gelesen wenn's mir gefallen hat noch eins also den Nadolny fand ich da Klasse und dann hab ich die Entdeckung der Langsamkeit noch gelesen und so- hat man ne Anregung auch gekriegt und *sonst* halt was sich viel verkauft hat hat man irgendwie gedacht man müsste 's dann doch auch mal lesen ((lacht))

 

I

*was* was warn des für Bücher? also die Sie so gelesen ham?

 

L

alles mögliche Ransmeyer hab ich dann gelesen und und (-) was hab ich dann noch gelesen Alice Walker ja was halt so neu kam und was ich spannend fand

10

I

Augenblick mal mal gucken ob noch 'n paar Titel kommen oder

'n paar *Bücher* oder welche die Ihnen da besonders auch gefalln ham in der Zeit 's is jetzt vielleicht auch gar nich so einfach weil 's is für sie so ne Routine is ne

 

 

15

 

L

*äh* ja ja (-) ((leise)) ah wars war denn da (-) was war denn da neu (-) also von der Maron hab ich dann auch die Flugasche gelesen ((Telefonklingeln)) und also so ziemlich alles fand ich ziemlich gut und ähm (-) ja dann ham die mir Bachmann mal geschenkt dann ha- kam ich irgendwie auf Bachmann obwohl des ja nichts Neueres war (-) und und von den Romanen des 's schwierig weil des des kommt und geht dann so die wenigsten Sachen bleiben irgendwie hängen

 

I

aber vielleicht gibt's doch 'n paar die hängenbleiben

 

L

mhm müsst ich wahrscheinlich jetzt mal ans Bücherregal gehn

20

I

ham sie den Mulisch gelesen der war ja auch in G. ne

 

 

 

L

ja mm 's war grad Studiumszeit da hab ich irgendwie dann wenig so andere Sachen noch lesen können (-) mm ähm (--) ((leise)) was kann ich irgendwelche neuen Leute die dann da irgendwie entdeckt wurden. (-) Sarah Kirsch bei der war ich auch aber des sin ja nur Gedichte

25

I

lesen Sie viel Lyrik

 

L

nee wenig aber die gefällt mir ganz gut

 

I

mhm

 

30

L

und was ich auch nich so gern les sin Erzählungen. also so Kurzgeschichten oder so. (--) mhm, ah dann den Peter Pohl bei den Jugendbuchautoren den fand ich ganz toll ///// *(( von dem ham wir auch))*

 

I

*wer is* der Peter Pohl

 

L

ja

 

I

also ich bin Kinder- und Jugendbuch gar nich

35

L

da äh das interessiert mich sehr also da bin ich irgendwie les ich gern des liest sich auch flotter als so'n Roman kamma irgendwie- schafft man mehr

 

 

I

mhm und wenn Sie mal so jetzt an die Bücher die sie gelesen haben bisher zurückdenken was würden- was würden Sie sagen sind so die für sie wichtigsten Bücher oder die Sie so am liebsten gemocht haben

1

(S.9)

 

5

 

L

oh des ganz schwer ((lacht)) des is wirklich wahnsinnig schwer also was- was mich immer noch prägt und was ich auch irgendwie schon dreimal gelesen hab is ähm Max Frisch Homo Faber da hab ich mir auch Stellen rausgeschrieben ins Tagebuch damals weil mich des so beeindruckt hat. das vielleicht, und dann die Pippi Langstrumpf sicher von der Lindgren (--) und sonst von den neueren Sachen da gibt's so eine Lieblingsautorin grad von mir im Moment des fällt einem jetz halt ein

 

I

ja?

 

L

die Magrit de Moor (-) sonst so prägend wüsst ich nich

10

I

so wo man sagt absolute Lieblingsbücher

 

L

mhm ((trinkt)) ich hab ganz wenige Lieblingsbücher komischerweise ((lacht))

 

I

mhm warum lesen Sie ((lacht))

 

L

mhm

15

 

I

also ich hab jetz zum Beispiel ich weiß für mich sind 's eigentlich so drei Bücher des eine is von dem Peer Olov Enquist Käptn Nemos Bibliothek des zweite ist ähm von der Keri Hulme Unter dem Tagmond ich weiß nich ob Sie des kennen *des is 'ne Neuseeländerin *

 

L

*ich kenn nur den Titel den Titel aber*

20

I

und des dritte des hab ich jetz vor kurzem gelesen is Schumanns Schatten von dem Peter *Härtling*

 

L

*Härtling* mm

 

 

25

I

also des sin jetz so drei Bücher da würd ich sagen die ähm sind so ganz besondere Bücher und von der Seebacher des hat mir auch sehr gut gefalln. also des sind so High- absolute Highlights un sonst liest ma und is zwar manchmal ganz nett und ähm legt's wieder weg aber so einfach als ähm ja des sin einfach so Bücher die hab ich so ins Herz geschlossen oder die die nehm ich mit

 

 

30

 

L

mhm ich hab noch eins gelesen des hat mich auch- also eins weiß ich noch da hab ich jetz da hab ich seit langer Zeit mal wieder alles gelassen den ganzen Tag gelesen des is von dem Chambers Die Brücke des 's auch 'n Jugendbuch da hab ich irgendwie war völlig abgeschaltet so hab gar nix mehr mitbekommen und was ich auch toll fand is von dem von dem Peter Høeg ähm wie heißt des ganz vom Titel von der Abschaffung der äh

 

I

dies mit den drei Kindern *im Internat ne*

 

L

*ja mhm ja genau*

35

I

ja des auch 'n tolles Buch irgendwas mit Zeit von der

 

L

Abschaffung der Zeit oder irgendwie d- ä ja so ähnlich*des is irgendwie 'n komplizierter Titel*

 

I

*ich kriegn auch nich zusammen aber ich weiß* welches Buch des is ((lacht))

40

 

L

des hatt ich nämlich- hatt ich mitgenommen bei uns aus'm Laden und hab's mir aber dann gekauft weil ich's auch selber haben wollte so. ja un jetz in letzer Zeit irgendwie d- gut und dann halt des was über über was ich meine Magisterarbeit geschrieben hab

 

I

über was *ham Sie geschrieben*

 

L

*des is ähm* Marlen Haushofer *Himmel der mir*

1

I

*wie heißt die*

(S.10)

 

L

Marlen Haushofer is 'ne Österreicherin schon tot. Himmel der nirgendwo endet des is auch eins von meinen Lieblingsbüchern geworden aber halt dadurch dass ich mich damit so viel beschäftigt hab so mhm

5

I

des kann ja auch 'ne andere Wendung nehmen dass man's irgendwann nich mehr sehn kann gell ((lacht))

 

L

ja ja nee aber des war echt Glück also ich hab's dann auch allen verschenkt und so und ((lacht)) und denen hat's auch ganz gut gefalln (-) mhm

10

I

und Sie ham dann eigentlich wenn Sie- wir warn ja bei der Lehrzeit so stehngeblieben dass Sie dann abends wenn sie nach Haus gekommen sin noch gelesen ham und am Wochenende oder wie lief des

 

L

ja

 

I

lesen sie abends im Bett hauptsächlich oder

15

L

ja ich les gern im Bett aber nich so lang also vielleicht- also höchstens ne Stunde (-) und sonst am Wochenende

 

I

wenn sich's grad ergibt

 

L

wenn sich's halt ergibt ja wobei 's dann da auch schon Zeiten gibt wo man dann denkt näh 's könnt ma mal was anderes machen als immer nur lesen ((lacht leise))

20

I

ähm ja was würden Sie eigentlich sagen warum lesen Sie oder was bedeutet Ihnen des Lesen heute noch ?

 

 

 

25

 

L

mhm also 's is für mich so'n völlig Abtauchen in diese Welt also ich bin auch dann manchmal ich bin dann echt weg so ich leb dann in dem Buch (-) und ähm des fasziniert mich halt irgendwie total so (-) in in in dein andere Wel- in anderen Welten sein. (-) gut passiert nich bei jedem Buch m- manche les ich dann halt zu Ende obwohl se mir nich so gefalln also weil ich des auch schlecht kann 'n Buch dann nich zu Ende lesen auch wenn ich's doof find m ich hab des ganz selten gemacht ich quäl mich dann durch ((lacht)) *un dann*

 

I

*falln Ihnen* da 'n paar Bücher ein

30

L

ja jetz hab ich grad was von der Highsmith gelesen des fand ich furchtbar und da hab ich mich richtig geärgert ((lacht)) aber ich hab's dann doch fertig gelesen

 

I

was war des

 

 

35

L

ähm Elses Lebenslust heißt des ich hab noch nie was von der gelesen weil ich eigentlich inzwischen keine Krimis mehr mag und ähm und dann hatte mir meine Kollegin gesagt des wär so toll und ich soll's mal lesen und des ((lacht)) ich fand's nur schrecklich

 

I

lesen Sie jetz gar keine Krimis mehr

 

L

fast nich nee

 

40

 

 

 

I

also ich bin überhaupt- ich hab nie Krimis gelesen ich hab mal irgendwann mit vierzehn oder so 'ne Agatha-Christie-Phase gehabt un dann hab ich's gelassen un ich fang jetz wieder an weil ich jetz auch viel lesen muss oder ich les eigentlich immer viel aber wenn ich dann wirklich kaputt gehn dann kaputt bin dann gehn eigentlich nur noch Krimis die kann man so schön runterlesen und da find ich gibt's im Augenblick auch viele gute also diese ganzen Frauen da Donna Leonn und Elizabeth George und Minette Walters und so die find ich gut

1

(S.11)

L

mhm ich hab auch welche stehn aber ich hab se noch nich gelesen also ich weiß nich hab irgendwie also wenn ich was Leichtes lesen will dann les ich Kinderbücher des flutscht dann bei mir so durch

 

I

und hat des auch so 'ne Funktion in 'ne andere Welt abzutauchen

5

L

ja auch mhm genau so eigentlich

 

I

wie entscheiden Sie denn welches Buch Sie jetzt lesen

 

 

10

 

L

gut oftmals halt über Einfluss durchs Arbeiten oder dass dass mir halt ne Kollegin alle völlig alle völlig begeistert sin von dem Buch dann les ich's auch und mit der einen ja mit der hab ich auch 'n ähnlichen Geschmack also da tauschen wer uns dann aus un dann wenn's ihr gefällt gefällt's mir dann meistens auch oder halt durch durch die Zeitung durch Rezensionen durchs Literarische Quartett hab ich auch schon ((lacht)) die Vanderbeke gelesen

 

I

dieses Amanda erwartet einen Liebhaber? *Alberta*

 

L

*Alberta* empfängt einen Liebhaber ja genau

15

I

un wie fanden sie des

 

L

gut ((lacht))

 

I

((lacht)) mhm ich /// ((fands auch gut))

 

20

L

ja eigentlich durch alles mögliche beeinflusst oder ((schnaubt)) ich weiß nich oder ich hab schon was von dem gelesen un fands gut und les dann des nächste oder manchmal les ich hinten oder im im im Dings *ähm Umschlag * Klappentext mhm

 

I

*Klappentext* also gehn schmökern Sie ham jetz in der letzten Zeit nich gearbeitet oder als Buchhändlerin

 

L

neben m Studium halt doch doch eigentlich die ganze Zeit aber wenig

25

I

und wann sind Sie mit 'm Studium fertig geworden

 

L

äh im Dezember letztes Jahr

 

I

also ne relativ kurze Zeit eigentlich jetzt so als Übergang gell. ham sie da jetzt mehr gelesen in der Zwischenzeit

30

 

 

 

L

'n bisschen was aufgeholt ja aber also ich hatte auch dann während der ganzen Magisterarbeit und Prüfungsphase da hab ich fast nix mehr anderes gelesen da hab ich fast nich gearbeitet weil ähm da musst ich halt dann so viel für's Studium lesen dass ich irgendwie dann keine Lust mehr hatte dann noch irgendwelche Neuerscheinungen oder was weiß ich äh noch zu lesen des war mir dann zuviel

(-) un jetz fängt's so langsam wieder an

35

I

dass Sie wieder Lust haben

 

L

dass ich wieder Lust hab ja

 

 

40

I

mhm und ähm Sie ham vorhin bei den Büchern also so bei den ganz schrecklichen Büchern die Patricia Highsmith genannt falln Ihnen da noch andere ein? was Sie gelesen ham un wo Sie sagen würden irgendwie oh Gott ((L. lacht)) was hab ich mir da angetan

1

(S.12)

 

5

 

 

 

L

ähm des war halt jetz kürzlich (-) ich vergess die dann relativ schnell wieder ich hab mal diese auch diese ganzen Frauenromane da Hera Lind und so hab ich auch mal gelesen fand ich auch alle ziemlich furchtbar ((lacht)) also die sin so ganz amüsant aber irgendwie also würd ich auch kein zweites Mal lesen und ((leise)) und sonst was ich ganz furchtbar fand ein Kinderbuch hab ich jetzt gelesen des fand ich auch ganz langweilig von so 'ner unbekannten Port- Portugiesin also einfach langweilig irgendwie (--) nee ja also in der Schule fand ich quasi noch Lessing Nathan der Weise fand ich 'n Graus das ((lacht)) an des erinner ich mich auch (-) mhm nöh sonst fällt mir erstmal *nix mehr ein*

10

I

*fällt ihnen nix mehr ein* aber Sie lesen grundsätzlich Bücher zu Ende hörn nich zwischendurch auf

 

L

mhm nee

 

15

 

 

 

I

also ich hab jetz ange- mir hat jemand was von diesem Arno Schmidt ich weiß nich ob sie von dem schon was gelesen ham völlig schräger Vogel is aber so'n Kultautor also entweder man fährt voll drauf ab oder also ich kam mir da irgendwie ich weiß nich entweder ich bin zu blöd ich hab's nich kapiert was der will ((lacht)) und dann war noch so von der Marlene Streeruwitz gab's mal 'n Buch zwei drei Jahre her Verführung des war für mich eins der schlimmsten Bücher die ich je gelesen hab

20

 

 

 

25

L

mhm ah doch die ähm wie heißt se d- d- die Jellinek ja mit der gings ((klopft auf den Tisch)) mir auch so da hab ich Lust ((klopft auf den Tisch)) gelesen weil wir da so'n so'n Seminar hatten und also des hab ich auch nich zu Ende gelesen des fand ich so schrecklich un dann hab ich noch mal die Klavierspielerin angefangen und musst ich- also da ((klopft auf den Tisch)) sträubt sich alles in mir des des krieg ich echt des krieg ich nich zu Ende gelesen des is selten

 

I

mhm was macht denn für Sie 'n gutes Buch aus?

 

 

30

 

L

also dass es spannend ist und dass es relativ bald schon irgendwie so'n Handlungsfaden sich ent- ergibt also dass man ungefähr weiß ja also so auf den ersten dreißig Seiten muss des mich irgendwie ansprechen und dann dass es nich zu platt geschrieben is so vom Stil her also so irgendwie so so zu banal- ja die Sprache is ziemlich wichtig so 'ne schöne Sprache und dass es mich vom Thema interessiert

 

35

I

mhm jetzt ham Sie ja des Buch ähm gut Sie wußtens vom N. hamm Se sich davor schon mit dem auseinander gesetzt gehabt also wußten Sie das es 'n Buch was Sie lesen möchten

1

(S.13)

 

5

 

 

 

10

L

mhm ich hab eben den ersten Mein Herz so weiß angefangen und da hatten wir kein Leseexemplar un da war des- da musst ich des irgendwie hätt ich des schnell lesen müssen ((klopft auf den Tisch)) da hab ich gemerkt nee ich kann's ((klopft auf den Tisch)) nich schnell lesen und da mußt ich's wieder abgeben un da hab ich's aber hinterher jetz auch nich noch mal angefangn un deswegen hab ich gedacht nee jetz des fang ich nich noch mal an ich les jetz des neue und dann hat er hat den meine Kollegin wieder mir gesagt sie hat- wir ham des als Leseexemplar gekriegt aber so in so Abschnitten glaub ich in drei Abschnitten und sie hatte nach dem Ersten hat sie oh wann kommt der Zweite ich muss unbedingt weiterlesen und da hab ich sch hab ich mir schon vorgenommen ich les es dann nachher auch. von daher wollt ich's eh gern lesen

 

I

hatten Sie auch 'ne Rezension schon gelesen

 

L

nee ich hab's nur im Literarischen Quartett eben gesehen

 

I

mhm kaufen Sie sich selber viele Bücher oder

15

L

ja ((lacht))

 

I

kriegen sie auch Leseexemplare

 

 

L

also beides, meistens oft is es so wenn ich 'n Leseexemplar gelesen hab und dann manchmal kauf ich's mir dann hinterher gut dann verscherbeln wir verteilen unsere Leseexemplare auch aber ich ich kauf mir ziemlich viele selber so

20

I

mhm und Bücherei spielt des noch 'ne Rolle

 

 

L

ja auch also in der Stadtbibliothek wobei die ich find die ziemlich schlecht sortiert also neuere Sachen ham die nich ((gießt ein)) oder ma muss ewig drauf warten und jetzt war ich in der PH und hab da jetzt 'n paar Mal Jugendliteratur ausgeliehen

25

I

mhm

 

L

aber ich mein dadurch ((klopft auf den Tisch)) dass man da halt irgendwie an der Quelle sitzt ((lacht)) meistens kauft man sich's dann doch mhm

 

I

mhm und ähm jetzt wollt ich noch was fragen ja was würden Sie sagen is für sie 'n schlechtes Buch

30

 

 

 

35

 

 

 

L

also zu platt entweder von der Handlung her oder zu zu absehbar irgendwie oder von der Sprache zu platt (--) oder zu schwierig also manche Sachen sind mir auch- also Thomas Mann find ich zum Beispiel total schwer so so lange Sätze oder ich muss dann wirklich viel Zeit dafür haben mir des vor- vornehm des dann kein schlechtes Buch aber 's schwer zu lesen dann schlecht fand ich jetzt zum Beispiel bei der Highsmith dass man irgendwie man hat so ständig drauf gewartet dass jetzt ((klopft mehrmals auf den Tisch)) endlich mal was passiert und bis zum Schluss passiert nix und der Schluss is auch so banal dämlich also die alle halten die für die Mörderin und dann is sie's auch also des is so was ((lacht)) des is dann irgendwie ärgerlich

40

I

mhm (-) sie leben ja hier in 'ner WG *ne* tauschen sie sich mit Ihrer Mitbewohnerin aus?

1

(S.14)

 

L

*mhm* ja ich hab ihr jetzt ziemlich viel geliehen weil sie in H. war und da viel lesen wollte und dann hab ich immer so auf für die Woche was ausgesucht und mitgegeben und dann hat sie mir hinterher gesagt halt ob's ihr gefallen hat oder nich und wenn nich warum nich un so

5

I

verschenken Sie viel Bücher ?

 

L

mhm

 

I

nur Bücher die Sie selber gelesen haben oder auch

 

L

fast fast nur ja also ich hab ihr jetzt eins geschenkt was ich noch nicht kenn so auf

 

I

was war des

10

L

des war ((lacht)) Der Campus weil ich's im Kino gesehen hatte *wahrscheinlich* würde ihr vielleicht gefalln

 

I

*von Schwanitz*

 

L

aber sonst verschenk ich hauptsächlich eigentlich Bücher die ich selber kenn

15

I

mhm und ähm jetz frag ich noch mal so nach Situationen so in der letzten Zeit falln Ihnen da irgendwelche Geschichten ein so die mit Büchern zu tun haben

 

L

(-) ((lacht)) des schwierig

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

I

also was weiß ich dass Se sich mal mit 'nem bestimmten Buch belohnen wollten oder dass Se sich noch erinnern ich weiß noch ich wollt mal da war hier im Herbst Nebel und m ich wusste dass oben in H. schönes Wetter ist und ich wollt mein Buch fertig lesen und bin da mit'm Fahrrad hoch gefahrn in H. war noch keine Sonne und dann wusst ich nich ob ich jetz weiterfahrn soll oder nich und irgendwie war des für mich der Inbegriff des Erholens mich jetz da oben auf den Berg zu setzen in der Sonne und zu lesen und G. is im Nebel und dann kam ich dann auch auf der dem H.nest an und hab mein Buch ausgepackt und nach zehn Minuten war die Sonne weg ((lacht)) weil's schon- ich hab zu lang gebraucht. des zum Beispiel noch so was wo mir noch ganz präsent ist oder ich hab mich immer nach Prüfungen mit'm Buch be- belohnt da kann ich mich eigentlich auch noch sehr gut erinnern und ich weiß noch ich hatte 'n Buch mal mei- meinem Freund und mir gemeinsam geschenkt und wir hatten Streit und dann hab ich's zerissen und hab ihm ((lacht)) die Hälfte vor die Füße geschmissen also so so Situation einfach die mit Büchern zu tun haben ob Ihnen da noch was einfällt

 

L

mhm also gut belohnen tu ich mich auch oft mit 'nem Buch schon

 

I

also wenn Sie mal Frust ham *oder wenn Sie was* geleistet haben oder

35

L

*also ja genau* beides oder wenn ich ((klopft mehrmals auf den Tisch)) ah jetz hab ich mal viel gearbeitet un so jetzt kann ich mir des auch leisten so des

 

I

fällt Ihnen 'n Buch ein mit dem Sie sich mal belohnt haben

 

40

L

des sind oft Bilderbücher weil ich denk des da les ich eigentlich nich dran aber des die find ich so schön und dann will ich die auch haben manch- ja 's gibt Bücher wo ich denk 's is eigentlich Quatsch dass ich die mir jetz hinstell aber die will ich dann unbedingt

 

I

mhm so als Luxus

1

(S.15)

 

5

 

 

L

mhm ja genau (-) das schon und (-) ja also mir geht's oft so dass ich ja dass ich immer so mit mir ((klopft auf den Tisch)) hadere ob ich mir des jetzt wirklich alles kaufen muss und mir hinstelln und kann mich auch fast von keinem Buch trennen also nur dann muss man immer ewig anbaun da an seine Regale und da hab ich neulich hab ich eben mal schweren Herzens aussortiert und Bücher dann zum Flohmarkt gegeben des weiß ich noch des war aber ziemlich schwierig und bei manchen dann so halt die sin jetzt doch noch noch hier und ich konnt mich nich so richtig entscheiden obwohl ich weiß ich les die nich mehr so

10

I

also dieser Besitz vom Buch hat auch irgendwie so seinen ganz *eigenen Wert ne* ich kenn des ((lacht))

 

L

*ja ja* mhm (---) aber sonst so Stories weiß ich jetzt auch grad keine mehr

 

I

wenn sie ähm ein Buch mit auf 'ne einsame Insel nehmen dürften welches würden Se mitnehmen ?

15

 

 

 

20

L

((lacht)) oje (-) ich glaub ich würd den Hoeg mitnehm weil ma den so so oft noch mal anders lesen kann (--) also weil ich auch's Gefühl hab nach'm ersten Lesen ich hab des noch nich ganz begriffen also ich müsst mich noch mal dransetzen (-) ja ich würd was nich so ganz Einfaches mitnehmen wo man lang dran hat ((lacht)) also des is zum Beispiel auch oft wenn wir irgendwie wandern oder Fahrrad fahren gehn oder so und ich kann dann ich weiß ich kann jetzt nur ein Buch mitnehmen ja oder nur 'n Reclam oder so dann wird's schon ((lacht)) ganz ganz knifflig was ich dann mitnehmen soll mhm

 

I

mhm und was macht die Entscheidung aus

 

25

L

mhm is ganz unterschiedlich kommt auf den Urlaub an oder wies mir vorher gegangen is ob ich eher was Witziges will oder was wo ich mich so wahnsinnig intensiv mit auseinandersetzen muss oder so

 

I

was is 'n des letzte Buch gewesen was Sie gelesen ham

 

L

((lacht)) eben dieser grässliche Highsmith

 

I

des war jetzt grad vor kurzem

 

L

des war ja des hab ich jetz am Wochenende ausgelesen

30

I

und des letzte Schöne

 

 

L

was hab ich davor gelesen davor hab ich gelesen mal wieder ein Jugendbuch zwischen Kloppe und Glück von der Karla Schneider des fand ich toll (-) des hab ich davor gelesen ja

 

I

und als Belletristik

35

 

 

 

L

ähm (--) ah 's schwierig wenn ich des nich vor mir seh was ich- ah des is aber auch schon 'n bisschen länger her was hab ich denn davor gelesen ich weiß grad nich wie die heißt die Kinder der Medea heißt des hab ich mir zu Weihnachten gewünscht von 'ner russischen Autorin so 'ne Familiengeschichte (-) so 'n bisschen tchechow-ähnlich schreibt die

40

I

also wünschen sich auch noch Bücher

 

L

mhm

 

I

wenn Sie ähm so mal in die Zukunft schaun was glauben Sie wie sich Ihr Lesen entwickeln wird eher mehr eher weniger

1

(S.16)

 

5

L

bestimmt eher mehr weil ich halt jetzt muss wenn ich jetzt Bücher einkauf muss ich die vorher lesen und mehr querlesen müssen des hab ich bis jetzt noch gar nicht mache also hab ich bis jetzt noch gar nich gemacht aber des müssten wir halt eigentlich auch um so'n Überblick zu kriegen ob des was taugt oder nich also mehr so ja so'n bissel oberflächlicher lesen um halt irgendwie mehr zu schaffen und so (-) wird ja- wird eher mehr werden

 

I

freun Se sich drauf

 

10

 

 

L

mhm ja 's is 'n bisschen zwiegespalten ((I. lacht)) also eigentlich nehm ich mir lieber Zeit für die Bücher als dass ich die so äh so nur anlese also oft lesen die die nur an die ersten 100 Seiten und dann- des fällt mir wahnsinnig schwer ich muss die dann irgendwie fertig kriegen und- sonst schaff ich's aber nich zeitlich und wahrscheinlich auch mehr so kurz lesen weil ich jetz halt immer 'ne halbe Stunde mit'm Zug fahr und dann in der Zeit lese und dann eine Stunde Mittagspause in der Zeit lese als mehr so abgehackt

15

I

und sonst lesen Sie mehrere Stunden oder wie machen Se's

 

L

ja mhm schon ja

 

I

was würden Sie sagen so im Schnitt wie lang wenn sie

 

L

wenn ich dran bin so zwei- zweieinhalb Stunden schon

 

I

mhm oh des lang mhm

20

L

mhm mhm

 

 

 

25

 

 

I

bin ich grad mal überlegen ob ich noch Fragen hab (---) ja was mich noch interessieren würde wenn Sie wirklich mal so'n bisschen genauer beschreiben so Routinen beim Lesen also machen Se sich's gemütlich oder is Lesen für sie so ähm ja dass man- ja 's gibt ja Leut die können sich einfach hinsetzen nehm des Buch und lesen also ich weiß zum Beispiel ich nehm mir vor zu lesen und dann hol ich mir was zu trinken und manchmal mach ich auch noch Musik und hab so mein geschützten Leserahmen oder ich geh viel raus zum Lesen oder so ich weiß nich ham Sie da so irgendwelche Vorlieben oder Marotten oder ((lacht)) Macken

30

 

 

 

35

 

L

also 'n bisschen gemütlich muss es sein und ich muss auch wissen ich hab jetz so in den nächsten ja eben anderthalb zwei Stunden nix vor also was ich- ich kann ganz schlecht zum Beispiel beim beim Arzt im Sprechzimmer irgendwas lesen wenn ich weiß ah ich komm jetzt gleich dran oder so also Ruhe muss ich schon haben und und halt wissen ich hab jetzt Zeit dafür. ja und ich kann also ich kann auch nich Musik laufen oder sich Leut unterhalten oder so also ich brauch dann ziemlich Ruhe dass ich mich konzentrieren kann so. ja und eben im Bett les ich gern und und früher hab ich immer Sonntag morgens im Bett gelesen war immer ganz toll oder sonst halt auf'm Sofa oder *hier draußen *

 

I

*aber des machen * Sie jetz nich mehr

 

L

nee ((lacht))

40

I

ich kann morgens auch nich gut lesen ((lacht))

 

 

L

ich kann das jetzt nich mehr nee dann abends lesen war dann auch blöd weil mein Freund immer schlafen wollte und jetzt irgendwie Licht noch an war und so ((lacht))

 

I

und wenn Sie lesen was macht Ihr Freund liest der auch?

1

(S.17)

L

der liest manchmal aber der kann irgendwie nur ganz kurz der wird dann müd wenn er im Bett liest der schläft dann

 

I

tauschen Sie sich über Bücher aus liest der auch?

5

 

L

der liest auch nich viel leider ((lacht)) ich empfehl ihm immer welche ich hab ihm ja jetz auch als er krank war des vielleicht noch als Anekdote vorgelesen seit langer Zeit mal wieder und er fand's schön und ich auch und wir ham leider des Buch nich ganz fertig gekriegt war auch ziemlich spannend obwohl ich's schon kannte fand ich's gleich noch mal wieder wahnsinnig spannend

 

I

was war des?

10

 

 

 

L

Hetzjagd von Brian Moore (-) das hat mir irgendwie Spaß gemacht ich les auch gern wenn wir irgendwie auf Freizeiten gehn zum Beispiel auf die Theaterfreizeit abends Gute-Nacht-Geschichten vor und aber ich hör auch wahnsinnig gern zu wenn Leute vorlesen also vorlesen mag ich auch gern und deswegen bin ich immer mal in diese Lesungen gegangen weil ich des

15

I

ma hört ganz anders ne

 

L

ma hört's anders obwohl es auch viele Autoren und Autorinnen gibt die irgendwie ihre Texte auch nich gscheit vorlesen können ((lacht))

 

I

ja ja stimmt ham Sie noch andere Situationen wo Ihnen vorgelesen wird

 

L

mhm

20

I

also eigentlich nur bei Lesungen

 

L

Lesungen oder eben solche Freizeits- *Gute-Nacht-Geschichten da*

 

I

*und was lesen * Sie dann als Gute-Nacht-Geschichten vor wirkliche Gute-Nacht-Geschichten oder

 

L

*nee ja*

25

I

*suchen Sie* Erzählungen raus oder

 

 

 

30

L

also ich hatte letztes Mal dabei von dem Schubiger von diesem Schweizer der schreibt auch so 'n bisschen skurril so kurze Geschichten und einer hat Peter Bichsel vorgelesen (-) ja und dann früher hab ich eben viel so Jugendarbeit gemacht hab da da hab ich dann hab ich dann bewusst rausgesucht was man vorlesen könnte

 

I

mhm was was rausgesucht

 

L

halt so'n Buch mir überlegt was was ungefähr auch den Zeitraum da umfaßt dass man damit fertig wird so

 

I

wann war des als Sie Jugendarbeit gemacht haben

35

L

des war so zur Zeit von meiner Lehre ja fast früher so um achtzehn neunzehn

 

I

mhm und da ham Sie denen dann auch vorgelesen mhm hat ihnen Spaß gemacht ?

 

L

ja hat mir Spaß gemacht ja

 

I

falln Ihnen da noch Bücher ein ?

40

 

L

von Ende der Wunschpunsch und da war ich einmal ganz beleidigt weil irgendwie alles ganz uninteressiert fanden und sich unterhalten haben und so und ich las da vor ((lacht)) und sie die ham des gar nich gewürdigt des hat mich echt geärgert

 

I

des war nich nett ((lacht)) ((leise)) ich muss mal ausmachen ich glaub

 

 

(Bandwechsel)

1

(S.18)

I

aber 's kommen ja jetzt doch noch 'n paar Geschichten so eben grad mit der Jugendarbeit vorlesen in der Theatergruppe vorlesen (-) können Se sich vorstelln dass Sie mal nich mehr lesen

 

L

nein ((lacht))

5

I

des könn sich nicht vorstelln irgendwelche Bücher im Kopf wo Sie äh so wissen die möcht ich unbedingt noch mal lesen?

 

 

10

L

also ich hab ich hab auch viele ungelesene Bücher im Schrank stehn die möcht ich eigentlich alle mal lesen aber wenn ich se schon hab ähm (-) dann dann interessiern se mich auch (-) ja ich schreib mir als so Listen was ich noch lesen will also wenn ich irgendwie Rezensionen gelesen hab oder so (-) die guck ich dann ob wir die halt haben ich versuch da noch dranzukommen

 

I

streichen Sie an wenn sie lesen?

 

L

nee hab ich früher gemacht 's mach ich nich mehr ((lacht))

 

I

un warum nich mehr? seit em Studium nich mehr ((lacht)) oder

15

 

 

L

äh ja ja ja so ungefähr also doch Bücher beim Studium hab ich zum Teil noch angestrichen aber wenig und aber meine privaten Bücher streich ich irgendwie nicht mehr an. also ich hab auch früher eben Stellen rausgeschrieben die ich schön fand des is mir dann alles war mir dann alles irgendwie zu zeitintensiv

 

I

mhm mhm wann ham Sie's gemacht

20

L

des war so Tagebuchzeit vielleicht mit zwölf dreizehn so

 

I

mhm ham Sie die heute noch ?

 

L

mhm

 

I

gucken Se manchmal auch noch rein ?

25

L

ja selten aber manchmal ja und ders- manchmal fällt mir auch ein ah da ((klopft auf den Tisch)) hatt ich mir doch mal so was Gutes rausgeschrieben und dann such ich's so ((lacht leise))

 

I

mhm ich hab des mit Lyrik gemacht mit mit so Stellen nich aber mit Lyrik die hab ich rausgeschrieben

30

 

 

 

35

L

ja des hatt ich- ja des hab ich auch gemacht also wir hatten wir wir hatten auch hatten Sternchenthema auch Lyrik nach '45 und da hatt ich mir dann- hab ich mir Gedichte auch da reingeschrieben ///////// ((guck ich jetzt ab und zu auch noch nach )) (-) aber so anstreichen 's ich merk auch dass ich je mehr ich les mir immer schwerer fällt so Inhalte genau noch zu erinnern. also wenn dann Kunden fragen ham sie's gelesen und ich weiß ich hab's gelesen und ich weiß meistens noch ich fand's gut oder nich so gut aber was genau passiert wird des irgendwie immer schwerer ((lacht)) je mehr man speichern soll so

 

I

mhm ja 's is aber auch häufig dass eben en Eindruck bleibt 'ne in Form von 'nem Gefühl *der so was * ne

40

L

*ja ja genau* des ja ich hab meistens den Eindruck könnte dann aber die sch die Handlung eben nich mehr so genau erzähln

 

I

und 's Thema so um was es im Groben geht

1

(S.19)

 

5

 

 

 

10

L

des- des weiß ich im meisten noch (-). aber mich hatte des jetzt mit dem Vorlesen so verblüfft 's is noch nich so lange her vielleicht halbes Jahr dass ich des Buch gelesen hab ((klopft auf den Tisch)) und fand des- hab dann auch eben allen möglichen Leuten empfohlen und wo ich's jetzt wieder- wieder vorgelesen hatte also 's war so'n Stück mittendrin da wusst ich gar nich mehr wie geht's eigentlich aus und was- ich wusst ungefähr wie's ausgeht aber hier die Personen die dann da noch mitspielen wusst ich schon gar nich mehr. ach ich weiß noch jemand dem ich vorgelesen hab in letzter Zeit meiner- meiner Oma die is ähm die sieht fast nichts mehr und die warn mit den Senioren weg und da hatte die- die Frau angefangen die Leiterin ähm geh wohin dein Herz dich trägt vorzulesen von dieser Tamaro

 

I

von der Tamaro ne Susanna Tamaro ne

 

15

 

 

 

20

L

ja und des hatt ich schon mal gelesen und fands des war auch eins ((klopft auf den Tisch)) der Bücher die ich ziemlich schrecklich fand und aber meine Mutter hat's dann geschenkt gekriegt und fand's toll und meine Schwester fand's toll also alle um mich rum fanden's toll und- und meine Oma hat jetzt gefragt ob ich ihr des zu Ende lesen kann weil sie wusste wie's ausging und des hatt ich ihr jetzt vorgelesen. 's war auch ganz spannend weil ich mich dann mit ihr ganz gut austauschen konnte weil's eben auch um so 'ne Großmutter geht die in der gleichen Zeit wie meine Oma lebt. 's war auch schön ((lacht))

 

I

ham sie jetzt noch so Austausch so mit Ihrer Mutter und Ihrer Schwester über Bücher *also jet- *

 

25

 

L

mhm *ich schenk * meiner Mutter ziemlich viel Bücher also sie wünscht sich eigentlich von mir immer hauptsächlich Bücher und dann sagt sie mir auch hinterher ob's ihr gefalln hat oder- weil die liest meistens nur im Urlaub also des is dann nich so direkt hinterher nach dem Schenken sondern irgendwann hat se's dann mal gelesen

 

I

und der Kontakt zu ihrer Schwester geht der auch über Bücher

30

 

L

ja auch wobei die möchte- die macht auch Deutsch-LK die möcht jetz grad hauptsächlich so die Klassiker irgendwie lesen und hat sich da jetz von mir irgendwie Fontane und Thomas Mann und so was ausgeliehen gehabt. und da frag ich sie dann auch immer wie sie's fand (-) ob sie's schwierig fand zu lesen

 

I

fällt Ihnen denn noch irgendwas ein so von sich aus noch mal kurz nachdenken vielleicht doch noch Situationen einzelne Bücher

35

 

 

 

L

also ich weiß nur dass von außen ähm mein Freund auch andere Leute oft sagen 's is gefährlich wenn ich mich irgendwo hinsetz und les weil ich dann weg bin und des is auch oft so 'ne Flucht is wenn mir irgendwas völlig stinkt oder mir geht's schlecht dann les ich und dann is des erstmal weg des is auch 'ne ganz wichtige Funktion so

40

I

also dieses Abtauchen *alles hinter * sich lassen

 

L

*ja genau ja * so ähnlich wie Schlafen halt nich mehr dran denken müssen ((klopft auf den Tisch)) und so die Funktion hat's Lesen auch noch

 

I

mhm geht des mit jedem Buch

1

(S.20)

 

5

L

nee aber irgendwie hab ich dann intuitiv nehm ich mir die wo ich- wo ich weiß dass des funktionieren kann (-) so ja und so gibt's noch- wir machen immer Ostern und Weihnachten machen so mit Freunden so 'ne Meditation und da les ich auch immer aus den Büchern vor die mich grad irgendwie- oder dem Buch das mich grad bewegt hat so. also des is jetzt auch so'n bisschen Ritual für mich

 

I

wissen Sie was Sie dieses Jahr lesen werden

 

L

an Ostern noch nich *((lacht))*

 

I

* 's is ja nich mehr so viel Zeit *

10

L

ja ich weiß des entscheidet sich meistens dann ganz kurz vorher und Weihnachten war's eben meine Magisterarbeitsbuch so

 

I

mhm wie lange ham Sie an der Magisterarbeit geschrieben

 

L

'n gutes halbes Jahr

 

I

was war denn des Thema

15

L

des war Mutter-Tochter-Konflikt in dem Buch eben (-) oder Eltern-Tochter also hauptsächlich Mutter aber den Vater hab ich dann auch / ((behandelt))

 

I

würden Sie sagen dass es so generell bestimmte Themen gibt in Büchern die Sie ansprechen

 

20

 

 

 

25

L

mhm nöh (--) also in letzter Zeit interessiern mich vor allem Bücher von Autorinnen aber da bin ich auch durch mein Studium ziemlich geprägt weil ich halt viel so feministische Literaturkritik gemacht hab und auch den Blick merk ich so hab wie werden Frauen in Büchern dargestellt also von Männern und von Frauen so des find ich auch ziemlich interessant ((lacht)) aber des kommt eigentlich so in jedem Buch vor des is auch was was mich so an diesem- dieser Highsmith geärgert hat dass dies- diese Ellen sie die da so ((klopft auf den Tisch)) dämlich dargestellt wird also des stößt mir dann schon richtig auf so

 

I

mhm und Bücher w- wo Sie ver- verwundert sin dass 'n Mann irgendwie 'ne Frau so gut darstellen kann ? des schon mal erlebt?

 

L

ähm (--) bestimmt aber's fällt mir jetzt auch kein konkretes Beispiel ein (--) die Effi Briest vielleicht ((lacht))

30

 

I

mhm also mir ging des bei dem Kundera so. ich weiß nich ob Sie des mal gelesen ham *die unerträgliche Leichtig- da fand ich irgendwie* dass der viel ähm kapiert hatte

 

L

*die unerträgliche Leichtigkeit des Seins mhm ja ja des stimmt* ja stimmt stimmt

35

I

also ich kann's jetzt auch nich mehr am Inhalt festmachen aber's is auch so'n Gefühl was einfach geblieben is

 

 

 

L

(---) ja deswegen guck ich bei Neuerscheinungen guck ich immer erstmal auch was gibt's Neues von Frauen so des irgendwie 'n bisschen geblieben ((lacht)) (-) aber sonst m speziell und so Interessen hab ich nich. 'ne Zeit lang hab ich mal ganz viele Biografien gelesen aber des is irgendwie auch irgendwie auch vorbei

40

I

so als ähm so im Gesamt dass ma 's //// einfach eine Biografie und dann die nächste oder ähm

 

L

nee einfach gehäuft also nich nur aber schon immer immer mal wieder eine des mach ich jetzt eigentlich auch nich mehr

 

I

und nach welchen Kriterien ham Sie die ausgesucht

1

L

ob mich die Leute ((lacht)) interessiert ham um die's geht

(S.21)

I

sin dann manchmal so durch die Biografien durchgegangen un ham geguckt was es gibt

5

L

ja genau oder ich hab dann zu Seminaren irgendwie wo mich was interessiert hat un dann die Biografie zu der Frau gelesen oder zu dem Mann

 

 

 

10

I

mhm also mir ging's oft über Kino oder dass ich 'n Bild gesehn hab und dann wollt ich was über den Maler wissen oder als dieser Picasso-Film war da wollt ich 'ne Biografie über Picasso lesen und dann mal über die Schumann war auch über 'n Film über die Clara Schumann da hab ich auch ne Biografie also des sin immer so äußere An- Auslöser und dann is mal wieder so'n Punkt wo ich 'ne Biografie lesen will

 

L

mir ging's nur bei dem Camille-Claudel-Film so da hab ich dann hinterher auch da des der Kuss *gelesen*

 

I

*mhm der Kuss*

15

 

 

 

L

aber sonst durch's Kino irgendwie (-) werd ich irgendwie weniger beeinflusst also ff geh auch ungern so in Literaturverfilmungen oder so (-) und wenn dann nur wenn ich des Buch vorher gelesen hab aber hinterher is mir's dann dann meistens nich so lieb. also des Schlimmste wär. war für mich die Fantastische Geschichte verfilmt zu sehn so

20

I

hab ich nich gesehn

 

L

nee ich ich hab's dann- ich hab's dann im Fernsehn kam's mal irgendwie so 'ne halbe Stunde des war mir dann schon ((lacht))

 

I

würden- steht Fernsehn und Lesen in 'ner Konkurrenz? Oder ham Sie so Ihre festen Fernsehzeiten und Ihre festen Lesezeiten

25

 

 

 

30

L

des is eigentlich keine Konkurrenz also 's kommt drauf an wenn ich ganz kaputt war vom Arbeiten dann hab ich meistens dann is doch eher Fernsehn wenn was kommt manchmal hab auch richtig Lust auf's Fernsehn aber wenn nix kommt dann les ich meistens also gestern da wollt ich irgendwie Fernseh gucken da war nur Mist da hab ich dann gelesen in der Zeit (--) nöh ich guck auch relativ wenig eigentlich

 

I

außer Literarischem Quartett noch andere Büchersendungen? die Sie sich manchmal angucken

 

35

L

nee also 's gibt im Dritten noch eine aber die die kommt immer irgendwie so dass ich se nich mitkrieg un sonst ähm ich kenn sonst auch also ich krieg auch kei- keine Privatsender oder so (-) ne sonst isses mehr halt über die Zeitung

 

I

Tageszeitung

 

L

ja und Die Zeit und dann halt dieses Buchjournal was es gibt und dann hab ich ne Kinder- und Jugendliteraturzeitschrift abonniert so

 

I

mhm gut ich weiß nich fällt Ihnen noch was ein

40

L

bestimmt wenn sie weg sind ((lacht)) aber im Moment

1

(S.22)

 

5

I

also wenn Ihnen noch wirklich so was einfällt auch an Situationen machen Se sich ruhig 'ne Notiz des können wer des nächste Mal noch einfügen ja? weil also ich merk des zum Beispiel dass mir in den Gesprächen die ich dann führ mit den Leuten mir falln immer wieder andere Situationen ein so von mir und ähm 's kann sein dass da einfach jetzt indem Sie drüber geredet ham so einfach was angestoßen wird und wenn noch was kommt machen Sie sich ruhig 'ne kleine Notiz da is Zeit für da ja?

2.4.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wieviele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

x zwischen 100 und 500

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus? (Mehrfachnennungen möglich)

x Kinder- u. Jugendbuch x viele

x Sachbuch x wenige

x Nachschlagewerk/Lexikon x viele

x Trivialliteratur x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: x ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Romane, Kinderbücher

Vater: ja x nein

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die sie gelesen haben, geredet?

Vater: x nie

Mutter: x manchmal

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in ihrem Elternhaus einschätzen?

x Lesen gehörte in meiner Familie zum Alltag und hatte einen zentralen Stellenwert

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: x regelmäßig Vater: x nie

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: x regelmäßig Vater: x manchmal

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

Abends (Gute-Nacht-Geschichte)

Bei Krankheit

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

x manchmal

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

Sobald ich lesen konnte

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

x Ich war zu der Zeit eine richtige Leseratte

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

Bis zur Pubertät habe ich sehr viel gelesen, dann kam ein kleiner Einbruch mit ca. 17 gings wieder los

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals Ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

Titel: Autor:

Onkel Tobi (Bilderbuch, 3 Bände)

Mrs. Beastons Tierklinik

Jim Knopf Ende

Homo faber Frisch

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

. x Ich habe Sie mir alleine aus der Bibliothek geliehen.

x Ich habe Sie mir von FreundInnen geliehen.

x Ich habe Sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

x manchmal

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

x manchmal

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

x Deutsch war mein Lieblingsfach

x Der Deutschunterricht hat mich zum Lesen ermuntert

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wieviele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

x zwischen 500 und 1000

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

x Kinder- und Jugendbuch x viele o wenige

x Sachbuch o viele x wenige

x Nachschlagewerk/Lexikon o viele x wenige

x Kriminalroman o viele x wenige

x Roman (Belletristik) x viele o wenige

x Lyrik o viele x wenige

x Drama/ Theaterstück o viele x wenige

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Kinder- und Jugendbücher, Romane

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x kaufe sie im Buchladen x häufig

x leihe sie in der Bibliothek x häufig

x leihe bei FreundInnen x selten

x lasse sie mir schenken x selten

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

x ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

x weil sie mich unterhalten

x weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

x weil ich Spaß an Sprache habe

x weil sie mich in eine andere Welt entführen (Neugier)

x weil sie mir helfen abzuschalten

Þ Wieviele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca.14 Stunden/Woche

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

x zeitgenössische Romane?

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

Romane von Schriftstellerinnen

Keine historischen Romane! Sonst keine Vorlieben

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

nein

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Presse

x Verlagsprogramme

x Buchhändler

x Freunde

x Klappentext beim 'Schmökern'

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

x ja

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

x manchmal

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

x nein

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

x manchmal

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise....

x abends

x am Wochenende

x im Urlaub

x anderes: im Zug, in meiner Mittagspause

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

x nein

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

x nein

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

x gelegentlich

-> Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

x gelegentlich

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

x ja

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x ja

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

1. Gottfried Keller

2. Johann Wolfgang Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gorden

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márques

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhoff

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

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Faust, Iphigenie, Wilhelm Meister

Tod in V., Mario und der Zauberer

 

Siddharta, Steppenwolf, Unterm Rad, Narziss u. Goldmund

Ansichten eines C., Billard um halb zehn

Homo faber, Andorra, Stiller

 

 

 

 

 

Die schöne Frau Seidenmann

Medicus

Sofies Welt, Kartengeheimnis, Vita brevis

Chronik eines angekündigten Todes, Liebe in den Zeiten..

 

 

 

 

 

Asche meiner Mutter

Hannas Töchter

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

H. Mann

G. Keller

Th. Mann

H. Hesse

Camus

S. Lenz

M. Frisch

-

Allende

Walser

Dürrematt

King

Marquez

Süsskind

-

Nadolny

-

de Moor

Chr. Wolf

S. Tamaro

'N. Gordon

P. Hoeg

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B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Information/ Empfehlung durch Buchhändler

x Hinweis in literarischer Sendung im Fernsehen

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

x ja z.T. (nur bis zur Hälfte)

Wenn ja, welche('s)? "Mein Herz so weiss"

Wenn ja, wie hat es Ihnen gefallen?

x nicht gefallen

Kommentar: sehr anstrengen z u lesen, bin nicht richtig reingekommen

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

Grob die Handlung (Anfang v.a.)

Habe das "Literarische Quartett" gesehen

Þ Woher haben Sie diese Informationen?

"Literarisches Quartett", Kollegin

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

Schöne Sprache, Spannung

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: x weiblich

Alter: 29 Jahre

Familienstand: x ledig

Schulabschluss: x Abitur

Ausbildungsstand: x abgeschlossene Lehre

x Hochschulstudium mit Abschluss

Berufliche Stellung: x Qualifizierte(r) Angestellte(r)

Haushalts-Nettoeinkommen: x DM 2000.- bis DM 2500.-

 

2.4.3 Interview zum Leseprozess

2.4.3.1 Freies Erzählen

1

(S.1)

 

5

 

 

I

also es würd mich jetzt interessieren, ähm wenn Sie des Buch als Ganzes sich anschauen ja was an Bildern und an- ja hängengeblieben is und ob Sie irgendwo Erinnerungen hatten ob ja (-) Menschen aufgetaucht sind die ihnen bekannt vorgekommen sind oder wo Sie irgendwelche Assoziationen haben. dass Sie einfach noch mal das Buch so 'n bisschen Revue passieren lassen und ähm mal gucken oder erzählen wo (-) entweder dass Sie's jetzt Revue passieren lassen oder beim Lesen wo Sie Stellen haben wo Sie einfach das Gefühl haben da da is was mit mir passiert.

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

L

mhm. ich geh jetzt mal von vorne nach hinten durch 's is glaub ich einfacher. also den Anfang fand ich ziemlich gut und auch hat mich ziemlich so mitgenommen, einfach diese Szene da im Bett und diese Frau die stirbt, und was mich dann so durch des ganze Buch hindurch äh verfolgt hat war diese Geschichte mit dem Kind, und dass dieser Junge eben da so sch- alleingelassen wird mit der toten Mutter konnt ich irgendwie gar nicht verstehen und das hat mich immer wieder beschäftigt, (--) ähm also so die Anfangsszene als Bild und dann das nächste is dann diese Audienz beim König, so als satirisches Theaterstück oder auch so 'n bisschen absurdes Theaterstück und die Person als Kö- des Königs konnt man sich ganz gut vorstellen, (-) und dann äh (-) dann das nächste Bild ist dann dieses äh diese komische Geschichte mit der Ehefrau oder Geliebten die er nicht mehr erkennt und verwechselt und bei d er er abends als- bei seiner Frau dann Exfrau in die Wohnung e- einbricht oder er hatte einen Schlüssel also nich mal einbricht und die da (-) d- die da im Schlafzimmer äh beguckt und dann wieder abhaut, (-) und dann am Schluss noch mal innerhalb dieser dieser Erzählung des Ehemanns, ähm diese Szene im Bus. wie er sie von hinten würgt und sie dann aus dem Bus rausspringt und überfahren wird. (--) und das hat mich eben er- erinnert an-. an des einzige Mal als ich selber in einem Londoner doppelstöckigen Bus gefahren bin in London oben saß da war auch abends mit meiner Freundin und es flog ein Stein durch die Scheibe. das war so hm die Assoziation die ich hatte und die jetzt irgendwie auf mich selber passen würde

30

I

also die Situation die Sie einfach wiedererlebt haben dann

 

L

ja also nich wie- also irgendwie halt mich da dran erinnert

 

 

 

35

L

(--) ähm (----) ja jetzt fällt mir noch 'n Bild ein was ich auch ganz spannend fand dieses M- Mobile mit diesen Flugzeugen die da in dem Kinderzimmer hängen. also ich hatte früher auch so 'n Mobile gehabt also nicht mit Flugzeugen dran aber des war irgendwie auch was wo ich mir ganz gut vorstellen konnte wie das aussieht ((lacht))

 

I

wie das aussieht mhm

 

40

 

 

 

45

L

hm (--) ja was so als Bilder sind wenn man so durchgeht. Personen fand ich eben dieses Kind irgendwie ganz plastisch und die Schwester der Toten die Luisa, (-) so ihr Verhältnis zu ihrer Schwester, hat mich weil ich auch 'ne Schwester hab irgendwie so 'n bisschen erinnert dass man so als kleinere Schwester sich immer so zurückgesetzt fühlt oder sich zurücknehmen muss (-) und ähm (-) ja so fand ich die auch als Person ganz gut geschildert natürlich geschildert im Gegensatz zu dem Victor den ich irgendwie ziemlich äh kalt und der kein so richtiger Mensch geworden ist für mich sondern wirklich 'ne erzählte Figur war

 

 

 

I

mhm. (--) und so der Anfang des war ja ähm sie nimmt ja viel Raum ein diese erste Szene dieses erste Bild was sie gesagt hatten da war der Tod von der Frau und wie er da in der Wohnung ist und ähm hat Ihnen das eher gefallen an dem Buch oder war Ihnen des zu lang.

1

(S.2)

 

5

L

fand ich gut. also es war auch so richtig aus- (-) auserzählt dass man sich's richtig gut vorstellen konnte auch was davor passiert war wo sie dann zusammen gegessen haben der Kleine will nicht ins Bett und so des war hm ja war irgendwie glaubwürdig bis es halt dann umbricht und sie dann stirbt also es dann da wird's dann schon so 'n bisschen surreal fand ich auch

 

I

inwiefern?

 

 

10

 

 

 

L

(-) das war halt- manchmal man nicht mehr weiß und auch bis zum Schluss nicht weiß, obwohl mich das mal wirklich interessiert hätte warum die eigentlich stirbt (-) und ihn hat's diesen Victor des auch nicht interessiert also das ist scho- kommt ja mehrmals vor dass es ihn irgendwie ((lacht)) es interessiert ihn nicht das hätt mich jetzt als Leserin interessiert ((lacht)) hmhm aber so fand ich's also da wird so 'ne unheimliche Spannung und Atmosphäre aufgebaut die dann nachher find ich in dem Buch nie mehr so richtig (-) vorkommt. also das ist echt so das ist highlight. der Highlight ist das von dem Buch find ich den Anfang

15

I

mhm (--) ähm (---) ja Sie haben vorhin die Figur von dem Kleinen und von der Luisa erwähnt des waren so für Sie die Präsentesten.

 

L

ja.

 

I

mhm und ähm (-) so würden Sie sagen das Buch als Gesamtes hat Sie eher angesprochen? oder eher nicht angesprochen.

20

L

eher nicht. ich hab auch ziemlich lang gebraucht dafür, sonst les ich eigentlich viel schneller, ((lacht)) das ist immer ein Zeichen dass ich mich schwer tu.

 

I

mhm

 

25

L

ja, ich hab wirklich ich hab wirklich ziemlich Mühe gehabt. und mich zum Teil dann durchgekämpft und dann (-) ja (-) also ich wollt dann schon wissen wie's ausgeht, und war dann au 'n bissl enttäuscht irgendwie von dem Schluss, also ich hab mir da noch mehr erhofft und ähm

 

I

was haben Sie sich erhofft?

 

30

L

ja dass das halt hmpf dass es nicht so abrupt endet mit dieser Erzählung von diesem Ehemann und dann weiß man nichts mehr was weiter passiert. das hätt mich dann noch interessiert wie jetzt diese Beziehung mh Victor Luisa weitergeht, und ja w- wie das der Vater aufnimmt und solche Sachen. das bleibt dann irgendwie so

 

I

vieles bleibt *offen*

 

35

L

*offen* ja aber es ist auch nicht so dass man sich's ganz gut vorstellen könnte wie's weitergeht also da hatt' ich dann irgendwie doch zu wenig Material oder hmh fand ich dann diese Vater- diese Figur von dem al- von dem alten Vater war irgendwie schon sehr schwierig

 

I

*inwiefern?*

 

L

*hat ich auch* ja also ich konnt mir dann irgendwie nicht vorstellen wie der eigentlich reagiert dadrauf.

40

I

sie haben ja alle versucht ihm des zu ersparen

 

L

jaja

 

 

I

ne? (--) also quasi sie haben ihn ja vom Liebhaber der Tochter verschont ne, mhm also mir ging's so bei der letzten Szene dass ich eigentlich erwartet hab dass der Ehemann dem den Kopf wäscht. ne,

1

L

mhm

(S.3)

I

weil er im Grunde genommen seine Frau verführen wollte und dann kam es für mich sehr unerwartet dieses dass der im Grunde genommen genauso 'ne

 

L

ja so so was erlebt hat

5

I

mhm. und es ihm gar nicht drum ging den jetzt irgendwie so zu stellen ne,

 

L

ja (-) der wollt nur seine eigene Geschichte loswerden

 

I

mhm

 

10

 

 

L

und die Geschichte war ja irgendwie so völlig unvermutet. also dass irgendwas war wusst man, aber dass es dann irgendwie so, na ja so 'ne Ent- de- dermaßen so 'ne Entsprechung gibt (-) // (mit gleichen) (-) ging mir auch zu flott, das wurd dann so kurz abgehandelt in den letzten den letzten drei Seiten ((lacht)) irgendwie das was vorher soviel Raum hatte die eine Geschichte und die nächste dann so (-) ((klopft)) zack ((lacht)) hingeknallt

15

I

mhm also Sie sagen so die eine Geschichte und dann die nächste es sind mehrere Geschichten ne in dem Buch.

 

L

ja. (-)

 

I

fanden Sie des glaubwürdig des Buch?

 

L

nicht besonders.

 

I

in der Handlung?

20

L

nee.

 

I

gab es Stellen die Sie glaubwürdig fanden?

 

 

25

 

 

L

ja was ich ganz glaubwürdig fand war so diese Familienstreitereien da bei diesem Mittagessen auch so diese und der ungeliebte Schwiegersohn und so und der Vater der hat des irgendwie nicht wahrhaben können dass seine geliebte große Tochter tot ist, das fand ich irgendwie konnt man sich ganz gut vorstellen dass des so abgelaufen sein könnte (--) hm ja ansonsten, (--) also auch diese diese komische Anrufbeantwortergeschichte da mit diesem andern Liebhaber noch der Frau ((lacht)) war mir auch alles zuviel

30

I

also des fand ich irgendwie des hat mich ziemlich angesprochen wie man so über so 'n Anrufbeantworter, und über die Nachrichten im Grunde genommen anfängt zu rekonstruieren.

 

L

mhm

 

I

des fand ich irgendwie so des fand ich 'ne ganz gut fand ich 'n guten 'ne gute Idee.

35

 

 

L

ja, die Idee fand ich auch gut aber 's hat halt so da war dann soviel Material und Informationen und des ist dann irgendwie auch so bissel im Sande verlaufen (---) also ich hatt das Gefühl 's sind irgendwie so viel ganz gute Ansätze wo ich au- wär auch spannend gewesen was damit weiter passiert aber sonst

 

I

alle noch // ((die vom Anfang))?

40

 

 

 

1

(S.4)

L

ja es wird- gut es wird 'n bisschen weiterverfolgt diesen Zettel den er da mitnimmt mit dieser Nummer, von dem Hotel (-) den die dann nachher suchen und dann nicht finden und dann ((klopft)) gar nicht wissen wieso und der dann eben am Schluss auch sagt ja er hat ihn, (--) das war- taucht dann auch wieder auf fand ich ganz gut (--) ja ansonsten wüsst ich jetzt grad auch nicht (---) was ich auch nicht verstanden hab aber da kenn ich auch den- ich glaub aus dem Hamlet ist das Zitat oder

 

I

mhm

 

L

ob's da Bezüge gibt

5

I

ich weiß gar nicht ob's nur aus Hamlet ist oder Richard der Fünfte oder irgendwas

 

L

ach so, *//*irgend ein Shakespeare halt

 

I

*ich weiß es gar nicht genau* irgend ein Shakespeare-Zitat ja

 

L

des Zitat hab ich auch nicht so richtig dazu gekriegt zu dem Text

 

I

zu dem Text mhm also alles in einem haben Sie sich eher schwer getan.

10

L

mhm (-) ich hab's trotzdem ganz gern gelesen. stellenweise hab ich 's dann wieder richtig gern gelesen, * und dann*

 

I

*wo?*

 

15

 

L

hab ich mich wieder abgekämpft. ja, wenn so diese diese- sagen wir mal so diese rote Fadenhandlung irgendwie weiterging. und die ist so w- wenn er die diese Luisa wie er sie verfolgt und immer guckt wie sie einkaufen geht und draußen vor'm Schaufenster wartet da wurd's dann wie so plastisch irgendwie da hab ich's dann wieder gern gelesen ne? und das bricht halt dann immer wieder so ab

 

I

also nicht rund

20

L

nee. (--) wobei das liegt halt daran dass er da irgendwie noch mit andern Geschichten irgendwie mit reinbringt.

 

I

so im Nachhinein, wenn Sie jetzt noch mal sich überlegen kriegen Sie das jetzt unter 'nen Hut? was diese andern Geschichten sollen?

 

25

 

L

nee. (---) also diese Königs-Geschichte des kann man- des ist halt irgendwie ja, so 'n bisschen so so wie man sagt 'ne Satire aber des kann man wahrscheinlich auch besser verstehen wenn man Spanier ist mit diesem- wie dieser König da lächerlich gemacht wird. und das so eben im Bezug zu dem zu der andern Handlung (--) für mich war das eigentlich ganz komisch ((lacht))

 

I

mhm

30

L

(--) und diese Erlebnisse von dem Ehemann gut die haben natürlich Bezug zu der zu der großen Handlung schon (----)

 2.4.3.2 Befragte Textstellen

1

(S.1)

 

 

5

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

I

also es geht jetzt so, dass ich jetzt die Textstellen die Sie angestrichen haben ihnen noch mal vorlese. und Sie hören sich einfach noch mal an, und gucken dann mal ja noch mal ähm (-) was für Bilder kommen was was diese Stelle Ihnen bedeutet. ja? also die erste, ähm (-) ich mach's so dass ich wenn wenn der Kontext nicht ersichtlich ist dass ich's kurz sage wo ich ein- wo ich einsteige. also des is ähm (--) am Anfang, noch also in dieser ersten Szene wo er da ist und wo er sich so 'n bisschen über's Leben Gedanken macht, und ähm jetzt weniger so in der Handlung. (-) ähm sondern eher so 'ne allgemeine Reflexion die er hat. ich sag die Seitenzahl einfach dazu dass es für und nachher einfacher ist die zu finden also das ist auf der Seite 43, und da haben Sie mitten im Satz angestrichen ich les jetzt den ganzen Satz vor und mach Ihnen dann 'n Zeichen ab wo Sie angestrichen haben. ja? okay. Es ist nicht nur so, dass in ei nem Augenblick die winzigkleine Geschichte der Gegenstände entschwindet, sondern auch alles, was ich kenne und gelernt habe und auch meine Erinnerung und was ich gesehen habe - den Doppeldeckerbus und die Karren der Lumpensammler und das Zigeunermädchen jetzt unterstreichen Sie und die tausenderlei Dinge, die vor meinen Augen vorbeigezogen sind und die niemandem etwas bedeuten -, meine Erinnerungen, die genau wie so viele meiner Habseligkeiten allein mir nützen und nutzlos werden, wenn ich sterbe, es entschwindet nicht nur der, der ich bin, sondern auch der, der ich gewesen bin (---) wenn Sie jetzt so die Stelle noch mal hören was ist (--)

20

 

 

 

25

 

 

L

also ich hab dabei an so vieles gedacht was ich so sammel und aufheb und was aber eigentlich nur ich weiß warum ich's aufheb. also diese kleinen Dinge die eigentlich nur mit mir und meiner Erinnerung zusammenhängen. also ich hab mir 'ne Zeit lang mal Steine mitgenommen von da wo ich war oder jetzt hab ich angefangen mir Tassen zu kaufen immer da wo ich wo's sch- mir gut gefallen hat und des sind Tassen für ich meine die Leute die nach mir kommen und für mich isses halt viel mehr. d- da hab ich so drangedacht. ja und auch dass dass das mit einem eben geht wenn man stirbt was man an Erinnerungen hat weil man das irgendwo niemandem so mitteilen kann dass es für den auch Erinnerungen werden.

 

I

mhm. (--) und das ist Ihnen das wissen Sie so das kam beim Lesen

30

L

das kam so ja, mhm

 

I

mhm und jetzt haben Sie nebendran geschrieben gute Stelle

 

L

((lacht)) ja, fand ich in- also fand ich gut ausgedrückt so (--)

 

I

als sie's jetzt noch mal gehört haben waren da die Gedanken so eher was hab ich
beim Lesen gedacht, oder kam da jetzt noch mal was.

35

 

 

 

L

's kam glaub ich noch 'n bissel mehr konkret jetzt. also beim Lesen hab ich hab das halt gelesen und hat mir irgendwie gut gefallen und hab gedacht ja das passt auf mich weil ich halt so ja, meinen Erinnerungen nachhänge. und jetzt isses halt ja isses noch 'n bissel konkreter geworden mit den Dingen an denen meine Erinnerungen hängen (--) das hat mich mehr so ja, ich wa- mich irgendwie angesprochen.

40

I

mhm. (-) Sie haben sie St- zweimal gelesen die Stelle

 

L

mhm. ((lacht))

 

I

hat des 'n Grund?

 

L

weil ich sie gut fand. merk es mir.

 

I

also des hat irgendwas in Ihnen so ausgelöst

 

L

mhm

1

I

über des Buch hinweg

(S.2)

 

L

ja, also es hatte mit dem Buch jetzt direkt nicht so viel zu tun, sondern eher mit meinem eigenen Leben und was Erinnerungen in meinem Leben für 'n Stellenwert haben.

5

I

mhm (-) ist das 'n Thema dass Sie oft so an früher denken?

 

L

hm schon ja hm (-)

 

I

eher freudig, oder eher

 

10

L

ja eher freudig. und dass ich's oft so schade finde ja eben dass die Erinnerungen wirklich nur mit mir zu tun haben und dass ich das eigentlich niemandem weitervermitteln kann. selbst den Leuten mit denen ich's erleb für die is es wieder w- was anderes.

 

15

 

 

 

20

I

mhm (--) gut 'ne zweite Stelle. die is 'n bisschen weiter hinten, auf der Seite 54 ähm (Pause 18 Sek.) also da geht's noch Victor geht noch mal in's ähm in's Schlafzimmer, sie ist noch nicht tot, und sieht da den ganzen Tisch im Wohnzimmer und ähm verlässt das Wohnzimmer. und blickt aber noch mal so zurück, auf die Dinge die da sind und des Eis die Eispackung die da noch rumsteht und erinnert noch so bi- an das Essen eigentlich. ne? und jetzt unterstreichen Sie, Alles erscheint uns wenig, alles verdichtet sich und erscheint uns wenig, sobald es vorbei ist, dann stellt sich immer heraus, dass wir zu wenig Zeit gehabt haben.

 

L

(---) das hab ich angestrichen ((lacht)) mhm (---)

 

I

verwundert Sie des jetzt dass *Sie des angestrichen haben?*

 

25

 

 

 

30

L

*das wundert mich jetzt* ja, also da weiß ich jetzt grad gar nicht mehr (-) was ich dabei gedacht hab, oder warum ich das angestrichen hab. also ich könnt mir vorstellen dass es darum geht dass man zu wenig Zeit hat. so dass ich (-) und im Bez- grad im Bezug auf (-) auf das Essen, ich hatte da während der Zeit als ich das gelesen hab hab ich 'n ziemlich großes Essen gemacht und mit meinen ganzen Freunden die mir ganz arg wichtig sind. und da hab ich mich lang drauf gefreut und 's ging dann relativ schnell rum. (-) und ich glaub das war's in dem Zusammenhang dass ich gedacht hab ah das war ja auch so 'n Essen und man sitzt dann da und alle sind weg und man hat so die Reste noch und denkt ja es is irgendwie zu wenig Zeit gewesen.

 

I

mhm. (---) wenn Sie's jetzt noch mal so hören ich kann's Ihnen auch noch mal vorlesen ja, was dann kommt ja?

 

L

mhm

35

 

I

is ja nur ein Satz Alles erscheint uns wenig, alles verdichtet sich und erscheint uns wenig, sobald es vorbei ist, dann stellt sich immer heraus, dass wir zu wenig Zeit gehabt haben.

 

L

(---) mhm

 

I

würden sie's jetzt wieder anstreichen?

40

L

mhm, (-) ich glaub schon ja (--) weil es oft so so im Nachhinein mir oft so geht dass ich denk hach war des war zu kurz oder (-) ja zu verdichtet genau.

 

I

mhm. (--) mhm? sonst noch was das Ihnen so kommt zu der Textstelle?

 

L

(---) also es hat auch 'n bisschen wieder was mit der ersten zu tun dieses Zurückblicken is ja auch dran sich erinnern.

 

1 (S.3)

 

5

 

 

 

10

 

 

 

I

mhm - (Pause 18 Sek.) nehmen wir noch eine, des is jetzt schon 'n bisschen ähm weiter, (----) des is jetzt bei dem Essen. bei dem Familienessen, und auf der Seite 194, ähm (-----) und 's geht um den Vater. der im Grunde genommen ähm also noch mal so also es geht dass er nicht fassen kann dass seine älteste Tochter gestorben ist. ne? und ähm (--) es geht jetzt um also wenn hier k- ich kommt ne, ähm geht's um den Victor. ich les vielleicht mal den Par- den Absatz von Anfang an vor also wo er seine seine Rede ähm beginnt und sag Ihnen dann was hier unterstrichen ist. ja? ähm also er fängt an es geht dass der Vater den Tod seiner ältesten Tochter erwähnt, "Wenn ich mich recht erinnere habe ich im Palast davon gehört", antwortete ich, der einzige, der das Besteck noch immer in den Händen hielt, obwohl auch ich nicht mehr aß. "Sie glauben nicht, wie leid es mir tut." Diese Phrase ging mir allzu gl att und allzu locker über die Lippen (>Wie ich mich über diesen Tod freue, wie ich ihn beklage, wie ich ihn feiere<). Weiter sagte ich nichts, und jetzt unterstreichen Sie, ich fragte nicht einmal, woran sie gestorben war (ich hatte mich nie sonderlich dafür interessiert und von Mal zu Mal weniger)

15

L

mhm. das ist die Sache dass ich mich sehr dafür interessiert hab ((lacht))

 

I

mhm *haben Sie * auch geschrieben *aber* mich interessiert's.

 

 

20

 

 

L

*aber sonst* *ja* ja ja und ja also es kommt dann immer so diese Anspielung auf irgendwelche Herzversagen und 's- so, und des ich konnt mich damit irgendwie nicht abfinden. also (-) erstens dieses Desinteresse an der Todesursache da hab ich wahrscheinlich dann doch in der Szene zu viel mitgelebt, dass ich ((klopft)) gedacht hab mein Gott warum ((klopft)) stirbt die jetzt hier so einfach, und das wird dann die ganze Zeit nicht aufgeklärt. das war irgendwie ((lacht)) so das was mich bis zum Ende interessiert hat, und 's- ja. es hat sich nich äh geklärt

25

I

(-) und da reflektiert er ja selber dass er nicht mal fragt ne? (---) haben Sie sich da über den geärgert? weil des klingt so bockig aber mich interessiert's ((lacht))

 

L

ja schon ((lacht)) ich fand das so unverständlich.

 

I

mhm. also war Ihnen sehr fremd äh?

 

30

 

 

L

ja also des ist das was ich mit mit dieser gefühlskalten Art meine so also der ja der hat da was ganz Eindrückliches erlebt oder wo man denken müsste es wäre sehr eindrücklich und dann äh interessiert's ihn nicht mal warum des so kam. (-) und irgendwie ist dann auch ja der Tod von 'nem Menschen wird dann so ich weiß nicht so 'n bisschen zur Bagatelle wenn man sich nicht mal / dafür interessiert warum der jetzt gestorben ist. (-) so jung und (--) er betrauert's ja auch nie (-)

 

I

er kannte sie ja auch nicht.

35

L

ja das stimmt.

 

I

(--) er betrauert eigentlich viel sehr sich ne dass ihm des passieren muss *dann ne?*

 

L

*ja wie schlimm* es war //

 

I

mhm. gut jetzt kommt noch eine, ich glaub das ist auch die letzte die Sie angestrichen haben,

40

L

eine müsst ich doch noch angestrichen haben mit den Freunden

 

 

1

(S.4)

 

5

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

I

ja. jetzt kommt noch mal was ähm des is in dem jetzt muss mal kurz gucken, (Pause 10 Sek.) das ist des Ende von dem Gespräch. es ist immer noch ähm im Rahmen dieser ähm (--) dieses- äh dieses Essens. und is aber wieder eher was wo er reflektiert. ähm ich les den ganzen Satz vor, (Pause 17 Sek.) da geht es ähm also er macht sich noch mal Gedanken er bele- wiederbelebt noch mal diese Situation die er da erlebt hat mit der Marta. ich les 'en Stückchen voraus weil Sie einfach ähm- sonst kann man des nich einordnen. es ist auf der Seite 210 Aber es geschah nichts von alledem, sondern ein anderer, nicht weniger schrecklicher und nicht weniger alberner Tod mit einem Unbekannten an ihrer Seite, als wir drauf und dran waren, eine Nummer zu schieben, wie schrecklich, wie schändlich, wie kann ich nur solche Worte benutzen, was in dem Augenblick, in dem es geschieht, weder ordinär noch erhaben, weder komisch noch traur ig ist, kann traurig oder komisch oder erhaben oder ordinär sein, wenn es erzählt wird, die Welt hängt von ihren Berichterstattern ab, und ich habe einen Augenzeugen meines eigenen Todes und weiß nicht, wie er ihn wohl aufgefasst hat; aber vielleicht hält er den Mund, vielleicht erzählt er nichts weiter und falls doch, ist es eigentlich auch egal, auf welche Art und Weise er - der erste, der Auslöser - es tut, und jetzt unterstreichen Sie Geschichten gehören nicht allein dem, der sie miterlebt oder erfindet, sobald sie erzählt sind, gehören sie jedermann, werden sie von Mund zu Ohr weitergegeben und entstellt und verdreht, nichts wird zweimal auf dieselbe Art oder mit denselben Worten erzählt, nicht einmal, wenn der, der etwas zum zweiten Mal erzählt, dieselbe Person ist, nicht einmal, wenn der Berichterstatter jedesmal ein und derselbe ist

 

 

 

25

 

L

mhm (-) stimmt auch ((lacht)) also ja das ist oft so dass wenn man als Kind 'ne Geschichte erzählt bekommt und bekommt sie noch mal erzählt ist sie wieder anders auch wenn's der gleiche ist auch auch wenn's das gleiche Märchen ist und weil es ja, weil man weil man beim Erzählen halt dann ei- dazu dann eigene Worte braucht und die nie zweimal genau gleich wählen kann. und auch die Stimmung in der man erzählt immer 'ne andere ist. und dann auch dieser Gedanke dass äh in dem Moment wo man jemand anderem was erzählt dass einem da die Geschichte nicht mehr gehört,

 

I

mhm, kennen Sie so was?

30

 

 

 

L

(-) ja, also ich ((atmet schwer aus)) ja ich äh schreib manchmal selber, und zwar immer ich bin wir machen immer Weihnachten und Ostern treff ich mich mit Freunden und wir lesen die selber geschriebenen Texte so, so was einen so bewegt hat, und das ist immer ganz anders wenn ich die am Schreibtisch für mich schreib und wenn ich sie dann dort- ich erzähl sie nicht ich les die vor aber es ist trotzdem dann was anderes. daran hat's mich 'n bisschen erinnert

35

I

mhm (--) würden Sie die Stelle wieder an- ähm anstreichen?

 

L

mhm,

 

I

mhm (Pause 14 Sek.) noch was was Ihnen zur / ((Idee)) so kommt? was die Ihnen bedeutet?

40

 

L

zu der Stelle? mit dem Erzählen? (---) ja es is auch hm so ganz banal wenn ich jemand en Buch empfehl und dann erzähl ich zwar immer den glei- die gleiche Handlung aber es ist trotzdem jedesmal irgendwie anders. fällt mir halt fällt mir auf jetzt so in der Alltagspraxis. und deswegen fand ich den Gedanken sehr treffend.

 

I

würden Sie sagen dass das eher 'n Gedanke ist der Ihnen jetzt gekommen ist oder den sie auch so beim Lesen hatten.

1

L

nee, hab ich auch beim Lesen gehabt.

(S.5)

I

mhm (----) ist ja eigentlich auch wieder sehr so die Vergänglichkeit ne etw- etwas existiert nur einmal ne, und beim zweiten Mal is schon anders

 

L

ja genau

5

I

hmh. (-) des waren jetzt eigentlich die angestrichenen Textstellen jetzt haben Sie gesagt da müsst es noch 'ne andere geben.

 

 

L

hm. eine ist mir noch so in Er- in der Erinnerung da gings irgendwie um dass selbst die Freunde nicht alles über einen wissen (-) aber vielleicht hab ich da auch nur was an Rand geschrieben das kann schon sein

10

I

ähm (---)

 

L

das muss relativ

 

I

das is im Anfang

 

L

im Anfang sein

 

I

ich weiß dass ich ich kenn die Stelle (-) aber

15

L

(Pause 34 Sek.) da müsst es irgendwie sein

 

 

 

20

 

 

I

mhm (---) dann nehmen wir die noch, also auf Seite 23 ähm da geht's der Marta schon schlecht und er fragt sie ob er was tun soll ne? und sie sagt dann ähm und ich les jetzt den ganzen Satz vor und sie haben den letzten Teil an- oder 'n Teil zwischendrin angestrichen. ja? Wir ertragen nicht, dass unsere Nächsten über unsere Nöte nicht auf dem laufenden sind, wir ertragen nicht, dass sie uns immer noch für mehr oder weniger glücklich halten, wenn wir es unversehens nicht mehr sind, und jetzt unterstreichen Sie es gibt vier oder fünf Personen im Leben eines jeden, die über das, was uns gerade passiert, im Bilde sein müssen

 

L

mhm (---)

25

I

fällt Ihnen da noch was ein? warum ähm

 

L

ich hab da glaub ich auch was dab- *dazugeschrieben*

 

I

*Führerschein* und Essen haben sie *dazugeschrieben*

 

30

L

*ah ja* ((lacht)) ähm da hab ich, das ist eben dieses Essen gewesen. wo ich diese besten Freunde eingeladen hatte. und des waren eben genau die die immer wissen sollten wie's um mich aussieht. also das ist mir da so eingefallen.

 

I

und was war denn mit dem Führerschein?

 

L

das war anlässlich dessen dass ich endlich den Führerschein gemacht hab. (lacht)

 

I

und des war dann daf- war auch des Essen in dem Zusammenhang.

 

L

genau

35

I

ah ja. und des wollten Sie- war für Sie so 'n Ereignis des wollten Sie mit Ihren besten Freunden *teilen*

 

L

*genau*ja

 

I

mhm. also dass des so quasi 'n Satz war den sie voll bestätigen können.

 

L

ja

40

I

für sich so

 

L

ja

 

1

I

mhm (--) gut ((gedehnt)). dann machen wir da mal 'n Schluss, (---) es sei denn es fällt Ihnen noch was ein. so an Stellen wo sie so jetzt im Nachhinein sagen würden das ist noch mal was

(S.6)

L

ich hab da noch was reingeschrieben, darf ich da mal schnell hin

 

I

mhm ja klar

5

L

aber das nahm mehrere Seiten (---) 265 bis 68. aber ich weiß nicht mehr was es für 'ne Stelle ist. (----)

 

I

gucken Sie vielleicht noch mal selber nach

 

 

10

 

 

 

15

L

ja (---) ich weiß die Seite zwar nicht genau (---) des war die mit'm roten Punkt (Pause 12 se.) da geht's irgendwie um Geheimnisse im eigenen Leben (-) um um Heimlichtuerei und so mein ich (----) na ja hier solche Sachen wie ähm (-) ((liest vor)) Menschen verstecken ihre Eltern und Großeltern und Geschwister, ihre Männer und Frauen und manchmal sogar die Kinder, die dem Ehepartner am meisten ähneln oder zugetan sind, sie schweigen einen Abschnitt ihres eigenen Lebens tot, verwünschen ihre Jugend oder ihre Kindheit oder ihr reifes Alter, in jeder Biografie gibt es ein ehrenrühriges oder trostloses oder düsteres Kapitel, etwas oder eine Menge - oder gar alles -, das für die anderen besser nicht existiert, weshalb man es selber besser verschleiert.

 

L

das ist so die Grundidee von diesem von diesem hier.

 

I

und das hat Sie angesprochen.

20

L

ja, weil es auch äh stimmt. also für mich und auch für für einige von meinen Freunden.

 

I

haben Sie mit Ihren Freunden da drüber geredet?

 

L

nee, ((lacht))

 

25

I

(-) und wie würden wieso würden sie sagen dass des für sie stimmt? also fallen Ihnen da spezielle, ich mach des grad 'n bisschen lauter sonst nimmt's das nicht mehr auf 'n paar spezielle Sachen ein wo Sie die Erfahrung gemacht haben?

 

L

(--) ja, also ich hab jetzt

 

I

ähm also so ähm die Frage also Sie haben gesagt das stimmt. ne? und

 

30

 

 

 

35

L

ja jeder hat so eine eine dunkle Stelle in seinem Leben. (-) die er vor allen verbirgt oder also bei mir war's jetzt ganz konkret lange Zeit so dass mir das so peinlich war dass ich keinen Führerschein hat- hatte, und ich das niemandem erzählt hab. also außer so meinen besten Freunden. aber das war so was was ich verschwiegen hab obwohl's eigentlich Blödsinn war. und 's- ähm ((schnalzt)) meine beste Freundin die hat ähm 'ne ziemlich schreckliche Kindheit hinter sich und hat manches erzählt und verschweigt vieles auch so wo ich denk es wär für mich auch einfacher ich wüsst das al- alles aber und so hab ich's bei bei einigen Leuten er- erlebt.

 

I

mhm. und das kam Ihnen so beim Lesen *dass des-*

 

L

*das kam mir* so ja

 

I

also da so 'ne Wahrheit drinsteckt ne

 

L

ja

40

I

die Ihnen nich nicht fremd ist

 

1

L

genau (---)ja so diese diese ja so Geheimnisse die man (-) die man mit sich rumträgt äh trägt oder die man verdrängt hat oder so und die einem aber trotzdem // man es trotzdem immer weiß dass des das ist was keiner von einem kennt

(S.7)

I

mhm

 

L

mhm

 

I

mhm (-) also wo Sie sagen die Stelle des hat auch was so mit Ihnen zu tun

 

L

mhm (--) hm hm. (--)

 2.4.3.3 Aktuelle Lebensthematik

1

(S.1)

 

5

 

 

I

jetzt hab ich eigentlich nur noch eine allerletzte Frage, und zwar, also ich stell mir ja so 'ne Hypothese is bei mir, oder wo ich 'n bisschen gucken möchte is inwieweit Lesen was mit dem eigenen Leben zu tun hat. und jetzt haben wir ja ganz viel so über die Seite des Lesens und Buch und beim ersten Termin mehr so Lesen über Ihr Leben gesprochen und jetzt wollt ich Sie bitten ob Sie vielleicht mir in so 'n paar wenigen Sätzen sagen könnten wie Sie so im Augenblick ihre Lebenssituation beschreiben würden das heißt welche Themen da für Sie im Augenblick so 'n ähm joah einfach zentral sind.

10

 

 

 

15

 

 

 

20

L

mhm. (--) also zentral is jetzt irgendwie so meine Arbeit, des beschäftigt mich schon und ob ich des lang machen soll oder ob ich des jetzt wirklich so als Sprungbrett sehen soll und was ich danach mache, aber andererseits es auch schön ist diese Sicherheit zu haben halt 'ne Stelle zu haben die mir Spaß macht und die ich jetzt auch mal erstmal machen kann wenn ich will und mich da irgendwie auch ganz gut fühl bei und auch merk des is was was ich kann was ich mach und gern mag, das, ja dann so 'n bisschen Überlegung mit mit äh Familienplanung wie man so schön sagt (-) das geht mir alles auch im Kopf rum weil ich viele Freunde hab die halt jetzt Kinder kriegen und haben und (-) auch in Überlegung halt ob wir ja mein Freund und ich ob wir nicht wieder zusammenziehen wollen so das is die andere Sache

 

I

haben Sie mal zusammengelebt

 

 

L

mhm aber der ist jetzt eben auf Grund der Arbeitssituation leider nicht mehr hier in G. und ja da sind wir jetzt am Überlegen wie wir das machen sollen in Zukunft (-) ja sonst fühl ich mich irgendwie hier so schon zeimlich gefestigt jetzt

25

I

mhm. (-) also irgendwo Füße unter den Boden und dann gucken wo die Wege weiterführen

 

 

L

ja. ja oder so eben ja nach dem Studium war's irgendwie na, was denn wo komm ich hin wo wo will ich hin und so und das ist jetzt eben grad im Moment nicht mehr so grad auch dass auch irgendwie jeder Tag so gleich ist ((lacht))

30

I

mhm (-) so eher wie gestalt ich's

 

L

ja den Freiraum den ich noch hab was mach ich mit dem.

 

I

mhm (--) gibt's sonst noch irgendwas was Sie so im Moment beschäftigt?

 

35

L

hm ja, also hm es geht schon jetzt da drum was ich halt aus der freien Zeit mach also wie ich die möglichst für mich gut nützen kann und so so Wochenendplanungen und so sind sind wichtig

 

I

mhm (-) des dann auch sinnvoll zu nützen in Anführungsstrichen

 

L

ja genau mhm.

 

I

(-) gut.

 

2.4.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L: ich fand's anstrengend. (I:inwiefern?) dass ich nicht so richtig eben in das Buch reingekommen bin wie ich es sonst oft tu also mich so richtig hab reinfallen lassen können (I: und warum nicht?) dadurch dass eben diese die Handlung die ich so für mich hatte, die eben am Anfang anfängt dauernd unterbrochen wird und durch andere Geschichten ja durch andere Geschichten unterbrochen wird und da sich so kein Lesefluß sich gebildet hat. aber ich fand's sprachlich sehr schön. und grad so diese Reflexionen fand ich ziemlich gut

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: (--) also der Victor, halt grad dadurch dass ich irgendwie so keinen Bezug zu ihm gefunden hab, dann diese diese Luisa, weil ich die sehr sympathisch fand, und irgendwie auch der Vater weil der so 'n bisschen so 'ne armselige Figur auch war (-) und der Junge.

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: die Luisa.

I: Konnten Sie mit diesen Personen auch gut mitfühlen?

L: ja

I: Gab es Personen /eine Person, die Ihnen in ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: ja der Victor, dann der Ehemann ich weiß nicht mehr wie der heißt, (Dean) ja genau (--) na der König, aber des hab ich auch nicht so als ernst zu nehmende Figur empfunden ((lacht)) mhm

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben? Können Sie diese kurz beschreiben und sagen, welche Bedeutung diese Stellen für Sie hatten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben, an was Sie dabei denken mussten?

L: der Anfang klar, dann dieses Mittagessen der Familie, (Pause 12 Sek) an Schlüsselstellen gibt's eigentlich gibt's viel, (I: die für sie wichtig waren.) ja die für mich wichtig waren (-) ich erinner mich an die zwei.

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: ja ((lacht)) also dieses ganze Verhalten Victors fand ich irgendwie ziemlich überraschend (-) erst so dieses find ich völlig Entfernende dann aber doch den Kontakt zu der Familie suchen, dann diese Königsszene fand ich überraschend, und diese diese Verwechslung dieser äh Exfrau äh Prostituierte, und den Schluss.

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten?

Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: ähm die liegen eigentlich mehr in den in der Anlage der Personen die ((lacht)) da ständig schwierig waren oder in der Ausgestaltung der Personen ja dann warum man nicht erfährt woran die Frau gestorben ist, und ähm (-) ja das ganze Ende ist mir irgendwie unklar

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

L: (----) mhm (---) also des das- Victors Verhalten dieses Weggehen ist mir mit der Zeit 'n bisschen klarer geworden ja je mehr man halt von der Person erfahren hat.

I: Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

L: ((lacht)) ja des der dauernde Wechsel von von Geschichten, also was nicht an einer an einer Sache dran- dass mer nicht an einer Sache dranbleiben konnte sondern ständig so rausgeworfen worden ist wieder (--) und die so diese Unzugänglichkeit der Personen (I: des Victors jetzt hauptsächlich) ja (I: noch was was Sie gestört hat?) manchmal haben mich auch die vielen Klammern gestört.

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: schwierig ich hatte eigentlich keine Erwartungen gehabt. (I: hatten gar keine Erwartungen an des Buch.) ich wuss- ich kannte so 'n bisschen den Anfang und so wie ich's mir vorgestellt hab wie's weitergeht die Erwartungen hat sich nicht erfüllt. aber sonst, (-) hab ich eigentlich keine gehabt

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

L: mhm also die Sprache halt, und die (I: was ist Ihnen da aufgefallen?) sehr lange Sätze, und ja zum Teil eben die mh diese Reflexionen auch sehr philosophisch manchmal, diese Wiederholungen dass so oft so Filme oder Bilder wiederholt wurden, das mit dem Zigeunermädchen da auf dem Wagen zum Beispiel, dann wie er mit eben mit diesen Shakespeare-Zitaten spielt wie er die immer wieder reinbringt

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: ich ähm ich hab lange überlegt bis jetzt weiß ich noch niemand dem ich's weiterempfehlen würde. (I: mhm also Sie würden's theoretisch wenn Sie wüssten wem.) ja wenn ich wüsste wem ja. (I: mhm. wie müsste der denn aussei- aus- wie müsste der beschaffen sein dem Sie des Buch weiterempfehlen.) ja der sehr viel Muße hat zum Lesen und eben auch so ja an solchen Refelexionen irgendwie Spaß hat und an solchen ja, nich irgendwie nur 'n spannendes Buch lesen will. und der Spaß an Sprache hat und an an Sprachspielen und so

I: Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: ja ((lacht)) oh viele Kunden von uns die denken weil weil Marias mal im Literarischen Quartett besprochen war muss der ganz toll sein. und die aber sonst vom Leseniveau her denen das überhaupt nicht gefallen würde. (I: mhm weil's zu schwer wäre oder ) ja. (I: noch auch Leute aus dem eigenen also konkrete Leute die Sie davor warnen würden?) jetzt fällt mir grad jemand ein dem ich's empfehlen würde ((lacht)) (I: und wer?) 'ner Freundin die auch hier war als ich's gelesen hab und die den Anfang gelesen hatte und die da auch irgendwie Spaß dran hatte. der glaub ich würd des gefallen. ja einigen Freun- einige Freunde würd ich auch davor warnen. die wenig lesen oder (-) ganz andere Sachen lesen.

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

L: in Teilen. ich glaub in einem Stück nicht mehr. (I: in was für T- welche Teile zum Beispiel? also schon das Ganze aber in Abschnitten oder nur bestimmte Teile.) ja so so reinlesen vielleicht eher. und den Anfang würd ich glaub ich auch noch mal lesen weil ich den wirklich gut fand

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: also es is sprachlich sehr anspruchsvoll und ausgefeilt, und aber auch schön, für jemand der Spaß an Sprache hat, von der Handlung her ist es für mich eben nicht durchkomponiert. also mir fehlt der rote Faden wird einem Anfang einem am Anfang in die Hand gegeben und dann

B Skizzierung des Rezeptionsverlaufs

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: eine Woche

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: ich hab angefangen, abends, und hab gedacht oah das is 'n Buch das kann ich nur lesen wenn ich viel Zeit hab, am Stück, und weil ich aber ja jeden Tag im Zug und so auch lese und dann ich les ungern Bücher parallel manchmal mach ich's ich wollte das eigentlich machen und da hab ich gemerkt nee ich kann nicht, und dann hab ich eigentlich wirklich immer dann wenn ich les oder so oft 'ne halbe Stunde oder so dran geblieben kontinuierlich über eine Woche

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

L: (nöh ne?) nee (I: über mehrere Tage oder so nich) nee nicht.

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: nein

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

L: nee, (--) (I: weil's schwer geschrieben war) mhm (I: auf Grund der Sprache, oder auf Grund der Struktur.) äh beides und weil ich eben oft dann wirklich nur kurz dran war und des war dann auch zu kurz eigentlich ich hab immer 'n bisschen Anlaufzeit gebraucht bis ich drin war

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: ja das schon.

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: nee.

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie "Vorfreude auf das Buch" wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: am Anfang ja. also so nach den ersten zwei Tagen oder so da war ich auch richtig neugierig wie's weitergeht (I: das war dann schon am Ende der ersten Szene oder noch in der ersten Szene) in der in der ersten Szene.

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: nee.

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: den hab ich glaub ich schon irgendwann vorher gelesen gehabt. also unmittelbar vorm Anfang nicht. aber ich kannte ihn schon. (I: Sie kannten ihn. hat er wies- können Sie sich noch dran erinnern ob der irgendwas in Ihnen ähm ausgelöst hat?) hat mich schon neugierig gemacht.

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken? Wenn ja, wo?

L: ganz selten. (I: wissen sie noch wo?) ja das waren eben so Stellen wo ich mich ganz gut reinfinden konnte so zum Beispiel bei diesem Mittagessen (--) auch wo wo Victor Luisa verfolgt auf ihrem Einkaufsbummel, so eher alltägliche Sachen

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewußt gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: hmhm.

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: ja, (I: wissen Sie noch mit wem worüber?) also viel mit mit meiner einen Kollegin die des auch gelesen hat und die so sehr begeistert ist davon, dann ähm (I: und haben Sie da über einzelne Sachen oder eher so) eher so allgemein also je nachdem wo ich grad war also vor allem diese Brüche haben mich irgendwie so beschäftigt. (I: mhm dass Sie dann gefragt haben irgendwie was die sollen, oder ) ja ob sie das auch so empfunden hat dass es irgendwie so komisch aufgesetzt ist mit N. hab ich paarmal drüber gesprochen ((lacht)) der kämpft irgendwie auch damit ähm und ja mit meiner Mitbewohnerin die kennt aber des Buch nicht. also da war's mehr so irgendwie bisschen meinen Frust loszuwerden was mir nicht so gefallen hat.

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: ja (I: mit wem und worüber?) eigentlich ähnlich (I: also wieder mit der Kollegin) ja genau mit die des eben weil ich eben ganz gern mit jemand drüber reden wollte der's auch kennt, jetzt noch mal jetzt hat's auch meine andere Kollegin gelesen, mit der hab ich mich jetzt auch noch ((lacht)) drüber unterhalten und (I: eher nicht so über einzelne Stellen sondern so 'ne allgemeine Bewertung ja wie's einem so ergangen ist) ja (I: noch jemand?) also ich meinem Freund hab ich 'n bisschen ja die Handlung erzählt, (---) und das es so 'n bisschen mehr noch allgemeinere Sachen

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: nee es war kurz bevor ich angefangen hab damit. (-) da war eben diese Freundin da der ich's jetzt die mir vorhin einfiel der ich's auch empfehlen könnte.

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: hmhm. ((nein))

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: auch nicht.

2.4.5 Vorauserzählung

Luisa findet Victor anziehend und bekommt zum ersten Mal vor ihrer (toten) Schwester den Mann ihrer Wahl (und denjenigen, den auch ihre Schwester wählte). Die beiden lieben sich aber nicht wirklich, für Luisa ist die Beziehung zu Victor eine späte Rache an Marta, für Victor eine Entschädigung für die verpasste Nacht mit Marta. Als die beiden erkennen, dass indirekt immer noch die Tote im Mittelpunkt ihrer Beziehung steht, trennen sie sich voneinander. Am Ende steht die Resignation, Bedauern und die Einsamkeit. Déan stellt sich gegen die Verbindung der beiden.

Trotz allem wird Luisa zur Vertrauten Victors, er erzählt ihr die Geschehnisse jener Nacht. Luisa behält ihr Wissen für sich, verurteilt aber Victors Verhalten dem Jungen gegenüber. Dies ist u.a. auch ein Grund für die Trennung. Der Moment einer Gemeinsamkeit, eines gegenseitigen Austauschs währt somit nur kurz.

 

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