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Corinna Pette: Materialien zur Untersuchung 'Romanlesen als Dialog. Subjektive Strategien zur Aneignung eines literarischen Textes'

Inhalt | Einleitung | 2 | 2.3 | 2.5

 


2.5 Datenmaterial: Frau E.

2.5.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

 

5

 

 

 

I

also für mich wär's jetzt irgendwie ganz wichtig dass Sie mal erzählen so was Lesen von Ihrer Kindheit bis heute für Sie so bedeutet hat, und zwar des geht also los in welchen St- also welchen Stellenwert des in Ihrem Lesen hatte- in Ihrem Leben hatte wann des angefangen hat ob Ihre Eltern Ihnen vorgelesen haben ob's früher schon ganz wichtige Bücher gab ob Sie so sich an Situationen erinnern wo Bücher oder 'n spezielles Buch auch so 'ne ganz besondere Rolle für Sie gespielt hat oder so einfach mal so anfangen zu erzählen wo Sie wollen und ich stell Fragen wenn ich ähm einfach noch Sachen mal wissen möchte ne einfach mal ganz frei irgendwie erzählen

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

L

((seufzt)) mh also (-) ob ich in meiner Kindheit vorgelesen gekriegt hab des kann ich mich überhaupt nicht erinnern hab ich auch nie so drüber nachgedacht so richtig glaub ich- fällt mir grad auf aber ich glaub eher net aber ich hatte 'ne Oma die hat- die hat uns Kindern immer Märchen erzählt. also an Bücher, so richtig an Bücher erinnern des tu ich mich quasi ab der Zeit in der ich dann selber lesen konnte, un was mir da letzschthin eingefallen isch also da war ich vielleicht Ende der erschten Klasse oder Anfang der zweiten also ich konnt grad so- so alle Buchstaben, da hab ich bei meiner Oma so auf'm Speicher gewühlt und hab da 'n altes Buch gefunden also 'n Kinderbuch in- in der alten Schrift noch un, ja un da also des ja genau da hab ich mich so durchgequält so als Leseanfänger durch diese unbekannten Buchstaben, aber irgendwie ja also anscheinend war des Lesen schon von Anfang an ganz arg wichtig weil ich hatte sonscht grad nix anderes ((lacht)) un hab mich durch dieses Buch durchgekämpft, ja und also Bücher hatten schon immer 'ne ganz- ganz wichtige Rolle in meinem Leben gespielt, (-) ich hab auch immer viele Bücher gehabt also 's gab glaub' nich irgend so ein Buch was 'ne ganz bedeutende Rolle spielte ich hab einfach immer viele Bücher gehabt, ich hatte 'ne große Cousine die- die viele Bücher hatte deren Eltern waren in so 'nem Bücherring und von der hab ich immer viele Bücher gekriegt die Sie ausgelesen hatte un (-) ich weiß gar nit wo ich sonscht die Bücher hergekriegt hab ich hatte einfach immer viele Bücher als Kind schon, ich denk von meinen Eltern auch

30

I

dass sie die Ihnen geschenkt haben oder

 

L

mhm

 

I

sind Sie in Büchereien gegangen?

 

L

's gab bei uns im Ort 'ne- 'ne kleine Bücherei im Pfarrhaus die hat der Pfarrer betrieben da bin ich oft hingegangen

35

I

alleine oder mit Ihren Eltern.

 

L

nee alleine (-) *und*

 

 

I

*und* wissen Sie noch was für Bücher des warn die Sie da so gelesen haben so Sie ham ja gesagt des erste Buch eigentlich war dieses Buch was Sie bei Ihrer Oma gefunden ham wissen Sie noch 'n Titel?

40

1

(S.2)

L

nee des weiß ich nimmer (--) doch ich glaub 's war tausend und eine Nacht so 'n paar Geschichten, ich weiß noch wie's aussah 's war so dick un war rot ja genau so tausend und eine Nacht

 

I

mhm un dann so im Weiteren als Sie dann selber lesen konnten wissen Sie da noch was Sie gelesen haben ? */////* (was war'n das für Bücher?)

5

L

*ja* ich hab halt also so als Kind halt diese Bücher die man so als Mädchen liest

 

I

was liest man als Mädchen?

 

 

10

L

((lacht)) ja was hab ich denn gelesen Pippi Langstrumpf und (-) mhm bestimmt von meiner Tante also irgendwie hab ich wohl aus meiner Verwandtschaft wohl immer irgendwie Bücher gekriegt fällt mir jetzt grad ein- auf der Trotzkopf hab ich gelesen von meiner Tante so als Kind, (-) Karl-May-Bücher die mein Vater noch im Regal stehen hatte aus seiner Jugendzeit

 

I

wie alt war'n Sie da?

 

L

mhm vielleicht nn / ((zwölf)) oder so was (-) ja un dann halt so diese Mädchenbücher ich hab eigentlich querbeet gelesen immer alles

15

I

was Sie kriegen konnten

 

 

L

was ich kriegen konnte, genau des isch so g- genau der Ausdruck, was ich kriegen konnte und ich hab auch total viel gelesen so als Kind und Jugendliche au manchmal drei vier Bücher in der Woche

 

I

also danach gleich wenn Sie aus der Schule kamen gelesen

20

 

 

 

25

 

 

L

nee also erscht Hausaufgaben des war so Grundbedingung aber dann gelesen un oft auch nachts also mein Vater kam oft, zigmal ins Zimmer und meinte ich müsste jetzt des Licht ausmachen dass ich am Morgen aufstehen kann und manchmal wurde er dann ärgerlich un dann hab ich heimlich unter der Bettdecke weitergelesen und so also 's war ganz furchtbar wichtig immer des Lesen, des hat sich jetzt so 'n bisschen gewandelt weil ich einfach nicht mehr so viel Zeit hab. jetzt les ich nicht mehr so viel, aber früher also ich war dann ab- wirklich so völlig in dem Buch drin un ich hab überhaupt nich mehr so mitgekriegt was um mich rum so vor mich ging, ganz vertieft in des Buch

 

I

ham Sie auch mit Freundinnen so in der Schulzeit Bücher ausgetauscht?

30

 

 

 

L

mhm, auch, wir hatten auch in der Grundschule die eine Lehrerin die hatte des initiiert da hatten wir in der Klasse so 'ne Klassenbücherei da hat jeder von sich zu Hause Bücher mitgebracht und des wurde dann alles schön aufgelistet und in en Schrank gestellt und dann gab's glaub ich zwei Tage in der Woche äh wo man halt in 'ner bestimmten Schulstunde dann da hinkonnte und Bücher ausleihen konnte

35

I

(--) ham Ihre Eltern denn viel gelesen

 

L

((räuspert sich))

 

I

oder woher kommt des dass Sie- oder ham Sie 'ne Idee woher des kommt dass Sie so auf Bücher abgefahrn sind

40

 

 

 

1

(S.3)

L

ich weiß es nit ich hab's mir auch schon überlegt also auch schon bevor ich mich da entschlossen hab bei Ihnen mitzumachen, ich kann mich nit erinnern dass ich- also meine Mutter erzählt- hat oft erzählt von früher sie hatte wohl nur drei Bücher als Kind und die hat sie von hinten und vorne immer wieder gelesen un ich kann mich aber nit erinnern dass ich sie später mal beim Buch lesen gesehen hab oder dass sie sich mal eins gekauft hätte un mein Vater der war auch 'n jahrelang in so 'ner- in so 'ner Büchergilde da, un der hatte einige Bücher eben oder auch viele Bücher da im Regal stehen aber ich weiß nit wann er gelesen hat ich hab k- ich kann mich nicht erinnern dass ich ihn da mal gesehen hab

5

I

ham Sie denn ihren Eltern erzählt von ihren Büchern die Sie gelesen haben oder war des so Ihr's ham Sie mit niemanden darüber geredet?

 

 

 

10

 

 

 

L

nee des war so mein's des war so des war- ich war so in dieser Buchwelt drin un ich hatte gar nit irgendwie des Bedürfnis da mit jemanden drüber zu reden (-) nee eigentlich wenig (-) also ich k- irgendwie war's nit so üblich dass ständig gelesen wurde in meiner Familie bei meinen Geschwistern war des auch nit so ausgeprägt wie bei mir aber 's isch jedenfalls äh immer unterstützt worden. wenn ich lesen wollte sowohl von meinen Eltern als auch von der übrigen Verwandtschaft hab ich da eben immer Bücher gekriegt, geschenkt oder geliehen, also ich hatte immer genug Bücher, 's war nie- nie 'n Problem dass ich jetzt was lesen wollte und hatte kein Buch

15

L

wieviel Geschwister ham Sie denn?

 

I

noch zwei Jüngere

 

I

noch zwei Jüngere. ham die ähm auch so viel gelesen?

 

20

L

nee eben nit, also mein Bruder ab und zu aber dann so Krimis oder so- so was, un meine Schwester die hat auch viel gelesen aber aber nit so viel die war- die isch dann eher weggegangen die war / ((oft)) unterwegs

 

 

 

I

und so Sie ham erzählt ähm so in der Pubertät so mit zwölf irgendwie wo auch die Karl May wie ging's denn dann weiter, wissen Sie noch was Sie in Pubertäts-Zeiten gelesen ham? oder gab's da mal 'ne Unterbrechung beim Lesen, oder wurde in der Schule was sp- was Bestimmtes gelesen,

25

 

 

 

30

 

L

ja in der Schule an was ich mich da erinnern kann was mich auch sehr beeindruckt hat un also was ich da, also während wir des in der Schule gelesen ham hat's mich weniger beeindruckt oder hat mir auch nit so Spaß gemacht diese Bearbeitung dann hinterher von diesen Texten des war irgendwie schrecklich, aber diese zwei Bücher oder Lektüren die wir da gelesen ham die hab ich seitdem bestimmt drei- viermal wieder gelesen des war einmal von Dürrenmatt der Richter und sein Henker und von Kleist die Marquise von O. (-) und sonscht ich weiß gar nit was ich so während der Pubertät- was ich da so gelesen hab

 

I

könnten Sie 'n bisschen lauter reden sonst- sonst is des ganz schwer des / abzuschreiben

35

L

ich soll lauter

 

I

sonst is des ganz schwer das *abzuschreiben*

 

L

*mhm mhm* (--) ich hab einfach kreuz- und quer *gelesen*

 

I

*würden* Sie sagen dass die Schule 'n Einfluss auf Ihr Lesen gehabt hat

40

 

 

 

L

((räuspert sich)) ja, denk ich schon, also wir ham zwar nit so viel gelesen un eben diese Besprechungen die ham mir nie so richtig Spaß gemacht wenn Texte so zerpflückt wurden aber, also die Deutschlehrerin die ich da hatte die hat des schon immer wieder versucht anzuregen dass man- dass man liest, doch des hat mich schon beeinflusst obwohl ich halt auch davon unabhängig schon einfach vorher schon immer gern gelesen hab

1

(S.4)

I

und Sie würden auch nich sagen dass es jetzt so wenn Sie mal so diese ganze Zeit als Sie anfingen zu lesen bis so Ende Schule sagen ma mal so, 'n bestimmtes Buch gab so wo Sie sagen des war jetzt mein Herzstück also ich weiß bei mir war's Heidi des war furchtbar ich hab dieses Buch x-mal gelesen ja

5

L

mhm ja ((lacht)) (-) nee eigentlich nit

 

I

oder auch nicht so spezielle Vorlieben, des war dann weiterhin so Sie ham einfach gelesen was grad gab

 

L

mhm mhm

 

I

un auch nich spezielle Titel gewünscht oder so was,

10

 

 

 

15

L

nee eigentlich nee ich hab- es ging mir im Grunde nur um's Lesen also ich wollt einfach, einfach lesen also ich hab jetzt nit so spezielle Autoren oder spezielle Themen lesen wollen einfach, ja eben bei meiner Cousine des war da kann ich mich erinnern des war oft die hatte einfach 'n Riesen- also quasi 'ne ganze Wand in ihrem Zimmer war Bücherregal, un da bin ich oft stundenlang davor gestanden un hab mir die Bücher angeguckt un dann halt einfach 'n paar rausgezogen un die hat se mir dann geliehen

 

 

I

fällt Ihnen noch so 'ne spezielle Situation ein oder mehrere wo Sie so noch ganz genau wissen irgendwie aha ich weiß noch da hab ich mit dem Buch irgendwie das und das erlebt oder so was

20

L

(--)hm

 

 

 

25

I

also so als Beispiel ich weiß zum Beispiel noch im im Urlaub hab ich mich immer ähm mit 'ner Luftmatratze wenn wir ans Meer gefahrn sind an 'ner Boje festgemacht und hab da gelesen. und da hab ich vom Winde verweht gelesen und ich hab 'nen älteren Bruder und der fand des immer wahnsinnig komisch dann unter die Luftmatratze zu tauchen und des Ding irgendwie hoch und dann so sahen im Sommer meine Bücher immer ziemlich versalzen aus

 

L

((lacht))

 

30

 

I

grad an dieses vom Winde verweht ich hab des Bild noch wie zerfladdert dieses Buch nachher aussah als ich's fertig hatte ne und ähm so, gibt's da so bestimmte Bücher oder Situationen wo Sie einfach wissen da hab ich- was weiß ich im Zug irgendwie vor lauter Lesen des Aussteigen vergessen oder (-) wo Ihnen noch was sehr präsent ist?

 

35

L

mhm (-) nee also was- was ich immer was mir jetzt grad einfällt so im Zusammenhang mit Lesen isch äh wenn ich krank war des- des sin immer so äh Situationen gewesen wo ich extrem gelesen hab * / ((also))*

 

I

*können* Se sich da noch an eine erinnern

 

L

ja da hab ich einmal das Buch Tuareg gelesen

 

I

mhm

40

L

des hat mich auch sehr beeindruckt, und was hab ich noch gelesen 's gab noch // ((des heißt)) des war von 'ner Afrikanerin (-) die so über ihr Leben erscht erzählt hat Te- Telouné heißt des glaub ich oder Tel- (---) ja sonscht fällt mir nix ein

 

I

un dann so als Sie mit der Schule fertig warn wie ging's dann weiter

 

L

ja 's hat dann- 's hat dann nachgelassen einfach aus Zeitgründen

1

I

was ham Sie dann im Anschluss an die Schule gemacht Sie ham Abitur gemacht //

(S.5)

 

L

da hab ich 'ne Ausbildung gemacht, ja mittlere Reife un dann 'ne Ausbildung beim- beim Gericht, un dann hab ich irgendwann geheiratet Kinder gekriegt un dann hab ich noch mal 'ne Ausbildung gemacht un

5

I

als was denn?

 

 

 

10

 

 

L

ich hab 'n Landwirt geheiratet un hab dann da 'ne entsprechende Ausbildung gemacht, un eben ich hab drei Kinder un da isch die Zeit zum Lesen einfach immer weniger geworden, aber 's war trotzdem immer noch wichtig also ich komm- jetzt hat sich's zwangsläufig geändert weil ich jetzt selber im Buchladen steh aber bis dahin wenn ich irgendwo in der Stadt war oder so ich bin an keinem Buchladen vorbei gekommen ohne reinzugehen un ich hab nit immer was gekauft aber meischtens un ich hab mich dann auch immer ewig drin aufgehalten un einfach nur in Büchern rumgeschmökert

 

I

ham Sie denn äh wie alt sin Ihre Kinder?

15

L

die sin elf dreizehn un achtzehn

 

I

ham Sie die- ham Sie denen vorgelesen

 

 

20

L

ich hab denen viel vorgelesen ja also eigentlich jeden Abend beim Ins-Bett-Gehen oft auch sonscht un, ich hab sie auch oft mitgenommen in Buchläden oder bin regelmäßig mit ihnen in die Bücherei gegangen als sie noch kleiner waren, un un ich hab ihnen un mach des bis heut immer viel Bücher geschenkt aber sie einfach zum Lesen ange- angehalten oder versucht ihnen des schmackhaft zu machen und sie lesen alle drei auch mit Begeisterung

 

I

aber des war Ihnen- war Ihnen auch wichtig so Ihr Interesse da 'n bisschen weiter zu geben

25

L

ja ja ja genau

 

I

mhm

 

 

L

doch also eigentlich lesen sie jeden Abend wenn sie im Bett liegen, müssen erscht noch egal wie spät es isch zuerst müssen noch 'n paar Seiten im Buch gelesen werden (-) doch des war mir wichtig, des des zu vermitteln eigentlich

30

 

 

I

und so in dieser Phase wo Sie jetzt am Ende der Schule un dann kam 'ne Ausbildung un dann kam die Heirat und die Kinder und dann kam noch 'ne Ausbildung ähm falln Ihnen da Bücher ein die Sie gelesen ham, Sie ham gesagt 's is weniger geworden aber Sie ham's nie ganz aufgegeben oder

35

L

nee nee nee also des 's isch ja halt auch oft wirklich manchmal Wochen gedauert dann bis ich 'n Buch fertig hatte aber ich hab immer neben 'm Bett lagen immer- lag immer 'n Stapel Bücher also

 

I

warn des hauptsächlich Romane oder ähm was war des was Sie so gelesen haben?

 

40

 

L

des warn äh zum Teil Sachbücher un dann warn's hauptsächlich Romane was ich gern gelesen hab und auch heut noch gern lies sin äh so Reiseberichte oder, oder ja einfach so Berichte äh wie jetzt dieses Buch Tuareg 's isch eigentlich 'n Roman aber trotzdem einfach auch viel Information über'n bestimmtes Thema drin,oder Biografien les ich gern

 

I

mhm des ham Sie dann hauptsächlich abends noch gemacht oder vor'm Schlafengehn

1

(S.6)

L

mhm mhm nachts dann ja (-) also wenn 'n Buch- wenn mich 'n Buch fesselt dann- dann kann's sein dass ich les bis morgens um drei oder vier weil ich dann einfach nit aufhörn kann

 

I

und so im Urlaub spielt Lesen dann wieder mehr 'ne Bedeutung oder in der Zeit?

5

 

 

L

ich wollt immer, im Urlaub, hab ich mir immer zig Bücher eingepackt die ich lesen wollte aber dadurch dass halt des auch die Zeit war in der ich Zeit für die Kinder hatte, äh bin ich da net so- so arg zum Lesen gekommen wie ich's mir gewünscht hätte ((lacht))

10

I

mhm und dann ham Sie ja ne- ähm würden Sie sagen dass es in dieser Zeit irgendwie so spezielle Bücher gab wo Sie sagen würden die war'n mir wichtig in der Zeit, dass Se sich da noch an welche erinnern können

 

 

L

also dieses Tuareg zum Beispiel des hab ich in dieser Zeit gelesen des- was war mir wichtig (-) mh und von Hesse Siddharta (10 Sek.) ((lacht)) mir fällt jetzt gar nix ein was ich da so gelesen hab

15

I

(---) vielleicht kommt ja noch *was*

 

L

*mhm*

 

 

20

 

I

war's denn so dass Sie in der Zeit, äh ich stell mir des ja nicht leicht vor ja 's- wahrscheinlich ham Sie ja auch im Betrieb ihres Mannes mitgearbeitet ne und dann drei Kinder und war für Sie Lesen dann irgendwie so 'n bisschen so 'n Bereich für sich haben oder einfach Neugier auf auf andere Sachen /// ((wie Sie nennen)) auf andere Länder oder andere Leben oder was würden Sie sagen hat Lesen für 'ne Bedeutung für Sie gehabt?

 

25

L

ja 's war so 'ne, 's war zum einen so 'ne Entspannung einfach ne 's war 'ne ganz andere Tätigkeit als die- die handwerkliche Arbeit quasi und die Neugier einfach die Neugier

 

I

was hat Sie denn dazu bewogen dann jetzt diese Buchhändlerlehre zu machen?

 

L

((lacht))

 

I

noch eine dritte Ausbildung

30

L

ja also in erschter Linie also tatsächlich einfach diese- diese Liebe zu den Büchern (-) ja un dann noch private Gründe einfach, aber (-) ja einfach weil ich gern mit Büchern zu tun hab

 

I

und Sie ham nich Angst wenn Sie den ganzen Tag Bücher sehn dass Sie die irgendwann nich mehr sehn können

35

L

((lacht)) weiß ich nit vielleicht kommt des mal im Moment isch's eher noch so dass ich's schrecklich find dass ich den ganzen Tag Bücher seh und keine Zeit hab zu lesen ((lacht))

 

I

aber Sie müssen jetzt wieder mehr lesen oder?

 

L

mhm ja aber so während der Arbeitszeit isch's kaum möglich

40

I

mhm aber Sie würden schon sagen dass des jetzt so mit diesem Schritt in- 'ne Lehre anzufangen auch wieder also en größeren Stellenwert *einnimmt*

 

 

L

*ja* also 's isch jetzt wieder 'ne stärkere Hinwendung zum Buch weil ich ja einfach auch so Titel kennen muss und den Kunden beraten muss und da einfach die Inhalte von vielen Büchern kennen muss

1

(S.7)

I

(-) was sind denn so Ihre Lieblingsbücher? wenn Sie jetzt mal so die letzte Zeit von dem was Sie so in den letzten Jahrn gelesen haben was würden Sie sagen gibt's da Lieblingsbücher?

 

L

(--) nee ((lacht)) nit unbedingt hmh

5

I

wenn Sie auf 'ne einsame Insel fahrn würden und Sie dürften nur ein Buch mitnehmen gibt's eins wo Sie wüssten des würd' ich mitnehmen?

 

L

also des wär ja schrecklich so was nur ein Buch mitnehmen ((lacht))

 

I

ja stelln Sie sich's mal vor ((lacht)) dass Sie mir entweder wenn Ihnen 'n Titel einfällt dann irgendwie okay des würd ich mitnehmen oder beschreiben wie ähm des sein müsste

10

 

L

mhm (---) hm ja ich glaub ich würd des Buch Judiths Liebe mitnehmen des hab ich noch nicht aber ich schau mir's schon 'ne Weile an im Laden und des möchte ich demnächst mal lesen

 

I

von wem is des

 

L

vom Meir Shalev heißt er glaub ich

15

I

Ashalev

 

L

nee Shalev

 

I

also 'n 'n 'n Israeli

 

L

ja genau bei Diogenes. ja. glaub des würd ich mitnehmen

 

I

was macht denn für Sie 'n gutes Buch aus

20

L

(-) 'n gutes Buch also 's muss auch schön aussehn

 

I

mhm des Äußere?

 

 

25

 

 

L

des Äußere also des isch mir auch wichtig un ich mag auch so zerfledderte Bücher nit und so-, 'n gutes Buch ja 's muss 's muss einfach so 'ne gewisse Spannung haben dass mhm 's muss einfach äh (-) ja die Sprache muss schön sein dass es einfach auch Spaß macht zu lesen des oft- oft gibt's ja Bücher die interessieren mich dann vom Thema her aber die sin so geschrieben dass ich se- dass ich mich da wirklich durchquälen muss, un da kommt's dann schon mal vor dass ich's dann wirklich weg leg und denk nee

 

I

mhm fällt Ihnen da eins ein durch des Sie sich mal so quälen mussten

30

L

ja so zum Beispiel die Bücher so von Rudolf Steiner des interessiert mich vom Thema her schon aber ich- für mich isch des echt 'ne Qual diesen- diesen Mann zu lesen einfach seine Art wie er schreibt

 

I

un noch andere Bücher die Sie als einfach blöd erlebt haben (-) oder die Ihnen nich gefallen haben, falln Ihnen da noch welche ein?

35

L

mhm (---) ja vor kurzem hab ich eins geschenkt gekriegt von- von der Gabi Hauptmann, des hat mir auch nit gefalln

 

I

was hat Ihnen da nich gefallen?

 

40

L

mhm ach einfach des Buch an sich ich hab des so- so übertrieben geschrieben gefunden so und (-) ich glaub die Sprache hat mir nit so gefallen (-) ich hab's zwar fertig gelesen aber ich hab dann so für mich gedacht eins reicht, von dieser Sorte ((atmet tief durch)) un einmal hab ich eins gelesen, ich glaub von 'ner schwarzen Amerikanerin war des (-) die Farbe Lila, die isch *ja auch ziemlich *

 

I

*die Alice Walker ne*

1

(S.8)

L

ja ziemlich bekannt oder zu- gelobt worden un mir hat- also des hat mir von der Sprache her überhaupt nit gefalln, des hab ich auch nit da hab ich kaum die Hälfte gelesen (-) weil normalerweise will ich die schon fertig lesen aber da-

 

I

Sie brechen aber auch mal ab wenn's

5

L

ja, also normal les ich sie schon fertig a- außer wenn's mich jetzt wirklich so überhaupt nit interessiert oder wie jetzt bei diesem die Farbe Lila da bin ich einfach bei dieser Sprache nit klar gekommen

 

 

10

I

mhm (-) wie entscheiden Sie denn des Buch will ich jetzt lesen oder des Buch kauf ich mir informieren Sie sich irgendwie oder gucken Se einfach mal oder lesen Se 'n Klappentext oder gibt's Freunde die Ihnen welche empfehlen oder wie- wie kommen Sie zu der Entscheidung das Buch will ich jetzt lesen

 

 

 

15

L

des isch ganz unterschiedlich manchmal äh nehm ich m- also wenn ich zum Beispiel einfach was hör so von 'nem neuen Bek- Buch des gut- gut ja 'ne gute Kritik kriegt oder einfach gut verkauft wird denk ich ja des möchte ich jetzt auch mal lesen oder manchmal nehm ich mir auch vor irgend- ja irgend en Neues aber einfach so 'n bekanntes Buch zu lesen des ich noch nit kenn

 

I

also was mal irgendwo besprochen wurde

 

L

ja genau, mhm, oder oft- ja oft bin ich auch einfach so in 'nen Buchladen reingegangen un hab mich da so 'ne Stunde oder zwei aufgehalten un dann ja

 

I

reingelesen oder Klappentext gelesen oder

20

 

 

 

L

sowohl als auch also meischtens les ich zuerscht den Klappentext un dass ich so 'n bisschen was über den Inhalt weiß dann les ich rein und schau mir die Sprache an ob mir das gefällt (--) also die meischten Bücher die ich gekauft hab hab ich eigentlich nit gezielt jetzt diesen speziellen Titel gekauft sondern- sondern einfach so im Laden bisschen rumgeguckt

25

 

I

wenn Sie mal von 'nem Autor 'n Buch gelesen ham was Ihnen gut gefällt, kann es dann auch vorkommen dass Sie dann losziehen und sagen von dem will ich noch anderes lesen? oder eher nich,

 

30

L

ich hab schon oft gedacht dass ich des- dass ich von dem noch- noch weitere also was- noch zusätzlich lesen möchte aber meischtens hab ich's dann doch nit gemacht

 

I

ham Sie denn von dem Marias schon mal was gelesen?

 

L

nee hmh

 

I

un wie sin Sie denn jetzt auf des Buch gekommen?

35

L

ja einfach weil's bei uns so stapelweise auslag un dann hab ich im Literarischen Quartett des ja ziemlich gut weggekommen un dann hab ich gedacht m ha ja- schausch's dir mal an, un dann hat's mich einfach so auch diese Studie da noch interessiert

 

I

ham Sie Erwartungen an des Buch ?

 

L

nee gar keine

40

I

gar keine

 

L

hmh

 

I

ham Sie generell keine Erwartungen an 'nen Buch

 

L

also dass ich mir schon vorher vorstell wie des sein müsste oder könnte ja

 

I

ja

1

L

nee hmh ich geh da eigentlich immer

(S.9)

I

sehr // ((frei ran))

 

L

ja mhm

5

I

was sin denn so die letzten sagn mer mal drei vier Bücher die Sie gelesen ham wissen Sie die noch? so in der letzten Zeit?

 

L

mhm was war des des? war von Barrico Seide dann äh zur Zeit bin ich grad an eben Alchimist

 

I

von wem is der

 

L

von Coello

10

I

wie heisst der Ceulo

 

L

Coello

 

I

Coello

 

15

L

ich weiß nit ob ich den richtig aussprech aber so (-) was hab ich noch gelesen zuletzt? (-) der langsame Tanz von Bayer (-) ja eben des von dieser Gabi Hauptmann, des sin so die letztschten Drün- ja genau, dann ja das Märchen vom letzten Gedanken

 

I

vom wem is des

 

L

Edgar Hilsenrath heißt der, also des isch so 'n Roman also immer- ja 's isch 'n Roman un 's geht aber um den Völkermord an den Armeniern

20

I

mhm

 

L

der da einfach erzählt was da so ablief in der Türkei hauptsächlich

 

I

lesen Sie auch Krimis?

 

L

(-) weniger,

 

I

auch nie groß mal Zeiten gehabt wo Sie Krimis gelesen ham

25

 

 

L

hmh (--) also ich les gern spannende Bücher aber ich hab jetzt- n- hab jetzt n- nie gezielt nach Krimis gesucht, weil ich- ja ich merk auch irgendwie verbind ich mit Krimi immer so Mord und Blut un des hat mich noch n- hat mich nit so arg angezogen

 

I

mhm (-) und ähm kaufen Sie jetzt die meisten Bücher die Sie lesen

30

L

ja

 

I

oder leihen Sie- gehen Sie noch in Büchereien?

 

L

nee selten also 's isch mir auch wichtig 'n Buch *zu*

 

I

*zu haben*

 

L

zu haben dann ja

35

I

stellt des auch so 'n Wert für Sie dar

 

L

ja

 

I

unterstreichen Sie mal so beim Lesen ?

 

40

L

nee also des mach ich nie nee nee also direkt in die Bücher reinschreiben des mach ich nit was ich oft wenn ich- wenn mir jetzt 'ne Stelle besonders gut gefällt oder irgend en Satz besonders wichtig isch schreib ich den oft raus, aber direkt im Buch unterstreichen des tu ich ganz selten

 

I

können Se sich noch erinnern an so 'ne (-) Szene wo Sie mal was rausgeschrieben ham oder auch 'en Buch

1

(S.10)

L

ja vom Dalai Lhama hab ich dann vor kurzem eins gelesen da hab ich mir 'n paar Sachen rausgeschrieben oder auch vom Hesse schon öfters so einzelne Passagen dann oder Sätze

 

5

I

glauben Sie denn dass sich so in Ihrem Lesen ((räuspert sich)) in Ihrer Zukunft was verändern wird? (-) dass Sie mehr lesen dass Sie weniger lesen dass es mehr ganz bestimmte Bücher sein werden die Sie lesen werden

 

 

 

10

L

mhm hah des isch jetzt natürlich schwierig weil ich ja da durch diese Ausbildung jetzt d- überhaupt mehr lesen muss un auch ja bestimmte Bücher lesen muss also auch jetzt nit nur Bü- ich werd jetzt bestimmt nit nur Bücher lesen die mich jetzt einfach so furchtbar interessieren, sondern die ich einfach lesen muss damit ich dann 'n bisschen was dazu sagen kann

 

I

ja aber 's is ja eigentlich auch so Ihre Einstellung sehr offen an 'en Buch ranzugehen eigentlich auch fördert des ja auch ne

 

L

mhm ja ((lacht))

 

I

nee jetzt bin noch grad so am Überlegen (--) schmeißen Sie Bücher weg?

15

 

 

 

20

L

nee nee also meine Kinder haben vor kurzem ihr Zimmer aufge- oder ihre Zimmer aufgeräumt un dann haben sie drei Kischten Bücher gerichtet äh von denen sie der Meinung waren also da sin sie jetzt zu groß dafür die können sie wegschmeißen oder auf'm Flohmarkt irgendwie verramschen un ja ich die K- ((lacht)) die Kischten dann erscht mal auf'n Speicher gestellt also ich bring des ja nit so einfach so über's Herz Bücher wegzugeben oder gar wegzuschmeißen

 

I

mhm, reden Sie ähm heute mit Leuten irgendwie über Bücher die Sie lesen, über des was Sie gerade lesen?

 

L

ah ja aber eher selten und eigentlich nur so mit 'ner Freundin oder ja zweien die- die selber auch sehr viel lesen

25

I

dass Sie dann so sagen ich les grad 'n tolles Buch und erzähln dann auch so 'n bisschen um was es sich handelt oder so?

 

L

mhm mhm

 

I

liest Ihr Mann auch?

 

L

weniger also er liest auch aber 's isch auch 'n Zeitproblem bei ihm

30

I

gibt's da 'n Austausch? reden Sie mit Ihrem Mann manchmal über des was Sie gelesen haben?

 

L

(-) ja mhm

 

I

wünschen Sie sich auch manchmal Bücher , als Geschenk?

35

L

oft ja, also ich krieg die auch oft geschenkt weil ja die Leut wissen dass ich gerne les, un da wünsch ich mir dann aber meischtens was Spezielles dann also wirklich des un des Buch dann

 

I

und ähm Sie selber verschenken auch Bücher?

 

L

hauptsächlich

 

I

mhm. un wenn Sie lesen was macht der Rest Ihrer Familie in der Zeit ?

40

L

ja ich les meischtens entweder abends im Bett oder- oder dann am Wochenende also obwohl ich am Wochenende dann- im- im Prinzip nur wenn ich alleine bin

 

I

kommen denn die Kinder manchmal zu Ihnen und erzählen was Sie grade gelesen ham?

 

L

mhm

1

I

und dann reden Sie auch drüber?

(S.11)

L

mhm

 

I

und erzählen Sie auch ihren Kindern was Sie lesen?

5

L

(-) ab und zu, also nit so oft, ich f- also 's isch eher anderscht rum dass ich sie frag was sie lesen un dass wir dann über des sprechen- was die Kin- was sie eben grad lesen

 

I

ham Sie denn bestimmte Vorstellungen darüber was die Kinder lesen sollen

 

10

 

 

L

(-) ja die hab ich wohl schon, ich schenk ihnen ja oft Bücher (----) also was mir einfach immer wichtig war, äh- war einfach dass sie Bücher lesen und nit Comics un solche Sachen, (-) weil in der Bücherei gibt's eben auch viele Comics zum Ausleihen un- aber ich hab's ihnen eigentlich also grad in der Bücherei eigentlich immer offen gelassen, was sie sich ausgesucht haben (-) meine Tochter hat sich jahrelang immer Pferdebücher mitgenommen un die zwei Jungs ham so Kinderkrimis die drei- die drei Fragezeichen mitgenommen

15

I

mhm (-) ähm noch mal zurück so in Ihre Kindheit, ähm was haben Ihre Eltern denn beruflich gemacht?

 

L

mein Vater is Schreiner, un dann ham sie noch Wei- also Weinbau im Nebenerwerb

20

I

mhm. und ähm gab's denn zu Hause so, Sie ham ja gesagt Sie warn drei Kinder ne dass man viel gemeinsam gemacht hat?

 

L

also unter der Woche nit die war einfach voll mit Arbeit aber am Wochenende dann

 

25

I

mhm also dass schon so 'n starkes Zusammenhängigkeitsgefühl dann auch da war (--) fallen Ihnen denn vielleicht noch 'n paar Bücher ein so wo Sie sagen also jetzt so im Verlauf des Gesprächs dass Se sich da noch dran erinnert haben irgendwie die irgendwie 'ne Rolle in Ihrem Leben gespielt haben?

 

 

L

also was mir jetzt grad einfällt des hab ich auch als so- war ich vielleicht so dreizehn vierzehn oder so als ich des gelesen hab, eben von den Büchern von meinem Vater äh jetzt isch mir grad- das vergessene Dorf heißt's

30

I

das vergessene Dorf

 

 

 

L

ja da geht's um- um irgend so 'n Dorf in- in Sibirien des da im Zweiten Weltkrieg was tatsächlich vergessen wurde so mit- so mit Hilfslieferungen, un des hat mich damals sehr beeindruckt, des isch halt einfach so beschrieben worden wie die Leut da gelebt ham

35

I

(--) auch schon mal geträumt von dem was Sie gelesen ham

 

L

ja des isch mir auch schon passiert

 

I

ja?

 

L

mhm

 

I

wenn des so des letzte is was man mitnimmt vor dem Einschlafen

40

 

 

 

1

(S.12)

 

5

L

mhm mhm ja (-) ja da f- also 's isch mir auch oft schon so gegangen äh, wenn mich 'n Buch so- so richtig gefesselt hat mh dass ich dann auch- dass ich dann auch manchmal auch 'ne Pause von en paar Tagen einlegen musste um mich dann wieder loszulösen weil ich mich da so- so in diese Handlung oder in diese Personen hineinversetzt hab dass- dass ich's äh- ja dass da so 'ne Betroffenheit war dass ich-

dass manchmal je nachdem was grad- was grad passiert isch im Buch, äh ja dass ich da wirklich des Buch weglegen musste und erscht mal huh ((seufzt)) ich- ich les des ja nur ich- ((lacht)) mich betrifft's ja eigentlich nit so, des isch mir schon öfters passiert

 

I

falln Ihnen da Bücher ein wo Ihnen des so passiert is

 

10

L

ja zum Beispiel dieses Tuareg also des- da isch's mir ganz stark so gegangen, un früher bei den Karl-May-Büchern da musst ich glaub auch mal so 'ne Pause machen ja

 

I

wissen Sie noch um was es da ging wenn Sie des Gefühl hatten jetzt muss ich mal 'ne Pause machen, warn des eher brutale Sachen oder wahnsinnig spannend oder

 

15

L

ja 's warn natürlich immer ganz spannende Stellen und es warn eigentlich immer äh Situationen, die einfach für die- für diese Personen da sehr bedrohlich waren (--) oder verletzend

 

I

dass Sie dann so stark mit den- mit den Personen mitgelebt haben dass

 

L

mhm

 

I

weil Sie auch erst mal durchschnaufen mussten ((lacht))

20

 

 

L

ja genau ((lacht)) also des fällt mir- des fällt mir auch jetzt auf die eine Kollegin die liest- die hat immer 'n Buch an der Kasse liegen un wenn dann nit viel los isch so, grad jetz wenn so schönes Wetter isch, isch nachmittags als mal nit so viel los dann liest 'se da aber 's kommt ja doch immer ständig jemand und wirsch ja auch ständig unterbrochen, des kann ich überhaupt nit auf so 'ne Art lesen

 

I

Sie brauchen Zeit

25

L

Zeit un Ruhe ja wenn ich mich- also wenn ich weiß ich werd in fünf oder zehn Minuten sowieso gestört, dann fang ich schon gar nit an

 

I

mhm nee könnt ich auch nich ((lacht))

 

30

L

((lacht)) zwar beim Krimi kann ich's irgendwie, wenn man weiß man wird abgeholt un man hat noch 'n paar Minuten irgendwie dann geht's, aber beim guten Roman, is auch unbefriedigend eben

 

L

ja eben eben (-) 's bleibt dann so an der Oberfläche un irgendwie also so ich denk so- ja so kann ich Zeitung lesen aber, aber nit 'n- nit 'n gutes Buch

 

35

I

mhm (-) gibt's noch was was Ihnen so noch mal im Blick auf Ihr bisheriges Leben und so, noch mal was einfällt, so zum Thema Lesen zum Thema Bücher, bestimmte Bücher, bestimmte Situationen,

 

 

 

L

((seufzt)) (--) also so 'n Gedanke fällt mir jetzt grad ein dass ich eigentlich immer äh gedacht hab, un des isch jetzt natürlich noch viel verstärkter, dass ich immer gedacht hab ich hab viel zu wenig Zeit zum Lesen ich möchte viel mehr Zeit haben um zu lesen

40

I

obwohl Sie eigentlich immer viel gelesen haben,

 

L

ja eben

 

 

I

(-) hat's denn heute, jetzt, abgesehen davon dass Sie jetzt natürlich 'ne Ausbildung machen und zwangsläufig lesen müssen ja? ähm wie würden Sie sagen was für 'ne Bedeutung hat des heute für Sie des Lesen

1

(S.13)

 

5

L

(--) des spielt einfach 'ne große Rolle, Bücher un Lesen, in D. in der Bücherei wo ich als mit den Kindern hinging da hing mal so 'n Plakat äh lieber barfuß als ohne Buch un da hab ich ge- als ich des des erschte Mal gesehn hab hab ich gedacht ja genau, des trifft's genau also lieber- lieber kauf ich mir 'n neues Buch un un- verzicht dafür auf- auf was Neues zum Anziehen

 

I

mhm (-)'s gibt auch so 'n Spruch der heißt wer ist schon buchlos glücklich

 

 

L

((lacht)) genau ((lacht)) nee also 's isch schon so dass ich- also wenn ich- wenn ich übriges Geld hab dann investier ich des in Bücher nit in irgendwelche anderen Dinge

10

I

(-) also wenn Sie jetzt so- nicht's is wo Sie so sagen, des möchte ich noch sagen oder fällt mir ein dann

 

L

also mhm 's isch jetzt nit- nix was mir jetzt grad noch auf der Zunge läge was ich jetzt noch dringend sagen wollt

15

I

vielleicht fällt Ihnen ja noch nachher noch was ein 's is oft so dass Gedanken angeregt werden

 

L

mhm genau

 

I

halten Sie's ruhig fest dann können wir 's nächste Mal auch noch drüber reden ja

2.5.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wieviele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

x zwischen 100 und 500

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus? (Mehrfachnennungen möglich)

x Kinder- u. Jugendbuch x viele

x Sachbuch x wenige

x Nachschlagewerk/Lexikon x wenige

x Kunst- und Bildband x wenige

x Kriminalroman x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

x Lyrik x wenige

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: x nein

Vater: x ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Roman (Belletristik)

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die sie gelesen haben, geredet?

Vater: x manchmal

Mutter: x nie

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in ihrem Elternhaus einschätzen?

x Lesen spielte nur in bestimmten Zeiten z.B. Urlaub/Wochenende eine Rolle

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: x nie Vater: x manchmal

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: x machchmal Vater: x nie

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

beim Ins-Bett-Gehen

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

x regelmäßig

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

sobald ich halbwegs lesen konnte

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

x Ich war zu der Zeit eine richtige Leseratte

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen Sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

die ganze Kindheit und Jugendzeit über

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals Ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

Titel: Autor:

Pipi Langstrumpf Astrid Lindgren

Der Trotzkopf

Karl-May-Bücher

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

x Meine Eltern haben Sie gekauft.

x Ich habe Sie mir alleine aus der Bibliothek geliehen.

x Ich habe Sie mir von FreundInnen geliehen.

x Ich habe Sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

x manchmal

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

x manchmal

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

x Deutsch war( eines) mein(er) Lieblingsfach(/fächer)

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wieviele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

x über 1000

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

x Kinder- und Jugendbuch x viele

x Sachbuch x viele

x Nachschlagewerk/Lexikon x viele

x Ratgeberliteratur x viele

x Kunst- und Bildband x viele

x Kriminalroman x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

0 Lyrik x wenige

0 Drama/ Theaterstück x wenige

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Romane, Biographien, Reiseberichte

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x kaufe sie im Buchladen x häufig

x bestelle sie über Prospekte x selten

x leihe sie in der Bibliothek x selten

x lasse sie mir schenken x häufig

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

x ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

x weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

x weil ich daraus etwas lernen möchte

x weil ich Spaß an Sprache habe

x weil sie mich in eine andere Welt entführen (Neugier)

x weil ich damit etwas für meine Allgemeinbildung tue

x weil ich von Berufs wegen Romane kennen muss

Þ Wie viele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca. 2 bis 20 Stunden/Woche (das ist sehr unterschiedlich (abhängig von meiner Zeit und meinem Wohlbefinden)

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

x gemischt?

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

persönliche Erfahrungen von Menschen; Lebensbewältigung; fremde Länder und Kulturen

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

Kleist und Dürrenmatt (ihrer schönen Sprache wegen)

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Presse

x Verlagsprogramme

x Fernsehsendungen

x Klappentext beim 'Schmökern'

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

x ja

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

x regelmäßig

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

x nein

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

x regelmäßig

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise....

x abends

x tagsüber, wenn ich gerade Zeit habe

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

x gelegentlich

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

x gelegentlich

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

x nein

Þ Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

x gelegentlich

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

x gelegentlich

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x gelegentlich

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

1. Gottfried Keller

2. Johann Wolfgang Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gorden

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márques

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhof

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

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Tod i.Venedig/Mario d. Zauberer

Demian;Siddh.; Unt. Rad; Tessin

verl. Ehre d. K. Blum; Gr.bild m. Dame/

Stiller

 

 

 

 

Blechtrommel

schöne Frau Seidenmann

 

 

 

 

Salz auf meiner Haut

 

 

 

Morgen in der Schlacht

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

Heinrich Mann

Th. Mann

H. Hesse

Siegfried Lenz

M. Frisch

Isabelle Allende

F. Dürrenmatt

G. G. Marquez

Süßkind

Nadolny

Noteboom

Margriet de Moor

Euripides/Chr. Wolf

Susanna Tamaro

Noah Gordon?

P. Hoeg

 

 

 

 

 

 

 

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B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Lesen von Rezension/Buchbesprechung

x Information/ Empfehlung durch Buchhändler

x Hinweis in literarischer Sendung im Fernsehen

x Gestaltung des Covers

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

x nein

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

den Inhalt im Groben

Þ Woher haben Sie diese Informationen?

literarisches Quartett; Klappentext; kurz reingeschaut

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

Keine

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: x weiblich

Alter: 36 Jahre

Familienstand: x getrennt lebend

Schulabschluss: x Mittlere Reife

Ausbildungsstand: x abgeschlossene Lehre

Berufliche Stellung: x Selbständige(r) im kleineren Betrieb bis 2/98

x Auszubildende(r) seit 2/98

Haushalts-Nettoeinkommen: x DM 1500.- bis DM 2000.-

 

2.5.3 Interview zum Leseprozess

2.5.3.1 Freies Erzählen

1

(S.1)

 

5

I

so also als Erstes geht's mir einfach mal drum dass Sie jetzt wenn Sie jetzt noch mal an des Buch denken ähm was Ihnen da alles noch so einfällt ob da bestimmte Szenen in Erinnerung geblieben sind ob da Bilder gekommen sind ob- wenn Sie jetzt irgendwie noch mal dran denken an dieses Buch was ist da hängengeblieben so bei Ihnen

 

L

mhm also nit unbedingt inhaltlich sondern

 

 

10

I

nee insges- also einfach mal so drauflos erzähln so was für Sie hängengeblieben is ob's- ob's irgendwelche Stellen gab die für Sie besonders warn ob da irgendwelche Bilder Assoziationen oder so kamen oder was einfach so durch diese Buch- wenn Sie jetzt noch mal im Gesamt dran denken, was da so geblieben is.

 

 

 

15

 

L

mhm also was mer da zu allererscht einfällt isch einfach die Sprache diese- diese ewig langen Sätze da hatt ich 'ne Weile gebraucht bis ich mich da reingefunden hatte, un dann, als ich mich da dran gewöhnt hatte dann- dann- äh ja dann kam ich kaum noch davon los also ich hab zwar extrem wenig Zeit gehabt zum Lesen un oft auch nur so kurz so 'ne halbe Stunde oder 'ne Stunde gelesen un 's war jedesmal schrecklich wenn ich aufhörn musste, also am Anfang hab ich gedacht oje was isch des für 'n Stil un dann nachher hat's mir total gut gefalln die Art wie er schreibt

 

I

mhm des- Sie ham auch noch nichts von ihm gelesen *gehabt*

20

L

*nee* nee nee ja, un von- was mir sonscht noch auffiel dass ich unheimlich oft äh angehalten hab, weil mir irgendwie was einfiel so aus meinem Leben

 

I

mhm wissen Sie noch bei was für Stellen des war? falln Ihnen da noch einige an- ein?

 

25

L

(---) eigentlich von Anfang bis Schluss immer wieder (-) was war- was war jetzt so 'ne Herausragende dann (10 Sek.) nee kann ich jetzt nit sagen eigentlich so des ganze Buch durch, immer wieder

 

I

also so allgemeine Gedanken die dann- die Sie- Sie dann so übernommen haben und auf sich übertragen haben oder auf Ihr Leben

 

30

 

 

 

35

L

mhm genau, ja eine Stelle vielleicht da als- als da dieses Essen war also er für den- für den Vater da gear- oder nit für den Vater- als er diese Rede für den König da schrieb und im dem Büro von dem Vater da war, war er doch einmal bei dem Mittagessen dabei, da war's jetzt als der- der Schwiegersohn da geredet hat dass er- (--) ja wo er ein- wo einfach so klar wurde die zwei die können nicht miteinander und der- der Alte hat ihm immer diese Schuld zugeschoben und als der Schwiegersohn sich da einfach so 'n bisschen verteidigt kurz dass es ihm egal isch ob der Andere ihm glaubt oder nich, er weiß was er gemacht hat des war- des war so eine Stelle

 

I

und was kam denn da für Gedanken?

 

40

 

 

1

(S. 2)

 

5

L

ja einfach so Parallele zu mir ((lacht)) und meinem Schwiegervater ((lacht)) un überhaupt ja so einfach so ja Gedanken was isch- was isch Wahrheit? oder wie wichtig isch es was andere Leute über einen denken oder ob die jetzt des glauben oder- oder wie- bis zu welchem Punkt muss man sich rechtfertigen vor anderen, was ändert des dann (--) des ja- so sin die Gedanken die mir da kamen (10 Sek.) oder auch die Stelle, als er da nit wusste ob diese Victoria seine Frau isch oder nit, da des war auch so 'ne Stelle wo ich mir halt überlegt hab ja kann des überhaupt sein dass man 'n Menschen mit dem ma zusammengelebt hat nit wiedererkennt also selbscht wenn er jetzt 'ne andre Frisur hat oder sich völlig anderscht kleidet oder- oder 'n andern Namen nennt, kann des sein dass ma den nit wiedererkennt nach so a relativ kurzer Zeit da warn ja keine 30 Jahre dazwischen

 

I

ja und 's war vor allem seine Frau

 

 

10

L

eben eben da nit irgend jemand den er mal, was weiß ich wo getroffen hat aber mit dem er Jahre zusammen in die Schule ging 's war ja eben seine Frau da hatt er ja jetz schon 'ne intensive Beziehung des hat mich schon irgendwie beschäftigt ob des überhaupt möglich isch so was

 

I

ham Se 'ne Antwort gefunden

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

L

nee, oder was heißt ich kann mir's eigentlich nicht- nit vorstellen dass ma jemand nit wiedererkennt also seine Frau nit wiedererkennt obwohl se- obwohl se eben en anderes Erscheinungsbild jetzt hat (-) un auch umgekehrt wenn sie's gewesen wäre hätt sie ihn ja auf jeden Fall auch wiedererkennen müssen (----) ja un was mich auch beschäftigt hat war so seine- seine Tatenlosigkeit als er bei dieser Marta war als es ihr so schlecht ging und sie da eben im Sterben lag dass er da so- ja ((lacht)) den Fernseher eingeschaltet hat un- also irgendwie hab ich gedacht also des gibt's- des gibt's ja nich diese- diese- diese Gleichgültigkeit dann (-) natürlich war sie 'n fascht fremder Mensch aber immerhin hat er sich mir ihr getroffen un wollte vielleicht auch mit ihr schlafen un- un dann passiert so was und und da liegt der nebendran un schaltet den Fernseher ein, er is zwar dann rücksichtsvoll un mac ht den Ton weg um sie net zu störn aber aber trotzdem (-) find ich schon beeindruckend ((lacht))

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

I

(---) ja vielleicht auch so- also er hat ja schon 'ne eigene Sprache, ich sag Ihnen jetzt vielleicht mal nur so 'n Beispiel ähm also auch- ich- ich weiß zum Beispiel mir ging's so dass einfach bei bestimmten Stellen richtig so Bilder kamen also zum Beispiel bei der Beerdigungsszene als er da beschreibt wie er an diesem Grabstein steht und auf einmal dieser Mensch den er nich kennt, ähm also von 1914 und dieser Grabspruch und der bekommt auf einmal 'ne Bedeutung für ihn ich hab da so 'n Bild gehabt da kam- des kam mir- also des hat ma ja häufig so bei Krimis ja bei Derrick oder bei was weiß ich wenn Beerdigung is dass dann irgendwo im Hintergrund einer steht, und ich hab so wirklich gemerkt wie ich da so 'n Bild kriege von irgend so 'nem Menschen der mit hochgeschlagenem Kragen, was so sehr wach wurde und es ging bei manchen andern Szenen auch ich weiß, nich ähm also Leute- manche die kriegen eh er n Gefühl andere sehn Bilder oder so is da irgendwas oder auch inhaltlich wo Sie sagen würden da warn Szenen oder Sachen die mich einfach also die- kann ich mich noch dran erinnern?

40

 

 

 

1

(S.3)

 

5

 

 

 

I

also bei mir war's beides sowohl Bilder als auch Gefühle obwohl wenn ich jetzt so- so drüber nachdenk, hat er ja nit so die Szenen so beschrieben dass ma da sich des irgendwie so genau des vorstellen konnte bildlich also des kam irgendwie so von selbscht dann (-) äh ja als er da hinter der Schweschter herging und da- un da äh so vor dem Laden auf und ab flaniert isch un dann mit seinen nassen Schuhn da in sämtliche Pfütze trampelt ((lacht)) oder auch als er wieder zum Haus zurückgeht am nägschten Tag war des als er sich- als er da vor'm Haus stand und gewartet hat mit dem Taxi un als dann diese Frau wieder rauskam und oben an dem Zimmer- an dem Fenschter hat sich jemand ausgezogen hab ich auch ganz deutlich so des vor mir gesehn (-) oder auch bei dem- bei der Szene auf der Rennbahn da, dieses mit der Anita und ihrer Freundin ((lacht)) mit diesem schrecklichen Hut (-) eigentlich hat er's ja immer n ur so ganz kurz beschrieben also so, ja mit also des- manchmal (-) eigentlich stört mich des eher wenn 'n Autor dann so so langatmig bis ins kleinschte Detail alles beschreibt wie des aussieht, des macht er ja gar nit und trotzdem isch dann dieses Bild immer so klar vor Augen

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I

falln ihn noch andere Bilder ein?

 

L

des Arbeitszimmer von dem Vater da

 

I

mhm (-) was ham Sie da gesehn?

 

15

 

 

L

ha so große dunkle Höhle so 'n Raum so wie hier (---) ja ((lacht)) oder auch die Beerdigung auch wie die dann nachher alle von dem Grab weggehn un dann hinter den Zweigen hergehn dieses Gespräch da mitgehört hat (----) oder der Junge mit seinen Flugzeugen im Zimmer oder wie er da auch da vor dem Fernseher saß und einfach nit einschlafen wollte (-) ja eigentlich waren da ständig diese Bilder (-) so nebenbei die war'n ständig da

20

I

grad bei dem Jungen jetzt war des auch so 'n Bild was durch'n Kind von Ihnen gefüllt wurde oder auch eher so 'n fremdes Bild dann

 

 

L

nee schon eher, also also jetz nit also nit- nee gesichtslos isch nit richtig aber aber jetzt nit so dass ich da so 'n- so 'n feschtes Gesicht vor Augen gehabt hätte oder die Szene als solches

25

I

mhm (----) und von der Handlung her einzelne Episoden oder so die- ich also man- man behält ja nie alles ne

 

L

mhm (-) was ich jetzt noch weiß oder was mir wichtig is

 

I

ja was ihn so äh was ihn einfach so spontan noch in Erinnerung is von dem Buch

 

30

 

 

 

L

ja des war einmal diese Szene als diese Marta gestorben isch (-) un dann noch äh genau des hat mich auch noch beeindruckt äh als ähm ihr Mann zum Schluss dann ihm erzählt hat von London was da passiert isch an diesem einen Tag als er nit wusste dass seine Frau tot isch (-) ja mit welcher Kaltblütigkeit er des erzählt hat wie diese Eva da aus 'm Bus wie er sie erscht umbringen wollte oder gewürgt hat und wie sie dann vor nachher des Taxi rannte ähm ja er isch einfach weitergefahrn so als ob des- als ob ihn des gar nit berührn würde

35

I

was hat des in Ihnen ausgelöst

 

 

 

40

 

 

 

1

L

ich hab des schrecklich gefunden (--) weil er hatte ja 'n Verhältnis mit ihr des war ja wohl auch über längere Zeit wenn ich des richtig in Erinnerung hab, un ja die Frau war so- so unwichtig ja er wollte nicht mehr mit ihr un dann- also irgendwie kam des bei mir so an dass ihn des überhaupt nit berührt hat dass die da zu Tode kam also nur in dem Sinn dann halt weil er gedacht hat ja wenn er gewusst hätte dass seine Frau auch- also schon tot isch dann- dann wär des nit passiert dann hätte er sich quasi mit ihr begnügt so irgendwie dann hätte- hätte sie 'ne Mutter für seinen Jungen sein können, aber nit dass sie ihm jetzt- um sie als Mensch irgendwie leid getan hätte aber so hab ich's einfach empfunden als ich's gelesen hab

(S.4)

 

5

I

(15 Sek.) wenn jetzt 'ne Freundin Sie ansprechen würde so was hast 'n grad gelesen und Sie würden sagen ich hab des gelesen und sie so ach erzähl mal was is 'n des für 'n Buch um was geht's da un so was würden Sie ihr dann- wie würden Sie- was würden Sie ihr da erzähln

 

L

((seufzt)) mhm, was würd ich da erzähln, ich glaub zuerscht würd ich von der Sprache erzähln von diesen ewig langen Sätzen ((lacht)) (--) un dann (---) schwierig

 

I

um was es da eigentlich geht oder

10

 

 

 

15

 

 

 

L

mhm (----) ja so eigentlich geht's um 'nen Mann und (-) der isch mit 'ner Frau zusammen die er nur flüchtig kennt und die stirbt dabei und er- er weiß eigentlich nit wie er mit dieser Situation umgehen soll und wird dann recht panisch eigentlich also dieses chaotische Essen was er da richtet für den Jungen, un (-) ja un irgendwie hat er so 'n Gefühl von Schuld denk ich in sich un- un- un isch- des will er irgendwie erleichtern indem er sich dann zu erkennen gibt, also dieses Versteckspiel des macht ihm ja zu schaffen (-) um was geht's ja- was isch Wahrheit oder wie (----) ich weiß gar nit so richtig was ich erzähln würde (-) ich glaub ich würd sagen ich hab- des Buch hat mir total gut gefalln des musch lesen ((lacht)) (---) ja irgendwie geht's um Wahrheit und Wirklichkeit und Schuld oder Verantwortung so diese Themen

20

I

mhm (--) un des sin Themen die auch Sie dann angesprochen haben?

 

L

ja, mhm

 

 

25

 

 

I

(---) un noch so- ja einfach noch- manchmal am Anfang erst mal sind die Fragen fremd aber jetzt so sind Sie ja schon 'ne Weile bei dem Buch, kommen da noch- von wegen Sie ham ja jetzt schon 'ne ganze Menge Szenen erwähnt also die Victoria un diese Frage weiß man des ne und die London-Szene, am Anfang mit der Marta, des Essen mit der Familie, das Zimmer des Vaters ähm dieses Bild bei der Beerdigung wie die gehen, noch- sind da jetzt noch andere- kommen da jetzt noch mehr Bilder? oder Szenen die so wach werden?

30

L

(14 Sek.) dieses eine kommt jetzt grad so wie er da in seine ehemalige Wohnung reingeschlichen isch un dann da in der Schlafzimmertür stand als dieser- dieser Blitz da kam un seine- seine Frau da hochgeschreckt isch

 

I

konnten Se sich des vorstelln?

 

35

 

 

 

40

L

also ich hab mal Ähnliches erlebt als Kind, da hat's auch nachts gewittert und da kam meine Oma zu mir ins Zimmer weil se gucken wollte ob ich vielleicht wach geworden bin un Angscht hab und sie stand dann da am Bett un dann kam auch so 'n Wahnsinnsblitz des hat dann so geknallt und irgendwann bin ich dann auch aufgewacht und hab die Oma vor meinem Bett gesehn und bin so- so zu Tode erschrocken, ich hab irgendwo war mir klar des isch meine Oma und trotzdem bin ich so erschrocken da ja des- des kam mir dann auch sofort also ich konnt mir den Schreck gut vorstelln

 

 

I

mhm (--) konnten Sie sich denn seine Hilflosigkeit so oder diese Panik die er da- also jetzt auf der einen Seite der wusste gar nich was er tun soll oder der war so träge in der- in dieser Situation konnten Sie sich des vorstelln?

1

L

ja, konnt ich mir schon vorstelln weil des war ja 'ne Situation mit der keiner gerechnet hat

(S.5)

I

mhm (-) ham Se sich auch so überlegt wenn- was Sie machen würden wenn Sie in so 'ne Situation gekommen wärn oder kam des nich,

5

 

 

 

10

 

L

also hinterher hab ich's mir überlegt, aber während des Lesens nit hab dann nur gelesen un gelesen ((lacht)) ja un dann hab ich mir überlegt ich glaub ich würd trotz allem den Notarzt anrufen, (-) aber ja aber doch- also irgendwann war des ihm ja wohl schon klar dass sie dass sie im Sterben liegt, un trotzdem hat er nix- hat er nix unternomm wie gelähmt irgendwie (10 Sek.) des ging ja in diesem Buch auch immer wieder um die Frage äh wie des isch wenn- wenn dir etwas passiert un die Leute die- die denjenigen dem es passiert nahestehen die wissen des nit. (-) des war ja irgenwie so, ja- ja so 'ne Qual für ihn oder vielleicht nur für 'n Autor des kam ja immer wieder (---) ja was ändert sich wenn was passiert un es isch zwar passiert es isch 'ne Tatsache aber jemand der 's wissen sollte der weiß es nit

 

I

mhm (--) ham sich die Frage auch gestellt?

15

 

 

 

20

L

(---) nee nit so direkt (--) aber 's geht mer schon auch so wenn ich- wenn irgendwas passiert was irgendwie besonders schlimm oder besonders schön isch dann hab ich schon auch 's Bedürfnis des Leuten die mir nahestehn mitzuteilen also demnach konnt ich des auch nachvollziehn, aber 's fiel mir auf dass des äh also ich find's kam ziemlich oft (-) vor dass des irgendwie unerträglich isch, der Zustand

 

 

 

25

I

für ihn auf jeden Fall mhm (---) Sie ham ja- also dieses Buch is ja- 's schon sehr in abgegrenzten Kapiteln oder sehr in einzelne Szenen auch untergliedert 'ne un Sie ham jetzt eigentlich so von jeder Szene was erzählt also die einzelnen Teile die passen so in unterschiedliche Szenen und eine Szene die ham Sie überhaupt nich gewähnt- erwähnt des is die beim König

 

I

mhm ((lacht))

 

L

hat des 'n Grund warum Sie die nich erwähnt ham?

 

30

 

 

 

35

I

nee eigentlich nit, nee mhm also da fällt mer ((lacht)) zuerscht mal die Laufmasche von dieser Anita ein ((lacht)) un dann (-) ja diese Zweifel von diesem König der doch eigentlich so erhaben dastehen sollte un- der halt auch so 'n ganz normaler Mensch isch mit all seinen Zweifeln wie andere auch, (-) un ja da auch Angscht hat dass er nit so rühmlich in die Geschichte eingeht, weil er nix- nix Auffälliges tut, un der gern- der sich gern mitteilen möchte ja aber ja 's geht einfach nit diese- diese lahmen Reden die er da immer halten muss, da fühlt er sich ja überhaupt nich wohl damit (----) nee ich hab se nit extra ausgelassen die Szene

 

I

(--) fällt Ihnen sonst noch was ein so? also jetzt so zu dem Buch ganz- im Ganzen? (-) so im Rückblick auf des ganze Buch

 

L

also mir fällt jetzt grad auf dass mir schwer fällt oder- richtig schwer fallen würde wenn ich da jetzt so 'ne Inhaltsangabe machen müsste

40

I

mhm (-) und was würd's Ihnen so schwer machen?

 

 

L

hm (---) ja vielleicht die Geschichte als solches weil 's nit so- nit so chronologisch ablief, (10 Sek.) ja un weil 's mir auch gar nit so wichtig so 'ne- so 'ne chronologische Geschichte zu haben mit Anfang un Schluss

1

I

war Ihnen nich so wichtig? mhm dass so- dass Sie sich mehr so auf den Moment einlassen konnten

(S.6)

L

mhm. mhm.

 

I

ja des fehlt so der Handlungsstrang fehlt //

5

 

 

L

ja des isch- des isch wieder gar nit so drin, 's fängt ja da irgendwo an ((seufzt)) eigentlich hat's ja auch kein richtiges Ende dieses Buch wo ma denkt so jetz isch die Handlung- die Geschichte abgeschlossen, (---) aber ich empfind es auch nit als störend also ich hab net 's Gefühl gehabt als ich fertig war 's isch unfertig (( Türe wird geöffnet, Frauenstimme: Ach seid ihr noch länger hier, I: Ja))

 

I

jetzt warn wa bei der Handlung ne?

10

L

beim Schluss *genau*

 

I

*beim Schluss * dass der relativ offen is ne?

 

L

ja

 

I

's is vieles offen in dem Buch eigentlich ne

15

L

also ich denk's war total viel Raum wirklich zum Anhalten un- un- un (-) Nachdenken oder Gedanken kommen lassen

 

I

mhm (--) kommen Ihnen noch Gedanken die Ihnen beim Lesen gekommen sind?

 

 

L

hm (20 Sek.) ja des mit der Schuld und Verantwortung des kam irgendwie öfters (--) wie weit man verantwortlich isch für sein Handeln oder Nicht-Handeln, für das was andern passiert,

20

I

(--) sind Ihnen da so konkrete Sachen gekommen zu? oder war des eher so 'n generelles Thema?

 

L

des war mehr so- ja so generell- so mehr so abschtrakt, jetzt kein speziell //

2.5.3.2 Befragte Textstellen

1

(S.1)

 

5

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

I

gut dann würd ich sagen wenn Ihnen jetzt so frei nichts mehr kommt dann würd ich mal 'n Blick ins Buch werfen ((Papierrascheln)) und des is jetz so, also ich les Ihnen jetz diese Stellen die Sie angestrichen haben, mal vor und Sie hörn sich des noch mal an und gucken mal ob Ihnen noch kommt was Ihnen da beim Lesen gekommen is un warum Sie die angestrichen haben ja? oder auch wenn Ihnen jetzt was noch kommt was Ihnen beim Lesen nich gekommen is ja einfach erst mal nur zuhörn un dann ähm- äh ja und dann ähm mal gucken ob Sie noch wissen warum Sie's angestrichen haben ja? des is auf der seite zwanzig des is noch sehr am Anfang und ähm (-) also da beschäftigt er sich gerade damit dass der Kleine nich ins Bett gehen will, dass aber so in Gedanken- dass er da eben so bei dem Essen der hat wohl gerochen dass da was nich in Ordnung is ne? und jetzt streichen Sie an Das Zutaget reten von Angst bringt den, der angst macht oder dazu imstande ist, auf bestimmte Gedanken, Vorbeugung gegen das, was noch nicht geschehen ist, ruft das Ereignis auf den Plan, Verdacht entscheidet über das, was noch nicht feststand, und setzt es in Gang, bange Vorahnung und Erwartung zwingen dazu, die Hohlräume auszufüllen, die sie entstehen lassen und vertiefen, etwas muss geschehen, wenn wir wollen, dass sich die Angst verflüchtigt, und das beste ist es, dafür zu sorgen, dass sie sich erfüllt.

1

(S.2)

 

5

 

L

mhm (-)ja des isch so 'n- so 'n Punkt der mich schon lang beschäftigt diese- diese Vorahnungen die man da hat- hab ich mir schon oft überlegt, isch des wirklich 'ne Vorahnung dass ma weiß was auf einen- was da passieren wird oder isch des einfach so 'n Gedanke und weil mer den Gedanken hatte verhält ma sich dann unbewusst so dass des tatsächlich auch so eintritt. deshalb hab ich des angestrichen und ich hab auch noch bisher keine Antwort gefunden ob sich des jetz so rum oder so rum verhält

 

I

kennen Sie des von sich?

10

 

L

mhm (-) dass ich manchmal denk des hab ich je- hab ich des jetzt vorausgeahnt oder oder oder hab ich da einfach nur an diese Möglichkeit gedacht dass des so sein könnte un- un dann noch hat sich des tatsächlich so entwickelt weil ich darauf zugelebt hab oder zugearbeitet unbewusst

 

15

I

kam des auch so beim Lesen so 'n bisschen das 's also so in Situationen in denen Ihnen des schon passiert is oder wo Se sich so gefragt ham wie war des da oder war des eher so generell?

 

L

des war eher so generell.

 

I

mhm (-) un jetzt als Sie 's noch mal gehört ham war des Ihnen eher fremd oder oder is Ihnen so ganz klar geworden warum Sie des angestrichen haben oder

 

L

's war mir sofort klar warum ja

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.3)

 

5

I

mhm gut. ähm (--) n bisschen weiter vor- hinten des is jetzt schon im zweiten Kapitel also da wo sie dann auch wirklich stirbt ähm (----) er is noch in der Wohnung drin. ne und ähm (--) Sie ham 'n Teilsatz angestrichen ich denk ich les mal den ganzen Satz des is'n ziemlich langer und ähm sag Ihnen dann, wann Sie was Sie untergestr- unterstrichen ham es ist nicht nur so des auf der Seite 43 Es ist nicht nur so, dass in einem Augenblick die winzigkleine Geschichte der Gegenstände entschwindet, sondern auch alles, was ich kenne gelernt habe- und auch meine Erinnerung und was ich gesehen habe den Doppeldeckerbus und die Karren der Lumpensammler und das Zigeunermädchen und die tausenderlei Dinge, die vor meinen Augen vorbeigezogen sind und die niemanden etwas bedeuten - meine Erinnerungen, die genau wie so viele meine Habseligkeiten allein mir nützen und nutzlos werden, wenn ich sterbe, es entschwindet n icht nur der, der ich bin, sondern auch der, der ich gewesen bin, nicht nur ich, die arme Marta, sondern mein ganzes Gedächtnis, ein nicht kontinuierliches und immer unvollständiges und veränderliches Gewebe mit einem Muster in Form von lauter Siebenern, und zugleich mit so viel Geduld und äußerster Sorgfalt gefertigt, schillernd und wandelbar wie eine- meine changierende Röcke und empfindlich wie meine Seidenblusen, die so leicht zerreißen, schon seit langem zieh ich diese Röcke nicht mehr an, ich habe sie satt und es ist seltsam, dass all dies nur ein Augenblick ist, warum dieser Augenblick und nicht ein anderer, auch nicht der davor und der danach, warum dieser Tag, dieser Monat, diese Woche, ein Dienstag im Januar oder ein Sonntag im September, leidige Monate und Tage, die man sich nicht aussucht, und jetzt unterstreichen Sie was bestimmt darüber, dass stehenbleibt was in Bewegung war, ohne dass der Wille sich einschaltet, od er womöglich doch, womöglich schaltet er sich ein, indem er sich auf eine Seite schlägt, womöglich ist es der Wille, der unversehens erschlafft und uns durch seine Hö- durch seine Rückzug den Tod bringt, nicht mehr wollen und auch nicht mehr wollen, nicht einmal gesund werden, nicht einmal die Krankheit und den Schmerz loswerden, bei denen man Zuflucht findet, wenn alles andere fehlt,

 

 

10

L

ja des sin so diese- diese Gedanken über 'n Tod ja genau des nicht- nichts mehr oder nicht- nichts mehr wollen wollen un dann- dann hört des Leben auf un der- un der Wille- un der Wille erlischt diesen Gedanken hab ich dann als ich's gelesen hab

 

I

mhm war'n des neue Gedanken?

 

 

15

L

nee (-) nee die Gedanken die beschäftigen mich schon 'n paar Jahre als- als 'ne Tante von mir gestorben isch kurz nachdem ihr Mann gestorben war nach dem sie ihr ganzes Leben ausgerichtet hatte da 's also da hab ich mir des so überlegt ob des- ob des so isch dass ma dann sterben kann wenn man nicht mehr leben will des kam mir so wie ich des gelesen hab

 

I

mhm mhm an diese Situation mussten Sie denken dann mhm

 

L

ja (--)

20

 

 

 

25

 

I

auf der Seite 76 is auch wieder- ich les jetz den Satz vor ne und sag dann wo Sie angestrichen haben 's is immer noch dieses Kapitel wo also- er is noch immer in der Wohnung von der Marta Über kaum etwas gibt es Aufzeichnungen, flüchtige Gedanken und Bewegungen, Pläne und Wünsche, geheime Zweifel, Träumereien, Grausamkeit und Kränkung, und jetzt unterstreichen Sie gesagte und gehörte und später geleugnete oder mißverstandene oder verdrehte Worte, Versprechen, die gegeben und nicht ernst genommen werden, nicht einmal von denen, denen sie gegeben wurden, alles gerät in Vergessenheit

 

30

L

(--) //// eigentlich geht's ja in diesem Buch auch einfach so um die- um die Vergänglichkeit so um Leben un Tod un- un ja wie schnell oder wie anderscht könnte was sein wegen irgendner Kleinigkeit die- die passiert oder nit passiert un auf einmal würd des alles 'n völlig andern Lauf nehmen

 

I

mhm des sin aber jetz so Gedanken die eher jetz kommen

 

L

's kommt jetzt grad ja ich

 

I

beim Lesen wissen Se 's nich mehr

35

L

nee des weiß ich nich mehr aber des- des war's glaub ich nit weil des kommt mer jetzt grad so- so

 

 

I

mhm 'n paar Zeilen weiter unten streichen Sie noch an ähm was auch immer in der Zeit geschieht, was begeistert oder schmerzt macht sich nur einen kurzen Augenblick bemerkbar, danach verliert es sich

40

L

ja des isch dann schon wahrscheinlich beim Lesen auch schon /// gelesen mit der Vergänglichkeit wie schnell alles vorbei oder anderscht sein kann

 

I

wissen Se noch wie 's Ihnen da ging als Sie 's so gelesen ham 's is ja was sehr Nüchternes auch ne

 

L

mhm mhm ///

1

(S.4)

I

mir kommt also des gehört noch zu dem gleichen Komplex weiter unten noch 'n Halbsatz den Sie auch unterstrichen haben und so streben wir beide langsam unserer Auflösung entgegen.

5

L

ja des isch halt doch einfach die Vergänglichkeit so die Frage nach dem Sinn unseres Lebens wo man sich ja so abstrampelt was weiß ich wieviel Jahrzehnt- Jahrzehnte und irgendwann liegt man dann im Grab und 's isch alles zu Ende

 

 

10

 

I

mhm mal weiter. des is auf der Seite 107 's hat bei den- ich glaub des is des Familienessen da unterstreichen Sie da kann man eigentlich auch mal ruhig den ganzen Satz nehmen 's geht um auch im Zusammenhang mit dem Vater und ähm da unterschreiben Sie- unterstreichen Sie Ausprägungen und Wirkungen brauchen länger, bis sie verschwunden und in Vergessenheit geraten sind, als Ursachen und Inhalte.

 

L

(----) des weiß ich auch nicht mehr ((lacht)) warum ich des unterstrichen hab

 

I

und wenn Sie 's jetzt hörn ich kann's Ihnen gern noch mal vorlesen

15

 

L

jetzt ja da denk ich dass ma oft so eigentlich den Grund oder die Ursache gar nicht mehr so richtig weiß dass die ja- wirklich so die Wirkungen oder die Folgen ja vielmehr Raum einnehmen einfach da

 

20

I

mhm (--) auf der Seite 174 da is 'n Satz unterstrichen Am unerträglichsten ist es, dass jemand zu einem Stück Vergangenheit wird, der für einen die Zukunft verkörpert hat.

 

 

 

L

ja, ich glaub da ging's um den Vater weil die Tochter gestorben isch da hab ich einfach an meine eigenen Kinder gedacht wie des wäre also da kam mir so diese Verbindung die Kinder verkörpern ja irgendwo die Zukunft un wenn man wenn 'n Kind stirbt un dann dass des ja eigentlich unerträglich isch so was

25

 

 

 

30

I

mhm ((Rascheln, Räumen)) //////// ((jetzt würd ich sagen nehmen wa noch zwei)) auf der Seite 210 (---) ich glaub da brauch ma auch nich so den Zusammenhang ähm (-) was in dem Augenblick, in dem es geschieht weder ordinär noch erhaben weder komisch noch traurig ist, kann traurig oder komisch oder erhaben oder ordinär sein, wenn es erzählt wird, die Welt hängt von ihren Berichterstattern ab.

 

 

L

ja da- da- da kam mir so der Gedanke wie- wie des isch wenn irgendetwas geschieht und des wird dann weitererzählt dass da ja oft was völlig anderes am Ende dabei herauskommt

 

I

mhm // da was Konkretes wo S- Sie denken des kannten Sie oder des kennen Sie

35

 

 

 

40

 

 

 

L

ja 's kamen so konkrete Dinge die ich einfach so also einfach so Gerede was so abläuft ((Unterbrechung )) also so Gerede kam mir in den Sinn also einfach so bei uns im Dorf immer hat man immer mal wieder so mitgekriegt wenn über andere Leut geredet wird schlecht wo ich denk ja da wird halt irgendwas erfunden oder anderscht dargestellt oder anderscht aufgefasst wenn 's so weitererzählt wird / und dann kam mir noch äh- mit dem wie etwas dann ordinär wird oder so da kam mir einfach so die- die Liebe in den Sinn da isch 's ja oft so dass wenn man- wenn man was sieht oder erzählt kriegt empfindet man es völlig anderscht oder oft auch lächerlich völlig anderscht jedenfalls als wenn man es selber tut oder erlebt des kam mir so wie ich 's gelesen hab

1

(S.5)

 

5

 

 

 

10

I

mhm gut also jetzt würd ich sagen noch eine Stelle und dann hörn wir damit auf jetzt müssen Se sich entscheiden zwischen den zweien (--) jetzt nehm wir mal von hinten auf der Seite 324 erzählen ist dasselbe wie überzeugen oder sich ((Türöffnen)) jetzt mach ich echt gleich'n Zettel dran erzählen ist dasselbe wie überzeugen oder sich verständlich oder etwas sichtbar machen, und so kann alles verstanden werden, sogar das Infamste, kann alles verziehen werden, wenn es etwas zu verzeihen gibt, kann über etwas hinweggegangen oder etwas verarbeitet und so- sogar mit durchlitten werden, eben dies ist geschehen, und sobald wir erst wissen, dass es so war müssen wir damit leben, in unserm Bewusstsein und unserm Gedächtnis einen Platz dafür suchen, der uns nicht am Weiterleben hindert, weil es passiert ist und wir es wissen.

 

 

15

L

ich glaub der erschte Teil war mir da so wichtig dass ich's angekreuzt hab. ((seufzt)) ja weil- weil 's oft so viele Missverständnisse gibt zwischen den Menschen und ich- ich glaub des rührt daher dass ma halt oft nit weiß warum der Andere sich so oder so verhalten hat und wenn er erzählt - wenn er was erzählt dann wird's oft klar

 

I

mhm

 

L

ja ohne- ohne dass er jetzt extra erklären will allein durch des Erzählen wird schon oft erklärt oder verständlich oder man kriegt Verständnis für den Menschen

20

I

mhm war da was konkretes was Ihnen kam oder auch eher so abstrakt

 

L

nee da kam schon konkrete Sachen aus meiner eigenen momentanen Situation einfach

 

I

mhm

 

2.5.3.3 Aktuelle Lebensthematik

1

(S.1)

 

5

 

 

 

I

jetzt hab ich ganz zum Abschluss noch eine Frage und zwar also für mich is ja so bei dieser Untersuchung so 'ne Frage die ich mir stelle oder auch wo ich schaue kann man da was rausfinden also wir ham ja jetzt sehr viel über Lesen geredet ne? und so 'ne Frage die ich mir halt stelle inwieweit hängt des Lesen auch so mit dem Leben des Einzelnen zusammen un mit dem was ihn beschäftigt und jetzt wollt ich Sie fragen ob Sie mir noch 's gibt ja so bestimmte Phasen was weiß ich wenn man ähm fertig mit der Ausbildung ist Job sucht Familiengründung oder so des son dann so Themen ob Sie so sagen können was für Sie so im Augenblick in Ihrem Leben so relevante Lebensthemen sind oder was so- was Sie so beschäftigt

10

L

also in Bezug auf Bücher?

 

I

nee in Bezug auf sich

 

 

15

L

mhm ja kann ich sagen ähm meine Familie isch grad auseinander gekracht und so für mich isch des jetzt einfach so des Thema äh was bedeutet Beziehung Partnerschaft un dann auch merk ich jetzt im Laden wie ich immer wieder so nach Bücher greif äh wo 's einfach so zum einen um Lebensbewältigung geht oder auch so Biografien von Frauen so solche Sachen

1

I

mhm also eher in der Richtung Bewältigung? dessen was da passiert is oder auch Neuorientierung

(S.2)

L

ja (-) beides aber jetzt nit so als Sachbuch oder so- so- so

 

5

I

ne gar nich ich mein jetzt als Thema für Sie jetzt nich- jetzt nicht irgendwie in Bezug auf Bücher sondern ich mein des is ja schon 'n kritisches Ereignis auch in Ihrem Leben ne un dann denk ich gibt's ja so die Phase wo man versucht des zu bewältigen und dann auch die Phase sich wieder neu zu orientieren ne

 

L

also ich bin noch mehr mit der Bewältigung beschäftigt

 

I

mhm mhm

10

L

also schon die Neuorientierung so neben dran aber der Schwerpunkt liegt noch auf der- ja auf der Bewältigung un so zu überlegen wie kam 's so weit und was waren die letztschten Jahre un so

 

I

mhm gibt's noch andere Themen daneben oder is des- würden Sie schon sagen des Sie so Dominierende im Augenblick

 

L

im Moment isch des schon des Hauptthema

15

I

mhm gut (-) vielen Dank war 'n bissel schwierig weils doch eher 'ne persönliche Frage is ne

2.5.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L: sehr gut

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: (-) ja dieser Victor auf jeden Fall (----) un (----) der Einzige da dieser König (---) un die Luisa

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: (---) der Victor

I: Konnten Sie mit diesen Personen auch gut mitfühlen?

L: mhm

I: Gab es Personen /eine Person, die Ihnen in Ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: (---) am eheschten vielleicht dieser Bekannte für den er da geschrieben hat dieser Rui- Ruiberriz oder wie man des ausspricht (mhm der war Ihnen fremd)

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben? Können Sie diese kurz beschreiben und sagen, welche Bedeutung diese Stellen für Sie hatten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben, an was Sie dabei denken mussten?

L: ja im Grunde die Sachen wo ich angestrichen hab

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: (---) also überraschend war eigentlich nur diese Geschichte mit dieser Eva die er am Schluss erzählt hatte

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten?

Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: nee hmh

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

L: hmh

I: Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

L: am Anfang ham mich 'n bisschen diese langen Sätze gestört aber nur bis ich mich da rein gefunden hatte dann- dann fand ich 's sogar gut ja

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: ich hatte gar keine Erwartungen ((lacht)) an des Buch

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

L: ja eben die Sprache diese Sätze un dann dass es so irgend so 'n Stück zwischendrin isch so eigentlich so ohne richtigen Anfang und ohne richtiges Ende un immer so (-) ja so Episoden

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: mhm (I: wem?) wem? (--) ja Freunden oder auch im Laden

I: Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: hmh

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

ja kann ich mir vorstelln ich mach des zwar äußerscht selten 'n Buch zweimal lesen aber ich glaub des würd ich noch mal lesen ja

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: mhm also ich würd's ähm als spannend beschreiben und in 'ner- ja in 'ner- in 'ner ganz tollen Sprache ((lacht)) ja also irgendwie die Sprache gefällt mir ganz arg

B Skizzierung des Rezeptionsverlaufs

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: nee aber ziemlich lange hab ich dran gelesen weil ich wenig Zeit hatte also ich hätt- ich hätte lieber jeden Tag dran gelesen aber des ging nich

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: mhm des kam ma aber auch sehn dann an den Daten ne? mhm also 's war ziemlich äh zerstückelt einfach wie ich- wie ich lesen konnte un so ja so im letzschten Drittel dann hat's mich ganz kribbelig gemacht wenn ich keine Zeit hatte oder aufhören musste da hätt ich am liebschten so an einem Stück weitergelesen (I: mhm so ab dem- ab wann war des dann etwa wissen Sie des noch) nee also 'ne bestimmte Stelle weiß ich net des war- ich glaub des war einfach so diese- dieser Zeitpunkt wo ich mich so richtig in diese Sprache reingefunden hatte (mhm) naja des war bestimmt früher (( //)) ab der Hälfte oder so

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

L: mhm des gab's zwischendrin auch mal (mhm warum ging des nich) ich hatte einfach keine Zeit

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: hmh

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

L: mhm

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: ja

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: nicht mehr nach Lesen zumute nit nee nur dass ich halt da irgendwelche Gedanken dann hatte wo ich erscht drüber nachdenken wollte

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie "Vorfreude auf das Buch" wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: mhm also ich weiß nicht mehr jetzt irgendwelche Stellen aber wirklich so- so eben nach der Hälfte dass ich- konnt ich 's einfach kaum erwarten wenn ich wieder Zeit hatte zum Weiterlesen (I: mhm also 's war 's ging da nich um irgendwelche inhaltlichen Sachen sondern einfach die Sache an sich) genau (mhm) ja weil 's mir echt Spaß gemacht hat dieses Buch zu lesen als ich da mich an diese Sätze gewöhnt hatte

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: ja aber also nit freiwillig son- weil an sich les ich gern eins nur ausschließlich aber einfach so vom Laden her- aber eigentlich nur angelesen immer also nit (I: mhm wissen Sie noch welche des warn) des warn verschiedene des war vom wie heißt des Brombeertage vom / ((Silone)) un dann so 'n so 'ne Neuerscheinung des heißt der Junge(-) was hab ich noch gelesen? (I: wissen Sie von wem des is) so ähnlich so 'n Afrika- also 'n so 'n Südafrikaner un dann von dem Sczypiorski (-) da 'n bisschen reingelesen (I: welches?) Selbstportrait mit Frau ohne Namen (-) was hab ich denn noch- ja einfach so für'n Laden /// ((n paar Bücher)) reingelesen

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: mhm. (I: ähm und was hat der in Ihnen ausgelöst) also nix bestimmtes des mach ich immer bevor ich 'n Buch anfang zu lesen (I: eher Lust oder eher Unlust?) nee eher Luscht zum Lesen

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken?

L: mhm

I: Wenn ja, wo?

L: hmh also 's war halt immer dann wenn ich wirklich Ruhe hatte un länger als 'ne halbe Stunde lesen konnte

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewusst gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: nee des war so nebenbei eigentlich klar dass es 'n Roman isch

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: nur einmal kurz als meine Kinder dazugekommen sin als ich gelesen hab und wissen wollten was ich da lese (I: und was ham Sie- wissen Sie noch was des war wo Sie da grad warn) des war noch ziemlich zu Anfang und da hab ich eben gesagt dass da 'ne Frau gestorben isch und ja und der Mann der bei ihr war der macht sich jetzt Gedanken da drüber so

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: nee nee des war ja jetzt erscht am / ((Abend))

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: hmh also ich wüsst jetzt auch keinen der 's gelesen hat außer der Kollege im- im Buchladen

I:Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: nee

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: ja ich hab nachgeguckt was der sonscht noch geschrieben hat lacht (I: mhm also einfach mal im Katalog oder im-((mhm)) (-) gut vielen Dank)

2.5.5 Vorauserzählung

er hat ja grade erwähnt, dass er ihr nachgegangen ist und sich ihr offenbart hat – ich glaube, dass er ihr ziemlich genau (und schonungslos) erzählen wird, was sich an jenem Abend zugetragen hat

vielleicht wird er seine Geschichte (jenen Abend) mit Luisa dort weiterspielen, - erleben, wo sie – durch ihren plötzlichen Tod – mit Marta geendet hat

 

 

2.6 Datenmaterial: Herr F.

2.6.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

5

L

so weit man's lesen kann. weil es is immer en bisschen interessant die Vorgeschichte die die Leute haben äh weil's ja äh 'ne Geschichte ist die ziemlich merkwürdig is ja, äh die Frau in die er verliebt ist die stirbt dann, so hab ich's gelesen und äh es gibt vielleicht 'ne Parallele aber des ich weiß nicht ob das nur in meinem Kopf rumspinnt, ich glaub bei Heine war was Ähnliches, *wissen Sie das zufällig ?*

 

I

*kann ich nich sagen* also es ist ein sehr eigener Roman. aber ich denk, über den reden wir beim beim zweiten Mal.

10

 

 

 

15

L

ich hab da ein komisches Erlebnis gehabt. das weiß der R. auch meine Mutter ist hier im Haus gestorben. und äh nach des ist abends um zehn passiert und irgendwann nachts habe ich noch mal reingeguckt und hab ich die Tür aufgemacht, und da lag die da im Bett und dann hab ich se angeguckt Mann sieht die schön aus so schön hab ich sie noch nie, also mach schnell die Tür zu, sonst bleibscht noch hängen dran ((lacht)) ich hab's dem Pfarrer erzählt ((lacht)) und dann hab ich überlegt, holste den Fotoapparat. gar nix. ((lacht)) gleich wieder weg. weil ((lacht)) tja ich weiß nicht ich hätt vielleicht 'ne Bindung gegeben die ich nicht haben wollte. ja ((lacht)) na ja *die Geschichte*

 

I

*kann passieren ne,*

 

L

ja ja sicher.

20

I

aber das ist also das ist 'ne andere Geschichte ((lacht))

 

L

ja sicher

 

I

legen wir 's mal so hin, ((lacht))

 

25

L

ich hab das hab das nur so hinten gelesen und dann gibt's so en paar Dinger mer fängt ja immer gleich irgendwie an zu spinnen. ((lacht)) da zieht man so Fäden ((lacht))

 

 

 

30

I

also jetzt würd's mich erst mal interessieren, ähm was Lesen wenn Sie mal so Ihr gesamtes Leben noch mal angucken, so Ihre Kindheit Schulzeit Ausbildungszeit ähm was Lesen in Ihrem Leben so bedeutet hat, und was es heute für Sie bedeutet. und so also was die Kindheit betrifft so en bisschen auch ist Ihnen vorgelesen worden wissen Sie noch was wann Sie selber gelesen haben gibt's da Bücher an die Sie sich *erinnern können?*

 

 

35

L

*ja sicher* wir haben diese Bücher haben wir ((steht auf und holt Bücher)) gehabt meine Mutter hat die wieder ausgegraben. äh das sind die Kinderbücher. und es gibt natürlich dann auch den Herrn von Freiburg der das Hasenbuch geschrieben hat,

 

I

ja

 

L

das waren die Wurzelkinder und das is Hänschen im Blaubeerwald das is eine

 

I

*das kenn ich auch*

40

1

(S.2)

L

 

L

*Geschichte* die äh die äh bei uns immer sehr aktuell war, dieser kleine Kerl da mit diesen großen Sträuchern da 'ne das das lief hier immer rum und das hat meine Mutter noch gekauft für Ihre Enkel die noch nicht geboren waren leider hat's sie's nicht mehr erlebt dann.

 

I

und hat Sie des Ihnen auch vorgelesen?

5

 

L

das haben wir als Kinder gehabt, ich weiß nich ham wir selber drin gelesen oder haben sie uns auch vorgelesen draus ja ja. und vor allen Dingen aus diesem Buch weil des irgendwie Ver- äh Bekanntschaft war, äh das ist die Hasenschule nannte sich's *also*

 

I

*das kenn ich auch*

10

L

so diese Hasen drin die waren genauso äh, hatten so so komische rosa Hosen an ((lacht))

 

I

der Hasenlehrer ne?

 

 

15

L

ja ja. das hat mich wohl irgendwie ein bisschen irritiert diese rosa / ((Dingerle)) und wenn ich jetzt daran denke das erste Mal ist es wieder aufgetaucht in in 'ner Oper in Hoffmanns Erzählungen nach dem Krieg da gab's gab's son son son Ballett. da dann mach da wagten sie nicht die Frauen ganz auszuziehen oder die Balletttänzerinnen da haben sie die so rosa gekleidet und da habe ich gesagt, dass ist doch diese Hasenschule ((lacht))

 

I

((lacht))

 

L

eigenartig ja ja. ja was ich sonst gelesen habe da muss ich vorne anfangen äh

20

I

ja wie das einfach so Lesen hat das einen Stellenwert in Ihrer *Familie gehabt?*

 

 

 

25

 

 

 

30

 

L

*ja ja hat 'nen Stellenwert* gehabt. und zwar das fing natürlich im Dritten Reich an und zwar mit äh Büchern die äh sich mit äh Erlebnisfahrten äh beschäftigt haben äh auf der Spree an die Ostsee. das ist etwas was mich lange verfolgt hat was ich immer gerne mal gemacht hätt aber die Situation hat sich nachher so verändert dass das nicht ging. und dann kam äh ein Roman ich spucke gegen den Wind. das war auf 'nem Schiff und das war glaub ich en Mädchen da. und das steckt mir auch noch drin. und dann hat's lange gar nix gegeben das heißt es kam dann diese Geschichte rein äh meine Tante hat mir Bücher geschenkt also das war dann schon en bisschen hart äh das ja ich muss des auch äh dazu das war die ah die die Nibelungengeschichte. die haben wir alle in der Schule serviert gekriegt und das war halt dann auch mit Tränen verbunden wenn dann einer gestorben isch und d er gute Siegfried da ((lacht)) ums Leben gekommen isch aber nachher hat's, das erste Mal hat's eigentlich wieder angefangen mit Karl May. wie ich *vierzehn war.*

35

I

*wie alt waren Sie denn da?*

 

L

da war ich vierzehn.

 

I

und äh Drittes Reich war- wann sind Sie denn geboren?

 

L

dreißig.

 

I

dreißig. ja.

40

L

ja ja das andere liegt dann vorher.

 

I

hm.

 

 

1

L

also das vorm Krieg, das warn die Kinderbücher, und dann das andere war halt in der Schule, diese diese äh äh mit den gebratenen Flundern und die Fahrten auf der Spree von Berlin in die Ostsee und äh die äh die die Heldensagengeschichte, ja das ging so bis zehn Jahre vielleicht

(S.3)

I

hm. aber auch in der Schule.

 

5

L

nee, das hab ich geschenkt gekriegt, das hab ich zu Hause gelesen, mein Vater warn bisschen entsetzt so en dickes Buch ich hab's aber trotzdem gelesen. aber ich muss sagen das war nicht schlimmer wie das was nachher kam hab ich Dostojewski gelesen das war genauso schlimm ((lacht)) ja sicher.

 

I

und, haben Ihre Eltern das gef- eh also früh angefangen, zu fördern dass Sie lesen?

10

L

äh mein Vater hat das äh versucht zu fördern aber wir waren ja vollkommen gefangen in der Kriegsliteratur.

 

I

hm, *durch die Schule?*

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

L

*wir haben* nein auch von uns aus es äh ich weiß es ist ein bisschen schwer zu erklären äh unsere Eltern konnten uns ja nicht groß erziehen. die mussten immer vorsichtig sein dass sie nichts Falsches sagen weil wir halt weiter geredet haben und dann ging's über die Schule irgendwo in den falschen Kanal rein es war also ((seufzt)) äh schon en bisschen schwierig und erzogen wurden wir eigentlich na ja vom vom Dritten Reich. schon also mein Bruder stärker wie ich, weil er zwei Jahre älter ist, und äh ja die äh was man zu tun hatte, kriegte man in der Schule mit und dann zeitweise war's mal so dass Schule gar nicht so wichtig war sondern vor allen Dingen äh ja, manchmal ist nicht nich nich so wichtig sondern ((lacht)) die Religion ist viel wichtiger ((lacht)) und damals war halt diese Art von Religion wichtiger, das kommt dann immer en bisschen nach vorne, und halt so diese ideologische Seite und das war halt dann schon en bisschen hart. aber es war wahrscheinlich hart für meine Eltern ne. aber da haben wir eigentlich nur die Literatur gekriegt die sich mit Krieg beschäftigt hat. und die im Zweiten Weltkrieg immer die Literatur über den Ersten Weltkrieg, und diese / ((Polymerid)) – Geschichten und Richthofen und was alles dazu gehörte und dann gab's die Anbindung bei meinem Vater weil die Richthofenstaffel auch mal in G. war und äh ja weil die Franzosen hier Bomben abgeworfen haben und dann gab es dann doch wieder das auch der Vater dann rein kam irgendwie und G. ist auch im Ersten Weltkrieg bombardiert worden das war (-) da ist die Anatomie getroffen worden und wir hatten niemand im T. im Haus //// das hat immer unmittelbare Beziehungen gegeben ja ja.

 

I

sind Sie in G. groß geworden?

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S. 4)

 

5

L

nein. wir waren ich hab hier gelebt in G. im T. bis ich fünf Jahre alt war und dann sind wir umgezogen, weil mein Vater nicht zum Militär wollte, und er ziemlich sicher war dass es Krieg gibt und dann isch er in die Rüstungsindustrie gegangen und er war Segelflieger und dann isch er über diesen dieses Interesse an an Technik isch er in Flugzeugbau gegangen und irgendwie in Deutschland gab's ein Flugzeugwerk und da war der Mann von meiner Tante war Fabrikdirektor so ja jetzt hab ich's raus ((lacht)) und dann konnt er da einsteigen und äh und das- der erste Teil von der äh Bewaffnung durchs Dritte Reich das war äh ja Flugzeuge ham sie gebaut und das war zum Teil Holzbau noch, also konnt er vom Segelflugzeugbau direkt in in den in den Militärbereich äh reinwechseln und da hat er ziemlich gute Erfahrung gehabt weil sie so Wettbewerbe gemacht ham mit äh ja // die Gruppen von da und da die kamen alle nach B erlin und dann mussten sie ein Stück Flügel bauen und wer der Beste war ((lacht)) der hat's geschlichen halt ((lacht)) //// das Werkzeug liegt noch im Keller ((lacht))

 

 

I

und können Sie sich- wissen Sie ob Ihre Mutter als Sie noch so klein warn ob die Ihnen da abends vorgelesen hat Ihrem Bruder und Ihnen- haben Sie noch mehr Geschwister?

10

L

ich hab nur einen Bruder. also der Vater vom R. ja ja. nee sonst sind wir nicht mehr (--) ich weiß es nicht mehr so genau.

 

 

I

können Sie sich nicht mehr dran erinnern. also das Erste was Ihnen so an Erinnerung kommt ist eigentlich Schule mit dieser Kriegsliteratur und danach Karl May haben Sie gesagt. ne?

 

L

ja ja und halt die die Heldensagen. die deutschen Heldensagen.

15

I

die Heldensagen

 

 

 

20

L

die Nibelungengeschichte. die hat da schon 'ne Rolle mitgespielt die hatt- /// und äh das andere hat aber nicht viel mit der Schule zu tun gehabt. äh das hab ich mir so rausgesucht äh das über die Schule das haben wir gar nicht akzeptiert was über die Schule kam. das war wahrscheinlich, ich weiß es gar nicht mehr. aber ja es war denn doch nur der Osterspaziergang von Goethe. das haben wir ganz weit weggeschoben möglichst nicht gelernt.

 

I

und haben Sie so als Jugendlicher, ja man sagt ja immer die Mädchen die ziehen sich dann zurück und lesen, und die Jungs gehen toben 'ne?

 

L

ja,

25

I

würden Sie sagen dass Sie schon früh so regelmäßig, also dass Ihnen das Lesen wichtig war?

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

L

nja das Lesen hat eigentlich richtig angefangen wie ich in der Lehre war. und ich bin halt ziemlich früh in die Lehre gegangen. vierundvierzig das erste Mal weil ich keine Lust mehr hatte in die Schule zu gehen. und äh ich musste nach G. runter und blieb dann hier, und äh dann hab ich en Verwandten gehabt ein Vetter von meinem Vater der Dr. F. der war auf der A.schule der hatte halt 'ne Karl-May-Sammlung und da hab ich dann Karl May gekriegt da hab ich dann angefangen und das ging dann bis zum Bombenangiff, und dann (-) ja mein Großvater hat dann da mitgelesen und auch geguckt dass äh ob ich das lesen darf und so ich sag ja doch ist in Ordnung es war Karl May war's. Weihnachten es war 'ne ziemlich unmoralische Geschichte ((lacht)) da drin die die gefeiert haben während unter ner Lawine verschüttet die haben dann die // dann angehalten und so was hat ihm sehr imponiert und äh dann das war die erste- der erste Teil und dann m usste ich nach dem Angriff ja nach G. zurück wieder nach Mitteldeutschland, dann ging's ging der Krieg zu Ende und dann kam wir wieder hierher, Weihnachten fünfundvierzig sechsundvierzig und dann äh bin ich gern hierher mitgegangen weil ich wußte was auf mich zukommt das war diese Gastwirtschaft und das war halt 'ne ziemliche Anstrengung ich wär lieber in der Landwirtschaft geblieben in Mitteldeutschland. aber-

1

I

Sie haben hier 'ne Gastwirtschaft übernommen oder-

(S.5)

 

5

L

nee nee mein Großvater hatte eine. Im T. und mein Vater ist halt nicht eingestiegen der isch Bildhauer mein Großvater hat gesagt ich hätt die richtigen Händ dazu. da hab ich gedacht ja ist vielleicht 'ne Alternative /// ((lacht)) und so ist das gelaufen. und äh dann ja, wie ich dann in der Küche war dann hab ich am Tag gearbeitet und nachts gelesen //

 

I

und und nach wie vor Karl May war da.

 

L

nee nee da war schon vorbei mit Karl May. da kam Dostojewski. das hat sich komischerweise Dostojewski und Stifter die beiden.

10

I

die sind hängen geblieben

 

 

 

15

L

ja die haben da vor allen Dingen halt immer vor allen Dingen die russische Literatur. war nicht nur nich nur Dostojewski. ja kam dazu Gogol. und Tschechow. Tschechow weniger aber- das was halt schon so ziemlich dramatisch is. Wajakowski haben wir damals nicht gehabt. mein Vater nicht gehabt aber Dostojewski vor allen Dingen.

 

I

also Sie haben dann Bücher von Ihrem Vater gelesen.

 

 

20

L

ich weiß nicht ob ich nicht nee ich hab sie zum Teil ausgeliehen, da da in der in der Bücherei weil mein Vater seine Bücher in Mitteldeutschland hat lassen müssen, wir konnten die nicht mitnehmen, wir sind so mit Rucksäcken und bei meinem Großvater gab's das nicht. und dann isch mer da irgendwie eingestiegen und dann hat man den Faden gehabt dann hat man dran gezogen und /

 

I

mhm. und Sie haben dann tagsüber gearbeitet und nachts gelesen.

 

L

ja ja nachts oft gelesen (-) jo jo musste ziemlich lange arbeiten und dann noch lesen hinterher und so. kam mer manchmal nicht zum schlafen ((lacht))

25

I

was hat Ihnen das denn bedeutet da das Lesen ich mein- (-) wissen Sie das noch?

 

 

 

30

L

ich kann's nicht genau sagen also mit hat halt mit der Pubertät unheimlich viel zu tun. ich ich hab's manchmal hab ich mich dann geärgert dass äh äh äh dass äh Leute so äh (–) von ihrem Wesen her so so erdrückend sind dass sie einen also vollkommen äh verschlucken und verschlingen und und dann keinen Faden mehr übrig lassen.

 

I

also von den Autoren jetzt.

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.6)

 

L

ja ja von Dostojewski. weil // ich hab na- das ich hab die äh Biografie nicht gelesen später dann weil das is ja schon 'ne 'ne Wahnsinnsangelegenheit ne. aber er hat ja die gleiche Resonanz gehabt wie in in äh Rußland. gibt's ja bei uns nicht dass zu seiner Beerdigung dreißigtausend Leute anmarschiert warn also das ((lacht)) ist dass dreißigtausend Leute da warn wenn ein Intellektueller oder Schriftsteller nein ((gedehnt)) das gibt's bei uns nicht, oder // und äh das hat natürlich ein kolossalen Einfluss auf uns gehabt auch vor allen Dingen auf mich. vor allen Dingen auch in in in 'ner Richtung halt der politischen Richtung, das war ziemlich weit links gesponnen dann auch und so Bücher wie äh wie die Kehrseite Amerikas haben wir mal mit Begeisterung gelesen haben ((lacht)) und ich bin auch heute noch so dass ich sag ich kann's nicht verstehen dass die sich alle äh gegen Fil- Fidel Castro wenden wo er doch mal äh das Ideal war hier, eh Che Guevara, jeder hat's auf dem T-Shirt gehabt ich hab mir nie die Dinger da aufgeklebt aber alle sind se damit rumgerennt und heute schwören se's alle ab ich kann's nicht verstehen. kann's nicht ganz gut finden. aber das hat halt viel mit Poli- mit Politik zu tun. aber das waren schon diese Grunderlebnisse die die russische Literatur /

5

 

 

 

10

I

erinnern Sie sich denn noch so an ganz konkrete Szenen? also so also ich weiß ich kann ich hab oft so fällt mir ein dass einfach bestimmte Szenen im meinem Leben gab wo ich äh einfach die speziell mit 'nem Buch zu tun hatten oder wo ich mich nach 'ner Prüfung irgendwie da seh ich noch so Bilder richtig aufkommen wo ich mir dann nen Buch geschenkt hab was ich schon immer lesen wollte und mich zurückgezogen hab und das wird so sehr wach mein gut bei mir ist es jetzt noch nicht so lang zurück aber erinnern Sie sich da so an so *konkrete Bilder?*

 

15

 

 

 

L

*ich weiß* dass ich dass ich mal äh rumgelaufen bin ich hab das später auch mal in der Literatur wieder äh entdeckt dass ich gedacht hab der Boden trägt mich nicht mehr. und ich bin auf'm Randstein gelaufen. weil ich gedacht hab da versink ich da im im Asphalt das ist mir nicht stabil genug. das ist mir passiert also so weit is es gegangen. und das hat mit Literatur zu tun gehabt. aber auch mit meiner äh ja vielleicht weil ich gerade achtzehn war oder so. aber dass es speziell nein das kann ich nicht mal sagen *ja dass dass ich sag*

20

I

*ja oder*

 

 

 

L

dass ich sag also das is en Buch das ich besonders liebe und das- ich hab die Bücher immer so gelesen dass sie äh dass sie in meine Entwicklung mit eingegriffen haben und dann hab ich's auch wieder auf die Seite gelegt. weil irgendwas anderes gekommen isch.

25

I

und wie haben wie sind Sie denn wie haben Sie sich die ausgesucht. (-) das is ja 'ne Frage wenn man was *liest.*

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

L

*ja ja sicher.* das geht bis zu 'nem bestimmten Punkt da haben sie mich gefressen, und dann ausgesucht hab ich erst wie der Punkt eigentlich vorbei war. äh dann hab ich gesagt jetzt kauf ich mir mal deutsche Literatur und hab mir den Storm gekauft. äh weil äh dann gibt's 'nen anderen Aspekt dann kann man Storm lesen und dann feststellen also ja gut Schleswig-Holstein war zu seiner Zeit mit äh Eichenwäldern bedeckt gibt's heute nicht mehr. und äh dann hab ich auch zum ersten Mal äh das entdeckt was ich vorher nicht entdeckt hab. dass es 'ne deutsche Sprache gibt. und dass es eigentlich äh äh ein Stück Kultur isch. und dass der Mann äh ein Vertreter ist der in dem Sprachbereich gearbeitet hat, und äh dass ich das akzeptiert hab, um überhaupt mal auf den Punkt zu kommen mich selbst und und und meine Sprache und die Kultur und das äh zu akzeptieren en bisschen weil man so sich in den Dostojewski rei ngehenkt hat dass mer also mit Haut und Haaren nach Moskau und ((lacht)) nach St. Petersburg und dann noch Panzerkreuzer Potemkin und an- alles was hinterher gekommen ist, und da hab ich das erste Mal en bisschen Boden unter die Füße gekriegt. das fand ich dann schon. *und dann kam dazu*

 

I

*wie alt warn Sie denn da?* wissen Sie das noch?

1

L

ha da war ich vielleicht zwanzig das war wie ich aus Schweden zurück kam ja zwanzig einundzwanzig oder so was

(S.7)

I

wie kam- Sie waren länger in Schweden?

 

5

 

 

 

10

L

ja es gab 'ne (-) meine Eltern wollten, dass ich nach Schweden fahr und hab gesagt ich tu Euch den Gefallen, konnte eigentlich nur vier Wochen bleiben, hab das dann verlängert und bin dann fünf Monate geblieben, weil äh es war schwierig damals noch ins Ausland zu reisen für Deutsche, weil wir ja nich so besonders angesehn waren in der Zeit, und äh es wär vielleicht das Beste gewesen wie ich wieder hier heruntergekommen bin wärst schnurstracks wieder nach Schweden zurückgegangen aber die Möglichkeit gab's nicht. der Laden war dicht und ich war zu lange und ich hatt es überzogen gehabt und äh die Reise wenn ich's mir heute überleg war damals en Experiment ich hab mir ein Billett gekauft, bin nach Schweden gefahrn, *ich hab überhaupt kein Geld gehabt und so weiter* ((lacht))

 

I

*und einfach da um sich das Land anzugucken, oder?*

15

 

 

 

20

L

nein nein nein nein ich war ja schon bei Verwandten 'ne? un un und hab 'ne Einladung gehabt, sonst wär ich nich hingekommen ne? aber ich war halt vierzehn Tage da da hab ich gesagt ich brauch 'ne Arbeit, weil das haben die nicht ganz kapiert äh ich hab's auch nich gesagt äh ich brauch 'ne Arbeit um wieder zurückfahren zu können, ich muss wieder Geld verdienen ((lacht)) ich wollte da- das war ein ziemlich vornehmer Haushalt und wenn de nich unbedingt gehalten bischt // und dann hab ich gearbeitet dort oben, fünf Monate

 

I

als was ?

 

25

L

als Koch, mir hat Koch-Prüfung hier gemacht und dann hab ich in 'ner Kneipe gearbeitet und das war- ja man kriegt dann halt schon mehr Kontakte mit den Leuten, besser

 

I

haben Sie in Schweden auch gelesen?

 

 

30

L

hach ich konnte Schwedisch lesen, ach wissen Se, aber ich bin so raus, dass ich also kein Wort mehr kann // und äh ich hab dann noch 'ne Reise gemacht so 'ne Skandinavienrundtour äh durch Norwegen durch war ziemlich schwierig musst man en Antrag stellen un und ob der Vater und so weiter in Norwegen war und dann bin ich darüber gefahrn und es war schon ziemlich spät (-) war schon fast Oktober September ja (-) und da war schon oben Schnee und wir ham so 'ne Reise gebucht gehabt wo man von Fjord zu Fjord fährt und da oben war's schon immer zugschneit fuhr kein Bus mehr und Taxi und wir da oben rüber

35

I

war das auch später *oder war das in der Zeit*

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.8)

 

5

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*das war in der Zeit wie ich in Schweden war* das Geld hab ich mir in Stockholm verdient und dann hab ich mir die Ausrüstung gekauft und die Reise bezahlt bin oben rum gefahrn und wieder nach Stockholm zurück und dann von da wieder nach Hause gefahrn. aber es war (-) die Begegnungen in Norwegen, es war ziemlich eigenartig, dass die Leute sagten ja, ja also ihr seid die Jungen und das was passiert ist, vergessen wir wieder und so was. und wenn ich dann in so 'ner Pension war und saß da mit meinem ich konnt mich ganz gut verständigen, die Leute ham gedacht ich käm aus Dänemark ja? mit meinem Norwegisch oder gebrochen Schwedisch was ich gesprochen hab und dann, wie ich dann gesagt hab wer ich bin, hab ich immer so en großes Buch vorgelegt gekriegt, da standen alle Leute drin, die mit den Nazis mitgemacht ham und gesucht werden z.T. hier oben im Schwarzwald ((lacht)) Soldaten die im Schwarzwald äh- die da oben die ham ja keine große Gelegenheit gehabt Frauen kennen zulernen ((lacht)) und die jetzt mit so 'ner Division Didl oder wie sie hieß nach Norwegen als Gebirgsjäger da eingesetzt wurde ((lacht)) /////

 

I

und in der Zeit als Sie da oben waren, also es können ja auch deutsche Bücher die Sie mitgenommen haben. erinnern Sie sich da ob Sie da *irgendwie*

10

L

*ja ich* kann Ihnen sagen was ich mitgenommen habe was mich fasziniert hat das war der Frobenius.

 

I

sagt mir gar nichts.

 

L

das ist ein äh Afrikaforscher.

 

I

mhm. den haben Sie mit nach Schweden genommen.

15

 

 

 

20

 

L

den hab ich mit nach Schweden genommen. weil der Mann hat äh (–) ja war en ziemlich übler Typ, war en Aufschneider das hab ich nicht so gewusst das hab ich dann festgestellt. die Z. beschäftigt sich ja mit diesen Geschichten. und es gab hier in E. en Frobeniusinstitut und der hat Plastiken ausgegraben in Afrika ziemlich viel. das war 'ne Bronzeplastik- Bronzeplastiken die viel Ähnlichkeit eigentlich hatten in in der in der straffen Ausführung mit den Dingen die eigentlich hier im frühen Krieg vielleicht passiert sind. und das hat mich wahnsinnig fasziniert und ich hab gedacht ich muss da mal hin. bin aber nie nach Afrika gekommen. aber das hat mich interessiert. das war das Buch und das ////

 

I

und wie kam's dass Sie den mit nach Schweden nehmen? ((lacht))

25

L

ich weiß nich hat hab ich ihn gekauft oder war er bei uns im Schrank drin. des kann ich nicht genau sagen. es hat mich äh ja es hat mich äh interessiert. Afrika hat mich interessiert wie ich nach Schweden gefahren bin, ((lacht))

 

I

((lacht)) also sind Sie mit halben Herzen nach Schweden gefahren

 

30

 

 

 

35

 

 

L

ja ja äh weil nee ich hätte den Ernst Moritz Ahrendt lesen können, Reise nach Schweden aber den hatte ich damals noch nicht und (–) also der hat mich auch nich so sehr interessiert dann auch nicht ich hab in Schweden gesessen hab die nächste Reise hab ich mir überlegt ja die mach ich natürlich an die Adria. da geht's mal runter ans Mittelmeer weil das Mittelmeer hat man ja nicht gekannt 'ne schon bald über zwanzig und nich Urlaub da unten gemacht das war eigentlich / so 'n bisschen in in seinem Deutschland hat man gelebt ja. dann kamen so die ersten Versuche da die Nase rauszustrecken. die erste ging halt nach Schweden weil's da äh äh äh ja 'ne Adresse gab die äh mit uns äh verwandtschaftliche Beziehungen hatten. und des war ja wohl auch richtig das existiert auch heute noch

 

I

und Sie sind dann von Schweden wieder hierher zurückgekommen 'ne?

40

L

ja ja

 

I

und erinnern Sie sich dann was dann so für 'ne Phase kam,

 

 

1

(S.9)

L

ja ich sag ja das war dann schon äh (-) der Storm und 'n Gogol hab ich gekauft, und Tausend und eine Nacht. es war fast wie ((lacht)) Dostojewski und Stifter zusammen. aber ja das war meine nächste Literatur. und dann hab ich wohl 'ne Zeit lang nicht mehr so sehr viel gelesen 'ne und dann gab's 'nen Neuanfang bin in die Fotografie eingstiegn und bin dann äh nach I. gegangen un (-)

 

I

wie alt waren Sie da?

5

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

L

och da war ich dann vielleicht fünfundzwanzig sechs siebenundzwanzig war ich wie ich nach I. bin ja. ja ich hatte die Meisterprüfung gemacht, weil (-) ich nicht wusste wie es weiter gehn soll und es gab eigentlich en en en Bruch da in der Geschichte und ih ich konnte nich richtig raus ich wußt nicht wie ich's lösen soll und dann hab ich halt zufällig da irgendwann mal den Griff gekriegt und dann bin ich nach Schweden gefahren äh nach nach I. gefahren und dann bin ich in der Hochschule gewesen und hab da Fotografie gemacht und dann kam die andere Literatur dann kam die amerikanische Literatur. dann kam Miller. und da wurde Miller gelesen. und und und diese ja das war die Hauptperson schon. also das hat mit Sexualität zu tun gehabt und der Befreiung und äh mit weiß und schwarz und so was und ich hab auch Miller mal kennengelernt in I. weil er da verlegt wurde und und war eigentlich 'ne ganz interessante Person und ä ;h aber von da ging's dann weiter und dann (-) ging's 'ne Zeit lang in der Richtung und dann hab ich äh en Manko festgestellt in im Bücherschrank meines Vaters wie ich wieder hier unten war. ich hab geheiratet, die Ehe ist kaputt gegangen, ich bin wieder hier unten gelandet,

20

I

Sie haben in I. geheiratet.

 

 

 

25

 

 

 

30

L

in I. ja. ich wollt eigentlich nie mehr hier runter aber (--) ich kam nich drumrum ich bin doch wieder hier gelandet. entweder waren meine Eltern zu starke Persönlichkeiten ich weiß es nich genau jedenfalls äh (--) nee es ging nicht. äh ich hätte das versuchen können ///// ((nee es hätte nich geklappt)) und äh (-) ich wollte nich ich hab mich schon gesträubt aber bin dann doch hier gelandet. dann kam wieder 'ne Zeit wo ich dann versucht hab aus der Literatur die äh ich hier im Hause ist auszusteigen dann kam ich äh hab ich eigentlich das gemacht ich hab Neruda äh angefangen zu lesen. äh ich hab mir gesagt es muss zum großen Teil spanische Literatur geben die äh die äh hat mit Südamerika zu tun und das is en Sektor der uns überhaupt nich bekannt isch. ich bin über Neruda da drauf gekommen. und das hat nachher en bisschen auf Z. zurückgewirkt dass äh

 

I

Z. is?

 

L

die Schwester von von (-) von R.

 

I

ah ja.

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.10)

 

5

 

L

dass sie nach Südamerika gegangen isch. weiß nicht ob's allein das war, aber für mich war das mal en Punkt. ich wollte auch mal nach Kuba gehn, nur äh als normaler Mensch kommt man da nicht hin äh ((gedehnt)) nur irgendwo äh 'ne Professur haben müssen dann wär's einfach gewesen ((lacht)) ach ach ich wollte eigentlich da gar nicht so sonst würd ich da eigentlich zu Bauersleuten ja das hätte ich gerne gemacht um da so mit de normalen Leute da zusammenzuleben. weil mir des die die äh die das Projekt was sie gemacht haben hat mir eigentlich ganz gut gefallen dass äh Handarbeit und intellektuelle Arbeit oder Studium dass das irgendwie gleich äh bewertet wird dass die einen eben äh länger studieren müssen um die Dinge und die anderen dafür arbeiten müssen dass es da irgendwie 'nen Ausgleich gibt. ich hab das nicht so gesehen als Treppenleiter dass man an die Universität da ra ufgeht sondern für mich war ich wollte das auch so haben. dass das einigermaßen gleichgewichtig ist heute geht das alles aus den Fugen. oder im Augenblick wenigstens man ich weiß nicht ob das so weitergehen kann. und äh ja und dann wär ich gern mal nach Chile gegangen ja. das war dann auch so en Wunsch aber ich konnt das alles nicht realisieren ich war ich war in der Psychiatrie, ich lebte mit vielen Schlaftabletten hier bin süchtig gewesen bis dort hinaus

 

I

das war in der Zeit als Sie von *I. zurückkamen*

10

 

 

 

15

L

*ja ja* ja äh und dann äh (--) war es so schon schwierig mal 'ne Reise zu machen oder so bis sie diesen Medikamentenkasten vorher äh äh parat ham das man für die vier Wochen die man weg wollte das Zeug beieinander hatte 'ne das man reisen konnte weil man sich so unsicher fühlte und dann und dann war man halt vom Arzt abhängig und ja vom vom Arzt war man abhängig und so 'ne Reise darüber wär en Risiko gewesen heute könnt ich das alles machen ((lacht)) ich hab's mir wieder angewöhnt ((lacht))

 

I

und Sie ham Sie ham Neruda erwähnt, das war ähm quasi so der der Wegbereiter für dieses Interesse nach ähm Südamerika zu gehen *oder*

 

L

kam aus der Literatur ja

20

I

mhm

 

 

 

25

 

 

 

L

also über auch hier äh ja Neruda ist natürlich schon mit Politik verknüpft mit Revolution in in Kuba aber es war die Revolution war für mich nie das Hauptanliegen sondern das wie das Leben nachher dort abläuft und (-) ((seufzt)) ah hier hier in in Deutschland ist man immer en bisschen gefangen hier in L. ja auch besonders vielleicht und äh ja hab einmal die Gelegenheit gehabt nach Barcelona zu kommen und ich muss schon sagen es war schön die Welt hat offen gestanden gegenüber all dem was ich hier kennen gelernt hab auch Hamburg und und auch Stockholm und war auch mal in Paris aber das hat mir dann schon schon ziemlich imponiert aber es hängt halt auch mit der dem Klima zusammen

30

I

*klar das Leben ist* /////

 

 

 

35

 

 

 

40

L

*aber natürlich auch mit der Geschichte* die eine Stadt erlebt hat und was dann, (-) Amerika-Entdeckung nicht nur aber was mir auch gefallen hat des sind die vielen riesigen Gebäude die so für off- offizielle öffentliche Zwecke dastehen die so so Prachtbauten die äh (-) ja 'ne bestimmte Art von Geschichte darstellen un un die vielleicht für die- den Teil der Bevölkerung die den Bau erlebt hat nich so interessant war oder irgendwo vielleicht was Bedrückendes gehabt hat, aber wenn man dann später kommt dann kann man vieles akzeptieren und ich sag ja es sieht eigentlich ganz gut aus und sieht /// und so geht's mir auch immer wieder hier in G. das is halt der Punkt wo ich anecke, dass die Leute die wir hier ham un die was zu sagen ham un die die eigene Geschichte eigentlich annulieren und sagen wir fangen wieder neu an un äh das stimmt mich dann schon nachdenklich

 

I

und ähm ham Sie als Sie von I. zurückkam hier ähm gearbeitet als Fotograf oder wie war das?

1

(S.11)

L

nee nee ich bin dann äh in 'ne Firma gegangen zum Arbeiten. ich wollte- ich konnt mich da nich im Haus äh einschließen das ging nich gut, da waren meine Eltern und ich bin morgens um sechs raus und abends um sechs nach Hause gekommen

5

I

und als was ham Sie da gearbeitet?

 

 

 

10

 

L

als Lagerarbeiter und in 'ner Schreinerei. Boote gebaut. das war ein ganz schöner Job, so Schlauchboot-Ausrüstungen //// hat mir Spaß gemacht. bin in die Schreinerei reingekomm hatt halt überhaupt mit diesen handwerklichen Berufen zu tun gehabt nachdem ich mit der Gastronomie angefangen hatte Gastronomie und da äh die Lehren gemacht und auch die Meisterprüfung und dann fotografiert dann wollt ich da nich mehr 'ne Lehre machen das hab ich so gemacht und dann halt noch en handwerklichen Beruf noch mal (-) ja Schreinerei

 

15

I

wenn wir noch mal den Faden so mit den Büchern und mit dem Lesen aufgreifen so nach dieser Phase wo Sie so südamerikanische Literatur gelesen haben wie ging's denn dann weiter. wissen Sie das noch? gab's da Brüche oder in der *Zeit als Sie Probleme hatten*

 

 

20

 

L

*das äh das äh* im Augenblick is es mit der Literatur ziemlich merkwürdig. ich hab äh äh ich hab den Siegfried Lenz gelesen und das sagt mir ja sehr zu weil er diese Nachkriegsgeschichte aufgearbeitet hat. das sin eigentlich Dinge die ich versäumt hab. die ich hätte lesen sollen um das kennen zulernen aber da war immer irgendwas anderes interessanter. dann hab ich diesen diesen Carlo gelesen den hat mir auch der R. angebracht. äh

 

I

wie heißt der?

25

 

 

 

30

 

L

Carlo. Carlo. aber ich finde ja ((Stimme entfernt sich, er ist aufgestanden, um das Buch zu suchen)) es gibt so irrsinnige Sachen da ((Gemurmel im Hintergrund)) (23 Sek. Pause) ooch ja (19 Sek. Pause) also ich weiß nicht ob der Carlo dabei ist. dass is das Problem ich les ganz gern die Bücher die der R. liest um bisschen Einblick zu kriegen was sie interessieren. das is von meinem ja von meiner Tochter der Freund beziehungsweise ja se is nicht verheiratet. das is der / hat er mir geschenkt, das is en Amerikaner. das hab ich von ihm bekommen. das is en er er äh kann sehr gut äh Dänisch und hat en paar Bücher übersetzt äh von dem äh ähwe (---) nee das is jetzt nicht dabei das hab ich geschenkt gekriegt des is 'nen interessantes Buch. und das is wieder vom R., das is der

 

I

Paul Auster.

35

 

 

 

40

L

Paul Auster ((seufzt)) (--) ziemlich problematisch für mich. das hab ich gelesen, und das is problematisch was mich betrifft das is 'ne Schwedin hab ich sehr gerne gelesen. weil es is auch äh mit ziemlich mit Mord und Totschlag verbunden aber äh ich find es is so geschickt gemacht von mit der Zeit dass äh das Ereignis was eigentlich das ganze Buch bestimmt am Anfang liegt und dann nachher die Erklärungen dazu kommen und man das ganz langsam begreift was da für 'nen Wahnsinn passiert ist. das find ich dann schon und der / ((Gangsterbohne)) das is auch von ihm und dann hab ich mal den Wallenstein gelesen das is ja doch en ziemlich äh

 

I

mhm en Golo Mann

1

(S.12)

L

ja en Einfluss auf die auf die eher auf unsere Geschichte von von der von dem Zeitpunkt an is glaub ich schon ziemlich gravierend.

 

I

das sind jetzt so die Bücher die Sie so in den letzten in der letzten Zeit *müssen jetzt nicht*

5

L

*ja en paar davon ja vielleicht* ///

 

I

lesen Sie denn gezielt so, dass Sie

 

L

nee gar nicht

 

I

sondern was Sie grad kriegen.

10

 

 

 

15

L

joa ich kauf auch ab und zu mal selber was und dann geh ich auf den L.platz und und acker das durch und äh früher haben wir uns vom Reich-Ranicki en bisschen beeinflussen lassen. aber so gezielt eigentlich nicht. aber es liegt auch en bisschen an der Literatur ich weiß nicht der Dostojewski un un un un und äh Tolstoi und die das is wie son wie son massiver Klotz. un aber heute is das so individuell verschieden, man kann das nicht so wahrscheinlich konnte man die die Leute auch so nicht zusammenfassen aber hat doch mit Revolution zu tun mit der russischen Geschichte und heute ist das alles ziemlich aufgespalten also wenn ich diesen diesen Italiener da lese das is schon 'ne irrsinnige Geschichte äh

 

I

welchen jetzt?

 

L

äh ich weiß nich wie er Ca- Carlo heißt er *Carlo*

20

I

*Carlo*

 

 

 

25

 

 

 

30

L

und äh der schreibt en Roman, und da is en Manager, der äh kommt da dazu, und der Manager ver- vermittelt ihm 'ne Freundin, und der hat die Freundin, und er schreibt seinen Roman um, noch mal um, un äh der Manager sagt der soll ihn nicht umschreiben, das wäre richtig so, und der verlässt seine Frau, und verlässt alles, und dann nachher wie er die Freundin, äh äh nicht mehr bei ihm, stellt er fest dass also die Freundin, die Freundin von dem Manager ist, dass er sie bei ihm ((lacht)) ausgeliehen hat, dass sein Roman unter dem Namen des Managers inzwischen auf dem Markt is, und er praktisch nichts mehr hat. das finde ich so bezeichnend für unsere äh äh gegenwärtige Dings dass einer das äh so begriffen hat und das auch noch so gut äh in die Li- in die Literatur reinbringt dass es also fast gefährlich ist das Buch zu lesen. ((lacht))

 

I

ich weiß dass ist dieser Andrea di Carlo ne?

 

L

ja ja also des ist fast gefährlich das Buch zu lesen ((lacht)) würd ich sagen, *weil*

 

I

*wann* haben Sie das gelesen?

35

 

L

///// ((man stehen noch im Hemd)) das is noch nicht so lange her aber es is bei anderen Büchern auch nich anders welches hatte ich da ach das hat der R. wieder mitgenommen das da das war diese die äh die Holländerin

 

I

die Zwillinge 'ne?

40

 

 

 

1

(S.13)

 

5

L

 

 

 

 

 

 

 

ja das is ja genauso nachher. dass die zum Schluss sagt sie war doch meine Schwester steht man genauso ausgezogen da. das ist der gleiche Effekt. un äh ich weiß nich ich hab das kritisiert ich hab dann lang drüber nachgedacht warum ich äh mich das so rausschmeißt und (–) oh hab ich gedacht ja das is 'ne Frau. wenn ich mal nich mehr weiter wusste was hat deine Mutter zu dir gesagt geh doch da hinten aufn Acker und hilf den Bauern vom Dorf aus ((lacht)) tja die hat das vielleicht genauso gemacht und schließlich wo ist der letzte Satz und dann kommt nix mehr vielleicht sind Frauen so hab ich überlegt und sei's und wenn's dann nicht mehr weitergeht kriegste 'nen Tritt in den Hintern und dann schau wie de zurückkommst ((lacht)) vielleicht isses richtig, ja ich weiß es nicht. kann sein. (--) nich so übel. so hab ich's dann ich musst des irgendwie verarbeiten das gibt's doch gar nich /// für mich

 

I

also Sie haben Sie lesen eigentlich Bücher die Sie so geschenkt gekriegt haben oder informieren sich auch in der Zeitung und mhm wie läuft das?

10

 

L

ja ab und zu mal aber nee ei- ja ich muss dann (-) ich les in der Zeitung äh Kritik über Bücher. un wenn ich die Kritik gelesen hab sag ich ja also gut das Buch brauch ich nich mehr zu lesen ich hab die Kritik gelesen das reicht eigentlich denn wenn man alle Bücher lesen will man hat ja für sonst nichts mehr Zeit.

 

I

'ne aber es gibt ja eben *auch so endlos viele *

 

L

*'ne ich vergrab mich sonst*

15

I

es gibt so endlos viele Bücher und man liest ja dann doch hin und wieder mal eins und dann muss man ja auch 'ne Auswahl treffen ne?

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

L

ja eben im Augenblick also is schon dass der R. 'ne Auswahl trifft für mich, und dass mein Schwager da 'ne Auswahl trifft für mich, und dass ich selber 'ne Auswahl treffe wenn ich auf 'm L.platz en billiges Buch kriegen kann. das kann sein dass ich äh von der der Schwarzer en Buch äh erwische weil's gerade da liegt und es interessiert mich aber es kann auch sein dass irgend en Jacob Burckhardt is der über die Renaissance schreibt, weil das en Stück Geschichte is was bei mir alles nur bruchstückhaft daliegt, aber äh es ist dann ist mir dann egal ich möchte das eine ich sag das möcht das jetzt mal lesen, und öh ja meistens läuft's so. auch en bisschen ich kann mir keene äh äh teuren Bücher kaufen ich muss das schon en bisschen im Rahmen halten 'ne, und ich muss sagen hab viel gern viel solange meine Mutter lebte war es äh finanziell en bisschen äh offener und en bisschen großz ügiger. und dann sin mer schon immer in die Buchhandlung runtergegangen und haben Bücher gekauft und dann haben wir hier abends gesessen und haben Reich-Ranicki angeguckt und haben gesagt das wollen wir und das und das. und dann war mir schon wichtig die die äh diese Geschichte zu lesen da mit der Anne Frank äh also das hab ich wirklich *//*

 

I

*wann* jetzt in der letzen Zeit erst gelesen?

 

L

ich hab's genau gelesen wie meine Mutter gestorben is fünfundneunzig.

35

I

mhm. und Sie haben hier mit Ihren Eltern noch gelebt dann.

 

L

ja na sicher mit beiden. und hat 'nen Krach gegeben ich bin rausgegangen, und das hatte mit äh na ja (--) mit der kleinen Minderheit der Bader-Meinhoff Leute zu tun. ((lacht)) hat mir nicht gepasst. ((lacht))

40

 

 

 

1

(S.14)

I

 

 

und Sie haben so in den also ich muss noch mal versuchen irgendwie so 'nen Faden reinzubringen ähm wir sind jetzt sehr bei der Gegenwart gelandet und da gibt's noch Teile so die die einem also grad auch was so Lesen was Bücher antrifft also Sie würden- wir waren jetzt bei Südamerika stehengeblieben, sind dann hierher gekommen. ähm gab's da so in der Zwischenzeit noch Phasen wo Sie sich erinnern dass da noch irgendwas an Literatur für Sie wichtig war, an Bücher an die Sie sich erinnern können haben Sie mit Ihrer Frau über Bücher geredet.

 

L

ja mit ihr zusammen da ham wer schon in dem Miller gelesen. und es gibt auch noch andere.

5

I

da gab's auch Austausch? haben Sie mit ihr drüber geredet?

 

 

 

L

ja sicher. des haben wir gemacht. und haben uns miteinander dafür begeistert. ja ja sicher. aber es war nich nur Miller es kam äh es gibt ja auch um Miller rum noch verschiedene aber en Name fällt mir jetzt nicht ein Darr ja Darr war noch dabei ich weiß nicht es es äh

10

I

nee Darr sagt mir nichts

 

L

is eigentlich ein guter Schriftsteller ja.

 

I

es gibt so viele

 

15

 

 

L

der is en Diplomat. und mein Vater war auch sehr diplomatisch. ich habe ihn sehr gern gelesen. und äh ja dann kommen halt äh tsss Liebe Brot der Armen und äh da taucht noch vieles auf ich müsste durch den Bücherschrank gehen und mir das angucken dass mir des wieder einfällt. aber es war nich so wichtig. was mir wichtig war ich hab en- oben im Bücherschrank äh stehn äh Taschenbücher habe Celine erwischt 'nen Franzosen aus dem Ersten Weltkrieg war sehr /

 

I

der Name sagt mir was ja,

20

 

 

 

25

L

ja. das fand ich dann schon frappierend, dass es da Leute gibt die äh äh schreiben wie sie den Krieg erlebt haben. und dass der Mann als Arzt nachher wirklich so in Beschuss geraten ist wegen dem Privatleben wieder das war dass er nur noch bei armen Leuten irgendwie praktizieren konnte nee also das fand ich dann schon ziemlich schlimm. weil ich schon en Begriff hatte über diese äh französische Geschichte und die isch aber von Cendrars bestimmt. also den haben wir äh soo dick und das is en guter Schriftsteller und wir *haben*

 

I

*haben Sie auch* gelesen?

 

L

ja ja. hab ihn sehr gern gelesen.

 

I

und wie alt waren Sie da?

30

L

das hab ich hier in der Zeit wie ich hier war in J.

 

I

wann sind Sie denn zurück nach J.? wie alt warn Sie da?

 

L

da war ich dreißig. nee dreiundreißig dreiundsechzig oder fünf-fünfunddreißig war ich schon. mit achtunddreißig bin ich wieder in den Arbeitsprozess reingekommen bis ich dreiundvierzig war ungefähr.

35

I

und würden Sie sagen dass Le- dass Sie da regelmäßig gelesen haben? oder gab's da so äh *gab*

 

L

*eigen-* eigentlich immer zum Zeitvertreib,

 

I

zum Zeitvertreib gelesen.

 

L

ja. ja möchte ich schon sagen zum Zeitvertreib.

40

I

also dann so an den Wochenenden abends

 

 

 

1

L

zum Entspannen oder was mer entspannt sich natürlich an der Literatur nich es is auch immer so en bisschen (-) der Versuch vom normalen Alltag wegzukommen. und vielleicht äh äh den den Zug in 'ne andere Richtung zu erwischen weiß ((gedehnt)) man nich so genau. aber ich muss sagen das muss ich schon dazu setzen mein Leben ist eigentlich ziemlich improvisiert abgelaufen auch bis heute

(S.15)

I

mhm. was verstehen Sie unter improvisiert?

 

 

5

 

 

 

10

 

L

ach das ich eigentlich äh (-) // brauchen wir ein Auto? brauchen wir ein Haus? brauchen wir das brauchen wir jetzt hab ich's zufällig das es ja ja nein nein ((lacht)) ich hab das nich gebraucht // irgendwie 'ne Wohnung zu mieten // ja ham mir ziemlich schwer gefallen das heißt wenn man Familie hat dann musst du das machen dann mach ich das schon aber sonst ich weiß nich (-) es läuft immer irgendwie ziemlich improvisiert ab ich kann's nich sagen warum auch mit der Arbeit. ich hab gesagt ich will mal versuchen en Angestelltenverhältnis äh mit mir einzugehen die ham das vollkommen abgelehnt ich hab gesagt ich brauch meine Kündigungszeit von vierzehn Tagen und dann muss ich noch zehn Tage Urlaub ham das wenn ich weg bin wenn mir der Laden stinkt dann möcht ich noch vier Tage arbeiten und dann nich mehr ((lacht))

 

I

mhm.

 

L

aber unter den Bedingungen kann ich acht Jahre irgendwo bleiben ///

15

I

würden Sie sagen dass so die Bücher die Sie gelesen haben und diese Phasen die Sie da hatten dass das irgendwie das en bisschen widerspiegelt?

 

L

jo ich glaub schon

 

I

also mal da mal da und lesen Sie Bücher wenn Sie angefangen haben fertig? oder machen Sie da auch mal Schluss.

20

 

 

 

25

 

 

 

30

L

nee nee. da bin ich ziemlich konsequent. also es kommt selten vor. ich hab mir äh ein Hebbel gekauft, und hab gedacht ich hätte den Hebel mit einem b aber den Hebbel mit zwei b und da hab ich dann aufgehört weil des stinkt mir en bisschen das is mir also zu äh zu professoral was da ((lacht)) läuft. ich les das dann wohl mal aber hm das sch- schmeckt mir dann nicht. und äh aber sonst les ich Bücher schon bis äh bis Ende, ja ich möchte dann schon wissen denn wenn äh ich irgendwo eingestiegen bin wie die Geschichte zu Ende geht. oft auch im Fernsehen wenn ich en Film angucke auch wenn's en schlechter is sag ich na ja jetz guck ich ihn auch noch zu Ende /// und dann dann bleib ich dabei auch wenn's mich nachher en bisschen weniger interessiert. ich hör nicht so schnell auf dann.

 

I

haben Sie so Routinen? also dass Sie sagen es gibt bestimmte Zeiten da lese ich immer oder äh

 

L

na ich hab en bisschen Angst äh en Buch anzufangen. weil ich dann alles andere immer liegen lasse. das is der einzige Haken immer dabei.

35

I

aber Sie lesen also Sie würden nich sagen es gibt so bestimmte Zeiten wo Sie lesen.

 

 

40

 

L

nee. tja vielleicht en Stü- en bisschen en schlechtes Gewissen wenn ich so en Buch lese weil äh das meiste mal angenommen fiktiv is oder mit der Person selber verbunden während da hab ich nich da hab ich dann schon das Gefühl das muss ich lesen und des des muss ich wissen des gehört zu mir und des gehört zu meiner Zeit dazu also da aber wenn ich andere- da würd ich eher mal sagen also ja jetzt haste hier wieder mit dem seinen Angelegenheiten

 

I

beschäftigt

1

(S.16)

L

den Kopf voll ((lacht)) gemacht. aber ich glaub es gibt da einfach viele Parallelen. auch zu sich selber und die sucht mer ja dann doch.

 

I

und das ist dann so dass Sie denken ach wie spät is es och ich könnt jetzt eigentlich en bisschen lesen oder ähm

5

L

nee das kann ich eigentlich nicht. ich werd dann einfach müde, das Lesen macht mich eher müde wie wie Fernsehgucken und ich muss dann schon lesen wenn ich noch einigermaßen wach bin.

 

I

also tagsüber hauptsächlich.

10

L

jo jo. am ich les lieber äh bei Tageslicht al- wie ja ich les oft natürlich mit mit äh Licht aber ich seh äh schon besser bei Tageslicht wie nachts

 

I

gibt's denn Leute mit denen Sie sich unterhalten? über das was Sie lesen?

 

 

L

ja mit 'm R. aber sonst gibt's eigentlich kaum jemanden. und äh ich hab halt nebenher noch en normalen Briefverkehr. aber der befasst sich eigentlich nich mit dem was ich gelesen habe.

15

I

nich mit dem.

 

 

 

20

L

sondern mehr mit dem (--) was ich an joah mit dem Garten mit Pflanzen und mit Blumen und ja vielleicht kommt auch en Stück Buch rein äh es kommt natürlich immer die überwiegend wieder die Politik rein aber das schaff ich nich. das macht Stress ((lacht)) das geht eben dauernd eh die Politik in Privatleben das geht nicht.

 

I

also Sie lesen hauptsächlich Literatur also auch Belletristik.

 

 

25

L

ja (---). schon schon (-) ich möchte ganz gern was anderes machen ich bin dabei aber da muss ich mich noch stärker konzentrieren können ich möcht en bisschen Schwedisch lernen //// ((lacht)) das ist schon etwas was mich ein bisschen verrückt äh (Band-Ende)

 

 

 

I

jetzt ähm. also haben Sie mir ja einiges erzählt, so Kindheit Kriegsliteratur Schulliteratur Nibelungenlied dann kam's ja Kriegsliteratur dann Ende des Krieges Karl May dann ähm die russischen Autoren ne? dann kamen die Amerikaner also Miller dann kam

30

 

 

L

ja also jetz vielleicht zwischenrein noch äh was bei mir en Einfluss gehabt hat das warn die Engländer Dickens und so solche und und und äh das kam äh ja eigentlich direkt mit oder nach Dostojewski. das ist ja gute Erzählung hab' ich sehr gerne gelesen.

 

I

wann haben Sie die gelesen?

35

L

ach ziemlich früh.

 

I

was ist für Sie ziemlich früh?

 

L

achtzehn.

 

I

mhm

40

L

also Dostojewski Stifter äh Dickens und äh wie heißt der M- Mann mit der mit dem mit dem mit den Schatzkisten. äh Stevenson

 

I

Stevenson

 

 

1

L

ja Stevenson. diese Leute. und dann hab' ich noch einen vergessen der is ganz groß drin da kommt der Joseph Conrad rein da kommt der Melville rein diese ganzen Seefahrer. die hab ich /// die hab ich auch gekauft ja. Melville hab ich gern gekauft.

(S.17)

I

das war dann auch so mit achtzehn.

 

L

nee nee.

 

I

früher?

5

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

L

das kam dann so hinterher. ja. zwischen zwanzig fünfundzwanzig und dreißig da da hab ich dann die die muss ich da noch reinbauen äh die die hab ich auch gekauft. die vor dem Storm. und äh äh äh der Melville ist mir schon 'ne bedeutende Persönlichkeit weil er auch ziemlich viel Einfluss hat gehabt hat auf 'm amerikanischen Kongress. Gesetze äh er hat ja den Kongress so beeinflusst mit seinen Büchern dass äh dass es Gesetzesänderungen gegeben hat dass also keine äh politische Strafnahmen // und Auspeitschungen wurde dann glaub ich auf amerikanischen Schiffen dann verboten da hat er einiges erreicht ja. also das warn nicht nur diese dieser weiße Wal und diese Geschichte und die die sich mit äh mit den Dingen auseinandersetzten die mit Recht zu tun haben, und das tut er in hohem Maß in auch in seinem Schlüsselroman, wo es zum Totschlag kommt, da gut der Matrose wird aufgehängt, abe r Schuld ist eigentlich nicht der Matrose sondern Schuld sind die anderen die ihn gepresst haben auf ein Kriegsschiff zu gehen. und äh das sind so Sachen die er aufrollt und das hat schon auch mit mit na ja mit Juristerei ((lacht)) was zu tun möchte ich sagen und dann kommt natürlich beim Melville dazu dass er diese ganzen Erfahrungen die die Insulaner äh Taiti und so weiter mit den Weißen gemacht haben dass er die sehr schön in seinen Büchern beschreibt. Taipi oder wie es heißt, äh in seinen Büchern dann die die die Begegnung der der Primitiven mit den mit den weißen Missionaren und der Steuergesetzgebung die sich um

25

I

wie sind Sie denn auf den Melville gekommen.

 

L

jo ich glaub' schon in der Bücherei.

 

I

mhm, einfach so durchgegangen und mal geguckt

 

30

 

 

L

jo so mal in die Volksbücher reingeguckt was da so vielleicht hat's auch 'ne Empfehlung gegeben aber ich wüsste nicht dass es von meinem Vater kommt //// und äh der Joseph Conrad ja es kann sein dass es über den Conrad läuft. ja der Joseph Conrad wurde mir schon empfohlen vom Vetter von meinem Vater von Herrn F. und dann gibt es diese die die Schlüsselgeschichte bei bei bei eh Joseph Conrad gibt's die äh das Shadowlines die Schattenlinie weiß' nich' isses Ihnen en Begriff?

35

L

nee

 

I

des müssen Sie lesen ((lacht))

 

I

muss man viel lesen.

 

40

 

 

 

1

(S.18)

 

5

 

 

 

10

 

 

 

15

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

das ((lacht)) is ä äh die äh Geschichte mit dem Segelschiff die das Segelschiff ist wahrscheinlich äh is wahrscheinlich die die weibliche Gestalt un dann die die Besatzung die d'rauf ist. die äh in 'ne Flaute gerät und das Schiff äh kommt vier sechs Wochen nicht vom Fleck alle werden krank und die Medikamente taugen nix werden über Bord geschmissen und äh dann irgendwann geht's dann wieder weiter und des Schiff äh äh fährt wieder weiter und kommt in den nächsten Hafen und der Kapitän stellt fest dass er die ganze Mannschaft austauschen muss auch der Steuermann ((lacht)) geht von Bord er bleibt alleine und muss mit neuen Leuten ((lacht)) dann wieder weitersegeln ((lacht)) das funktioniert / ((lacht)) ja des is ziemlich ((lacht)) ziem- ziemlich / Sache ja ((lacht)) aber sehr schön eigentlich ja, ((lacht)) gibt dann noch 'ne andere Geschichte ja die hab ich aber nicht gelesen ne da hat er Urlaub gemacht und is vom Schiff runter. und da gibt's schöne Gespräche, und äh äh ich glaub dass ich mein nee das ist der Cendrars. das is' der Cendrars. er kommt nach Marseille. nach mit äh mit em Segelschiff // er geht von Bord und alle schreien sie du hast wieder mit den Weibern ((lacht)) //// und äh das is das is 'ne schöne Geschichte und dann geht er da oben irgendwo in den in den in die / da oben bringt er 'ne Zeit lang zu, und äh aber bei äh bei äh Cendrars sind die Beschreibungen äh sind da auch besser. sind nicht so verklausuliert sondern sind offener und der macht auch Gedichte und da kann man das auch besser lesen während bei bei Melville und äh hat man immer das Gefühl das sind sind Einzelgänger aber dabei haben sie doch Familien und das äh äh taucht im Roman irgendwie als in anderer Form auf entweder es is en Fisch en großer den er fangen muss oder ((lacht)) ich wei&szl ig; es nich wie er's in Griff kriegt das is bei Cendrars is das en bisschen offener ///.

 

20

I

warum lesen Sie. weil Sie in 'ne neue Welt kennen lernen wollen weil Ihnen Stil gefällt weil Ihnen Sprache gefällt weil Sie grad so sagten der eine ist ein bisschen offener der andere is so

 

 

 

25

L

ich weiß nich weil weil man wahrscheinlich 'ne eigene Problematik hat mit der man zurechtkommen will und versucht vielleicht äh über Literatur da äh en bisschen äh sich selber in sich selber einzudringen auch ja und und Probleme die man hat irgendwie versucht zu lösen ja das glaub ich schon dass das damit zu tun hat. das ist nicht nur Information und (-)

 

I

mhm und ähm fallen Ihnen noch so ähm jetzt kam ja eben noch Dickens und Melville dazu und Conrad ähm fallen Ihnen noch weitere Sachen ein jetzt über die wir noch nicht geredet haben?

 

L

ach die absolut wichtig wären?

30

I

so ja?

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

L

nee im Moment nicht. aber es gibt sicher noch en paar ganz dicke dabei. die sehr wichtig sind. aber das is jetzt irgendwie überlagert wahrscheinlich (--) nee ich würd schon was sagen. äh en en en Hammer war mir da ich hab zwar die dicken Bücher nicht lesen können hab auch so 'ne kleine Ausgabe gehabt äh die in der DDR rausgekommen is en Taschenbuch und das war 'ne Auswahl von Gedichten. das is mir das erste Mal gelungen und das hat mich dann schon / Gedichte zu lesen. da hab ich meistens Gedichte gelesen. und da hab ich immer meine Schwierigkeiten gehabt. weil ich schon gemerkt hab dass äh dass Literatur so in ganz komprimierter Form. aber das war dann so dicht dass ich's nicht äh dass ich's nich runtergebracht hab. dass heißt ich konnt's dann nicht verdauen ich hab drüber weggelesen dann. aber da is mir im übrigen äh mit mit äh mit Gedi- äh er schreibt ja fast alles in Gedichtform ja äh s o en bisschen en Einstieg zu finden. das geht ganz gut,

 

I

hat er Sie zu weiteren Lyrikern geführt?

1

(S.19)

L

äh äh ich hab dann mal ein Buch erwischt von der wie heißt sie noch (--) ach die DDR-Schriftstellerin

 

I

Bachmann?

5

L

nee nee nicht die Bachmann. ich glaub die Wolf ist's. hab mal en Buch erwischt mit 'ner Widmung drin. das hab ich mal gelesen an einem Vormittag im J.garten. das ist eigentlich ganz schön ja.

 

I

wissen Sie noch wie das heißt?

 

10

 

 

 

15

L

weiß der Kukuck ((lacht)) kann ich jetzt nicht sagen kleines Bändchen. weiß ich jetzt nicht wie es heißt. und äh ich hab's nicht so geordnet dass ich jetzt gleich sagen könnte das liegt da und da. nee das kann ich jetzt nicht. aber äh vielleicht äh wär's äh in in in Dichtung einzusteigen für für also für meine Person besser äh nich über H- über Heine irgendwie herein sondern über über über Bachmann irgend 'ne Frau. in in in in äh in die Art von Poesie reinzukommen da würd mich doch lieber 'ne Frau, also ich kann das auch nur im Gespräch jetzt klären das ist mir vorher noch nicht klar gewesen.

 

I

kommt vieles erst *im Gespräch*

 

L

*ja ja sicher* wenn man's austauscht dann geht das besser.

 

I

ähm und so Krimis haben Sie auch Krimis mal gelesen?

 

L

nee bin ich gar kein Freund davon.

20

I

gar kein Freund

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.20)

 

5

 

 

 

10

 

 

 

15

L

weil ich äh das is eigentlich das was mich am am äh am was mich zum großen Teil gehindert hat das ist auch meine eigene Person weil ah (--) und 's hat mit'm Krieg zu tun. ich kann das nicht einsehen dass erst jemand im Sterben zu ///. also ich mein es müsste vorher anfangen. muss nich erst einer töten. im Krimi is grundsätzlich muss einer umgebracht werden sonst is nichts und das is etwas was mir nich in den Kopf rein will. mir scheint's es muss einfach anders gehen und wenn ich so 'nen Krimi sehe und es wird geschossen dann sag ich ja macht's en bisschen anders so dass es lustiger ist dass man sagt ja das is 'ne große Komödie und nachher stehen sie alle wieder auf, dann könnt ihr das machen aber wenn das immer so bitterernst ist dann mag ich das nicht. ich find einfach das is nicht notwendig, das passiert, und das weiß ich auch, und das gehört auch dazu und aber ich will's nicht als Unterhaltung. das kann ich wahrscheinlich viel besser äh in 'nem Buch wenn's 'ne Auseinandersetzung gibt aber ich weiß es auch nich. kann's nich sagen. es passieren so viele Sachen und (-) des isch en bisschen schwierig bei uns ich hab äh neulich abend im Fernsehen geguckt und da bin ich eingeschlafen und dann lief sehr spät noch en Film ein italienischer, da is ein alter Psychiater und ein junger Psychiater und dann is 'ne Frau, der Film hatte schon angefangen äh vor sieben aber es findet ein Gespräch statt zwischen dem jungen Psychiater und der Frau, die Frau is verheiratet, hat zwei Kinder, es gibt grad ein Freud der hieß Enrico früher und der Psychiater versucht nun Zugang zu dieser Frau zu kriegen.und weil ich nun selber in der Psychiatrie war kann ich das schon abschätzen wie äh die Sätze die da gesprochen werden ob die stimmen oder nicht und die ham so absolut gestimmt und der Chef von diesem jungen Psychiater hat immer mit ihm geschimpft hat gesagt äh mach die Methode die ich dir gesagt hab und das wird auch und so weiter und der macht immer weiter und dann zum Schluss kommt der an den Punkt und sagt er macht nicht mehr weiter weil er Angst davor hat und dann kommt der alte und sagt jetzt musst du gehn jetzt musst du weitermachen das du hast diesen Tunnel gebaut zu der Person und nun guck dass du den Tunnel das du da durchkommst. und äh ich hab mir das angeguckt und gesagt das stimmt so genau, aber wie kommen die dazu das nicht nur in die Literatur reinzubringen sondern in en Drehbuch en Film da drüber zu drehn, ich könnte laufen in in der Bundesrepublik und und gucken ob ich irgend so was find, es wird bei uns nie so niemals so en Film geben. es wird ihn nie geben. und woran liegt des? und dann hab ich nachher festgestellt es liegt an was ganz Banalem. immer wenn's en Problem gibt und ich mein es gibt 'ne Antwort oder irgendwie dann heißt's das Leben geht weiter. < U>das sind die Antworten die man hier kriegt. ((lacht)) /// da gibt's kein Film da ist keine Literatur das gibt's überhaupt nicht das heißt immer das Leben geht weiter wenn irgendwo was passiert, ich find das schon en bisschen arg und ich möcht es eigentlich nicht so

 

I

wie lang waren Sie denn in der Psychiatrie *war's länger*?

 

L

*joah* drei mal en Viertel Jahr des ischt ziemlich lang des ischt ziemlich lang

 

I

ham Sie in den Zeiten da lesen können oder waren *Sie da so*

20

 

 

 

25

L

*nee da darf man nicht lesen* nee da darf man nicht lesen da muss man gucken, dass man am Leben bleibt, das ist ziemlich schwierig. sie haben mir ein Buch äh mal angeboten das war Krieg und Frieden aber das war aber nicht das Richtige. ((lacht)) und zum Bücherwagen dadurch nein nein nein da da ist man meistens mit Unterhaltung beschäftigt und man muss die Augen offen halten und man ist den Psychiatern ausgesetzt und man ist der Universität ausgesetzt und man ist den Patienten ausgesetzt nicht das ist 'ne 'ne Sache und und wo man eigentlich vierundzwanzig Stunden wach bleiben muss das man's überlebt ja, da darf man sich keinen Moment abbringen lassen, ja handwerkliche Arbeiten Arbeitstherapie und Lesen sonst nicht, gar nicht ich hab keinen Muck gelesen in der Zeit

30

I

wenn Sie so mal ans letzte Jahr zurückdenken Herr F. ähm was würden Sie sagen war da das wichtigste Buch für Sie was Sie gelesen haben. gibt's da eins?

 

L

och ja das da würd ich sagen das war also in dem Jahr schon das wichtigste und das letzte Jahr war das da das wichtigste

 

I

also dies Jahr die Kerstin Ekman und letztes Jahr der Wallenstein.

35

L

ja ja ja der Wallenstein.

 

I

warum würden Sie sagen war das das wichtigste?

 

L

dies hier?

 

I

hm

40

 

 

 

1

(S.21)

 

5

L

weil das für mich en Erlebnis ist das jemand äh en en en Ereignis so schildern kann. und äh äh ich hab ich hab ich kenn kein Buch wo das so abläuft. nich weil's ja sie hat das halt so äh gemacht dieses Erlebnis äh erst die die Katastrophe die passiert ist und dann ganz zum Schluss warum diese Katastrophe passiert ist aus irgendeinem (--) Rassengeschichte. weil irgend jemand Vögel umgebracht hat und gemeint hat in dem Zelt müssten die und die Leute drin sein und die waren gar nicht da drin. und er hat ganz andere Leute erwischt. und ich find auch äh ziemlich furchtbare Erlebnisse drin äh mit dem Jungen der der im Brunnen runtergelassen wird sich da selber befreien muss. und so wie ich überhaupt en bisschen erschrocken bin dass die Schweden so brutale Geschichten schreiben können, das

 

I

kann es auch sein dass es was damit zu tun hat dass Sie das Land sehr kennen?

 

L

ich kenn's nich so besonders gut.

 

I

Sie waren ja mal da ne?

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

L

ja ja ich kenn den Süden aber äh Schweden is ja ein riesiges Land man kann's eigentlich (-) gar nicht mit mit Deutschland vergleichen. äh es gibt da Gebiete die sind so wie die Alpen es gibt (-) Gebiete mit mit mit unheimlich viel Wasser und es gibt Gebiete wo 'ne ganz andere Bevölkerung ist, wo die Lappen wohnen wo der Tourismus bringt das jetzt alles durcheinander ein bisschen und es gibt den Süden von Schweden mit einer eigenen Geschichte, weil die Dänen mal dort waren und äh äh ein ziemlich reichhaltiges Gebiet und es gibt natürlich den Gustaf Adolf der ziemlich gewirkt hat in Deutschland in der Zeit 'ne und äh es gibt etwas was ich bei den Schweden gesehn hab äh auch in von der Karte her, das sie das große Reich was sie mal hatten was ja bis Finnland gereicht hat und über Norwegen raus bis auch nach Dänemark rein und ich glaube auch noch ein großes Stück nach Deutschland rein. der Ernst Moritz Arndt ist ja eigentlich schwedischer Staatsbürger gewesen und seine Reise hat er geschrieben nach Schweden 1804. das war doch noch nicht so lange her, dass Stralsund noch zu Schweden gehört hat ((lacht)) und dass sie das langsam aufgelöst haben und dass sie eigentlich das was den Deutschen nie gelungen ist das sie äh en en en Reich gehabt haben wie Karl der Große über Frankreich und äh äh dä dä die Rom war mal Riesenreich und die Russen haben's mit ihrem Ding probiert und hier wird's immer probiert und immer geht's daneben und das Merkwürdigste daran find ich immer dass das Reich von 1871 bis Frankreich gegangen ist und was mich da in letzter Zeit interessiert ist eigentlich äh wo's wie's dazu gekommen ist das besonders hier unten im Süden in in G. immer dieser Franzosenhass existiert hat. ich mein das ist jetzt nicht mehr so aber ich hab das schon auch kennen gelernt nach dem Krieg und äh das hat im Ersten Weltkrieg hat das hingehauen aber wenn ich dann in der Literatur zurückgehe und und hol mir so Leute wie wie Maupassant öh ja das kommt da noch 'ne ganze Menge mit da rein ((lacht)) und öh da ist das eigentlich nicht so existent. und es blüht ganz dick auf wieder mit dem Ersten Weltkrieg unser Franzosenhass ist plötzlich da ich weiß nicht wie wie vorher war das nicht. ich hab en Kumpel gehabt der wo ich Koch gelernt hab der war in Paris und hat dort 'ne Lehre als Koch gemacht und seine Brüder- hat dreizehn Geschwister gehabt haben gesagt der heiratet 'ne Französin das gibt's nicht und ham ihn geholt. ((lacht)) weil äh da kommt so en moralischer Aspekt da rein. ein schwieriges Kapitel Sektenwirtschaft und weiß der Kuckuck was. mh Franzosen waren halt da ein bisschen offener was aber ich hab da drüben mal 'ne Frau gesprochen Paris Sündenbabel das wußt ich von meinem Groß- von meinen Gro& szlig;eltern her aber die saßen nu in F. und sagten des isch dene G.lern ganz recht geschehe das se bombardiert worde sin das war doch so ä Sünd

(S.22)

I

hat für Sie auch französische Literatur mal 'ne Rolle gespielt?

 

L

wie?

 

I

hat für Sie mal französische Literatur

5

 

 

 

10

L

nein ja Maupassant ja doch ja, und äh äh eigentlich ja eine äh Figur sie hab ich mal rausgegriffen die eigentlich die ich für mich äh äh en bisschen äh requiriert hab das war der Dings der Mérimeé das is en Baske und die Beschreibung von äh (-) wie heißt sie die Oper äh (---) auf in den Kampf Torero (-) äh (---) des gibt es als als äh als äh Geschichte bei Mérimeé die äh diese wie heißt sie die äh die äh Oper von äh hmm (--) also jetzt fällt mir der Name nicht ein /// ((lacht))

 

I

macht nix. kommt vielleicht noch.

 

L

äh diese Zigaretten-Geschichte mit der Zigaretten-/ die- diese Stierkampf-Geschichte äh (---) ach Gott noch mal ja da gibt's 'ne Blockade bei mir

 

I

macht nix

15

L

ja ja muss man drüber wegkommen. fällt mir nachher irgendwann ein.

 

I

was würden Sie denn sagen was macht denn für Sie generell en gutes Buch aus?

 

L

och beim äh möcht mal sagen beim beim Lenz (-) isses dann schon dass er also unheimlich gut schreiben kann,

 

I

also Stil?

20

 

 

L

Stil jo, da find ich dann schon äh da is der Stil wichtig und (-) vielleicht manchmal en bisschen zu kompliziert, aber äh (--) die ersten Sätze die ich gele- die erste Seite die ich gelesen hab von Siegfried Lenz da hab ich gesagt das gibt's doch nich ((lacht))

 

I

war das Deutschstunde was Sie gelesen haben?

25

 

L

ja ja das gibt's doch nich das einer so schreibt ((lacht)) nachher hört das en bisschen auf aber ich hab gsagt so was hab ich noch nich erlebt. sonst is es eigentlich

 

I

was war's was hat's ausgemacht.

30

 

 

 

35

 

 

 

L

ich weiß nich ich kann's nich sagen ich bin in der Grammatik nich so die vielen Adjektive und und wie er's beschrieben hat und äh äh ich hab ich hab's mit 'm R. drüber gesprochen und hab ich gesagt es sind (--) er schreibt 'nen halben Satz und dann haste en Bild vor Augen. aber dann kommt da hinten da is schon wieder und schon- ein Bild nach em anderen eigentlich praktisch wie beim Kino nur sind die äh Bilder nich so kontinuierlich äh und wahrscheinlich doch dass sie 'ne 'ne bestimmte Bewegung geben. aber es is ein Bild auf ein Bild in in einem Satz sind drei vier fünf drin und das fand ich so irrsinnig. während das mir sonst bei anderen Büchern so geht dass vielleicht die ersten Sätze äh äh en bisschen so holprig sind dass ich sag soll ich das lesen oder soll ich das wieder ((lacht)) weg, da sag ich lies mal weiter vielleicht wird's besser. aber *bei*

40

I

*und* haben Sie so an die Handlung an bei bestimmte Ansprüche? wo Sie sagen würden für mich macht en gutes au- Buch aus dass

 

 

L

also beim beim Siegfried Lenz is es so dass ich natürlich die Parallelen sehe dieser dieser eh Deutschstunde mit meiner meinen eigenen Erlebnissen in der Nachkriegszeit.

1

(S.23)

I

und bei anderen Büchern jetzt zum Beispiel bei dem? (-) oder einfach so generell gar nich vom Autor abh- haben Sie so würden Sie sagen es gibt für Sie so Kriterien die sollt en Buch erfüllen damit Sie sagen *können* es ist gut.

5

 

 

 

L

*nee* nee das muss er selber machen. es gibt in jedem Buch irgendwie 'ne bestimmte Entwicklung weil's ja mit mit Zeit verbunden ist und man liest des und und es steht ja nich auf einmal da wie en Bild das vor einem isch und dann is wieder weg sondern es gibt ja 'ne En- Entwicklung und dann kann man schon die Entwicklung verfolgen. und dann sagen ja ich bin damit einverstanden, oder ich bin damit nicht einverstanden, und dann kann man's halt sagen. ja

10

I

gibt' so ähm heute en Lieblingsautor für Sie? (---) oder Autorin?

 

L

eigentlich nich nöh kann ich eigentlich nich sagen.

 

I

und wenn Sie irgendwie ein ein Buch mit auf 'ne einsame Insel nehmen *dürften?*

 

L

*ja ja jetzt* kommt die Frage ((lacht))

15

I

die Frage ja.

 

L

dann würd ich wahrscheinlich schon so was mitnehmen

 

I

wie den Wallenstein. *aber den* würden Sie den jetzt noch mal lesen?

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

L

 

 

 

 

 

 

 

 

*ja.* ja ich würd den noch mal lesen des wär mir zu einseitig dann. des is so äh doch von einer Person und auf die Person fixiert dass ich äh ja ich könnt vielleicht den Dostojewski mitnehmen den die Gebrüder Karamasow das könnte man da auch mitnehmen weil des so 'ne Breite hat mit dem Großinquisitor und mit diesen Geschichten da drin und mit der Entwicklung von von der Person die er ja auch selber is und dies nach außen und so weiter und ja und die Erinnerungen die er mal an die Eltern hat und es gibt den Bissier und er hat die Gebrüder Karamasow gemalt und da kann man dann viel reinpacken 'ne. das geht dann auch. sonst hätt ich lieber so 'n Buch dabei. man hat en bisschen Distanz dazu, kann es lesen weil es sechzehnhundertzwölf- vierzig-achtundvierzig abgelaufen ist, und man kann die Parallelen ziehen zu heute. und von der Seite her wird so ein Buch unheimlich aktuell 'ne, und das äh find ich dan n auch ganz schön wenn man die Parallelen mit heute vergleichen kann. und es is ja nun grad diese Geschichte mit äh mit der Reformation und der Gegenreformation und das find ich dann schon gut wenn's von so nem Mann wie Golo Mann geschrieben is der ja der an äh an der Person von Wallenstein so interessiert is dass er ihn von Kindesbeinen an interessiert hat ((lacht)) dann ist das schon 'ne ganz gute Geschichte.

 

 

I

glauben Sie denn wenn Sie mal so in die Zukunft gucken dass sich was verändern wird mit Ihrem Lesen? dass Sie mehr lesen dass Sie weniger lesen dass Sie gezielter lesen dass Sie eher Bücher die Sie schon mal gelesen haben noch mal lesen. oder glauben Sie (-)

40

 

 

 

1

(S.24)

 

5

 

 

 

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15

L

nöh hab ich mir eigentlich keine Gedanken drüber gemacht ich hab mir nur in sofern Gedanken drüber gemacht wenn ich keine Bücher mehr kaufen kann, (--) weil sie doch 'ne ganze Menge Geld kosten. was mich nicht davon abhält dann äh wenn ich antiquarische Bücher sehe und sag das gefällt mir dann kauf ich se trotzdem ((lacht)) weil sie irgendwas mit äh jo mit meinem eigenem Leben zu tun haben. oder äh neulich hab ich so en Märchenbuch gesehen hätt's ganz gerne gekauft. des war mir dann des des fällt so in den Bereich von Tommy Ungerer rein und äh der malt dann so und warum malt der eigentlich so und dann sag ich ja des isch halt en Elsässer und komisch der so 'n bisschen verdruckt und verquetscht und warum kommt das bei dem so raus, und die A. sind eigentlich genauso, und und wie war des eigentlich und wie isch des passiert ah nach em zweiten Weltkrieg isch äh äh ja das Elsass wieder zu Frankreich gekommen vorher war's bei Deutschland dabei und die Auseinandersetzung und dann die Erinnerung wenn ich von (-) I. oben runter komme mitm Schnellzug wie es halt damals war so (-) hat man den Kopf ausm Fenster gehängt, und war dann in J. auf 'm Bahnhof und hat gehorcht was die Eisenbahner gesprochen haben, wenn sie die äh die Kanister wieder mit Wasser gefüllt haben für die Toiletten. (-) jetzt komm ich zu de Dubbele ((lacht)) den Dialekt // das- die Sprache das gibt's doch gar nich ((lacht)) war ziemlich schlimm ((lacht)) un- und es waren ganz normale Bahnarbeiter die haben ganz normal ihre Sprache gesprochen ((lacht))

 

I

würden Sie denn sagen dass Bücher für Sie so 'nen Wert darstellen?

 

 

20

 

L

ja. ich ohne Bücher kann ich nicht leben. wenn ich mir vorstelle ich würd alle Bücher wegdenken die hier im Haus sind. und es wären nur noch die Bildbände da nee fänd ich dann ziemlich öde. nee dann würd ich was unternehmen, wenn's so wäre dass ich sag ich brauch jetzt Bücher wer verkauft 'ne Bibliothek stell's mir rein das was de hasch. 's wird schon irgendwas dabei sein was ich gut finde und was ich lesen kann. nee ohne Bücher möchte ich nicht leben.

 

I

würden Sie sagen haben Sie immer en aktuell en Buch da liegen an dem Sie gerade lesen?

25

L

nee hab ich nich nee.

 

I

also es kann auch mal Wochen geben wo Sie gar nich lesen

 

 

30

L

jo aktuell isch die Zeitung und die frisst 'ne ganze Menge Zeit aber ich hab gesagt ich hab sie jetzt mal abonniert und ich krieg sie, und äh jo. (-) das is en ganz schöner Druck. 20 andere kommen zusätzlich noch ins Haus, und dann kriegt die viele Reklame und ich sag ha ja gut Reklame, ich mach kein Schild ans tja ich will keine Reklame haben und dann kommt's halt. *und*

 

I

*aber* Sie haben- also Sie würden schon sagen Sie lesen regelmäßig.

 

35

 

 

 

40

L

ja ich les viel, äh les ausgesprochen viel also ich bin heute morgen aufgestanden hab gesagt (-) überlegt soll ich jetzt, und dann hab ich noch 'ne Katze vom Nachbarn, des Nachbarhaus und der war heut nacht da und da schwätz ich dann was macht der ah jetzt stehsch mal auf. und dann bin ich aufgestanden, und hatte die die Zeitung hatte ich schon geholt und hierher gelegt, und dann hab ich Zeitung dann blättre ich erst mal durch brauch ich kein Licht machen. äh Frühstück gemacht, und dann hinterher les ich Zeitung und dann irgendwann hab ich auf die Uhr geguckt was isch erst halb sechs ((lacht)) und dann ja Frühstück und un un Zeitung bis um acht sitz ich dann schon dran.

 

I

und Bücher? wie ist es da.

 

1

L

ja wenn en Buch dazwischen kommt dann kann sein dass ich kein Zeitung mehr anguck. (--) des tut mir dann en bisschen leid aber (--) ich möcht's schon ganz gerne en bisschen distanzierter lesen aber ich schaff das als nich.

(S.25)

I

en Buch.

 

L

jaah (-) des des schluckt mich dann immer en bisschen. des is wie so en Tunnel wo man reinkommt und da durch muss.

5

I

würden Sie sagen dass Sie so pro Monat en Buch lesen? oder weniger.

 

L

joah doch schon. des kommt schon hin. ich mein en/ (Name von Autor)

 

I

*ja gut - ///*

 

10

L

*das geht* en bisschen langsamer weil's ja auch äh mit vielen Daten und dann guckt man schlägt man mal wieder um und guckt zurück, und vielleicht auch mal in en anderes Buch rein ja //

 

I

würden Sie jetzt so (-) jetzt noch mal 'ne Möglichkeit gibt's irgendwas was wir vergessen haben. noch mal

 

L

*ich les*

 

I

*so in Ihrem* Leben? *so Lesebücher?*

15

 

 

 

20

 

 

L

*nee nee ich sag * ich wollte noch eins dazu sagen ich les auch Bücher wenn ich en Buch geschenkt krieg dann les ich das. weil ich weil's mir auch interessant ist, äh über die Person die mir das Buch schenkt was zu erfahren. weil andere bestimmte Bücher lesen. und beim R. kann ich das auch äh äh der liest kein Dostojewski der liest aber auch Russen. und es sind auch Russen dabei und un sie sind en bisschen einfacher wie äh (--) das was wir gelesen haben aber sie haben sie können auch so schreiben wie die ((lacht)) dass man verschluckt wird. und das äh genauso is es dem R. auch gegangen. er sagt das Buch hab ich angefangen ich konnt's nicht weglegen bis ich durch war ((lacht))

 

I

verschenken Sie selber auch Bücher?

25

 

 

L

 

 

hmm seltener. seltener. kaum. ich leg äh ich hab überhaupt keine Bücher verschenkt in letzter Zeit nee nicht gemacht. ich hab von meiner Frau en Buch gekriegt. von 'nem Spanier. und sie hat es selber nicht gelesen. und das is en Spanier der äh im KZ war und der

 

I

wissen Sie den Namen?

30

 

 

 

35

 

 

 

40

L

nee ich hab den Namen vergessen. und ich kann en auch nich feststellen weil ich's Buch zurückgeschickt habe und gesagt habe, das musst du unbedingt lesen ((lacht)) das is so interessant und der beschäftigt sich er is nachher äh in die Regierung reingekommen in die spanische, und hat da als Kultusminister mitgewirkt, und er beschreibt äh Gorbatschow und die Besuche in Spanien die er gemacht hat, und beschreibt Raissa im im im im äh im äh im Prado, und wie sie vor den Bildern stehen man hat das Gefühl // er isch en äh er kommt aus gutem Hause, aber war en absolut linker. und is halt äh mit Franco in in in Misskredit geraten, und dann bei den Deutschen dann sowieso ins KZ reingekommen ich glaub er war in Buchenwald da im im im Mitteldeutschen im im ja bei bei Weimar, un äh ach ich weiß seinen Namen nich Sanchez?

 

I

kann sein es gibt einen Sanchez. war das in der letzten Zeit? oder ist das schon länger her.

 

L

sie hat mir das geschickt nicht dieses Jahr letztes Jahr zum Geburtstag.

 

I

also Sie stehen noch in Kontakt.

1

(S.26)

 

5

L

ja ja sicher. wir haben noch Kontakt es geht ihr nich besonders gut und äh (-) jetz spring ich (-) ich wär interessiert dran dass es ihr besser ging 'ne des hätt ich ganz gern weil (-) ich hab ja auch en Verhältnis zu meiner Tochter und sie ich möchte auch dass dass sie äh dass zu da en Verhältnis is was äh es die Kinder leiden ja dann auch immer drunter 'ne?

 

I

Sie haben eine Tochter?

 

L

ich hab eine Tochter. ja.

 

I

haben Sie die zum Lesen erzogen?

10

L

nee ich hab sie überhaupt nicht erzogen. die is in die Waldorfschule gekommen. und äh die liest im Augenblick nich besonders viel weil sie zwei kleine Kinder hat. und da kommt sie nich besonders dazu. aber die hat Französisch gelernt die kann das gut ((lacht)) die kann das sehr gut.

 

15

I

gut, gibt's noch von Ihrer Seite was wo Sie denken das hat noch Bedeutung so mit Lesen Bücher in Ihrem Leben ich mein wir haben auch noch bis zum nächsten Mal falls noch was kommt was Sie nach-

 

L

nee fällt mir jetzt nichts ein. aber muss es ja nich irgendwie rausquetschen.

 

I

nee wenn jetzt nichts kommt würde ich jetzt Schluss machen wenn Ihnen noch bis zum nächsten Mal noch was kommt?

20

L

ich äh fällt mir sicher schon noch was ein wenn ich dann mal da rumgehe und hier gucke

 

I

wenn Ihnen was einfällt, dann haben Sie auch noch das nächste Mal Zeit.

 

L

ja ich kann des auch auf en Zettel schreiben noch

 

I

nöh 's is immer wichtig was so kommt erst mal ne? gut dann würd ich sagen machen wir hier mal nen Punkt,

2.6.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wie viele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

X über 500

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus? (Mehrfachnennungen möglich)

X Kinder- u. Jugendbuch X wenige

X Sachbuch X wenige

X Nachschlagewerk/Lexikon X wenige

X Ratgeberliteratur X wenige

X Kunst- und Bildband X viele

X Roman (Belletristik) X viele

X Lyrik X wenige

X Drama/ Theaterstück X wenige

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: X ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Belletristik

Vater: X ja

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Belletristik

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die Sie gelesen haben, geredet?

Vater: X manchmal

Mutter: X regelmäßig

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in Ihrem Elternhaus einschätzen?

X Lesen gehörte in meiner Familie zum Alltag und hatte einen zentralen Stellenwert

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: X regelmäßig Vater: X regelmäßig

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: X regelmäßig Vater: X manchchmal

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

Abends vor dem ins Bett gehen

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

X regelmäßig

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

mit ca.8/9 J.

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

X Ich habe hin und wieder mal gelesen und es hat mir auch Spaß gemacht

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen Sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

Besonders während der Lehrzeit

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals Ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

Titel Der Seeteufel Autor: Graf Luckner

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

X Meine Eltern haben Sie gekauft.

X Ich habe Sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

X manchmal

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

X nie

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

Ich habe keine Erinnerung daran. ((hat kein Kreuz gemacht))

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wieviele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

X über 1000

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

X Kinder- und Jugendbuch X viele

X Sachbuch X viele

X Nachschlagewerk/Lexikon X viele

X Ratgeberliteratur X viele

X Kunst- und Bildband X viele

X Kriminalroman X wenige

X Roman (Belletristik) X viele

X Lyrik X wenige

X Drama/ Theaterstück X wenige

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Belletristik

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

X kaufe sie im Buchladen

antiquarisch

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

X ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese (fast immer)

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

X weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

X weil ich Spaß an Sprache habe

X weil, es sich mit der Geschicht und den Erlebnissen meiner Zeit beschäftigt

Þ Wieviele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca. 10 Stunden/Woche

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

X gemischt

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

nein

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

im Augenblick nicht

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

X Presse

X Verlagsprogramme

X Fernsehsendungen

X Buchhändler

X Klappentext beim 'Schmökern'

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

X ja

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

X nie

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

X nein

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

X regelmäßig

wenn ich Zeit hab

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise....

X abends

X tagsüber, wenn ich gerade Zeit habe

X zu jeder Zeit, wenn ich Lust habe

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

X nein

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

X nein sollte man vielleicht machen

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

X nein

Þ Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

X ja

wenn mir jemand in die Quere kommt

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

0 ja 0 gelegentlich 0 nein

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x gelegentlich

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

  1. Gottfried Keller

2. Johann Wolfgang Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gorden

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márques

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhof

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

 

X

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X

 

 

 

Der grüne Heinrich; Die Leute von Seldwyla

Werther; Faust

 

 

 

 

 

 

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

Heinrich Mann

Gottfried Keller

Thomas Mann

Hermann Hesse

 

 

 

Allende

 

 

Marquez

 

Nadolny

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X

 

B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

X Hinweis/Empfehlung von Freund/Freundin - Bekanntem/ Bekannter

X Lesen von Rezension/Buchbesprechung

X Information/ Empfehlung durch Buchhändler

X Hinweis in literarischer Sendung im Fernsehen

X Kenne den Autor bereits und habe gute Erfahrungen mit ihm gemacht

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

X nein

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

nichts

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

keine

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: X männlich

Alter: 69 Jahre

Familienstand: X geschieden

Schulabschluss: X Mittlere Reife

Ausbildungsstand: X abgeschlossene Lehre

X Hochschulstudium mit Abschluss ((mit Abschluss ist durchgestrichen)) Fotografie

Berufliche Stellung: X Rentner

Haushalts-Nettoeinkommen: X DM 1000.- bis DM 1500.-

 

2.6.3 Interview zum Leseprozess

2.6.3.1 Freies Erzählen

1

(S.1)

 

5

L

das mit den Büchern das passt mir alles nich so und dann hab ich en bisschen mehr Raum das is so 'ne Liste die ich gemacht hab über Literatur die ich gelesen hab oder ja doch die hab ich dann schon gelesen und heute morgen fiel mir noch ein das ich neulich mal an die Bibeln gegangen bin und die hab ich dann noch hinten drauf geschrieben und es gibt en paar Bücher wo ich den Ti- Titel nich weiß und eins ist mir lustigerweise gestern abend eingefallen Castaneda ist Ihnen das en Begriff?

 

I

nee

 

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L

das is en Mann der schreibt über Zustände die man hat äh mh kommt aus Mexiko die Leute die also wirklich mit Rauschgift umgehn können un und damit arbeiten und das hat mich immer ziemlich interessiert weil Freud hat ja das- und und und und so weiter und äh da stehn in- interessante Sachen drin aber ich hab den Titel vergessen hab's Buch verliehn es ist auch nicht mehr im Haus und dann hab ich mal die Dürer-Bibel gelesen, weil die von meinem Großvater stammt von dem einen und die andere Bibel hab ich ein paar Mal benutzt um nachzuschaun über historische Dinge weil meine Tochter das Abitur gemacht hat und da bin ich mal an die Bibel gegangen und dann bin ich an einen Abschnitt geraten wo die Juden aus äh die mussten ja fliehn wie sie zurückkommen nach Palästina war ganz interessant ((lacht)) ///// das erste was ich mache, scheinen reiche Leute gewesen zu sein, und aufgeteilt ist in Familien und es sind mehr< /U> Familien zurückgekommen wie äh weggezogen sind und es ging ja über's Zweistromland und ich hab immer vermutet da ist noch so en bisschen was von Pakistan oder Indien mitgekommen muss ((lacht)) und äh äh ja wenn sie normal die Kirche ja angucken die hat ja viel aus dem Orient die ganzen Gerüche und äh de na ja von Persien Sonnen- sie wissen selber /// und äh das war dann schon ganz interessant festzustellen was die da gemacht haben das erste was sie gemacht haben die Palästi-Palästinenser waren die Leute die dort gewohnt haben wie die hinkamen und die haben die zu ihren Angestellten gemacht die mussten die Tempel bauen das waren Strafarbeiter ((lacht)) sieht genau so aus wie heute ((lacht)) ziemlich eigenartig und äh das fand ich ganz gut weil's en paar Familien mehr waren die zurückkommen also das wär die Liste

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I

das würd ich dann noch mitnehmen und heut würd ich eigentlich gern mit Ihnen über das Buch reden.

 

L

ja. und da hab ich en bisschen aufgeschrieben.

 

35

 

1

(S.2)

I

ja. das äh lassen wir jetzt da bei Ihnen, und ähm zwar, also Sie haben das ja jetzt sehr flüssig am Stück gelesen, und mich würd jetzt mal als Erstes interessieren, also des läuft jetzt heute so ab dass wir erstmal so frei über das Buch reden, und dann schau ich ob Sie das ein oder andere angestrichen haben, und dann würden wir das noch mal aufgreifen, und am Schluss würd ich noch mal ganz kurz da hab ich son so was Standardisiertes vieles is so 'n paar Fragen wo ich einfach noch mal durchgehe ist das schon gefallen, *oder hak ich noch mal nach.*

 

L

*ja ja ja ja *

5

 

 

I

und als erstes, würd's mich einfach jetzt mal interessieren, wenn Sie jetzt noch mal dieses Buch was Sie gelesen haben so Revue passieren lassen, gibt es da Stellen oder einzelne Passagen oder Themen wo Sie sagen würden da sind Ihnen so Bilder entstanden oder Assoziationen oder a- die können Sie noch ganz gut erinnern oder da is was geblieben.

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L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

joah, mir bleibt schon 'ne ganze Menge von dem Buch. aber es hat nich so sehr viel mit Bildern zu tun. es entstehen natürlich Bilder wenn er die Flugzeuge beschreibt. äh die da im Kinderzimmer hängen. weil das 'ne Sache war die mir selber auch gemacht haben. und wir hatten große Hefte, und wenn da steht Ratta und Ratta ist das Flugzeug was die Russen hatten äh dann gibt das natürlich sofort 'ne Kette von von äh Gedanken und Richthofen und und und alles was dazu gehört. ich hab das auch hintendrauf geschrieben Erster Weltkrieg Zweiter Weltkrieg Guernica taucht auf die Bombardierung von Madrid ist drin die ich nicht gewusst habe, und das das das äh verbindet sich dann schon ja. das geht da quer durch's Buch, aber er is en Mann der es nich erlebt hat. und er beschreibt des so dass es noch Leute geben müsste die es erlebt haben. und äh äh dass es noch welche gibt die äh die unter der norma len Bevölkerung äh leben. so so seh ich das dann. ja

 

 

I

ja was sind da also, wenn Sie mir jetzt mit jemanden oder jemanden über dieses Buch erzählen würden, gibt's da einzelne Stellen die Ihnen sehr eindrücklich geblieben sind.

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L

ich find er is en wahrscheinlich äh ich hab das so aufgeschrieben äh auch en Journalist. und er schreibt viel über den Ghostwriter den äh Ruiberriz äh de Torres oder wie er heißt ja so heißt er. und er muss da mal seinen Namen annehmen, und ich glaube dass er auch normal im praktischen Leben bevor er den Roman geschrieben hat ziemlich viel also hat schreiben müssen, er schreibt ja auch dass er Fernsehstücke äh geschrieben hat und ich nehm das als Realität dass das dass er das wirklich gemacht hat. als äh Arbeit mit der er sich äh über Wasser hält und von der er lebt, und das äh z- merkt man schon ziemlich genau in dem Buch, also das kommt rein es is nich

 

I

warum wo haben Sie das gemerkt? oder (-)

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L

äh ich merk es auch am Stil, wie er schreibt, und ich finde äh wenn ich jetzt en anderes Buch nehme sagen wer mal ich les en Hermann Hesse. der is ganz weit weg von allen diesen Dingen und ma wird äh ganz woanders hin transponiert er bleibt immer da. und äh ich kann das Buch lesen kann Zeitung lesen. das ist ziemlich gleich nur die Zeitung bringt dies dies dies dies und er (-) is aber zeitgleich mit dem was ich in der Zeitung les ((lacht)) und das kann ich damit gut verbinden, und dann mein ich schon dass er äh ein guter Journalist dann ist. so seh ich das.

 

 

I

noch mal so von der Handlung oder so gab's da einzelne Sachen wo Sie einfach gemerkt haben da fesselt mich was oder da ähm muss ich an bestimmte Situationen denken

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(S.3)

 

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L

ich bin äh en bisschen durcheinander gekommen und hab das versucht nachher zu klären. weil er im ersten Kapitel anfängt und es ste- is en en Trugschluss was da hinten drauf steht. die Frau stirbt nicht im ersten Kapitel. und das find ich sehr angenehm. es isch nich so sensationell wie es hinten auf'm äh Klappentext beschrieben ist. sondern sie stirbt im zweiten Kapitel. dann hab ich den Satz rausgeschrieben. weil der für mich äh weil ich ähm mal in der Psychiatrie weil sie sagt äh halte mich, halte mich bitte halte mich. und er sagt sie wollte sagen ich soll sie umarmen. das sind zwei für mich zwei so verschiedene Dinge, die bring ich überhaupt nicht zusammen. sag ich du hast es nicht verstanden. aber ich muss es dann schon realisieren du hast es aufgeschrieben in deinem Buch. ((lacht)) und es stammt von dir. also weißt du's dass es zwei Dinge sind. es hat mit Umarmen nix zu tun die Frau wenn sie stirbt äh äh das is is 'ne andere Geschichte wie wie das was äh er als Mann da annimmt. das sind zwei

 

I

wie meinen Sie anders? also

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L

 

 

äh weil die Frau merkt dass etwas auf sie zukommt, dem sie nicht gewachsen ist. und dass sie 'ne Hilfe braucht. un äh das könnte ja en Arzt sein der sagt gib mir 'ne Spritze oder ähm sie braucht irgend irgend etwas um über diesen Punkt zu kommen. aber es is natürlich äh der Tod ich hab doch irgendwo geschrieben ich weiß nich dass äh für meinen Begriff so wie er's beschreibt der Tod nich äh is wie wenn se Tolstoi leben dann. is so en Übergang, sondern hat was Gewaltsames bei ihm. und das war eigentlich das was mich en bisschen erstaunt hat, *es is*

 

I

*inwiefern* gewaltsam?

 

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L

äh wie die Frau stirbt, hat das hat das was Gewaltsames, wie sie sich in ihn reindrückt. und ihm mit den (-) mit ihren Füßen dann äh die äh mit ihren Schuhen in in seine Socken rein geht, und ihm die Socken zerreißt, und äh das is das isch einfach en Stück Gewalt und das äh ja wenn sie en Kriegsbuch lesen is auch Gewalt aber ich kann sein dass er das so erlebt hat und dass er das so sieht oder dass der Tod heut anders gesehen wird dass er immer was Gewaltsames hat

 

I

also als Sie es gelesen haben hatten Sie das Gefühl des is etwas Gewaltsames

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(S.4)

 

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L

 

ja ja, das Sterben von ihr hat was Gewaltsames. weil es auch in 'nem Alter kommt wo man eigentlich nich damit rechnet, mit dreiunddreißig ne? stirbt die Frau. und äh die is auch nich drauf vorbereitet wenn sie älter sind sind sie schon eher mal en bisschen näher dran gewesen, sind sie en bisschen besser drauf vorbereitet ob man es dann äh gerne tut ((lacht)) oder nich das is 'ne andere ((lacht)) Frage, das glaub ich dass se dann trotzdem nich aber äh es is äh wahrscheinlich auch das Überraschende dabei. so wie wenn äh (-) ja Gott ja en Autounfall kann ich nich sagen is grad das Ding passiert aber ähm wenn halt plötzlich Kriegszustand is ja, da wird immer gewaltsam gestorben. (--) das seh ich dann schon so und so seh ich's das en bisschen. und was mich dann interessiert hat dran, wie er das Buch schreibt äh wie die Zeitabstände sind. ich hab dann aufgeschrieben in den Kapitel weil man das ziemlich &a uml;h gern überliest (-) auch da der Rennbahn-Kapitel hab ich nur Rennbahn hingeschrieben aber das is dann erst die Begegnung mit dem Vater dann kommt die Rennbahn-Geschichte und dann kommen äh die zwei Frauen dazu und dann wetten sie und (-) ich hab mal einfach mal aufgeschrieben. er trifft die äh beschreibt ja die äh Berührung mit Frauen sind bei ihm nich so er hat äh also seine Frau die Celia, und dann kommt die Victoria und alles andere passiert noch nich in dem Buch. un äh er beschreibt das erste Mal die Situation mit seiner Frau, mit ihr hat er drei Jahre zusammen gelebt, zwei Jahre waren sie verheiratet, drei Monate haben sie getrennt gelegen, gelebt, dann hat er die Victoria getroffen, von der er nich weiß ob sie so heißt, dann kommt die Prostituierte, dann hab ich mir sein Photo angeguckt hinten, sag ja das is en angenehmer Typ, ich mag den eigentlich. ((lacht)) nur du bist wahrscheinlich ziemlich /// ((fremd zu mir)) und ä ;h ich hab festgestellt in der Be- Beschreibung in dem Gespräch mit der Prostituierten da geht es um die Ängste die sie hat vor den Männern, und es taucht aber auch au- auf was äh äh sehr bezeichnend is die Ängste die die Männer vor den Frauen habn, was sonst eigentlich nich so drin steht Männer werden immer als Machos oder stellen sich so dar es gibt wahnsinnige Ängste von Männern vor Frauen und es kommt etwas rein, was eigentlich mehr ich würd nich sagen im mediterranen Bereich is aber was ich kenn von Chile her. dass da 'ne Frau is, (--) und die hat zwei Kinder, und da is en Mann dabei, und dem Mann wird's irgendwann zu dumm. und sagt ich schaff das nich mehr. is mir zu viel und haut ab. und nach zwei Jahren kommt en anderer Mann, ((lacht)) zu der Frau ((lacht)) und sie hat wieder zwei Kinder und da macht er's auch vier fünf Jahre und haut wieder ab und dann kommt vielleicht noch mal ei ner und die hat sechs Kinder von drei Männer. (--) äh die Frauen leben da anderst. es is dann nich so wie bei uns dass man heiratet und so und dieses äh sondern dass dass sich das irgendwie anders entwickelt. und was bei ihm vorkommt is (--) dass er von äh über die äh Victoria und er rennt ihr ja nach. weil der nächste Mann kommt, und er äh kriegt ja den den Fimmel dass sie immer dass sie Celia isch und er vermischt sie ja nachher auch, und äh dann rennt er ja in die Wohnung rein. und das is ja 'ne wahnsinnige ((lacht)) Geschichte, aber (-) er schreibt immer von Mitfreiern. und dass 'ne Frau wenn sie je länger sie lebt und je mit mehr Männern sie zus- zusammen gelebt hat, um so gefährlicher wird für (-) den nächsten Mann der kommt. das finde ich eigentlich 'ne 'ne Sicht (-) die ich wahrscheinlich schon äh schon ja das mir auch schon mal aufgegangen isch aber das is normal 'ne ganz normale Sicht eigentlich jo und ich weiß nich äh wird bei uns nich so gesehen, aber ich denke schon dass das richtig ist. wie man das sieht.

 

I

also 'ne Sicht die Sie auch teilen?

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L

die würd ich schon teilen ja, doch. und äh die könn's ja rüber- äh äh packen in die Medizin, äh un un um Krankheitssymptome zu machen also Aids und ich weiß nich wie weit Aids 'ne Krankheit isch und wie weit jedenfalls wird immer von Immunschwäche geredet. und das kann natürlich schon sein wenn de wenn en en Mann mit ner sehr starken Frau zusammen kommt dass er zusammenkracht hinterher dann hat er halt seine Immunschwäche ((lacht)) oder sie kann sagen er ist krank geworden oder hm ha der landet in der Psychiatrie, mir isses auch so gegangen ja, was soll's ja da is man dem halt nich gewachsen gewesen das ist ziemlich einfach dann. 'ne, so sieht das aus. dann muss mer halt gucken dass man wieder auf die Füße kommt ((lacht))

1

I

noch so Stellen in dem Buch wo Sie so das Gefühl hatten ähm da haben hat was bei Ihnen ausgelöst oder,

(S.5)

 

5

L

ich kenn zwei Figuren die er beschreibt ja äh es tauchen nachts wie er aus der Wohnung weggeht oder nee wie er hingeht. äh den Besuch macht bei seiner Frau. da tauchen zwei Figuren auf. zwei en en Hengst und 'ne Stute. das isch Inkobus und und Inkobus und Sukobus nennt er die. und das sind zwei Figuren die mir sehr wohl bekannt sind. die äh

 

I

kann ich mich gar nich dran erinnern,

 

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L

jo müssen's lesen, ich hab's hier reingeschrieben Sie können ja gucken ((lacht)) über die Kapitel was is. und äh äh (--) der was Sie grad sagen is mir natürlich auch mal passiert wenn ich's wieder gelesen hab. aber das hab ich schon gesagt glaub ich dass äh immer wieder auf Stellen gestoßen bin also das hab ich noch gar nich gesehen, das weiß ich gar nich mehr. äh aber das äh isch äh ach ja. das geht äh sagn wir mal so is mir früher auch äh passiert, ganz normal beim Lesen, aber es kann sein dass es fast am Tage auftaucht oder wenn man grad eben einschläft, aber es kann zu wahnsinnigen Albträumen auch führen ja.

 

I

was jetzt?

 

 

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L

die diese diese äh äh Inkobus- und äh Sukobus-Geschichte er schreibt noch die eine liegt oben die andere unten. das weiß ich nich aber ich weiß dass es diese Figuren gibt, die im Halbschlaf oder äh als Albtraum auftauchen, also mir is es passiert äh mal ziemlich regelmäßig dass ich äh in's Bett gegangen bin hab gedacht steht jemand im Zimmer mit 'ner Axt oder so. ne also das das passiert aber wahrscheinlich jedem. aber das war nich das Schlimme, sondern ich bin eingschlafen und bin abgestürzt, runter gefallen. aber das äh gab äh ich wußte nicht wohin. und äh nach 'ner Zeit hab ich äh gelernt damit umzugehen nur es is wahnsinnig man ist vollkommen erstarrt. und es dreht sich eigentlich darum dass dass man äh in dem Zustand äh so weit kommt da man lernt du musst irgendwo wenn's nur der kleine Zehen ist in Bewegung setzen dann geht's vorbei ((lacht)) und dann l iegt man da ((lacht)) mit dem Albtraum und muss die Zehen bewegen und das geht fast nit. und wenn der en bisschen so macht dann kommt man wieder los davon. äh äh en irrsinnig blödes ekliges Gefühl und ziemlich beängstigend.

 

I

wissen Sie noch genau wo Sie diese Gedanken bekommen haben beim Lesen?

 

 

L

es is mir dann wieder eingefallen wie das war schon die Begegnung mit äh mit diesen zwei Wörtern eigentlich ja. ja ja sicher und jo. (--) das is die Stelle aber ich hab's aufgeschrieben. (----) och ja. ja es gibt natürlich die M- Möglichkeit äh (---)

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I

versuchen Sie mal jetzt noch wir können nachher noch mal was Sie aufgeschrieben haben sondern so mal aus dem einfach freien Erinnern einfach so bei Gedanken an das Buch also angenommen jetzt käm jemand und äh der sagt das Buch würde hier liegen und der würde sagen haste das Buch gerade gelesen, was is en das für en Buch irgendwie. wie ist es dir damit gegangen, hab schon viel von gehört oder so, was würden denn Sie ihm davon erzählen?

 

L

ich würd ihm sagen er soll's lesen ((lacht))

 

I

das is geschickt / ((formuliert))

 

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(S.6)

 

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L

ja ((lacht)) aber äh was mich interess- äh was mich noch interessiert hat is ähm der Titel. ähm ich hab das dann aufgeschrieben. ähm weil er ihn immer wieder benutzt. und variiert. das geht bei ihm durch das is wie äh äh ja ein Satz der immer wieder auftaucht. er hat noch mehrere solche Sätze. und äh dann hab ich das mal aufgeschrieben, an einem Punkt wo's äh ziemlich vollständig ist und da is er natürlich am am Überlegen ob ich den Falstaff lesen soll. weil er sich ja auf den Falstaff bezieht und er bezieht sich auf Dinge wie Kino Orson Wells taucht auch auf und ähm / er hat andere Filme gesehen wie ich sie gesehen hab. also die kenn ich noch nich also müsste man ((lacht)) Filme sehen. man möchte sich schon en bisschen mit dem Mann identifizieren, und an seinem Leben teilnehmen ja doch und vielleicht ihn kennenlernen und mit ihm reden, ja doch. das das das das wär s chon ganz interessant. ja. also so in 'nen Cafe gehen und mit ihm reden. so ja wie das früher üblich war dass man in Cafes gegangen ist und hat die Leute getroffen. ich weiß nich wie das heute abläuft?

 

I

über was würden Sie denn dann mit ihm reden wollen?

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L

das ich weiß nich das würd ich mal ihm überlassen. aber ich würd wahrscheinlich überhaupt nich über sein Buch reden. über was ganz anderes.

 

I

kann sein. ja,

 

L

ja er

 

I

wenn Sie jetzt also hätten Sie so das Bedürfnis Dinge zu klären mit ihm?

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L

nein gar nicht, ich find das ist ziemlich klar wie er das beschrieben hat. würd vielleicht anfangen über irgend 'ne blöde Politik aber das ist immer das erste was bei uns passiert dass mer über so was redet aber was soll's. ich weiß nich ob ich über das mit dem er sein eröffnet über den Tod mit ihm reden würde, ich weiß nich ich glaub das würd ich nich machen.

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I

is das irgend was Eindrückliches für Sie gewesen dass er das Buch mit dem Tod eröffnet?

 

 

 

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L

(---) ja. es hat mich erstmal zurückgeführt wieder in die häusliche Situation. und das steht auch da äh weil meine Mutter gestorben ist und ich nich weiß wieso warum, wir haben en Spaziergang gemacht bis vorne auf en Weg, und da hat sie gesagt ich kann nich mehr und dann umgekehrt und dann von da ab war wie abgeschnitten ich hab's nich kapiert, warum sie gestorben ist. es gab kein Grund und ich hab's auch hingeschrieben Calciummangel hat der Arzt festgestellt aber doch kein Grund zum Sterben, kann man Bananen essen oder so was machen, und das is für mich das Rätsel gewesen 'ne. (--)

 

I

mussten Sie da an die Situation denken?

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L

ja ja und ich hab's auch über das ganze Buch verfolgt, 'ne und es kommt auch keine Diagnose in dem Buch woran ((lacht)) sie gestorben is. es kommt nur immer äh äh sie war nicht zu retten ja das kommt immer. aber wer das sagt dass sie nich zu retten war das (---) is irgendwo außerhalb

 

I

hm. es interessiert ihn ja eigentlich auch nich 'ne? den Helden des Buches,

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(S.7)

L

nein nein er äh er is ja an an an ihr als Frau interessiert und er hat nich an ihrem Tod sondern dem dem begegnet er zufällig. das wollt er ja auch nich ne. das war bei mir dann schon anders. ich hätt gern dieses dieses äh Dings wieder raus geschoben dass das Leben so weiter geht wie vorher ne. und äh er f- macht ja dann schon seine Überlegungen. wie er wie er wegkommt nich. ich hab auch hingeschrieben es sei ein bisschen kriminell wie er abgehauen is. das Kind da alleine gelassen hat //// ((das tut man nich))

 

I

war das so 'ne Situation wie Sie sich dass Sie sich überlegt haben wie hätten Sie da gehandelt?

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L

ja ja natürlich, ja ja äh ich weiß nicht ob ich dem stattgegeben hätt, was die Frau sagt, äh äh wenn er gesagt hat Notarzt holen und sie sagt nein. ((hustet)) kann ich nich genau sagen. da müsste man in der Situation stecken aber wenn jemand dreiunddreißig und er hat das Gefühl gehabt also äh (---) der Torres würde sagen sie macht en Schirm zu, dass ((lacht)) man irgendwas unternehmen muss, dass es nich passiert. es is natürlich immer en bisschen 'ne vage Angelegenheit. kann sein man holt en Notarzt oder so irgendwas weil man nix damit zu tun haben will. und sagt mach du das aber äh es is ja auch 'ne gewisse Verantwortung, wenn man in so 'ner Situation drinsteckt. und ich weiß nicht wie man der am besten begegnen kann. hm ich hab das hier so gemacht, wenn so was auf mich zukommt dass ich mach's nicht alleine. irgend jemand ich war mal in der Psychiatrie hängt mir nachher was an. sagt der hat niemand zu seiner Mutter gelassen und und die hätte man noch retten können. und da hab ich gesagt ich will die Sozialstation will ich da haben und der Arzt muss ins Haus kommen und die Nachbarn müssen da sein. und äh vielleicht noch irgend jemand zur Hilfe ich mach's nicht allein

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I

also es war Ihnen was sehr Fremdes wie er sich verhalten hat

 

 

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nein das kann ich nicht sagen weil die Situation 'ne ganz andere is. ich weiß es nich wie ich mich da verhalten hätte das kann ich nich sagen es war ziemlich spät in der Nacht ja.

 

I

aber Sie haben sich schon als Sie das gelesen haben so Gedanken gemacht *dass er*

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L

*ja ja natürlich natürlich*

 

I

warum er da jetzt so geht.

 

 

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(S.8)

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ja ja. äh ich hab mir mehr Gedanken gemacht wie er weil ich die Situation besser kenne. wenn sie äh mal mit Krankenhaus zu tun gehabt haben hat er nich dann kennt er die Situation nur Notarzt und dann is Schluss und ich kenn halt schon en bisschen von dem was hinten dran is noch 'ne ja. habe mir schon Gedanken gemacht ja. und das Witzige isch ja dass äh diesen Fehler eigentlich den er begangen hat das Kind alleine gelassen hat dass es ihm doch so weit verfolgt dass nachher am Schluss äh des Buches da äh rauskommt dass er mit Luisa und Eugenio zusammen ziehen will. er hat also schon en bisschen en schlechtes Gewissen was er äh äh wieder äh ausgleichen will. er will mit dem Kind zusammen leben. er hat sich en bisschen in in auch in das Kind verliebt. und äh tja er er möchte ihn eigentlich nicht missen, ne? er will ihn bei sich haben. so beschreibt er's dann zum Schluss ne und da find ich da war's am Anfang nic h ganz korrekt und das muss er irgendwie wie- wieder ausgleichen ne. dass er mit der Schwester zusammen kommen will (--) ja das is ja nu klar. jetzt hat er das Manko dass er die eine Schwester nich ((lacht)) gekriegt hat, die andere irgend ja nur und das scheint ja auch zu klappen nur ich hab das auch wieder aufgeschrieben die Sätze sind so schön ähm am Schluss von diesem Kapitel und äh äh hat ihre Lippen beschrieben und äh dass sie immer sie sagt ich geh jetzt und dann hat sie sich in 'nen Sessel gesetzt. is doch nich gegangen. ((lacht)) und dann hört's Kapitel auf na ((lacht)) ich hab dann neu- Luisa is gemeint. hab ich hintendran geschrieben. was passiert is kann ich natürlich nich sagen ne er beschreibt das auch nich,

 

I

bleibt viel offen ne?

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L

ja Gott sei Dank ich find das is doch äh wenn diese intimen Bereiche en bisschen äh ausgeklammert werden äh find ich's eigentlich viel angenehmer 'nen Roman zu lesen. wenn der äh der (--) der der Torres das geschrieben hätte also dann wär also ich hab das einmal hab's dann überklebt. hab hingeschrieben Angeber, und äh (--) ich hab noch en Satz ((lacht)) hingeschrieben wie en Seemann auf Landgang. ((lacht))

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bitte?

 

 

 

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L

wie en Seemann auf Landgang. ((lacht)) das stimmt in dem Zusammenhang nicht ganz aber die kommen halt dann an Land und dann wollen sie was erleben und Geld haben se nich und und so benimmt der sich manchmal. ne. aber nich in jedem Fall. ich hab dann das Kapitel noch mal nachgelesen und da steht dann schon drin er hat 'ne einwandfreie äh humanistische Bildung und und und und alles, nur äh wenn er halt zu zu einem Botschafter kommt dann hat man für den französischen Botschafter sollte er was machen und er hat dann gesagt was schicken sie mir da für ein Kerl Mensch hab ich gesagt das is ja en Luder also en Zuhälter mit dem will er ((lacht)) nix zu tun haben. gebt ihm's Geld und schickt mir jemanden anderen ((lacht))

 

I

das war der Torres ne?

 

 

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das war der Torres ja. find ich 'ne sehr schöne Beschreibung dann auch wie er den dann da ausgeklammert hat ne, aber er beschreibt er schreibt das, und er schreibt auch hin, dass er ihm immer näher kommt. also er versteht ihn immer besser und sie kommen sich immer näher und er kann eigentlich äh ziemlich gut mit ihm umgehen. nur äh er schreibt halt auch dazu dass man dass man vorsichtig sein muss. aber die Figur als solche äh lehnt er nich ab.

 

I

wie ging's Ihnen denn mit der Figur dieses Torres.

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(S.9)

 

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hm (---) des is nich mein Fall. würd ich sagen ((lacht)) er aber es is sein Fall und er wird wahrscheinlich in ihm drin stecken. er wird ihn aber en bisschen klein halten. nehm ich an sonst hätt er ihn nicht so gut beschrieben. er beschreibt ihn ja als äh Mann mit 'ner guten humanistischen Bildung und sich selber auch. 'ne nur da hinten geht's en bisschen auseinander. er is äh äh äh sehr ähm äh (--) joah en bisschen äh nich so offen und der andere is halt äh ja was heißt offen (---) ich weiß nich wie man das nennen würd, äh ich hab halt Angeber geschrieben 'ne. und (--) die Geschichte die er erzählt hat äh ähm er hat ihr den Schluss nich ganz erzählt. äh ihm nich ganz erzählt weil ihm das dann zu viel war. er kannte die Antworten schon vorher die er er kriegen würde 'ne. und äh das is dann auch immer so 'ne Geschichte dann. ich weiß nich äh (- -) ähm es is mir natürlich auch eingefallen, ähm die äh nachdem die Frau gestorben is äh (--) dann hab ich verglichen wie es bei mir hier war. und äh das hab ich Ihnen aber glaub ich erzählt das letzte Mal, als ich noch mal reingegangen bin und hab meine Mutter angeguckt und hab gedacht die sieht so phantastisch aus also es gibt bei ähm 'ne nach dem Eintritt des Todes erstmal 'ne Veränderung die ich würd sagen mal äh des das Gesicht es es tritt was irgendwas ein wie 'ne Verklärung oder so was man sich gar nich vorstellen kann was 'ne kurze Z- 'ne Zeit lang anhält und dann kommen halt die Flecken ins Gesicht äh äh äh weil ja Totenflecken oder wie man sagt dann werden die Menschen nachher en bisschen geschminkt dass das nich so auffällt aber das gibt da Momente wo äh die äh sagen wir mal äh die um en blödes Wort zu benutzen von ner überirdischen Schönheit si nd ((lacht)) und die ja jetzt hab ich's raus, und äh das fehlt bei ihm irgendwie. und das wird dann banalisiert durch den Torres und das hat er auch nich erlebt weil er Ängste gehabt hat. er musste ja weg musste aus em Haus raus musste verschwinden. und Eugenio was zu essen hinstellen er war ja beschäftigt. und äh für mich war's ja so nachdem der Tod eingetreten is war eigentlich die Arbeit vorbei. wir (--) haben äh Zeit gehabt und äh ja ähm äh sich en bisschen zu erholen und um zu gucken was eigentlich los is und was los war 'ne. und bei ihm is das natürlich was anderes, der kommt in Paniksituation en bisschen und muss gucken dass er weg kommt. (----)

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I

gab's noch andere Stellen so in dem Buch wo Sie das Gefühl hatten da hat Sie was angesprochen?

 

 

 

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L

ja diese Kriegsgeschichten natürlich, umschreib das auch mit Guernica, und natürlich diese Geschichte äh wie er die Begegnung mit der Prostituierten beschreibt, (--) und dann hab ich äh äh sehr schön find ich immer seine Geschichte äh diese Schnürsenkelgeschichte das sind so kleine Abschnitte dass äh Téllez immer da steht und guckt runter der Schuh is offen ((lacht)) und

 

I

er braucht jemanden ne?

 

 

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ja ja ((lacht)) der ihm den Schuh zu macht und äh äh dann schafft er's aber immer noch sein Schwiegersohn den Eduardo äh äh der zum Essen eingeladen wird, äh und dann bezahlen möchte zu sagen ja er zahlt die Rechnung. das heißt er demütigt ihn ständig. 'ne, das is auch drin das is auch wunderbar beschrieben. ne. und sehr schön find ich ja das Kapitel beim Only The Loneley beim beim König, das fand ich ganz fantastisch.

 

I

inwiefern was hat Sie da so

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L

ach weil das äh das isch so lustig. irgendwie ((lacht)) ich hab dauernd lachen müssen laut und Anita mit der Laufmasche ((lacht)) sie verliert die Strümpfe fast ((lacht)) nachher is mir zwar nich ganz klar wie er sie wieder auf der Rennbahn trifft, für wen sie dieses viele Geld da hinlegt und äh was das für 'ne Bestechung war. die stürzen ja alle die Pferde und das mit dem sie hat ja 'nen roten Hut auf. den er durch en Dreck zieht. und äh äh äh den kriegt sie ja nachher dann wieder und dann äh kommt ja der Reiter der is auch rot und und der gewinnt ja das Rennen. un- vermutet. war ja nich sicher. und da is wahrscheinlich irgendwie was geschoben worden. aber er schreibt nur sie seien alle ganz gut bei Kasse gewesen. hinterher er auch ((lacht)) weil er sich dem angeschlossen hat. was da war weiß ich nicht. schreibt er auch nich. lässt er auch im Dunkeln. is auch egal. nich so wichtig. man wei&s zlig; auch nich für wen sie gewettet hat. ob das nu für den König war. das glaub ich nich. (---) kann natürlich sein. kenn die spanischen Verhältnisse nich. (--) weiß ich nich genau. aber

 

I

und das so a- beim König das fanden Sie amüsant oder die Art der Beschreibung oder äh die Figur oder (--)

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(S.10)

 

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ja ja. die die Art der Beschreibungen und die Figuren auch, den König selber ja und mit den drei Türen, und dann äh so wie früher der Maler isch dabei, mit der mit der Palette ((lacht)) und der Diener genauso wie man das kennt aber äh es gibt natürlich da da hinten gibt's en äh äh tja da gibt's en Loch über tausend tausend Jahre, zurück und da steckt dann der Goya drin, und und was ich ja schön finde dass da nie irgendwie äh äh das zurückgeht wo's bei mir eigentlich in Spanien immer hängt en bisschen zurückgeht in die Inquisition und die Geschichte. also wenn ich dann an das Buch denke und denk an Spanien und dass ich mal in Barcelona war und denk dann wieder an den an den Feuchtwanger der die Beschreibung von (-) Goya macht, und das äh / neuer Jahrhundertwende also vom siebzehnten zu achtzehnten wo in Frankreich die Revolution war dort noch die Inquisition äh e ifrig am am Tun und am Würgen war. da find ich's schon erstaunlich dass äh äh das Buch auf so 'nem Niveau geschrieben is ja so dass von der Seite eigentlich überhaupt nichts reinkommt. was es da vollkommen offen isch. während ich wenn ich en nach Barcelona gehe, geh in den Dom rein seh ich sofort die die ganzen spitzen Hüte und ich seh mir die Soldaten die mit 'nem Gewehr in der Hand und und bei den Prozessionen äh warum, er sieht des nich ich seh's. ((lacht)) und das is schon ganz angenehm dass er dass er's gar nich wahrnimmt, erst 'ne, das find ich aber ganz gut. ((lacht)) ja ja.

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I

sonst noch was so im Gesamt jetzt? bevor wir zu einzelnen Textstellen gehen, dass Sie sagen da is noch was, was so geblieben is, was (---)

 

 

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(S.11)

 

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L

ich hab den Spruch vom Grabstein noch aufgeschrieben. den er äh // ((son vierzehn)) steht er an einem Grabstein. aber ich hab ihn eigentlich nur aufgeschrieben weil er äh schreibt hier tritt er p- er hätte lange gebraucht dazu aber hier trete der Tod als Person auf. und dann hab ich natürlich schon reflektiert wie Tod bei uns auftritt. also wir wissen vom Mittelalter her taucht immer als Knochengestalt auf mit Sense, und ich find das en en ziemlich äh puh dunkles Bild. und es geht auch weiter ins 18. Jahrhundert dann wenn die die Glockenspiele und dann kommt immer das Ding. und Knochengestell ich hab neulich so en Artikel in der Zeitung gelesen von 'ner Frau die in (-) Südamerika mit ihren Kindern ach ich weiß jetzt nich mehr wie ganz unten in dem unteren Landzipfel. da hat ihr Mann irgendwo 'ne Farm und dann sind sie hingefahren sie müssten mit irgendwo da mit dem Auto da rüber fahren und die Wüste lag voll mit S keletten und ja die Kinder hätten en großen Spaß dran gehabt ((lacht)) und äh es hat also gar nichts Beängstigendes ne und dann wenn man zurück guckt man guckt in den Norden äh die haben die Köpfe immer von Pferden hoch an an an ihre Dachgiebel genagelt, und dann wenn die Dinger noch blutig sind dann is es en bisschen unangenehm ja. das geb ich zu. aber (-) hat vielleicht auch was mit unserer Zeit zu tun. mit Chirurgie und und Knochensägen und so Dingen die früher alle nich möglich waren und ja wie jetzt also mit äh 200 Stundenkilometer und dann sieht's halt so aus und normalerweise kommt das ja nich vor. entweder man fällt ins Wasser und ertrinkt oder man fällt vom Baum und bricht sich en Bein oder bricht sich's Genick und ja (-) also so sieht's dann normalerweise nich aus. erst wenn Krieg is dann is alles zerhackt und in Fetzen. und oder mit dem Auto oder so aber sonst is das eigentlich glaub ich nich s o sehr der Fall. kann schon mal was blutig sein. ja wenn's so 'ne Messerstecherei gibt wie am Ende der Rennbahn-Geschichte wo der eine mit 'nem Messer so da steht und der andere mit 'nem Flaschenhals so ((lacht)) und dann wenn's dann nen Treffer gibt ja dann blutet's is ja ganz sicher. ((lacht)) doch

 

I

was war das denn mit der Grabinschrift warum haben Se die sich rausgeschrieben?

 

 

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(S.12)

 

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10

 

 

L

ja ich find's eigentlich en bisschen en blöden Spruch. aber nur weil er er fortgesetzt hat er fände der der Tod tretet da als Person auf. und es is auch so gedacht äh der Tod tritt als Person auf. er redet selbst. auf dem Stein. nich von irgendwem sondern er spricht selbst und er beschwert sich dass er immer äh äh äh so schlecht behandelt wird und und dann kommt natürlich zum Schluss und wenn er da is dann kommt alle zur Ruhe und ob da kom- ja wie klar obgleich find ich en bisschen komisch als // obgleich und äh das war eigentlich nur weil er sagt er tritt als Person auf ne und dann hab ich halt drüber nachgedacht wie bei uns der Tod auftaucht, und dann seh ich ihn halt so als Knochenmannn. und das find ich nich so besonders äh äh (--) das is en Schreckgespenst mit dem die Obrigkeit die Leute ((lacht)) d- die Pest. da is ja immer diese Figur da oder wenn Sie äh den Jedermann sehen auf'm O.pl atz äh hat er en schwarzes Ding an und das is Stoff und dann hat er 'ne Sense in der Hand oder an Fasnacht da taucht er dann wieder auf wie taucht der Tod sonscht noch auf wenn ich an Angelique denke, hab ich auch mal gelesen hab ich aber nich aufgeschrieben. so halt in Spanien so eigentlich mehr wie die äh (-) die Leute in in Südam- in Südamerika wenn sie der Ku-Klux-Klan dann haben sie spitze Mützen auf mit den Schlitzen drin und das waren früher die Henker. und äh ja die hat man halt äh so dargestellt damit sie an- anonym bleiben dass dass niemand sie erkennen kann so taucht vielleicht der Tod auf und dann kann man das noch fortsetzen wie sieht das heute aus der Henker dann ich hab's mal zum R. gesagt dann ich sag dem amerikanischen Präsidenten fehlt auch noch was, und jetzt haben se das kommt dann später ja ((lacht)) hab ich schon vorher drüber gedacht aber es is natürlich im im Gange irgendwie ähm es haben halt verschiedene Leute versucht oder haben Kontakt aufgenommen mit zum Tode Verurteilten in Gefängnissen in Amerika und äh es gab auch Frauen mal im Fernsehen mit Briefverkehr, aber äh das is noch nie so weit gekommen dass äh der Herr Clinton mal seine humanistische Schulbildung hat äh äh hervorgekehrt hat und hat gesagt dass ich begnadige jetzt mal jemanden was ja eigentlich äh notwendig wäre äh um sein Image mal äh äh so äh zu machen dass es glaubhaft is. er hat's noch nich ein Mal getan, ich glaube er braucht die Leichen um sich da oben zu halten. und das is halt puh es is halt en en en en wie soll ich sagen en (----) en ziemliches Armutszeugnis wenn die die Leute die die Obrigkeit vertreten immer noch mit mit // ja, weil sie sich sonst nicht oben halten können. sie sagen wir haben zu bestimmen aber äh sie können das überhaupt nich durchsetzen wenn sie sagen (--) muss wieder einer über die Kling e springen. muss wieder einer über die Klinge springen. mein Vorwurf (--) in der Schleier-Geschichte. da stammt er her. weil äh das für mich so aktuell war und das war auch nicht der Herr Kohl das war der Herr Schmidt und ich sag ihr habt alle den Krieg erlebt und ihr könnt nicht anders denken. ich hab den Krieg auch erlebt aber nich als Soldat. und ich weiß nich äh ich find's einfach verantwortungslos, äh in Mogadischu neunzig Leute äh äh Terroristen auszusetzen, mit der äh Gefahr dass alles in die Luft gesprengt wird, nur weil drei Hämpfele hier im Gefängnis sitzen und das sagt der Staat is gefährdet ((lacht)) wenn wir die nich rausmachen ((lacht)) ich sag ihr habt en Vogel ihr habt damals 'ne Armee gehabt mit 500000 Mann und wollt mir weismachen dass ihr vor den drei Leuten Angst habt. nee das hab ich nicht geglaubt. und dann halt diese Schleier-Geschichte war für mich so grausam die haben den ausgezogen und dann haben sich die drei umgebracht und dann haben se also ich weiß nich wie sie zu so was kommen weil ich mein äh unser äh Staatsgefüge äh steht seitdem robust da aber auf welchen Füßen es steht. (--) das bin ich äh bin ich nich so ganz sicher vorher hat das irgendwie besser gestanden. es war zwar unsicherer aber es war menschlicher. und seitdem steht das irgendwie so fest auf immer auf der selben Scheiße ((lacht)) *kommt da drin auch vor*

15

 

I

*komm wir noch mal zum Buch ne* äh sind noch so jetzt Sie haben jetzt über den Anfang geredet wie er rausgeht über die Flugzeuge über die Rennbahn über den König ähm jetzt über diesen Grabstein is noch so einzelne Bilder anhand deren Sie sich so Gedanken gemacht haben

 

L

eigentlich nich nein, das is das. hmmh. das andere hab ich mit Vergnügen gelesen ja aber äh

20

I

was hat das Vergnügen ausgemacht? können Sie das sagen?

 

L

so wie er schreibt halt.

 

I

der Stil

 

25

 

 

 

30

L

und Sie sagten es äh sei 'ne sehr gute Übersetzung das glaub ich schon ja. ich hab also da wenig Worte gefunden die ich äh pfäh nich ausstehen kann. es is nich ein ich glaub einmal is drin Ambiente /// ((lacht)) des is die größte Ausrede wenn jemand 'n Artikel schreibt und weiß nicht ((lacht)) wie er dann schreibt er Ambiente aber des können sie für alles benutzen. das Ambiente vom Auto, das Ambiente was en Mensch hat, das Ambiente vom Haus, oder das Ambiente vom Garten, oder das Ambiente von der von der Kirche sie können das Wort überall verwenden is schon ziemlich / was da passiert.

 

I

jetzt is zum Beispiel also was Sie jetzt gar nicht erwähnt haben in Ihrem Buch das is der Schluss. gibt's en Grund warum Sie den nicht erwähnt haben?

 

L

äh ich find das is 'ne Geschichte die außerhalb is.

 

I

sie gehört aber zu dem Buch. ne?

35

L

sie sie gehört zu dem Buch. ich hab das natürlich gelesen aber (-) ich hab den Mann eigentlich ausgeklammert.

 

I

den Ehemann

 

40

 

 

 

L

den Ehemann ja. er war ja auch auf Reisen, er war ja nich da. ich hab ihn absolut ausgeklammert ich hab en paarmal äh versucht äh mir Gedanken zu machen ob das nur en reiner Gewaltmensch is der so reagiert es gibt die einzigen Beziehungen die da sind ähm laufen über Sätze wie äh und äh (---) äh ich es fällt mir schwer das äh jetzt äh er nahm ihre Hände äh ihr Gesicht in die Hände und äh mit einer äh (--) Umarmung die auch eine Erdrosselung sein kann. das taucht im Buch auf. etliche Male

1

I

mit dem Ehemann?

(S.13)

 

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25

 

 

L

nein das schreibt er. äh ganz normal im Buch. und das taucht nachher auf beim Ehemann also da gibt's en Bezug vom von Sätzen die vorher benutzt wurden sind die bringt er dahinten rein. und äh vorher isses äh eigentlich 'ne 'ne Liebeserklärung und bei ihm isses keine mehr. sondern er will äh äh es is 'ne Gewaltanwendung. und so taucht das auf dahinten aber ähm soll ich jetzt sagen der Schluss gefällt mir nich, jo ich sag mal der Schluss gefällt mir nich. und äh ich seh ich seh das wie wie etwas was eigentlich da nich dazu gehört es is ja es is 'ne Lösung für ihn weil der Ehemann sich so äh benommen hat und er wird dauernd ausgeschlossen und äh Tellez äh ignoriert ihn er wird wahrscheinlich aus der Familie verschwinden und er wird einsteigen, (--) so seh ich das mal. dass die die die Eva dabei umkommt (--) das is mir nicht genau genug beschrieben dann da hinten. es is 'ne Krankenschwester und dass Frauen sich so verhalten können ja das kann ich ja akzeptieren. aber er hätte sich vielleicht äh und dass dieses Argument wenn ich gewusst hätte dass Marta tot ist hätt ich mich anders verhalten. ja also das das leuchtet mir überhaupt nicht ein. ((lacht)) ich kann doch nich wenn ich weiß da lebt noch jemand bring ich den um dann kann ich mit dem nee kann ich doch gar nich, das is doch so en absoluter Trugschluss ich bring jemand um um 'ne Situation zu klären und nachher normal das geht doch gar nich, wenn man jemand umgebracht hat is die Situation so 'ne andere äh äh dass man nicht wieder in den alten Gleisen weitermachen kann. das das geht mir überhaupt nich in den Kopf rein. nein. absolut nich. und er wollte sie absolut töten er hat sie er hat ihr die die Schläfen fast eingedrückt und sie is aus em Au- aus em Auto rausgesprungen weil sie ge merkt hat dass er sie umbringen will. hatte er is verantwortlich absolut verantwortlich für ihren Tod. aber äh man kann nich sagen dass man ihn gerichtlich belangen kann 'ne das is vielleicht 'ne Möglichkeit. er hat alles hinten so abgebaut und is dann später aus em aus em Ding raus dass er mit dem Ding gar nichts zu tun hat 'ne aber er ist voll verantwortlich für diesen für diesen Unfall ja würd ich schon so sehen.

 

I

aber es kam für Sie eher so war en Bruch das Ende,

30

L

ja ja find ich schon en Bruch ja.

 

I

mhm

 

 

L

das is en en wenn wenn äh das weiter läuft dann wird das hinten wird abgebrochen das is nich mehr interessant und und dann kommt was Neues äh so seh ich es schon ja.

35

 

I

also wenn Ihnen jetzt zu dem Buch als Ganzem jetzt so wenn Sie sagen haben Sie gesagt was Sie sagen wollten, dann würd ich jetzt auf en paar Textstellen zu sprechen kommen. ja? gut.

 

L

ja.

 

I

dann dreh ich's Band um, weil dann ham wir werden wir nich unterbrochen.

 

2.6.3.2 Befragte Textstellen

1

(S.1)

I

also wir nehmen jetzt nich alles, aber ähm (--) ich such mal mehr so willkürlich raus,

 

5

 

 

 

10

L

mit dem roten Punkt hab ich mir en bisschen schwer getan. ich sag warum kommt da der rote Punkt da is überhaupt nix geklärt. ((lacht)) aber äh es is insofern geklärt weil es sich dann nach dem roten Punkt die Geschichte auflöst. weil ja er vorher immer äh er schreibt ja er sei ja niemand. und dann hört er auf en Niemand zu sein also es fängt bei der Rennbahn-Geschichte an. und äh er er kriegt dann äh en eigenes Ich aber er hat es schon aber innerhalb der Familie kriegt er's halt oder ja. oder im Buch auch ja. sonst is er ja so nee nee innerhalb der Familie ja von von Luisa beziehungsweise Marta (---) // es gibt ja noch en Bruder und seine Frau.

 

 

 

15

I

ähm also es ist jetzt so. ich les Ihnen jetzt einzelne Textstellen vor die Sie beim Lesen angestrichen haben. und ähm ich werd immer die Seitenzahl dazu sagen weil wir's dann einfacher haben bei unserem Schriftlichen 'ne das wieder zu finden und ich möcht Sie bitten, dass Sie sich noch mal anhören, was ich Ihnen vorlese manchmal sage ich Ihnen so den Kontext dazu ähm und äh und dann

 

L

hoffentlich erinnere ich mich noch dran ((lacht))

 

 

20

I

ja mal gucken oder erstmal vielleicht überhaupt erstmal gucken was löst diese Textstelle jetzt in Ihnen aus, ob da noch was kommt und ähm oder ähm dass äh ob Sie sich noch erinnern können was da beim Lesen da für Sie war ne? (-) muss ich mal ganz an den Anfang mal sehen

 

L

na tja am Anfang ist nicht viel. kommt später mehr

 

 

25

I

hm. also ganz am relativ am Anfang auf der Seite 11, da haben Sie unterstrichen, ähm die also es ist in dem Kontext sie is sie sagt zum ersten Mal dass irgend was mit ihr nicht stimmt, und jetzt kommt Ich hakte nach, weil und jetzt haben Sie unterstrichen das Fragen eine Art, ist das Handeln zu vermeiden,

 

 

 

30

 

L

ah das war 'ne Stelle wo ich mir eigentlich nicht im Klaren war, was er damit meint. bin da nich ganz äh zurecht gekommen dass äh das kommt nachher im Buch geht das weiter äh dass er äh das Fragen als äh 'ne Art äh bezeichnet nicht zu handeln das is äh das find ich nich, ich finde auch Sprechen is 'ne Art zu handeln. also das find ich schon äh äh nee nee das da- damit bin ich nich einverstanden, ich finde sprechen is 'ne Art von Handeln. also man muss nich immer mit der Faust auf 'n Tisch schlagen oder irgendwas machen Sprechen is Handeln ja, doch doch

 

I

also das war en Satz der is Ihnen einfach den haben Sie *nich / ((verstanden)) ne?*

35

 

 

 

40

L

*da hab ich das* angestrichen und dann hab ich das nachher auch schon en bisschen weiter verfolgt. und ich bin da anderer Meinung. es kommt ja auch in in diesem Satz wo wo sie sagt bitte halte mich und so weiter und er mit der Umarmung. da is dann auch das Mißverständnis ähnlich wie da am Anfang also für für meinen Begriff jetzt- nee ich find Sprechen is Handeln ja. genau. (--) man kann ja auch mit Sprechen was bewirken, natürlich ja sicher sehr gut

 

 

 

45

1

I

mhm. (--) jetzt kommt 'ne andere Stelle das is auf der Seite 81 das is Beginn eines Kapitels als er ähm (--) da geht's glaub ich um- wie er den wie er eigentlich die ähm Tageszeitungen durchsucht nach dem Tod und das Kapitel fängt eigentlich an diesen wie er den Dean den Eduardo kennenlernte, und ähm da unterstreichen Sie eine Klammerbemerkung die ziemlich für sich steht (niemand widersteht einem Barett mit Bommeln)

(S.2)

 

5

 

 

 

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15

 

 

L

hmm. das is natürlich ((lacht)) das is etwas äh äh das hab ich deshalb unterschrieben unterstrichen weil das is uns vollkommen fremd irgend 'ne Geschichte äh mit Bommeln. dran. weil (---) das hat's bei uns nicht gegeben aber ich bin dem nachher begegnet dass Leute das gern haben. mit diesen Bommeln aber ich will das den Zusammenhang? ich hab mal fast Streit gekriegt mit jemand weil en Schlüssel war mit Bommeln dran ich sagte mach die Bommeln ab nein nein das is das Allerwichtigste ((lacht)) die Bommeln müssen dran bleiben und das is die Erinnerung da dran das war in A. is mir das passiert mit den Möbelstücken und ich hab dann auch mal Bommeln gekauft wollt die an die Lampe machen sie wissen früher waren immer mordsmäßig viel Bommeln an die an der Lampe und ((räuspern)) und das is en Ding was mir nachgegangen is. ich hätte gern mal 'ne Lampe selber gebaut die mit so Bommeln gemacht is. weil es gibt die mit Glasstäben. und die können phantastisch aussehen und die können ganz elegant sein aber wenn's Bommeln sind ((lacht)) dann is mir das äh äh nein aber ich weiß nich das is en Ding mit dem ich nich ganz zurecht komm und ich weiß nich wie ich's lösen könnte oder wie ich's lösen sollte aber ich wollte das ganz gern in 'ner Form von 'ner Lampe wollt ich das mal machen.

 

I

und da mussten Sie irgendwie dran denken.

20

 

L

ja ja das is en Ding ja mit diesen Bommeln da. absolut ganz abwegige ((lacht)) Geschichte für uns aber ich weiß dass es das gibt und dass man damit was ((lacht)) machen kann ja schon klar

 

I

und Sie haben sich schon damit beschäftigt.

25

 

 

 

L

ja ja sicher ziemlich intensiv auch aber es is noch nichts rausgekommen dabei. es hat was mit Dekoration zu tun ja Bommeln haben äh sagen wir mal Bommeln sind unnütz weil sie keine Funktion haben. ich weiß nich ob man's einfach so stehen lassen kann, das hab ich dann nachher en bisschen bezweifelt so hat's mal dagestanden aber so kann ich's nicht stehen lassen. Bommeln haben auch 'ne Funktion. ((lacht))

30

 

 

I

nehmen wir noch 'ne andere Textstelle auf der Seite 96 ähm da geht's ähm da is er grad dabei dass er das Band abhört was er mitnimmt aus dem Anrufbeantworter. und da sp- ähm kommt Ich spulte das Band zurück und hörte nochmals und jetzt unterstreichen Sie meine eigenen Worte, sie kamen mir widerwärtig vor,

35

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.3)

L

ja das geht en natürlich durch das Buch. und äh ich wie Sie neulich angerufen haben haben Sie gesagt seien Sie doch nich so äh was haben Sie gesagt (---) seien Sie nich so zurückhaltend. ((lacht)) da hab ich kurz 'ne Wut gekriegt und hab gedacht soll ich jetzt den Satz verwenden den er verwendet hat ähm der lautet der is auf dem Tonband drauf. und den hat er zur Marta gesagt. und das heißt am Ende äh kommen Sie am Mittwoch äh den Rest der Woche bin ich ausgebucht. ((lacht)) und ich hab gesagt ich hab Zeit da hab ich gedacht soll ich jetzt sagen ich bin ausgebucht ((lacht)) das ist der Satz der da unterstrichen ist und das is diese komische Art äh äh zu lügen um (-) um äh (--) um irgendwie äh zu sagen ich bin sehr beschäftigt und ich ich muss noch dies machen und ich muss noch jenes machen und ich hab wenig Zeit und kommen Sie um die und die Zeit und da und da könnt ich das einbauen aber das is nich wahr. wenn ich das will kann ich mir Zeit nehmen das kann's jeder das kann's wirklich jeder.

 

I

gut, Sie haben ja diesen Satz angestrichen da hatten wir ja noch nich telefoniert ne, und ähm

5

 

 

L

der is mir vorher schon aufgefallen. natürlich ((lacht)) is mir und diese diese Notlüge die er da braucht um bei ihr irgendwie was darzustellen, ma- also er will über's Tonband will er was darstellen er sagt er is en sehr beschäftigter Mensch und er hat dann ich find das ziemlich beschissen, ja

 

I

das war dann so 'ne Stelle wo Sie ähm sich sehr von distanziert haben?

10

 

 

 

15

 

L.

ja was heißt äh distan- ich würd's nich machen. nein. ich hätt's vielleicht früher mal versucht und wär genauso rumgerannt wie er hätt ich gesagt so ein Scheißdreck ((lacht)) // und er tut das auch er sagt er kann sich da auf'm Tonband selber nich leiden was er da gesagt hat und er sagt das dann auch immer wieder. aber das kann sein dass einem manchmal so Worte einfallen. ja. könnte auch mir passieren ja. so am offiziell am Fernsprecher da meint man auch man muss so 'ne offizielle Dingsda irgendwie äh Figur ab- ab- abgeben und und dann red man so en Blödsinn daher ja gut dann.

 

I

jetzt ähm auf der Seite 128 kommt 'ne andere Stelle da möchte ich Sie noch kurz fragen da haben Sie 10.06. 5.30 Uhr geschlafen. also was heißt das?

20

 

L

da bin ich eingeschlafen beim beim Lesen ja. und dann da hab ich's aufgegeben hab gesagt ich hör ((lacht)) auf. aber ich bin dann ziemlich früh wieder dran gegangen ja irgendwie 5.30 Uhr oder so was ja

 

25

 

 

 

30

 

 

I

ja ja mhm jetzt muss ich mal kurz gucken dass ich den Zusammenhang kriege (--) hier geht's da beschreibt er sich so ähm in seiner Rolle als er ist ja eigentlich der Ghostwriter eines Ghostwriters ne, oder er wird dazu, und ähm auf der Seite 128, ähm (--) da geht es so um diesen generellen die Aufgabe der der Ghostwriter und ähm was so Würdenträger also welchen welche Erfahrung die damit machen. ich les Ihnen ein Satz davor vor, Viele Würdenträger werden sich indes dieses Nachteils allmählich bewußt, nicht zuletzt weil sie es als äußerst schwierig empfunden haben, so schwülstige und kitschige Formulierungen wie und jetzt haben Sie unterstrichen >Der Mensch, diese in ihrem Mißgeschick beklagenswerte Kreatur< oder >Verrichten wir unser Werk mit dem ganzen Langmut dieser Welt< als ihre eigenen zu betrachten.

35

 

 

 

40

 

 

L

ich find das is so nichtssagend ((lacht)) und es wird immer benutzt um irgendwas ganz Besonderes zu sagen. es sagt überhaupt nichts. und das is en en etwas was ich sagen wir mal Herrn Kohl zum Vorwurf mache. aber er schafft es jedes Mal zwei Sätze zu sagen die ihn so beliebt machen aber er sagt überhaupt nix, es kommt überhau- es kommt gar nichts und es kommt nur das Gefühl von Wärme irgendwie und einer die mir ziemlich unangenehm ist so was bringen die dann da rüber und das liegt in solchen Sätzen drin. ich nehm an er hat auch so Ghostwriter die ihm solche Sätze unterjubeln ich weiß es nicht genau. jedenfalls hm ich glaub nich dass er etwas äh dass ich schon mal was gehört hab was was für ihn charakteristisch ist. da müsst er in die Kirche gehen 'ne Messe lesen oder so was ((lacht)) sag ich mal.

1

I

und diese Sätze kamen Ihnen sehr bekannt vor oder

(S.4)

 

5

 

 

L

ja ja sicher also das das hab ich deshalb unterstrichen ja weil man das heute immer hört. (--) und äh ich fand das auch äh äh die in diese Geschichte rein wie ich das gelesen hab kam ja dieser Unfall und ich benutze ja den Zug wenn ich da hoch fahre, und ich hab festgestellt dass äh eigentlich äh das geschieht was meistens geschieht bei uns also mit der Dritten-Reich-Geschichte es wird nicht drüber gesprochen äh das is das allerbeste dann is man am schnellsten drüber weg. ((lacht)) und das hat mir dann schon gestunken und

 

I

wie kommen Sie jetzt ähm-

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1

(S.5)

L

weil das äh wie ich das Buch gelesen hab äh diese Geschichte passiert is. und äh diese diese nichtssagenden Worte und der Herr Kohl taucht da an der Unglücksstelle auf und der Herr Schröder taucht an der Unglücksstelle auf keiner hat was gesagt. und ich hab gesagt das- ich hab mich dann Nachrichten ich weiß ich kenne die Nachrichten. und dann einmal steht drin- ich sag ich kenn sie aus der Zeitung ich weiß nich ob sie wahr sind. aber der Mann an der in Eschede hat gesagt der die die Zugspitze is durch en Bahnhof gerast. und hätt schnell en Notsignal runter gemacht äh damit nich noch was passiert. und das sei das Glück gewesen. und ja sag ich mir ja gut also dann is der Zug abgerissen. und er hat das gesehen. aber wieso fährt der weiter mit dem Zug wenn hinten die Hälfte fehlt.(-) da muss doch was nicht stimmen mit dem mit er mit dem Alarmsystem. und dann kam die nächste Meldung s echs Kilometer vorm Unfallort, is also der Radreifen runter, hat 'ne Schwelle angeschlagen, en Kabel läuft da unten mit was die Strecke vorne dran äh äh untersucht ob das Gleis in Ordnung is das kann man scheinbar elektronisch machen das sei durchgeschnitten gewesen, ja also wenn das Kabel durchgeschnitten ist. der Radreifen abspringt. sechs Kilometer vor der Unfallstelle. und ich von Nachbars Töchterlein erfahre dass also um en Zug in von äh zweihundert Stundenkilometer auf Null zu bringen man zwei Komma sechs oder zwei Komma vier Kilometer braucht ich sag wenn doch da überall äh äh äh en Sensor drin isch unten im Radgestell wo ja was passieren kann, so die Räderüberwachung ob se alle in Ordnung sind, und wenn da irgendwas passiert und ich hab wirklich sechs Kilometer Zeit en Zug zum Stehen zu bringen der Zug hätte stehen müssen. der Unfall hätte nicht passieren dürfen. das is die Konsequenz. und mit der lauf ich dann rum und dann guck ich natürlich nach was wird gemacht. und dann is natürlich klar dass man wenn man so en Zug hat und man weiß es kann was passieren das is mir selber schon passiert dass der Zug über 'ne Weiche geht und er fährt links raus und dass dahinter 'ne Brücke sein muss das hab ich // vor 'ner Weiche keine Brücke vor 'ner Brücke keine Weiche zu bauen. dass der Zug wenigstens irgendwie ins Gelände schießen kann. dann gibt's vielleicht nicht hundert Tote aber fünfzig. und das sind halt so Überlegungen die ich mach und die die bring ich dann raus und und ich red dann da drüber und es is ziemlich schwierig für mich aber ich mach die Überlegungen dann schon ich hab gesagt erstens will ich den Zug wieder benutzen zweitens will ich wenn ich ihn wieder benutze wissen dass er in Ordnung is dass es gefährlich is ja, das weiß ich, aber äh äh es muss nich sein, können alles tun was man äh irgendwie äh äh machen kann um um solche Dinge zu vermeiden, das kam alles mit da rein 'ne also das schon schon auch mit reinbröseln wie diese ganze Angelegenheit ich bin auch noch nicht fertig damit. und die sind auch noch nicht fertig damit.

 

I

nöh die sind ///

5

 

 

 

10

 

 

 

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25

L

haben ja gesagt sie hätten Gummi zwischen den Radreifen um um die Stöße abzufangen die Japaner ham gesagt dat machen wir nich is nich so gefährlich wir ham äh Differenzen nachgemessen im Milimeterbereich wenn sie im Milimeterbereich bei der Geschwindigkeit ((lacht)) hab mit 'nem mit em Freund von meiner Tochter drübergesprochen hab gesagt ich kenn die Geschichte aus dem Krieg. da kamen die amerikanischen Flugzeuge und die englischen sie wurden abgeschossen und dann lagen sie da wir sind hingegangen wir kannten die Luftschrauben die ham sie wohl ausgesehn und dann waren die amerikanischen, die englischen die waren da abgeschnitten. wieso schneiden die das da ab sieht gar nicht elegant aus ne hab en Onkel gefragt und dann hat der gesagt das ist folgendermaßen wenn das Ding läuft läuft's in der Mitte ziemlich langsam aber außen wird's immer schneller und außen kommt's in den Überschallbereich und kein Me nsch weiß was da passiert also ham sie das einfach abgeschnitten. und ich sag nun ein ähnliches Problem ham die da. die Räder drehn sich so schnell sie wissen nich mehr was passiert also müssen sie doch auf die Magnetschwebebahn umsteigen, müssen andere Technik bringen mit der sie's besser ((hustet)) das steht an. und das hab ich schon mal gesagt jetzt investieren sie da und dann gehn sie mir zeigen dass der Professor sowieso und der sagt ja die ganzen Gelder in die Magnetschwebebahn gegangen und nicht in den ICE und drum ((lacht)) und das ist genau wie der Pfarrer in der Kirche. das darf sich so en Mann nicht leisten // die sind Schuld ((lacht)) man kann das auseinander halten. es geht so gut ((lacht)) aber ich hab Sie jetzt ganz raus gebracht

 

I

gehen wir noch mal zu Buch ja jetzt kommt auf Seite 139 haben Sie nur en Ausdruck unterstrichen Der Vormittag war orangefarben und grünlich

30

L

ja das hat mich interessiert wie er da drauf kommt (-) aber ich kann mir das schon vorstellen

 

I

was haben Sie sich denn vorgestellt?

 

L

äh weil orange und grün ist auch 'ne Farbkombination die ich selber mal benutzt hab,

 

I

in welchem Zusammenhang?

35

 

 

 

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1

L

ich hab mein Haus so gestrichen ich hab da drüben so en Gartenhaus wo der äh R. wohnt. und das Häuschen war immer grün und irgendwann hab ich gedacht äh ich muss mit den Fensterläden was machen und dann hab ich die Fensterläden orange gestrichen und dann kam 'ne wahnsinnige Situation ich lebte in K. und dann konnt ich nicht da rüber und da lief ich am Hang und guck da rüber und hab gesagt mein Häuschen und das war grün und die Läden waren orange. das is natürlich äh dann real 'ne und ich hab gesagt wenn ich das von hier aus anguck das sieht aus wie 'ne Streichholzschachtel. (--) ich geh rüber un mach die Läden 'ne andere Farbe sonst zünd's mir noch jemand an. ((lacht)) bin ich rüber und dann hat jemand blaue Farbe da gelassen und dann hab ich die Läden dunkelblau gestrichen, und dann war's dann nicht mehr zu sehen. ((lacht))

(S.6)

I

und jetzt sind ganz neue Fenster drin 'e?

 

L

nee nee das is bei ihm unten es gibt noch ein Zweites oben und er hat en Kleineres hm

5

 

 

I

jetzt auf Seite 292 da ähm (--) da geht es ich weiß gar nich ähm (--) von der Handlung her ähm (--) die Handlung is vielleicht gar nich so wichtig drumrum. da unterstreichen Sie einen Teilsatz weil mein Hirn fast nie rastet, sondern ständig grübelt und tüftelt.

 

L

ja (-)

10

I

warum haben Sie diesen Satz unterstrichen?

 

L

äh hmm die Frage is äh hm (--)

 

I

es is im Zusammenhang mit Victoria und Celia

 

15

 

 

L

ja. ja. es is mir selber passiert da das is ja 'ne schwierige Geschichte es geht um abzustellen. und es is für mich halt eigenartig dass es ihm auch passiert. also dass mer irgendwie äh en en als ob irgend jemand von außen en Knopf gedrückt hat und dann geht 'ne Geschichte ab und man kann's gar nicht anhalten wie komm ich damit zurecht und das Gefühl hab ich bei ihm auch gehabt dass da irgendwas in Gang gesetzt is mit dem hm äh phhh (--) ja was ihn fast überrennt, ja.

20

I

mhm. (-) das is was was Sie also das is so was da hat er was beschrieben was Sie kennen von sich.

 

L

ja ja also ja.

 

I

mhm (-) gut. auf der Seite 304, das ist bevor er- also er ist grad dabei in die Wohnung reinzugehen von der Celia, die ähm

 

L

von seiner ehemaligen Frau

25

 

 

 

30

 

 

I

von seiner ehemaligen Frau. und ähm ich les wieder den Anfang des Satzes und sag Ihnen wo Sie unterstrichen haben. Ich zog die Tür noch etwas mehr auf und noch etwas mehr, bis sie ganz offen war, ich war nicht sicher, ob ich das wirklich tun wollte, aber ich tat es, Bewegungen sind schneller als der Wille, jetzt unterstreichen Sie ein Ja und ein Nein und ein Vielleicht, und unterdessen ist alles weiter- oder dahingegangen, es gilt, der Zeit, die drängt und weiterläuft, ohne auf uns zu warten, einen Inhalt zu geben, wir sind langsamer als sie, und so kommt die Stunde, in der wir nicht mehr weiterhin sagen können: >Ich weiß nicht, keine Ahnung,

 

L

ich hab unterstrichen ich weiß nich keine Ahnung.

35

 

 

I

ja Sie haben einiges unterschrieben unterstrichen Sie haben unterstrichen ein Ja und ein Nein und ein Vielleicht, dann kommt das haben Sie auch unterstrichen es gilt, der Zeit, die drängt und weiterläuft, ohne auf uns zu warten, einen Inhalt zu geben, dann haben Sie unterstrichen: wir sind langsamer als sie,

 

L

das find ich ja schon komisch ja

40

I

und so kommt die Stunde, in der wir nicht mehr weiterhin sagen können:>Ich weiß nicht, keine Ahnung, */// ((haben Sie auch angestrichen))*

 

 

1

L

*ja das is äh* weil es en en Satz is den ich auch selber immer benutze und es sind noch andere Sätze drin dass ich sag ich weiß nich ich hab keine Ahnung, also en der Satz der mir sehr geläufig is wenn ich en Problem nich lösen kann sag ich ich weiß nich ich hab keine Ahnung. und laß ich das stehn. aber (--) hm *diese diese*

(S.7)

I

*das war // dieser Satz hier*

 

5

 

 

 

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L

ja ja diese Geschichte mit der Zeit die ich hab's ja am Anfang schon gesagt de also dieses Problem mit der Zeit was da durch das Buch durchgeht das kann ich nicht ganz lösen. ich hab das versucht so zu lösen dass ich sage also was en anderer vielleicht nicht wahrnimmt dass er drei Jahre mit Celia zusammen ist drei Monate und dann taucht die Victoria auf und dann steht nur an einer Stelle zwei Jahre nachdem ich m- mich mit Victoria an dieser Ge- Stelle getroffen hab traf ich an der fast der gleichen Stelle Luisa dann weiß man der Zeitraum der in dem Buch drin ist sind fünf Jahre. dann muss man aber ziemlich genau aufpassen dass man das rauskriegt. das steht so so ohne Weiteres nich drin es sind aber der tatsächliche Zeitraum is über fünf Jahre die er beschreibt. tse des des Zusammenleben mit seiner Frau mit de- bis zu dem Punkt wo er Luisa trifft. wo er sich Luisa zu erkennen gibt als der Freund von Marta. ja. und wie sie *mit Eu genio zusammen*

 

 

 

I

*also Sie hat diesen Ver-* diesen Verweis auf Zeit also es gibt ja Zeit, die drängt und weiterläuft, ohne auf uns zu warten, einen Inhalt zu geben, wir sind langsamer als sie, das war so für Sie noch mal überhaupt generell dass Sie sich so en roten F- Zeitfaden durch den Roman gelegt haben.

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L

ja der liegt vielleicht drin und ich nehm ihn gar nicht so wahr ich kann das nicht sagen dass ich langsamer bin wie die Zeit, also das wüsste ich nicht. äh äh ja vielleicht bin ich langsamer wie wie andere Menschen weil sie alle jetzt was ich nicht ganz kapier wieder Sport machen und rennen und rennen und alle müssen se rennen jeder muss der Erste und der Schnellste sein ich sag ich gleich zu Fuß und ich komm ((lacht)) nicht zum Rennen. das ist mal das Wichtigste für mich ich komm nich zum Rennen. vielleicht hat er das Gefühl dass wir langsamer sind wie die Zeit weil die Zeit wahrscheinlich wirklich rennt b- Auto und das was wir grade beschrieben haben damit sie mit zweihundertfuffzig zweihundertachtzig Stundenkilometer und dann noch schneller dass man das Gefühl hat die Zeit ist schneller wie wie wie man selbst ja gut vielleicht gibt's da auch irgendwann bald das in der nächsten Generation en en en Punkt wo die Leute nachher schizophren werden oder sonst was weil weil es da auseinanderklafft. weil sie's nich mehr zusammen bringen das weiß ich nich genau. könnte sein ja.

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I

und diese Kombination die Sie unterstrichen haben ein Ja und ein Nein und ein Vielleicht? sagt Ihnen das noch was kommt Ihnen da noch was was da gewesen sein könnte?

 

 

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hm nein aber ich hab das eigentlich äh ich hätt auch en Fragezeichen hingemachen können. ich kann das nich klären. das muss muss er ä äh äh ja das muss er klären, in der Situation. ein Ja und ein Nein und ein Vielleicht un und und keine Ahnung und hm ja er klärt's auch äh im Laufe des Romans ne und die die Szene die da abläuft hee da hab ich ich hab's vermieden ich wollt aber nebendran schreiben dann wie er da drinsteht und der Blitz geht runter und es is alles hell erleuchtet da wollte ich hinschreiben du Arschloch ((lacht))

 

I

wieso?

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(S.8)

L

weil man das nicht macht ((lacht)) was soll das. ((lacht)) da wollt ich wirklich hinschreiben du Arschloch aber ich hab's dann vermieden ((lacht))

 

I

Sie haben's ja jetzt verraten ne ((lacht))

 

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ja ja ((lacht)) sicher.

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I

jetzt nehmen wir noch eine letzte Stelle.

 

 

 

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aber das is das Verrückte is ja dass in dieser äh Gedanke verfolgt mit der Prostituierten dass das immer Celia isch. er bringt die zwei Gesichter bringt er zusammen ((Klopfgeräusch)) das macht er nachher. in äh irgendwo am Schluss eines Kapitels sind sie deckungsgleich. das is für ihn eins nachher ja. das schafft er dann. und das is vielleicht der Arbeitsprozeß den er da abwickelt.

 

 

 

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I

jetzt noch eine letzte Stelle das is auf der Seite 346, da geht's drum dass sie ähm die Luisa den Eduardo aufklären will. also dass sie ihm dass sie dem Victor erzählt dass sie natürlich dem Eduardo erzählen muss. dass er derjenige war der bei seiner Frau war als sie gestorben is, und ähm da haben Sie en kleinen Teilsatz unterstrichen ich les wieder den ganzen Satz, Sie drehte sich um das ist Luisa und sah mir ins Gesicht, sie war meinen Blicken ausgewichen seit sie mich nach der Uhrzeit gefragt hatte, jetzt unterstreichen Sie, jetzt war in ihren Augen wie gemalt das Gesicht des anderen zu sehen, meines.

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das is der Satz den ich vergessen hab hier noch hinten hin zu schreiben der geht nämlich auch durch's Buch. der taucht immer wieder auf. dass man sein eigenes Gesicht in seinem Partner äh im Partner in seinem Gegenüber wiedererkennt. äh das is 'ne Stelle die ja die mir eigenartig erscheint un un die äh was mir nie passiert ist aber die äh was ihm passiert. und was mir vielleicht noch passieren könnte ich weiß es nich genau. aber ich hab das aus dem Grund hab ich's unterstrichen ja. ich find das ziemlich äh merkwürdig ich kenn da andere Leute die gesagt haben äh es hätte wenn sie mitten durch 'ne Menschenmenge liefen auf einmal tät's ((Klopfgeräusch)) en Schlag mit 'nem anderen Menschen also wie en Zusammentreffen ja das hab ich auch gehört aber nich so wie er's beschreibt und das is wahrscheinlich ein persönliches Erlebnis von ihm dass er sich wie gemalt im Gesicht seines Gegen übers wiedererkennt. schön wenn er das schafft ((lacht)) ja gut finde ich sehr gut ((lacht))

 2.6.3.3 Aktuelle Lebensthematik

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(S.1)

 

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(S.2)

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hm gut, das waren jetzt so die Textstellen, jetzt bevor ich noch so en paar generelle Fragen die ich allen stelle frage, ähm wir haben ja jetzt das letzte Mal viel so über Lesen ganz allgemein geredet, Sie haben ja viel erzählt so was Sie gelesen haben in Ihrem Leben, und heute haben wir über das Buch geredet, und ich frag mich ja so letztendlich für diese Untersuchung was so wenn jemand einen Roman liest was das so mit ihm persönlich zu tun hat. des oder ob es da überhaupt ähm so die persönliche Note bei gibt und wenn es eine gibt die dann aufzudecken. und jetzt haben wir eben ganz viel über's Lesen geredet, und jetzt wollte ich Sie bitten ob Sie mir noch kurz so erzählen könnten, wo Sie sagen würden was sind so im Augenblick in Ihrem Leben, Themen die für Sie einfach interessant sind. mit denen Sie sich beschäftigen.

 

L

hm

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I

also was weiß ich wenn man achtzehn is dann überlegt man sich was für'n Beruf man macht. ne, und ähm ob man aus der Stadt weggehen will wo man groß geworden ist und so also so 'ne Art mein ich jetzt mit Lebensthemen was würden Sie sagen was sind so die Dinge die Sie im Augenblick *beschäftigen.*

 

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*och ich ich äh* äh im Augenblick bin ich äh dran am Rummachen dass ich sag also is es bei dir schon zu Ende. das heißt gibt's nur noch en Abschnitt der ähm ja auf's Ende zuläuft. oder äh is da irgendwie noch etwas was äh ich eigentlich immer in meinem Leben erwartet hab was mal auf mich zukommt man hat ja immer 'ne Erwartungshaltung. und äh was mir aber nicht gelungen ist äh äh äh zu erreichen ob des sich das noch erreichen lässt oder ich weiß es nicht. dass dann da da bin ich im Augenblick am Zweifeln und dann bin ich halt am überlegen bin immer immer mal an diesen Punkt gekommen fast davor und dann ist mir immer jemand ((lacht)) in die Quere gekommen. und da und ja mich eingesperrt oder sonst was gemacht oder m- ich sag mit muss den mit was ganz anderem beschäftigen dass er nich mehr dran denkt und so ja das das das äh das is schon so en Faden der durch mein Leben l&au ml;uft äh dass ich äh (--) ja mein eigenes Ich eigentlich äh nie so richtig gefunden hab. weil äh es immer 'ne Ausrede gibt äh mach das du musst arbeiten du musst Geld verdienen äh äh und du bist für deine Enkel da und du bist da gibt's für mich selber noch was das is schon 'ne Frage die ich stelle jetzt ja.

 

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die auch jetzt grade *///*

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*ja ja sicher* und ob das ob ich am Endpunkt bin ob ich die Frage noch stellen kann überhaupt. ne? das is schon für mich 'ne Frage ja doch. ja das seh ich schon so ja. weiß ich aber nich genau aber äh ich hab äh (--) keine Lust was zu erzwingen, entweder es kommt oder es kommt nicht ((lacht)) äh weil ich weiß das es erstens geht's äh geht das bei mir nicht weil äh ja ich kann das natürlich versuchen aber dann geht's in die Hose bin ich ganz sicher. entweder es geht oder äh äh tja ich versuch halt meine Situation so weit ähm äh in 'nen Griff zu kriegen sagen wer mal dass ich äh so weit bin wie en normaler Bürger auch. und äh natürlich bin ich wahnsinnig empfindlich. empfindlicher wie jeder andere wenn ich also rausgehe und und stell mich da vor den Garten wo sie drumrum gelaufen sind weil- ich hab da so riesige äh äh Dings äh wie heißen sie die die diese Zwiebeln drin von

 

I

Rittersporn.

 

 

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nee von diesen die so stark riechen Hyazinthenzwiebeln drin ja die hab ich nie gepflanzt wer hat mir die in Garten gepflanzt? oder ich hab Schachtelhalme hat die Nachbarin gepflanzt damit äh de äh der Boden gut wird und das kommt alles zu mir ich rupf das raus ich will das nich haben, ((lacht)) und ich sag hej und dann hab ich den ganzen Garten voll Feldsalat und ich weiß was das zu bedeuten hat und das gibt 'ne ganze Geschichte damit, aber ich sag wer pflanzt mir so was in den Garten oder ich hab Steine vom Nachbarn da drin und sag und dann sagt der Nachbar ja wer wird das schon gewesen sein mit den Hyazinthenzwiebeln der Herr R. natürlich. und dann schalt ich sofort ah ja. war schon mal in der Psychiatrie bisch sowieso nich ganz gebacken und sag nee nee sag ich ich hab die nich gepflanzt, aber ich sag ((lacht)) ich weiß was du denkscht ja sag er is nich ganz gebacken, der denkt das hat ihm jemand in den Gart en gepflanzt ich hab's aber wirklich nich gepflanzt irgend jemand hat mir die halt da reingesteckt 'ne. und äh ich find schon äh äh wenn ich das auch sage dass man äh (--) dass Worte äh äh Sprechen auch Handeln sein kann. dann mein ich schon dass wir äh inzwischen soweit sind äh weil ich das selber erlebt hab in der Psychiatrie is mir mal en Satz dort eingefallen. und äh das war (-) ich saß da drin und ich sag fiel mir ein was hab ich getan? dass ich hier sitze, und ich hab gesagt das hasch jetzt gedacht. aber wenn du das laut sagsch dann bisch verloren dann komm' se nich mehr aus dem Laden raus, und heut morgen hab ich dann noch mal drüber nachgedacht hab ich gesagt ja ich kann natürlich sagen was hab ich getan. aber dann is ganz klar dann brauch ich 'ne Hilfe. das isch in dem Satz drin. das is irgendwie en bisschen melancholisch, und man is geschlagen, man muss 'ne Hilfe haben dass man wieder auf die Beine kommt. das sagen wenn ich wenn ich das so mach wie wie das darf ich nie laut ausprechen das darf ich nie denken. und vielleicht (--) steh ich dann da en bisschen so in der Umgebung wie en Solitär ((lacht)) so wie der König da weil weil ich so denken muss weil weil's mir sonscht an Kragen geht. also die Erfahrung hab ich da unten gemacht 'ne und allen Blödsinn machen und und blöken wie die Kühe wir wollen hier raus und so aber nie äh sagen wir mal äh irgendwo weich werden, ja

 

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würden Sie sagen dass das für Sie auch jetzt noch en Thema ist? so diese Vergangenheit diese Aufenthalte in der Psychiatrie *die Sie gehabt haben* noch mal ist das was was Sie immer noch sehr beschäftigt, so

 

 

 

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*ja ja sicher,* ja ja ich hab äh mit 'm R. drüber geredet weil ich nie mit jemanden drüber geredet hab, und hab gesagt das war ich hab das Kriegserlebnis gehabt und das hab ich verarbeitet, aber dann kam d- der erste Aufenthalt in der Psychiatrie das hat alles was ich im Krieg erlebt hab übertroffen. an (-) Unmenschlichkeit und Scheußlichkeit und und Ausgesetzt-Sein also äh grauenhaft ich hab mal durch die Gittergef- Stäbe gefasst und war grad Frühling hab mir Forsytien-Zweigchen abgebrochen und hab den gefressen sag ich muss irgendwas haben was außerhalb von dieser Misere liegt. das war schon 'ne ziemliche beelendende Geschichte.

 

I

und das is für Sie auch heute noch en Thema. */////*

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*jo ich hab äh ich hab's ja* dreimal gemacht und ich hab gesagt ich hab's halt so gemacht wie wie jemand der en Studium absolviert, und ich hab halt die- diese dreimal in der Psychiatrie das isch en Studium das ich gemacht hab wie joah wenn ich Gorki nehme der war mal Bäcker war und der schreibt halt meine Universitäten das waren halt meine Universitäten. und ich hab halt ich sag dann halt immer ich hab am Arsch der Universität studiert, das ist die Station eins von der Psychiatrie *((lacht))*

 

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ich hab da mal Praktikum gemacht ich kenn die

 

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das is der Arsch von der Universität. ich hab auch mal mit der Frau J. gesprochen ich sag ja Frau J. möchte ich heut noch mal treffen. Frau Professor. aber ich sag ja du hasch gemeint du musst in mein Leben eingreifen aber du hätsch wahrscheinlich dein eigenes mal so weit in Ordnung bringen ((lacht)) sollen, dass es mit der Gesellschaft en bisschen übereinstimmen man kann sich natürlich auf's hohe Ross setzen und sagen aber en bisschen hat sie schon Einfluss gehabt auf mich und sogar en ziemlich heftigen würd ich sagen ja. und äh das eine Mal wie ich kam und ich sag ich fahr also Sie sind jetzt hier und und und ich fahr jetzt in die Karibik und mach Ferien. und tja und ich ja Sie müssen bleiben ((lacht)) bis ich wieder zurückkomm ((lacht)) wenn's dann schon / . was mich aufgeregt hat, es war en Doktor Sowieso da und weiß nich mehr wie er hieß und dann hat Frau Doktor J. gesagt äh Sie müssen hierbleiben. ich würd Ihnen raten bleiben Sie hier. und da hat der ganz klar zu ihr gesagt wissen Sie mein Hund is draußen und der wartet auf mich und is raus gegangen. wär mir nich möglich gewesen. wenn ich en Doktortitel hätte hätte ich auch rausgehen können ich konnt nicht gehen. hätten sie mir die Polizei auf den Hals geschickt is mir passiert die Polizei hat mich hier mal geholt ja. und dann is is halt für mich 'ne vage Geschichte wenn ich mich außerhalb beweg, man hat versucht äh mich zu entmündigen, äh der E. von der Klinik hat das sehr gut verhindert, und ich musste en Anwalt nehmen von der Klinik aber en en ziemlicher Stress für einen der da unten drin sitzt. und ich muss dann den Anwalt noch bezahlen Geld hat ich auch keins fast keins und das hat mich auch immer zweihundertfünfundsiebzig Mark gekostet und da war ich fast am Ende en eigenes Zimmer musst ich nehmen, wenn ich raus ging und ich hab &a uml;h hier mit meinem Vater von 1980 dann weil mir der Anwalt äh empfohlen hat gehen sie zu ihren Eltern zurück das isch das Gescheitschte was sie machen können ich hab schon um Rat gefragt. und hab ich gesagt ja gut ich werd das versuchen. bin wieder hierher gegangen und dann wurd meine Mutter krank und dann hab ich hier gepflegt, und dann ging's doch so dass wir zusammen leben konnten, bis 89 ich hab zwar wieder meine Schlaflosigkeit gehabt aber es war von der finanziellen Seite her en bisschen großzügiger, sonscht ähm ähm hab ich eigentlich nicht viel Spielraum gehabt. aber dann war's dann en bisschen offener ich hab en bisschen Geld gehabt und konnt meine Tochter unterstützen also mit fünfhundert Mark jeden Monat, dass sie das machen konnte aber es is nie die Sprache darauf gekommen warum ich entmündigt werden sollte. und da (-) es gibt Gründe dafür ((lacht)) es is nich darüber gesprochen worden und mein Br uder äh mein Vater hat sicher auch meinen Bruder gefragt aber der kriegt auch den Mund nich auf ich sag immer die sitzen auf ihren Goschen drauf bis sie gestorben sind.((lacht)) also sie bringen sie nicht auf. ich hätt gern dass sie sie aufmachen, *kann sie* nicht zwingen dazu ich will's auch nicht.

 

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I

*is denn* Sie haben jetzt als Themen so genannt auf der einen Seite so zu gucken so was von meinem Leben was mir bleibt kann ich noch so für mich Dinge finden die mir Sinn geben, ne kann ich das noch? das Zweite war noch die Erfahrung die Sie in Ihrem Leben gemacht haben die ja doch durch so ganz einschneidende Erlebnisse wie Krieg den Sie verarbeitetet haben, und jetzt Psychiatrie die Sie immer noch beschäftigt, ähm das irgendwie klar zu kriegen würden Sie sagen es gibt noch andere Themen, oder sind das so die beiden zentralen Themen in Ihrem Leben im Augenblick?

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joah also äh etwas was ich nie wollte mein Hauptthema war immer äh wie begegne ich ich Frauen? und das is vollkommen ausgeklammert, durch diese ganze Geschichte erstens durch 'n Krieg, zweitens durch die Wirtschaft äh die äh derart viel Zeit gefressen hat und äh ja natürlich auch vor allen Dingen durch mich,

 

I

aber ist das heute en The- also ist das

 

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L

is auch heute noch en Thema das Thema bleibt auch ja das bleibt absolut. ja ja. das äh kann ich nich ausklammern. ich bin auch bis an den Punkt gekommen, äh (-) ja ich hab hier mal jemand getroffen mit dem ich sehr gerne zusammen gewesen wär aber am nächsten Tag hat mich Frau J. geschnappt und dann war ich ((lacht)) en viertel Jahr da unten und dann war natürlich alles vergessen ja,

 

I

mhm, noch Themen?

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ja ich weiß nich ich äh wenn ich an diesen Gedankengang komme und und meine äh äh es hätte da für mich en sehr glücklichen Weg bin ich sehr skeptisch. und sag es wär äh en Weg gewesen den du gegangen wärst aber man weiß ja nicht wie er ausgegangen wär. nee also das müssen wir offen lassen weil das war en Ding aber ähm ich muss ja auch mit dem Problemen fertig werden sonst sag ich ja immer ja vor zehn Jahren und so weiter nee nee es gibt en heute für mich ja. und es gibt heute 'ne Problematik, und äh ich sitz hier und lese und es kümmert mich überhaupt nichts und ich sag ihr könnt machen mal mäht ihr euren Rasen und wenn ich dann fertig bin damit dann sag ich ich muss also mein Gras abmähen, und ich mach's nicht wie die Nachbarn, die äh anfangen immer das Gras zu mähen sondern ich hab's erschte Mal geschnitten jetzt 'ne, da isch der Bauer draußen der hat sein's noch nich geschnitten, und da hab ich heut mal gesagt ich muss mal Fenster putzen ((lacht)) isch mir eben kurz bevor Sie gekommen sind hab ich mal Fenster geputzt, und ich hab en bisschen gefegt da mal Staub ich seh nicht mehr so gut, und es kann sein dass irgendwo Staubflusen liegen und ich seh sie dann nicht und das is dann schon peinlich. und dann hab ich en Kater der kriegt dann seine Milch zu fressen und dann gibt's mal en Loch in der Leitung, und dann tropft's irgendwo und dann muss man das reparieren da oben tropfst und die Dachisolierung und ich muss halt gucken was die Nachbarn machen, die machen die haben so viel Geld. ich kann soviel bewegen und und machen ich muss mich da zwischendrin halten. und äh es is en Haus was an en Haus gebaut isch der nächste Nachbar ist der weil ich den ständig hör der andere Nachbar isch der der isch über der Straße. und ich muss ja gucken dass ich mit d en Leuten zurecht komme. und ich

 

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und das beschäftigt Sie auch.

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ja ja ich kann ja nun nich sagen äh äh (--) Tiere in der Politik ihr müsst mit Frankreich und mit der Schweiz, und ich sag ich komm mit meinen Nachbarn nich aus hab dauernd ((lacht)) Krach mit denen das geht eigentlich nich, also wenn das da klappt dann muss ich versuchen dass das hier auch klappt. also das finde ich dann schon, (--) und äh er isch Chemiker, und er isch Straßenbauer, und Straßenbauer is ein ((lacht)) für R. sowieso das Hinterletzte ((lacht)) was es gibt, und das isch schon enorm und er isch en Betonfacharbeiter hat er gemacht, 'ne, und dann kommt der ganze Beton kommt halt und dann muss ich versuchen das äh irgendwie aufzuschlüsseln würde ich Ihnen auch mal empfehlen, gehen Sie mal durch G. gehen Sie durch's L.tor durch, dann gehen Sie die Straße runter und gucken sich rechts und links die Häuser an. da finden Sie die alten Bauten, die äh Gründerzeitbauten, mit großen F iguren, und die Bankgeschichten, und dann kommen Sie an den I.marktplatz, und und rechts des Amtsgericht hat überhaupt keinen Schmuck, amtliches Gebäude, war kein Geld da, dann gehen Sie weiter runter dann kommt auf einmal hinterm E.bau 'ne Blechfassade, mit so Kugeln vorne dran aus Kupfer, dann kommt eine mit geschnittenen Steinen, sieht entsetzlich aus auf der anderen Seite kommt der R. das tollste Gebäude was es gibt das hat den den Tuff aus em hinten vom J. diese Steine mit diesen mit diesen Vulkanbrocken drin, das lieb ich sehr und dann gehen wir en Stückchen weiter dann kommt en Türeingang, der is geschliffener Granit, bin da neulich vorbeigegangen und w- und hab ich gesagt warum gfällt mir der. (-) und dann hab ich geguckt und dann sag ich ja 's isch halt en Stein, das andere sind immer Platten und sind abgesägt und die sind so dick oder so dick und (--) das isch so merkwürdig ich hab manchmal das Gefühl die Leute k&o uml;nnen nich mehr mit Material umgehen. und das finde ich dann schon en bisschen fatal, und äh man muss das sehen ein Stein en Block der geschliffen is es gibt ja auch diese Säulen die sie von Griechenland äh für die Kirchen raufgeschleppt haben ne, mit weiß der Kuckuck wie weil die ihnen so gut gefallen haben ne und das is en Unterschied ob ich en Block hab, oder ob ich 'ne geschnittene Tafel hab und was verkleide damit. das is so 'n großer Unterschied ich kann riesige Flächen damit machen. (-) weil's statisch möglich isch vom Gewicht her, nur, ich muss sie aneinandersetzen das passt nachher nich mehr und wenn ich so en Block hab, dann isch das halt in Ordnung, das is ein Stein und der is geschliffen und der sieht gut aus, und das dann einfach sagen ja das is widerstandsfähig und das schneiden mer in Scheiben und dann hängen wir das da nauf ne ich find das 'ne üble Art ((lacht)) die die äh äh es is wahrschei nlich so dass die Möglichkeiten die die Technik bietet äh den Geschmack verdirbt, ja ich sag's einfach mal so. und äh wenn ich kann mir ja auch angucken er hat beim A. gelernt. ich geh sagen wir mal weil ich äh geh gern auf en Friedhof auch. weil es en schöner Platz isch. isch ruhig, und mh es gibt schöne Pflanzen da und früher hab ich en bisschen Angst gehabt aber 'ne Zeit lang war ich da wollt ich mal aktiv werden ich wollt mal meinen Großvater ausgraben ja und äh (---) ja wo wollt ich jetzt hin. ha jetzt isch mir was in die Quere gekommen. ((lacht)) scheiße ((lacht))

 

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nich dran denken. kommt wieder.

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äh mit dem Material hab ich's gehabt (--) hmmm ja auf dem Friedhof gibt's von der Firma A. zwei kleine Tempel. und da is die die die Leichenhalle, und dann links is en kleiner Tempel sehr zierlich gebaut, en Ding, und da sind rechts und links sind zwei so Dinger. und das isch äh richtig parallel gemacht und glaub das is von A. äh die hat ihre Ingenieure beziehungsweise die Leute die im Ersten Weltkrieg gefallen sind haben se da en kleinen Tempel gebaut. und wenn Sie durch die Dingsstraße geht, die J.straße, da is 'ne Kirche, die is vollkommen aus Beton. und die is auch ziemlich alt ich kenn sie nämlich schon vom vorm Krieg her. ja. die is älter. da isch alles aus Beton und 's- innen 'ne gotische Kirche und auch die Madonna is aus Beton gemacht. und da haben se wahrscheinlich rumprobiert was man aus Beton machen kann. das kann ich akzeptieren. da haben die experimentiert. aber was heute passiert das akzeptier ich nich. ic h sag immer ich geh nach J., komm in die Bahnhofshalle rein wo unten en Eisenträger isch und das Gewölbe isch aus Holz. ich sag die haben überhaupt kein Holz da oben die machen Holzgewölbe käm mer hier nie auf die Idee. das wär viel zu unstabil und äh Feuerpolizei und das kann verbrennen und so weiter und das haben die gemacht. da gab's noch Dampf weiß nich ob die Dampfloks gehabt haben kann's nicht genau sagen die haben ja wenig äh äh Feuerungsmaterial in Dänemark und dann steh ich halt vor der Überlegung so 'ne Betonbrücke über über diese Geschichte da über die Bahn da rüber ob man das irgend- nich irgendwie auflösen kann, man kann doch den Sockel anderscht machen wie das Band oben. man kann unten 'ne Eisenkonstruktion machen oder man kann's wie bei der alten Brücke unten isch 'ne Sandsteinkonstruktion oben drüber liegt Eisen. man kann unten 'ne andere Konstr- und das Betonband drauflegen.

 

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also das sind auch so Sachen die Sie beschäftigen.

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das beschäftigt mich schon ich muss mich ja auseinandersetzen damit äh kann ich nur sagen das isch 'ne miese Geschichte und das gefällt mir nich. und ich geh da hinten raus und seh die evangelische Kirche, da is halt der Beton isch jetzt fünfundzwanzig Jahre da, und und er kriegt en Gesicht, und er sieht jetzt bald aus wie en Stein, und dann gefällt er ihnen nich mehr und dann streichen sie ihn grün an ich sag jetzt isch Scheiße ((lacht)) ja, so grün angestrichen grad hat er sich ein- (-) gelebt irgendwie und passt da irgendwie her jetzt kriegt er Farbe drauf weil er euch nich mehr gefällt. ihr seid doch Scheißbürger ((lacht))

 

I

gut Herr F.

2.6.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L: ich find das en ich find's en sehr gutes Buch, ja und äh ich (--) bleib bei diesem Urteil dass ich sag dass is halt en Buch was äh äh ziemlich auf der gleichen Ebene liegt wie die Tageszeitungen die kommen und und es könnte heute passiert sein oder für vor vier Wochen oder so, und ich muss es nich irgendwie zurück in 'ne andere Zeit sondern ich kann's direkt hier äh auf'n Tisch legen und sagen es is gestern passiert. oder heute passiert oder es kann morgen passieren es is en ganz aktuelles Buch ja. so würd ich's hinstellen.

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: äh ja sag mal die Victoria, hat schon 'ne ziemlich äh äh große Rolle um mit äh mit äh mit den Frauen zu beginnen. weil die da eigentlich doch en bisschen unterbewertet sind. und wie's mit Luisa weitergeht. ja doch Luisa hat mich auch schon en bisschen ja (--) und wenn wir schon dabei sind dann muss die Anita noch dazu als Dritte. ja würd ich mal sagen. die ganz unkomplizierteste. und die Victoria natürlich mit äh mit Ehefrau äh nachher verquickt und so weiter nich wahr, und die Luisa als als als als äh als 'ne zukünftige Perspektive und die Anita als Begegnung. von den Männern her würd ich mal sagen ja wer? ja Téllez der Alte. der is wie en bisschen hab ich versucht das zu vergleichen mit den Gebrüdern Karamasow und da nur das geht natürlich auch nicht. da is der Alte der Stärkste und der bügelt seine Söhne unter. ((lacht)) da sieht das so aus. nee. will das n icht gegen ihn werten sondern, was gibt's da noch? (---) ja ////

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: tja kann ich nicht sagen. muss ich schon als 'ne Kombination betrachten. (---) (I: hm. also gab jetzt nicht eine die für Sie) nöh des ich meinte er er is ja in seinem Buch sehr irgenwie drin und äh er er spielt ja auch die Hauptfigur und dann kann ich nicht sagen nee aber wichtig er is der wichtigste 'ne. er selber er is die Hauptperson. (I: hm. also der Victor.) ja ja.

I: Konnten Sie mit dem auch gut mitfühlen?

L: streckenweise, nich immer, des is da rausgekommen mit dieser Zeitgeschichte ja, was mir unmöglich erschien und er is halt wesentlich jünger wie er wie ich 'ne. sein Leben ist anders abgelaufen. oder läuft anders ab // und er hat wird andere Probleme geschrieben oder hat schon andere Probleme wie ich sie gehabt hab. oder ich sie ausmach. und das find ich dann spannend. aber ich kann mich äh könnt mich gut mit ihm an einen Tisch setzen und ihn fragen das könnt ich sehr gut. und auch sein Gesicht gefällt mir gut

I: Gab es Personen oder eine Person, die Ihnen in ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: ja in viel- äh äh wie ich halt sagte, dieses Weglaufen mit der bei dem Kind, und dann der Eduardo is mir überhaupt nich , das kann ich nich begreifen das jemand das so macht.

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben?

L: nee

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: ja ich hab halt 'ne Sp- 'ne Zeit lang gebraucht bis ich das Ding zusammen hatte. weil es nicht kontinuierlich abläuft sondern weil's Sprünge macht, bin das gewöhnt Dostojewski macht auch riesige Sprünge dass er (--) ehm Kapitel äh beendet und dann kommt 'ne ganz andere Geschichte und es geht weiterhin weil, aber bei ihm geht's nicht nur kapitelweise sondern bei ihm sind die einzelnen Kapitel noch mal auf- äh gegliedert in verschiedene Abschnitte. also wenn ich da (--) ja der fängt mit dem an und dann äh (---) es er kann ich hab nicht drauf geachtet es gibt glaub ich sogar äh Stellen wo nich mal der Satz unterbrochen is, wo es in die andere Geschichte übergeht, äh ich weiß nich ob en Komma da is vielleicht 'nen Gedankenstrich aber mehr nich und da kommt 'ne völlig andere Geschichte die bei von vorher weiß und dann geht man in 'ne andere rein ja. (I: aber so jetzt spezielle Ereignis se die für Sie überraschend waren also konkrete können Sie die (--) fallen Ihnen da was ein fällt Ihnen da was ein?) nöh (I: hm. das Ende hatten Sie vorhin immer erwähnt 'ne?) ja das ist für mich en ich hab gesagt das kann man / ((abbrechen)) /////

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten?

Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: ich bin grad noch mal am Überlegen, ob das äh eigentlich 'ne neue Geschichte wäre die da hinten ansetzt mit der mit der Eva. die Eva ich hab das auch mal hingeschrieben taucht nur ein einziges Mal vorher auf und zwar auf dem Tonband wie sie bitte bitte und da scheint sie äh versucht haben den Eduardo zu Hause zu erreichen und ihm irgendwas beizubringen oder mit ihm zu reden oder ihm irend- irgendwas zu übermitteln. und das ist das einzige Mal dass sie im Buch auftaucht, sonst hintendran kommt sie vi- fast fast wie 'ne fremde Person vor.

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

L: äh bei der Eva en Augenblick lang. und nachher hab ich die Person so gut verstanden, das is eigentlich das was äh was was was was übrig ist. so zu reagieren. (: hm. aber sonst so Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten nich? Es gab dann also auch keine die sich irgendwie im weiteren Verlauf der Lektüre geklärt haben oder so? dass Sie erstmal was nich verstanden haben und dann später wurd's klar?) es wird mir vielleicht klar wenn's Sie ((lacht)) grad fort sind. dass es da irgendwo eine Stelle gegeben hat ja ja sicher war mir manches nicht klar und dann hab ich gsagt ich les weiter mal schauen. *aber wo das jetzt war das weiß ich nicht.* (I: *fällt Ihnen da noch was ein * also eher so kleinere Sachen?) (---) ja gut ich hab den Klappentext hinten gelesen und erwartet dass die Frau gleich stirbt und war erstaunt dass sie nicht gleich stirbt. dass das Sensationseffekt wie er hinten beschrieb en wird nicht vorhanden ist und sondern dass der Schriftsteller eigentlich was anderes vor hat. und dass ich gedacht habe ja es gibt irgendwie en Zeitproblem mit dem er sich rumschlägt das kann ich aber nicht genau sagen äh und auch nicht genau ausdrücken weil aber für ihn scheint das irgendwie äh äh was zu sein was er beschreiben will oder ///

I: Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

L: nee

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: oh, das kann ich überhaupt nich sagen. weil ich äh tja man kann da // das heißt die Erwartung ist jetzt mach mal, schon ((lacht)) ich muss mich da offen geben, entweder es klappt oder es klappt nicht ja.

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

L: ach ich kenn zu wenig Grammatik und Grammatik isch für mich en en Buch mit sieben Siegeln. würd ich mal sagen das heißt ich hab schon Momente gehabt wo ich mit Grammatik sehr gut zurecht gekommen bin. weil ich das auch gefühlsmäßig hinkrieg, aber das krieg ich meistens nich hin. und äh ich weiß aber dass es den Moment gegeben hat und das wäre eigentlich der Moment wo ich sag ja jetzt bin ich da wo ((lacht)) ich eigentlich sein möchte, und da is mir alles klar und da beherrsch ich das aber äh das (I: aber so der sprachliche Stil ist der Ihnen entgegen gekommen? oder waren Ihnen die Sätze oft zu lang oder) nein gar nicht. ich kann das sehr gut lesen. ich kann das wirklich sehr gut lesen. (I: also is Ihnen so jetzt auch an dem Buch jetzt nicht aufgefallen?) nein nein. ich finde äh ich finde das ist gut geschrieben das beziehungsweise so wie Sie gesagt haben d as ist 'ne gute Übersetzung.

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: joah. (--) (wem?) äh für für Leute die en bisschen Zeit haben, muss man en bisschen Zeit haben für das Buch (I: um dran bleiben zu können?) (---) ja es hat nicht solche eh so äh sensationelle Geschichten drin dass es wie wie en Taubenschlag is weil man heut immer so Taubenschläge braucht um um um überhaupt äh auf was aufmerksam zu werden, das hat es nicht. und ich find das gut so ja. von der Seite her gefällt's mir ja.

I: Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: nee. absolut nich.

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

L: jo sicher.

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: uuh /////// ((was wollen Sie von den Leuten hören)) ((lacht)) weiß ich nicht ((lacht)) weiß nich ob ich das hinkriege (I: also irgendwie ist es ein spannendes gut geschriebenes äh anspruchsvolles oder was weiß ich oder irgendwie so in der Art äh 'ne Kurzcharakteristik) (----) (aber wenn's Ihnen schwer fällt brauchen Sie auch nicht.) ich würd mal sagen en Buch (--) nachdem ich das Buch gelesen hab wird's mir Spaß machen mal äh en Shakespeare zu lesen ja oder äh äh / äh den den Film zu sehen den ich eigentlich sehen hatte falls da (-) weil ich den noch nicht kenne den Orson Welles und äh ja es gibt en paar Anstöße dadrin äh den ich gerne nachgehen würde ja. (I: also es is en Buch was Anstöße gibt.) ja. ich könnt genauso gut sagen ich sag ich /// ((Papiergeraschel)) im Pferderennen. ich muss nicht unbedingt wetten aber ich mö chte mal die Stimmung gern kennenlernen so irgendwas. tjo

B Skizzierung des Rezeptionsverlauf

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: vierzehn Tage

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: nee ein Kapitel vorne am Anfang das hab ich zweimal gelesen *hintereinander* (I: *das Erste?*) das erste Kapitel ja. gleich als jetzt fängste noch mal von vorne an so wird das nichts. und äh dann ging das gut ja, und dann hab ich's gelesen und dann hab ich gesagt ich les das noch mal, (also Sie haben's jetzt zweimal gelesen.) ich hab's zweimal gelesen. und dann noch so zwischenrein reingeguckt ich hab nur da keine Notizen dann gemacht. (I: also Sie haben angefangen haben das erste Kapitel dann noch mal gelesen haben das Buch zum Ende gelesen und haben dann noch mal das ganze Buch) ja dann noch mal das ganze Buch durch und dann noch mal einzelne Kapitel, (I: also haben Sie quasi nur eine Woche an dem Buch gelesen? und dann noch mal? wenn Sie jetzt vierzehn Tage sagen?) nee nee ich hab schon en bisschen länger gebraucht, 'ne esteht auch drin das Datum *///* (I: *ah ja gut prima* haben Sie die Daten für beide Male eingetragen?) ja ja

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

L: nein. ich hab keine langen Pausen gemacht //// ich hab jeden Tag sagen wir mal zwei Kapitel gelesen. mal vielleicht nur eins dann kann mal sein dass ich auch drei Kapitel gelesen hab. aber mehr schaff ich dann einfach nicht. tränen mir die Augen oder irdendwie krieg ich Schwierigkeiten (I: aber Sie haben täglich gelesen?) ja ja täglich

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: nein. hab gar keine übersprungen //// das kann ich mir nicht erlauben.((lacht))

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

L: joah doch ich hab's gern gelesen.

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: ja hat mir Spaß gemacht.

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: nein nein das hat er nicht geschafft. Gott sei Dank. und wenn's so // gibt wo's für mich kritisch wird dann fang ich an das zu verarbeiten, ja. mit Reflexion /// da gibt's 'ne ähnliche Situation das krieg ich dann schon raus. ja. keine Depression gehabt bei dem Buch.

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie Vorfreude auf das Buch wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: ja doch gab's. (I: wissen Sie noch wann das war oder so um was es da ging?) ach komm jetzt steh auf und fang an ((lacht)) (I: hm. mehr so generell ?) ja ja sicher (I: also nachdem Sie *angefangen haben*) * mach dich an* die Arbeit. ja so ungefähr // ((lacht))

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: nein nein hab ich nicht gemacht.

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: ja. äh 'ne Erwartung die nicht eingetroffen ist. ((lacht)) I: inwiefern?) weil's äh äh ich find das stimmt nicht was da geschrieben steht, es ist zu banal. (I: aber er hat in Ihnen 'ne Erwartung ausgelöst?) ja ja sicher (I: und zwar dass da was Spannenendes anfängt?) ja ja sicher. schon. d- und jedes Buch ist ganz anders wie das was da steht (I: inwiefern) ha müsste ich jetzt noch mal lesen, aber //// ((was nicht sein soll)) ich weiß nicht.

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken? Wenn ja, wo?

L: nee eigentlich nicht das find ich eigentlich das Gute dran , deshalb hab ich gesagt es bleibt immer auf dem Niveau wie 'ne Zeitung oder so was und / dem auch anders als wenn man das / war.äh diese Versinkerei die Albträume es wird beschrieben aber man versinkt selber nicht. das is äh ich hab auch keine Albträume gehabt so lange ich das Buch gelesen hab. wenn ich äh sag Klappentext oder wenn Sie sagen Klappentext dann würd ich schon sagen dass er /// ((den Klappentext meint)) den Titel den er gewählt hat wenn man den einfach und das noch verlängert was noch dazu gehört das sind ja ziemlich merkwürdige Geschichten drin die wahrscheinlich im Shakespeare / ((trinkt)) deine Seele liegt auf meiner Brust wie Blei die die kenn ich nich aber Shakespeare hat das scheinbar gekannt und er hat's ja bei Shakespeare wieder entdeckt und ich würd das den Spruch ganz unterschreiben. und ehm sage dass ist die Maxime unter der ich gearbeitet hab oder eher ich finde dass es vielleicht denn besser ging das was die Leute dazu schreiben. ich glaub das ist informativer.

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewusst gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: nein für mich ist das 'ne absolute Geschichte die passiert ist. das ist für mich kein Roman.das ist für mich Realität / auf Roman das ist Realität absolut.

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: S. war mal da. da hat ich noch nicht viel gelesen da hat er reingeguckt und hat gesagt ja ja ich könnte jetzt da und da en Kreuzchen hinmachen und so ////// ((lacht)) das lass mal bleiben das brauchst nicht das mach ich selber (I: aberSie haben jetzt nicht inhaltlich mit ihm drüber geredet?) 'ne ich hab war noch gar nicht zu Ende hat gesagt das hört sich interessant an.

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: nein. hab ich nich, aber ich hab mit Ihnen drüber geredet und das finde ich eigentlich interessanter wenn man auch über en Buch mal spricht ((lacht)) (nen Vorteil auch 'ne? ((lacht))) ja sicher. das wollte ich auch benutzen. ((lacht))

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: nein

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: hab ich mir Informationen, ich hätte äh ja wie gesagt mal gerne in den Falstaff reingeguckt (I: aber Sie haben jetzt nicht zu dem Buch an sich) ich hab das nicht gemacht. nein hab gesagt ich b- bleib jetzt bei dem Buch. äh ich hab immer en bisschen Angst gehabt mit dem Schreiben hab ich gesagt hör auf du kommst vom Hundertsten ins Tausendste wenn du du hast noch nicht mal en Kapitel gelesen dann hast du schon en Roman geschrieben, das ist en Roman der dich interessiert aber sonst bah ((lacht)) dann hab ich mich da en bisschen beherrscht sonst wär ich überhaupt nicht vorwärts gekommen ((lacht)) ich wollt was tun.

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: nein. er schreibt über sich schon sind viele Informationen drin die ich // ich wüßt sonst nicht wo ich 'ne Information herkriegen kann (I: es gab 'ne Menge Rezensionen zu dem Buch auch) ja aber die Zeit des is schon vorbei (I: ja das is jetzt natürlich vorbei 'ne) ich hab eh nur en bisschen gut geguckt in der Zeitung was drin steht aber ich muss das schon so halten wie wie wie ich mir das ein- / kann nicht dauernd neue Bücher kaufen du hast so viel Bücher im Haus und äh ja en Buch ja. da les ich die Rezension ja jetzt steht / drin weil der hundert Jahre alt geworden ist und dann sag ich muss ich das Buch lesen /// Bismarck hat 1801 mit sich in Versailles Deutschland gegründet, das fand ich so abwegig

2.6.5 Vorauserzählung

Keine Ahnung. Beim weiteren Lesen kommt mir der Gedanke, dass er nach dem Tod der Schwester (Marta) Interesse an Luisa der Schwester, die sich immer Konkurrentinnen waren, haben könnte.

 

 

 


 

  1. Literatur

Charlton, M. & Pette, C. (1999b). Dialog und Beobachtung als Zugangsweisen zum Prozess literarischen Lesens. Journal für Psychologie, 7 (2), 47-53.

 

Mead, G.H. (1968). Geist, Identität und Gesellschaft – aus der Sicht des Sozialbehaviorismus (Orig. 1934). Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

 

Pette, C. & Charlton, M. (1999/im Druck). Die Dialoganalyse als eine Methode zur literarischen Lese(r)forschung. Siegener Periodikum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft, 1, 121-137.

 

 

 

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