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Corinna Pette: Materialien zur Untersuchung 'Romanlesen als Dialog. Subjektive Strategien zur Aneignung eines literarischen Textes'

Inhalt | Einleitung | 2 | 2.3 | 2.5

 


2. Datenmaterial für die einzelnen Falldarstellungen

Im Folgenden wird das Datenmaterial abgebildet, welches für jeden Leser erhoben wurde. Nach dem Interview zur Lesesozialisation folgt der vom einzelnen Leser ausgefüllte Fragebogen zur Lesesozialisation, den die Untersuchungsteilnehmer alleine ausfüllen sollten. Aus Platzgründen werden nur die vom einzelnen Leser angekreuzten Antwortkategorien dargestellt, sofern es sich um Fragen mit mehreren vorgegebenen Antwortmöglichkeiten handelt. Anschließend ist das Interview zum Leseprozess mit seinen drei Teilen 'freies Erzählen', 'befragte Textstellen' und 'aktuelle Lebensthematik' wiedergegeben. Dem schließt sich die standardisierte Nachbefragung in Form eines Grobtranskripts an. Den Abschluss bildet die Vorauserzählung, die die Leser im Verlauf der Lektüre an einer festgesetzten Textstelle entwerfen sollten. Diese stand unter der Frage, wie sich die Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und einer Frau, d ie im Verlauf der Geschichte des Romans eine eher untergeordnete Rolle einnimmt, weiterentwickeln würde.

 

    1. Datenmaterial: Herr A.

 


 

Verwendete Abkürzungen und Transkriptionszeichen:

I Interviewerin; L: Leser/Leserin

ja betont gesprochen

im- Wortabbruch

ja? steigende Intonationskurve

ja. sinkende Intonationskurve

ja, schwebende Intonationskurve

(-) Sprecherpause (ca. 2 Sek.)

(--) Sprecherpause (ca. 4 Sek.)

(7 Sek.) Sprecherpause von (7 Sek.)

/ nicht verständliches Wort; Anzahl der Schrägstriche entspricht in etwa Anzahl nicht verstandener Wörter

/ (ja) vermutetes Wort

((mhm))Hörersignal, das den Fortgang der Erzählung nicht beeinflusst

*ja also* parallel gesprochen

 


 

2.1.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

 

5

 

 

I

also jetzt geht's drum ähm bisschen dass du erzählst was Lesen so ähm in deinem Leben an Bedeutung gehabt hat, und zwar von Kindheit an. und zwar so en bisschen wie das bei euch so zu Hause zugegangen ist, ob deine Eltern gelesen haben ob du als Kind schon gelesen hast ob mal vorgelesen wurde und dann so einfach mal die Phasen vielleicht bis heute, und ähm ja welche Bedeutung heute Bücher für dich haben, und Lesen so ganz allgemein. einfach mal drauf los erzählen und wenn ich nachher ähm Fragen hab dann stell ich die (-) also einfach mal so anfangen

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15

 

 

 

L

ja gut (-) ich hab als Kind eigentlich immer recht viel gelesen, das lag unter anderm daran, dass meine Mutter Buchhändlerin ist, sie hat zwar als ich äh klein war nich in dem Beruf gearbeitet, aber äh ja meine Mutter hat eigentlich immer sehr viele Bücher um sich rum gehabt, Bücher waren ihr immer sehr wichtig, und des hat sie mir auch mitgegeben, ich hab dann also als Kind eben so an Bilderbücher kann ich mich jetzt eigentlich weniger erinnern, ich weiß aber dass ich welche gehabt hab, und hab dann aber eigentlich als ich dann selber lesen konnte sehr viel ähm immer gelesen, das war eigentlich für mich während meiner ganzen Kindheit schon sehr wichtigste Freizeit- oder eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. ich kann mich zum Beispiel ganz gut an die frühen Endes erinnern die ich dann irgendwann gelesen hab

20

I

Lukas der Lokomotivführer

 

 

 

25

 

 

 

30

 

L

zum Beispiel ja ne ähm (-) was hab ich gelesen? James Krüss und solche Sachen, mal die Kinderbücher halt von den 60er-Jahren gell das waren halt damals so die Sachen, ähm dann hab ich sehr früh äh kann ich mich au gut dran erinnern die griechischen Sagen gelesen die hab ich also auch verschlungen überhaupt Sagen also auch die deutschen Heldensagen Sigfried und so weiter das- ich kann überlegen wel- wie alt ich da war, ich schätze im Alter von 10 bis 12 (-) also weiß ich noch dass ich das sehr früh als als Kind gelesen hab ne das war äh für mich dann ziemlich wichtig. ja und ich hab dann eigentlich auch schon was heißt schon während der Schulzeit äh als ich auf 'm Gymnasium war ähm recht viel wie soll man sagen eben hohe Literatur wenn ma so will äh gelesen oder gab mal so 'ne Phase also ich glaub da bin ich nicht der Einzige der so mit 15 16 Hermann Hesse vers chlungen hat äh

 

I

((lachend)) ja des is (-) unsere Generation

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1

(S.2)

 

5

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

des äh da hab ich sehr viel gelesen, aber auch ja Max Frisch ähm dann aber auch äh relativ viele Sachen von Brecht hab ich in der Zeit gelesen das war eigentlich alles so als ich noch in der in der Schule war. und äh gut für mich äh lag's denn eigentlich auch auf Grund der Beziehung zur Literatur / nahe dass ich- dass ich angefangen hab zu studieren und mir überlegt hab was studier ich irgendwas mit Sprache oder Literatur, ich dann also auch äh Französisch neben Geschichte studiert und hab da innerhalb vom Französisch-Studium also mein Schwerpunkt au auf Literaturwissenschaft und weniger auf Sprachwissenschaft glegt, ja bin dann einfach in der Zeit eigentlich erst aber total 'n totaler Freund von französischer Literatur gworden also was weiß ich Flaubert zum einen, Diderot alles gelesen eigentlich was es da gibt ne? ähm un ja ich hab dann eigentlich (-) immer sehr viel gelesen. ich hab ä h nebenher dann auch vie- 'ne Zeit lang mal sehr viel Krimis gelesen un ne Zeit lang gar nicht also des ich gehör nich gehör nich zu den Leuten die ständig Krimis habn 's gab mal so 'ne Phase ja vielleicht vor 10 15 Jahren da hab ich wirklich pro Woche ein bis zwei Krimis gelesen, jetzt hab ich seit Jahren keine mehr gelesen

 

I

ja eher so die Klassiker? oder

 

10

L

ja die Klassiker zum B- also so Chandler Hammett ähm auch McDonald von dem hab ich glaub ich ziemlich alles gelesen was es gibt, dann aber auch äh neuere Sachen so äh die Sjöwall Wahlöö hab ich gelesen ähm oder was mir wahnsinnig gut gefallen hat waren die Glausers

 

I

mhm

 

L

Begriff?

 

I

jaja

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20

 

 

L

ähä, ähm (-) gut. ich hab dann als ich mit 'm Studium fertig war halt äh kein Job gekriegt in dem Bereich äh also ich hab erstmal auf Lehramt studiert und hab dann ähm (-) regelmäßig als Geschichtslehrer gearbeitet und hab deswegen eigentlich auch mit äh französischer Literaturwissenschaft beruflich nie mehr was zu tun ghabt hab aber eigentlich trotzdem eigentlich immer wieder äh mich auf dem Laufenden gehalten (-) gab dann allerdings auch Phasen wo ich weniger gelesen hab äh also weniger Belletristik (-) in Phasen wo ich eigentlich sehr viel ähm gearbeitet hab hab ich sehr viel für meine historischen Arbeiten gelesen hab ge da hab ich so 'n bisschen gebraucht naja?

 

I

weißt du was für 'ne Zeit das gewesen ist

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30

 

 

 

35

 

 

 

L

äh das war so in den letzten acht Jahren da hab ich dann 'ne Zeit lang nicht mehr so viel gelesen äh also an Belletristik, im Urlaub oder so, ich hatte eigentlich immer ein Buch daliegen aber ich hab dann teilweise für 'nen Roman en Monat gebraucht oder so ne? was äh für mich eher lang is, (-) oder auch mal so na ja zur zur Zerstreuung ganz beruhigt ge- mein mein großes Hobby is eh die Bergsteigerei, dann hab ich immer mal so so Kletterführer und so Zeugs gelesen gell um einfach mal Abstand äh ja wenn die Rübe voll war und ich's Gfühl gehabt hab ich kann mich jetzt eigentlich nicht mehr groß konzentrieren (-) und ähm ja witzigerweise oder was heißt- deswegen war ich jetzt auch eigentlich sehr schnell bereit als ich des gesehen hab auf dein Projekt da einzugehen, ähm ja also seit paar Monaten is bei mir im Leben eigentlich ziemlich- ziemlich viel im Bruch äh ich bin seit kur zem am Überlegen ob ich diese Arbeit als Geschichtslehrer weitermache und aus irgend 'nem Grund fing ich dann an so in den letzten sechs acht Wochen also wahnsinnig viel plötzlich wieder zu lesen ja. also seit Weihnachten hab ich äh fünf sechs Romane schon gelesen ne

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I

weißt du noch welche?

 

 

L

äh zu- zunächst äh ich hab zwei Romane gelesen die ich schon mal gelesen hatte den hatte ich aber Lust noch mal zu lesen unter anderm den Athena von Banville (-) dann äh

 

I

'n schönes Buch, gell?

1

(S.3)

 

5

 

 

 

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25

 

 

 

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L

ja äh ich kam da- ne ich hatte direkt davor hatt ich den neuen Banville den Unberührbaren gelesen und daraufhin hatt ich eigentlich Lust den Athena noch mal zu lesen ähm dann hab ich in kürz- ähm in letzter Zeit auch von en anderm Spanier Molina den Beatus Ille noch mal gelesen, den hatt ich auch früher schon mal gelesen ähm ja und dann kam ich äh au noch mal auf den Marias äh ja war eigentlich ganz witzig ne des war- ich bin mit 'ner Freundin zusammen gsessen nachmittags und hab ähm mich 'n bissel unterhalten, und so als ich des äh Gespräch am Abend noch mal durch den Kopf gehen lassen hab sind mir so einzelne Passagen aus dem Mein Herz so weiß irgendwann gekommen 'n da hab ich mir das Buch also eigentlich nich in der Absicht das Buch jetzt noch mal ganz zu lesen aber immer noch mal rausgeholt aus 'm Regal, drin geblättert, un ja hab mich dann abends auch / ich les es jetzt grad noch ma l und witzigerweise ich traf mich also am nächsten Morgen hatt ich mich dann verabredet zum Kaffee äh saß dann also im Cafe war 'n bisschen zu früh zur Verabredung, hab mir dann also die die Frankfurter Allgemeine geholt und hab dann gesehen dass der Neue da im Feuilleton drin war ne, und hab dann also äh das war zwar nur eine eine Folge im Feuilleton die hab ich dann gelesen und das mir eigentlich au wieder sprachlich wieder sehr viel Spaß gemacht ne, ich krieg's jetzt vom Inhalt her gar nicht mehr zusammen was für 'ne Passage, es ging eigentlich nur darum dass der sich äh der Ich-Erzähler sich drauf vorbereitet irgendwohin zu gehen mhm 'n irgend 'nen 'n irgend 'nen Treffen oder weiß nicht mehr genau und ihm rattert dann so im Kopf sehr viel ab was des jetzt für ihn bedeutet dahin zu gehen ne, aber ich weiß gar nicht ob ich die Passage wiedererkennen würd wenn ich's les ne? un dann hab ich gedacht ha ja wenn das Buch rauskommt das werd ich mir sofort holen ne, und äh ja und als ich's dann eben letzte Woche in der Buchhandlung war beim K. G. und ähm eben gesehn hab jetzt is es draußen da hab ich' s mir auch gleich gekauft ne, ich hab dann äh quasi als Überbrückung, äh ich ich bin vor vor drei Wochen schon mal in d'Buchhandlung gegangen um zu kucken ob's schon draußen war, da war's noch nicht draußen, äh und da hab ich mir en en 'n früheren Roman vom Marias noch geholt den Alle Seelen den hab ich jetzt also auch grad gelesen,

 

I

wie fandst denn den?

 

 

35

L

der hat mir eigentlich au sehr viel Spaß gemacht also ich fand den zwar sagn wer mal vom- von der Gesamtkonstruktion nicht so geschlossen wie Mein Herz so weiß aber einzelne Passagen fand ich fand ich grandios ne, zum Beispiel- kennsch 'n? hast 'n auch gelesen?

 

I

jaja ich hab ihn au glesen

 

 

40

 

 

L

also was mir- was ich ganz toll fand war eigentlich sehr am äh ziemlich am Anfang diese Passage wo er äh beschreibt er kommt mit 'm Zug aus London zurück und hat auf irgend so 'nem kalten Vorstadt-Bahnhof diesen Aufenthalt wo er da eben diese- diese Frau beobachtet und was da bei ihm im Kopf alles abgeht des fand ich also so toll beschrieben ja, und wie er die dann eben hinterher eben auf der Straße auch wiedertrifft so dass ich gar nicht genau weiß isch es jetzt die die er getroffen hat oder nicht gell, also des

 

I

ne ich fand auch dieses diese Essensszene irrsinnig

1

L

ja genau ja so wo se da dieses ähm

(S.4)

I

immer wer links sitzt und wer rechts sitzt

 

5

 

L

jaja, also also ich ich fand des Buch als schon ganz toll, also ich ich find der der Marias is für mich obwohl ich ihn jetzt noch gar nicht so lange kenne schon einer der größten Schriftsteller die ich in den letzten Jahren gelesen hab ne, also ich hab da den Gefühlsmensch den hab ich vor 'nem halben Jahr mal äh gelesen äh, des müssten die vier auch die auf Deutsch geschrieben

 

I

ja er hat noch en Neuen der ist nur noch nicht übersetzt

10

 

 

L

ja ja also ähm aber weil du mich jetzt grad gefragt hast welche Sachen ich zuletzt gelesen hab, des waren die beiden Banville und äh zweimal Marias dann den Molina und dann hab ich auch äh was ich schon mal gelesen hatte den äh Zauberbaum von Sloterdijk das war also jetzt grad das Allerletzte und im Augenblick les ich grad den Herzog von Ägypten von Margrit de Moor.

 

I

das is auch ihr Letztes ne?

15

 

L

mhm den krieg ich vielleicht heute Abend fertig und dann werd ich mich gleich mal an den den neuen Marias machen. das is so wirklich so weil in geraffter Form, ich denke /// wenn du einfach en paar Sachen nachfragst

 

I

ja ähm also du hast grad eben, 'ne Szene beschrieben, mit dem ähm wo du dein dich ins Kaffee setzt wie du auf des Buch gekommen bist

20

L:

ja,

 

 

 

25

 

 

 

30

I:

ja fallen dir denn so noch andere Situationen ein aus deinem Leben, wo du sagen würdest da haben Bücher 'ne also irgendwie so 'ne Rolle gespielt. (-) also ich weiß zum Beispiel ich kann mich noch an eine Situation erinnern da hab ich 'ne Prüfung gemacht und ich hab mir immer nach Prüfungen oder wenn Prüfungsabschnitte vorbei waren hab mich immer mit 'm Buch belohnt. und da- die war nachmittags die Prüfung und es war total schönes Wetter und ich bin dann in in 'n Z. gegangen und hab mir den Peter Hoeg das Fräulein Smilla geholt und bin so nach Hause und hab die Badewanne einlaufen lassen und das war für mich der Inbegriff dass ich mir was Gutes tue und so und ich kann- und ich hab die noch so präsent diese Situation

 

 

 

35

 

 

 

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1

(S.5)

 

5

 

 

 

10

 

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ja also äh grad wenn du das Stichwort Badewanne sagst also ich kann mich echt sogar erinnern dass ich äh den Namen der Rose auch größtenteils auch in der Badewanne gelesen hab, das war eines Winters ich wüsste jetzt nicht mehr in welchem Jahr, ähm da war ich auch relativ viel ähm mit Ski unterwegs so im Schwarzwald //// ich hatte damals auch relativ viel Zeit, ähm dass ich äh irgendwie heim komm mir die Badewanne einlaufen lass und äh dann den Namen der Rose les. also ich hab jetzt natürlich nich den ganzen Namen der Rose in der Badewanne aber dreimal äh hab ich sicherlich en Abschnitt davon in der Badewanne gelesen äh und des ähm ja des sind eigentlich so Assoziationen die mir jetzt da kommen oder en ganz anderes Buch ähm das für mich eigentlich immer auch 'ne / en- ja direkt nach dem Studium, als ich grad fertig war nach meinem mit 'm Studium, hab ich den Peter Weiß die Ästhetik des Widerstands gelesen. und des hat mir eigentlich damals au wahnsinnig Spaß gemacht. ja des war so 'n ähm 'ne Zeit für mich wo ich also ja das Studium war vorbei (-) und auf 'ne neue Situation einstellen des war klar ich mach muss hinterher Zivildienst machen und dann dieses diese Erholungszeit und äh ja das fand ich also auch ganz toll in der Zeit eben. das braucht ma auch, das sind fast tausend Seiten das Buch ne, also das fand ich auch ganz wichtig, dazu diese Zeit zu haben das war ähm im Frühsommer also ähm ich hab so im Frühjahr mein Examen mein Studium abgeschlossen, kann ich mich also au erinnern dass ich da so längere Zeit hab so zwei Wochen etwa oder dafür gebraucht oder drei ich weiß nicht mehr genau ich ständig mit diesem Buch auch unterwegs war und des waren also die Zeit des was ich gemacht hab ne wo ich das Buch gelesen hab, (-) äh oder auch ein anderes Buch an das ich mich eigentlich a uch sehr (-) gern erinner das hab ich aus 'm (-) da bin ich so 'n bisschen mit so 'ner äh damaligen auch politischen Arbeit die ich gemacht hab zusammen, also den äh den kurzen Sommer der Anarchie von Enzensberg /Roman kennsch den?

 

I

mhm

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

 

L

ähm gelesen hab des war (-) ähm ja was ich daran eigentlich so toll fand, den hab ich auch im Sommer gelesen und da ging's obwohl das eigentlich die Lebensgeschichte von ähm von diesem Anarchisten dem spanischen Anarchisten is (-) äh ich kann mich erinnern dass das eigentlich sehr euphorische Lektüre war, // ((ich fand)) da sehr viel sich bewegt hat äh eben dieser Aufbruch der fra- spanischen Revolution der damals beschrieben wird und der Konflikt mit dieser äh persönlichen Geschichte äh ein biografischer Roman ne, ähm da kann ich mich eigentlich auch noch- das das das war was Tolles des des so zu erleben da kam was rüber so gefühlsmäßig ne. ähm so bestimmte Situationen, ich hab vorher schon mal gsagt ich hab 'ne Zeit lang sehr sehr viel Krimis gelesn das war eigentlich auch grad so in Examenszeiten eigentlich eher so zum zum Abschalten gebraucht. oder auch während des Referend ariats noch, das waren für mich eigentlich so die die großen Krimizeiten ja also als ich dann so im Referendariat- äh das Lehramt stressige Zeit und auch eigentlich unangenehme Erfahrung, ich hab sie zumindest gemacht, dann fand ich das irgendwie ganz schön so abends dann wenn ma ich teilweise länger am Schreibtisch gehockt bin und irgendwelche Unterrichtsstunden vorbereitet hab, mir dann anschließende 'n Krimi noch zu nehmen ja und dann rein zu versinken das war dann irgendwie abschalten ja und (--) ja also ich brauch des eigentlich äh ich merk dass das für mich in Zeiten wo ich ziemlich angspannt oder ausgefüllt bin von irgendwas was ich grad tue dass ich dann nit so gut ähm sagen wer mal jetzt die komplizierten anspruchsvollen Sachen lesen kann da fehlt mir einfach die die Konzentration dafür ne? deswegen als du des vorher gesagt hasch so mit hm Kletterführer und Bergliteratur oder so was ich mir abends dann teilweis n och mal anguck ne //

40

 

 

 

I

naja so 'n Krimi is auch immer eher so, also ich kenn das auch, jetzt hab ich ja wirklich gelesen wie ein Weltmeister weil die Bücher so spät rauskamen ja und, ich hab jetzt den Marias zum zweiten Mal gelesen also fertiggelesen und ich hab mir jetzt auch erst mal 'n Krimi genommen weil ich dachte der geht dann eher ne also so ähm noch mal so zurück zur Kindheit ähm bist du bei deiner Mutter allein aufgewachsen? oder

1

L

nee mein Vater is gestorben als ich sieben war

(S.6)

I

als du sieben warst (-) und ähm weißt du noch hat deine Mutter dir vorgelesen auch? oder habt ihr nur Bilderbücher angekuckt.

5

 

 

 

L

da kann ich mich jetzt nich- wirklich nicht mehr erinnern, ich kann mich witzigerwei- ich hab ich hab äh drei äh Geschwister die um einiges älter sind als ich un ich kann mich eigentlich ganz gut an Situationen erinnern wo mich meine größeren Geschwister abends ins Bett gebracht haben und mit mir gelesen haben aber irgendwelche Bilder äh des mit meiner Mutter erlebt zu haben hab ich jetzt gar nicht vor Augen

10

I

aber die Geschwister haben dir vorgelesen?

 

L

mhm

 

I

und des war auch wichtig so dieses

 

L

ja also zum Beispiel Märchen hab ich sehr viel gemocht

 

I

gab's 'n Lieblingsmärchen

15

L

bitte?

 

I

gab 's 'n Lieblingsmärchen?

 

L

äh ((sehr leise)) ((unverständlich)) Schneewittchen hab ich eigentlich gerne gelesen also auch ((unverständlich))

20

 

 

 

25

I

((lachend)) ((unverständlich)) Frau ((lacht)) in ihrem Schlaf (--) ähm und so als du angefangen hast selber zu lesen nehmen wir mal so frühe- also dann ja ich denk das ist dann Schulzeit ne? Anfang der Schulzeit so bis zur Pubertät, also in der Regel sagt man immer ähm die Mädchen lesen eigentlich mehr als die Jungs ne bei Kindern aber muss ja auch nich so sein. ähm hat dir des so also hat Lesen war das für dich dann Rückzug, Ruhe haben oder einfach spannend? hast du auch so was wie Karl May oder so was gelesen?

 

 

L

ja Karl May hab ich äh komplett also die Winnetou-Romane ähm hab ich (-)die meisten gelesen, ich weiß net ob jetzt alle, könnt ich nicht sagen, aber hab ich sehr viel gelesen auch diese Kurdistan Romane mit Kara Ben Nemsi und so ne?

 

I

und Jules Verne und so?

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L

Jules Verne hab ich nich gel- hab ich nich gelesen das hab ich mir das ist mir- vor einiger Zeit mal kam das Gespräch drauf, (-) da is mir aufgfalln ich hab nie 'n Jules Verne gelesen //

 

I

oder gibt's ähm- das war so in der Zeit Karl May war wahrscheinlich wie alt? so 10 12 oder?

35

 

L

((weiß au net)) muss mal überlegen, nein das war so ich glaub kurz bevor ich diese griechischen Sagen von denen ich vorher gsprochen hab glesen hab ja un ((unverständlich))

 

40

I

und du würdst du sagen dass du auch so von deiner Kindheit also als du angefangen hast zu lesen würdst du doch jetzt bis auf diese Unterbrechungen die du äh genannt hast bei denen viele Arbeit war oder so überhaupt so die Lebensumstände sich geändert haben dass du eigentlich immer kontinuierlich so gelesen hast.

 

 

1

L

 

 

mhm ja un / Bücher sind für mich auch so was Wichtiges, also ich fühl mich auch wohl wenn ich um mich rum also in meinem Zimmer viel Bücher hab ne (-) äh

(-) ja Leute die so dann irgendwann ihre Bücher alle rausschmeißen so was würd ich nie machen ne,

(S.7)

I

das is auch so 'n Wert für dich?

 

5

L

ideeller Wert auch. bsonders würd ich- jetz ja ideeller natürlich aber mir macht's zum Beispiel auch Spaß. also ich bin auch in der Büchergilde Gutenberg ne? also ja schöne gebundene Bücher wenn ich 's Geld dafür habe zu kaufen

 

I

mhm ((unverständlich)) schweineteuer ((lacht))

 

L

jaja des is klar, gut aber- ähm ja aber mach ich eigentlich doch ganz gerne

 

I

leihst du dir auch Bücher?

 

L

bitte?

10

I

leihst du dir auch Bücher?

 

 

 

L

äh schon. Bibliothek jetzt eigentlich in letzter Zeit wenig, also in den letzten Jahren wenig aber wenn jetzt so ne // drauf //// (('n Buch zu bekommen oder auch zu besprechen)) aber wenn ich 's überleg die Bücher die ich in der letzten Zeit gelesen hab die hab ich mir eigentlich alle selber angeschafft ja

15

I

mhm. und ähm (-) die äh (-) /// ((unverständlich)) ähm hat deine Mutter dir Bücher geschenkt auch oder gekauft oder hast du dir dann selber gekauft?

 

 

20

 

 

 

25

 

L

nee sie hat äh geschenkt. // also das lag halt auch daran dass sie sehr viel Bücher selber hat gell und ähm sie hat dann auch immer als ich dann (--) sie hat dann zuletzt also zumindest mal als ich in der Mittelstufe und Oberstufe vom Gymnasium war, da hat sie so nich regelmäßig so aushilfsweise in 'nem Fachhandel mitgearbeitet also so 10 15 Stunden pro Woche ähm un hat dann eigentlich auch immer mal wieder so Sachen mitgebracht (-) die jetzt gerade neu waren die lagen auch zu Hause, auf die Art und Weise kann ich zum Beispiel erinnern äh Marquez Hundert Jahre Einsamkeit da kam sie irgendwann mal an ich hab 'n neues Buch, ihr hat's nicht gefallen und ich hab's dann gelesen. also wann dürft das gewesen sein? (-) naja kurz vorm Abi so in der Zeit müsste das gewesen sein, dürfte jetzt so 25 Jahre bald sein

 

I

jaja so was kann gut sein, geht so schnell die Zeit

30

 

 

 

35

 

 

 

L

jaja also des des war die Erstauflage un die (-) hab ich aber leider nicht mehr die hat dann irgendwie die hat halt meiner Mutter ge- hört ((putzt sich die Nase)) des hab ich jetzt gelesen oder (---) so die Bücher äh die ich zu Hause hatte ja unter anderm, ich versuch jetzt gerad mal so 'n paar mich an ein paar zu erinnern die ich von mein- die ich eben gelesen hatte weil ich se aus m Bücherregal meiner Mutter gezogen hab ja also da 'n bissel querfeldein so probiert und, sehr schön fand ich den Mephisto von Klaus Mann den hatte se, hatte se auch ne Aus- ne Ausgabe von der war ja mal verboten ne? von davor ähm vorm Verbot und ähm Rilke hat mir aber nich so zugesagt hab ich dann auch mal vielleicht bei ihr rausgezogen (-) ja sie hat halt sehr viel von so die klassischen deutschen Autoren Hesse ähm Rilke wie gsagt ähm Hoffmannsthal

40

I

Thomas Mann *wahrscheinlich*

 

 

L

*Thomas Mann* jaja und (--) ich hab aber dann irgendwann so mein- meine eigenen Sachen entdeckt also das hab ich wie gsagt vorher schon erwähnt äh zumindest sehr viel französische Sachen gelesen

 

I

mhm. und in der Schule so in Deutsch, warste hast das gerne gemacht?

1

(S.8)

 

5

 

 

 

10

 

L

äh ich hatte in den letzten Jahren eigentlich immer Deutschlehrer mit denen ich überhaupt nicht auskam und ja ich war in Deutsch eigentlich auch nie sonderlich gut, weswegen ich wahrscheinlich auch mit den Deutschlehrern ständig im Klintsch lag also äh des war dann teilweise so dass ich gsagt hab wenn mich 'n Buch interessiert hat un wir ham's im Deutschunterricht gemacht dass ich's dann nicht gelesen hab ne? also beispielsweise den ähm den Homo faber hatten wir in der in der Schule gemacht und ich äh ich hab den nich- damals nicht gelesen als als er behandelt wurde ich hab den später gelesen. /// höchstens äh Bücher lesen für für die Schule des war mir zuwider oder zum B- Mario und der Zauberer von Thomas Mann hatten wir in der Schule gemacht den hab ich damals nicht gelesen ja also des war wirklich des waren zwei völlig unterschiedliche Schienen. *das was ich für mich*

 

I

*immerhin haben die es nicht geschafft* Ihnen die Liebe zum Lesen ganz, dir die Liebe zum Lesen ganz wegzunehmen

15

 

 

 

L

mhm (-) ja also ich hab da wirklich völlig (-) gespalten ne, ich hab das nich an mich rangelassen, und äh ich kann mich auch nich erinnern an die Schulzeit jetzt eigentlich nicht dran erinnern mal also in der in der Unterstufe äh als es unter anderem auch um die Sagen ging ne dass äh (-) Bücher durchgenommen zu haben weil's mir Spaß gemacht hätte

20

I

mhm (-) aber nebenher hast du trotzdem auch in der Schulzeit dann für dich gelesen ne?

 

 

L

mhm also ich fand zum Beispiel toll dass wir in der Schule nie Hesse durchgenommen haben weil das hätte mich glaub ich angekotzt ne

25

I

mhm, also ich fand immer diese Reclam-Hefte so furchtbar, diese gelben Dinger so eng gedruckt un

 

L

jaja

 

I

ähm (--) ähm und hat im- im Urlaub hast du da- war das für dich was Besonderes so dann extra Zeit zum Lesen zu haben oder

30

 

 

 

L

sagen wer mal so ich hab eigentlich wenn ich wenn ich in Urlaub fahr immer 'n Buch dabei ich hab's auch schon oft gemacht // ne obwohl ich genau weiß ich komm da gar nicht dazu wenn ich irgendwo in die Berge geh dass ich in der Regel halt 'n Taschenbuch weil's nich so schwer ist mit hoch schlepp auf die Berghütte ne un denn- ja also ich hab wirklich schon oft Wochenenden erlebt wo man auf Bergtour ist da kom- da hat ma gar nich die Zeit ne *aber bis ich's Buch*

35

I

*aber das Buch ist dabei*

 

 

 

40

 

 

L

 

 

 

 

 

 

hochgetragen getragen hab und wieder runtergetragen hab aber manchmal au wenn's Wetter schlecht ist oder so genieß ich des au so ne, dann wirklich des auszupacken, ja, ähm ja. also für mich is eigentlich s- selbstverständlich wenn ich irgendwo bin au in den Ferien dass ich was zu lesen dabei hab ne, und eben auch in den Phasen wo ich vorher erzählt hab wo ich nich so viel gelesen hab äh als an Belletristik für mich weil ich dann einfach das Gfühl hat so, ich hab schon genug Buchstaben verschlungen für verschiedene Arbeiten (-) ähm wenn ich dann in Ferien gfahrn bin hab ich dann eins dabei ne,

1

(S.9)

 

5

I

mhm, also jetzt ähm- du bist äh du bist ja was so im Augenblick deinen Lesegeschmack angeht ziemlich sag wer mal so auf dem Neusten ne? also des sind ja- Banville is ja auch erst ähm is ja noch nicht so lange im hier im Gespräch ne? ähm is ja eigentlich für 'n- also beim Lehrer für Geschichte würd man eher sagen ja so ältere Sachen oder Geschichtssachen und so. hat's für dich 'ne besondere Bedeutung? dass du einfach so im Augenblick so an dieser ganz modernen Literatur?

 

 

 

10

 

 

 

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35

L

nöh das hab ich eigentlich schon seit 'ner Weile, also des- denk des is au en bissel 'ne Spätfolge von nem Französischstudium also Literaturwissenschaftsstudium dass ich einfach Spaß dran hab ne, also ich hab zum Beispiel ja auch während dem Studium Bücher brutal schnell verschlungen von ((unverständlich)) die doch sehr sehr viel experimentieren auch mit Erzählperspektiven und so also des macht mir einfach Spaß ne, (-) also auch so Bücher die äh bissel unkonventionell verlaufen ne, und ich hab eigenartigerweise- doch in- immer in der Kindheit hab ich's gemacht aber in den letzten Jahren wenig historische Romane des ma- des interessiert mich auch nicht sonderlich ich hab mal aber jetzt auch nicht mit besonderem Genuss vor 'n paar Jahren ähm den Henri Quattre von Heinrich Mann gelesen aber des war jetzt sagn wer mal nicht so en Buch wo ich jetzt gsagt hätte jetzt des war jetzt f& uuml;r mich was ganz Tolles des gelesen zu haben oder auch äh (--) von Feuchtwanger ähm die Historischen hab ich kaum gelesen während die die Zeitgenössischen also die im 20. Jahrhundert spielen die hab ich also ja der Erfolg das war en grandioses Buch ne, und des hat mir hat mir also wahnsinnig Spaß gemacht die Christa Oppermann äh Peter Lautensack äh Exil und so also die im im 20. Jahrhundert spielen hab ich sehr viel glesen und auch gefallen und dann hab ich mal die Herzogin Maultasche hab mal angefangen kam dann aber auch nicht mehr dazu äh, das Buch hat dann au hat ich ausgeliehen un hab's dann au liegengelassen dann musst ich's zurückgeben, das war also nicht so dass es mich gereizt hätte des jetzt weiterzulesen ne, (-) vielleicht en gewisser Widerspruch aber (-) vielleicht auch so des- äh (-) auf 'ner ähnlichen Ebene wie äh wie ich's vorher von der Schulzeit beschrieben hab, jetzt da nn auch trenne gell, obwohl ich auch äh also grad äh im Französischstudium äh auch sehr viele (-) allerdings nicht historische Romane sondern eben da zeitgenössische Romane unter dem Kriterium auch gelesen hab-äh was krieg ich jetzt mit über die Zeit ne? also des / von Flaubert die Education Sentimental // der Roman über die Jahrhundertmitte in Frankreich letztes äh Jahrhundert ne den hab ich also schon auch unter dem Gesichtspunkt gelesen dass- äh ja wie sah's da in Frankreich aus ne so diese diese Bücher die heute geschrieben werden also tät ich zurücklegen

 

I

wie entscheidest du denn welches Buch du kaufst? wie läuft des ab?

 

 

L

wie läuft des ab, ähm teilweise per Zufall teilweise per (-) also ich les eigentlich äh Rezensionen // was ich letztes Jahr eben auf- gezielt auf ähm 'ne Rezension gekauft hab war von Anne Michaels die Fluchtstücke ne

40

I

des is n tolles

 

 

 

1

(S.10)

 

L

 

 

 

das hab ich also eben- hatte ich zwei Rezensionen gelesen und gedacht das könnte mir gefallen, also wenn- im Herbst wenn die ganzen Literaturbeilagen zur Buchmesse rauskommen da kauf ich mir an einem Tag praktisch dann äh zumindest mal die wichtigsten Zeitungen also FAZ Süddeutsche Zeit und auch die Frankfurter Rundschau da hol ich mir den Literaturteil und so bin ich also äh auch auf den neuen Banville gekommen äh den hab ich dann zwar nich / ((super)) sofort gelesen aber (-) ähm des is eins ja dann äh geb ich gerne zu ich guck mir mit Vergnügen auch 's Literarische Quartett an

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I

das kann man ja auch zugeben ((lacht))

 

 

L

jaja- ne weil manche des so sagen (--) äh populistisch oder so, ich mag's einfach gern, ich find des auch ganz interessant wie die sich da so ins Streiten kommen also

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I

ja und sie haben für mich schon auch 'n guten- sie können einem Tips geben *ich bin * auf den Banville durch den gekommen ne?

 

 

 

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L

*ja also ich* (-) ja also ich muss sagen ich hab eigentlich selten en Buch mir geholt (-) beziehungsweis- es gibt schon Sachen wo ich äh (-) Bücher die sie gut besprechen wo ich denke des interessiert mich jetzt nich so arg ja, aber wenn ich mir en Buch geholt hab weil ich gedacht hab des haben sie jetzt da gut besprochen des reizt mich dann war des Regel dann en Treffer ne also des-äh insofern Literarisches Quartett, ja und dann ein weiterer Punkt ist eben auch äh Empfehlungen von Freunden ne? also da bin ich eben auch schon davor als letztes Jahr der große Filmerfolg kam auf den Ondatje zum Beispiel gekommen und oder eben auch den Molina den kannt ich auch durch durch Freunde das sind jetzt auch zwei Autoren die ich in letzter Zeit auch einiges gelesen in den letzten Jahren einiges gelesen hab

 

I

gehst du zu Lesungen?

 

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äh wenig. des liegt allerdings auch daran dass- äh dass ich jetzt eben einfach drei Jahre in Z. gelebt hab wo kulturell eh tote Hose ist ne? und äh bin seit wenigen Wochen erst wieder hier, im Raum G. (-) hab ich früher allerdings nicht so oft gemacht.

 

 

I

mhm hmm hast du also was gibt's so ein paar Bücher wo du sagen würdest die sind dir so richtig ans Herz gewachsen. von den ganzen Büchern die du gelesen hast so. also die du *einfach liebgewonnen* hast?

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L

*ja also ein-* also äh eins sicherlich, das ///// ((erinnert mich also an 'ne Situation)) an mein Studium oder an schöne Zeiten im Studium ist der /// ((eben der- die)) Education sentimentale von Flaubert, dann also auch wenn ich grad beim- bei der Romanistik bin was ich ganz toll fand äh von / ((Brulnecon)) die die Verschwörung La conspiration, ich weiß net ob's dir was sagt?

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I

nee kenn ich nicht

 

 

 

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(S.11)

 

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das is also en ganz tolles Buch das äh beschreibt im Frankreich der 30er-Jahre so 'ne Gruppe junger Intellektueller die bei der Revolution teilnehmen und dann wird's n bissel unkonventionell eben ihre Verschwörung dann da bei andern da was ablaufen zu lassen äh, und da gibt's jetzt da (-) gab's ja dann ne Neu- ne Bearbeitung dieses Stoffes von Semprun Ned Tschaieff kehrt zurück ähm den- der hat mir eigentlich auch sehr gut gefallen ja? also hab da auch sehr viel äh so von eignen Gedanken wiedergefunden hab, (-) also des- dieser Semprun äh der war mir eigentlich auch sehr wichtig. ähm (-) welche Bücher? ja also ich kann mich erinnern vor vielen vielen Jahren als ich eben den den Stiller von Max Frisch gelesen hab des (-) is glaub ich zwanzig Jahr her aber is mir eigentlich auch ziemlich deutlich vor Augen obwohl ich den schon lang nicht mehr gelesen hab ne des war also damals (-) könnt ich mir eigentlich au mal wied er holen un mal wieder lesen ich hab ihn gar nich mehr ich hab ihn dann mal verschenkt ne? aber das war also sicherlich en Buch was damals ziemlich wichtig war für mich und dann eben was ich vorher au schon erwähnt hab die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiß das is sicherlich ein Buch das wenn ich mal so überleg äh wenn ich irgendwo hinfahrn (-) hinfahrn würde und dürfte zehn Bücher mitnehmen was dann da dabei wäre also wär sicherlich der Peter Weiß dabei, wär sicherlich die conspiration dabei und die Education sentimentale ähm der Beatus ille von Molina wär sicherlich dabei ähm (--) na ja (-) eigentlich auch äh der äh der Englische Patient, den ich also gelesen hab bevor der Film kam ne, äh (-) den fand ich also auch grandios und ich find das Buch also auch um Klassen besser weil da einfach äh viel mehr Schichten noch drin sind als im Film ne, des is obwohl ich, mir der Film au ch Spaß gemacht hat also

 

I

es is immer die Frage ob man das generell vergleichen muss

 

L

jaja klar ja

 

I

also ich denk es sind zwei ganz unterschiedliche *Medien*

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L

*ja* des is klar es is- bei so Büchern bin ich dann auch froh dass ich zuerst das Buch gelesen hab ne, so 'ne gewisse Spannung is dabei, genauso beim Name der Rose, mir hat der Film auch Spaß gemacht gell, aber er ersetzt nie und nimmer die Lektüre vom Buch. ja Name der Rose den- das war also auch so en- fand ich von den Eco-Romanen mit Abstand den Schönsten. die andern beiden hab ich auch mit Vergnügen gelesen aber der Name der Rose da steckt ja schon noch mehr drin (---) ja jetzt hab ich 'n paar- 'n paar Bücher genannt die in letzter Zeit auch für mich wichtig waren

 

I

und hast du- fallen dir Bücher ein die du ganz schrecklich fandest?

 

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L

äh (---) ja (-) also ganz ganz nervig fand ich zuletzt des is au schon 'ne Weile her so 'n (-) den hatt ich auch von 'nem Freund gliehen, 'n bissel en G.-Flair von wie heißt er noch mal? von dem Pörksen diesem Germanist- Germanistik-Prof der hat en G.-Roman geschrieben den fand ich also unter aller Sau äh (-) ja den hab ich dann zwar fertig gelesen weil irgendwie so diesen Lokalkoloritt fand ich phasenweise ganz nett aber im Prinzip diese ganzen Bücher die- die zu G. was zu tun haben da war ich eigentlich eher enttäuscht auch, da gibt's so Bergsteigerroman von dem Walter Röber Strategie und Müßiggang, spielt auch zum Teil in G. den fand ich also au miserabel ne, ich hab ihn mir halt auch äh deswegen mir damals geholt weil 'n 'n paar Leute die ich vom Klettern kenn fanden den ganz witzig ne un der is aber- also an dem Buch zum Beispiel hat mich auch gestört dass er einfach ein miserablen Stil hat ne, also des is einfach schon was was ich ähm auch wenn Bücher einfach schlecht geschrieben sind (-) macht's mir kein Spaß un selbst wenn sie von der Handlung her spannend sein würden

 

I

fallen dir noch en paar ein?

1

(S.12)

 

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L

 

ähm (-) 's is eigentlich so dass ich (-) mich selten durch Bücher durchquäl ne, also dass ich dann relativ schnell (-) beziehungsweise biss- bisschen wählerisch bin was ich anfang und äh ich mein für mich so Gefühl hab ich hab au n ganz guten Blick dafür was ich anfang. so dass ich also au äh ja viele Bücher die bei uns zu Hause also (-) meine Frau von der ich mich jetz grad getrennt hab vor vor 'n paar Monaten die hat au sehr viel gelesen ja, und äh da lagen eigentlich auch immer Bücher bei- bei ihr rum, und ich hab dann aber eigentlich sehr schnell auch gemerkt wenn ich ähm den Klappentext gelesen hab und die ersten zwei drei Seiten das interessiert mich nicht.

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I

machst du das auch manchmal wenn du so ein Buch kaufen gehst dass du erst mal ein paar Seiten vorliest *um zu gucken ob's*

 

 

 

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L

*ja mach ich eigentlich* jaja also äh so zum Beispiel des was ich grad les den den Herzog von Ägypten den hab ich eben auch (-) so in der Büchergilde geholt und das genieß ich eigentlich auch sehr wenn's in Buchhandlungen so 'n Platz gibt (-) in der Büchergilde in der Peterstalstraß kriegt ma- kann ma 'n Kaffee einschenken oder so

 

 

I

ich war da auch drin ((lachend)) ich bin dann wieder rausgegangen weil ich- die mir immer so 'n bisschen verzögert waren weil oft dann wenn ich Bücher lesen wollte grade und die hatten die noch nicht

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L

jaja des is äh eben des Problem, ah es kommen schon immer ganz gute Sachen raus ne

 

I

es is en netter Laden

 

 

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ja, also bei d- oder K.G. mach ich's genauso ne dass ich-, also K.G. is eigentlich in G. für mich der Laden wo ich (-) na 90 bis 95 Prozent meiner Bücher kauf ne also, ich mag den auch so dass ich äh es auch schon gemacht hab dass ich irgendwelche Fachbücher- hab mir kürzlich 'n Fachbuch über's Kl- über's Klettern hab ich mir da bestellt, ja komm solln se was dran verdienen ne und äh

(-) ja in 'ner andern Buchhandlung hätt's auch bestellen können aber 's is ja wurscht ne, also 'n Buch was die sonst normalerweise nicht verkaufen ge, und beim K.G. mach ich das halt auch gerne dass ich mich da hinsetz ne, und äh und dann- was ich im K.G. auch gerne mach wenn ich 'n Buch gekauft hab dass ich dann da hinter geh ins Cafe und dann anfang zu lesen noch mal (-) also auf die Art und Weise hab ich au die ersten zehn Seiten vom neuen Marias die hab ich schon gelesen ge, insofern stimmt des nich ganz dass ich noch nich angefangen hab zu lesen *aber*

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I

*ja gut* ((lacht)) (--) und ähm hast du so du hast gesagt du warst in Z. davor hast du in andern Städten auch so feste Buchhandlungen oder ist das jetzt

 

 

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(S.13)

L

 

 

 

 

 

 

 

nee des is äh (-) ich hatte- ich hatte mal ne Zeit lang in äh ich war mal ein halbes Jahr lang in F., da hatte ich auch eine wo ich sehr viel und sehr gerne war. in Z. gab's da einfach- es gab da schon 'ne Buchhandlung wo- also ich sag in G. 95 Prozent des war in der Zeit wo ich in Z. war hab ich schon einiges in Z. auch gekauft ne, da gibt's eine Buchhandlung die zumindest mal was jetzt so die neuere Belletristik angeht schon ganz gut sortiert war, da hab ich mir schon viel gekauft aber das war jetzt so weniger (-)des wo ich dann auch länger gew- äh gesessen wär so wie ich's im K.G. mach dass ich 'ne dreiviertel Stunde auch sitze, das Gefühl hab ich brauch was zu lesen, und lauf rum durch die Regale hol mir drei vier Bücher setz mich hin und kauf dann ein oder zwei davon ne. des mach ich schon sehr gerne

 

I

was macht denn für dich 'n gutes Buch aus?

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L

ähm gutes Buch macht aus (-) dass ich einmal das Gefühl hab es is einfach gut aufgebaut gut geschrieben, ähm (-) da is also en ästhetischer Genuß dabei, ja dann- dann schon auch 'ne 'ne spannende Handlung, das find ich eigentlich immer so ganz- also zum Beispiel jetz grad bei dem Mein Herz so weiß dass einfach diese Frage am Anfang warum hat die sich jetzt umgebracht ne? also dann diese Auflösung fand ich schon genial also so was find ich dann einfach toll ne. ähm (-) also dass dass eventuell was Kniffliges dabei is un dann denk ich auch äh es is für mich wichtig dass ich ein- das Gfühl hab ich ich find Sachen wieder, äh Gedanken Beschreibungen die ich jetz nich genau so erlebt hab aber die in mir dann äh ja was auslösen ja, also dass ich das Buch dann mal en bissel wegleg und dann mal so was durch den Kopf gehn lass ne, also noch- ja jetzt grad wieder bei dem Mein Herz so weiß fäll t mir noch ein wo er eben beschreibt eine einmal kurz wie ähm was das gemeinsame äh Teilen des Kopfkissens bedeutet so an Unterhaltung ne, das fand ich au so sch- da kann ich mich auch noch erinnern als ich das dann eben gelesen hatte dass- ich mir dann- ich hab mir auch so (-) überlegt wie hab ich das erlebt ne? das mag ich eigentlich sehr gerne auch so an Büchern dass ich dann denk Mensch ähm wie sieht der das jetzt ja und äh- also für mich is schon en Buch auch äh eigentlich immer noch- zu der Zeit als ich studiert hab und Literaturwissenschaft studiert hab war's des mehr sag mer so 'ne Art Aneignung auch von Wirklichkeit ne dass ich also das Gefühl hab ich krieg durch äh Lektüre auch von Belletristik eigentlich viel mit über die Welt um uns rum ne, also Erfahrungen von anderen Leuten die dann aber äh partiell oft Erfahrungen von mir gewesen sind

 

I

mhm. also würd'st du auch sagen dass des 'ne Entwicklung bei dir gewesen ist?

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L

mhm (-) ja also des- deswegen les ich eigentlich doch weniger auch so (-) Zerstreuungslit- also 'n 'n blöder Begriff ne aber deswegen ähm im Augenblick reizen mich Krimis beispielsweise überhaupt nich gell hab schon lang kein Krimi mehr gelesen, kann sein dass irgendwann wieder äh reinguck oder wenn ich mich so an manche äh Chandlers oder Hammetts erinner, vielleich klar super Bücher überhaupt keine Frage ne aber im Augenblick (-) hab ich net so die Lust mir jetzt en Hammett zu holen ne

 

 

 

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I

wobei es gibt ja jetzt- also es gibt ja jetzt diese Frauenkrimis, es gibt 'ne Menge Frauen die zum Beispiel die Elizabeth Georges oder die Minette Walters ((mhm)) ja oder diese Donna Leon is ja auch grad überall rum und die schreiben wirklich kein- das is so 'ne Mischung zwischen Roman und Krimi ja also ich find die sind nich schlecht gemacht ne,

 

 

L

mhm (-) ja kann sein dass ich da auch noch mal also- doch stimmt ich hab ich hab ich hab kürzlich äh vor- vor 'nem halben Jahr hab ich mal von der Batya Gur 'ner Israelin einen gelesen und

 

I

welchen?

1

L

äh des am Anfang war das Wort

(S.14)

I

ja das is diese Geschichte in Jerusalem ne, mit dem Literaturprofessor

 

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L

ja ähm, fand ich insofern also auch ganz äh schön zu lesen als es äh ja also das Literaturwissenschaftler-Milieu da hochnimmt ne, und ja also ich hab's dann schon unter dem Gesichtspunkt gelesen wo also ich hab noch nie was aus Israel gelesen ne, auch von äh israelischen Belletristik Autoren hab ich jetz nix glesen, also ich fand des au einfach so en bissel interessant was über das Land zu erfahren ja, aber des war jetz sicherlich deswegen darum hab ich's au schon fast vergessen ghabt des des war eigentlich letzten Sommer wo ich das gelesen hab also vor 'nem halben Jahr äh des war kein Buch wo ich denk des war mir jetz extrem wichtig ne, es hat Spaß gemacht aber wenn ich's jetzt net gelesen hätte ((unverständlich)) beim Molina hätt ich's Gfühl da würd mir was fehlen wenn ich den net gelesen hätt

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I

hast du so bestimmte Routinen so beim Lesen also so dass du sagst es gibt bestimmte Zeiten wo ich lese am Tag oder kann des ganz variieren?

 

 

 

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L

also in der Regel les ich eigentlich immer en bissel was bevor ich- also entweder bevor ich ins Bett geh oder ja wenn ich schon im Bett lieg, (-) abends les ich eigentlich, meistens un im Augenblick äh les ich eigentlich au no tagsüber oder sag mer so am Sonntag hab ich's eigentlich auch immer ganz gerne gemacht ne dass ich mal (-) ja ich le- unter der Woche les ich eigentlich morgens immer Zeitung, beim Frühstück und am Sonntag mach ich das einfach mal total gern grad wenn ich allein bin beim Frühstück halt ein Buch und dann kann das au mal das Frühstück auf die Art und Weis zwei Stunden dauern ne und äh (-) wenn die zweite Teekanne leer is und dann-ja des is so ne Situation- jo oder halt einfach was ich vorhin schon gesagt hab also wenn ich wenn ich unterwegs bin äh (--) ja was ich äh (-) letzten Sommer oder die letzten beiden Sommer weniger gemacht hab aber davor sehr gerne von Z . aus bin ich immer mit im Sommer häufiger mit 'm Fahrrad ich tob mich ganz gerne aus an den Sch.-See hochgefahren und hab mich da dann so drei vier Stunden hingflaggt ne, 'ne Runde geschwommen und da hatt ich eigentlich immer en Buch dabei ne, (--) ja also für mich is einfach scho- Lesen auch scho Genuss ne, deswegen ähm les ich dann auch sehr gerne wenn ich irgendwo bin wo's mir wo's mir gfällt // ((wo ich bin))

 

I

glaubst du dass du wenn du mal so in die Zukunft schaust dass sich da was verändern wird?

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L

an Lesegewohnheiten?

 

I

ja, dass du mehr lesen wirst, dass du Anderes lesen wirst, dass du weniger lesen wirst?

 

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L

ähm also im Augenblick hab ich eigentlich so das Gefühl dass ich Lust hab wieder wieder mehr zu lesen. hab ich vorher scho gsagt hab also dass seit 'n paar Wochen ja ich bin im Augenblick au arbeitslos ja der Job da der den ich da laufen hatte der hat sich dann ähm zerschlagen ne, und äh ja ich genieß die Zeit au dass dass ich Zeit hab zu lesen ja, und es is für mich jetzt eigentlich auch so, muss sagen, dass ich au net 's Gfühl hab ich- ich wüsst mit meiner Zeit nix anzufangen, // das is schön Zeit zu haben zum Lesen

1

I

mhm. hast du Kinder?

(S.15)

L

ja,

 

I

hast du die irgendwie zum Le- ich weiß nich wie alt die sind?

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L

äh unterschiedlich also ich hab äh 'ne 15- und 'ne 4-jährige Tochter ne, und äh ja also was mich eigentlich au sehr freut dass grad die Große die liest selber auch sehr viel und ich hab mit ihr eigentlich immer sehr viel glesen ge, das das- un mit der Kleinen auch also ähm mir hamm 'n festes Ritual ähm Ins-Bett-Bringen geht mit Lesen ja, des hm bei der Kleinen halt Bilderbuch und bei der Großen als sie klein war war das auch- lief das auch über's Bilderbuch ja? das war also ja (-) ziemlich selbstverständlich ne dass dass ma abends dann gelesen hat und das hat ma also dass- mit der Kleinen vier Jahre alt ist da schaun wir irgendwelche Bilderbücher dann an und der Großen da hab ich eigentlich ja unter anderem der das fand ich sehr schön Jim Knopf dann wieder gelesen zu haben ja äh

 

I

das is auch ein schönes Buch gell

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L

ja genau, hab ich auch mit ihr andere Sachen Krabat gelesen von Ottfried Preußler und die kleine Hexe (-) Pipi Lang

 

I

[...] wichtig so deine Kinder zu Büchern zu führen?

 

L

ja (-) denk schon, also deswegen (-) sag ich ja freut's mich (-) dass äh mei- mei große Tochter viel // und nicht nur vor der Glotze hockt ne

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I

mhm, ist für dich Lesen auch so en Ersatz für Fernsehgucken?

 

L

ja (-) ich verbring unheimlich viel mehr Zeit mit Büchern als vorm Fernsehn

 

I

mhm, (sehr leise) kommt ja auch nicht viel ((lacht)) oder wenig

 

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L

ja sagn wer so, es äh (-) es gibt Phasen wo ich wenn ich mal wirklich gezielt das Programm anschau oder ich denk ah da gibt's eigentlich doch relativ viel was mich interessieren würd aber ich- komm da nicht dazu also ne also sagn wer mal so zur späteren Uhrzeit kommt öfter mal en gescheiter Film (-) aber es is dann (-) irgendwie raff ich mich dann weniger auf, jetzt noch irgend en Film der um elf kommt der mich interessieren würd den anzugucken, als dann ja als se- geh ich mir lieber en Buch holen, also ich guck (--) in den letzten zwei Jahren ich glaub eine Sendung pro Woche. (-) ja so en paar Sachen die ich mag des is also is net so dass es en Muss is aber was ich ganz gern mal guck is äh Liebling Kreuzberg oder Tatort des- wenn wenn ich jetzt grad Zeit hab un und so und okay setz ich mich davor ja, ansonsten is es jetz eigentlich net bsonders viel

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I

mhm, weißt du als du noch (-) ähm du hast dich getrennt hast du gesagt ne? als du mit deiner Frau noch zusammengelebt hast und du gelesen hast was hat sie gemacht in der Zeit? oder habt ihr euch vorgelesen solche Sachen, gab's des auch?

 

 

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L

öh, vorgelesen jetzt weniger aber ähm (-) halt einfach über Bücher auch gesprochen ja, das war schon // (-) und also dass es auch klar war dass also man fängt ein gutes Buch an und sagt du ich hab da was, interessiert des dich eigentlich au? oder vor allem man kannte sich eigentlich au ganz gut, ich wusste eigentlich au ziemlich genau welche Bücher ihr jetzt ihr gefallen und manche vielleicht dann doch au weniger ne? ja des war eigentlich schon so

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I

redest du heute auch noch über Bücher die du liest? hast du da bestimmte Leute mit denen du dich austauschst?

(S.16)

 

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L

 

ach die meisten Leute mit denen ich zu tun hab (-) ham in irgend ner Art und Weise auch Draht dazu also wobei ich wenig Kontakt zu Leuten die gar nicht lesen hab ja, gut hab ich schon aber so die meisten Leute mit denen ich mehr zu tun hab die lesen auch gerne und (-) also ich schenk zum Beispiel auch gerne Bücher oder ich freu mich auch wenn ich Bücher geschenk krieg ne, ja un zum Beispiel jetzt grad äh wo ich vorher erzählt hab von diesem Molina der mich so begeistert hab ich kürzlich au wieder eins verschenkt ne (-) äh ja (-) mach ich eigentlich schon ganz gern, gut ich ((unverständlich)) ich hab halt auch Literatur stu- studiert und kenn von daher auch noch Leute aus 'm Studium Freunde (-) dann liegt's eigentlich in der Natur der Sache dass ma auch so erzählt was hasch du grad glesen ne? ((unverständlich)) schön sind

 

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I

wenn du auf 'ne ei- also du hast zwar vorhin gesagt die zehn Bücher die du einpacken sollst also da hast du mir eigentlich schon fast 'ne Frage weggenommen aber wenn du dich nur für eins entscheiden solltest auf 'ne einsame Insel gehst. entweder du kannst mir en Titel nennen oder wie sollte es aussehen.

 

 

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L

((stöhnt)) ich glaub für eins mich zu entscheiden is is schwierig ich find des hängt au von- von Stimmungen ab ne, also (-) vielleicht wär's- irgendwann wär's der Peter Weiß gewesen aber des is 'ne Weile her dass ich ihn gelesen hab also (-) ähm ja (-) wie sollte es aussehen? es sollte oder- du hast mich ja vorhin schon gfragt äh was für mich en gutes Buch ausmacht (-) ja würd ich mich eigentlich wiederholen, also einmal wirklich äh stilistisch, vom Aufbau her einfach (-) ja gut ne sozusagen en ästhetischer Genuss, also was ich zum Beispiel überhaupt nich haben kann wenn so 'ne Erzählperspektive ständig ähm also nich durchgehalten wird- ich find's sehr spannend wenn äh mit- bewusst mit Erzählperspektiven gespielt wird ne? wenn wenn da so en Allwissender auftaucht und dann geht's wieder in 'ne Situation von 'n paa- von- einer Person rein also wie jetzt gr ad in diesem einen Roman den ich da vorher erzählt hab vom Bergsteigen den find ich also gerade aus dem Grund so miserabel ja, äh (-) das is der eine Punkt dann eben der nächste Punkt dass es äh gewisse Spannung haben sollte, (-) also ja des is zum Beispiel für mich der Punkt an Thomas Mann ja, ich bin jetz nich grad Thomas Mann-Fan, ich hab den Doktor Faustus den hab ich schon eigentlich mit sehr viel Freude gelesen, ja die Buddenbrooks hab ich mal angefangen nich weitergelesen ne, da fehlt mir einfach auch die Spannung

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I

mir is aufgefallen bei dem - also ich hab Thomas Mann einiges gelesen, ich hab- also der Marias hat mich am Anfang mit diesen Endlossätzen- in Mein Herz so weiß sind ja auch manche Sätze die über über 'ne Seite gehen, mich hat- ich hab des nie als anstrengend empfunden bei Thomas Mann find ich's schon anstrengend auch wenn ich finde dass er irgendwie- ähm es is was ganz ganz anderes

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L

 

 

 

 

ja das is klar ne, auch zum Beispiel der Marquez der schreibt ja au viel mit so ganz langen Sätzen ne, und (-) da stört's mich jetzt weniger ((unverständlich)) ja da haste dann mal- na wie heißt der noch mal? ((schnalzt mit den Fingern)) / des Patriarchen ja, also einer der wirklich aus so Sätzen besteht die fünf sechs Seiten lang gehen ich fand das dann also schon ziemlich / ((zu)) hart ne aber sonst- ich find des eigentlich auch irgendwo ganz schön dieses bissel Ausufernde

(S.17)

 

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I

 

mhm. machst du des auch so wenn du auf 'n Autor stößt der dir gefällt dass du den dann so 'n bisschen durchforstest? oder ähm (-) eher so das is- hast nicht das Bedürfnis wenn du jetzt von einem en gutes Buch gelesen hast dass du dir jetzt gleich noch andre von dem holst?

 

 

 

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L

doch doch das mach ich eigentlich ganz gerne ne, also zum Beispiel auch beim Ondatje ne war's dann so dass ich äh eben auch so durch Empfehlungen von Freunden bin ich auf den Englischen Patient gstoßen, der hat mir eigentlich sehr viel Spaß gemacht, un dann hab ich mir eigentlich relativ kurz darauf den In der Haut eines Löwen geholt, (-) äh und dann auch noch des äh Es liegt in der Familie / ((Biografie)) der hat mir überhaupt nich gefallen, ich weiß nich ob des kennst?

 

I

nee ich hab von dem noch gar nichts gelesen ich hab den Englischen Patienten mal angelesen

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L

mhm (-) ähm und dann hab ich aber noch mal en Buch von ihm- so n / Roman /// ((nennt Titel, aber unverständlich)) der mir au wieder sehr gut gfallen hat. also das is schon so wenn ich

 

I

wie hieß der?

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L

/// ((nennt Titel noch mal aber ist immer noch unverständlich)) ((Buddy's golden Blues)) also wenn ich 'n Autor kennen gelernt hab, oder dass ich guck also- (-) auf die Art und Weise bin ich zum Beispiel beim Marias ne- ich hab eben ab Mein Herz so weiß auf äh die Besprechung im Literarischen Quartett hin mir gekauft und dann hab ich (-) als ich dann irgendwann mal au wieder in 'ner Buchhandlung stand und 'n bissel rumgestöbert hab auf den den Gefühlsmenschen dann gstoßen un hab mir den dann gekauft (--) oder Molina hab ich dann eigentlich auch (--) äh (-) auf 'n Tipp von 'nem Freund hin, den ersten mal gelesen und hab mir dann auch gleich- hab glaub inzwischen vier Romane von ihm glesen. das läuft dann eben so dass ich-. ja dann (-) wie wie stößt man auf Bücher ne? also ham wir ja vorher mal schon drüber unterhalten einmal dadurch dass ma neue Autoren durch Tipps von Freunden oder au Rezensionen oder eben auch Literarisches Quartett kennenlernt (--) was ich eigentlich eher selten mach äh is so ganz äh ganz Unbekannte also wo's mir gar nichts sagt also das mach ich dann schon dass ich so in 'ner Buchhandlung auch mal bei Sachen die vorne liegen (-) mal drin rumblätter und ich muss sagen ich hab relativ wenig wenig Bücher an die ich mich erinnern kann die nur die einfach nur weil's vorne gelegen hat und ich hab- hab's mir genommen und angelesen, (-) fällt mir glaub grad gar nix ein, gibt sicherlich welche die ich auf die Art und Weise kauft hab aber in den letzten Monaten nich

 

I

mhm gut, fällt dir noch irgendwas ein, so

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L

öhm (---) zum Lesen (-) nee eigentlich nich so, (-) was ich eigentlich schon mehrfach gsagt hab dass für mich Lesen eigentlich schon immer 'ne schöne Sache, was was ich gerne mach und gleichzeitig auch 'ne Sache wo ich das Gefühl hab ich (-) ja ich halt mich geistig fit so e weng dadurch ne

 

2.1.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wieviele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

x über 500

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus? (Mehrfachnennungen
möglich)

x Kinder- u. Jugendbuch x viele o wenige

x Sachbuch x viele o wenige

x Nachschlagewerk/Lexikon o viele x wenige

x Ratgeberliteratur o viele x wenige

x Kunst- und Bildband x viele o wenige

0 Kriminalroman o viele o wenige

0 Trivialliteratur o viele o wenige

0 Science-fiction o viele o wenige

x Roman (Belletristik) x viele o wenige

x Lyrik x viele o wenige

x Drama/ Theaterstück x viele o wenige

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: x ja 0 nein

Wenn ja, bevorzugte Gattung: klass. Romane, Lyrik

Vater: x ja 0 nein

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Romane, Sachbücher

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die sie gelesen haben, geredet?

Vater: 0 regelmäßig x manchmal 0 nie

Mutter: x regelmäßig 0 manchmal 0 nie

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in ihrem Elternhaus einschätzen?

x Lesen gehörte in meiner Familie zum Alltag und hatte einen zentralen Stellenwert

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: x regelmäßig Vater: x manchmal

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: x manchmal x manchmal

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

zu Bett bringen, Sonntag Nachmittag

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

x regelmäßig

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

Sobald ich lesen konnte, zu Beginn der Schulzeit

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

x Ich war zu der Zeit eine richtige Leseratte

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

ca 10 Jahre -> Abenteuerliteratur; ca 15/16 Jahre -> Hesse

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals Ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

Titel: Autor:

Gullivers Reisen

Jim Knopf Michael Ende

Odyssee Homer

Siddharta H.Hesse

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

x Meine Eltern sind mit mir in die Bibliothek gegangen.

x Ich habe Sie mir alleine aus der Bibliothek geliehen.

x Ich habe Sie mir von FreundInnen geliehen.

x Ich habe Sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

x manchmal

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

x häufig

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

x Ich habe den Deutschunterricht gar nicht gemocht

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wieviele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

x über 1000

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

x Kinder- und Jugendbuch x viele o wenige

x Sachbuch x viele o wenige

x Nachschlagewerk/Lexikon x viele o wenige

0 Ratgeberliteratur o viele o wenige

x Kunst- und Bildband o viele x wenige

x Kriminalroman o viele x wenige

0 Trivialliteratur o viele o wenige

0 Science-fiction o viele o wenige

x Roman (Belletristik) x viele o wenige

x Lyrik o viele x wenige

x Drama/ Theaterstück 0 viele x wenige

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Romane

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x kaufe sie im Buchladen o selten x häufig

x leihe sie in der Bibliothek x selten o häufig

x leihe bei FreundInnen x selten o häufig

x lasse sie mir schenken x selten o häufig

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

x ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

x weil sie mich unterhalten

x weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

x weil sie mich in eine andere Welt entführen (Neugier)

x weil ich mit anderen über Bücher sprechen möchte

x weil, sie eigene Welten konstruieren, in denen ich gerne leben möchte

(manchmal)

Þ Wieviele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca.10 Stunden/Woche

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

x zeitgenössische Romane?

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

Leben, Lebensformen/-möglichkeiten in der modernen Welt

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

Molina, Marias, Ondantje, Banville, Feuchtwanger, Frisch

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Presse

x Fernsehsendungen

x Buchhändler

x Partner

x Freunde

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

x ja 0 nein

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

x manchmal

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

x ja 0 nein

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

x regelmäßig

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise....

x abends

x vor dem Einschlafen

x am Wochenende

x tagsüber, wenn ich gerade Zeit habe

x anderes: beim Zugfahren

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

0 ja x gelegentlich 0 nein

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

0 ja x gelegentlich 0 nein

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

0 ja x gelegentlich 0 nein

Þ Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

x ja 0 gelegentlich 0 nein

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

0 ja 0 gelegentlich 0 nein

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x ja 0 gelegentlich 0 nein

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

1. Gottfried Keller

2. Johann Wolfgang Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gorden

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márques

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhof

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

 

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Wilhelm Meister, Faust, Werther.

Dr. Faustus, Tod in Venedig

Siddh., Steppenw. Glasperlensp...

Ansichten eines Cl., Gruppenb....

Stiller H.faber,Montauk,Gantenb.

Törleß

 

fliehendes Pferd

Blechtr.; Katz & M., Rättin, Butt

Messe f. Arras, Frau Seidemann

Jakob der Lügfner

Sophies Welt

100 Jahre, Liebe in Zeit d. Chol

Infanta

 

MeinHerz.,Alle Seelen, Gefühlsm

 

 

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

H. Mann

Keller

Th. Mann

Hesse

Camus

Lenz

Frisch

?

Allende

?

Dürrenmatt

?

Marquez

Süßkind

?

Nadolny

Nooteboom

De Moor

Wolf

Tamaro

Gordon

Hoeg

Banville

 

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abgebr.

 

 

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B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Kenne den Autor bereits und habe gute Erfahrungen mit ihm gemacht

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

x ja

Wenn ja, welche(s)? Mein Herz so weiß, Alle Seelen, Gefühlsmensch

Wenn ja, wie hat es Ihnen gefallen? x gut gefallen

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

hochgelobt von der Kritik; grandioser Beginn

Þ Woher haben Sie diese Informationen?

Presse

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

Viel Spaß, fesselnde Lektüre

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: x männlich

Alter: 40 Jahre

Familienstand: x verheiratet

Schulabschluss: x Abitur

Ausbildungsstand: x Hochschulstudium mit Abschluss

Berufliche Stellung: x Freier Beruf, selbständige(r) Akademiker(in)

x Arbeitslos

Haushalts-Nettoeinkommen: x über DM 5000.- (verheiratet mit Beamtin)

 

2.1.3 Interview zum Leseprozess

2.1.3.1 Freies Erzählen

1

(S.1)

 

I

also als aller erstes geht's mir jetzt mal drum dass wenn du noch mal so an dieses Buch denkst, was dir da alles noch einfällt, an welche Textstellen du dich so noch erinnern kannst, und was einfach so an Eindrücken und Bildern hängen geblieben ist. einfach mal so drauflos erzählen

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L

mhm. ja 's sin mehrere Szenen die ich eigentlich sehr eindrücklich fand (-) hängt natürlich was heißt natürlich also für mich fing's an mit der Eröffnung die sich ja eigentlich so über gut 100 Seiten dann auch hingezogen hat die hab ich also sehr sehr schnell gelesen weil ich fand des auch wahnsinnig spannend, also die Schilderung vom Tod der Frau in seinen Armen, der Tod von der Marta des war so 'ne erste Phase wo ich eigentlich total begeistert war auch von dem Buch, wo ich in relativ wenigen Tagen ich hab des nich im Kopf aber man kann's ja nachlesen weil ich mir die Notizen dann dran gemacht hab des also durchgelesen hab und ich fand des also auch sehr ja also wirklich fesselnd wie er so beschreibt ähm- seine Gefühle was was soll er jetzt machen angesichts des ähm ja des Sterbens der Frau wo er eben grad von der Marta wo eben gar net so richtig weiß was passiert da- dann gleichzeitig noch der Kleine den er da mit versorgt und wie er sich dann eben am Schluss so langsam davonschleicht. und äh- ja was ich- woran ich mich eigentlich auch noch sehr gut erinnern kann äh-

20

I

vielleicht mal grad noch dazu ähm- kannst du dir so 'ne so- Situation selber vorstellen? oder kam das dass du dich in der Situation gesehen hast?

 

 

 

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L

äh eigentlich nicht. äh- (-) also von der- von der G- Lage insgesamt nicht- natürlich kann- kann- kamen- mir auch vereinzelte Beschreibungen also zum Beispiel der der Kleine der dann immer wieder kommt und äh- gut ich hab halt selber äh 'n kleines Kind und hab eigentlich auch immer viel mit Kindern zu tun gehabt deswegen konnt ich mich dann auch so 'n bissl in die Lage des Kleinen da rei versetzten der da halt so plötzlich aus seim Schlafzimmer rauskommt und nomal nachfragt und äh- was ist jetzt los ne? aber ich fand die Situation für sich eigentlich abgeschlossen ja also des war jetzt eigentlich weniger ne Sache wo ich von der Situation als solche 's Gefühl hatte ich hätte Ähnliches erlebt aber dann waren's eben immer wieder einzelne Beschreibungen wo er praktisch seine Empfindungen beschreibt ne? ansges- angesichts dessen was er erlebt und ähm- ja wo er versucht sich praktisch die Marta in Er- in Erinne rung zu rufen ja des isch ja praktisch für ihn des Problem dass er äh- wie er des schreibt also Monate danach sich gar nicht mehr an- an- ihr Gesicht erinnern kann ne und man versteht den Versuch so zu rekonstruieren was isch ihm übriggeblieben von ihr also des sind eigentlich so Situationen- also Gedanken einfach- diese Reflexionen die mich teilweise sehr- sehr bewegt haben ich hab dann auch manchmal äh- anghalten und hab da 'n paar Notizen dazu gemacht eben in diesem Lesetagebuch ne?

 

I

mhm schön

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1

L

 

 

aber des waren jetzt weniger Sachen wo ich 's Gfühl hab die Situation als solche hab ich erlebt sondern eher dass mich diese Reflexionen die er dann ma- über die- über diese Beziehungen dann auch 'ne dass die mich dann eigentlich auch äh angesprochen haben.

(S.2)

I

aber so- kam dir nicht beim Lesen- also wenn der grad so diese- du hast jetzt die Figur des Kleinen genannt

 

L

ja

5

 

I

dass du dann so manchmal überlegt hast dass da so Bilder fast kamen wie jetz- 's könnt auch deine Tochter sein die jetzt da rauskommt noch mal gucken was geht hier ab oder ähm- des war beim Lesen nicht so

 

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(S.3)

 

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des war jetzt eigentlich weniger. nee also ich fand so diese Situation sie war auch für mich 'ne (-) ähm- schon 'ne fremde Situation also dass ich 's Gefühl ghabt hab was äh- ja- Fiktion also was Konstruiertes für sich im- eben einfach so 'ne Situation die äh 'ne andere isch als der in der ich leb aber einfach wie- wie er's beschrieben hat fand ich so sehr spannend und hatte also total das Bedürfnis auch sehr schnell zu wissen wie geht des jetzt aus ne? also wie äh- äh wie geht er mit der Situation um des fand ich einfach wahnsinnig spannend für mich ja und deswegen hab ich's auch immer sehr schnell gelesen. ähm (-) ja dann äh ging's eigentlich weiter mit der (-) ja er hat dann halt versucht eben rauszukriegen was äh- wie sie gefunden wurde isch ja auch zur Beerdigung hin also diese Beerdigungsszene die fand ich auch ganz toll wie er so diese erst- 's erste Mal eben die Schwester von ihr beobachtet w ie er die Familie wahrnimmt und dann fand ich eben au- äh- einfach diese Konschtruktion wie er versucht äh da ranzukommen über sein- sein Kollegen der Rü- wie heißt er- Ruiberriz ne? äh des fand ich dann also auch wieder witzig. was ich noch'n bisschen langatmig fand war- aber des lag vielleicht auch daran dass des 'ne Phase war mh- praktisch die zweite Lesephase bei mir die 'n bisschen verrissen war als ich dann äh ziemlich viel unterwegs war äh also des- diese Szene beim König die fand ich 'n bissl langatmig ja die hat mir so äh- und spannend wurd's für mich eigentlich dann wieder als er äh bei dem Essen mit der Familie zusammen saß. da- des fand ich also ganz toll wie er praktisch so dieser Beobachter von außen ist erst mal ne? die wissen ja nicht, dass er mit der Situation zu tun hatte, und äh- auf der einen Seite Beobachter von außen auf der anderen Seite weiß er sehr viel von dem w as- was da passiert ne und äh was ich dann eigentlich so toll fand au war dieser- dieser allmähliche Rollenwechsel der sich dann eben auch als er dann später eben äh- er sich der Luisa mehr oder weniger offenbart oder sie sie 's ihn- sie ihn- sie ihn dann ja praktisch anspricht als er dann au- aus demjenigen der anfänglich wirklich derjenige ist der draußen steht und äh diese Geschichte mehr oder weniger aus der Ferne- oder diese Familiengeschichte aus der Ferne beobachtet plötzlich da reintritt ja? also diesen- diesen Rollenwechsel- der hat mir eigentlich auch sehr viel Spaß gemacht ne wie er jetzt dann eben- naja gut des war vielleicht auch wegen- wegen deiner Frage die du gestellt hast wie die äh- wie er sich vorstellt ähm- wie ich mir vorstell dass die Beziehung zwischen ihm und Luisa weitergehen kann dass ich des eigentlich auch relativ intensiv beobachtet hab ne und ich fand des dann auch sehr also 's ging an- &au ml;h ging anders weiter als ich's mir vorgestellt hab also sehr- sehr plötzlich ja also dieses äh dass- dass sie ihn da sehr direkt anspricht äh des- so hat ich's mir nicht vorgestellt ja? aber des kann ich ja nachher noch vorlesen was ich da aufgeschrieben hab, joah und dann fand ich eigentlich auch noch mal also diese letzte Szene von dem Ehemann wie er beschreibt äh von seinen Erlebnissen da in London- des fand ich also au immer wieder äh- ja des hab ich dann auch wieder so am Stück runtergelesen ne. (-) /// ((unverständlich)) also für mich äh gliedert sich der Roman in- eigentlich aus in mehrere Teile ne also der erschte Teil eben die- die Szene vom Tod ähm Martas bis er dann geht, und dann so als kurzes Verbindungsstück die Beerdigungsszene, dann eben dieser nächste Teil die- die Szene König ve- vielleicht muss ich au noch mal lesen also ich hab 'se einfach 'n bissl als- als langatmig so in Erinnerung ich kann mic h da eigentlich auch gar nicht so genau dran erinnern natürlich waren au paar- paar nette Beobachtungen mit den Schuhbändeln und so weiter ne aber ähm- ja des war jetzt also keine Szene an die ich mich jetzt s- sag mal- sehr intensiv erinnere. ja gut dann die nächste Szene war dann praktisch als er (-) äh- bei dem Essen den Kontakt zu der Familie Martas denn findet dann eben die nächste Szene dann äh seine Begegnung mit Luisa wo äh er ja auch mit ihr in die also die- ihr dann schließlich die Kassette vorspielt und dann praktisch diese Geschichte dann auch äh gemeinsam entwickelt wird vom Tod Martas ja und als Letztes dann halt praktisch die- die Geschichte von- vom Ehemann in London

15

 

 

 

20

I

mhm. (-) hast du noch wenn du noch mal so dran denkst ähm an- an das Lesen von dem Buch das dir so bei bestimmten Textstellen Bilder kamen oder Assoziationen kamen ähm also du hast ja jetzt den Roman wirklich- der ist dir ja in seinem Aufbau sehr noch präsent eigentlich ne? und ähm so als gesamt- kannst du dich noch dran erinnern ob- oder auch jetzt wenn du noch mal dran denkst- dass einfach so Stellen waren wo bei dir einfach so bestimmte Bilder entstanden sind oder wo du dir Fragen gestellt hast oder wo du ähm- ja so Assoziationen bekommen hast.

 

 

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(S.4)

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mhm. ja des waren eigentlich äh- mehr aber ich hab's ja am Anfang schon gsagt also diese- diese Reflexionen was äh fängt eigentlich damit an wie wie er sich erinnert an Marta. ja und wie er so praktisch versucht solch- des- des Bild Martas äh wieder vor -vor Augen zu rufen ne? ähm (-) ja des war- hat für mich eigentlich auch so den Gedanken ausgelöst wes- was bleibt dann eigentlich im Kopf von- von Leuten mit denen- also die einfach weg sind da- sei's äh dass se 'tz eben wie Marta in dem Fall gestorben sind oder eher dass- dass sie halt (-) ja man 'ne Zeitlang im Leben mit mit ihnen zu tun hatte und aus irgendwelchen Gründen eben keinen Kontakt mehr hat und wenn man sich dann so äh überlegt- äh macht ma ja gelegentlich dass mer sich ja in Erinnerung ruft was irgendwann mal war, und da verbinden sich dann natürlich also- was heißt natürlich- für mich verbinden sich damit eigentl ich auch immer Leute mit denen ich in bestimmten äh Phasen meines Lebens zu tun hatte und- (-) des war also so ne Szene wo ich mich dann au äh also wo ich dann au gelegentlich mal den Roman zur Seite gelegt hab und mir dann au- also eher so bei diesen philosophischen Hintergedanken äh die er auch in den Roman ja reingepackt hat und auch überlegt hab ja ähm- (-) find ich da auch Parallelen zu- zu mir ne? also jetzt we- wie gsagt weniger von der eigentlichen Situation aus also von der beschriebenen Handlungsebene also- ich- eher so als ähm (-) des wie er (-) hm- wie soll ich sagen ja? mit den Leuten umgeht oder ähnlich war's dann eben auch wie er versucht praktisch sich diese ähm- in diese Familie reinzukommen ja? also dass er praktisch erst dieser- dieser Außenstehende ist und äh- ja des- des fand ich also wahnsinnig spannend immer wieder so diesen- diesen Versuch also auf der einen Seite weiß er ja einiges über die Familie, aber auch nur- nur äh fragmentarisch, und auf der anderen Seite äh- (-) wissen die am Anfang erstmal nix von ihm. und äh ja praktisch so s- diese Rolle des- des Beobachters und gleichzeitig äh- doch Akteurs ja weil- weil er ja dabei war von Anfang an ähm fand ich also de- des war so 'ne- so 'ne Zwischenrolle die er immer wieder eingenommen hat ne? und die fand ich eigentlich au ssss- sehr sehr spannend ja

5

 

I

als- also du beschreibst es ja als- und des merkt man ja auch dass des dich irgendwo fasziniert hat ähm (-) kennst du so- solche Situationen selber? (-) oder hattest du so beim Lesen des Gefühl dass du dich da- dass der da irgendwas beschreibt was du eigentlich so ganz gut auch kennst?

 

L

ja also des- des- des war halt die Situation. deswegen hat die mich ja auch so fasziniert weil ich so das ähm- Reinkommen-Wollen in Kreise ne?

10

I

und des kennst du von- von dir

 

 

 

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L

äh- also sicherlich nicht in dem Maße wie's da beschrieben wird oder in- in dieser Situation ja? aber so ähm- find ich eigentlich doch immer ga- ganz spannend wenn ma- macht sich eigentlich erscht mal über irgendwelche Kreise mit denen- d- die man vielleicht auch interessant findet Gedanken, inform- holt auch Informationen ein, und dann will man au mit den Leuten zu tun haben. des isch au plötzlich was ganz anderes ne? also ich denk so äh ja- ich- äh- hab in G. zum Beispiel au- des war- -z -tz nicht was ich in letzter Zeit erlebt hab weil ich in letzter Zeit ja 's hab ich ja letztes Mal gsagt weniger in G. war- also früher war- man kriegt ja eigentlich mit- da gibt's verschieden Szenen ne- und die eine oder andere findet man auch interessant, äh- und kriegt einfach durch- so wie in G. die Kultur organisiert ist eigentlich relativ viel mit ne und gleichzeitig is mer aber doch ähm- kennt ma die Leut zum Teil no net gä- und vielleicht versucht man dann in irgendwelche Kreise reinzukommen die man interessant findet und hat's dann aber schwierig weil man erscht mal den Draht zu den Leuten net findet ne? also des- des geht jetzt sicherlich total über des- de- äh- des Buch raus aber des waren eigentlich so Gedanken die- die mir eigentlich irgendwo da gekommen sind ja? des- deswegen hat mir eigentlich auch diese Lektüre so Spaß gemacht- ich hab zwar gesagt ich hab's relativ schnell durchgelesen weil ich's von der Handlung her spannend fand ich wollt ja einfach auch wissen wie- wie die Auflösung dann ausgeht aber trotzdem waren immer wieder so- so Momente wo ich dann auch äh- ja assoziiert hab was ähm (--) des waren so- so freie Assoziationen die jetzt äh ja 'n bissl an Haaren herbeigezogen sind aber des hat mir dann eigentlich auch Spaß gemacht da dran

 

35

I

mhm ja der bietet da viel ne so allgemeine Gedanken auch aber jetzt noch mal so dieses- was du grad beschrieben hast so in G. die Erfahrungen so Szenen kennst du- hast du da 'ne- 'ne konkrete Erfahrung mal gemacht?

 

 

 

L

L

äh ja auch vor- vor langer Zeit eigentlich ne eigentlich eigentlich mehrfach sogar des war eigentlich so zu der Zeit als ich hier angefangen hab zu studieren ne- (-) als- des- des- des kommt mir aber- eigentlich jetzt wo mir uns drüber unterhalten noch stärker als beim Lesen so diese Erinnerung ne

40

I

also beim Lesen war's eher abstrakt

 

L

ja

 

 

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1

(S.5)

I

 

 

 

 

mhm. und so des ähm des andere was du erwähnt hattest beim Lesen so des eben wo du gesagt hast auch du hast des Buch mal weggelegt und du hast dir mal Gedanken drüber gemacht was bleibt eigentlich von Menschen von denen sich- man sich mal irgendwann getrennt hat oder die mal 'ne Rolle im Leben gespielt haben die mal sehr präsent waren, hattest du da beim Lesen so- du hast gesagt du bist dem nachgegangen mal ähm- hast du da an bestimmte Menschen gedacht?

 

L

(-) hmm

5

I

oder waren's für dich Menschen so ganz- also eben auch eher Menschen abstrakt- oder *kamen* dir da- ähm

 

 

L

*nöö-* nö also ich hab ja dann schon auch so äh- frühere Freundinnen zu denen ich inzwischen keinen Kontakt mehr hab zum Beispiel ne? des kam mir dann schon noch äh so im Laufe der Zeit ne

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I

mhm und so andere Szenen wo- erinnerst du dich noch dran- die bei dir so stärkere Assoziationen einfach hervorgerufen haben.

 

 

 

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L

(-) ja also grad diese- äh wa- was ich vorher schon erwähnt hab- diese Begräbnisszene- also wie er- wie er so die äh- (-) beobachtet also wie er- wie er diese Luisa's erschte Mal auch sieht ähm und wie er se beschreibt des fand ich eigentlich

(-) also ga- ga- ganz ganz witzig ja auf der einen Seite also hat er 'n sehr erotischen Blick ne? wo er so- wie er ihren Körper einfach beschreibt ne? und auf der anderen Seite läuft 'n- laufen natürlich so diese Assoziationen ab was- was hat se jetz in diesem Kontext mit der Familiensituation zu tun ne? und äh- (-) ja des fand ich eigentlich au so wie äh (-) wie guckt man Leute an ja- also wie- welche äh völlig unterschiedlichen ähm Gedanken da plötzlich zusammenkommen ne dass man also plötzlich in- in einem Menschen äh- also einen Menschen praktisch mit zwei Augen anschaut ne? auf der einen Seite ihn ihn- als was weiß ich- sieht jetzt in irgend 'nem Kontext wo er jetzt halt einfach reingehört ne? und dann eben in dem Fall jetzt zum Beispiel äh- als- fand ich bei- bei der Beschreibung von der äh von dieser Beerdigung (-) ja fand ich schon äh sehr- sehr stark sie eben auch als- als- als Frau angeguckt wird ob- ob- obwohl er's jetzt sag mal gar nich so im Detail beschreibt ne aber- ja in gewisser Weise 'n erotisch-lüsternen Blick hab ich da schon empfunden ne

 

I

mhm (-) musstest du da an was Bestimmtes denken?

 

L

ähm (-) nee da eigentlich weniger (-)

 

I

aber Situation auch die du kennst

30

L

ja einfach so diese diese äh-(-) was- wa- ähm- ja aus was für Komponenten setzt sich letztendlich 's Bild zusammen des ma sich von einem macht ne

 

 

35

 

 

 

I

 

mhm. mhm. also mir ging's bei dieser Begräbnisszene ganz stark so dass ich ihn so- ich hab dieses Bild gehabt wie der da an diesem Grabstein steht von diesem Typen aus -s von 1914 der da gestorben ist ja? und ich musste dann so an Krimis denken- da kommt des ja auch häufig vor dass der Täter so auf Beerdigungen kommt ne? des war so 'n Bild was bei mir da ganz stark kam wo ich so 'ne Gestalt im Mantel mit hochgeschlagenem Kragen quasi gesehen hab der sich da bedeckt hält aber doch teilhaben will. also des sind ganz unterschiedliche Bilder die einem da kommen können *auch*

40

 

L

*ja aber jetzt auch*- des- des war jetzt wieder eher 'n Bild des was sich äh- (-) nich auf deine eigene Erfahrung bezieht sondern auf deine Erfahrung als äh Leserin oder auch äh-

 

I

als *Krimi-Guckerin-*

 

L

*äh* Krimi-Guckerin eher *noch*

45

I

*ja ja klar*

1

L

eher aus Filmen

(S.6)

I

ja klar (--) noch so andere Szenen die dir ähm- ((Naseputzen des Lesers)) also wo du so 's Gefühl hast da is- da hat's dich weggezogen?

 

L

(--) hm-

5

I

die dir einfach so spontan-

 

L

ja eigentlich so des- des was ich vorher schon ansatzweise äh besprochen hab so dieser- dieser Rollenwechsel von- von ihm ne?

 

I

bei der Begegnung dann oder wo meintest du jetzt- beim Essen?

10

 

 

 

15

 

 

 

L

ja und auch später als er dann eben die äh- (-) die Luisa- wo er die trifft ne und mit ihr zu tun hat ne also äh (-) ja eigentlich immer so die (-) ja dass ich mich eigentlich die ganze Zeit gefragt hab wie- äh- wie steht er jetzt eigentlich zu der- zu der Handlung. also is- is er jetzt Beobachter oder ist er Akteur. ne? und die- und dieses Wechselspiel und des äh- (-) des war eigentlich auch so ne Sache die- die mich eigentlich immer wieder bissl überlegt hat 'ne also wenn- wenn- ich jetzt so irgendwelche Sachen miterleb ähm- ja da hab ich auch äh- über mich selber nachgedacht wo bin ich im- äh derjenige der irgendwas beobachtet und interessant findet ne? oder wo bin ich auch jemand der- der teilhat an 'ner- an 'ner Aktion ne also des äh- des- und des fand ich äh war so 'n roter Strang der sich für mich eigentlich durch's ganze Buch gezogen hat.

20

 

I

mhm- und kamen dir da so konkrete äh Sachen wo mh- wo du dich jetzt konk- wirklich ganz konkret gefragt hast bin ich da jetzt eigentlich Beobachter oder bin ich da Teilhaber

 

25

L

(-) äh ja ich mein äh- ich weiß nicht wie weit ich dir's letzte Mal erzählt hab von dem Ärger den ich da zuletzt in Z. hatte ne? äh mit- mit der Schule und des- hat jetzt natürlich auch mit der Romanhandlung zwar überhaupt nix zu tun aber des war-

 

I

macht nix

 

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

 

L

 

 

 

 

aber des war eigentlich trotzdem auch wieder so 'ne Frage ne? wo i- ich bin da in so was reingeraten und hab ähm (--) ja die ganze Sache hat äh- letztendlich damit geendet dass ich da hochkant rausgeflogen bin äh aus- aus- aus der Schule äh und ich eigentlich so für mich des Gefühl hatte des- des hat gar nicht so viel mit mir zu tun ghabt mehr so mit äh (-) mit der Person der Schulleiterin die selber mit- mit 'nem Konflikt mit äh 'nem (-) Vorstandsvorsitzenden von 'ner- von 'ner äh- von 'ner Behörde wo se en Antrag gestellt hat und dann äh der ((unverständlich)) war und so- und dann hat se mit denen Ärger gehabt ne? und ich war dann plötzlich so's Bauernopfer ne dann ne äh- de- des war für mich eigentlich auch so 'ne Situation äh dass ich- wo ich gedacht hätte äh- ich- auf der einen Seite hab ich ganz gut begriffen, oder- äh- ich- also- auf 'ner abstrakten Ebene was da passiert ist- äh ich hab mich da auch sehr viel mit Leuten drüber unterhalten ne? aber tro- gleichzeitig war ich dann auch doch derjenige halt- letztendlich als des Bauernopfer der da mit- mit involviert war ne in diese Sache ne und äh des fand ich- da is mir also deutlich geworden gell dass de manchmal irgendwo Akteur bisch und ohne 's gar nicht so richtig zu wollen oder zu wissen

 

I

mhm. und dann noch mal im Reden mit den anderen drüber oder im Verstehen-Wollen was da überhaupt passiert dann wird des Ding von außen beobachten eher

45

1

(S.7)

 

5

L

des war halt so 'ne ganz konkrete Situation die ich zuletzt erlebt hab aber ich denk des hat eigentlich auch mit sehr vielen äh Zusammenhängen eigentlich immer wieder wo ma- äh wo ich mich äh (-) mit- in- in Gruppen engagiere oder- oder auch nur dabei bin ne? ja des is eigentlich so 'ne- so 'ne dauernde Frage ne wo bisch eigentlich nur dabei und äh dann- äh vielleicht auch derjenige der da irgendwelche Sachen äh ja beobachtet, wahrnimmt, oder wo bisch au wirklich derjenige der äh mit Hand anlegt dass äh dass was bewegt wird was sich verändert oder so ne

 

 

I

mhm. (-) noch andere Stellen wo du jetzt sagen würdest da waren so Besonderheiten die mir ähm eigentlich jetzt nur wenn ich versuch noch mal dran zu denken so kommen.

10

 

 

L

(--) ähm (-) ja diese- die letzte Szene von dem- von dem Dean oder wie immer man den ausspricht- weiß ich nicht genau ne- äh als er im- eben beschreibt was er da in London erlebt hat- des- diese ganze Sit- Situation die fand ich so befremdlich, aber- also- irgendwie- hm-

 

I

was fandst du jetzt befremdlich?

15

 

L

ja also halt äh mit dieser fingierten Abtreibung da ne? was heißt fingiert also dass- dass äh wo er dann halt n- plötzlich ins Krankenhaus kommt und sie sitzt da einfach ne ähm (--)

 

I

also fing- fandst du des fingiert in dem Sinn dass es- dass d'es dir nicht vorstellen kannst dass jemand des so macht dass *die Frau-*

20

 

L

*nee nee-* nee nee- äh des war- 's war ja fingiert dass sie da- dass- dass sie gsagt hat dass sie- sie is schwanger // ((und so)) wir fahren jetzt zusammen nach- nach London zur Abtreibung ne?

 

I

jaja

25

 

L

des- des war ja die Fik- äh des- des meint ich mit der Fiktion. ähm- ja einfach so des äh wie- (-) mit welchen ja Tricks und Finten eben auch Beziehungen aufrecht ghalten werden sollen oder auch nicht gell also des- hab ich au gedacht Mensch was isch'n des ne

 

I

kam dir sehr fremd vor.

 

L

ähm-

30

I

oder konnt- oder fra- äh

 

 

 

35

 

L

ja ein- einerseits fremd von dieser konkreten Situation auf der andern Seite äh aber eigentlich so die- was ich nicht fremd fand war eben des was ich grad gsagt hab also wie äh- wie Leute versuchen ähm- mit welchen Mitteln Tricks äh- Finten und so weiter äh Beziehungen zu ver- äh am Leben zu halten zu verändern zu beeinflussen und so ja also des ähm ja also 'ne ganz ganz starke Unehrlichkeit natürlich ne dass sie halt einfach sagt äh wir müssen da jetzt hinfahren ne un- und dabei isch nix ja? was- s- was sie damit bezweckt ne

 

I

mhm- kennst du selber so 'ne Sache dass du da mal im Grunde genommen Opfer geworden bist? er wird ja eigentlich Opfer ne? von ihr erst mal.

40

 

 

 

L

ja des war eigentlich auch wieder so 'ne Situation wie- wie diese Erste dass ich jetzt äh- also nich des Gefühl hatte äh konkret die Situation erlebt zu haben ne aber halt einfach so dieses ähm dass da mit- mit Unwahrheiten gearbeitet wird um Beziehungen äh zu beeinflussen ja ich denk des hab ich- hab ich schon au erlebt ich glaub des hat jeder erlebt ne?

45

1

I

mhm. (-) in der Szene gab's da jemanden- also wenn man diese London-Szene nimmt ne da is äh (-) wem- warst du da 'ner Person näher?

(S.8)

L

(-) ihm

 

I

dem Dean- hm was würdst du sagen hat's ausgemacht?

5

 

 

 

L

ähm. ja also spätestens in dem Moment wo des eigentlich klar war dass er äh de- d- dass sie da halt äh versucht hat ihn auszutricksen ne also am Anfang fand ich's eigent- äh stimmt des hat sich gewechselt äh- also am Anfang fand ich eigentlich eher ihn so den eher Rücksichtslosen ne? und sie war halt so (-) in gewisser Weise 's Opfer ne? und dann äh in dieser Szene wo er dann plötzlich ins Krankenhaus kommt- sie sitzt da halt einfach ne äh- ja hat sich das natürlich total umgedreht ne

10

I

aber so- seine Rolle da kenn- die kennst du auch 'n Stück weit?

 

 

L

(-) ähm sagn wer mal nicht- nicht direkt in dieser Form aber halt so des äh -dass mer halt auch plötzlich äh (-) vor überraschende Wahrheiten gestellt wird mit denen man vorher nicht gerechnet hat ne- klar-

 

I

mhm (-) sonst noch Szenen? oder einzelne-

15

L

äh ja was soll ich sonst noch dazu sagen- ähm (---)

 

I

nur so aus der Erinnerung wir nehmen nachher noch n- welche die du angestrichen hast *aber*

 

20

 

L

*ja ja klar-* ähm (-) ja also- wer ähm mich halt so ganz ko- also der war eigentlich eher so 'ne Nebenfigur- dieser Vincente hieß er gell- also den- äh den- den fand ich also immer extrem unsympathisch ne also grad so die Sprache au- die kam ähm- (-) also des war einfach so- so 'ne Figur von de- des 'n Mensch der der is- den mag ich net gell- aber trotzdem denk ich solche Leute gibt's zu Hauf ne

 

25

I

 

ja der spielt ja eigentlich auch 'ne nicht unwesentliche Rolle ne- hast da- ähm- an jemand denken müssen? so den du kennst in Verbindung mit der Person? von dem Vincente? weil du grad sagst ähm solche Leute magst du nicht aber die kennst du zu Hauf

 

 

30

 

 

 

35

 

L

ja die- die gibt's zu Hauf ja ich mein ma hat eigentlich denk ich (--) ja also zumindest mal so äh Wesenszüge von ihm hab ich also bei- Leuten aus meinem Bekanntenkreis au schon erlebt ne? is klar. ja äh nee äh was äh jetzt bei dem Vincente is als er dann äh sich eben unterhält mit der Frau und äh 's drum geht der äh- der Dean wird- wird ihn jetzt suchen ne? also des- also dies- diese Verfolgung des fand ich dann eigentlich auch äh irgendwie ganz witzig hat mir dann- auf der einen Seite isch- wird er quasi gesucht ne und auf der anderen Seite wird äh isses eigentlich in seiner äh in im Ro- im Roman verhält er sich eigentlich nicht so als würde er gesucht ne? sondern er sucht selber- des fand ich eigentlich auch ne ganz witzige Sache ne wo er dann halt äh des völlig verdrängt- des gar nicht auftaucht ja weil er halt einfach selber so im Kopf hat er möchte des jetzt rauskriegen was da passiert ist,

 

40

I

ja man hat nie des Gefühl er ist am Flüchten dann ne- also eigentlich rechnet man ja damit- wenn einer sich aus dem Staub macht dann ähm flüchtet er und er is ja eigentlich-

 

 

 

45

L

ja also des war eigentlich au nur so 'n Punkt jetzt wo ich denk äh (-) des is au so'ne (-) sehr charakteristische Verhaltensweise ja also wie er jetzt praktisch so fascht besessen ist von der Idee äh die Familie Téllez äh kennen zulernen und- und äh zu- zu rekonstruieren was da wirklich geschehen ist- dann als sie dann gefunden wurde ne dass dass ihn das eigentlich überhaupt nicht mehr berührt ne

1

I

mhm. mhm. mhm.(-) noch Szenen so frei?

(S.9)

 

L

(--) also wenn ich so im Ablauf äh gucke (----) ja ich glaub so- so Szenen- die hab ich jetzt eigentlich gesagt- vielleicht kommen- kommen mir einfach so im- im Gespräch noch mal Assoziationen ne?

5

 

I

mhm. ich hab jetzt zu dem was du gesagt hast noch ähm zwei Fragen. bei der ersten Szene kam- kam 's da auch so dass du dich mal gefragt hast wie würdest du eigentlich in so 'ner Situation reagieren?

 

L

jaja also als ich mir halt überlegt äh äh- die Frage wär ich jetzt gegangen auch- äh so wie er 's ja gemacht hat ne oder hätt ich halt 'n 'n Arzt gerufen oder so ne

10

I

hast du dir 'ne Antwort geben können?

 

 

L

(-) äh al- ich halt eigentlich nich so viel davon äh mich- mir ganz konkret auszumalen was ich- was ich gemacht hätte weil- weil ich steck nicht in der Situation ich weiß einfach dass- äh-

 

I

aber du hast so bei der Frage auch nicht für dich 'ne Antwort gefunden

15

 

 

 

20

L

nöh ich- ich - ich ich denk äh- 's 's auf der einen Seite hat ma Schiss vor- äh davor jetzt ertappt zu werden, was dafür spricht sich so wie er aus dem Staub zu machen, und auf der anderen Seite will ma natürlich au äh ja helfen aber man kann nicht helfen also ruft man 'n Arzt, und des sind dann praktisch die beiden Möglichkeiten die ma äh- die einem da zur Verfügung stehen- welche ma jetzt hat des denk- des hängt von der psychischen Verfassung ab in der ma jetzt da grad is ne und deswegen- äh

 

I

also des hast du dir auch *offen gelassen*

 

L

*also des- find ich's* jetzt Quark zu sagen ich hätte so oder so reagiert

 

I

mhm- gut kann man sowieso nicht sagen weil's

 

L

ja

25

 

 

 

30

 

I

fiktive Frage ist ne aber- hm- also- man hätte ja- also ich hab so gespürt bei der Szene so- ich hab- ich empfand ihn als sehr feige als er gegangen ist und da kam mir so dass ich- ich hab mich auch in die Situation reinversetzt hab ich gedacht nee also ich glaub so sang und klanglos gegangen wär ich nicht und so- ich hab schon versucht- oder ich hab seine- des is mir aufgefallen als ich's gelesen hab- dass ich versucht hab seine Handlungsoptionen die er hatte und die er selber sich auch überlegt hat- nimmt er des Kind mit ne ähm dass ich die so wertend durchgegangen bin natürlich nur vor meinem Hintergrund ne?

 

35

 

L

mhm- ja kann man des jetzt bewerten oder auch nicht? denn äh- (-) einige- sicherlich is es in gewisser Weise feige sich davon zu schleichen aber äh- einfach dieses- dieses- so 'ne Situation erst mal zu erleben wenn ma- muss ja erst mal da denk- äh erstmal- des is was so Fremdes dass ich denk es is (-) nicht einfach was äh so zu sagen- was ist die richtige Handlung ne

 

40

 

 

 

45

1

(S.10)

I

 

 

 

 

 

 

 

 

nee ich glaub darum geht- darum geht's mir auch nicht ne? sondern ähm- also ich beneid den überhaupt nicht- ((lacht)) über diese- um diese Situation die er da erlebt hat und ((Naseputzen des Lesers)) ich würd mir auch nicht wünschen in so eine reinzukommen und ich denke es geht auch nicht dass ich ihm- also ob es da ein richtiges Handeln gibt oder nicht ne sondern wie man selber des so für sich bewertet ne und des heißt nicht dass dass ähm dass dass deswegen sein Handeln auch wirklich feige war ne son- mir isses so geko- ich hab's einfach so erlebt beim Lesen ne wie ich gemerkt hab ich hab da- ich war da sehr drin in der Situation und gedacht um Gotteswillen wenn mir so was passieren würd wie würd ich da Handeln und dann hab ich so diese Fragen beantwortet in dem ich seine Optionen irgendwie so so für mich mitbeantwortet hab ne

5

L

ähä- ja also ich mein ja er v- versucht's ja auch indem er am nächsten Abend noch mal hingeht ne 's fand - des fand ich auch sehr nachvollziehbar ne dass er au noch dieses Wissen-Wollen was ist da jetzt passiert ne? ((Naseputzen ))

 

I

dich hat's ganz schön erwischt ne

 

L

ach ja // ((grad so zu der Jahreszeit)) darf ma au mal 'n Schnupfen habn mhm

10

I

kennst du so 'ne Szene wo du mal irgendwo wieder aus- aus so 'ner unklaren Situation rausgegangen bist und noch mal- und dann noch mal zurückgegangen bist um noch mal zu gucken was eigentlich weiter passiert ist? hast des schon mal erlebt?

 

L

äh. fällt mir jetzt grad keine ein-

 

I

mhm

 

L

-spontan

15

 

 

I

jetzt noch 'ne zweite Frage ähm- die ich jetzt noch so dazu stellen möchte is- so über eine Szene hast du gar nicht geredet. und da würd mich interessieren ob's da 'n Grund für gibt, und zwar ist des die Szene mit seiner Frau. oder mit seiner vermeintlichen Ex-Frau *ähm-*

 

L

*okay- die Celia mhm*

20

 

I

die äh ja- du hast sie jetzt nie erwähnt ne und das ist mir jetzt einfach nur aufgefallen und deswegen möcht ich mal nachfragen ob- wie du zu dieser Szene standest oder ob ob's 'n Grund gibt dass du sie nicht erwähnt hast oder dass sie dir sehr weit weg is

 

25

 

 

 

L

ähm- (-) wie hab ich die gelesen- also am Anfang hab i- ha- äh ich hab da au einmal dann zurückgeblättert, äh des dann auch notiert, äh- wo's- wo's da drauf kam- vor allem 's wird ja so so so so plötzlich eingeführt also als er erst der Luisa da nachgeht äh un- un- und beobachtet- also sie beobachtet wie sie da in den Klamotten-Shops äh da rumtapst und plötzlich äh 's rollt bei ihm praktisch diese Erinnerung an die Vergangenheit ab ne also- diese- diese Szene vor 'n paar Jahren wo er da- da dann eben nachts dann äh halt nicht wusste isches- wie heißt se äh-äh äh

30

I

Celia

 

L

Celia un- und jetzt / ((brauch)) ich den anderen Namen Victoria auch ne?

 

I

Victoria.

 

35

 

 

 

40

 

 

 

45

1

(S.11)

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Victoria genau. ja den hab ich jetzt gemeint ähm- also erst mal hab ich nicht so richtig kapiert was des jetzt soll ja? äh und dann fand ich diese Geschichte (-) na fü- für- für sich au wieder relativ spannend, aber ich hatt eigentlich so'n bisschen des Problem ähm die Verbindung herzukriegen zu der anderen Geschichte und ich hab's eigentlich au so relativ schnell gelesen weil ich eigentlich wissen wollte wie die Haupthandlung weitergeht. äh ich- ich- ich fand's schon irgendwie sehr- vor allem wie er dann da nachts in ihre Wohnung geht ne also des fand ich jetzt auch schon- äh ja schon sehr sehr spannend ja? äh aber für mich war des jetzt- (--) des- deswegen denk ich werd ich au des Buch auf- äh- möcht ich's au- 'n zweites Mal au noch mal lesen des isch- äh geht mir oft so wenn -wenn für mich praktisch so 'n- so 'n Hauptstrang isch und ich hab äh des hab ich vorher schon mal kurz an- äh an- andeutungsweise gesagt- ich hab äh also ähm doch eher versucht des Buch so zu lesen wie ich normalerweise 'n Buch les ne an- und weniger jetzt so äh mir zu überlegen (-) wie les ich des Buch in dieser Ausnahmesituation dass da hinterher 'n Interview drüber äh- drüber äh veranstaltet wird ne- *und deswegen*

 

I

*des is mir * sehr recht

5

 

L

und deswegen hab au ja eigentlich an der Stelle doch sehr schnell weitergelesen ne weil ich einfach wissen wollte auch wie - wie äh (-) läuft praktisch diese Erforschung der Geschichte mit- mit der Marta und dann eben auch seine Geschichte mit der Luisa weiter ne?

 

I

mhm. jetzt wo ich dich noch mal drauf angesprochen hab ähm hat dich -s des jet- hat dich des jetzt selber erstaunt dass du die gar nicht erwähnt hast?

10

 

 

 

L

äh ja ich- ich hab se im Prinzip auch einfach wieder vergessen ge? ja ///// mehrere Teile weil ähm (-) ja ich mein gelesen hab ich se natürlich und äh (-) also mir hat se auch Spaß gemacht zu lesen einfach von diesen von der Beschreibung da von der nächtlichen Szene da wo er dann- dann da tagsüber mit dem Auto rumfährt und so (---) ja aber wie gesagt äh

15

I

irgendwie hat se dich gestört in der Haupthandlung

 

 

 

20

L

ja und nein- ja also des war jetzt nicht so dass se mich genervt hätte äh weil des- des hat mir an de- äh des macht mir eigentlich generell Spaß an so Büchern ne dass ich dann- dass dann auch so Handlungen plötzlich unterbrochen werden- was Neues kommt- aber manchmal äh find ich dann so 'ne Haupthandlung so spannend dass ich jetzt erst mal wissen will wie's da weitergeht und dann manchmal 's Buch hinterher noch mal nehm um genau diese- diese Sachen noch mal zu lesen ne

 

I

mhm

 

25

 

 

 

30

L

des werd ich auch sicherlich machen ja also ich hab jetzt- zwar vor- vor dem Gespräch nimmer gemacht äh also ich hab ja gsagt ich hab des Buch vor 'ner Woche schon fertig glesen ghabt äh wann war's- ja genau also Montag vor 'ner Woche äh und seitdem hab ich des Buch nimmer zur Hand genommen hab gedacht nee jetzt äh (-) vielleicht bringt des dir auch mehr wenn des jetzt so der ähm- die Erinnerung is äh ja wie- wie ich mich an des Buch so erinner- und dass i- dass ich mich jetzt also nicht heute speziell noch mal auf des- des Interview vorbereite- ich hätte mir natürlich- mich auch noch mal hinsetzen können und des Buch noch mal zur Hand nehmen ne des hab ich jetzt nicht gemacht ne

 

I

nee um Gottes Willen- also mir geht's auch ähm- man kann sich nicht auf dieses Interview vorbereiten weil es geht ja nicht auf- um 'n Abfragen *von dem Buch*

35

 

 

 

40

 

 

 

45

1

(S.12)

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

L

*nee dann-* dann hätt ich vielleicht au- au- au noch mehr so die- die Sachen im Einzelnen gegliedert für mich so aber des waren jetzt eigentlich eher so diese- diese Episoden ähm wobei mich nich die Geschichte mit der Celia- ich fand se jetzt anders als des was ich vorher erzählt hab von der Szene beim König- die fand ich 'n bissl langatmig ne- die von der Celia die fand ich schon- schon spannend aber 's es war eigentlich dann auch äh die kam zu 'nem Punkt wo ich- ich hab ja vorher kurz gsagt- des war ähm- ich hab also angfangen zu lesen ja an dem Abend noch wo wir 's erste Gespräch hatten- da hab ich's Buch mal so hergenommen, da hab ich glaub ich in den zwei Tagen drauf- am Tag selber äh- am Tag drauf äh sehr schnell hab ich dann praktisch diese ersten gut 100 Seiten äh gelesen gehabt und dann- dann bin ich 'n bissl in der Gegend rumgefahren- des war so'n bissl 'ne zerissene Leben- äh Lesephase wo dann eben auch grad die- die Szene mit'm König kam -s da hat ich dann so bissl des Gefühl ich- ich verlier grad so weng den Lesefaden, und dann bin ich wieder eingestiegen. und dann äh war ich eigentlich auch wieder sehr gefesselt und dann- als ich da au wieder eingestiegen bin da wollt ich eigentlich auch wissen wie's- wie's weitergeht ne

5

 

 

I

mhm. mhm. (-) also mich hat diese äh Szene mit dem König- mir ging's da auch ähnlich- die wird ja ver- so in der Kritik wurde die ja verglichen mit der Dolmetscher-Szene im ähm in Mein Herz so weiß und ich fand die Dolmetscher-Szene wesentlich stärker

 

L

jaja klar

10

I

also wesentlich stärker. gut.

           

        1. Befragte Textstellen
        2.  

(Die Original-Textstellen, die aus dem Roman vorgelesen werden, sind fettgedruckt abgebildet.)

1

(S.1)

 

5

 

 

I

wenn dir jetzt so frei nichts mehr kommt, also du hast noch die Möglichkeit wenn du irgend- noch irgendwas- was wo du dich einfach so dran erinnerst- was du noch sagen möchtest, und sonst würd ich's so machen dass ich jetzt mal kurz 'n bisschen blätter und gar nicht lang verweile und mal so ein zwei Textstellen rausnehm, und ich würd die dir dann noch mal vorlesen, und du hörst sie dir einfach noch mal an,- also welche die du angestrichen hast, und ähm würd dir dann noch mal Fragen dazu stellen ja? also ich werd's jetzt eher so'n bisschen- guck mal kurz- du hast ja eher seitlich angestrichen ne nicht unterstrichen gell?

 

L

ja

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

I

(-) ich würd dann einfach damit ich beim Transkribieren dann ähm (--) die Seitenzahlen mit angeben wo des ist dass ich 's dann nachher im Roman schneller wiederfinde mhm. mhm, jetzt hast du zum Beispiel ziemlich am Anfang (---) was angestrichen 's is auf Seite 23- ich les es dir noch mal vor, und ähm (-) du hörst es dir mal nur an. ja? und ich geb dir kurz den Kontext des is also so wo er bei der Marta is und sie lebt noch. ne und er merkt- sie hat ihm aber schon gesagt dass es ihr schlecht geht und er fragt sie ob sie den Mann anrufen möchte und ähm nach diese Frage reflektiert er und des hast du angestrichen und des les ich dir jetzt vor, Wir ertragen nicht, dass unsere Nächsten über unsere Nöte nicht auf dem Laufenden sind, wir ertragen nicht, dass sie uns immer noch für mehr oder weniger glücklich halten, wenn wir es unversehens nicht mehr sind, es gibt vier oder fünf Personen im Leben eines jeden, die über das, was uns gerade passiert, im Bilde sein müssen, wir ertragen nicht, dass sie weiter an etwas glauben, was nicht mehr ist, nicht eine Minute länger, dass sie glauben, wir wären verheiratet, wenn wir Witwer geworden sind, dass wir noch Eltern haben, wenn wir Waisen geworden sind, dass wir Gesellschaft haben, wenn man uns verlassen hat, oder dass wir gesund sind, wenn wir krank sind. Dass sie glauben, wir leben, wenn wir gestorben sind. Aber dies war eine seltsame Nacht, vor allem war sie das für Marta Téllez also des hast du angestrichen. vielleicht kannst du mir mal kurz sagen mal gucken ähm was du äh als du des jetzt noch mal gehört hast was dir da gekommen ist?

30

 

 

 

35

 

L

ja ich kann mich eigentlich so- an an die Situation- äh also ich glaub ich kann mich an die Situation erinnern als ich die Sa- gelesen und angestrichen hab ähm (-) und des war eigentlich 'ne sehr persönliche äh Sache (-) des ähm ja 's er beschreibt da- oder 's 's geht ihm ja da drum ähm es passiert was, also 'ne Veränderung, und äh (-) ja aber er erträgt nich dass die- die Leute hm- von denen man eigentlich das Gefühl hat sie stehen einem nahe des- des so äh nicht mitkriegen- nicht wissen ja?- und des isch eigentlich was was ich zuletzt au erlebt hab'ne? also insofern find ich des sehr persönlich ((Band-Ende))

 

I

was jetzt so im Zusammenhang auch mit der Trennung und mit deinen Kindern und ähm wo du sagen würdest des- das da so Erinnerungen kamen

40

 

L

 

mhm also ich- ich denk die- die meisten Anstreichungen die hab ich wirklich als- als äh jemand gemacht der (-) der persönliche Attributionen hatte jetz- em- em- sag mal nicht als Literaturwissenschaftler ne der dann des Buch analytisch gelesen hat ne

 

I

's geht mir auch eigentlich mehr um des Persönliche

1

(S.2)

 

L

 

jaja- ja- also des- des war so also 'ne Situation wo ich gedacht hab Mensch äh (-) / ((irgendwie)) so 'n gewisses Gefühl von Alleinsein halt auch ne dass des äh dass ma auch Sachen erlebt oder was entwickelt und äh die Leute von denen man eigentlich das Gefühl hat äh oder- oder sich wünschen würde dass die also was teilnehmen die- die kriegen des zum Teil gar nicht mit ne

5

 

I

mhm also er schreibt des ja auch sehr dringlich oder sehr ich find des hat was sehr ja auch sehr Menschliches ne was sehr Nahes- und als du des jetzt noch mal gehört hast?

 

L

ja ich hab ja gsagt ich hab mich ja eigentlich äh-

 

I

kam dir so die- eher so die Erinnerung wie's dir beim Lesen *kam* auch

10

 

 

 

15

L

*ja* also ich- ich konnt mich wirklich an die Situation erinnern also des- des war jetzt für mich einfach 'ne se- Textstelle wo ich genau gewußt hab die- die- äh die hab ich da gelesen und da hab ich des gedacht ne- ich mein ich- wir können des ja schauen- ich glaub ich hab- hab was aufgeschrieben- was ich mir dazu aufgeschrieben hab- was war des Seite 23 gell? jetzt guck ich des grad mal- also ich mein bei 'n paar Sachen- nee hab ich nich- nee ///

 

I

mhm (-) aber so wo du ganz- ganz klar sagen würdest irgendwie ja des is so 'ne Stelle die hat eben auch ganz viel mit mir zu tun-

 

L

mhm

 

I

mhm und mit 'ner Situation -m die du eigentlich im Augenblick auch so erlebst.

20

L

mhm

 

I

mhm sind dir da irgendwelche Bilder gekommen?

 

 

25

 

 

 

30

L

(--) ja de- äh also- war letztendlich schon so die- die Krise wo ich letztes Mal auch erzählt hab die- die ich so in letzter Zeit in so 'ner Beziehung hatte ne wo ich halt auch teilweise ziemlich- äh ziemlich wütend war (-) als so meine Lebensgefährtin dann irgendwann sich- sich geweigert hatte Sachen von mir wahrzunehmen und- und äh des- de- de- also dies- dieses aktive Sich-Weigern auf der einen Seite und dann wieder aber au so zu erleben dass äh ja -m Freunde- oder dass manche des einfach doch nicht mitkriegen ja? das ma praktisch äh (--) gut dass ich 's Gf- für mich den Eindruck hatte ich muss aktiv da die Leute ansprechen ich kann nicht einfach davon ausgehen dass halt äh des was sich bei einem entwickelt dass des halt alle so mitbekommen.

 

 

35

 

 

 

40

 

 

 

45

1

(S.3)

I

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mhm. mhm. (10 Sek.) da is auf Seite 53 'ne weitere Stelle angestrichen ähm was zunächst in dem Zusammenhang- ähm sie ist jetzt schon gestorben, die Marta des is eben noch in dem ersten Teil eben, den hast du angestrichen- ich guck mal wo ich- ich les mal- des is 'n sehr langer Satz- ich les 'n nicht ganz von An- oder ich les ihn ganz von Anfang und sag dir was du angestrichen hast ja? Und was dann, morgen würde ihn niemand hinbringen, da geht es um den Kleinen ja? es konnte aber auch sein, dass Marta morgen überhaupt keine Vorlesung hatte oder nur nachmittags und dass bis dahin niemand in der Wohnung erschien, die Vorstellung früh aufstehen zu müssen, hatte ihr anscheinend nicht zu schaffen gemacht, und sie hatte erwähnt, dass sie an manchen Tagen vormittags und an anderen nachmittags unterrichtete, und auch nicht an allen Wochentagen, an welchen und und jetzt fängst du an zu unterstreichen- oder anzustrei chen- ob es Sprechstunden waren, die sie vor- oder nachmittags hatte, daran erinnerte ich mich nicht mehr, wenn jemand tot ist und nichts mehr wiederholen kann, wünscht man sich, man hätte auf jedes Wort geachtet, fremde Stundenpläne, wer hört da schon hin, Vorgeplänkel.

wenn du des jetzt so hörst kommt dir da irgendwas?

5

 

L

da kann ich mich jetzt also anders als bei ersten Szene eigentlich nicht an die Situation erinnern wo ich des angestrichen hab also was mir jetzt eigentlich noch so äh- (-) die Interpretation die- die - die ich dir jetzt sag- die- die kommt von jetzt ja des is eher so-

 

I

nur was dir kommt wenn du 's hörst.

10

 

 

 

15

 

 

 

20

L

jaja ähm. also des- irgendwas is weg- is unwiederbringlich weg und äh dass mer in dem Moment wo ma des realisiert, dass was weg is äh (--) ja wie soll ich sagen (-) plötzlich merkt mer ma hat was falsch gemacht. (-) ne also äh- ma- ma- man kann's nicht mehr wieder gut machen also äh des 's geht da ja praktisch um des Wissen äh um Zusammenhänge in- in Martas Leben- dadurch dass er sie nicht erfragt hat als sie ähm noch gelebt hat- gut er könnt's natürlich auf 'ne andere Art und Weise rekonstruieren aber darum geht's jetzt- geht's jetzt bei der- bei meinen Assoziationen jetzt gar nicht ne son- also dass er- es isch was versäumt äh- er hat was versäumt zu tun was ihm wichtig wäre und dadurch dass er's versäumt hat äh- hat er praktisch 'n nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen ne? des is- und des wa- war wahrscheinlich auch der Punkt weshalb ich's anges trichen hab 'ne also dass er- dass er des äh- ja Scheiße verseckelt gell- jetzt kann er nichts mehr machen- 's is jetzt so.

 

I

mhm- also du würdest auch sagen dass des was mit dir zu tun hat.

 

L

mhm also in dem Sinne sicherlich ne

 

I

aber is dir auch nicht konkret was gekommen

25

 

 

 

L

äh- nee- ich hab jetzt äh- wie gesagt ich- ich konnte mich jetzt grad also du mir vorgelesen hast au nich an die Situation erinnern wo ich angestrichen hab aber jetzt wo ich so etwas nachdenk kann ich mir einfach vorstellen dass da wahrscheinlich 'ne ähnliche- (-) was war's 53 gell- ich- ich hab nicht bei allen Sachen was dazu geschrieben- 'n paarmal hab ich was aufgeschrieben äh paar Mal auch nicht (-) nee- nee. eben weil eher so im Sinne von Lesetagebuch was du au gesagt hast (--)

30

I

hast du eigentlich wenn du des so angestrichen hast- des is so quasi wie unterstrichen mit so Klammern

 

 

35

 

 

 

L

 

 

 

 

 

hm ja des is eigentlich von- von mir so dass ich eigentlich relativ ungern in Texten selber rummach weil ich mich sehr ungern- äh Texte les wo- wo ein so'n Begriff- also des is 'ne Formsache die ich nicht sehr- also an- an Büchern die ich mir in der Bibliothek ausleih nervt's mich also wahnsinnig wenn- wenn einzelne Worte unterstrichen sind- mach's eigentlich jetzt nicht nur bei den Sachen sondern generell äh eher so dass ich wenn ich Sachen mal anstreich am Rand anstreich und dann isch des- des Bild als solches jetzt äh zu erhalten. ne? gut gelegentlich hab ich schon ma 'n einzelnes Wort au angestrichen- aber eher weniger des- (---)

40

 

 

 

45

1

(S.4)

 

I

 

 

 

 

I

jetzt sind noch zwei Stellen die ich dir gern noch vorlesen möchte ja? des is jetzt auf Seite 103 da is- die 's is die Szene ähm der Beerdigung. und des is ja ähm da äh wendet er sich diesem Grab zu. und da hast du jetzt unterstrichen, ähm also es geht los- die Grabinschrift ja? auf einem nahegelegenen Grab aus dem Jahr 1914 zu lesen darauf wandte er sich ab- jetzt kommt des Angestrichene >all jene die von mir reden kennen mich nicht<, lautete die erste der zehn kurzen Zeilen (sie waren in Prosa), >und da sie reden verleumden sie mich; die mich kennen, schweigen, und da sie schweigen, verteidigen sie mich nicht; so verwünschen mich alle, bis sie mir begegnen, doch wenn sie mir begegnen, kommen sie zur Ruhe und retten mich, obgleich ich selbst nie zur Ruhe komme.<

5

 

 

 

10

L

mhm. ja des fand ich eigentlich ne äh- sehr eindrucksvolle Beschreibung des- diesen Grabspruch den fand ich sehr eindrucksvoll ähm (-) ja weil da eigentlich 's äh sich diese- (-) thematisiert wie man von- von anderen Leuten wahrgenommen wird (-) so dies dies verleumden und äh immer auch so äh des was ich vorhin in 'nem anderen Zusammenhang schon mal angesprochen hab- also dieses praktisch so nix- eigentlich nix machen können äh in der Meinung der anderen über einen. das mer eigentlich so der Meinung der andern ausgeliefert ist ja

 

I

war des auch des was du- was du beim- kannst du dich erinnern ob des beim Lesen auch so deine Gedanken waren?

 

L

mhm. mhm also an- an de- an die Passage kann ich mich noch sehr gut erinnern

15

I

würdest du sagen dass des was mit dir zu tun hat

 

L

mhm

 

I

und würdest du auch sagen dass dir da was konkret einfällt zu?

 

20

 

 

 

25

L

ja- ganz konkret- also auch wieder so diese Erfahrung die ich da zuletzt gemacht hab ne wo ich jetzt einfach da in Waldshut ziemlich Ärger hatte ne und eigentlich auch 'n 'n -un also sowohl in beruflicher als auch im Persönlichen in in der Beziehung ne und ich da auch manchmal des Gefühl hatte ja des was äh was mir eigentlich vorgeworfen wird des hat mit mir weniger äh- und nicht nur mit mir zu tun sondern auch mit Bildern die- ja gut mit dem was die Leut die mir Vorwürfe machen äh für ungelöste Geschichten haben da- (--) also des äh- des weiß ich eigentlich sehr genau dass des mir mir durch den Kopf geschossen is als ich des gelesen hab

 

I

mhm ///

 

L

/// (---)

 

30

 

 

 

35

 

 

 

40

I

 

 

 

 

 

ja da beschreibt er seine ähm (-) jobliche Geschichte ne? und das ist glaub ich im- wie er sich überlegt- mit der Familie und wen er da- um in Berührung zu kommen un wen er anspricht ja in dem Kapitel is des ähm- so ein Monat nach dem Tod von der Marta wo er sich dann an den- ja an diesen Freund da wendet. des hast du angestrichen, und ich habe folglich als Neger des Negers fungiert oder als Ghostwriter des Ghostwriters, wie man in anderen Ländern sagen würde, als Double eines Ghostwriters oder Double eines Negers, als Double eines Niemands. Das ist in meinem Fall nichts Ungewöhnliches, da ich die meisten von mir verfaßten Drehbücher (vor allem die für Fernsehserien) in der Regel nicht firmiere: Der Produzent oder der Regisseur oder Schauspieler oder die Schauspielerin zahlen mir meist ein gut bemessenes Extrahonorar dafür, dass mein Name im Nachspann durch ihren ersetzt wird (so fühlen sie sich mehr als Urheber ihrer Streifen), und das macht auch mich bei meiner derzeitigen Hauptbeschäftigung, diesem Quell beträchtlicher Einkünfte, zum Neger oder Ghostwriter.

 

L

ne- da hab ich's Ganze angestrichen was du

 

I

ja

45

L

vorgelesen hast

1

I

hast du alles angestrichen

(S.5)

 

5

 

 

 

10

L

ähä- kann ich mich jetzt auch wieder weniger dran erinnern äh also- was mir jetzt halt einfach kommt is so dieses Gefühl ähm (-) dass er sich überlegt we- was ist er überhaupt ne also des äh in dem Zusammenhang dann mit dem was ich vorher schon gesagt hab- dass er am Anfang eigentlich wirklich jemand is der äh ja aus der Geschichte quasi draußen steht ja sondern nur ja eben ein Niemand ja- und äh eigentlich erst sehr- sehr viel später dann auch wirklich einsteigt und äh reintritt ähm und ja äh da beschreibt er eigentlich auch so 'ne Rolle von jemandem der hm ja so'n bisschen am Rande der Gesellschaft steht ne aber von- von niemandem als äh eigene Person wahrgenommen wird ne

 

I

und ähm warum hast du des angestrichen?

 

 

L

ähm ja des warum wa- wa- weiß ich nicht mehr genau weil ich mich da an die Situation im Gegensatz eben zu den anderen beiden Szenen- jetzt nicht erinnere wie ich da gesessen bin dass ich 's angestrichen hab ähm

15

I

würdest du 's jetzt wieder anstreichen?

 

L

hm ja als- also des mit dem so- s- ich bin ein Niemand des fand ich also schon sehr- sehr prägnant

 

20

I

mhm. (-) aber is ja immer die Frage warum man eigentlich- manche Stellen streicht man an manche streicht man nicht an ne und ähm- also kennst du von dir so 'n Gefühl mal ähm- dass du mal ähm was du schon hattest mein Gott bin ich ein Niemand? //*//*

 

 

25

L

ja des- also des praktisch nicht registriert wird was man macht, oder sich da äh- wie er's auch beschreibt äh andere Leute mit äh eben fremden Federn was mir- mit denen die eigentlich mir gehören würden äh schmücken und das is 'ne Sache die ich glaub ich schon recht- recht häufig erlebt hab und wahrscheinlich ich's deswegen auch angestrichen hab

 

 

30

 

 

 

35

 

 

I

 

 

 

 

 

mhm. -s is doch noch eine weil die wollt ich eigentlich ursprünglich nehmen aber die hat ich überblättert vorhin und zwar geht 's um die Beschreibung ähm des Bruders da geht's auch so um diesen Giamo der Bruder von der Luisa und Marta da hast du angeschrieben- angestrichen des ist jetzt auch wieder grad ein Satz, ähm ich konnte an ihm keine Ähnlichkeit mit Marta und folglich auch nicht mit Luisa feststellen, als wären Väter bei der Zeugung ihrer Jüngsten stets mit weniger Aufmerksamkeit und Eifer bei der Sache und nachlässiger in dem Augenblick, in dem es darum geht, die jeweilige Ähnlichkeit auf sie zu übertragen, weshalb dann irgendein launiger Vorfahr zum Zuge kommt, der auf einmal die Gelegenheit sieht, seine Merkmale auf der Erde zu verewigen, und dazwischenfunkt, um sie jemandem zu verleihen, der noch nicht geboren ist, oder besser noch dem, der gerade gezeugt wird

40

L

mhm ja da kann ich mich auch noch dran erinnern- des fand ich einfach äh total witzig beschrieben des war jetzt eigentlich was- was wo ich weniger das Gefühl hatte des hat mit mir zu tun, ich fand einfach die Beschreibung total witzig

 

I

mhm. also mehr so 'n- als ästhetischer oder literarischer Aspekt

 

L

ja. ja,

45

1

I

gut ähm würd ich- is dir so jetzt- in dem ich dir jetzt noch Textstellen vorgelesen hab- is dir da jetzt noch mal irgendwas gekommen, wo du denkst des is so was da hätt'ste jetzt noch- würdste gern noch drüber reden?

(S.6)

 

5

 

 

 

10

L

nee ws- m- was mir eigentlich eher gekommen ist- was ich so ähm des was ich mir auch schon au vorgenommen hab während der Lektüre- während dem Anstreichen was weiß ich also äh dass des für mich kein Buch ist was ich- was ich einmal les und denk haja ja war nett und- und dann des wegstell ne sondern des Buch auf jeden Fall noch mal- noch mal hernehmen werd äh weiß nicht ob ich's als Ganzes les oder eher jetzt mal so eben auch die Sachen die ich mir angestrichen hab noch mal anschau- oder vielleicht auch so die drei vier Seiten drum rum noch mal les, um auch den Kontext zu haben, also des äh is eigentlich ja des was mir jetzt da gekommen ist also da noch mal verstärkt die Lust da zu spüren

 

2.1.3.3 Aktuelle Lebensthematik

1

(S.1)

 

5

 

 

 

10

 

I

mhm. gut. ich komm nachher noch mal auf des Buch zu sprechen kurz ja aber ich würd jetzt noch mal ähm also wir haben ja jetzt wirklich viel über des Lesen des Buches auch geredet und- also ich stell mir ja die Frage ob so des Lesen oder die- ob- des is die Frage meiner Untersuchung, und auch die Art wie jemand liest und die Bücher, die er auch liest ähm ob die in irgend 'ner Form mit seinem Leben zusammenhängen des is so meine Frage. und jetzt haben wir ja ganz- eben viel über's Buch und über's Lesen geredet auch im ersten Gespräch ja und jetzt würd mich noch mal ähm- weil mich wirklich noch'n paar Sachen interessieren oder ähm- wollt ich dich fragen ob du so'n bisschen was über dein Leben erzählen könntest und zwar so- wo du sagen würdest dass du im Augenblick stehst- also was so Lebensthemen für dich ähm im Augenblick so im Vordergrund stehen was dich da so beschäftigt und ähm wie du so selber deine momentane Situation so als Lebenssituation beschreiben würdest.

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

L

ich weiß net ich hab's ja 's letzte Mal ja schon äh- schon erzählt dass ich da im Augenblick eigentlich ziemlich so im- im Umbruch bin dass ich halt einfach zwei- also sowohl beruflich als auch äh- privat bei mir äh ja das was ich in letzten Jahren als- als- als Anker hatte irgendwie halt plötzlich gelöst also die Kette zu diesen Ankern ne? des heißt also ich- ich bin jetzt eigentlich in 'ner Situation wo ich mir ä einerseits äh (-) mich beruflich- mir drüber klar werden muss mach ich da weiter wo ich bisher war oder- oder mach ich was- was-was völlig anderes, und zum andern halt auch so jetzt persönlich mit der Situation ähm- Beziehung am Ende. und die Auseinandersetzungen dazu (-) und ähm ich hab ja auch 's letzt Mal schon gesagt dass ich im Augenblick eigentlich relativ viel les ja? und (-) äh gut des sind teilweise Bücher die ähm die i- aber- äh- aus ästhetisc hem Genuss auch les, ja und andere Bücher jetzt wieder wie der Marias oder auch des hab ich au grad äh schon erwähnt dass ich eben diesen Zauberbaum von Sloterdijk noch mal gelesen hab -s war äh ein oder zwei Bücher vorm Marias noch, ähm des auch Bücher sind die- die mich doch auch äh (-) anregen über mich selber nachzudenken ne und äh (-) ja insofern denk ich is mir die Lektüre von 'nem Buch au wichtig

30

 

I

also dass du so's Gefühl hast für dich sind im Augenblick so deine Themen irgendwo 'ne Neuorientierung und ähm also was Beruf angeht und was Familie angeht oder Bindungen angeht oder Beziehungen angeht und auch aber ähm so was wie (-) ja- Lösen.

 

35

 

 

 

40

 

 

 

1

L

 

 

 

 

 

 

 

 

L

L

ja äh einmal- einmal lösen aber äh sch- stärker vielleicht auch noch äh so Reflexionen über des was in den letzten Jahren bei mir war. und mal auch gucken ne also wo- ja es sind 'n paar Sachen eben nicht so gelaufen ja wo äh sind da jetzt auch meine Anteile dran ne die jetzt- was weiß ich in meiner Person begründet sind oder au Fehler die ich gemacht hab ne und wo ähm bin ich halt- sa mal auch zum Teil durch Pech in irgend 'n- in irgend 'n Mist reingeraten also wie ich- das is eher da äh bei der beruflichen ja vielleicht au Auseinandersetzung mit der Schule ansehen oder wo ich eigentlich schon so der Meinung bin da hab ich wirklich einfach verdammt viel Pech gehabt ne- dass ich da einfach zum (--) ja zum Bauernopfer wurde und des hätte auch jeder andere der da an meiner Stelle gewesen wär- dem hätte des passieren können ne dass ich weniger des Gefühl hab des- dass ich da Ärger bekommen hab- ja hängt- sicherlich hab ich's vielleicht durch die eine oder andere Ungeschicktheit verstärkt oder so aber dass es jetzt nicht unbedingt nur Fehler waren die ich gemacht hab.

(S.2)

 

I

würdest du sagen- also alles in allem äh scheint dir das Buch ja doch sehr gefallen zu haben. ne würdest du sagen dass des auch was mit deiner Lebenssituation zu tun hat dass dir des Buch jetzt so gefallen hat?

5

 

 

 

L

möglicherweise ja- also weil- wie gesagt so diese Fa- diese paar Sachen die ich da angestrichen hab des waren auch Sachen wo ich endlich so schon äh (-) dazu kam dann nachzudenken über Sachen die ich selber erlebt hab also so eigene Lebensgeschichte ne (-) und gleichzeitig aber trotzdem- ja dass ich's Gefühl hab des- des war au 'n ästhetischer Genuss ne

10

 

 

I

mhm. mhm. also auch so'n bisschen von außen drauf dann. mhm (-) ja er kann schon wahnsinnig gut erzählen er hat dann auch immer wieder so Humor drin // das war ja das Letzte noch was ich dir vorgelesen hab des war wirklich so- kernig ne gut.

2.1.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L: gut

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: eigentlich der Ich-Erzähler, der für mich die stärkste Identifikationsfigur war

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: die Luisa, der Ich-Erzähler

I: Konnten Sie mit diesen Personen auch gut mitfühlen?

L: ja, vor allem mit dem / ((Ich-Erzähler))

I: Gab es Personen /eine Person, die Ihnen in ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: eine Randfigur / ((Name)) mit dem Dean hatt ich am Anfang Schwierigkeiten- des war für mich 'ne Figur- zu dem hab ich jetzt keinen Draht ne der wurd mir eigentlich erst in dem Moment sympathisch- ganz am Schluss als er der //- dass sie hintergangen wurde (I: ja der wurd am Anfang- durch seine Abwesenheit hat der auch was sehr Weites- der is bei mir auch sehr spät aufgetaucht.) beim Essen wird er ja sehr stark angegriffen da hat ich dann schon auch gewisse Sympathien für ihn empfunden- also diese Angriffe vom Vater fand ich völlig überspitzt aber trotzdem war er für mich also keiner mit dem ich anfänglich ///

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben? Können Sie diese kurz beschreiben und sagen, welche Bedeutung diese Stellen für Sie hatten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben, an was Sie dabei denken mussten?

L: da müsste ich mich hauptsächlich wiederholen der rote Faden war für mich in der Rekonstruktion der Geschichte der Marta erste Szene Tod- zweite Szene Beerdigung- dann geht's weiter eigentlich mit dem Essen ne wo er mit der Familie da zu tun hat und dann schließlich die Begegnung mit Luisa- des waren also so für mich die- die Szenen die jetzt so diesen Handlungskern geprägt haben- die andern waren eigentlich eher die Geschichten drum rum. sei's die mit /- sei's die mit Celia // äh die Szene am Schluss wo er die Geschichte mit Dean in London beschreibt führt zwar auf der einen Seite zusammen // ja die Geschichte auch mit 'nem Tod endet ne dem von der Eva also insofern 'ne Parallelität aber des war irgendwie 'ne andere Handlung

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: ja also ich war eigentlich überrascht dass die ähm als er die Luisa schließlich getroffen hat dass es dann so schnell klar war dass /// gerade da war ich hab eigentlich gedacht dass das vielleicht ganz am Schluss des Romans mal rauskommt ich glaub das hat mich überrascht dass des dann so schnell ging, überrascht hat mich eigentlich schon dass was wir am Anfang schon hatten dass er sich da so davon schleicht- hätt ich jetzt nicht gedacht obwohl ich ihn- wie soll ich sagen- also nicht verurteile ja also diese ganze Geschichte mit der Celia dass die da plötzlich so'ne Rolle spielt. also das da diese Erinnerung an seine Frau da rein kommt- des war für mich- deshalb hab ich's vielleicht vorher auch nicht so erzählt. hätt ich eigentlich nicht so gedacht- hat ich nicht mit gerechnet dass so was kommt aber gut man weiß es halt nicht- je mehr ma drin gelesen hat // plötzlich neue Geschichten noch mit rein kommen // womit man eigentlich überhaupt nicht rechnet

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten? Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: Hab ich ja grad eben schon gesagt also diese Geschichte von der Celia

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

L: nein

I: Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

L: ja eigentlich nur so dass ich diese Szene /////

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: ja eigentlich schon also ich hab mich sehr darauf gefreut das Buch zu lesen ///

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

L: ja // die vielen sehr langen Sätze (---) dass er eigentlich sehr viel über die Reflexionen / des hängt natürlich mit diesen langen Sätzen zusammen- dagegen wenn du jetzt nur äußere Begebenheiten beschreibst dann nimmsch eher kurze Sätze- dagegen wenn du beschreibst was gedanklich in einem abläuft dann kommt des und dann wieder des- dann kommt noch da was dazu- dann isch des praktisch so 'ne Kette wo immer 'n neues Glied noch dazu gefügt wird ohne dass man am Anfang genau äh weiß- wenn man anfängt wo's Ende ist ich find des auch sehr schön sprachlich rüber gebracht

I: bist du mit dem gut klargekommen /////

L: es ist nicht des erste Buch des ich von ihm gelesen hab ich weiß halt dass er so schreibt ////wo man noch mal an den Satzanfang zurück muss- und das -s schon 'n Buch was auch Konzentration beim Lesen erfordert is klar- es ist kein //// halbmüden Zustand noch wegziehen kann

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: ja Leuten die Spaß an Literatur haben- sicherlich nicht jemandem der wenig liest- grad eben auch wegen dieser langen Sätze- Mein Herz so weiß hab ich 'ner Bekannten mal die nicht so viel liest gegeben und die hat sich schon sehr beklagt

I: Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: ja wie gesagt Leute die selten so Literatur lesen oder eben //////// wo einfach sehr viel im Kopf passiert auf der Handlungsebene- ich find des sehr spannend ///

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

L: ja

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: ja also spannend auf jeden Fall- ganz klar ähm dann auch sehr philosophisch- sehr gelungen geschrieben also von der Sprache her und von der Konstruktion also es gibt auch Bücher die spannend sind obwohl sie unter alles Sau sind vom Stil her ////// ((da ist einfach die Handlung spannend man will wissen was passiert)) hier liegt eigentlich die Spannung in der Beschreibung in dem was im Kopf von ihm passiert. natürlich schon wissen- wird er entdeckt als derjenige der beim Tod von Marta zugegen war oder nicht des ist natürlich schon auf der Handlungsebene 'ne spannende Frage aber genauso spannend was bei ihm da passiert

B Skizzierung des Rezeptionsverlaufs

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: genau zwei Wochen

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: ich hab's Buch angefangen noch an dem Abend wo wir uns unterhalten hatten nachmittags und hab eigentlich sehr schnell- ich glaub an zwei oder an drei Tagen die ersten gut hundert Seiten gelesen ((blättert)) 9.2 bis zu der Beerdigungsszene, 10. 2. Seite 100 und dann bin ich so in der zweiten Hälfte dieser Woche- bin ich dann in der Gegend rumgefahren //// im Zug hab ich 'n paar Seiten gelesen- des war wo des parallel gelaufen is ////////// des fing ja schon an dem Mittwoch an- an dem Dienstag an dem zweiten Tag wo ich angefangen hab hab ich wahnsinnig viel gelesen- des war dann am 10.2. da war ich auf Seite 130 ne- ja dann war's eigentlich so'n bisschen verrissen über mehrere Tage und da bin ich dann auch irgendwann- dass ich da wieder eingestiegen bin- bin ich dann noch mal zurückgegangen des war dann- also wir gesagt diese Königs-Szene die hat sich über sogar über mehrere Tage sogar hingeschleppt ja des lag auch daran das s ich halt da nie so richtig die Ruhe gefunden hab zu lesen (I: und gegen Ende war's wieder) ja da war ich dann auch des Wochenende auf 'ner Berghütte ////// des Wetter auch eher schlecht war ///// Montag //// nee an dem Sonntag hab ich's noch fertig gelesen des war dann Sonntag nachmittags dann auf der Hütte

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

L: war ein Wochenende wo ich gar nicht gelesen hab weil ich unterwegs war

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: nein

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

L: leicht gefallen in dem Sinne dass ich immer sehr motiviert war zu lesen dass ich total Lust hatte aber des was ich vorher schon gesagt hatte- des hat halt Konzentration erfordert des war jetzt nicht so dass ich da absolut locker flockig so ///

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: ja

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: hmh (verneint) also unterbrochen hab's eigentlich immer nur durch äußeren Anlass oder vor Müdigkeit am Abend //// Licht ausmacht und schlafen

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie "Vorfreude auf das Buch" wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: ja des war eigentlich von Anfang an schon also ich hab ja auch schon erzählt- ich hab die Szene- so wie ich se in Erinnerung hatte- die ich da mal in der Zeitung gelesen hatte- ich hab se nicht wieder gefunden aber ich hatte einfach Lust des Buch zu lesen auch vorher wie ich da was drüber gehört hatte und wir uns da drüber unterhalten hatten oder ich auch schon als ich des Buch- hab ich ja gesagt- also ich hab immer- als ich mir beim Jos Fritz geholt hab hab ich mal so die ersten zehn Seiten gelesen- hab aber weil ich 'n anderes Buch grad noch am Lesen war hab ich des erst fertig gelesen /// ich freu mich drauf des Buch jetzt zu lesen und des war dann eigentlich auch nachdem ich ähm 'n paar Tage- wie ich vorher gesagt hab- weniger dazu gekommen war und dann zu Beginn der zweiten Woche wieder 'n bissl mehr Zeit- hab ich gedacht jetzt freu ich mich auch drauf wieder bissl intensiver an dem Buch zu lesen

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: nee

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: ja- nöh des war nicht so- also nicht direkt- und zwar des hat vielleicht dazu beigetragen dass ich mich auf des Buch gefreut hab aber des war jetzt nicht nur wegen dem Klappentext sondern des war so die- ja ich- ich (I: du hast ja vorher auch schon was drüber gelesen) ich hab ja gesagt ich bin ich Buchhandlung gegangen und hab einfach geschaut ob's schon raus is weil ich ja gewusst hab des kommt jetzt

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken? Wenn ja, wo?

L: ja also grad am Anfang und dann am Schluss auch wieder (I: des kennt man ja es kann dann drum rum passieren was man will man kriegts manchmal gar nicht mit ne)

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewusst gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: ich versteh die Frage jetzt nicht ganz- ja des war jetzt eigentlich nie so dass ich- obwohl ich vorher gesagt hab des waren sehr viele Passagen die ich äh- die bei mir was ausgelöst haben an Fiktion- dass ich jetzt so des Gefühl gehabt hab ich versink jetzt in 'ner Welt und // ((würde mich)) da der so hingeben- und müsste dann quasi auch wieder draus gerettet werden //// (( also so war des net)) sondern- ich glaub die Distanz hab ich einfach dass ich ganz genau weiß des is jetzt eben Fiktion des is Belletristik und-

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: ja ich hab mit den Leuten bei denen ich jetzt halt wohn /// am Anfang von dieser Szene bei der Marta- bei Martas Tod hab ich noch erzählt ja weil mir des total Spaß gemacht hat und dann hab ich auch meiner Tochter die- mit der ich jetzt da eben dieses eine Wochenende auf der Berghütte war- die is 15- liest auch sehr viel aber ja gut //ich denk des is jetzt auch noch 'n bissl früh für sie- der hab ich aber auch so kurz des Buch erzählt /// zusammengefasst weil des war je eigentlich die Zeit wo ich dann schon relativ weit war

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: danach jetzt eigentlich nicht nee

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: ich hatte ja gesagt- die Leute bei denen ich zur Zeit wohn die- denen hatte ich erzählt dass ich des Buch les und /////// wie's grad läuft so mir der Lektüre

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: nein

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: nein, also die Rezension in der BZ die ich gelesen hab die war glaub ich kurz bevor ich's angefangen hab zu lesen

2.1.5 Vorauserzählung

Victor hat Luisa immer schon beobachtet als sexuell attraktive Frau. Er wird versuchen, sie an Martas Stelle zu setzten, den mit Marta nicht vollzogenen Liebesakt mit Luisa zu vollziehen. Vermutlich wird er das erworbene Vertrauen der Familie nutzen, um Luisa immer wieder zu sehen. Martas Bild verschwindet. Er kann sich kaum mehr an ihre Züge erinnern à sie sind durch Luisas ersetzt. Allerdings - im Unterschied zu Marta - hat die Beziehung noch ein Vertrauensverhältnis zur Grundlage. Victor kennt Luisas Lebensverhältnisse. Er kennt ihre Fürsorge um Eugenio. Sie werden sich beide um den Kleinen kümmern. Am Ende erzählt Victor Luisa die Geschichte von Martas Tod.

2.2 Datenmaterial: Frau B.

2.2.1 Interview zur Lesesozialisation

1

(S.1)

 

5

 

 

 

10

I

erzählen was so wenn Sie mal so ihr Leben bis in ihre Kindheit zurückverfolgen was für Erfahrungen Sie mit Büchern gemacht haben, was Lesen Ihnen so bedeutet hat, ob's bestimmte Phasen gab wo Sie viel gelesen haben. wann Sie so angefangen haben zu lesen. wie Ihre Eltern umgegangen sind so in der Erziehung zum Lesen ob's des gab. eigentlich so 'n bisschen von früher wann können Sie sich erinnern an's erste Buch oder gab's da ganz besondere Bücher oder gibt's heut noch besondere Bücher für Sie und was ihnen Lesen heut so bedeutet. also einfach ganz frei mal so erzählen was Ihnen zu dem ähm (-) einfach kommt und wie sich auch so Ihre die Bedeutung die Bücher so für sie heute hat wie sich des entwickelt hat und wie Sie's heute so sehen was es so bedeutet. einfach mal ganz frei drauf los. ich stell dann Fragen wenn ich

 

L

Ja.

 

I

was wissen will ja?

15

 

 

 

20

L

ja also wann das so angefangen hat muss ich jetzt schwer überlegen irgendwie weil die Erinnerungen die verschwimmen dann doch etwas. also es ging irgendwie los mit dem so Art Kinderbücher. was heißt Kinderbücher. äh ja wohl in meinem Fall eher so Mädchenbücher die man geschenkt gekriegt hat oder so, sei es aus der Verwandtschaft oder von den Eltern dann irgendwie ich weiß gar nicht wann- wann geht das los? zehn elf schätz ich mal irgendwie so richtig also dass man alleine gelesen hat

 

I

waren das so Hanni und Nanni? *und*

 

L

*ja* genau solche Geschichten. alles was es da so gab. oder so diese Sache oder was gab's noch? fünf Freunde irgendwie diese Abenteuerbücher

 

I

mhm.

25

 

 

 

L

also das war zumindest ja so das erste selbständige Lesen. also alleine irgendwie abends vor 'm Einschlafen oder so während irgendwie genau am Anfang kann ich mich noch erinnern ähm hat meine Mutter immer vorgelesen als ich's noch nicht selbst konnte also halt was da so ange- angebracht war Märchenbücher oder so was in der Art

30

I

haben Sie da so Lieblingsmärchen gehabt?

 

 

 

35

 

 

 

1

(S.2)

L

ähm ja, aber ich kann mich jetzt gar nicht mehr so richtig dran erinnern welche. wir hatten halt nur so 'n dickes Märchenbuch Grimms Märchen alles mögliche und da waren schon so drei vier dabei ähm die ich irgendwie besonders gerne mochte. ähm. erinnern kann ich mich eigentlich nur noch an die Geschichte mit diesem König Blaubart war's glaub ich. aber sonst? war's glaub ich eher gemischt. und dann hat's dazwischen, glaub ich mal so 'ne Phase gegeben wo ich eigentlich nicht so viel mit Büchern zu tun hatte weil meine Mutter einfach gedacht hat- weiß ich nicht jetzt- jetzt bin ich zu alt dass mir ((lacht)) vorgelesen wird oder so, und ich wahrscheinlich noch ja. noch nicht so interessiert war selbst zu lesen dann halt ging das mit diesen Kinderbüchern los. und. ich weiß gar nicht wie lang ich die eigentlich gelesen hab?

 

I

also mit diesen Mädchenbüchern.

5

 

 

 

10

L

 

 

 

 

 

ja. genau. und dann da war das eigentlich glaub ich so 'n fließender Übergang. dass so andere Bücher irgendwie also- das was man dann gemeinhin dann als richtige Literatur bezeichnen würde irgendwie so anfing wohl auch dann durch die Schule vielleicht ein bisschen na obwohl. weiß nicht ob die das so stark vermittelt haben aber zumindest den- also so mit- mit fünfzehn sechzehn dann dass man sich selbst irgendwelche Bücher gezielt rausgesucht hat was man so liest und dann halt auch richtige Romane irgendwie

 

I

mhm.

 

15

 

 

 

20

 

L

also. ja dann- dann dazwischen halt irgendwie noch so Sachen wie Herr der Ringe oder (-) solche Sachen eigentlich und ja- (-) ja doch stimmt und dann in der Zeit irgendwie hab ich eigentlich ziemlich viel gelesen. weil irgendwie ja abends so oder auch schon nachmittags irgendwie- man war ja dann doch noch nicht so viel unterwegs oder konnte auch nicht so lange unterwegs sein ((lacht)) ja dann irgendwann zu Haus sein musste und ähm. da hab ich eigentlich im Wesentlichen immer aus der Stadtbibliothek Bücher geholt, die hatten 'ne ziemlich große Sammlung da, und dann hab ich bestimmt so ich denk mal so pro Woche zwei Romane bestimmt. wenn ich einmal ((lacht)) dran war dann konnte es auch schon spät werden. so um den Dreh und dann hat sich das aber äh-

 

I

fallen Ihnen da noch ein paar ein?

25

 

 

 

L

also vor allen Dingen hab ich in der Zeit ziemlich viele Krimis gelesen, das fand ich ziemlich spannend ich glaub so ziemlich alle die mir von Edgar Wallace oder Agatha Christie in die Hände gefallen sind so was in der Art halt, das war immer so 'n bisschen phasenweise. also 'ne Zeit lang Krimis und als das dann irgendwie rum war oder ähm da keine mehr waren die irgendwie was Neues geboten haben dann äh viele historische Romane- ähm. weiß-

30

I

fällt Ihnen da noch was ein?

 

 

L

fällt mir da noch was ein. (-) nee da eigentlich nichts. also die hab ich auch im Grunde vor allen Dingen jetzt halt so aus meiner Perspektive alt- halt als ziemlich ((lacht)) schlecht in Erinnerung *und (-)*

 

I

*((lacht))*

35

 

 

 

40

 

 

 

1

L.

ähm. ich weiß auch gar nicht weil- also da gibt's halt so massig ja zu dieser Artus Sage und- äh. kann man ja gar nicht überschauen irgendwie halt so was in der Art hauptsächlich und ähm (-) ja. also im Grunde eigentlich so- so Unterhaltungssachen. und. ähm. dann hat es glaub ich irgendwann mit der Zeit 'n bisschen nachgelassen weil ich einfach mehr anderes gemacht hab man mehr weggegangen is überhaupt auch anderes zu tun hatte, und. ähm. ja jetzt ist es vielleicht dann seit dem immer so 'n bisschen phasenweise. je nach dem wieviel Zeit eigentlich da ist. manchmal sind dann so 'n paar Wochen Monate wo ich eigentlich überhaupt nicht dazu komme jetzt 'n Roman zu lesen, aber. ähm. dann halt wieder wo das drei vier Monate hintereinander ähm. geht und wo ich dann auch fünf sechs sieben Bücher dann lesen kann. oder so. in dem Dreh

(S.3)

 

5

I

ich möcht noch mal so zurück so auf- auf- auf die Kindheit kommen. war des- hatten se da so mit ihren Eltern- gab's da so spezielle Routinen. abends vor 'm ins Bett-Gehen vorlesen oder ähm hat Ihre Mutter auch mal so zwischendurch vorgelesen. wie lief 'n des ab?

 

L

mh? zwischendurch kann ich mich eigentlich nicht erinnern. also eigentlich nur vor 'm Einschlafen so.

 

I

mhm.

10

L

das schon irgendwo. weil zwischendurch war auch eigentlich nicht so die Zeit da das (-)

 

I

und *des war Ihnen auch wichtig*

 

 

15

L

*////* ja eigentlich schon. also ((lacht)) ich glaub- also ich kann mich erinnern dass es öfter mal- ähm ja wie soll ich sagen? die Tränen geflossen sind. wenn's aus irgendwelchen Gründen nicht ging. weil die Eltern weg mussten oder so was und dann war das Einschlafen ((lacht)) irgendwie nicht so

 

I

fällt Ihnen da noch so spe- 'ne spezielle Situation ein?

 

 

20

 

L

 

 

 

mh (-) nee nicht so direkt also nix Konkretes eigentlich mehr. nur dass ich ha- vielle- äh- ja- manchmal dass ich halt irgendwie (-) dann gedroht hab äh. ich steh' dann wieder auf wenn sie weg ((amüsiert)) sind oder so und ich kann dann nicht einschlafen und irgendwie so was aber un- und sie dann auch öfter mal irgendwie glaub ich zu spät irgendwo gekommen sind weil dann hieß's na ja gut eine kleine Geschichte. was ist ist denn kurz oder so.

 

I

mhm. und des waren hauptsächlich Märchen.

 

L

ja. eigentlich schon. ja?

25

I

und so Bücher wie Jim Knopf oder so was haben Sie die als Kind auch?- //

((ach Gott)) die kleine Hexe oder was gab's da

 

L

nee so was eigentlich nicht. nee

 

I

hauptsächlich Märchen.

 

L

mhm? (-)

30

 

I

und so in der Zeit als Sie dann selber angefangen haben zu lesen so diese Hanni und Nanni und fünf Freunde und Dolly und wie se- *Enid Blyton war des glaub ich. ge- ja-*

 

L

*ja. (-) ja. gen- irgendwie so.*

35

I

haben Se dann auch so mit Ihren Freundinnen da Bücher ausgetauscht? oder ähm haben Sie immer so für sich gelesen.

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.4)

L

ja doch eigentlich schon also ähm die wurden dann irgendwie so getauscht, ähm und vor allen Dingen irgendwie grad auch so ähm aus dem Kreis so der Verwandtschaft und auch der- der Bekannten meiner Eltern die so äh Kinder hatten die etwa im gleichen Alter waren wie ich wurden die Bücher dann auch immer da ähm so rumgetauscht. also wenn meine Mutter mal 'ne Freundin besucht hat hat sie meine Bücher mitgenommen und von da dann wieder andere mitgebracht und ähm. dann halt auch so auf Flohmärkten oder so ham wir die zum Teil selbst dann verkauft und dafür andere wieder gekauft und ähm ja stimmt und gleichzeitig da waren auch noch so viele Comics dabei. irgendwie so- so Mickey Mouse aller Art aber auch genau diese ganze ähm Prinz-Eisenherz-Serie. also die's da gibt. in diesen großen grünen äh DIN A4 Bänden glaub ich

 

I

kenn ich gar nicht.

5

L

doch da ((gedehnt)) die waren sehr begehrt. (--) und dann halt ja äh eigentlich von Anfang an schon viel ähm ((Geschirrgeklapper)) aus der Stadtbücherei irgendwie

 

I

mhm.

 

10

 

L

 

 

 

deswegen ist mir ähm. glaub ich auch vieles dann so entfallen weil das auch hauptsächlich alles Bücher waren die man dann selbst nicht behalten hat und die man dann vielleicht irgendwann einfach mal wieder vergißt, und manchmal wenn ich sie dann wieder sehe dann denk ich ach Mensch das ((lacht)) hast' doch mal gelesen.

 

I

((lacht)) Haben Sie denn- ähm haben Ihre Eltern selber viel gelesen auch?

 

L

nee eigentlich gar nicht. *ähm die* lesen nicht so gerne.

15

I

*gar nicht.* mhm.

 

L

es gab auch zu Hause an sich äh nie viele Bücher. oder so was.

 

I

mhm. und haben- haben Ihnen aber auch Bücher so mal geschenkt. oder nur wenn Sie sich's gewünscht haben?

20

 

 

 

L

nöh das haben se dann schon gemacht dass se mir Bücher geschenkt haben oder so. also weil se ja auch gemerkt haben dass ich gerne gelesen hab aber so für sie selbst irgendwie äh war das nicht so. des Ding irgendwie. des war dann auch eher im Gegenzug irgendwann hab ich dann mal geglaubt so ich müsste ihnen jetzt auch Bücher schenken weil sie mir ja immer welche geschenkt haben. aber das äh kam nicht ((lacht))so gut an so jetzt müssen wa das ja lesen.

25

I

((lacht)) und haben Sie so als ähm dann in der Zeit so mit zehn zwölf auch nachmittags sich dann einfach mal ins Zimmer verzogen und gelesen?

 

L

mh ja. eigentlich schon. doch.

 

I

und in Ferien?

 

L

ja hauptsächlich dann eigentlich *oder- oder-*

30

I

*((hustet))*

 

 

 

35

 

 

L

oder es war abhängig natürlich einfach irgendwie ähm vom Wetter oder je nach dem oder (-) im Winter dann sowieso mehr oder so was aber ähm ja. und so in der Anfangszeit irgendwie ähm es hat 'ne ganze Weile gedauert weil ähm so im Vergleich äh zu den Leuten n- mit denen ich in der Schule war hab ich so 'n bisschen außerhalb gewohnt, also äh und dann durften die auch nicht immer äh kommen also zumindest wenn's früh dunkel wurde und dann hieß es ja des ist zu weit oder heute kann dich keiner fahren oder wie auch immer und dann war schon mal öfter so. dass, dass man einfach alleine war. irgendwie.

 

I

mhm. also Zeitvertreib dann.

40

L

joah. eigentlich schon ja (-)

 

I

und des hat Ihnen auch was bedeutet.

 

 

1

(S.5)

L

 

 

 

joah. also doch mhm das hab ich immer gerne gemacht. also das war jetzt irgendwie nicht so dass ich das als (-) ähm ja Ersatzhandlung empfunden hab weil ich mich jetzt irgendwie so furchtbar langweile oder irgendwie nicht fernsehgucken durfte oder sondern also schon eigentlich lieber gelesen als vor 'm Fernseher gesessen obwohl meine Eltern das eigentlich nie reglementiert haben oder gesagt haben das ist nicht gut wenn du jetzt nur vor dem Fernseher hängst oder so

 

I

mhm. sind Sie Einzelkind?

5

L

ja,

 

 

 

10

I

mhm und ähm (-) so- dann- als Sie's Studium angefangen haben da mußten sie ja erstmal an- ganz andere Sachen lesen haben sie sich da so des- des- ich sag jetzt mal dieses Lesen von Literatur ähm eher so als- als Bonbon aufgehoben dann abends noch mal irgendwie was anderes zu lesen oder haben Sie's einfach dann mal 'ne Zeit lang ganz gelassen?

 

 

 

15

 

 

 

20

 

L

also ich glaub in der ersten- ja doch in der ersten Zeit hab ich's schon eigentlich ganz gelassen weil da auch einfach irgendwie einmal so Nachholbedarf war in 'nem anderen Bereich oder beziehungsweise auf einmal man das Gefühl hatte des is jetzt wichtig andere Sachen zu lesen und das war- hat auch eigentlich Spaß gemacht. und äh so zum Teil ((räuspern)) ja je nach dem- kann man auch so 'n bisschen variieren manche Bücher irgendwie grad solche so- so- historische Bücher oder so sind ja dann auch schon mal 'n bisschen netter geschrieben nicht ganz so staubtrocken das hab ich dann auch versucht so 'n bisschen so die einen für abends und was da ganz schlimm ist irgendwie ja so mittags mal 'n Stündchen oder so. aber ähm das hat dann- war dann schon eigentlich so dass ich dann angefangen hab sehr viel so Fachliches zu lesen und dann eigentlich das andere ziemlich zurückgestellt hab.

 

I

auch nich in den Ferien dann.

25

 

 

 

30

 

 

 

L

nee, eigentlich nicht so. und dann war auch irgendwie ähm so 'ne Zeit weil ich bin ja dann hier nach G. gekommen, und ähm dann war- ich kannte mich ja auch noch nicht so gut aus, und äh in der in- in- -n dieser Freizeitbücherei da in- in- an der Uni da musste man immer unglaublich lange warten bis man das gekriegt hat was man wollte und wenn ich irgendwie 'n Buch- also wenn ich davon gehört hab dass das spannend ist oder überhaupt da so 'n Klappentext oder so dann wollt ich das gerne immer sofort lesen jetzt nicht fünf Monate vorbestellen oder so und dann äh war ich aber auch hier nie in der Stadtbücherei oder so und für's Selbst- Kaufen fehlte einfach dann das Geld irgendwie und- beziehungsweise man hat dann halt andere Bücher gekauft die jetzt erstmal notwendiger waren, und dann (-) ja fehlte de- also ist das so 'n bisschen weggefallen. erstmal

35

I

ähm gehn Sie- also leihen Sie sich regelmäßig Bücher.

 

L

ja eigentlich schon ja

 

I

mhm also jetzt auch dann entweder in der UB oder

 

L

ja.

 

I

Stadtbücherei auch? oder nich

40

 

 

L

nee hier eigentlich nicht so weil die ist immer so 'n bisschen so für meinen normalen Weg so ((lacht)) weit ab vom Schuss und äh hier is es aber auch eher so dass ich eh dass 'n Großteil der Bücher einfach im Freundeskreis getauscht wird oder so dass man da rumtauscht da kommt eigentlich immer genug zusammen.

1

I

 

mhm. wenn Se mal so an die letzten Jahre jetzt denken seit Ihres Studiums gibt's da so 'n paar Bücher die Sie- einfach so die für sie ganz so- die Sie liebgewonnen haben oder die Ihnen was bedeutet haben oder wo sie sagen ach das is 'n Buch

(S.6)

L

mh ja schon also vielleicht nicht viele aber so (-) zwei drei bestimmt irgendwie also

5

I

welche?

 

 

 

10

 

 

 

15

L

ähm weiß nicht eigentlich äh- äh von den letzten Büchern die ich gelesen hab am meisten beeindruckt hat war dieses Fräulein Smillas Gespür für Schnee, und ähm kurz davor hat ich äh dieses- äh Besessen von Antonia Byatt gelesen, und ähm dann eigentlich- äh ja aus äh völlig andern Gründen und eigentlich auch was ganz anderes so- so meine andere Lieblingsgeschichte ist halt das Nibelungenlied. das hat mir schon immer viel Spaß gemacht so das sind eigentlich die drei die mir spontan einfallen würden. sonst gab's sicher auch mal nette Bücher oder- oder Bücher die so 'ne Zeit lang nachgewirkt haben aber nie wieder so wo ich dann irgendwie immer mal dran gedacht hab oder ähm wieder noch mal gelesen hab richtig gerne und solche Sachen.

 

I

aber Sie haben Bücher auch zweimal gelesen.

 

L

ja. das schon.

 

I

und ähm so gibt's so bestimmte Situationen wo Sie sich dran erinnern können dass Lesen für Sie jetzt grad ganz wichtig war? (-)

20

L

hm

 

 

 

25

I

also ich- mir fällt zum Beispiel grad ein wo sie das Fräulein Smilla gesagt haben als ich meinen ersten Teil meiner Diplomprüfung gemacht hatte. nach der letzten Prüfung 's war immer so 'ne Regel für mich kauf ich mir 'n Roman eben auch. und da hab ich mir Fräulein Smilla gekauft und ich weiß noch ich bin dann nach Hause gegangen hab mich in die Badewanne gesetzt und hab angefangen zu lesen und des war einfach ja- so Verwöhnen pur für ((lacht)) mich

 

 

30

 

 

 

35

 

L

ähm hm nee so bestimmte Situationen eigentlich weniger weil meistens liegt dann irgendwie schon- noch einiges so auf Halde, äh was ich sowieso dann noch lesen will dass eigentlich immer was da ist, und dann ist es so also meistens- kommt drauf a- fang ich dann 'n Buch an und dann hängt 's davon ab ähm wie gut ich des- also wie- wie gut sich des lesen läßt. und das ist auch ausschlaggebend dafür wie schnell das geht manche Bücher äh da quäl' ich mich fünf Monate lang durch immer mal wieder und les es dann doch nicht fertig weil's ganz schrecklich ist, und bei manchen da geht das dann irgendwie so in drei Tagen und wenn äh- und wenn irgendwie äh- 'n Buch wirklich gut ist, dann ist es eigentlich eher so- so nach den ersten zehn zwanzig Seiten dann brauch man mich auch gar nicht mehr ansprechen anrufen oder sonst was dann- *dann-*

 

I

*und dann* kann's auch mal sein dass Sie so tagsüber einfach lesen

40

 

 

 

1

(S.7)

 

5

L

 

 

 

 

 

 

ja also das- ja. doch- doch also- wenn ich dann die Zeit hab irgendwie und wenn nich wirklich was Unaufschiebbares irgendwie da ist dann äh würd ich- ja dann kommt's auch schon mal vor dass ich dann abends einfach irgendwohin nicht mitgehe oder absage oder äh weil- dann ist es einfach schöner zu Hause se- zu sein und des zu lesen oder so. dann muss es auch irgendwie fertig werden weil ich dann wissen will wie's jetzt weitergeht (-) also eher so (-) aber so Situationen irgendwie wo ich mich mit 'nem Buch irgendwie in dem Sinne belohne, (-) ähm ja belohnen in dem Sinne dass ich mir da manchmal so denke ich gönn mir was okay so nach dem Motto ach kauf's dir doch. aber das muss dann noch nicht heißen dass ich dann sofort damit anfange oder so sondern einfach so Sachen wo ich- die ich dann vielleicht auch erstmal ein zwei Wochen weglege äh (-) solche Sachen.

 

I

was is 'n für Sie 'n ganz schreckliches Buch weil sie das grad vorhin erwähnt haben ((lacht))

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

L

äh ja es gibt Bücher die die ziehen sich einfach so dass äh- einmal kann das vom Inhalt her sein weil die Geschichte irgendwie wa- wa- also ich würd mal sagen nich in Gang kommt, oder weil sie mir dann nicht zusagt, oder aber auch sprachlich also es gibt halt Bücher mit denen hab ich sprachlich dann einfach Probleme. es ist irgendwie nicht so ähm dann mein Stil und da gibt's irgendwie ja ich weiß nicht -m am liebsten hab ich vielleicht so 'ne Art Mittelweg. es gibt so- so Bücher die sind so unglaublich blumig geschrieben und äh mit unglaublich vielen Vergleichen und sehr wortreich und dass man irgendwie immer- wo die Geschichte erst immer nur drei Seiten weiter- später weitergeht oder so, das hab ich eigentlich nicht so gerne und wenn's dann so ganz kurz und knapp wird so abgehackt irgendwie. ich weiß nicht mir ist das aufgefallen äh- zum Beispiel ähm (-) bei dies em ähm Buch der Englische Patient das ist ja vom Schreibstil her äh vor allen Dingen wenn man den Film gesehen hat, der ja an sich- äh sehr- mit den Bildern in epischer Breite und äh so langsam aufgebaut und dieser Schreibstil der ist einfach t- find ich total abgehackt, und äh (-) wenig (-) also zum Teil schon sehr genau, also diese ganzen Szenen ähm mit der Entschärfung der Bombe und welche Möglichkeiten es da alles gibt also diese technischen Details und so aber ansonsten irgendwie wenig in die Tiefe gehend also auch nicht dass das Verhältnis der Leute ja untereinander groß jetzt eingehend mal beschrieben wird oder so und ähm bei dem ging's eigentlich noch äh- weil da hat ich ja auch eigentlich große Lust drauf das zu lesen aber sonst hab ich mit so 'nem Schreibstil eigentlich ähm- kann ich mich nicht so sehr mit anfreunden. und was ich auch schon äh so mal ähm- was mir immer wieder aufgefallen ist es gibt so bestimmte ähm Bücher die 'ne Geschichte erzählen wollen, aber diese Geschichte ist dann im Präsens geschrieben. also das find ich das passt irgendwie nicht also ähm (-)

 

I

fällt Ihnen da eins ein?

35

L

ähm da gab's mal ähm- dann dies- wie hieß des? Die stumme Herzogin ähm von der Maran glaub ich?

 

I

ja

 

 

40

 

 

 

1

L

und ähm grade weil's auch ja eigent- und wenn's dann auch noch 'ne historische Geschichte eigentlich ist. also das- das hat mir unheimliche Schwierigkeiten gemacht obwohl ähm die Geschichte als solche / ((weil)) ganz interessant und spannend war aber des. irgendwie- bin ich immer wieder so rausgekommen und (-) irgendwie lag's dann an diesem Präsens das hat irgendwie nicht gepasst und das ist mir dann noch bei einigen andern Büchern aufgefallen so mehr im Buchladen wenn ich dann äh irgendwie mal so anlese oder so ob das jetzt was für mich ist und solche Bücher leg ich dann eigentlich ((lacht)) sofort wieder weg oft. (-) les die dann gar nicht erst.

(S.8)

 

I

tauschen Sie sich denn mit anderen aus wenn Sie was lesen? also gibt's so Freundinnen mit denen Sie über Bücher reden oder dass Sie jemandem mal was vorlesen wenn Se grad was lesen ((gedehnt))

5

 

 

 

10

L

vorlesen eigentlich weniger weil ich's ja meistens al- weil ich die Bücher dann auch nicht dabei hab oder so (-) aber dass man so dann doch schon mal über Bücher die also die die mehrere gelesen haben dann redet oder so das kommt schon mal vor. irgendwie also. doch a- wenn auch nicht so häufig irgendwie (--) weil meistens äh ja- isses auch häufig so mit 'nem großen naja wie soll ich sagen- zeitlichen Unterschied dass man die Gleichen irgendwie liest oder so also

 

I

ja *aber Tips* mal austauscht oder so was

 

L

*kommt //* ja so was dann irgendwie *das* schon

 

I

*des-* des machen Se?

 

L

mhm

15

 

I

mhm. und jetzt bei dem Buch? äh wie ist denn des abgegangen als Sie des gekauft haben Sie haben Besprechung gelesen und des hat Sie angemacht und dann ham- sind Sie hin und haben sich's geholt.

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

L

ja also dann hat's mich erstmal interessiert ich hab hal- eben ich hab's halt in der Zeit das drüber gelesen und das fand ich ganz interessant ähm und dachte des wär 'ne Geschichte die mich interessieren könnte an s- und dann hab ich ähm- erstmal äh- geguckt äh- auch irgendwie im Buch so die ersten zwei drei Seiten im Laden schon mal gelesen einfach um zu gucken ob mir das irgendwie vom Stil her gefällt ob das was ist was- was ich mir vorstellen kann dass ich das runterlesen kann oder- ähm irgendwie so ja. und das gefiel mir also vom Stil her gleich ziemlich gut, und dann hab ich gedacht also das wär vielleicht wirklich was irgendwie weil ich auch in letzter Zeit ähm ja eigentlich immer nach 'nem Buch gesucht hab, äh was mir mal wieder richtig gut gefallen könnte, aber irgendwie nichts gefunden hab -te also manchmal sind halt so- so Phasen dazwischen da sind dann viele Bücher dabei die waren naj a vielleicht ganz nett aber jetzt so der große Wurf dann lange doch nicht und zum Teil auch bei manchen irgendwie enttäuscht äh- weil man sich mehr von versprochen hat oder so

 

I

können Sie da eins nennen? oder mehrere? wo Sie das Gefühl hatten da waren sie echt enttäuscht?

 

L

mh. nee irgendwie // ((kann ich)) mal kurz um die Ecke gucken aber-

35

I

ja. können sie ((lacht))

 

 

 

40

 

 

 

1

(S.9)

 

5

 

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

da steht nämlich noch eins, äh- (-) genau dieses // ((Elias Grace)) hatt' ich äh gelesen von der Magret Atwood ähm- des war so 'n Geschichte äh von einer Frau die äh um die Jahrhundertwende in Kanada zum Tode verurteilt worden ist dann aber zum Schluss doch noch begnadigt worden ist, und ähm das äh war eigentlich erst total spannend das Buch und ließ sich total schön lesen hatte so ich glaub knapp 500 Seiten aber- ähm es war immer die Frage war sie jetzt schuldig oder war sie nicht schuldig. und ähm auf den letzten hundert Seiten hat dann dieses Buch eine so abstruse Wendung genommen dass ich mich so geärgert hab, dass nämlich letztlich ihre ähm Unschuld mittels eines äh Wahrsag- ja also so- ja so 'ne- der sie hypnotisiert hat jedenfalls ähm ermittelt worden ist wo dann äh sozusagen als Erklärung des Ganzen 'ne gespaltene Persönlichkeit zum Vorschein kam. und das fand ich eigentlich wenig überzeugend weil das das das klang so nach- nach Notbremse irgendwie wie bringen wir's jetzt auf 'n Weg und da- so was- da hab ich mich eigentlich ziemlich lang drüber geärgert dass das irgendwie so unglaubwürdig war und ähm ansonsten, was hab ich noch äh- genau dann hab ich als letztes dieses äh Verführung von Marianne Steeruwitz heißt die glaub ich so 'ne österreichische- ja das war ganz- so ganz nett aber jetzt nich. *nicht so*

10

I

hat Ihnen des gefallen? / ((nee)) also ich hab's gelesen mir hat's 'ne Buchhändlerin gegeben 'ne Bibliothekarin weil sie selber nicht dazu gekommen ist und wollte wissen ob ich meine dass sie's anschaffen soll.

 

 

15

L

mhm. (--) des war halt nicht des hab ich irgendwie mal äh- eigentlich in zwei Tagen so mir bei 'ner Erkältung im Bett und da war's irgendwie besser als vieles andere was grad da war aber ja so der große Wurf ist es eigentlich nicht denk ich. also es hat mir streckenweise wa- gefallen aber manche Sachen waren auch genau so blöd irgendwie

 

I

mhm. (-)

 

20

L

's wechselte so 'n bisschen. ich bin da auch glaub ich noch nicht zu so 'nem richtigen Gesamturteil gekommen was was einem das jetzt sagen sollte oder manche Sachen waren sehr überzogen, manche da konnte man sich dann durchaus schon wiederfinden aber- ich weiß nich

 

 

25

I

also mir war's viel zu klischeehaft. ich hab mich eigentlich über des- des ist so 'n Buch was ich nennen würde wenn ich sagen müsste- also ich musste des ja dann auch lesen aber da ist eins der für mich schlimmsten ((lacht)) Bücher die ich bisher gelesen hab

 

L

ah nee da kenn ich aber schlimmere (-)

 

 

I

und- ähm- aber s-s- die Geschmäcker sind da sehr unterschiedlich ich hab der aber auch gesagt sie soll's kaufen weil ich glaub dass es äh sich gut äh- dass es vie- au- also das des 'n Buch ist was gelesen werden will.

30

L

ja ich denk auch also (-) dass es sich verkauft denk ich doch.

 

 

I

mhm. ähm (---) wenn Sie ähm noch mal so (--) ja nehm- noch mal was wenn Sie heute lesen oder so an die letzten Jahre denken ähm haben Sie so Routinen beim Lesen? dass sie sagen immer 'ne halbe Stunde vor 'm ins Bett gehen oder ähm-

35

 

 

 

40

 

 

L

nee des eigentlich nicht. also ähm ja gut wohl schon natürlich m- m- häufiger vor 'm Schlafengehen als sonst wann anders aber ähm (-) irgendwas halt ja vielleicht doch 'n paar Routinen? vielleicht kommt man da mit der Zeit sogar drauf, ähm (-) eigentlich teilweise so abends wenn ich beispielsweise ähm weggehen will oder so und dann ist noch 'n bisschen Zeit so sagen wir mal irgendwie was weiß ich bis man sich angezogen hatte und so das ging dann alles immer ziemlich schnell und so und dann do- ach Mensch ist ja noch was weiß ich 'ne halbe Stunde Stunde Zeit oder so bis es sich lohnt loszugehen dann irgendwie wobei dann auch immer das Problem ist dass meistens dann wenn man dann gehen muss ist es *spannend*

 

I

* wird's spannend*

1

(S.10)

 

L

ähm und vor 'm Einschlafen auch schon, oder da am meisten, und sonst ähm auch äh- ja aber das eher selten aber manchmal auch am Wochenende so nach'm Frühstück also wenn man eh' lange- irgendwie spät gefrühstückt irgendwie so was und dann gleich wieder ins Bett legen und 'n Buch mitnehmen oder so

5

 

 

 

I

mhm. jetzt noch mal 'ne Frage noch mal zu früher weil Sie sagten so ähm dass Ihre Eltern eigentlich die haben das zwar haben Ihnen die Märchen vorgelesen haben Ihnen dann auch so ihre Bücher gekauft die Se wollten oder wenn Se sich mal welche gewünscht haben- ähm- gab's denn da würden Sie sagen so jemanden woher haben Sie Ihr Interesse gekriegt.

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

L

also wohl eher äh von Freunden weil äh die Leute mit denen ich zu tun hatte die haben alle se- sehr viel gelesen gehabt vielleicht selbst noch nicht mal so aber die Eltern haben alle sehr viel gelesen und ähm da war ich immer ziemlich beeindruckt irgendwie und 'ne Zeit lang also glaub ich äh so hab ich ja mich vielleicht teilweise fast so 'n bisschen geschämt dass es bei uns keine Bücher gab irgendwie weil's hat mich sehr beeindruckt irgendwie weil ähm 'nem guten Freund irgendwie wo ich sehr oft war bei ihm also sei- und seinen Eltern im Wohnzimmer da stand eigentlich nichts außer 'nem Sessel 'ner Couch und nur Bücher und ähm irgendwie für mich war das schon immer dann so ähm- ja wie soll ich sagen so was Beeindruckendes also des hatte 'n dadurch 'n ziemlich hohen Wert irgendwie und ich hab dann auch nicht so sehr in Bezug auf Romane aber was ähm ja so Sachbücher anbelangt und dann auch äh schließlich Fachbücher ähm in der Anfangszeit 'n ziemlichen Drang entwickelt die alle ja selbst kaufen zu wollen und die irgendwie so ähm für mich äh da zu haben nach dem ersten Umzug hat sich des dann ((lacht)) 'n bisschen relativiert aber ähm so die Tendenz ist schon da also sich ähm dann so Sachen anzuschaffen. ja

 

 

 

I

mhm. (-) wenn Sie sich'n Buch aussuchen dürften was Sie auf 'ne einsame Insel mitnehmen ähm wie müsste dieses Buch sein (-) es sei denn Ihnen fällt da- boah des will ich mitnehmen also direkt 'n Buch ein aber sonst wenn Sie sich so was -s müsste des für Eigenschaften ((lacht)) haben wenn Ihnen jetzt keins einfällt

30

 

 

 

35

 

 

L

also ähm (-) wenn spontan also wenn wenn ich eins m- mitnehmen sollte dann vielleicht auf jeden Fall dieses Fräulein Smilla. weil das hat mir wirklich total gut gefallen. und das zeigt vielleicht auch so 'n bisschen was es haben sollte also äh

(-) ganz generell, äh mag ich eigentlich Geschichten die 'n offenes Ende haben oder beziehungsweise auf keinen Fall 'n Happy End also so was find ich dann immer zu klischeehaft wenn dann alles irgendwie äh so gut wird. äh und im Grunde hab ich auch eigentlich äh lieber Geschichten die so vermeintlich aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen als dass da äh n so 'ne heile Welt oder so was da hingesetzt wird oder überhaupt irgendwie

 

I

keine Hollywood-Stories.

40

 

 

 

1

(S.11)

 

L

 

 

 

 

 

nee also mh- es geht nicht um irgendwie 'ne Geschichte sondern eher so 'ner so 'ner Art äh vielleicht Wiedererkennungseffekt oder so oder ähm und dann eigentlich (-) ja find ich's immer ganz gut wenn die L- äh wenn die Figuren in dem Buch ähm vielleicht so 'n bisschen ambivalent sind also nicht irgendwie so diese totale Schwarz-Weiß-Malerei oder ähm total schlau un- und alles durchschauend oder wie auch immer sondern ähm tja vielleicht schon 'n bisschen ähnlicher einem selbst oder so also irgendwie äh differenzierter dargestellt sind und wo auch vielleicht die sagen wir mal ähm Konflikte oder überhaupt die- die äh Beziehungen die da ausgetragen werden ähm nicht so einfach gezeichnet sind.

5

I

was war's denn genau bei dem Fräulein Smilla was Sie so begeistert hat?

 

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

L

mh was mich eigentlich sehr beeindruckt hat war dass äh des Buch ja eigentlich von 'nem Mann geschrieben worden ist, in der Ich-Erzählung einer Frau, äh und dass er das äh meiner Ansicht nach ähm ziemlich überzeugend getan hat, und äh gar nicht mal ähm so klischeehaft, oder so wo man dann denkt ja (-) da denken sich jetzt Männer wieder was wie's wohl äh sein wird irgendwie, und dann halt auch was ich gut fand irgendwie ähm dass es 'ne starke Frau war aber nicht irgendwie noch so jung Anfang zwanzig schön erfolgreich oder wie auch immer sondern ähm schon einfach 'n bisschen äh ja ve- also realer irgendwie auch als Person und auch irgendwie äh (-) mit den eigen- mit mit vielen Macken und äh so wie auch eigentlich die andern Figuren im Buch. und und dann die Geschichte fand ich eigentlich insofern ganz gut dass es irgendwie so 'ne Mischung war ähm nicht nur aus- wie soll man sagen ja ähm- wo jetzt äh- weiß ich nicht also so Bücher wozu ich auch die Steeruwitz rechnen würde ähm die so versuchen irgendwie- was weiß ich modernes Leben irgendwie so in den Griff zu kriegen irgendwie äh wie man so was weiß ich mit seinem Single-Dasein heutzutage ähm so zurechtkommen kann und das dann in Form in so 'ner Geschichte verpackt oder so äh dass das halt auch gleichzeitig also nicht nur auf dieser Schiene oder gar nicht mal so sehr da drauf ähm abgehoben hat sondern dass es gleichzeitig auch ei- so ziemlich so action mäßig und also so 'ne ja wie soll man sagen 'ne- eigentlich so 'ne ja so 'ne Kino-Story

 

I

es ist eigentlich 'n Kriminal*roman* ne?

 

L

*ja* so drin verwoben, aber auch wieder nicht so so klassisch Krim- Kriminalroman sondern irgendwie so etwas aus vielem.

 

I

mhm

30

 

L

wobei ich dann sagen muss irgendwie so ähm. ja ich weiß nicht so die andern Bücher die er dann geschrieben hat die haben mir eigentlich nicht so gefallen //// ((des war irgendwie so))

 

I

ich weiß nicht richtig ich hab dieses noch mit der Abschaffung der Zeit mit den drei Kindern im Waisenhaus

35

L

ja das hab ich auch gelesen

 

I

das hat mir eigentlich auch sehr gut *gefallen*

 

L

*das* war noch gut aber das war wieder 'n ganz anderes Thema einfach ne?

 

I

mhm

40

L

aber das was dann jetzt ähm als letztes so so hoch also da zumindest in aller Munde war das mit der mit den Affen und dem also das s- solche Geschichten mag ich dann eigentlich auch nicht die so abstrus sind.

 

 

I

mh ich hab's auch nicht gelesen (-) wenn Sie mal so 'n Blick in die Zukunft werfen glauben Sie das Sie eher mehr lesen werden? Romane oder eher weniger. oder das es so bleiben wird

1

(S.12)

 

5

 

L

des ist schwer zu sagen (--) weiß ich gar nicht so genau aber ich- sagen wir- ich s- würd mal denken vielleicht dass es so bleibt aber ansonsten hängt's vielleicht auch'n bisschen davon ab wieviel Zeit man hat beziehungsweise was man so ausgräbt und findet an Büchern die irgendwie einen interessieren also ich würd mal generell sagen vielleicht dass es so bleibt (-) denk ich doch (-) weil ich so für mich privat auch gern dann äh schon auch also sagen wir mal so a- eher so Sachbücher oder so auch genau so versuche noch zu lesen

 

I

mhm wenn Sie Zeit finden

 

L

ja

10

I

mhm und ähm wenn Sie so also würden Sie sagen lesen ist ihr Hobby? oder als was würden Sie des bezeichnen.

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

L

ja schon (-) doch (-) vielleicht aber auch als ähm (-) ja Hobby sagt ja vielleicht nur was dadrüber aus was man so gerne macht. aber ähm ich denke 's ist schon 'n bisschen wichtiger weil äh (-) es andere Sachen einfach auch ersetzt, weil ich kein Fernsehen schaue weil ich auch gar keinen Fernseher habe und ähm auch einfach dann die Zeit die mir einfach so bleibt dann wo ich einfach lieber lese und weil ich auch das Gefühl hab irgendwie ähm natürlich man kann rausgehen und irgendwas machen man äh sieht da vieles man sieht neue Leute man kriegt neue Eindrücke und so aber gleichzeitig 'n Buch kann das vielleicht nicht so adäquat aber 'n bisschen doch ersetzen. oder- (-) also äh zumindest dass man bei manchen Büchern äh zumindest meint das Gefühl zu haben von der Gedankenwelt eines andern Menschen auch was mitzukriegen oder oder auch das Gefühl zu haben ah man steht da nicht so allein da o der wie auch immer also auch Bekanntes irgendwie wiederzutreffen egal ob das jetzt in der Geschichte verpackt ist ähm oder ob das ähm sagen wir mal wenn man sich mit 'n- mit 'ner Freundin trifft die einem jetzt wirklich was aus ihrem Leben erzählt oder so ähm selbst wenn's halt nur 'ne Geschichte ist denk ich hat jedenfalls der Autor oder zumindest muss er 'ne Vorstellung von dem haben was er schreiben will also er muss es schon irgendwie kennen auch wenn er's dann verfremdet oder so für mich is es (-) vielleicht ja was Ähnliches irgendwie zumindest vom Erfahrungswert den man da mitnimmt so in der Art vielleicht (-)

 

I

Sie haben keine Kinder ne?

 

L

hmh ((verneint))

 

I

wenn Sie Kinder hätten würden Sie die- ähm wär des Ihnen wichtig dass die lesen?

35

 

 

L

ja ich glaub schon ((lacht)) ich weiß nicht ob ich dann äh vielleicht im Prinzip äh das genaue Gegenteil von meinen Eltern nur dass ich versuche immer Bücher und- äh so richtig zwanghaft, weiß ich nicht, äh da kann man auch sicher auch was falsch machen. aber wär mir glaub ich wichtig. ja.

 

I

warum?

40

 

 

 

1

(S.13)

 

5

 

 

 

10

 

 

L

 

 

 

 

 

ähm (-)weil äh, ich denke wenn man etwas liest dann ähm setzt man sich damit intensiver auseinander äh wie wenn man etwas ähm meinetwegen nur hört, oder- oder auch im Fernsehen oder im Kino sieht, weil ähm man muss sich schon mehr drauf konzentrieren. und Lesen, (-) also es ist auch so 'ne Sache wenn ich lese dann kann ich eigentlich nur lesen dann kann ich dabei eigentlich nicht noch Musik hören, das -n lenkt irgendwie ab, oder ähm sonst andere Dinge machen oder so und ich les eigentlich auch nicht gerne ähm was weiß ich so wie andere Leute in der- in der Straßenbahn oder in der U-Bahn oder sonst wo weil da ist immer zu viel drum herum und die zwei Minuten wo man dann mal sitzt bis man wieder raus muss oder so find ich die haben nichts mit Lesen zu tun also de- gut da kann man 'ne Zeitschrift oder so klar aber kein Buch und ähm es geht eigentlich schon irgendwie sich da drauf zu konzentrieren und (-) ja sich schon damit auseinanderzusetzen und dann was vielleicht auch noch dazu kommt also wenn 'n Buch wirklich gut ist dann hat's auch find ich was mit der Sprache zu tun und ähm so Sprachlichkeit irgendwie ähm oder Ausdrucksvermögen äh so was beei- beeindruckt mich immer wenn Leute irgendwas in Worte fassen können was einem vielleicht selbst auch schon mal durch den Kopf gegangen ist und das total gut in Worte fassen können und man selbst kann es irgendwie nicht und

15

I

mhm ja des find ich auch also da entdeckt man sich ja dann irgendwo auch wieder ne?

 

 

 

L

ja oder auch so so bestimmte ähm ja weiß ich nicht so Bilder die manche Leute in der Lage sind zu finden für bestimmte Sachen, (-) das äh- und es gibt dann halt auch so bestimmte Dinge die könnte man also durch 'n- durch 'n Bild oder 'n Film nicht rüberbringen dann denk ich. (-)

20

 

 

I

mhm. (-) gibt's noch was was Ihnen so einfällt. so zum Lesen sei's aus von früher sei's jetzt was Sie meinen des wär vielleicht noch gut des zu sagen, Bücher die Ihnen einfallen Situationen wo wo Ihnen irgendwas passiert ist ((lacht)) beim Lesen oder was weiß ich

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L

ähm. ja vielleich- also was schon noch vorkommen kann manchmal es gibt so 'n paar Bücher, ähm wenn die dann fertig sind irgendwie also erstmal ist das meistens so wenn irgend'n Buch äh (-) gut war, wenn ich das gut gefunden hab dann äh würd ich zumindest an dem gleichen Tag kein anderes Buch mehr anfangen weil so 'ne Geschichte die muss sich setzten. die muss erst mal sacken. irgendwie also des wär nix wenn irgendwie des eine ah ja 's ist jetzt fertig dann irgendwie äh ja. was weiß ich schnell 'n Kaffee trinken und dann das Nächste anfangen oder so ähm und dann gibt's halt auch so 'n paar Bücher bei denen ist das dann irgendwie so nachhaltig dass- ja ich vielleicht dann irgendwie sogar bis äh die nächsten zwei drei Wochen über irgendwie kein anderes Buch in die Hand nehmen mag weil ich dann irgendwie finde ich muss jetzt erstmal noch weiter damit äh mich beschäftigen. oder dass i ch auch wenn des w- was halt auch so ganz schlimm ist irgendwie wenn man dann auch noch so den Schluss so in 'n paar Stunden gelesen hat, wo man dann sowieso wollte dass es jetzt fertig wird weil man das irgendwie wissen wollte, und dann äh ist man wie in so 'ner anderen Welt, und hat dann auch irgendwie diese Schwierigkeiten wieder so hier äh irgendwie in seinen in seinen Alltag zurückzufinden und dann auch am nächsten Tag, wenn das irgendwie wenn man dann nicht mehr aus dem Haus gegangen ist- und am nächsten Tag wenn ich dann das erste Mal unter Menschen komm dann kommen die mir alle ganz komisch vor und so surreal und-

 

I

mhm also wie so's Abtauchen *in eine* andere Welt

1

L

*ja* irgendwie so was ja doch.

(S.14)

I

kennen Sie das auch dass Sie manchmal gar nicht wollen dass 'n Buch zu Ende geht?

5

L

ja das auch ((lacht)) oder wo man sich dann im Prinzip so die Fortsetzung wünscht aber da muss man halt irgendwie das dann akzeptieren leider dass es irgendwie tja, nicht geht.

 

I

mhm ja also mir geht's oft auch so dass ich dann eigentlich denk ich kann jetzt kein anderes lesen weil's- so 'n Gutes krieg ich nicht wieder.

 

L

ja

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I

ja und dann kann eigentlich nur Enttäuschung sein. oder dann so 'n Anspruch is jetzt brauchste aber wieder 'n richtig Gutes

 

 

15

L

ja das stimmt, also bei einigen Büchern da ist dann klar dass das jetzt erstmal 'ne Weile geht bis man wieder eins findet das ähnlich ist oder manchmal dann denk ich mir dann nehm ich auch ganz bewusst erstmal was Anderes wo klar is dass es nicht so gut wird. weil dann auch die Erwartungen gar nicht vorhanden sind dass es jetzt irgendwie es so gut sein sollte. des war dann irgendwie klar, dass das nicht zu erreichen ist

 

I

mhm (-) noch so Situationen mit bestimmten Büchern fällt ihnen einfach noch irgendwas ein also-

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L

mh (----) nee eigentlich (Pause 16 Sek.) was ja vielleicht auch nicht ungewöhnlich is oder so was mir halt nur irgendwie wieder auffällt also wenn ich irgendwie überhaupt so Romane lese oder die- die mir dann gefallen, das sind meistens keine von richtig deutschsprachigen Autoren. weil ähm ich find 's gibt schon so 'n eigen- eigenen deutschen Stil, und der is m- grad wenn's irgendwie nicht nur reine anspruchslose Unterhaltungsliteratur äh sein soll, sondern der ist dann immer so so überfrachtet und da fehlt's irgendwo so 'n bisschen ähm dass ich so was immer meide und dann noch ähm grundsätzlich also wenn ich mal vielleicht so überlege, was so dabei ist ist es halt im Wesentlichen schon immer französische englische oder ja irische spanische sonst was Autoren aber alle anderen können's irgendwie äh find ich lockerer als so in der deutschen Literatur.

 

I

's gibt wenige Zeitgenössische

 

L

ja

 

I

jetzt kommen wieder so 'n paar Jüngere nach

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L

ja aber da muss man halt irgendwie schon noch sehr suchen weil die dann auch irgendwie in den Buchhandlungen auch jedenfalls stößt man nicht sofort drauf und dann

 

I

man muss sowieso immer mehr suchen weil's immer mehr gibt ne? also ich denk manchmal man kann da eigentlich nicht mehr den Überblick behalten

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(S.15)

 

5

L

 

 

 

 

 

 

nee und äh manchmal find ich aber auch es wird zum Teil irgendwie so belanglos also grad jetzt äh- wann war das im Herbst als die Buchmesse war, und ja jede Buchhandlung anlässlich dessen riesige Tische mit Neuerscheinungen und so hatte, ähm da äh sind wir noch zu zweit unterwegs gewesen, weil wir eigentlich 'n Geburtstagsgeschenk für'n Freund gesucht haben auch 'n Roman halt, und- aber wenn man wenn man dann schon mal so unterwegs ist dann guckt man ja auch immer so für sich selbst was man so finden könnte und da hab ich äh sicher fast jedes Buch was da so rumlag in die Hand genommen und da diese Klappentexte gelesen oder die erste Seite aber da war eigentlich nichts dabei was mich jetzt spontan irgendwie gereizt hätte. und denk ich auch also eigentlich 'n bisschen wenig so- bei so viel Auswahl?

 

 

 

10

 

 

I

mhm. ja also ich find's auch- es wird immer schwieriger ich hab so bis vor vielleicht so vier Jahren noch immer ganz gut geschafft so 'n bisschen dran zu bleiben was so grad geht an Neuem ne. und des ist jetzt auch also des geht so schnell ich hab so meine Autoren wo ich dann immer hoffe dass die jetzt wieder mal 'n neues Buch rausbringen weil ich eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht hab aber es ist auch immer schwieriger so richtige Glückstreffer zu machen. wo man einfach so erstmal ist es was sehr Individuelles, und dann ähm wo man einfach sagen kann ähm des ist jetzt so ja des war einfach 'n tolles Buch ne.

15

 

 

 

20

L

ja d- (-) und deswegen ja also irgendwie so al- so losziehen und ähm mal in 'ner Buchhandlung zu gucken hm was könnt's denn geben, mach ich eigentlich immer weniger also eher dann schon so dass ich mir so Sachen empfehlen lasse oder einfach mal höre, weil je nachdem man das- erstens das was die Leute dann erzählen die's gelesen haben und dann weiß man ja auch wa- wie derjenige überhaupt Bücher so findet, weil man ihn ja kennt und dann kann man schon eigentlich mehr ähm drauf geben ob das was sein könnte.

 

I

mhm ja zumal die ja auch nicht grad billig sind. ne?

 

L

ja eben (-)

 

I

mhm. (-) gut dann mach ich hier 'n Punkt,

 

L

mhm,

25

I

wenn Ihnen noch irgendwas einfällt dann können Sie mir das auch noch noch beim nächsten Mal erzählen. ja? also nur mal die Option ist da.

 

L

gut.

 

I

ja?

2.2.2 Fragebogen zur Lesesozialisation

A Lesesozialisation

A1 Ursprungsfamilie - Kindheit

Þ Wie viele Bücher waren in etwa im Haushalt Ihrer Eltern vorhanden?

x unter 100

Þ Welche Sparten/Gattungen befanden sich unter den Büchern in Ihrem Elternhaus?

x Nachschlagewerk/Lexikon x wenige

x Ratgeberliteratur x viele

x Kriminalroman x wenige

Þ Würden Sie einen Ihrer Elternteile oder beide Eltern als regelmäßige Leser von Büchern beschreiben?

Mutter: x nein

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Romane mit Frauenthemen, Emanzipation

Vater: x nein

Wenn ja, bevorzugte Gattung: Geschichte/Politik (Zeitgeschichte, polit. Bewegungen, Nationalsozialismus, DDR, Arbeiterbewegung

Þ Haben Ihre Eltern, über die Bücher, die sie gelesen haben, geredet?

Vater: x nie

Mutter: x manchmal

Þ Wie würden Sie den Stellenwert von Lesen in ihrem Elternhaus einschätzen?

x Lesen gehörte eher zu den Nebensächlichkeiten

Þ Wie häufig haben Ihre Eltern Büchereien für sich genutzt?

Mutter: x manchmal Vater: x nie

Þ Haben Ihnen Ihre Eltern oder andere Personen in Ihrer Kindheit Bücher vorgelesen?

Mutter: x regelmäßig Vater: x nie

Þ Wenn ja, gab es dabei bestimmte Zeiten oder Anlässe, zu denen Ihnen vorgelesen wurde?

Vor dem Einschlafen, am Wochenende, wenn mehr Zeit war, Urlaub

Þ Haben Sie als Kind zu bestimmten Anlässen , wie z.B. Weihnachten oder Geburtstag von Ihren Eltern oder
anderen Menschen Bücher geschenkt bekommen?

x regelmäßig

Þ Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie begonnen haben, selber Bücher, die Sie sich ausgesucht oder
gewünscht haben, zu lesen?

So mit 12/13

Þ Wenn Sie sich einschätzen sollten hinsichtlich der Bedeutung, die Bücher für Sie in Ihrer Kindheit/Jugendzeit
hatten, welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu?

x Ich war zu der Zeit eine richtige Leseratte

Þ Gab es in Ihrer Kindheit oder Jugend bestimmte Phasen, in denen sie sehr viel gelesen haben, d.h. bestimmte
Lesephasen? Wenn ja, wann war das?

10-12/13 (Mädchenbücher), dann bis 17/18 (Romane aller Art und vor allem Biographien)

Þ Können Sie sich noch an Bücher aus Ihrer Kindheit und Jugend erinnern, die damals ihre Lieblingsbücher waren?
Bitte nennen Sie Titel und wenn möglich die Autoren?

Titel: Autor:

Herr der Ringe J. R. R. Tolkien

Shogun J. Clavell

Steppenwolf H. Hesse

Þ Wie sind Sie in Ihrer Jugendzeit an die Bücher gekommen, die Sie gelesen haben? (Mehrfachnennungen möglich)

x Meine Eltern haben Sie gekauft.

x Ich habe Sie mir alleine aus der Bibliothek geliehen.

x Ich habe Sie mir von FreundInnen geliehen.

x Ich habe Sie zu besonderen Anlässen (Weihnachten, Geburtstag, etc.) geschenkt bekommen.

Þ Haben Sie mit Ihren Eltern über die Bücher geredet, die Sie gelesen haben?

x nie

Þ Haben Sie mit FreundInnen über Bücher, die Sie damals gelesen haben geredet?

x häufig

Þ Welchen Stellenwert hatte für Sie der Deutschunterricht in der Schule? (Mehrfachnennungen möglich)

x Deutsch war mein Lieblingsfach

A2 Lese- und Leserverhalten heute

Þ Wie viele Bücher haben Sie heute schätzungsweise in Ihrem Haushalt?

x zwischen 100 und 500

Þ Welche Sparten/Gattungen sind vorzugsweise darunter vertreten? (Mehrfachnennung)

x Sachbuch x viele

x Nachschlagewerk/Lexikon x viele

x Ratgeberliteratur x wenige

x Kunst- und Bildband x viele

x Kriminalroman x wenige

x Trivialliteratur x wenige

x Roman (Belletristik) x viele

x Lyrik x wenige

Þ Bücher welcher Gattung lesen Sie heute am liebsten?

Sachbücher und Romane

Þ Wie besorgen Sie sich die Bücher, die Sie lesen? (Mehrfachnennungen möglich)

x kaufe sie im Buchladen x häufig

x leihe sie in der Bibliothek x häufig

x leihe bei FreundInnen x häufig

x lasse sie mir schenken x selten

Þ Wie häufig lesen Sie Romane (Belletristik)?

x ich habe immer einen Roman daliegen, an dem ich gerade lese

Þ Wie würden Sie begründen, warum Sie Romane lesen? Welche der nachfolgenden Aussagen treffen auf Sie zu:
Ich lese Romane,...(Mehrfachnennungen möglich)

x weil sie mich unterhalten

x weil das Thema mich zum Denken und Auseinandersetzen anregt

x weil ich Spaß an Sprache habe

x weil sie mich in eine andere Welt entführen (Neugier)

Þ Wie viele Stunden verbringen Sie wöchentlich damit, Romane zu lesen?

ca. 4-5 Stunden/Woche

Þ Lesen Sie, wenn Sie Romane lesen, bevorzugt

x gemischt

Þ Welche thematischen Vorlieben haben Sie im Hinblick auf Romane?

? - kann eher sagen, welche Themen mich nicht interessieren: Science fiction, Grusel- und Geistergeschichten, Action, Tagebücher, Briefwechsel

Þ Gibt es Autoren, die Sie bevorzugt lesen? Wenn ja, welche?

Milan Kundera, Jane Austen, Bronte, Elisabeth George

Þ Woher bekommen Sie Informationen über Romane, die Sie lesen?

x Presse

x Verlagsprogramme

x Freunde

x Klappentext beim 'Schmökern'

Þ Informieren Sie sich über Neuerscheinungen?

x ja

Þ Besuchen Sie Lesungen oder literarische Veranstaltungen?

x nie

Þ Sind Sie Mitglied in einem Bücherclub?

x nein

Þ Sehen Sie sich im Fernsehen literarische Sendungen an, z.B. literarisches Quartett, Bücherjournal etc.?

x nie

A3 Leseroutinen

Þ Gibt es besondere Zeiten, zu denen Sie bevorzugt Romane lesen?

Ich lese vorzugsweise....

x zu jeder Zeit, wenn ich Lust habe

Þ Streichen Sie für Sie bedeutsame Stellen beim Lesen an?

x nein

Þ Machen Sie sich Notizen beim Lesen?

x nein

Þ Lesen Sie jemandem gelegentlich vor, wenn Sie gerade eine für Sie bedeutsame Stelle lesen?

x nein

Þ Reden Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in über das, was Sie gerade gelesen haben, wenn es Sie beschäftigt?

x ja

Þ Reden Sie, nachdem Sie einen Roman gelesen haben, mit Ihrem/Ihrer Partner/in darüber?

x ja

Þ Reden Sie mit Freunden über Romane, die Sie gerade lesen oder gelesen haben?

x ja

 

A4 Wissen über Autoren und Bücher

Þ Kennen Sie folgende Autoren und haben Sie von Ihnen schon etwas gelesen?

Autor

kenne Namen

gelesen

Titel

 

ja

nein

ja

nein

(gelesen)

1. Gottfried Keller

2. Johann Wolfgang Goethe

3. Thomas Mann

4. Robert Walser

5. Herrmann Hesse

6. Heinrich Böll

7. Max Frisch

8. Robert Musil

9. James Joyce

10. Thomas Bernhard

11. Martin Walser

12. Günter Grass

13. Andreas Szczypiorski

14. Jurek Becker

15. Noah Gorden

16. Jostein Gaarder

17. Garcia Márques

18. Benoit Groult

19. Bodo Kirchhof

20. Nicholas Evans

21. Harry Mulisch

22. Javier Marias

23. Frank McCourt

24. Margret Fredriksson

25. David Guterson

 

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Leiden des jungen Werther

Zauberberg; Tod in Venedig

Steppenwolf; Glasperlenspiel

Verlorene Ehre der Katharina Blum;

Andorra; Homo Faber

 

 

 

 

Blechtrommel

 

 

Der Medicus

Sophie's Welt

Salz auf meiner Haut (?)

 

 

 

 

 

 

 

Schnee, der auf Zedern fällt

Þ Geben Sie bitte an, von welchen der genannten Titel Ihnen der Autor bekannt ist und ob Sie das entsprechende
Buch gelesen haben

Titel

Autor

gelesen

 

 

ja

nein

Die Wahlverwandschaften

Die Räuber

Professor Unrat

Der grüne Heinrich

Die Buddenbrocks

Der Steppenwolf

Die Pest

Deutschstunde

Homo Faber

Im Frühling singt zum letzen Mal die Lerche

Das Geisterhaus

Brandung

Justiz

Es

Liebe in Zeiten der Cholera

Das Parfüm

Die Unsterblichkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Rituale

Der Virtuose

Medea

Geh wohin Dein Herz Dich trägt

Der Medicus

Fräulein Smillas Gespür für Schnee

Athena

Goethe

Schiller

 

Thomas Mann

Hermenn Hesse

Albert Camus

Max Frisch

Isabell Allende

John Grisham (?)

Stephen King

Patrick Süskind

Milan Kundera

Milan Kundera

 

 

 

Noah Gordon

Peter Hoeg

 

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B Fragen zum aktuellen Buch

Þ Wie sind Sie dazu gekommen, sich gerade dieses Buch zu kaufen? (Mehrfachnennungen möglich)

x Lesen von Rezension/Buchbesprechung

Þ Haben Sie vom selben Autor schon andere Bücher (ein anderes Buch) gelesen?

x nein

Þ Was wissen Sie bereits über dieses Buch?

Die Begegnung eines Mannes mit einer Frau, die er kaum kennt, mit der er im Begriff ist zu schlafen, die aber plötzlich einfach stirbt.

Þ Woher haben Sie diese Informationen?

Klappentext/Zeitung

Þ Welche Erwartungen haben Sie an das Buch?

gute Unterhaltung, raffiniert konstruierte Geschichte

C Soziodemographische Daten

Geschlecht: x weiblich

Alter: 26 Jahre

Familienstand: x ledig

Schulabschluss: x Abitur

Ausbildungsstand: keine Nennung

Berufliche Stellung : x StudentIn

Haushalts-Nettoeinkommen: x DM 1000.- bis DM 1500.-

2.2.3 Interview zum Leseprozess

2.2.3.1 Freies Erzählen

1

I

gut. also das läuft heute so, dass wir ähm mal über das Buch so im Allgemeinen

(S.1)

L

mhm

 

5

I

dass Sie hm- ich frag Sie da was, und dann ähm blätter ich mal das Buch so durch, und guck mal wo Sie was angestrichen haben und frag Sie da noch 'n bisschen was dazu.

 

L

mhm

 

I

ja?

 

L

gut.

10

 

I

und ähm jetzt geht's mir erst mal drum dass Sie einfach mal so erzählen was Ihnen, wenn Sie jetzt an das Buch so zurückdenken, noch einfällt. also ob Sie noch an irgendwelche Textstellen sich erinnern können oder was an Eindrücken und Bildern so hängen geblieben ist.

 

L

mhm ähm jetzt rein nur inhaltlich oder auch so sprachlich.

 

I

wie Sie was Ihnen kommt. wenn Sie noch mal so an's Buch zurückdenken.

15

 

 

 

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1

(S.2)

 

5

 

 

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

((räuspern)) also erst mal so allgemein ähm fand ich dass äh auf der einen Seite äh war'n die Sätze extrem lang, also er hat's sehr gut geschafft mit zwei Sätzen 'ne ganze Seite irgendwie vollzukriegen ((lacht)) und so, und das hat's 'n bisschen schwierig gemacht immer so den Faden zu behalten, ähm auch vor allen Dingen weil dann immer so viele Einschübe kamen und er sich von ja von einem in's Nächste verstieg irgendwie und ähm, ja dann immer wieder abgeschweift ist von dem worum's ja eigentlich ging und das andere war noch, dass äh zusätzlich zu diesen langen Sätzen äh dauernd halt noch irgendwelche Sachen in Klammern äh vorkamen. ähm ja so Nebeninformationen wo's jetzt wo ich mich teilweise gefragt hab ähm ja was soll das jetzt, ist das jetzt wirklich wichtig oder so und ähm dann ist mir vor allen Dingen noch ähm hängengeblieben dass er äh immer sehr ausf&uum l;hrlich die ähm ja will mal sagen Filme, egal jetzt aus dem Fernsehen oder aus dem Kino oder halt irgendwie so was immer sehr ausführlich erzählt hat und auch so die Geschichten nacherzählt hat ähm wo ich mich dann- oder auch überhaupt irgendwie das Fernsehprogramm beschrieben hat was einfach lief wenn er ähm den Fernseher angemacht hat oder so ja wo ich auch nicht so richtig was zunächst mal mit anfangen konnte ähm und äh (-) was war noch, ja der eigentliche Wendepunkt war eigentl- war diese ähm Stelle mit der ähm (-) Prostituierten so für mich. wo er also nicht entscheiden konnte ob es seine Exfrau is oder nicht, und ähm wo er ja eigentlich äh sich bis zum Schluss nicht hundertprozentig sicher war ob sie's jetzt war und das hat mich so 'n bisschen geärgert weil das glaub ich ihm nicht. ähm ich kann mir nicht vorstellen dass er das äh nich gemerkt hat, also das is und hm (-) ja da hab ich auch irgendwie überlegt ob das eher so 'ne äh weiß ich nich so 'ne reizvolle Männerphantasie is oder so? ähm sich so was auszudenken oder so. und das war einfach unglaubwürdig irgendwie und das hat mich so 'n bisschen gestört eigentlich und ähm dann auch irgendwie weil ich fand das das verstieg sich so 'n bisschen als er dann also auch noch tatsächlich äh zu der Wohnung gegangen ist, von seiner ehemaligen Frau und siehe da oh praktischerweise er hatte ja noch 'n Schlüssel am Bund, das fand ich dann also schon also 'n bisschen billig nach all den Jahren auf einmal oh gar nich gemerkt den hab ich ja noch, das is ja prima und dann da reingegangen ist und sich da hingesetzt hat und auch das fand ich eigentlich so irreal irgendwie, dann da zu stehen sozusagen im Türrahmen und und dann letztlich is ja eigentlich nix dabei rum- rumgekommen bei der ganzen Episode, also es hat ja überhaupt keinen Aufschluss gegeben, was je tzt wirklich war oder nich oder äh also Klarheit hat's ja nich gebracht.

10

I

Sie haben gesagt Wendepunkt, ähm war das für Sie

 

 

 

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L

ja für mich so im Lesen, also ähm erst, ähm bis dahin hab ich auch eigentlich ähm, so kontinuierlich dran gelesen und es hat auch irgendwie Spaß gemacht, ähm wobei ich mit der Zeit fand es is 'n bisschen langatmig. aber gut. Und dann irgendwie als diese Stelle dann kam da hat's mich also richtig geärgert irgendwie so die Kleinigkeiten die irgendwie vorher schon mal waren die ich einfach nur eben bisschen lang fand, wie diese ewigen Schilderungen von den äh Filminhalten oder Fernsehprogrammen und auch irgendwie dieses detailreiche, meinetwegen dieses ähm ja. Treffen oder Vorstellungsgespräch da ähm bei dem König oder so wo die da saßen ähm gut das. aber danach irgendwie da w- wurd's dann (-) ja, also ärgerlich würd ich sagen. vor allen Dingen als dann auch noch ähm nach dem Essen, mit der äh Familie, ähm also sein erstes Essen da mit seinem neuen Arbeitgeber dann, und d ann wo- wo ja der Schwiegersohn und äh die Schwester, der Toten, ähm dabei waren und er der Schwester dann im Grunde durch die ganze Stadt hinterher rennt und beobachtet, was sie so macht, und tut, und sich dann so an diese Hauswand äh zu lehnen und äh das fand ich dann auch schon also auch ihre Reaktion so 'n bisschen irreal irgendwie äh ach was stehen Sie denn hier rum, ah das is ja sehr nett oder irgendwie so fand ich dann auch 'n bisschen überzogen, das is irgendwie (-) ja war für mich mehr irgendwie so 'ne

(-) also kam mir eher vor wie wie die Ausgeburt von so 'ner Phantasie als ähm jetzt irgendwie so was was man tatsächlich schon mal gemacht hätte wenn man jemandem nachgeht weil so dann äh irgendwie die in die Sch- Schaufenster reinzugucken und dann noch äh zu sehen ob ihr das jetzt steht oder nich was sie da anprobiert fand ich dann doch 'n bisschen (-) ja, weiß ich nich ((lacht)) hätt' er vielleicht gerne gesehen oder aber

35

I

mhm (-) mhm

 

L

und danach hab ich mich halt auch irgendwie von der Episode ein bisschen schwer getan da irgendwie weiterzulesen

 

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I

mhm mhm (-) und so inhaltlich? ähm (-) so einzelne ich mein man weiß ja nie 'n ganzes Buch nä weil aber was so bleibt. is da was, wo Sie sagen würden das- da sind einfach noch Bilder da (-) Erinnerungen

 

 

 

1

(S.3)

L

 

L

was ((räuspern)) (-) was bleibt, ja also es sind schon noch ähm (-) so 'n paar Bilder da also irgendwie wie diese Szene ähm wo er äh neben dieser Assistentin äh oder so von dem König da saß und ihre Laufmasche irgendwie so im Blick hatte, dass irgendwie da auch hinterher das Treffen dann auf der Rennbahn, mit dem Hut, das s- ja solche Stellen die dann irgendwie hängen bleiben und ähm ja so v- viele Kleinigkeiten vielleicht die ja au-

 

I

ja erzählen Sie doch ruhig mal ((lacht))

5

 

 

 

10

 

 

 

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L

das is jetzt (--) mal n' bisschen (--) überlegen ja am Anfang halt, ähm wo er die ähm Telefonnummer beziehungsweise also die Adresse von dem Ehemann einfach einsteckt, ähm und auch wo er versucht äh den dann im Hotel anzurufen in London, und ähm diese Bilder einfach. und auf dem Friedhof ähm und immer wieder dieses- ähm diese Begegnung immer wenn er in dieses Haus gekommen is, rein oder raus und ihm diese andere Frau begegnet is, ähm wo ja auch eigentlich nich rausgekommen is wer das war und so das sind eigentlich so die- die eindrücklichsten Sachen wobei ich sagen muss irgendwie dadurch dass es teilweise so etwas ähm ja für mich langatmig war und dann äh immer wieder wenn irgendwie so 'ne Sache- mal so 'ne die Handlung in Gang kam immer wieder abgeschweift ist und sich so so äh Sachen überlegt hat und ähm hab ich auch angefangen so 'n bisschen schneller zu lesen. und einfach auch nich mehr so genau zu lesen. oder so weil ich einfach eher ja. mehr an der Handlung interessiert war oder mich dann immer gefragt hab was soll das jetzt und dann wo geht's denn jetzt hier eigentlich weiter. weil ich eigentlich auch fand im Grunde is ähm abgesehen von dem (-) also oder vielleicht war meine Vorstellung auch falsch weil ich hatte so eigentlich eher die Erwartung ähm nachdem- nach der Ausgangsituation, er steht jetzt da, diese Frau is gestorben, und irgendwie die Familie is natürlich dran interessiert, also zumindest die die's wissen äh rauszufinden was jetzt eigentlich wirklich passiert is kurz vor ihrem Tod wer da bei ihr war und so weiter hab ich gedacht jetzt käme so 'ne Handlung richtig in Gang aber im Grunde viel passiert is ja letztlich in dem ganzen Buch nich. wirklich. also 's is viel so Überlegungen dazwischen aber vieles was dann auch wieder so versickerte irgendwie wie halt ja sein sein Verhältnis zu seiner Exfrau, was ja auch hinreichend thematisiert worden is aber eigentlich ja auch ja sich a-also keine Entwicklung gemacht hat

30

 

 

I

mhm (-) mhm (--) und so diese Szenen die Sie jetzt grad erwähnt haben, so ähm das mit der Laufmasche und beim König war das und ähm das mit dem Hut auf der Rennbahn äh was war das was Sie Ihnen an diesen Szenen- warum meinen Sie dass Sie grad die ähm

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L

ähm ((räuspern)) ach ich weiß nich ich äh nich mal ich denke nich weil sie irgendwie jetzt wichtig warn äh das sind einfach dann so Bilder, ich glaub wo man dann auch ähm oder wo ich zumindest dann gleich so- ja wie so 'ne Art Film- äh- Ausschnitt im Kopf habe irgendwie wo ich mir vorstellen kann. vielleicht hat das auch was damit zu tun dass ich das unbewusst aus Filmen kenne oder irgendwie dass da so Bilder auftauchen, wo ich mir das so vorstellen könnte irgendwie so Leute schon äh v-vielleicht ähm so bestimmt gekleidet oder so vielleicht auch aus aus Zeitschriften oder so wenn man so Bilder sieht, dass man das dann gleich so vor Augen hat irgendwie

1

I

 

mhm, fallen Ihnen da noch so aus dem Freien noch so andere Passagen ein auch inhaltlich oder Beschreibungen oder so wo Sie die so geblieben sind? oder wo Sie an bestimmte Sachen erinnern ähm- sich erinnern mussten die sie selber kennen

(S.4)

L

hm

 

I

oder war das 'ne sehr fremde Welt für sie.

5

 

 

 

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L

nee, fremd eigentlich nicht. ähm also es gibt da 'nen vielleicht noch eher so so allgemeine Sachen die ähm jetzt auch nicht unbedingt mit bestimmten Bildern verknüpft sind aber einfach solche ähm Feststellungen oder was ja immer ähm vorkam dass äh Leute die alleine wohnen dazu neigen zum Beispiel mal den Fernseher einzuschalten erst mal wenn sie nachts nach Hause kommen und so also wo ich dann ähm so bestimmte ja Abläufe wiedererkannt hab die man wahrscheinlich tatsächlich nur macht wenn man alleine is. oder- oder überhaupt ähm (-) eben sein Leben so führt also abends überhaupt noch dann weggeht und nich überhaupt mit der Familie irgendwie sowieso den ganzen Abend verbringt oder wie auch immer sondern halt ähm ja, solche Tagesabläufe einfach auch irgendwie ähm (-) ja in in Kneipen zu gehen und zu hoffen da jemanden zu treffen oder beziehungsweise überhaupt in bestimmte zu geh n wo man sowieso jemanden treffen wird, und dann da so oder da auch erst mal die Zeitung zu lesen und zu warten was dann kommt, oder ob einer vorbeikommt solche Sachen eher aber die sind dann nich so mit konkreten Bildern verknüpft, sondern das is mehr dann so 'ne Art ähm ja ähm ich weiß nich mal ob ich's direkt wiedererkenne aber so bekannte Lebenswelten irgendwie das vielleicht noch auf der andern (-) Seite (-) aber sonst (--) eigentlich jetzt aus dem Freien eher weniger.

 

I

und so von der Handlung her?

25

 

 

 

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L

(---) von der Handlung (--) also ähm da möcht ich jetzt nicht sagen, dass mir das grad so bekannt vorkommt ((lacht)) weil die Situation ist ja dann doch schon ((räuspern)) 'ne ziemlich Spezielle also was mir vor allen Dingen ähm, oder was ich dann zum Schluss ziemlich überraschend fand, war dann eigentlich dass ähm der Ehemann, vor allen Dingen offenbar ähm reden wollte. irgendwie sein Geheimnis offenbaren wollte oder so. ähm (--) weil man ja eigentlich eher erwartet hätte dass er irgendwie aufgebracht ist oder äh so was, fand ich im Grunde eigentlich auch gar nicht dann so schlecht, dass er irgendwie ja sozusagen seine Geschichte loswerden wollte, hat mich aber insofern 'n bisschen gestört, weil irgendwie des war so das Ende war dann so aus dem Hut gezaubert irgendwie mit dieser ähm eigenen Liebschaft und ähm die kam ja vorher überhaupt nicht drin vor und irgendwie find ich 's immer &aum l;h ja weiß ich nich relativ einfach wenn man ganz zum Schluss noch mal 'ne neue Wende reinbringt indem man einfach völlig neue Leute einführt oder so. und ähm so was stört mich dann immer. ich denk so 'ne Geschichte lebt auch davon dass dann irgendwas passiert äh weiß ich nicht mit mit dem Personal oder mit den Konstellationen die einfach schon da sind und nicht einfach jetzt ah ja da war noch die, und davon wusste man ja gar nichts, ja wenn das so ist, dann ähm sieht das auf einmal natürlich alles immer ganz anders aus das is klar.

 

I

es ist dann schwer nachzuvollziehen *wenn*

1

L

 

*ja*, es es wirkt dann sehr schnell so als hätte man jetzt mal zum Schluss kommen müssen. und wie hätt- wie soll man jetzt 'n Ende herbeiführen und dann denkt man sich halt noch mal was aus. irgendwie so eher.

(S.5)

I

mhm. (-) noch solche irgendwelche Bilder (-) Szenen (-) die Sie so beeindruckt haben (--)

5

L

hm (-) wüsst ich jetzt auf Anhieb (-) nichts direkt. (----)

 

I

mhm (--) oder was Sie jetzt jemand erzählen würden, wenn Sie mit ihm über 's Buch reden würden (--)

 

10

 

 

L

also, es sind ähm schon eher so die Sachen hängen geblieben die mich so 'n bisschen gestört haben einfach irgendwie also und und das hat sich zum Schluss dann halt irgendwie so etwas angesammelt und das wären dann auch so Dinge also ähm- wir hatten da- also ich hatte da auch mal mit 'nem Bekannten drüber gesprochen, weil er das Buch auch eigentlich unbedingt gerne lesen wollte der hatte aber ähm äh jetzt vor kurzem erst das andere Buch von ihm gelesen, das es jetzt als Taschenbuch gibt, ähm ich weiß jetzt nicht mehr wie's heißt,

15

I

mein Herz so weiß?

 

 

 

20

 

 

L

genau. mein Herz so weiß, ähm aber als wir drüber gesprochen hatten hatte er's noch nicht gelesen wollte deshalb aber wissen was ich jetzt davon halte und dann halt auch irgendwie halt diese Sachen mit den langen Sätzen und so und dann hatten wir uns später noch mal drüber unterhalten, da hatte er das auch so ge- äh gelesen meint er auch ja das sei ihm auch so aufgefallen irgendwie dass es so schwierig wäre da den Punkt mal zu finden ((lacht)) und irgendwie 'nen Absch- solche Sachen halt einfach. das sind so die die im Wesentlichen so hängen geblieben sind. und halt diese Episoden die ich so so 'n bisschen unglaubwürdig finde irgendwie

25

I

mhm. zu konstruiert.

 

L

ja.

 

I

mhm. und der Anfang des Buches?

 

30

 

L

ähm (--) da ((räuspern)) weil also- is glaub ich im Endeffekt jetzt grad also hm- ah mal abgesehn von- von dem was halt an sich natürlich passiert ist, und von so 'n paar Details, aber insgesamt nicht so viel hängen geblieben was auch daran liegen kann dass man ja, dass man ja dann irgendwie wissen will wie's weitergeht und 's da eigentlich ja erst richtig losgeht. und ähm ja, mal gucken halt so was jetzt kommt, ne?

35

I

gab's denn Personen so in dem Buch die Ihnen äh also- wo Sie das Gefühl hatten die mochten Sie?

 

 

 

40

 

L

ja eigentlich schon. also die äh Luisa, die Schwester, zum Beispiel, aber auch eigentlich diese Frau die er immer im Hauseingang getroffen hat, ähm obwohl man von der ja ni- nicht so viel mitgekriegt aber überhaupt ähm wo eigentlich die irgendwie schon sehr sympathisch wirkte, und wo ich mich dann auch gefragt hab weil ähm einmal war ja diese Episode der Streit mit ihrem Begleiter, und dann kam sie doch wieder das nächste Mal irgendwie einträchtig ähm mit ihm zur Tür raus und so also (-) solche Sachen halt. und äh eigentlich hm ja fand ich auch diese Assistentin da ganz äh sympathisch.

 

I

mhm. die beim König.

1

L

ja genau.

 

I

mhm mhm

(S.6)

5

 

 

 

10

L

aber er kam mir irgendwie also Victor kam mir im Laufe der Zeit irgendwie immer etwas sehr- ich weiß nicht so selbstmitleidig vor, und zum Teil fand ich hat er sich auch- ja, nicht direkt widersprochen aber er hat sich selbst was irgendwie so in die Tasche gelogen irgendwie so auf der einen Seite er ähm hat ja immer so 'n Pech im Leben und auch bei den Frauen nie so das richtige Glück und äh aber irgendwie hat er die Schuld auch immer bei allen andern gesucht nur bei sich selbst irgendwie nich so also- und da dacht ich dann auch irgendwie naja wenn ((lacht)) wenn das so ist kein Wunder ne

 

I

mhm mhm (---) sonst noch was was Ihnen so zu dem Buch als Ganzes einfällt? (-) oder auch so einzelne Szenen eben (-) die für Sie wichtig waren (-)

 

15

 

 

 

20

 

 

L

mhm ((gedehnt)) (--) insgesamt jetzt direkt im Hinblick auf das Buch eigentlich nicht aber das was ich mich jetzt ähm so im Anschluss da dran gefragt hab weil ich vorher eigentlich auch ähm noch nichts von 'nem spanischen Autor gelesen hatte jedenfalls nicht dass ich mich so richtig bewusst dran erinnern könnte ähm hab ich mich un- und dass ja in letzter Zeit sowieso überhaupt mal ähm so thematisiert worden ist überhaupt wie spanische Autoren ähm was die so für'n- für'n Gesellschaft- oder auch zum Teil vor allen Dingen Frauenbild haben und so, und darauf kam ich dann auch wieder weil ich jetzt neulich im Kino diesen life flash gesehen hab und ähm der Regisseur das ja im Gegen- ja also immer eigentlich die Sichtweise glaub ich die hier auch so 'n bisschen allgemein vertreten wird immer kritisiert hat. und da wär vielleicht mal der Anreiz jetzt sich da 'n bisschen mehr zu informieren eigentlich also viellei cht so literaturgeschichtlich oder so

25

I

der is von dem Aldomovar ne

 

L

ja genau. mhm also das war dann noch so 'ne Idee was mich noch mal interessieren würde eigentlich wie das überhaupt einzuordnen ist

 

I

mhm. (--) sonst noch irgendwelche Assoziationen oder so?

 

L

hm (--) ne, eigentlich nich so.

2.2.3.2 Befragte Textstellen

1

(S.1)

I

dann würd ich's jetzt so machen, ((räuspern)) dass ich mal einfach 'n bisschen durchblätter, was Sie so angestrichen haben, also ich mach das jetzt eher so auf die Schnelle, und (-)

5

L

also (-) so (-) viel (-) fand ich (-) auch gar nicht äh (-) teilweise dann (-) drin (Pause 28 Sek.)

 

 

I

ähm also ich würd das jetzt so machen, ich les Ihnen noch mal vor was Sie angestrichen haben, und Sie hören sich's an, einfach nur mal und gucken so was kommt.

 

L

mhm?

10

1

(S.2)

I

ja. also ich glaub nicht, wir können nicht alle Stellen aber ähm (--) da also das Erste ich nenn die Seitenzahl mit weil ich dann wenn ich's transkribier es schneller find, ähm und das ist jetzt noch im ersten Teil, also wo er noch in der Wohnung ist, und ähm er nimmt grad die Kassette aus dem Anrufbeantworter raus.

 

L

mhm

5

I

und jetzt unterstreichen sie, Dean sollte keine Gewissheit erlangen, denn es gibt nichts Unwiderruflicheres, und dazu darf man niemanden zwingen, es muss immer ein Raum oder eine Lücke für den Zweifel geben; (-)

 

 

10

 

 

L

oh. ((lacht)) ich glaub das ähm war einfach in diesem Zusammenhang weil er ja so ähm unentschlossen war äh ob er jetzt wirklich in Erscheinung treten soll oder ob er sich jetzt einfach so aus dem Staube machen soll als nicht existent irgendwie da selbst- vielleicht auch für sich selbst dann verdrängen möchte oder so und ähm (-) dass das irgendwie fand ich schon am Anfang so 'n bisschen so seine innerliche Haltung eigentlich auf den Punkt gebracht hat so das eigene ähm- weil vielleicht weil die Situation für ihn auch so irreal war.

 

I

mhm

15

 

 

L

is sie ja mit Sicherheit auch also so was passiert ei'm ja nich alle Tage also die die Möglichkeit zu behalten irgendwie ähm 'ne Lücke zu finden insofern dass man auch irgendwann mal sagen kann das ist doch alles nich passiert oder so die Optionen da offen zuhalten

 

I

kennen Sie so was von sich?

20

L

(--) ja, schon.

 

I

mhm. also würden Sie auch sagen dass das was mit Ihnen zu tun hat? oder so des- also des könnten so- so 'n Satz für sich auch *geltend* machen?

 

25

 

L

*ja* ja würd ich schon sagen. also manchmal denk ich gibt's schon einfach so Sachen die passieren egal wie sehr man jetzt selbst da dran beteiligt war also ob man die irgendwie selbst ähm herbeigeführt hat oder ob die ei'm passieren wo man am liebsten irgendwie sagen möchte das möcht ich jetzt eigentlich streichen. also weiter da. ((lacht))

 

30

I

mhm. (--) und würden Sie sagen wenn Sie's jetzt noch mal hören dass so das äh wird da noch mal wach beim Lesen mh also können Sie sich's vorstellen oder würden Sie sagen dass Sie das jetzt aus dem jetzt Gehörten noch mal (-) so rekonstruieren. warum Sie das angestrichen haben.

 

 

35

 

L

also bei ähm der Stelle ganz konkret ähm fehlt mir jetzt im Nachhinein erst mal schon 'n bisschen der Zusammenhang aber insgesamt also wird es dann schon noch mal so wach al- also es gab halt so schon so 'n paar ähm Sätze auch in dem Buch ohne dass ich die jetzt alle einzeln noch mal dann sofort wüsste, aber wo ich so das Gefühl hatte das sind so ja so Erfahrungswerte denen kann ich also voll und ganz zustimmen.

 

40

 

I

mhm. gut nehmen wir noch mal 'ne zweite Stelle auf der Seite 85 da is 'n bisschen ähm (--) das is 'n bisschen weiter, und ähm (--) sie is schon tot. und ähm ich les mal vielleicht ähm (--) er hat grad das Essen für das Kind gerichtet bevor er die Wohnung verlässt, und ich les mal 'n paar Sätze vor und äh sag Ihnen dann ab wann Sie angestrichen haben ja?

 

L

mhm,

1

(S.3)

 

5

 

 

 

10

 

I

ähm, Da stand ich wieder mit meinem Mantel und meinen Handschuhen, neben mir ein geräuschloses Taxi, dessen Motor der Fahrer kurzentschlossen abgestellt hatte, als er merkte, dass mein Aufenthalt doch nicht so kurz sein würde. Zu dieser Stunde brannten in dem Gebäude noch mehr Lampen, aber mein Blick war so starr, als schaute ich durch ein Fernglas, auf die Lichter in der vertrauten Wohnung gerichtet. da war er schon gegangen und kommt noch mal zurück. Ich hatte mehr Angst als in der vergangenen Nacht, mehr als beim Verlassen des Hauses im Morgengrauen. Ich wußte, was passiert war, und es kam mir unsinnig und lächerlich zugleich vor, dass es passiert war, und jetzt unterstreichen Sie Geschehenes ist überhaupt nicht geschehen, solange es nicht entdeckt wird, solange es nicht ausgesprochen wird und solange es niemand weiß, und in der Zwischenzeit können sich Tatsachen in bloße Gedanken, in bloß ;es Erinnern verwandeln,

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

L

eben eigentlich auch aus diesem Zusammenhang raus solange er ähm nich entdeckt wird, kann er das vor auch- vor sich selbst leugnen und so- solange denk ich kann man also ich denke mit der Zeit wenn man wirklich wollte, könnte man dann irgendwann auch selbst zu der mindestens hundertprozentigen Überzeugung kommen dass es nicht passiert ist. was da eigentlich passiert ist und ähm bei vielem also frag ich mich dann auch so- so bestimmte Episoden die man ja aus seinem Leben irgendwie nach 'n paar Wochen Monaten oder Jahren dann sogar erinnert ob die wirklich so passiert sind wie ich sie jetzt erinnere oder ob ich nicht irgendwie ähm schon wie soll man sagen ähm Sichtweisen die mir lieber gewesen wären s- so internalisiert hab dass ich sie jetzt als real erinnere. und ähm ich denke das sind so Momente wo man dann irgendwie so davor steht und wo ähm man sich dann für einen Weg entscheiden muss. also ich denk das is auch 'n unbewusster Prozess der da stattfindet. ich mein gut er hat sich dann ähm dafür entschieden natürlich irgendwie mit der Familie Kontakt aufzunehmen sonst hätt sich das Buch ja auch im Grunde nicht gelohnt aber ähm die Überlegung denk ich is einfach die Grundsätzliche und die is dann einfach da wobei ich's fast zum Teil natürlicher fände wenn man dann versucht das zu verdrängen. ich mein gut bei so 'nem wirklich krassen und speziellen Fall wird man vielleicht doch eher gezwungen zum Handeln aber ich denk bei vielen Kleinigkeiten ähm handelt man dann einfach so dass dann ähm dass man ja 's nicht wahrhaben will und dass es dann auch irgendwie nich g- geschieht irgendwie für einen selbst so

35

I

mhm mhm (--) würden Sie sagen dass ((gedehnt)) äh oder warum haben Sie die Stelle angestrichen, können sie das noch sagen?

 

 

L

((räuspern)) ja weil das schon irgendwie so 'n Satz war wo ich dachte da is so was Wahres dran das (-) diesem Gedankengang- also dem würd ich so zustimmen.

 

I

den kennen Sie auch?

 

L

ja,

40

I

mhm, also dass man einfach versucht die Dinge so über die Zeit im Grunde genommen zu verwandeln auch

 

L

ja genau. irgendwie so sich sein Wunschbild irgendwie mit der Zeit aufbaut von irgendwas was vielleicht nicht ganz so gewesen ist.

1

(S.4)

 

5

 

 

 

10

 

 

I

mhm. (Pause 17 Sek.) ähm jetzt kommt auf Seite 93 da hört er die Kassette ab. Vom Anrufbeantworter. ich les wieder kurz vor ja? und ähm also die 'n paar Sätze vor. (--) und sag Ihnen wann Sie ähm unterstrichen haben ja? Als erstes war wieder die Stimme dieses Mannes zu hören (>Scheiße, geh ran!<), diese rasiermesserscharfe und drangsalierende Stimme (>Spinnst du oder was?<), die sich so sicher war, so etwas mit Marta machen zu können (>Kacke, dir ist wirklich nicht zu helfen!<), und das ärgerliche Zungenschnalzen. Nach dem Pfeifton kamen andere Nachrichten, alle zwangsläufig älter, also von Marta bereits abgehört, und die erste war unvollständig, den Anfang hatte die Stimme des Mannes bereits gelöscht: jetzt unterstreichen Sie >...nichts<, setzte eine Frauenstimme mitten im Satz ein >ruf mich morgen auf jeden Fall an und erzähl mir alles von A bis Z. De r Typ klingt gar nicht übel, aber was heißt das schon. Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass du so waghalsig bist.

15

 

 

 

20

L

das war so ähm (-) ich glaub zu dem Zeitpunkt war ja noch nicht klar dass sie irgendjemandem davon erzählt haben könnte dass sie sich mit ihm trifft und das war so für mich so das erste Indiz dass ähm also wenn er denn ganz unerkannt aus dieser Sache rauskommen möchte dass es doch Schwierigkeiten geben könnte weil doch vielleicht andere Leute von seiner Existenz im Vorfeld schon wussten oder dass man also auf ihn kommen kann einfach irgendwie so 'n Baustein ähm jetzt in in der Geschichte die sich ja jetzt von hinten dann irgendwie aufrollen muss für die (-) also für die- für die Verwandten die da übriggeblieben sind.

 

I

also das hat Ihnen so 'ne Fährte *gegeben* irgendwie

25

 

 

L

*ja genau* mhm und äh ich glaub ohne dass es irgendwie zu dem Zeitpunkt auch schon glaub ich klar war war aber eigentlich für mich auch klar dass nur er damit gemeint sein kann ähm also von dem sie erzählen soll wie's gelaufen is und so also ich- ich war mir schon ziemlich sicher dass sich das auf jeden Fall auf Victor bezieht.

 

I

mhm. also das war für Sie so ne Spur mal weiter*verfolgen*

30

L

*ja* genau .

 

I

mhm (Pause 23 Sek.) ob hinten noch was ist?

 

 

L

L

doch da müsste eigentlich noch, (Pause 22 Sek.) hm viele Kommentare

(-) irgendwo hab ich auch mal so 'n Zettelchen eingeklebt gehabt (-) ich hoffe der is jetzt nich rausgefallen ((////)) ah *ja.*

35

I

*da is* das (Pause 12 Sek.) da haben Sie einfach Kommentare hingeschrieben.

 

L

mhm

 

 

40

 

 

 

1

(S.5)

 

5

 

I

mhm (---) unterstrichen (--) ja vielleicht geht's auch so. zwei (---) Stellen (Pause 14 Sek.) das eine is ähm (--) da verfolgt er die Ehefrau und macht sich Gedanken ähm dass äh (-) nachdem sie m- mit ihm zusammen war und mit dem anderen wegfährt ähm und er hat dann mal angerufen zu Hause nä? und sie ist dann an's Telefon gegangen, und da fängt der ähm Absatz an, Celia hatte sich am Telefon gemeldet und war zu Hause, aber bevor ich angefangen hatte, meine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu sprechen, waren zwei oder drei Pfeiftöne zu hören gewesen, die ein Hinweis auf vorher aufgezeichnete Anrufe waren, also war Celia wahrscheinlich, als sie den Hörer abnahm, mit ihrem Begleiter gerade zur Tür hereingekommen und hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, die vorherigen Anrufe abzuhören. jetzt unterstreichen Sie Somit war es doch wieder möglich, dass Celia Victoria war und sie und der Arzt - ein verheirateter Mann - beschlossen hatten, zu ihr zu gehen, und dass sie, kurz nachdem ich meine Wohnung betreten hatte, bei ihr eingetroffen waren, jetzt haben Sie als Kommentar geschrieben: ich hatte befürchtet, dass das jetzt kommt.

 

10

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

 

30

 

 

 

35

 

L

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

((lacht)) ja, ((räuspern)) weil ich dachte eigentlich das wär jetzt ähm also überhaupt die ganze Episode ähm ob er jetzt noch rauskriegen kann ob es seine Ex-Frau war oder nicht, ähm wär jetzt irgendwie abgehakt und irgendwie ist es also in seinen Gedanken hat er sich immer noch so 'n Hintertürchen offengehalten es so hinzukonstruieren dass sie 's ja doch gewesen sein könnte. erst ähm (-) irgendwie die Idee na dann ruf ich mal bei ihr zu Hause an, wenn sie da ist und verschlafen an's Telefon geht dann wird sie ja den ganzen Abend äh zu Hause gewesen sein und geschlafen haben oder so dann kann sie's ja nicht gewesen sein ähm so diese Beruhigung und dann ähm irgendwie so- so jedes kleinste Detail äh was noch so kommt irgendwie so zu drehen dass man's doch wieder als Möglichkeit hinkriegt dass es so sein könnte wie man befürchtet hat. und das war für mich irgendwie also auch schon wieder so abstrus irgendwie wie er sich dann überlegt ja na gut. also da waren vorher noch Anrufe jetzt war sie nicht da jetzt ist sie vielleicht grade zur Tür reingekommen und dann hatte sie noch nicht mal Zeit das hm, das könnte zeitlich jetzt alles hinkommen und so und ähm (-) ja, das war auch noch so eh ähm (-) im Hinblick auf die Frage weil ich mich echt gefragt hab ähm was diese ganze Episode also mit der Victoria eigentlich wirklich sollte für ihn. also eigentlich hat es ja ein Problem was er selbst hat. irgendwie angesprochen mit seiner nicht verarbeiteten Beziehung in gewisser Weise weil auch ähm so unterschwellig an den einzelnen Stellen für mich immer anklang dass er's irgendwie doch nicht so richtig verwunden hat dass seine Ex-Frau jetzt andere Bekanntschaften haben könnte und auch zum Schluss, ((räuspern)) wo glaub ich zwei drei Mal erwähnt wurde dass sie ja eventuell doch wieder heiraten wird ähm das klang immer so 'n bisschen abfällig oder was heißt abfällig. aber irgendwie so- so verletzt noch irgendwie wie kann sie denn bloß sich sozusagen emanzipieren wenn ich doch also während er sich ganz offensichtlich da emotional noch nicht draus gelöst hat fand ich. (-) und und (-) ja aber andererseits auch offenbar überhaupt nicht in der Lage war mal 'n also 'n offenes Gespräch mit ihr zu suchen und ähm das immer nur so ähm ja so hintenrum irgendwie ging über so Anrufe oder mal so so kontroll- verschreckt wieder den Hörer fallen lassen wenn sie dran geht und

 

I

mhm. war Ihnen sein Verhalten da sehr fremd?

40

 

 

 

1

L

hm (---) ja vielleicht sch- ja hm (-) schon irgendwie 'n bisschen fremd wobei ich das Gefühl hab dass es wahrscheinlich gar nicht mal s- so selten ist dass Leute sich eher so verhalten als dass sie irgendwie was Offenes suchen weil so offene Gespräche ja auch immer verletzen vielleicht grade wenn man das Gefühl hat auch irgendwie selbst Fehler zu machen oder gemacht zu haben die man dann irgendwie schon lange nich sich richtig eingestanden hat oder so also

(S.6)

 

I

mhm, und so Gedanken die er da hat ähm also wie er rekonstruiert ja während er in seine Wohnung geht was sie- wie's dazu kommen kann oder dass sie jetzt grad mit ihrem Arzt da reinkommt und so kennen Sie so was auch von sich?

5

L

(-) hm nee eigentlich jedenfalls nichts was noch so konkret im Gedächtnis geblieben ist eigentlich nichts Aktuelles so nee

 

 

10

I

(---) auf der Seite 342 da haben Sie einen Satz angestrichen, Ich bin nie neugierig gewesen, ich habe nie mehr über Marta erfahren wollen, jetzt war sie tot, und meine Neugier gilt nicht den Toten, da haben Sie ha ha hingeschrieben.

 

 

 

15

 

 

 

20

 

 

 

25

 

 

L

also das glaub ich ihm nicht weil das ist irgendwie erst schon- schon der erste Satz ich bin nie neugierig gewesen also sein ganzes Verhalten ist eigentlich so dass er schon unglaublich neugierig dran ist weil er möchte ja ähm eigentlich doch von Anfang an irgendwie wissen was äh diese Marta überhaupt dazu bewogen hat sich mit ihm ähm zu treffen und überhaupt dieses Rendezvous und alles wo für ihn ja so klar war dass der Abend also schon ähm gleich so Rendezvous-artig verlaufen wird wo sie doch aber eigentlich verheiratet ist und was jetzt eigentlich also irgendwie vielleicht auch der der Knackpunkt an- an dieser Ehe is, ähm und auch äh interessiert ihn ja doch eigentlich wie äh die Schwester und der Ehemann eigentlich äh nich nur den also ganz speziell darauf eigentlich auch reagieren ähm dass ja jemand bei ihr gewesen ist als sie gestorben ist, ähm deswegen macht er ja auch diese ä hm Anstrengung um irgendwie mit der Familie über ganz dubiose Aufträge in Kontakt kommen zu können erst mal so ähm incognito sozusagen, und ähm (-) und da hab ich mich bei dem Satz irgendwie gefragt inwieweit er das wirklich ernst meint oder ob das nicht pure Ironie ist. irgendwie weil also das is er ist ja eigentlich getrieben von all dieser Neugier und auch diese ähm Neugier bezieht sich ja auch auf- auf Celia vor allen Dingen was sie jetzt eigentlich so so ohne ihn treibt möchte er a- also (-)

 

I

mhm. also das haben Sie einfach ganz anders gesehen.

30

L

ja.

 

 

 

35

I

 

 

 

mhm.(-) gut und auf der nächsten Seite (-----) das ist die Seite 343, da haben Sie einen Satz da haben Sie auch viel kommentiert, aber ich les ihn jetzt mal einfach nur so Sie hören einfach nur so Wer erzählt, ist entschlossen, etwas aufzudecken, ja es sogar jemandem aufzuzwingen, und er ist es, der sich selber bloßstellt oder verrät und den Zeitpunkt dafür bestimmt,

 

 

40

 

 

 

1

L

ähm also da waren so verschiedene Komponenten drin denen ich teilweise zustimmen würde und teilweise ähm nicht zustimmen würde. erstmal das Erste, wenn jemand etwas erzählt, dann um etwas aufzudecken, ähm also aufdecken klingt so neutral und objektiv ich glaub wenn jemand etwas erzählt oder erzählen will dann um seine Sicht darzustellen. und nicht vielleicht ähm um etwas aufzudecken zumindest nicht vorrangig sondern ich denk um um seine eigene oder weil man man erzählt ja immer in einer ganz bestimmten Sichtweise oder aus 'ner ganz aus 'nem ganz bestimmten Blickwinkel heraus. und das Nächste war dann ähm (-) äh (-)

(S.7)

I

soll ich's Ihnen noch einmal vorlesen?

 

L

ja,

5

I

Wer erzählt, ist entschlossen, etwas aufzudecken, ja es sogar jemandem aufzuzwingen, und er ist es, der sich selber bloßstellt oder verrät und den Zeitpunkt dafür bestimmt,

 

 

10

 

 

 

15

 

 

L

ähm genau. Und das mit dem Aufzwingen, dem würd ich zustimmen. weil man also so wie er auch die Geschichte erzählt oder überhaupt die ganze Geschichte so wie sie erzählt wird find ich zwingt ja einem nicht nur seine Geschichte, aber ich mein gut, man liest sie ja auch freiwillig, aber ähm er zwingt einem vor allen Dingen ähm die Sichtwei- ähm also seine Sichtweise dieser Geschichte auf und ähm eben auch diesen Zeitpunkt ähm wann er etwas aufdecken vielleicht war ich da schon so 'n bisschen ähm also weil ich ja wissen wollte was jetzt eigentlich kommt, wie die alle reagieren wenn sie dann erfahren dass er derjenige war der in der Nacht bei ihr war und deshalb war ich irgendwie schon so 'n bisschen ungeduldig eigentlich dass es jetzt doch mal so langsam ((lacht)) kommen muss und äh das fand ich dann irgendwie so wahr, dass er dann irgendwie sagt dass der Erzähler den Zeit- Zeitpunkt bestimmt und ä h

20

 

 

 

25

I

mhm. (Pause 15 Sek.) jetzt nehmen wir noch mal eine Seite ja? und zwar ist das auf der Seite 344, hab nur 'n bisschen auf die Uhr geguckt (---) nicht dass es nachher verloren geht da streichen Sie an. So setzten Ehepaare manchmal eine Unterhaltung fort, ein Ehepartner folgt dem anderen auf Schritt und Tritt durch die Wohnung, während der eine Ordnung macht oder das Abendessen zubereitet oder bügelt oder etwas wegräumt, es ist gemeinsames Terrain, auf dem man sich nicht zu verabreden braucht,

 

 

 

30

 

 

L

das kam mir einfach irgendwie so- so bekannt vor irgendwie dieses Bild ähm einem so bei allen Tätigkeiten irgendwie so hinterherzulaufen oder so weil ich glaub das hatte dann- hat dann einfach so was mit mir zu tun weil ich das auch irgendwie kenne und irgendwie immer nervig finde wenn ich irgendwas mache, wenn und mir dann immer jemand ((lacht)) hinterhertrabt und wenn das nur so banale Tätigkeiten sind wie irgendwie das Geschirr von der Ablage wegzuräumen oder so und des und ich fand das is halt irgendwie so- in so 'ner gemeinsamen Wohnung oder so das kann manchmal auch so 'n bisschen nerven ((lacht)) irgendwie

35

I

mhm, also das hat Sie an was erinnert *was Sie* so kennen

 

L

*ja genau.* mhm,

 

I

mhm. (---) ähm 'ne bestimmte Situation? oder allgemein.

 

40

 

 

 

1

L

vielleicht so hmpf schon eher allgemein also so bestimmte mehrere Situationen wo ich dann selbst so dran denken musste wie das ist irgendwie mal beim Abspülen oder auch mal wenn man einfach von einem Zimmer so in's nächste gegangen gegangen ist oder oft ist es auch noch so irgendwie ähm wenn ich dann mal bei meinen Eltern zu Hause bin dass meine Mutter mir dann auch die ersten zwei Tage wenn ich dann mal da bin was halt selten is hinterherläuft in andere Räume und irgendwie ((lacht)) und dann denk ich immer ja, an so was musst ich dann irgendwie denken

(S. 8)

 

5

I

mhm, und jetzt 'ne Letzte noch, das ist unten auf der Seite 344, da ham Sie unterstrichen wenn man Menschen für sich gewinnen will, gibt es nichts Besseres, als sie um Gefälligkeiten zu bitten, fast allen macht es Freude, sie zu erweisen. und dazu haben Sie geschrieben ich kann mir eigentlich nicht vorstellen dass man mit der Strategie Erfolg hat.

 

 

10

 

 

 

15

 

 

 

L

(--) also (-) ich hatte irgendwie bei ihm so ja, das kam mir in dem Moment so für mich rüber dass ähm alle Leute irgendwie eben so- so richtig gerne sich anbieten oder so und ich hab hier ähm so für mich die ä- vielleicht einfach weil's auch an meinen Erfahrungen liegt das Gefühl, dass wenn man irgendwie dauernd nur was von Leuten will oder so dass sie dann überhaupt gar keine Lust äh haben sich mit einem abzugeben oder so sondern das ist irgendwie wenn schon entweder ausgewogener sein müsste irgendwie so 'n Geben und Nehmen irgendwie, oder man aber ähm (--) ja ich glaub von äh also Menschen für sich gewinnen macht man erstmal so auf 'ner anderen Ebene indem man einfach noch nichts irgendwie von ihnen will oder so sondern vielleicht ihnen höchst- also eher so ähm Aufmerksamkeit entgegen bringt ähm und ihnen zuhört oder so also so 'ne Art Wertschätzung oder so aber das klang mir irgendwie zu (-) zu banal irgendwie also oder oder so (-) ja ich weiß gar nichtso seh- sehr simpel irgendwie

20

 

I

also Ihnen fremd sie *haben ja* gesagt so sie haben eigentlich mehr Erfahrung gemacht dass man dann nichts mehr kriegt. mußten sie da an bestimmte Erfahrungen denken?

 

25

 

 

 

30

 

 

 

L

*ja, mhm* hmm (---) nee nicht so di- also es war vielleicht eher so 'n- so 'n Resumee aus so Versuchen die man auch mal gemacht hat irgendwie mit andern Leuten in Kontakt zu kommen und irgendwie immer so- immer noch so ja will mal sagen dass man so den andern überhaupt richtig erstmal kennenlernt wie weit man gehen kann oder irgendwie was ja auch vielleicht- vielleicht hab ich dann auch ähm eher speziell an an jemand anderes gedacht der eigentlich immer ähm damit auf die Nase fällt dass er irgendwie andern Leuten 'n Gefallen tut, die einfach irgendwie so was scheinbar nur so dahersagen ach es wär ja mal schön wenn ich da und da mehr drüber wüsste und er legt sich dann in's Zeug und kriegt dann nicht mal 'n Danke gesagt weil die Leute es einfach nur so dahe- die konnten sich dann da teilweise nicht mal mehr dran erinnern dass sie mal gesagt haben dass sie irgendwie die und die andre- (Band-Ende)

35

I

also 'n Bekannter von Ihnen

 

 

 

L

ja wo wo ich irgendwie so spez- dem das irgendwie immer so geht und deswegen denk ich dass es irgendwie nich so 'ne Strategie mit der man irgendwie ((lacht)) glücklich werden kann also sei es nun ob man von andern was erwartet oder ob man immer geneigt ist andern ihre Sachen zu erfüllen.

2.2.3.3 Aktuelle Lebensthematik

1

(S.1)

I

gut. jetzt hab ich zum Abschluss noch eine Frage. also ich hab ja- ähm wir ham jetzt viel über des Buch gesprochen, beim ersten Mal ham mer viel über Lesen gesprochen und ich hab ja so- oder ich frag mich ob des- ähm der Prozess des Lesens und wie jemand einen Roman liest ähm ob es da Zus- 'n Zusammenhang so zu seinem Leben und zu Ihnen als Person gibt und jetzt wollt ich Sie fragen, ob Sie mir mal kurz sagen könnten was so im Augenblick so die relevanten Dinge in Ihrem Leben sind die Sie beschäftigen. einfach so von der Thematik her.

5

 

 

 

10

 

L

ähm ja im Moment ganz klar äh Studienabschluss ähm alles was damit zu tun hat irgendwie halt ähm Job suchen Bewerbungen schreiben ähm und dann ähm isses eigentlich äh so gut wie hundertprozentig sicher dass ich also bis spätestens Oktober hier aus G. ähm weg sein werde, wobei ich noch nicht konkret weiß wo- wo's mich letztlich hinver- äh und irgendwie vielleicht solche Ideen wo man denn landen könnte ähm überhaupt wie's dann weitergeht irgendwie hier vielleicht so nachlassendes Interesse auch irgendwie neue Leute oder überhaupt äh also kennenzulernen oder Kontakte zu pflegen weil alles schon so 'n bisschen so auf Abbruch (-) eingestellt ist.

 

15

I

mhm also da würden *Sie* sagen das ist für Sie so im Augenblick *das* vorder *gründige* Thema. und gibt's noch andere Themen die so in Ihrem Leben grad 'ne Sie beschäftigen? oder finden die keinen Raum.

 

 

 

20

 

L

*das* *das is* *ja* das is vielleicht also das is vielleicht das wovon alles ausgeht also vielleicht aber auch ähm eben so neuen Auftrieb dadurch wieder zu kriegen was Neues anzufangen neue Leute kennenzulernen sich überraschen zu lassen was kommt irgendwie und ähm gucken was ja (---) sonst (-) im Moment da ja im Moment dreht sich halt wirklich noch viel jetzt um die Prüfungen die ja halt erstmal gemacht werden wollen und so der Rest ist halt echt schon so 'n bisschen so auf Abbruch eingestellt irgendwie mal gucken was passiert

 

I

also Überstieg in 'ne neue Lebensphase

25

L

ja so was halt irgendwie schon so Gedanken wie pack ich mein ganzes Zeug ((lacht)) zusammen gar nicht mehr hier so viel kaufen und (--)

 

I

und so das Thema Familie oder so was is das für Sie?

 

L

im Moment eigentlich

 

I

gar nich

 

L

gar nich.

30

I

mhm?

 

L

eher so (-) im Moment eben nich nich wichtig nich relevant und eher so Neuau- anfang gucken was man alles so machen kann ne? ((lacht))

 

I

okay gut.

2.2.4 Nachbefragung

A Bewertung und Verständnis des Buches

I: Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

L: also eher zähflüssig und zum Teil 'n bisschen ärgerlich also es war dann doch nicht so wie ich erst erwartet hatte.

I: Welche Person(en) haben in der Geschichte für Sie eine besondere Rolle gespielt?

L: ähm auf jeden Fall die Luisa, fand ich und (----) ja eigentlich ((lacht)) 'ne ganze Reihe, also ich fand auch die ähm Victoria hatte 'ne besondere Rolle und eben ich muss immer an diese Frau denken die er immer im Hauseingang getroffen hat. ich fand also die ja die überhaupt keinen Namen hat ne das ist nie rausgekommen

I: Welche Person hat Ihnen in dem Roman am besten gefallen?

L: hm schon die Luisa.

I: Konnten Sie mit diesen Personen auch gut mitfühlen?

L: ja, doch

I: Gab es Personen /eine Person, die Ihnen in ihrem Verhalten und ihren Gefühlen fremd war(en)?

L: hm richtig fremd, eigentlich nicht. also nicht dass ich sagen würde ähm ich bin so oder auch ich bin teilweise so wie die aber so n- nichts wo ich jetzt sagen würde das wär total daherkonstruiert oder das kann ich mir nicht vorstellen. (mhm) Vielleicht so am ehesten is noch so 'n bisschen ähm äh ja nur so umrisshaft diese Krankenschwester geblieben also die Geliebte von dem äh (I: die Eva oder so hieß die glaub ich ne?) Eva ja. also da von der kam persönlich wenig irgendwie rüber

I: Gab es für Sie Schlüsselstellen, bzw. einzelne Episoden, die für Sie eine Rolle gespielt haben? Können Sie diese kurz beschreiben und sagen, welche Bedeutung diese Stellen für Sie hatten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben, an was Sie dabei denken mußten?

L: also ähm (-) Schlüsselstellen höchstens im Hinblick halt darauf dass ich irgendwann eigentlich schon so diese Sichtweise von Victor irgend- also geteilt hab, mich drauf eingelassen hab, und das schon ähm soweit erst mal ganz okay fand und dann (I: welche Sichtweise jetzt?) von Victor also so wie er das so empfunden hat auch irgendwie äh ja so sein sein allgemein seine Situation wie er sie da beschrieben hat, aber dann irgendwie nach dieser Begegnung mit der Victoria hab ich ihm irgendwie nicht mehr so geglaubt. da äh war er auf der einen Seite dann so 'n bisschen unglaubwürdig was das anbelangt, aber auch so eben eher so dieser selbstmitleidige Aspekt kam da raus und dann, (-) wurd er mir so 'n ziemlich unsympathisch ((lacht)) irgendwie (I: mhm, noch weitere Schlüsselstellen so?) hm nee?

I: Gab es in dem Buch Ereignisse und/oder Wendungen, die für Sie überraschend waren? Welche? Können Sie diese bitte kurz schildern?

L: ja der Schluss vor allen Dingen ähm also äh dass der Eduardo halt auch äh ne Geliebte hat, gut so was also dass die Möglichkeit dass er überhaupt irgendwie selbst äh auch nicht vielleicht der treuste Ehegatte war die war schon da weil ja auch offenbar die Marta irgendwelche- ähm sich irgendwie ja weiß ich nicht also irgendwie jedenfalls bei ihm nicht das gefunden hatte was sie so für sich offenbar gesucht hat aber dass es dann halt ähm so konkret war dass er äh- dass sie auch in London dabei war seine Geliebte, und auch mit dem ähm Kind und dass sie dann dabei ähm auch noch ums Leben gekommen ist äh das kam eigentlich schon ziemlich überraschend alles also. ähm das war jetzt überhaupt nicht zu erwarten. (I: noch anderes was für Sie überraschend war?) ähm so Kleinigkeiten eigentlich hätte ich zum Beispiel auch erwartet dass die ähm Luisa in dem M oment wo er ähm also seine Identität im Grunde preisgibt äh sich nich so schnell äh ja ähm von ihm einwickeln läßt irgendwie, also ich hätte gedacht ihr ((ausatmen)) nicht unbedingt ihr Ärger aber ihre Distanz wär zunächst mal größer dass sie auch vielleicht auch vor allen Dingen 'n Bedürfnis hat erstmal rauszufinden ähm was ihre Schwester möglicherweise in ihm gesehen hat und er vor allen Dingen auch in in ihrer Schwester, also was er sich da vorg- so was halt einfach. weil ich fand es klang ja schon stellenweise an dass sie ja auch so 'n bisschen irgendwie mit ihrer Schwester Probleme hatte weil sie ja- also so was sie von ihrer Kindheit dann erzählt hatte da bei dem Essen also deswegen hätt ich's natürlicher gefunden wenn nicht sofort so 'n Einvernehmen ähm hergestellt worden wäre. und auch wei- hat sie ihm ja doch sehr viel zugebilligt ähm äh als sie gemeint hat s ie erzählt's auch noch dem Eduardo aber äh wartet noch bis dann und dann dass er also größtmögliche Handlungsspielräume da noch hat das fand ich schon also sehr entgegenkommend weit mehr als man hätte erwarten können eigentlich.

I: Gab es für Sie Unklarheiten oder Verständnisschwierigkeiten?

Wenn ja, können Sie bitte kurz darlegen, um welche es sich handelt?

L: nee, das eigentlich nicht.

I: Gab es Verständnisschwierigkeiten, die sich im weiteren Verlauf der Lektüre klären ließen?

(I: dann gab's auch keine die sich im weiteren Verlauf klären ließen.)

I:Hat Sie an dem Buch etwas gestört? Wenn ja, was?

(I: das haben Sie ja eigentlich schon gesagt, ne? das war ja hauptsächlich der Stil und dass es) ja (I: für sie sehr konstruiert war, ne?) die langen Sätze halt und diese Einschübe in Klammern und auch diese Schilderungen des Fernsehprogramms

I: Hat das Buch Ihre Erwartungen erfüllt?

L: nee in dem Sinne eigentlich nicht. weil ich mir halt mehr Handlung ähm vorgestellt hatte, ähm während es so eigentlich nur ein großes Zwischenspiel war bis zu dem Zeitpunkt wo dann die Reaktionen klar wurden der Beteiligten. und an an Geschichte selbst ist ja im Grunde wenig passiert also

I: Ist Ihnen an der Art, wie das Buch geschrieben ist, etwas besonderes aufgefallen? (z.B. sprachlicher Stil, Perspektive des Erzählers etc.)

L: hm (--) (I: also Perspektive des Erzählers sprachlicher Stil gut da hatten Sie schon was zu gesagt ne?) nee aber sonst eigentlich darüber hinaus (--) weniger jetzt.

I: Würden Sie das Buch weiter empfehlen? Wenn ja, wem?

L: ähm unter Umständen scho- also käme immer natürlich drauf an wem man das empfiehlt also (I: wenn ja wem. ((lacht)) ähm (-) also ich denke schon dass es ähm Leute gäbe wo ich wo ich denke dass es interessant wäre äh weil ich sie soweit kenne dass sie das ähm sicher gerne lesen würden. vielleicht auch aus dem Grund bei einigen zumindest um vielleicht deren Meinung dann mal zu hören. irgendwie dazu. (und wer wär das ?) hm halt so Studienkollegen im Wesentlichen (I: hauptsächlich Männer oder Frauen) (--) hm (-) eigentlich eher Männer. (mhm) bei 'ner Frau glaub ich w- wüsst ich jetzt nicht spontan wem ich das empfehlen würde aber.

I:Würden Sie jemanden vor dem Buch warnen? Wenn ja, wen?

L: also richtiggehend warnen eigentlich nicht. also ich würd zwar schon sagen was mir nicht so gefallen hat, aber ich denke dann muss derjenige selbst sehen ob das auch Kriterien für ihn sind zum Beispiel sprachlicher Art oder so und dann (I: fällt Ihnen da jemand bestimmtes ein den Sie warnen würden?) hm tja dann doch vielleicht eher an zwei Freundinnen von denen ich wüsste dass sie ja auch mehr so 'ne Geschichte oder 'ne Handlung haben und wo ich denke da isses vielleicht weniger.

I: Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Buch noch einmal lesen werden?

L: hm stellenweise vielleicht also einzelne Passagen oder Episoden also meinetwegen denk ich vielleicht noch mal die ganze Geschichte mit der Victoria, (mhm) solche so was (I: warum grade die?) weil ich glaub ich mir's vielleicht doch noch mal mit 'nem gewissen zeitlichen Abstand das angucken wollte ob das wirklich immer noch so unglaubwürdig dann für mich rüberkommt oder ob ich dann vielleicht bei bei dem Lesen jetzt was übersehen hab oder so, also ich denk ich würd auch vielleicht gern dann irgendwie noch mal später diese Szene wo er also der Luisa hinterhergeht nach dem Restaurant irgendwie so was dann noch mal lesen. aber nicht das ganze Buch jetzt unbedingt von vorne bis hinten. (I: also eher so Stellen die Ihnen so unglaubwürdig vorkamen um zu gucken ob Sie die doch noch irgendwie) ja ob das vielleicht auch einfach nur an an meiner momentanen ja Situation lag dass ich einfach irgendwie nicht so gewillt war das so aufzunehmen wie's vielleicht gemeint war ja also mit 'ner sehr einseitigen Sichtweise da rangegangen bin (mhm)

I: Bitte bewerten Sie abschließend das Buch als Ganzes: Berücksichtigen Sie dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte:

L: ähm sehr viel Selbstreflektionen, zum Teil halt sehr langatmig und doch im Endeffekt wenig Handlung.

B Skizzierung des Rezeptionsverlaufs

I: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gelesen? (Zeitraum)

L: ähm ich bin glaub ich (-) Ende Ende Januar Anfang Februar hab ich glaub ich angefangen (ja, 03.02. Anfang Februar) ja also bis äh ja jetzt vor 'ner Woche, (I: also zwo drei Monate) mhm wobei ich aber zwischendurch immer längere Pausen auch hatte.

I: Können Sie bitte mit einigen Worten kurz beschreiben, wie das Lesen des Romans verlaufen ist? (Beginn, Reinfinden in das Buch, kontinuierliches Lesen, Wo gelesen, bei welcher Gelegenheit, Durststrecken, auf das Ende zu)

L: ähm am Anfang ging's eigentlich ziemlich gut und dann da hab ich auch ähm eigentlich relativ kontinuierlich dran gelesen, und es lief auch glaub ich so wie's ja ich würd mal sagen so bis zur Hälfte, vielleicht oder etwas mehr als die Hälfte so um den Dreh jedenfalls ähm und da wurden zum ersten Mal also da wurd's dann doch 'n bisschen so einfach langatmig und die Lust das wieder in die Hand zu nehmen war nicht ganz so groß, und ähm dann aber so ähm ja im letzten Drittel, da isses mir manchmal sogar auch 'n bisschen schwergefallen irgendwie weil da war's dann eher so auch teilweise so 'ne Unlust irgendwie grad wenn- wenn dann so Szenen waren wo ich irgendwie mich geärgert hatte und es dann beiseite gelegt hatte und dann dachte ah jetzt mal sehen wie das weiter geht und dann nicht ähm so die richtige Lust hatte teilweise. aber dann doch irgendwie natürlich ich schon noch wissen wollte wie's wieder a usgeht ((lacht)) und war dann mehr so was Grundsätzliches

I: Gab es längere Pausen beim Lesen, d.h. konnten Sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen nicht in dem Buch lesen? Wenn ja, was waren die Gründe?

(I: also die Pausen so die ja dann doch von einigen also es waren ja schon längere Pausen drin auch war das so durch Lust Unlust bestimmt oder ähm) also ähm zum Ende hin sind die Pausen sicher länger geworden es war sicher nicht nur ähm wegen dem Buch sondern weil auch so bei mir ähm einiges dann auch noch zu tun war und so weiter also aber andersrum gesagt wenn es mich richtig getrieben hätte hätt ich auch die Zeit ((lacht)) gehabt ähm mehr und schneller drin zu lesen aber so ähm sagen wir's mal so ähm war's nicht äh war's manchmal ganz angenehm 'ne Ausrede zu haben ähm nicht weiter ((lacht)) dran zu lesen sondern erst mal jetzt dieses oder jenes zu machen.

I: Haben Sie während des Lesens bewusst Seiten übersprungen? Wenn ja, warum?

L: nee

I: Ist es Ihnen leicht gefallen, das Buch zu lesen?

(I: das haben Sie auch schon gesagt ne ?) L: eigentlich nicht (I: also hauptsächlich gegen Ende schwerer) ja also der Anfang da so das erste Drittel ging gut, aber dann wurde es immer zähflüssiger

I: Hat es Ihnen Spaß gemacht, das Buch zu lesen?

L: anfangs ähm auf jeden Fall aber dann, war's eher mehr so um an's Ende zu kommen und zu wissen was jetzt noch kommen kann was noch passiert irgendwie

I: Gab es beim Lesen Momente, dass Sie die Lektüre unterbrochen haben, weil Ihre Stimmung sich veränderte, so dass Ihnen nicht mehr nach Lesen zumute war? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: hm ja schon ein zwei Mal dann auch ähm ja vielleicht ja eher so gegen Ende halt also im letzteren Teil vielleicht nicht ganz am Ende dann aber (I: können Sie sich noch an die Stellen erinnern wissen Sie's noch?) also eben einmal ähm irgendwie in dem Bereich wo er- ich weiß gar nicht ob's genau an dem Punkt is oder kurz danach jedenfalls wo er bei bei Celia in die Wohnung geht zum Beispiel um dann zu gucken was jetzt wirklich Sache war und das ist so 'ne Stelle einfach wo (mhm) wo ich dann keine so ((lacht)) richtige Lust mehr hatte.

I: Gab es Momente, dass Sie so etwas wie "Vorfreude auf das Buch" wahrgenommen haben? Wenn ja, wissen Sie noch, wann das war?

L: anfangs sicher schon ja.

I: Haben Sie parallel zu diesem Buch weitere Bücher gelesen? Wenn ja, welche?

L: eins dann noch irgendwie zwischendurch (I: welches?) Kongress äh wie heißt denn der Autor hab ich wieder vergessen ich kann mal grad schnell gucken (----) Ernst Wilhelm Händler Kongress

I: Haben Sie zu Beginn der Lektüre den Klappentext gelesen? Wenn ja, was hat dieser in Ihnen ausgelöst?

L: ja (I: was hat das bei Ihnen ausgelöst?) ja so diese Erwartungshaltung dass ähm eigentlich durch diese ungewöhnliche Konstellation jetzt eigentlich ähm schon irgend 'ne interessante Geschichte kommt also die auch so Einblicke in so das Dasein oder das Wesen der Beteiligten ermöglicht

I: Haben Sie während des Lesens manchmal das Gefühl gehabt, ganz in die Lektüre zu versinken? Wenn ja, wo?

L: bei- in dem eigentlich nicht nee

I: Ist es während der Lektüre vorgekommen, dass Sie sich bewußt gemacht haben, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt? Wenn ja, an welcher Stelle und mit welcher Wirkung?

L: also das Gefühl war eigentlich stellenweise immer da dass es irgendwie also ich fand der zum Teil war es halt eben sehr romanhaft und nicht so real wie ich das schon mal aus anderen Büchern kenne wo man irgendwie das Gefühl hat also es ist ziemlich real. (I: und wo würden Sie sagen war es sehr romanhaft?) eben diese Stellen wo ich ihm nicht glaube dass er nicht entscheiden kann ob äh er da seine ehemalige Frau oder 'ne Prostituierte hat einsteigen lassen auch dass man irgendwie der Luisa solange durch die Schaufenster hinterhergucken kann so genau und detailliert al- das fand ich dann so 'n bisschen so (-) (I: sehr fiktiv) sehr fiktiv m- mir kam auch so 'n bisschen dieses ähm diese eine Szene wo er mit seinem äh Bekannten auf der Rennbahn ist und wo sie diese beiden Frauen treffen also die Assistentin da des Königs und ihre Bekannte ähm auch so 'n bisschen irreal vor irgendwie die Gesprä che die sich da ergaben und so das war alles so (-) weiß nicht so. (--)

I: Haben Sie, während der Zeit, als Sie das Buch lasen, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, worüber, mit wem?

L: ja (das haben Sie vorher erwähnt ja ne?) ja (I: mit wem? und worüber) ähm im Grunde halt auch mit zwei ähm Studienfreunden die auch äh der eine hatte halt zunächst mal noch gar nichts von ihm gelesen aber schon davon gehört und der andere hatte halt vor einigen Jahren schon mal was von ihm gelesen und dann hatten wir halt auch so über den Stil- und so aber halt nicht dieses Buch sondern andere (I: mhm also hauptsächlich über den Stil *nicht* über die Handlung) *ja* ja weil eben das Buch war ja sowieso ganz neu und das kannte denn erstmal nur ich

I: Haben Sie, nachdem Sie das Buch gelesen haben, mit anderen Personen darüber gesprochen? Wenn ja, mit wem, worüber?

L: hm bisher noch nicht

I: Sind Sie in der Zeit, als Sie das Buch lasen, von jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch angesprochen worden? In welcher Hinsicht?

L: ja schon so von zwei drei Leuten die dann so gefragt haben irgendwie ähm na wie is äh wie weit biste lohnt sich's (I: nach Bewertungen ne) joah. mhm

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Buch verschafft? Wenn ja, womit und welche?

L: nee jetzt weiter eigentlich nicht

I: Haben Sie sich in der Zeit, als Sie das Buch lasen, Informationen zum Autor besorgt? Wenn ja, auf welchem Weg?

L: ähm auch nicht

2.2.5 Vorauserzählung

Da Victor sich ja wie angegeben zu erkennen geben wird, denke ich, dass Luisa zunächst entsetzt bzw. abgestoßen sein wird. Sie bezichtigt ihn möglicherweise böser Absichten, persönlicher Abgründe, weil er sich nach dem Tod Martas nicht der Familie gestellt hat.

Mit der Zeit nach einigem Nachdenken wird Luisa aber interessiert sein zu erfahren, was sich an dem fraglichen Abend zwischen ihm und ihrer Schwester tatsächlich abgespielt hat. Luisa wird wissen wollen, welche Absichten Victor hatte, ob er ernsthaft an Marta interessiert war und umgekehrt.

Nach der Befriedigung ihrer Neugier wird Luisa den Kontakt zu Victor nicht aufrechterhalten; vielleicht halten sie lose Kontakt oder begegnen sich zufällig (falls Victor noch weiter für ihren Vater arbeitet). Luisa entschließt sich, ihr Wissen für sich zu behalten und wird auch Martas Mann nicht einweihen. Schon deshalb wird sie versuchen, Begegnungen mit Victor weitestgehend zu vermeiden, damit er keine Gelegenheit bekommt, seine Rolle auch anderen Familienmitgliedern zu enthüllen oder gar anzudeuten, dass sie die Wahrheit kennt.

Victor muss erkennen, dass Luisa, die er ziemlich interessant findet (was nicht notwendigerweise heißen muss, dass er in sie verliebt ist) sich über Belange, die ihre Schwester betreffen, nicht weiter hinaus für ihn interessiert und ihm sogar auszuweichen versucht. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihr Verhalten zu respektieren.

Inhalt | Einleitung | 2 | 2.3 | 2.5

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