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Gruppentraining zur Angstbewältigung

Sollte sich herausstellen, dass Ihr Kind unter einer sozialen Phobie leidet, werden wir Ihnen ein entsprechendes Training anbieten, in dem es Ziel ist, Ihnen und Ihrem Kind dabei zu helfen, die sozialen Ängste zu vermindern. Das Training umfasst 12 Termine, die jeweils 100 Minuten dauern und wöchentlich stattfinden. Ihr Kind wird dann mit ca. 4-7 anderen Kindern in einer Gruppe an dem Training teilnehmen.

Nach dem Training würden wir gerne die Untersuchung, bei der das Kind vor Beobachtern eine Geschichte erzählen und Rechenaufgaben lösen soll mit Ihrem Kind noch einmal durchführen, um daran zu sehen, welche Auswirkungen das Training auf die Reaktionen Ihres Kindes in dieser sozialen Anforderungssituation hat.

Bei manchen Kindern wir es vor dem Training noch eine Wartezeit von etwa 4-5 Monaten geben, dann werden die Untersuchungen nach dieser Wartezeit durchgeführt und das Training beginnt direkt im Anschluss daran.
Das im Folgenden zusammengefasste Gruppentraining, das im Rahmen des Projekts "Mut steht dir gut!" eingesetzt wird, wurde von Brunna Tuschen-Caffier, Sigrid Kühl und Caroline Bender entwickelt und ist 2009 im Hogrefe-Verlag veröffentlicht worden.


 

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Inhalte des Trainings

Das Training setzt sich aus 5 verschiedenen Abschnitten zusammen. Im ersten Abschnitt werden die Kinder auf den Sinn und Zweck der Übungen vorbereitet. Ein verbessertes Verständnis für das Ziel der Übungen und die angenommene Wirkung kann die therapeutische Wirkung und die Motivation erhöhen.

In Teil 2 geht es um die Veränderung von nicht hilfreichen Gedanken. Hier werden die Kinder zunächst mit einem neuen Verständnis von Angst vertraut gemacht und lernen, sich selbst und ihre Angst genau zu beobachten. Problematische Gedanken (sog. "Angstmacher") werden für jedes Kind herausgearbeitet und alternative Gedanken (sog. "Mutmacher") entwickelt. Diese werden in gezielten Übungen angewendet und im weiteren Verlauf des Trainings immer wieder besprochen.

Im dritten Abschnitt werden neue Verhaltensweisen aufgebaut. Es erfolgen ein Training sozialer Kompetenzen sowie eine erste Konfrontation mit schwierigen Situationen aus dem Alltag der Kinder in Form von Rollenspielen. Die Rollenspiele in der Gruppe bieten einen sicheren Rahmen, neue Verhaltensweisen zu erproben, einzuüben und diesbezüglich Selbstsicherheit zu gewinnen.

Im vierten Teil können die Kinder die neu erworbenen Kompetenzen in realen Situationen erproben. Die Auseinandersetzung mit Angst auslösenden Situationen dient dem Ziel, die Gewöhnung daran zu fördern und Ängste abzubauen. Zudem können vorherige Befürchtungen in der realen Situation überprüft werden.

Bei allen Rollenspielen und Konfrontationsübungen wird darauf geachtet, Situationen zu trainieren, die für das einzelne Kind auch wirklich relevant sind. Dazu entwickelt jedes Kind zuvor unter Anleitung eine persönliche Angsthierarchie.
Um die Übertragung der erworbenen Kompetenzen in den Alltag der Kinder auch nach dem Training zu fördern, schließt sich der Abschnitt "Selbstmanagement" an. Die Kinder führen selbstständig, als "Training ohne Trainer", weitere Übungen durch, über die sie regelmäßig berichten (durch das Zusenden von Protokollbögen).


Aufbau des Trainings

Das Training setzt sich aus 12 Gruppensitzungen zusammen. Es wird jeweils von zwei speziell geschulten Dipl.-Psychologen/innen geleitet. Die Gruppentreffen finden einmal wöchentlich statt. Eine Gruppensitzung dauert 100 Minuten. Die einzelnen Gruppentreffen der Kinder laufen in ähnlicher Weise ab, um eine vorhersehbare Struktur und damit einen sicheren Rahmen der Gruppentreffen für die Kinder zu gewährtleisten. So wird ein Treffen in der Regel mit einem Gruppenspiel begonnen, dann folgt ein Überblick über die kommende Sitzung durch den Therapeuten, anschließend werden Hausaufgaben besprochen und schließlich wird mit dem Themenschwerpunkt der Sitzung angefangen. Der Themenschwerpunkt beinhaltet aufeinander aufbauende Übungen, die auf den Alltag übertragen werden können. Nach etwa der Hälfte der Zeit wird eine zehnminütige Pause eingelegt. Die Pause ist als unstrukturierte Zeit gedacht, in der die Kinder allein oder miteinander spielen oder sich mit anderen Aktivitäten beschäftigen können. Dies bietet eine gute Gelegenheit zur Beobachtung von z.B. gruppendynamischen Prozessen. Am Ende des jeweiligen Themenschwerpunkts fasst die Gruppe das aktuelle Treffen zusammen, was schriftlich festgehalten und allen Teilnehmern mitgegeben wird. Jeder Termin wird mit einem Abschlussritual beendet.


Kindgerechte Gestaltung und Gruppenzusammenhalt

Es wird besonderer Wert auf die Verständlichkeit der Programminhalte und den Nutzen der spielerischen Motivation der Kinder gelegt. Daher kommen, wie erwähnt in jeder Sitzung Gruppenspiele zum Einsatz. Darüber hinaus stehen den Kindern für die Pause verschiedene Gesellschaftsspiele, Material zum Malen und Basteln o.ä. zur Verfügung. Dies soll die Kinder zur Eigeninitiative für die Gestaltung von Kontakten zu anderen Gruppenmitgliedern anregen.

Die Arbeitsmaterialien sind z.B. mit Comic-Figuren angereichert oder in Form von Lückentexten bzw. Quizfragen gestaltet. Diverse Aspekte des Programms dienen der Förderung des Gruppenzusammenhalts. So stellt jede Gruppe zu Beginn wichtige Gruppenregeln auf. Ferner erhalten die Kinder immer wieder Aufgaben zur Förderung des Kontakts untereinander.
 

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Die Teilnehmer erhalten in jeder Sitzung Hausaufgaben zur Vertiefung der Inhalte der Sitzungen und zur Förderung der Übertragung des Erlernten auf den Alltag. Beispiele hierfür sind ein Lückentext, in dem Aspekte zur Angst und ihrer Bewältigung wiederholt werden, oder praktische Übungen wie die Aufforderung, sich in einer bestimmten Schulstunde zu melden. Zu Beginn eines jeden Treffens werden Erfolge bzw. Misserfolge bei den Hausaufgaben besprochen und die Kinder zur Selbstverstärkung angeregt.

Zur Motivierung der Kinder für die Mitarbeit während der Treffen, zur Erledigung der Hausaufgaben sowie für die Bewältigung schwieriger Aufgaben wird ein Belohnungsprogramm eingesetzt.

Gruppenmanagement

Die Arbeit in den Gruppen erfolgt anhand klarer Regeln und Strukturen. Die sich daraus ergebende Vorhersehbarkeit und Transparenz kann zum einen die Ängste der Kinder vor der Gruppe reduzieren. Zum anderen können so bestimmte Abläufe besser verstanden werden, welches mit Hinblick auf den Selbstmanagement-Ansatz eine wichtige Voraussetzung für die Übertragung von erworbenen Kompetenzen in den Alltag ist. Diese Regeln und Strukturen finden sich im einheitlichen Ablauf der Sitzungen wieder sowie in den gemeinsam definierten Gruppenregeln und klaren Instruktionen und Ableitungen der Übungen im Rahmen der kognitiven Vorbereitung.

Ein weiterer wichtiger Bestandheit der Gruppenarbeit ist der Umgagn mit Störungen. Störungen haben generell Vorrang. Tritt ein Problem auf, wird die inhaltliche Arbeit unterbrochen und gemeinsam das Problem bearbeitet und gelöst. Vor allem bei zwischenmenschlichen Problemen der Kinder untereinander (Streit, Hänseleien) ist ein direktes Eingreifen und  Problemlösen wichtig, bei dem auch die Kinder mit einbezogen werden. Soziale Kompetenzen können so an einem konkreten Problem geübt werden. Zudem können die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Kinder positiv beeinflusst werden, wenn sie erleben, dass sie problematische soziale Situationen lösen können.

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